Wenn man in der Lage ist, einen großen Bestand alter Bücher vergleichen zu können, so wird man immer wieder überrascht sein, wie individuell und stark selbst das durchschnittliche Beispiel wirkt gegenüber den meist flauen Massenerzeugnissen, wie sie das 19. Jahrhundert brachte. Allerdings darf man sich bei der Betrachtung nicht beeinflussen lassen vom Verfall vieler Bücher, den die Zeit und auch die Verwendung schlechten Materials (schon im 16., besonders aber im 17. Jahrhundert) be wirkt haben. Und weiterhin findet man immer wieder die Einsicht bestätigt, daß in den älteren Werken eine Fülle von Anregungen auch für das gegenwärtige typo graphische Schaffen liegt; es kommt eben bloß darauf an, wie man sie in die moderne Formensprache über setzt. Man wird spüren, daß in dieser und jener Form auch eine für uns zeitgemäße Aussagekraft steckt, die geradezu auffordert, modern ausgedrückt zu werden, ohne daß man sie nachahmt. Von dieser Erkenntnis ausgehend, sind oft genug schon die bekannten alten Meister bewundert worden. Ihre Namen und Leistungen, von den Inkunabeldruckern bis Bodoni, sind den Jüngern der Schwarzen Kunst geläufig, und in der einschlägigen Literatur findet man immer wieder Beispiele ihres Schaffens reproduziert. Nicht aber nur ihnen, den oft Genannten, sind Leistun gen geglückt, die uns ansprechen und die wir bewun dern, auch unter den wenig bekannten Druckern und in den Alltagserzeugnissen alter Zeiten finden sich oft über raschend gute, originelle oder wenigstens interessante Beispiele, die nicht unbeachtet bleiben sollten, weil auch sie manche Anregung bergen.