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General-Anzeiger für Chemnitz und Umgegend : 18.05.1899
- Erscheinungsdatum
- 1899-05-18
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512384843-189905185
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512384843-18990518
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-512384843-18990518
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- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungGeneral-Anzeiger für Chemnitz und Umgegend
- Jahr1899
- Monat1899-05
- Tag1899-05-18
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o — Nr. IIS. - 1SSS. - General- Donnerstag, den 18. Mai. Diese verbreitetste unpartekisthe »tchentlichen B eil-lkttern: Klei«« Botschaft, Sächsischer Erzähler, Berichts-Zeit««-, Sächsisches Allerlei, Alustrirteö Unter- haltnngsblatt, Gei den Postanstatte» und bei de» ilusgabestellc» monatlich 40 Pseuuige» Poftlisle: l.Nachtrag Nr 2877. Lelegramm -- Adresse: Geueralanzeiger. Fernsprechsteve Nr. 136. Anzeig ee für Chemnitz und Umgegend. (Sächsischer Lande».«n,eia«r). - Gegründet I«7» al« „Anzeiger" »«. Verla« und R-tati»n«maschinen.Dr»« von Alexander Wiede in Chemnitz, Lheaterstrake Nr. 8. Anzeigenpreis: «gespaltene >korp„SzeIle(ea.S Silb»!»fajsend) oder deren Ran», MPf«, (Preis verzeichnisses Zeile 2>Psg.) — Bevorzugte Stelle («gespalten» Petit-Zeile circa II Silben fassend) 4« Pfg. — Anzeigen können nur bis Bormittag lt) Uhe angenointnen werden, da Druck und Verbreitung der großen Auslage längere Zeit erfordern. Geschäftliche Anzeiger-Inserate finden für billigsten Preis zugleich Verbreitung durch die täglich erscheinende Chemnipe» Eisenbahn-Zeitung. Deutscher Reichstag. 83. Sitzung vom 16. Mai 1899» 1 Uhr. Am Tische des BundeSrathe»: Graf Posadowsky, V. Pod- vielski und Kommissare. Die zweite Lesung des Entwnrss eine» JnvMden-Ber- stchernngsgesetzes wird fortgesetzt bei 8 20a, der über die Gc- meinlast und die Svnderlast der Versicherungsanstalt«» Bestimmungen enthält. Ein A„trag Nichte» (freis. Vvlksp.) will den ganzen Paragraphen streichen. Zwei A,»träge de» Zentrums, von Zehnter und Genossen, sowie Müller-Fulda eingebracht, wünschen eine ander- n eilige Vertheilnng der Gemein- und Soudcrlast. DaS Gleiche be zweckt ein konservativer A«»trag v. Nichthofe»» und ein sozial demokratischer Antrag Albrecht und Genossen. Abg. Nieter (sreis. Vvlksp.) regt a», über die drei ersten Ab schnitte gesondert zu beralhe». Das Haus folgt diesem Vorschläge. Abg. v. Standy (kons.) erllärt: Die Vorlage habe seinen Freunden viele Enttäuschungen gebracht, aber eine» Vorzug bringe sie doch, nämlich einen Vermögensausgleich zu Gunsten der noth- leidenden Anstalten. Dieser Ausgleich sei eine zwingende Noth- wcndigkeit, er dürfe aber nicht in Ileinlicher Weise erfolgen. Werde dieser Zweck nicht erreicht, die nothleidenden Anstalten wirklich zu sanken, so müßte» seine Freunde gegen das ganze Gesetz stimme». Abg. Zehnter (Zent.r.) empfiehlt seinen Antrag, der dahin geht, die Gemeinlasten nicht auf das ganze Reich zu crßrecke», sondern diese ganze Einrichtung territorial zu gestalte», so daß also jeder einzelne Bundesstaat mit mehreren Versicherungsanstalten für sich las System der Gemeinlast einsührt. Staatssekretär Graf Posado»vSkh legt dar. weshalb seiner Zeit von der Errichtung sowohl einer allgemeinen NeichSaustalt, sowie auch einer einzigen Landesanstalt für Preußen abgesehen worden sei. Der Umfang jener wie dieser Anstalt wäre zu groß geworden. Dem Abg. Zehnter müsse er entgegnen, es handle sich nm einen Neichs- zweck, und er würde es sehr bedauern, wenn irgend ein Staat oder eine Provinz glaubte», es handle sich hier »»> bundesstaatliche oder prooinzielle Vermögen. Das Vermögen gehört den versicherten Arbeitern des ganzen Reiches. Auch die Negierungen von Bayern, Württemberg und Baden stehen genau auf diesem Standpunkt. Es handele sich um eine Reichslast und es ist deshalb das allein Richtige, daß die Anstalten sämmtlicher deutschen Bundesstaaten in Gestalt dieser Gemeinlast eine Art Attckvcrsicherungsvecband bilden. Abg. Richter (freis. Vvlksp.): Es war ja seiner Zeit Absicht Ein Wohlthäter der Menschheit. Zum 150jährigen Geburtstage Ov. Eduard Jenner's. Von Kurt K ersten. Einen dcr größten Triumphe, welche jemals über eine Krank heit ert-ngt'worden ist, hat die Menschheit einem einsichtsvollen, be scheidenen Arzte zu verdanken, der in größter Zinückgezvgenheit, i» einem ganz »»scheinbaren Wirkungskreise ans dem Dorfe Berkeley in Gloucesterjhire lebte. Dieser englische Arzt war Eduard Jenner, der zuerst das Kuh- pockengi t anwendcte, um den verderblichen Verheerungen der Pocken z» begegne». Er war in jenem Dorse, i» Berkeley, am 17. Mai 1749 geboren. Sein Vater stammte aus einer alten »nd sehr acht baren Familie und genoß außer einem Gehalt, de» ihm seine Stelle als Vikar eintrng, die Zinsen eines ansehnlichen Vermögens. Eduard Jcmier's Vater starb jedoch frühzeitig, und die Erziehung Eduard's, welcher der dritte Sohn war, wurde nun von dessen älterem Bruder, welcher der Amtsnachfolger des Vaters wurde, fortgesetzt. Vorliebe für die Naturgeschichte scheint eine der frühesten Neig ungen geivesen zu sein, welche sich an dem Knaben schon im jugend. lichsten Alter bemerkbar machte. Er spielte ungemein gern .mit Thieren und ängstigte nicht selten seine Angehörigen, wenn er mit allerlei Beschädigungen, die er sich durch den Biß von Thieren zw gezogen halte, heimkehrte. Frühzeitig kam daher Eduard Jenner in^tzie Lehre eines W»nd> arztes, zu Ludlvw, der in Sodbury, unweit Bristol lebte. Eines Tages nun bemerkte eine junge Bäuerin, welche auf einem Meicrhose die Kühe melkte, ganz gelegentlich, daß sie sich nicht vor den Pocken fürchte, welche Krankheit damals grassirt«, da sie die Knhpvckeu gehabt habe. Diese Bemerkung einer einfachen Kuhmagd war die eigentliche Veranlassung zu Jenner's späterem eifrigen Studium der Pockcukrantheit n»d seiner epochalen Entdeckung. Als er etwa 21 Jahre alt war, kam Jenner nach London, nm bei dem damals berühmten Joh» Hunter sich noch weiter zu bilden. Ein paar Jahre lang blieb er in Loydon »nd es wurde ihm hier dcr Auftrag zu Theil, die von Sir Joseph Banks während Cooks erster Wellnmscgelnng gesammelten natnrwissenschaftlick en Schätze zu ordne», was er so zur vollkommenen Befriedigung des Auftraggebers aussührte, Laß ihm der Antrag gemacht wurde, Cooks zweite Reise als Nalursorscher zn begleite». Obwohl nun dies sicherlich durchaus seine» Lieblingsneigungcn vollkommen entspracl-, schlug er doch merk würdiger Weise den Antrag ans. Sieht man schon hieraus, welche Bedeutung man de», »atnrwissenschaftlichen Können Jenner's damals schon beimaß, so wird man dies erst recht aus einem noch ehre,» volleren Anträge ersehen können, de» Jenner's Lehrer und Freund Joh» Hnnter dem damals 26jährigen Jünglinge im Jahre 1775 machte. Joh» Hunter machte ihm den Vorschlag, in London cine stille, beschauliche Thätigkelt im kleine» Wirkungskreise einer glänzen- den, aber auch aufregende» Arbeitssphäre anzunehwe», aber er schlug auch dies Anerbieten Hnnter's ab, ebenso wie er auch auf eine» Antrag eines für ihn einträglichen Posten- in Indien nicht einging. Man darf wohl auch annehn en, daß jene Bemerkung der Bäuerin über die Pocken ihn damals schon beschäftigte und er tuest,» Problem weiter nachforsche» wollte, so daß er jede» Antrag a»S- schlug. dcr ihn hätte diese», Forschungsgebiete entfremden können. der Reichsregierung, eine Reichsanslalt einzurichten; man »ahm da von Abstand, weil man vor den Schwierigkeiten einer solchen Organi sation sich scheute. Man sollte sich daher hüten, Wege einzuschlagc», die zur NeichSaustalt führen. Das Gesetz ist 1869 ja auch nur des halb zu Stande gekommen, weil man auf Wunsch des Zentrums unter Führung des Freiherr» v. szrankensle!» den Landcsanstalten cine gewisse Selbstständigkeit einräumte. Davon scheint Herr Zehnter nichts zu wissen. Daß alle Beiträge gleich sein müßte», davon war 1689 gar nicht die Rede. Das ist eine Ansicht, die erst ganz neuer dings entstanden ist. Der Redner bekämpft dann die hier geplante Vcrmögeiis-Zkiitralisirung. Die Wirthschaft werde weniger sparsam und die Kontrole bei den einzelnen Anstalten weniger sorgfältig sein, wen» man wisse, daß zum großen Theil die Gesammthcit ver An stalten für die Rente auskommen müsse. Schließlich werde man ge zwungen sei», von der Zentralstelle aus eine größere Kontrole her- beiznführcn und zwar auf Kosten der Verwaltnngssclbstständigkeit der einzelnen Anstalten. Abg. Molkenbnhr (Soz.): Wir sind Anhänger der Zenlrali- sation und wünschte», daß eine allgemeine Zentralisation durch das ganze Reich dnrchgcführt werden könnte. Ma» sollte die Landcs- grcnzen nicht so scharf, wie der Abg. Zehnter, .betonen. Freilich Bayern würde einfach nur aus der Gemeinsamkeit heransgenomme» und weder Vortheile noch Nachtheilc haben. De» Vorthcil würden nie Hansestädte haben, die i» ihrer finanziellen Lage »»r noch mit Berlin vergliche» werden können. Ihre Verhältnisse vergleichen sich den rein industrielle» und sie habe» die höchstbezahlten Arbeiter. Die vorliegenden Schwierigkeiten geben uns Veranlassung, uns aus die Uebertragung der Altersrenten auf die Gemeinlast zu beschränken. Die Verwaltung müßte abcr völlig geändert werden; vor Allem müßte» die Arbeiter selbst ausgiebiger an ihr betheiligt werden. Manche Mißgriffe würden dann vermieden werde». (Beifall links.) Abg. Or. Lehr (nat.-lib.) erklärt, daß seine Freunre in den Kommijsivnsbeschlüssen einen gangbaren Weg erblicke». Die Regierungs vorlage schasse cine zn große Gemeinlast und damit die Gefahr, daß das Interesse dcr einzelnen Anstalten bei unzureichender Kontrole zn sehr verschwinde. Abg. Schmidt-Elberseld (freis. Vvlksp.) erklärt, nachdem ein mal die Versicherungsanstalten durch Zwang geschaffen worden seien, könne das Reich auch nicht umhin, den Anstalten, insoweit sie noth- leidend seien, zu helfen. Die Vorschläge der Kommission seien ein durchaus zweckmäßiger Weg, wobci auch die Selbstverwaltung der Anstalten keineswegs beeinträchtigt werde. Eine nndeutli'che Ahnung seiner dereinstigen Entdeckung scheint ihm vvrgcschwebt zu haben, sonst könnte nia» es nicht begreifen, daß ein junger, lhatkräftiger und wisscnsdnrstiger Forscher jede ihm gebotene Gelegenheit, seinen Wissensdrang zu befriedigen, ausschlug und sich in die dörfliche Einsamkeit von Berkeley zurückzvg, wo er sich als Wundarzt niederließ und sich bald eine so einträgliche chirurgische Praxis erwarb, daß er sich im Jahre 1792 genüthigt sah, seine Thätigkcit zn beschränke». Nachdem er sich, dem damaligen Gebrauch gemäß, den Grad einer Doktors gekauft, betrieb er fortan bloS die innere Heilkunst. Während der Muße, die er hierdurch gewann, richtete er sich ein Leben voll stiller Behaglichkeit ein. Er pflegte gesellige» Verkehr mit einigen Freunden, trieb Musik, Naturgeschichte, Geologie u. s. w. Insbesondere widmete er sich jetzt schriftliche» Arbeite» und seine» Forschungen über das Pockeiiimpfcn. Ei» Aufsatz über die Lebens weise und die Gewohnheiten des Kuckucks, das Resultat »>ehr,ähriger Beobachtungen, verschaffte ihm die Ehre, zum Mitglied dcr königlichcu Sozietät der Wissenschaft ernannt zn werden, und er war so stolz ans diese Schrift, daß er sie »och später, als er längst durch seine Kuhpockeniinpfung weltberühmt geworden war, als die werthvollsle Leistung seines Lebens bezcichnete. In dieser Zeit schrieb er dann auch für znei medizinische Gesellschaften verschiedene Anssätze, und unter diesen auch bereits mehrere über Knhpockengift, Jmpsung n. s. w. Am 14. Mai 1796 impfte nu» Eduard Jenner eine» Knabe» in den Arm von einer Pustel an der Hand eines junge» Mädchens welches beim Melken der Kühe infizirt worden war. Die Krankheit zeigte sich und verlief äußerst mild. Dies war die erste Kuh- pockcn-Jnipfttiig, die auSgesührt wurde, und das glückliche Gelingen derselben der erste von Jenners Triumphe», dem bald mehrere andere folgten. Im Juni 1798 gab der bescheidene und über seine Entdeckung beglückte Wohlthäter dcr Menschheit eine Schrift heraus, i» welcher er drein»:zwanftg Fälle der künstliche» und zufälligen Kuhpockcn- impsung bekannt machte. Di« Schrift hatte den Titel: „Ln inczuir^ i»to tlio ewuaes nncl olleets ok tks corv-pox, or variolas vrnciiino.* Dieselbe wurde sehr bald in alle lebende» Sprache» übersetzt, von Ballhorn in's Deutsche, die im Jahre 1799 in Hannover erschien, und schnell verbreitete sich der Ruf der epochalen Entdeckung über ganz Europa. Der Tvrsarzt Jenner in Berkeley wurde der Wohlthäter von Millionen Menschen. Im Jahre 1901 untersuchte ein von dcr Regierung eingesetzter Ausschuß die Vorzüge der Vaccine und Jenners Ansprüche auf ihre Entdeckung. Die Entscheidung dieser Männer bestimmte das englische Parlament, dein würdige» Forscher ein Rational-Gcschenk von 10,000 Pfund Sterling zu bewilligen, zn welcher ansehnlichen Summe i>» daransfolgcndcn Jahre noch 20,000 Pfund Sterling hinzugefügt wurden. Im Jahre 1803 trat i» London cine Gesellschaft zur Be förderung dcr Kuhpockenimpfang zusammen unter dem Namen „Uuz'ai .Ikniisriü» Lueiot.)',- die ihn zn ihrem Präsidenten ernannte und im Jahre 1808 sich auf Jenners Vorschlag mit dem National-Vaccine- Jnstitut vereinte. Jenner l ble von nun an abwechselnd in Chcltenhai» und in Berkeley „nd starb hier, an seiner Geburtsstälte. im Alter von Abg. Frhr- V. Richthofe» (kons.) bestreitet, daß der von der Kommission vorgeschlagcne Weg ein Ausgleich sei und empfiehlt seine Anträge. Eine genaue Prüfung der Ansgleichsbedingungc» sei durch aus erforderlich. Ich habe nur das vvrgeschlagen, was ich für dauernd möglich halte. Es steht mathcmathisch fest, daß dcr Kommissionsvorschlag seinen Zweck verfehlt. RegierungSrath vr. Berk»»»»» bittet um Wiederherstellung der Regierungsvorlage. Durch die Kommissionsbeschlüsse seien die beide» Bestandtheile der Invalidenrente völlig verschoben worden, man habe die Grundbettäge heruiitergejetzt und die Steigerur.gs- beiträge erhöht. Tie Letzteren seien ui» rund 89 Prozent der Sätze der Vorlage erhöht. Infolgedessen verändere sich das Verhältnis! zwischen Gemeinlast und Svnderlast und damit auch die dem Gcmein- u»d Sondervermögen zu ü erweisende Quote der Beiträge. Im Gesnmmleffekt sei die Gemciiilast gegenüber der Vorlage von 6988 Mill. Mark aus 5355 Mill. Mk. oder um rund 23 Prozent, das heißt, beinahe ein Viertel herabgesetzt.- Das sei eine ganz be denkliche Verschiebung. Es sei durchaus zu erwarte», daß nach süus Jahren eine neue Gesetzrevision vorzunehmcn sei und eine wesentlich höhere Beitcagsguote zur Deckung der Gemeinlast erforderlich werde. Ma» möge die Regierung nicht in die Lage bringen, einem Gesetzentwürfe zuslimme» zn sollen, von dem schon jetzt seststehe, daß er seinen Zweck nicht eerreichc. (Beifall.) Abg. Röficke-Dessan (wild) empfiehlt die Kommissionsfassuug. Hieraus begründet Abg. Müller-Fulda (Zentr.) seinen Antrag zu Absatz 4. Abg. v. Richthofen (kons.) zieht seinen auf den Absatz 4 be züglichen Antrag zurück. 8 20» wird in der Fassung der Kommission mit dem Ab- änderungsantr ge Müller.Fulda «nd einem abändernden Unier- anirage Schmidt-Etberseld angenommen. Die anderen Anträge werden abgelehnt. Der Uutervntrag Schmidt will, daß zur Deckung der Gemeinlast das Anstaltsvermögen sowohl, wie es am 31. Dezember, als wie es beim Ablause der weiteren Perioden sich jedesmal an gesammelt habcn werde, nicht herangezogcn werden darf. Als hierauf Präsident Graf Ballest»«»» die Abstimmung über 8 8 vorzunchmc» rorschlügt, erheben die Abgg. Nichte»! und Singer Widerspruch, da die Abstimmung nicht aus der Tagesordnung stehe. Gegenüber dem Abg. Slt'ettdt, der für die Abstimmung ist, hebt Singe»: hervor, schon der Widerspruch eines Mitgliedes genüge »ach der Geschäjtsoidnung, um die Abstimmung zu verschiebe». (Widerspruch rechts , nd im Zentrum.) 74 Jahren am 26. Mai 1823, hochgeschätzt von der ganzen gekehrten Welt. In Trafalgar Square zn London wurde ihm eine Sta ne errichtet; cine andere, von Monteverdc modellirt, steht in Genna, eines der schönsten Kunstwerke unserer Zeit. Der Gelehrte ist sitzend dargestellt, auf seinen Knieen einen Knaben haltend, an welchem er die Impfung vollzieht. Jenne»s Ruhm wkd kcineswcgs dadurch geschmälert, daß vor ihn» schon die Kuhpoclenimpsung nicht ganz unbekannt war. Die Menschenpockeiiinipfung war cine Jahrtansende alte Gepflogenheit Heil kundiger. Schon den Indern war in alten Zeilen die Thalsache bekannt, daß die künstlich hervorgebrachten Mcnschenpocken gewöhnlich milder Verliesen, als die aus dem gewöhnliche» Wege der Aust ckung unabsichtlich entstandenen Pocken. In China, Persien, Arabien, sowie bei anderen Völkern des Orients wnrde die Einimpsung der Menschenblattern aus verschiedene Art anSgeübt. Erst im Ansange des vorigen Jahrhunderts wendcte sich in Europa die allgemeine Ausuierksamkeit der Pvckenimpsnng zn. Im Jahre 1717 ließ Lady Mary Wortley Montague, die Gemahlin des englische» Gesandt.» i» Konstantinopel, ihren Sohn mit Mcnschenpockengist impfen. Im Jahre 1721 wurde diese Impfung mit Erfolg an sieben Verbrechern in England verflicht, einige Jahre später wurden die Kinder cer königliche» Familie geimpft. Doch hat diese prophylaktische Methode in Europa niemals viel Anhänger gefunden, weil sie doch vst mit großen Gefahren verknüpft war, und sie gcrieth bald ganz i» Ver gessenheit. Dcr Amtmann Jobst Böse wies in de» „Allgemeine» Unterhaltungen" in Güttingen am 24. Mai 1769 bereits die Schub kraft der Knhpvckeu nach, a'.so etwa ein Viertelhahrhundert vor Jenner, und der Schullehrer Plett zu Hasselbnrg in Holstein, dem bekannt war, daß die Milchmädchen, die von kranke» Kühen her a» den Händen die Kuhpocke» gehabt hatten, stets vor der Gefahr der Pocken-Ansteckung sicher waren, impfte im Jahre 1791 drei Kinder mit günstigem Erfolge. Aber weder Böse »och Plett verfolgten ihre Entdeckung, und daher gebührt in der That Jenner das alleinige Verdienst, die Knhpockcnimpsung dcr gesammte» Menschheit nutzbar gemacht zu haben. In Deutschland wurde bald »ach Erscheine» der Jenncr'jchc» Schrift die Kuhpockeniinpfung durch Hnnkcr in Halle, Ballhorn und Stromeyer in Hannover, durch Hei», und Hufeland in Berlin rin- geführt. Erst in späteren Jahren ist die Zahl der Jmpfgegner wiidcr eine sehr große geworden, und in unseren Tagen hat die Bewegung gegen das Impfen durch geschickte Agitation gerade in Deutschland in sehr weile» Kreisen festen Fuß gefaßt. Aber die Thatsachc, daß im vorigen Jahrhundert die Pockenepidemien ganze Städte und Gegenden verheerten, in unserer Zeit aber jede Pvckencpidcmie i» vierzehn Tagen durch die Impfung unterdrückt wird, läßt über den Werth der Jenncr'sche» Entdeckung keinen Zweifel, sv sehr auch den Bestrebungen dcr Jmpfgegner eine Berechtigung insofern nicht abz». sprechen ist, als beim Gebrauch humanisirter, das heißt a»f mensch- lichcr Haut entstandener Lymphe die Uebertragung von Kranlheilc» leicht »»öglich ist. Je mehr abcr bei dcr Impfung, wie dies in Dcnlschland der Fall ist, die Acnnhnng reiner Kuhlymphe gesetzlich geboten ist, desto mehr wird die Zahl dcr Jmpfgegner schwinde».
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