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General-Anzeiger für Chemnitz und Umgegend : 03.02.1899
- Erscheinungsdatum
- 1899-02-03
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512384843-189902034
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512384843-18990203
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-512384843-18990203
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungGeneral-Anzeiger für Chemnitz und Umgegend
- Jahr1899
- Monat1899-02
- Tag1899-02-03
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- Nr. 28. - 1S9S. — Dies« verbreitetste unparteiische Leitung erscheint Wochentag- Abends (mit Datum des nächsten TageS) und lostet mit den fünf wöchentlichen B eiblättern: Meine Botschaft, Sächsischer Erzähle»; Gerichts-Zeitimg- SSchfisches Allerlei, Jllustrirtes Unter- haltnngsblatt, bei den Postanstalte» und bei den Ansgabestellen monatlich 40 Pfennige, 189S- Postliste: Nr. 2877. Lllkgramm - Adresi?: Sku»ala„je!ger, lkernspreaMtlle Nr. u»!. General- Freitag, den 3. Februar. für Chemnitz und Umgegend. (Sächsischer Lande«-Anzeigerl. — Gegründet 1878 als „Anzeiger" ie. Verlag und Rotatio«Smaschinen-Drnik von Alexander Wiede in Chemnitz, Thoaterflraste Nr. 8» Anzeigeupreis: ögespalten» LorpnSzeile (ca.9 Silben fassend) oder deren Raum 16Pfg. (Preis verzeichnisse L Zeile 20 Pfg.) — Bevorzugte Stelle (6 gespalten« Petit-Zeile circa 11 Silben fassend) 30 Pfg. — Anzeigen können mir bis Vormittag 10 llhr angenommen werden, da Druck und Arrbreitnng der grossen Auslage längere Zeit erfordern. Geschäftliche Anzeiger-Inserat« finde» für billigsten Preis zugleich Verbreitung durch di« täglich erscheinende Chemnitzer Eiseilbahn-Zettiiitg. Amtliche Anzeigen. Handelsregister!-Eitttraguttgen. Auf dem die Firma „Knauth L Co." in Kappel betreffenden Folium 587 wurde verlantbart, daß die Firma aufgelöst und Herr Ernst Max Knanth in Kappel Liquidator ist, aus dem die Firma „Zimmermann, Langer L Co., Gesellschaft »Nit beschränkter Haftung" in Kappel betreffenden Folium 647 wurde verlantbart, daß der Gesellschaftsvertrag durch Beschluß vom 26. Januar 18S9 abgeändert worden ist und daß d! Knanth s- Co., Gesellschaft mit aus dem die Firma „I. Max L . . Folium 3404 wurde verlantbart, daß Herr Johannes Max Schneider nicht mehr Inhaber ist und daß Herr Kaufmann Cnrt Franz Otto in Chemnitz Inhaber geworden ist. Zwangöversteigtrung. Dar im Gruudbuche ans den Namen Louis Cnrt Gieseman« eingetragene, in Hilbersdorf (Margarethenstraße 10) gelegene Grundstück, Nr. 204 des Flurbuchs, Nr. 592 des Brandkatastcrs, Folium 142 des Grund buchs für Hilbersdorf, bestehend aus Eckwohnhaus, Fabrikgebäude, Waschhaus mit Dampsmotorraum, sowie aus Garte» und Hofranm, geschätzt auf 80,780 Mk., soll an hiesiger Amtsgerichtsstelle zwangsweise versteigert werden und cS ist der 4» März 1809, Vormittags 0 Uhr, als Anmelretermitt, ferner der S1. März 1899, Vormittags 9 Uhr, als Bersteigernngstermtn, sowie der 4. April 1899, Vor mittags 11 Uhr, als Termin zur Verkündung des VertheilnngS- plins anberaunit worden. Die Nealberechtigten werden aufgefordert, die auf dem Grundstücke lastenden Rückstände a» wtederlehrenden Leistungen, sowie Kostenfordernngen spätestens in: Anmeldetermine aiiznmeldeii. Eine Uebersicht der ans dem Grundstücke lastenden Ansprüche und ihres Rangverhältnisics kann »ach dem Anmeldetermine in der Gerichtsschreiberei des lönigl. Amtsgerichts eiu- gesehen werden. Morgen Freitag von Vormittags 9 Uhr ab sollen tm Ber- steigerungsramne de« hiesigen JustizgebäudeS folgende Psaizpstütke, als: Möbel, Spiegel, Bilder, Nähmaschinen, Rcgulatenre, Geld- und Waaren- schränke, Ladentische, Regale, Pulte, PianinoS, 1 Zither mit Kasten, 1 Musik automat, Oelapparat«, Tafelwaagen. 8000 Stück Zigarre», 1 Billard, 1 Pökel faß, 2 Rasirstühle, 1 Kopirpresse, 1 Zweirad, 1 Korb« nnd 2 Kastenwagen. 1 Pferd, 2 Pferdedecken, 1 Pferdegeschirr, Küchengeschirre, 1 Rnndmaschine für Klempner, 1 Filtiirmaschiue, 2 Tanihourirmaschinen, Weiß- und Roth- weine in Oxhostcn, Fässer» und Flaschen, 4 leere Weinfässer, 400 Stück Neujahrskarte», Herrcnauzngstoffe, 14 S:ück Frauenröcke, 1 große Partie Atlasseide, gegen sasgrugg, Bezahlung versteigert werden,-- Deutscher Reichstag. 23. Sitzung vom 1. Februar 1899, 1 Uhr. Am Bnndcsrqthstische: Niemand. Erster Gegenstand der Tagesordnung ist die dritte Berathung der in der Sitzung vor 8 Tagen in erster und zweiter Lesung be- ralhcncn beiden Anträge Graf Hompesch (Zentr-) und Nickert (freis. Vg.) zum Jesnitengcsetz, von denen der crstere die Auf- Hebung des ganzen Gesetzes, der letztere dagegen nur die von 8 2 des Gesetzes (Ausweisungen ausländischer Angehörigen des Ordens bezw. Wohiisitzanwcisnng für inländische Mitglieder desselben) vorschlägt. Abg. I)i. Schaedler (Zentr.) befürwortet kurz die Annahme des Antrages Hompesch; es sei endlich an der Zeit, einem derartigen Ucberbleibsel aus der Zeit des Kulturkampfes ein Ende zn machen. Abg. Rickert (freis. Vg.) spricht die Erwartung aus, der Abg. Di-. Lieber werde die bei der früheren Berathung ans die Schweiz gerichteten Angriffe berichtigen, wo er gesagt habe, daß dort Frauen- nnd Königsmörder frei »mherliefcii. Abg. v,-. Lieber (Zentr.): Es hat mir gar nicht beikommen könne», die Schweiz zu beleidigen. Wen» Redakteure Schweizer Blätter sich heransnehmen, Einfluß nehmen zn wollen auf die Ver handlungen des Reichstages nnd die Gesetzgebung des deutschen Reiches, so weise ich das mit Entschiedenheit zurück. Hätte ich mich in meinen Worten mit einem zn scharfen Angriff vergangen, so würde mich der Präsident zur Ordnung gerufen haben. Das ist nicht geschehe», Es ist doch ein starkes Stück, wen» sich Schweizer Zeituugsrcdaktcurc in die Verhaiidlnngsfreihcit des deutschen Reichs tages cinznmischen unterfangen. Wo kämen wir mit solche» Rück sichten hin! Das Schweizer Volk steht mir viel zu hoch, nm es hier beleidigen z» wollen, wo es sich nicht vcrtheidigcn kann. (Beifall im Zentrum.) Abg. Graf Li»»»b»»»g-Sti»»«m (kons.): Die Haltung des Abg, Nickcrt hat mich nicht befremdet, Das Asylrecht der Schweiz ist doch tatsächlich den Nachbarstaaten unbequem. Die Rücksichtnahme ans das Ausland in Deutschland steht einzig da. In jedem anderen Parlament stchc» Alle für Einen nnd Einer für Alle gegen das Ausland. Wie stellen sich unsere Parlamentarier demgegenüber z. B. in der dänischen Frage? So etwas giebt es in der ganzen Welt nicht mehr. Abg. Bcvcl (Sog.): Die Aufregung in der Schweizer Presse ist hcrvovgcrufen durch die Behauptung des Abg. Lieber, daß die Schweiz ein Land sei, in dem Königs- und Frauemnörder gezüchtet würden (Zuruf aus dem Zentrum: „Nein, nein!") — frei umher« laufe». Es ist nicht wahr, daß derartige Mörder in der Schweiz umhcrlanfe». Das Asylrecht in der Schweiz ist im letzten Jahrzehnt systematisch eingeschränkt worden. Ei» Königs- und Frauenmörder, der heute nach der Schweiz käme, würde unzweifelhaft anSgcwiescn werden. Das österreichische Kaiserhaus hat sich veranlaßt gesehen, gegenüber der großartigen Theilnahme in der ganzen Schweiz beim Attentate auf die Kaiserin Elisabeth seinen Dank »»d seine An erkennung anSznsprechen. Der Abg. Lieber hat seine Aeußcrmig im Schlußrcserat gemacht, wo Niemand mehr dagegen rcagircn konnte. Daß das Ajylrccht den Herren ans der Rechten ei» Dorn im Auge ist, ist bekannt. Sind Sie denn aber sicher, daß Sie nicht in die Verlegenheit komme», auch davon einmal Gebrauch machen zu müssen? (Lachen rechts.) Es ist in den letzten Jahre» auch von sehr aristokratischen Personen in Anspruch genommen worden. Abg, Nickert (freis. Ver.): Ich bedaure, daß Graf Limburg «uch diese Gelegenheit benutzt hat, um seinem überreizten Nationalismus Luft zu machen. Ich finde keinen parlamentarischen Ausdruck, um seine haltlose Behauptung bezüglich der Gegner der Ausweisungs- Politik in Schleswig zurückzuweisen. Wenn das national sein soll, daß inan die Kinder desselben Landes mit derartigen haltlosen Be schuldigungen belegt, so erlaube ich dem Grafe» Limburg, sich die Krone des Nationalismus anfzusetzen. (Beifall.) Auch der Abg, Lieber hat ein Bediirfniß empfunden, seiner Aeußerung einer Inter pretation zn geben, die ihr daS Verletzende nimmt. Das schweizer Blatt sagt ausdrücklich, daß nur aus Haß gegen das schweizer Volk diese Aeußerung gefallen fei. Weil ich wußte, daß das unwahr sei, habe ich es für nationale Politik gehalten, derartige beleidigende Zu muthungen zurückzuweisen. Dem Grafen Limburg, überlasse ich seine nationale Politik. Was er über uns sagt, ist uns absolut gleich- giltig. (Lebhafter Beifall.) Abg. Lieber (Zentr.): Ich bin von den „Baseler Nachrichten" so stark angegriffen worden, daß ich gern die Gelegenheit zu der Er klärung benutze, um mich nochmals gegen die Ausführungen des Abg. Bebel zu wende», als ob ich behauptet hätte, daß in der Schweiz die Frauen- und Königsmörder gezüchtet würden. (Lebhafter Wider spruch: „Hat er zurückgenommen!") Wenn er dies zurückgenommen hat, so bin ich ihm dafür dankbar. Ich habe nichts davon gehört. Abg. Or. Sattle»! (nat.-lib.) verlangt nachdrücklich den endlichen Uebergang zur Tagesordnung. Er habe die Aeußerung des Abg. Lieber nicht für so verletzend gehalten. Jedenfalls aber sei cs gut, wenn die Reichstagsabgevrdneten in ihre» Acußernngen über das Ausland vorsichtiger würden. Abg. vr. Lieber (Zentr.): Ich habe nicht das Asylrecht der Schweiz angegriffen. Ich habe nur konstatirt, daß infolge des deutschen Gesetzes kein Mitglied der Gesellschaft Jesu das Asylrecht der Schweiz in Anspruch genommen hat. DaS^Di der springende Punlt, Dem Herrn vr. Sattler bin ich für smue Stellungnahme danlbar, aber Herrn Bebel's heutige Haltung rust »nein Erstaunen hervor; eS stimmt nicht mit den Aeußcrungen sonst und von gestern überein. (Zuruf bei den Sozialdemokraten.) Herr vr. Sattler möge aber die Güte haben, seinen Fraktionskollegen vr. Hieber ans Cannstadt zn ermahne», künftig mit der Hereinziehung fremder Staaten in die Erörterungen recht vorsichtig zu sein. (Zustimmung im Zentrum.) Damit ist die allgemeine Besprechung geschloffen. In der Einzel crörteruyg ergreift Niemand das Wort., Der Antrag der Grafen Hompesch, sowie des Abg. Nickert werden angenommen. Für den letzteren stimmen auch eine größere Anzahl Nalioiialli'beraler und Konservativer. Es folgt die dritte Berathung der in der gestrigen Sitzung in erster und zweiter Lesung erledigten, bez. einstimmig angenommenen beiden Slnträge der Abgg, Or. Bachen» (Zentr.) und Miinch Texbev (nat.-lib,), betreffend die He»avfetz»»»»a des Zolles für ungemusterte, tassctbindi'ge Gewebe ans Seide des Maulbeerspinners u. s. w. (die sogen. Pongces) auf 300 Mark pro 100 Kilogramm, und betreffend die Verzollnng reinseidene» Gewebe. Die Anträge werden ohne Erörterung angenommen. Dritter Gegenstand der Tagesordnung ist die erste, ev. zweite Berathung des von den, Abg. Nickert cingebrachten Gesetzentwurfes, betreffend Abänderung des Wahlgesetzes fit»' de»» dentfche»« Reichstag vom 3l. Mai 1869. Abg. Nickert (freis. Ver.) empfiehlt den Entwurf in längerer Ausführung, namentlich hinweisend ans die Vorgänge im Stolper Wahlkreise. Abg. Frhr. V. Stumm (Ncichsp.) bekämpft den Antrag, weil er nur Verwechselungen im Gefolge habe, den Wähler der Lächer lichkeit preisgebe. Die Heimlichkeit der Wahl verwerfe er überhaupt als Auswuchs des allgemeine» Wahlrechts, weil mit der Mannes würde unvereinbar. Windthorst sei ursprünglich ebenfalls für offene Wahl gewesen und habe erst später ans taktischen Gründen sich zu einer anderen Anschauung bekannt. Abg. Schaedlrv (Zentrum) tritt Namens des Zentrums lebhaft für den Antrag ein. Angesichts des leeren Bnndesrathstisches scheine cs leider, als ob jetzt beim Bundesrath der Papicrkorb die Haupt sache sei. Von „Manneswürde" sei erst recht nicht die Siede, wo versucht werde, mit materielle» Mitteln Wähler und Wahl zu beein flussen. Wiiuthorst sei nicht aus taktischen Gründen, sondern in Folge traurigster Erfahrungen zu einer anderen Ansicht gekommen. Wer es offen und ehrlich mit der Wahlfreiheit meint, muß auch für die loyale Durchsührnng sorgen, und das geschieht durch vorliegenden Antrag. Abg. Basse» mam« (nat.-lib.) tritt NamenS der National liberale» gleichfalls lebhaft für den Antrag ein nntcr Hinweis auf die Erfahrungen in Baden. Dort habe dieses Wahlverfahren keinerlei Mißstände, wie Stumm sie behaupte, und von irgend welcher Lächer lichkeit sei keine Rede, Abg. Kopsck) (sreis. Volksp.) ist für de» Antrag, und drückt seine Gcnngthuinig namentlich darüber aus. Laß anch die National liberale» je(t geschlossen sür Len Antrag zu stimmen gedächten. — Der Redner übt weiter namentlich an den zn kleinen Wahlbezirken Kritik. Diese Zwcrgwahlbezirke hättcn hauptsächlich den Zweck, das Wahlgeheimnis) illusorisch zu mache». Die Wähler würden ebenfalls dasür sorge», daß dieser Antrag, wie das Mädchen ans der Fremde, mit jedem jungen Jahre wiederkchre Abg, Aller (Soz.) spricht gleichfalls die Zustimmung seiner Partei zu dem Antrag aus, dabei noch wcitergchendc Forderungen seiner Partei geltend machend. So müsse der Zeitpunkt, mit dem das Wahlrecht beginne, herabgesetzt werden ans de» Punkt, wo die Wehrpflicht beginne. Werde doch auch das Recht der Thronbesteigung an das vollendete 18. Lebensjahr geknüpft. Da könne doch auch das Wahlrecht mit 18 Jahrein beginnen, falls man nicht etwa meine, daß znm Besteigen eines Thrones weniger Einsicht und Erfahrung Fulda auch der Regierungen, auf Beseitigung des allgemeinen, gleiche» und direkten Wahlrechts. ^ > Abg. Werner (Reformp.) ist sür den Antrag. Abg. Schele-Wundorf (Welfe) ist für den Antrag und geißelt nSbesondere die behördlichen Beeinfluffungen im Hannoverschen und das dortige System der offiziellen Kandidaturen. Abg. Ernst-Schneidemühl (freis. Ver.): In der Theorie hat Herr v. Stumm Recht, wenn er sagt, die Manneswürde erfordere eS, seine Stimme offen abzugeben. Praktisch aber liege die Sache denn doch anders. Wenn ein Jeder die soziale Stellung des Herr» v. Stumm hätte, würde sich Niemand zu scheue» brauchen, offen za sagen, wen er wählen will. Herr Werner ist für den Antrag ein- getreten, aber wie kommt es da, daß bei der Wahl in Swinemünd« de Antisemiten den!Vorschlag der Liberalen betreffs Benutzung > eichsörmiger Wahlzettel abgelehnt haben? — Der Redner bespricht dann eine Reihe Wahlbeeinflussungen zu Gunsten konservativer l iandidaten. Abg. Graf Limb»»rg-Stir»»«i» (kons.) widerspricht dem Antrag, Von allen Beschwerden über Wahlbeeinfluffung sei der kleinste Theil wahr. Der vorgeschlagene Wahlmodus sei unpraktisch und mit dem Charakter der Lächerlichkeit behaftet. Seine Freunde wollten das Wahlrecht nicht so einseitig geändert wissen. Abg. Dasbach (Zentrum) beleuchtet namentlich die Wahlbeein- lnssungen in Saarbrücken, im Bereiche der Stumm'schen Ver waltungen. Wenn der Bundesrath heute hier nicht erscheine, obwohl doch jeder anständige Mensch ans eine Frage zn antworten Pflege^ o liege es offenbar daran, daß die Gründe, die etwa der Bundes-» ath hier gegen den Antrag Nickert Vorbringen könne, so saden« cheinig seien, daß er sich schäme, sie hier vorzubringen. ,(Beifall; rechts Unruhe). Präsident Gras Ballest»«,»» ruft den Redner wegen dieser Ausdrücke über den BundeSrath zur Ordnung. Abg. Frhr. v. St»»»»»»»» (ReichSp.) bestreitet die Nichtigkeit der Angaben beS Abg. Dasbach aus dem Wahlkreis Saarbrücken. Abg. Gröber (Zentrum): Es mag gefehlt worben sein hübe» w e drüben, von den Schwarzen und den Weißen. .Ans jeden Fall sichern wir mit diesem Antrag durch den Jsolirranm daS Wahl geheimnis und daß das nöthig ist, beweisen die Wahtpriisungen »Mb Wahlkassirungen in allen bisherigen Legislaturperioden. Nach einigen Bemerkungen des Abg. Bindeivald (Reformp.) wird ein Vertazniigsantrag abgclehnt. Nach weiteren Ausführungen der Abgg. Lieber»»»»»»»» Volk So»»»»«»»berg (Reformp.), Er,»st (freis. Ver.), V0»i Stumm (Reichsp), BittdeMald (Reformp.) und Dasbach (Zentrum) wird die Debatte geschloffen und Lcr Antrag Ri'ckert in zweiter Lesung angenommen. Tas Hans vertagt sich hierauf. — Freitag 1 Uhr: Postetat» Schluß der Sitzung: 6^ Uhr. Eil» neuer Kampf nm Cnba? Es ist gemeldet worden, daß Gomez, der bewährte Führer der Cubaiicr i» dem Unabhäiigigkeitskampfc gegen die Spanier, ein ver» chanztes Lager bezogen habe, mit der Erklärung, daß er die Er- :ig»isse in der Hauptstadt der Insel abwar cn wolle. Biele seiner, rüheren Freunde seien bereits zu ihn, geeilt. Diese Haltung des Jnsurgcnlenfnhrers kann nichts Anderes bedeute», als daß die Cubaner cs sich Vorbehalten, für den Fall, daß ihre „Befreier" sich zu Herren der Insel machen, das Kriegsglnck gegen die Amerikaner zu versuchen. Man weiß, daß das Vcrhältniß zwischen den amerikanischeir Truppen und den Jnsnrgcnten schon während des gemeinsamen Kampfes gegen die Spanier ein sehr schlechtes war. Es kam fort gesetzt zu Reibungen, und die Amerikaner erklärte» die früher von ihnen bewunderten cnbanischeu Freiheit,kämpfer sür feig, weil sie dem Kampfe nm Len Besitz vv» Santiago mehr als Zuschauer bei wohnten, als daß sie ernsthaft sich daran belheiligt hätten. Die amerikanische Auffassung des Benehmens der Cubaner in jenem Kampfe ist wohl eine irrige gewesen. In richtiger Erkcuntniß der Entwickelung, welche die Tinge »ach einem Siege der Amerikanet nehmen würden, hätten die Cubaner damals cs wohl am liebsten gesehen, wenn die beiden Löwe», die Amerikaner und die Spanier, sich gegenseitig „ausgczvhrcn" hätte». L ie hatten also keinen Anlaß, den Amerikaner» die Sache besonders leicht zu mache», »nd es ging ihnen sicherlich gegen den Strich, daß die Spanier »ach dem Kampfe »m Santiago die Flinte in's Korn warfen und den Waffenstillstand mit den Amerikanern abschlossen. Es wäre den Insurgenten siche» viel lieber gewesen, wenn die Amerikaner sich bei dem Kampfe um Cuba etwas wehr verblutet hätten, während sie so mit Verhältnis)» mäßig recht geringe» Opfern davonkamcn. Daß die cnbanischen Freiheitskämpfer nicht feige sind, haben sie in dem letzten Unabhängig- keilskampse von 1895—1898 ebenso bewiesen, wie schon vorher in dem zehnjährige» Kriege von 1868—1878; wenn sich 20- bis 30,000 Mann nahezu drei Jahre gegen eine zehnfache Ucbermacht hielten, so will das, anch w»u sic sich einiger Unterstützung zn er freuen halte», nicht wenig sagen. Daß die cnknnische» Insurgenten nicht feige sind, würden auch die Amerikaner empfinde», wen» es zn einem Kampfe zwischen ihnen und den Anhänger» von Gomez käme. Trotzdem wäre die Sache de» Jnsnrgente» von vornherein eine verlorene. Die VcrlMnisse liegen hier sür sie viel ungünstiger, als in einem Kriege mit den Spaniern. Einmal kam im Kampfe mit de» Spaniern de» Cubaner» die amcri- kanische Unterstützung faktisch und mehr noch moralisch zn Hilfe, während sie bei einem Kampfe mit de» Amerikanern ganz auf sich . allein angewiesen sein würden. Zweitens verfügten die Vereinigte« gehöre, als znm Wähle». — Der Redner erinnert ». A. auch an l Staaten denn doch über ganz andere Hilfsquelle» als Spanien und die Gelüste der Rechten und, »ach einer Aeußernnq des Abg. Müller-Nie können von diesen Hilfsquellen einen viel wirksameren Gebrauch
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