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General-Anzeiger für Chemnitz und Umgegend : 14.05.1899
- Erscheinungsdatum
- 1899-05-14
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512384843-189905149
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512384843-18990514
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-512384843-18990514
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungGeneral-Anzeiger für Chemnitz und Umgegend
- Jahr1899
- Monat1899-05
- Tag1899-05-14
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7V»- 77777^" —* — !>!>. 11». - 1«»s. — Diese verllreueche unparteiische erscheint Wochentag- Kleine Botschaft, «Schfischer Erzähler, Berichts -Zeitung, Sächsisches Allerlei, MlnstrirteS Unter- haltnngsblatt, tei den Postanstaltcn und bei den Ausgabestellen monatlich 40 Pleimige» Vosllisie: 1. Nachtrag Ar. 2877. Telegramm. Adresse; Leueralanzclger, gernsprMIelle Sir. ISS. General- Sonntag, den 14. Mai. erger «»zeigeilpreiS: chpspaltea» CorpuSzeile (ca.S Silbrinfassend) oder deren Nanm 20Pfg, (Preis verzeichnisse ä Zelle 25Pfg.) — Bevorzugte Stelle (S gespalten» Petit-Zeile circa 11 Alben fassend) 40 Pfg. — Anzeiger, können nur bis Vormittag >0 Uhr angenonuncn rverden, da Druck und Verbreitung der große» Auflage längere Zeit erfordern. für Chemnitz und Umgegend. tNSchstsch«* Lande-,«n,eig»r). - Gegründet 1»VS als „An,«lger" r«. Verla- «nd Rotattan-maschtnen-Druck von Alexander Wied« in Chemnitz, Lheaterstratz« Nr» 8» Geschäftliche Anzeiger-Inserat« finden für billigsten Preis! zugleich Verbreitung durch dio täglich erscheinende Ehemiützep Eiseilbahil-Zeituitg. deutscher Reichstag. 80. Sitzung vom 12. Mai 189S, 1 Uhr. Am Tische des BundeSrath»: Graf PosadoivSky. Die zweite Lesung des Entwurfs eines Jttvalidenverstcher- «ttgsgesetzes wird bei 8» und den dazu vorliegenden sozial demokratischen Anträge» fortgeseilt. Ein Antrag Lehr (nat.-lib.) will in de», von der Kommission gestrichenen Absatz einfügen: „so lange für dieselben nicht bereits 100 Wochen lang Beiträge entrichtet worden sind." In diesem Falle sollen Saisonarbeiter, die nicht mehr als 12 Woche» für Lohn beschäftigt sind, der Versicherung-. Pflicht unterliegen. Abg. Nissler (bahr. Bauernb.): Aus der Besprechung dieses Paragraphen ist eine heftige Agrardebatte geworden. Die Herren Sozialdemokraten haben in unerhörter Weise gegen di« ländlichen Arbeitgeber gehetzt. Präsident Graf Ballestrem: Die Anwendung de- Ausdrucks „Hetzen", auf Mitglieder des Hauses angcwenbct, ist unzulässig. Abg. Nissler (fvrlsahrend) schildert darauf die Arbeits« und Lohnverhältnisse in Bayern und fährt fort: Der Reichstag muß den deutschen Bauernstand in seinem Bestehe» schützen. Halten wir Monarchie, Christenthnni und Staat hoch, dann wird unsere Thätig- keit segensreich sei». (Lebhafter Beifall rechts.) Abg. V. Kardorsf (Ncichsp.): Herr Stadthagen hat vorgestern wieder einmal i» seiner bekannten Manier dir Grundbesitzer an gegriffen, er hat aber bei seiner Schilderung der angeblichen Noch der Landarbeiler ganz üb »sehen, was schon der Abg. Gamp neulich ausgesührt hat. Wenn der Lohn scheinbar so niedrig ist, so sind doch auch sür de» Arbeiter Nahrung und Wohnung viell billiger zu beschaffe», als in den grossen Städten. Gerade die Kleingrund- besitze» hätten unier der gegnerischen Wirthschaftspolitik, an der die Sozialdemokratie mitgearbeitet, am meisten gelitten. Der Abg. Stadt Hagen möge nur die Grundbesitzer sür herzlos halten, aber er solle sie doch nicht für so thöricht erachte», ihre Arbeiter durch schlechte Behandlung fortzujagen. Die sozialdemokratischen Arbeitgeber, diesen Eindruck habe er, behandeln ihre Arbeiter jedenfalls schlechler, als die sogenannten Bourgeois. Abg. Graf Ktinckowströn» (kons.) kommt nochmals auf den Fall des sozialdemokratischen Gutsbesitzers Braun zurück. — Wie kommt es, fährt der Redner hierbei ans, daß derselbe »och nicht aus der sozialdemokratischen Partei herausgeflogen ist? Sehr einfach: hinaus fliegt bei Ihnen nur, wer Nichts hat! (Heiterkeit und Bei fall rcchis, Unruhe bei den Sozialdemokraten.) Aber nicht, wer noch etwas für Ihre Partcikasse leisten kan»! Sie selber sind die brutalsten Bourgeois! (Heiterkeit rechts, Lachen bei den Sozial demokraten.) Wie siimnit ferner, was H.rr Haase über die Wahlen in Ostpreußen gesagt hat, mit de» Thatsache» überein? Von 1891 bis 1896 haben dort die Sozialdemokraten 31,000 Stimmen ge- „Zieten ans dem Busch". Ein Skizzcnblatt zu Ha»S Joachim v. Zielen'- 200. Geburtstage, 14. Mai. Von Otto v. Maaß. (Nachdruck verboten.) „Hans Joachim von Zielen, Husaren-General, Dein Feind die Stirne bieten, Er ihat's die hundert Mal: Sie haben's All' erfahren, Wie er die Pelze wusch Mit seinen Leibhusaren, Der Ziethen ans de», Bnsch." Th. Fontane. Zielen ist eine der populärsten deutschen Heldengestalten. Eine Gestalt, in die sich das Volk förmlich verliebt hat. Welche Fülle köstlich-anschaulicher Geschichtchen ist »och heut', mehr als ein Jahr hundert nach seinem Hinscheide», lebendig in Aller Mund und Herzen! Wie er seine Husaren verkleidet mitten durch die dichten Schaare» der Feinde hindurchführte; wie er, immer unerwartet, schnell und nieder» erfcrrd wie ein Blitz, über sic kam; wie er eine ihm gestellte Manöver-Aufgabe ungeduldig durch die klassische Klecks- und Punkle- Zeichnuilg echt Ziet.nsch löste; wie er den säst verzweifelnden alte» „Fritz"-mit dem „Alliirten da oben" tröstete; wie der König seinen alten Vater Zielen sitzen hieß und wie er ihn ein a.der Mal weiter schlafen ließ — jede dieser Geschichten, wahr oder erfunden» ist aus dem Volle» geschnitten, charakteristisch, schlagend, unvergeßlich. Es erhellt aus ihnen, daß in der populären Uebcrlieferung Zielen in einer ganz bestimmlen Gestalt fortlebt: als ein kecker Draufgänger, der kühne Stücklein liebt und den Feind angreift, wo er ihn findet, aber wenig von Gelehrsamkeit wisse» will, mit dem Worte schlecht und kaum mit der Feder Bescheid weiß. Nun. diese Vorstellung »st unter dem historischen Gesichtspunkte als schies zu bezeichnen. Aber der Kern darin ist doch richtig. Im kecken Erfasse» des Momeäts, im Erspähen und Benutze» kleiner günstiger Gclcgenheiien lag allerdings die Eigenheit, die Zielen vor den meisten anderen sridericianische» Generalen besonders auszcichnete. Der kleine Krieg hat in neuerer Zeit wenige solche Meister gehabt, als ihn. Aber wenn er auch an Genialität der strategisch.n Konzeption und an Organisationstalent hinter dem Könige selbst und hinter seinen großen Generalen, wie Winterfeldt, znrückstand, so war er doch keineswegs ein blinder Draufgänger, sonder» hat an der Spitze größerer Trnppenkörper umsichtig und geschickt zu disponire» verstanden; »nd jener berühmte, schon oben angezogcne Hnsarenritt nritten durch die Feinde von Neustadt »ach Jägerndoif (1745) war keineswegs blos, wie die Anekdote wissen will, ein lustiges Ver- Aeidungsslückchcn, sondern eine bedeutende Leistung besonnener Be rechnung und Ilarer scharfer Beobachtungsgabe. Und mit der Feder ferner hat er sehr gut Bescheid gewußt; gerade sein Bericht über den Jägcrndorfer Ritt z. B. ist al» „ein prächtiges Denkmal Wonnen, die Konservativen 3000 verloren und die Freisinnigen haben 37,000 verloren! Aber nicht uns haben Sie verdrängt, sondern Brudermord haben Sie verübt an Ihrer nächsten Verwandtschaft. (Heiterkeit.) Freilich, die Freisinnigen halten wir ja »och sür berechtigt, Sie nicht! Und was die nächsten Wahlen anlangt, so kennen die vstpreußischen Arbeiler Sie jetzt und werden zu Ihnen sagen: Bleibt uns vom Halse! Nur die allerdümnisten Kälber wählen Ihre Metzger selber! (Stürmische anhaltende Heiterkeit rechts, ebenso Heiterkeit »nd Lärm und ironische Rufe: Sehr richtig! bei den Sozialdemokraten.) Abg. Molkenbtthr (Soz.): Weshalb ist Herr v. Hamn,erstem nicht aus der konservative» Partei hiuausgeflvgen? (Ruf rechts: Ist es ja!) Ja, aber vi l zu spät. Wenn ein Mann wie Graf Klinckowström unsere Partei als eine berechtigte anerkennen sollte, dann würde ich an ihrer Berechtigung irre werden. Abg. Lucke (Bund d. Landw.) widerspricht den sozialdemo kratischen Schilderungen über schlechte Behandlung und ungenügende Entlohnung der Landarbeiter. Die Svzialdeinvkratcn sollte» ihre Anklage nicht richten gegen die Junker, sondern gegen das Großkapital, die Großfinanz! Abg. Bebel (Soz.): Bei eine», Angriff gegen das Großkapital wird der Vorredner uns stets an seiner Seite sehen (Na, na! rechts). Die Lage der Arbeiter im Osten ist dadurch so schlecht geword.n, daß die Großgrundbesitzer bei theuren Getreidepreisen ihren Leuten die Staturalien abnahmen und sie durch Geld ersetzten, sie betrogen also ihre Leute! (Widerspruch rechts.) Nun, das geht aus der Enquöte des Vereins sür Sozialpolitik, die Or. Weber bearbeitet hat, deutlich hervor. Der Redner verliest die betreffenden Stellen des Buches. Unsere Erfolge bei der letzten Wahl waren in Ostpreußen schon ganz zufriedenstellend. Es ist u»S nämlich sehr schwer gemacht, an die Arbeiter heranzukommen. Versammln»gslolale giebt es aus dem Lande für uns nicht. Und doch haben wir über 13,000 Stimmen zugenommen. Die Arbeiter suchen uns geradezu auf; sie fühlen sich durch die Verwendung ausländischer Arbeiter beunruhigt »nd geschädigt. An der landwirthschaftüchen Kalamität trägt die exorbitante Vermehrung des Großgrundbesitzes die Hauptschuld. Ich führe als Beispiel nur an, daß- in Pommern 62 Familien im Jahre 1855 229 große Güter besäszestt," üir Jahre 1891 aber 465 Güter. Auch in de» übrigen agrarischen Provinzen hat sich in diesen Jährcn annähernd eine Verdoppelung des Großgrundbesitze- vollzogen. Die Hkr,e» von der Rechten sollten uns am wenigsten Parteiri'gorismus vorwerfe». Wir pflegen nur solche Fäll« nicht zu verheimlichen, wir brauche» das Licht der Oeffentlichkeit nicht zu scheuen. Je inehr Sie (nach rechts) uns bekämpfen, desto niehr werden wir wachsen. (Beifall bei :en Sozialdemokraten.) Präsident Graf Ballestrem theilt mit, daß der Abg. Lehr seinen Abänderungsantrag zurückgezogen hat. Abg. Oertel-Sachsen (kons.): Die Sozialdemokraten mögen sich auf den Boden der Verfassung und der Monarchie stellen, dann werden wir ihre Partei als gleichberechtigt anerkenne». (Sehr richtig! rechts.) ES freut mich, daß der Abg. Bebel heute gegen das Groß kapital gesprochen hat. Leider hat seine Partei in der Praxi- dieser Standpunkt noch nicht belhätigt. Bei der Vörsensteuer und bei den Bankvorlage haben die Sozialdemokraten durchaus die Interesse» des Großkapitals vertreten. (Lachen bei den Sozialdemokraten.) Präsident Graf Ballestrem: J h bitte de:, Herrn Redner nicht ein neues Moment in die Debatte zu ziehen. Wir reden nun schon seit zwei Tagen über die Sozialdemokratie. Wenn wir »och die Bankfrage ansch neiden, so ist nicht abzusehen» wann wir wieder aufhören. (Beifall.) Abg. Oe» tel (fortfahrend): Herr Bebel hat sich auf Autoritäten berufe», wie Prof; Weber-Heidelberg. Ja, der Herr mag ihm als Autorität gelten, un» nicht. Nach meiner unmaßgeblichen Meinung ist Herr Weber agrarfeindlich. Es handelt sich nicht um eine Landflucht, sondern um eine» Großstadtzug. Ja selbst kleine Industrien, di« nicht i» großen Centre» oder Großstädten liege», klagn schon über Arbeitermangel. Den Arbeiter lockt nur der hohe Loh», d. h. nach seiner Meinung hoch. Es lliugt viel, aber ist nicht viel! Ich be haupte, der Arbeiter auf dem Lande lebt menschenwürdiger als der Arbeiter in der Großstadt, der tagsüber als Maschine am Rade und AheittS in stickiger Luft Hochs auf die Sozialdemokratie ausbringt. Der Z 3 n in der vorliegenden Fassung ist geradezu eine Nothwendig« keil sür die Landwirthsbast. Durch die Zahlung der Beitragspflicht haben wir bösen Agrarier gezeigt, daß wir ans der Be'chäs'izung ausländischer Arbeiter leinen Borlheil ziehen wollen. Helsen Sie (zu den Sozialdemokraten) UNS, bei den nächsten Handelsverträgen die Landwirthschast besser zu stellen, dann werden wir auch unser« Arbeiter bester stellen. > Abg. Stadthagen (Soz.) verbreitet sich nunmehr über dir Arbeiterverhältniste ans dem Lande. Abg. Nichte»' (freis. Volksp.): Es war sehr sreundlich vom Grafen Klinckowström, daß er meine Partei als berechtigt anerkannt hat, hätte er es nicht gethan, so wäre es auch »och so. (Heiterkeit.) Wir unterscheide» uns sehr scharf von den Sozialdemokraten, werden aber durch di? Angriffe der Rechten auf die wirthschaftliche» und politischest Freiheiten des Volkes vielfach mit den Sozialdemokraten i» dieselbe Kampfcsli'nie gedrängt. Der Redner hält es für unmöglich, das Versichern»gsvcrhältiiiß aufrecht zu erhalten für ausländische Arbeiter, denen es doch unmöglich gemacht sei, von der Versicherung Bvrtheil zu ziehen, indem es ja gan; im Ermessen der Behörde stehe, ob die Arbeiter in, Lande bleiben dürfen oder nicht. Anderer seits sei aber auch die von der Kouiinissioi, vorgeschlagene Lösung keine glückliche, denn die Versicherungsanstalten würden ja da für die aiisländischen Arbeiter die Arbeitgeberbeiträge erhalten ohne die aller-, geringste Gegenleistung. Das Beste wäre cs daher, cs bei dem be- tehenden Zustand zu belassen. Will man aber Arbeitgcbcrb.iträge soldatischer Kürze, Klarheit und Präzision" besonders gerühmt worden; daß er aber der wissenschaftlichen Seite der Kriegskunst keiueswegs so fremd oder gar feindlich gegenüberstand, wie die Ueberc- liefcrnng will, beweist der Umstand, daß der König selbst eine von ihm gelieferte Bearbeitung einer gestellten Ausgabe als eine der ge lungensten unter allen eingereichlen b.zeichact hat. Also die populäre Tradition und die geschichtliche Wahrheit decken sich nicht ganz. Und doch ist in jener — wir wiederhole» es — der Kern richtig. Wie militärisch, so auch menschlich. Der tapfere, treue, nie gebrochene, immer thatwillige Mann, der Vater seiner Soldaten, der hingebendste Diener seines Königs, der schlichte bescheidene, ab und zu aufbrausende, aber im Grunde seines Herzens doch unerschöpflich gütige, stets wahrhast vornehme und durch und durch fromme Mensch — sie spiegeln sich im volksthümlichen Bilde so getr.'U, daß man, vom Studium der geschichtlichen Dokumente zu ihm zurückkchrend, immer nur wieder erstaunt von dem eigentlichen Wesen all' dieser Zieten-Anekdoicn sagen kann: nie wahr! Zieten hat eine strenge Schule durchgemacht. Im Herzen der Mark, in der Grafschaft Ruppin, aus Gut Wnstrau geboren, da nach heute in seinen Ziele,r-Eri»ncumgen seinen Hauptreiz besitzt, hatte er von vornherein mit sehr bescheidenen, »in nicht zu sagen durstigen Verhältnisse» zu rechnen, konnte beim Militär nicht vorwärts kommen, weil seine unscheinbare, eher schwächliche Gestalt in der Armee des Liebhabers der „langen Kerls" nichts weniger als ine Empfehlung brlbele, und mußte nach seinem Wiedereintritt in's Heer bei den Jnsterbmger Dragonern den Schimpf der Kassation über sich ergehen lassen, weil er in die heftigsten Zerwürsnisse mit seinem Rittmeister gerathen war. Hierbei hat er wohl kaum nur die Rolle der böswillig gekränkten und verfolgte» Unschuld gespielt, welche die Legende ihm zuweisi; Hans Joachim war damals allem Anscheine nach reizbar und empfindlich und erst die strenge Schule de- Lebcns hat ihn scharf« Selbstzucht gelehrt. In aussteigender Linie bewegt sich sei» Lebenslauf erst von dem Zeitpunkte a», als er in die nenbegr ndete Husarentrnppe als Leutnant eingerecht wird. Seit damals scheint er allmählich König Friedrich Wilhelms 1. Vertrauen erworben zu h.ben. Er war es, der 1731 damit betraut wurde, im Rheinfeldzuge die ersten kriegerische» Erfahrungen der Husaren zu leiten und sich dabei vortheiihaft anszeichnete. Als König Friedrich den Thron bestieg, war er Major; als er aus den, ersten schlesischen Kriege heimkehrte, war er bereits zni» Obersten nnd Chef des Hnsarenregiments aoancirt. Seine eigciithümliche Begabug und die Bedeutung seiner Truppe sind zugleich »nd sofort chervvr- gelretcn. Als die preußische Kavallerie sich bei Mollwitz der gegnerischen ganz »nebenbürtig erwiesen halte, wurde der strenge und systematische Drill, der bisher nur bei der Infanterie angewandt wviden war, nun auch auf die bis dahin wenig gepflegte Kavallerie übertragen; und da ist cs ebe» Zielen's Verdienst, seiner Truppe binnen Kurzem jene» hohen Grad von Beweglichlcit, Manövrir- ähigkcit und Muth gegeben zu haben, der sie zum Palrouilleiidierist und zur» tleinen Kriege so ausgezeichnet geeignet machte. Das kecke Rcitergesccht von Rothichloß (22. Juli 1741) war die erste Prob« d.r erhöhten oder richtiger: der neugeschafseueu Leistungsfähigkeit der Husaren; aber zahllose kleinere Unternehmungen, die hier unmöglich im Einzelnen verfolgt werden können, RekognvSzirungen, Ueberfällr auf dctaschirte feindliche Trupps, Magazine und Proviant transporte u. s. lv. bildelc» die eigentliche Masse der kriegerische» Thaten Zielen's und seines Korps in den beiden ersten schlesischen Kriegen, i» denen sein Namen bei größeren Äffaire» nur „och in dem glänzenden Arriere-Gardengefecht gegen eine starke Uebcrmacht bei Moldautein (9. Oktober 1744; damals führte der dankbare König das Zielen'sche Korps selbst die ganze Front des Lagers entlang) und in der prächtigen Attacke auf die Sachsen bei Katholis.h- Hennersdorf (23. November 1745) hcrvortrilt. So schnell aber hat sich gerade Zielen's Ruhm verbreitet, daß er und seine Truppe» schon damals gefeiert waren, einen Schrecken der Feinde bildeten und sür unüberwindlich galten. „Der Zieten immer Erster, wenn Preußen aoancirt, Hingegen immer Letzter, wenn Preußen rcliurt", hieß es. In die Friedeuszcit fällt Zielens vielerörtertes Zerwürsniß mit dem Könige, das ihn auch lange im Range des Generalmajors fest hielt. Auch hier hat die Forschung erwiesen, daß Zielen durchaus nicht ohne Schuld war. Er war kein Mann des Frrcdensdrills. Er ncigte dazu, seincn Offizieren und Leuten im Frieden durch die Finger zu sehe»; das Regiment begann zu verlottern und erfüllte seine Ov- licgenhcite» nur unbefriedigend; der llinsland, daß es auf zwei weit auscinanderliegende Garnisonen verthcilt war, ist allerdings geeignet, Zieten zu entlaste». Genug, der König war mit ihm unzufrieden und überging ihn im Avancement. Wie er dann, als der Krieg vor der Thür stand, den Schmollenden wieder versö.nte, wie er an seine Vaterlandsliebe appcllirle und ihm die Thränen ins Auge trieb, indem er ihn fragte: „Wenn Seine Husaren mich fragen: Wo ist unser Vater Ziettn? — was soll ich ihnen antworten? Soll ich ihnen sagen: Der Vater Zielen mault mit seinem Könige und ver läßt darum sei: e Kinder?" — Das erzählt die volkslhümliche Ueber- liefcrnng so schön, daß man sie schon lieber (z. B. in Hahns kerniger» Zieten-Büchlei») selbst Nachlesen mag. Sv kamen seine Heldenjahre. Wenn von einem der sriedericianffcheu Generäle, so gilt von Zieten das Wort, daß er nie besiegt worden ist. An der, IluglückStagen der preußischen Waffen, bei Kolin und bei Hochkirch — Kunersdorf machte er nicht mit —, ist er thcils mit seinem Korps Sieger gewesen, theils hat er das Schlimmste ab zuwenden gewußt, wa- besonders von Hochkirch gilt, wo er Dann eigentlich um die Früchte seines Erfolges gebracht hat. Mit viel großen Tagen aber ist sein Name und Ruhm unau-löschlich verknüpfte Bei Prag hat er durch eine unwiderstehlich« Kavallerie-Attacke di»
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