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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 06.07.1874
- Erscheinungsdatum
- 1874-07-06
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-187407069
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18740706
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18740706
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1874
- Monat1874-07
- Tag1874-07-06
- Monat1874-07
- Jahr1874
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 06.07.1874
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Erscheint tSglich früh 6'/, Uhr. Lrsactl»» na» Lrpesttl«» JvhanniSgaste 33. Berantw. Redaclcur Fr. Hßtwer. " Sprechstunde d. Redaction vo« n—>r »hl N»ch«>IIaz» »o» «—S Uhr. Annahme der für die nächst folgende Nummer beftimmteu Jaerate an Wochentagen bis ÄUHr Nachmittags, an Sonn- und Festtagen früh bisUhr. Filiale sör ZoserateuanaalMe: Otto Klemm. Umversitätsstr. 22, L»iüs Lüsche. Haüistr. 2l, part. Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichtk, Haadrls- und Geschäftsverkehr. Montag den 6. Juli. «»fkse 11.8OO As»»«r»eot»pret» vierleliLhrlich 1 Thlr. Ik Nar.^ iuct. Bririgerlohn l Thlr. 2üNgr. Jede einzelne Nummer 2'/, Ngr. ^ c Belegexemplar 1 Ngr. Gebühren für Extrabeilagen ohne Postdrsvrderung l t Thlr. mit Postbcsvrderung 14 Thlr. Inserate sgrspalteneBourgoi-zette l'/.Agr. Größere Schriften laut unserem PreiSvcrzrichuiß. Nerlmae, antrr d. Levartloarslrtch di« Svaltzeile 3 Ngr. Inserate find stet« an d. Lkpe-itt»» zu senden. 1874. Verpachtung. Das der Stadtgemeinde gehörige Areal des Bouorand'seheu Gtabliffe«e«t in» Rosen- thale, einschließlich deS ErSteicheS und der Gartenanlagen, soll zur Betreibung einer anständige« Kaffeehaus- und Gartenwirthsckast, verbunden mit Eonditorei und Restauration, anderweit von» 1. Rove«ber d. I. au auf 12 Jahre an den Meistbietenden unter der Bedingung verpachtet werden, daß der Pachter darin bis Ende künftigen ZahreS einen geschmackvollen Neubau des rum Betrieb« der Gastwirthschast bestimmten Gebäudes nach von unS zu genehmigendem Plane ausführt. Wir beraumen zu dieser Verpachtung einen BersteigerungStermin an Rathsstelle auf Donnerstag deu I«. Juli d. I. BonuittagS II Uhr au und fordern Pachtlustige hierdurch aus, sich in demselben einzusinden, und nachdem sie sich auf Verlangen über ihre Zahlungsfähigkeit genügend auSgewiefe« haben, ihre Pachtgebote zu thun. Die Verpachtungs- und Bersteigerungsbedingungcn liegen an Rathsstelle zur Einsichtnahme auS. Leipzig, den 24. Juni 1874. Der Rath der Gtadt Leipzig. — . vr. E Stephani. Cerutti. die en Bekanntmachuna. In der Sebastian Bach- und Hillerstraffe sollen Schteußen III. Elaste erbaut und diese Arbeiten einschließlich der Materiallieferung an einen Unternehmer in Accord vergeben werden Diejenigen, welche diese Arbeiten^» übernehmen gedenken, werden hierdurch aufgesordert, Kostenanschläge, Bedingungen und Zeichnungen im Ätathsbauanite einzusehen, und ihre Offerte daselbst unter der Aufschrift: „Schleusen in der Westvorstadt" htS den 18. d. Mts. Abends 8 Uhr unterschrieben und versiegelt abrugeben. Deu 2V. Juli DorrnittagS LI Uhr sollen diese Offertep an RathSstelle geöffnet werden und steht eS de» Submittenten frei, bei der Eröffnung zugegen zu sein. Leipzig, den 6. Juli 1874. DeS RathS Bau-Deputation. iner Bekanntmachung. Wegen eines Schleußenbaues bleibt da« Darfustgaffchen von» «. Juli laufenden JahreS ab bis auf Weitere« für de» Fährverkehr gesperrt. Leipzig, 30. Juni 1874. Der Rath der Stadt Leipzig. I>r. E. Stephaui. Bai ' Bekanntmachung. Die neu anzulcaend« VII. Abtheilung deS IohanniS-FriedhoseS soll mit einer Mauer einge- friedigt und diese Aröeit in Accord vergeben werden. Diejenigen, welche diese Arbeiten zu übernehmen gedenken, werden hierdurch aufgesordert, Kosten anschlag, Bedingungen und Zeichnungen im RatbS-Bauamte einzusehen und ihre Offerten daselbst unter der Aufschrift „ Friedhofsmauer " biS den II. d. M. AvendS 8 Uhr unterschrieben und versiegelt abrugeben. De« 13. Juli Vormittags 11 Uhr sollen diese Offerten an RathSstelle ge öffnet werden, und steht eS den Submittenten frei, bei der Eröffnung zugegen zn sein. Leipzig, den 5. Juli 1874. DeS Raths Baudeputatio«. Bekanntmachung. Die diesjährigen Spritzenproben finden folgender Weise statt: die der Biertelspritzen Nr. l. 8 und 9 am Montag den 6. Juli auf dem ThomaSkirchhose, die der dergl. Nr. 2, 15 und l6 am DienStag den 7. Juli auf dein KönigSplatze. Da« Nähere enthalten die an die betreffenden Mannschaften geschickten Bestellzettel. Leipzig, den 1. Juli 1874. Der Branddirektor und Eommandeur der Feuerwehr. A ß ui a n n. LZtschiüsse des Raths in der Plenarsitzung vom 17. Juni 1874.*) Für die von den Stadtverordneten beantragte Regulirnng VeS linken Ptei'ßenuser« in der Nähe .des SchlachthoseS liegt zur Zeit kein Interesse und keine praktische Veranlassung vor, weshalb von dieser Regulirung abgesehen wird; Die Stadtverordneten haben der Anstellung zweier Baurevisoren unter der Bedingung, daß Eoncurrenz ausgeschrieben werde und der Rath die Stadtverordneten wegen Ausübung deS Wider- spruchSrcchtes gegen die Gewählten höre, sowie mit der Erläuterung, daß dieses WiderspruchSrecht auch bereits angestellten Beamten deö Rathes gegenüber bei deren Wabl zu Baurevisoren bean sprucht werde, zugestinnnt. Da jedoch die letztere mit der Sache nicht zusammenhängende Forderung Uber die den Stadtverordneten nach den bestehenden Vereinbarungen eingeräumten Befugnisse hinauS- aeht, so wird dieselbe abgelehnt, wogegen den übrigen gestellten Bedingungen Statt gegeben werden soll. Die vom Herrn Professor vr. Zarncke für sein Gesuch um definitive Entlastung aus dem Ehren amt eines Stadtverordneten angeführten, aus der wesentlichen Störung seiner BerufSgeschäste bcr- geleiteten Gründe sind als wohlberechtiat anzn- erkeunen und wird in Folge dessen aus Grund von 8. 97 g der Allgemeinen Städte-Ordnung da« Entlastungsgesuch genehmigt. Hieraus erfolgt der Zuschlag deS Bauplatzes an der südöstlichen Ecke der Berliner und Blücher straße an Herrn Jummel für dessen Höchstgebot von 13,050 Thlr. vorbehältlich der einzuholenden Zustimmung der Stadtverordneten. Die Redaction deS dermaligen Amtsblattes hat neuerdings die Offerte gemacht, alle amtlichen Bekanntmachungen deS Rathes und Polizeiamteö höchsten- 3 Mal unentgeltlich abzudrucken, für öftere Insertionen aber 50 Proc. deS üblichen ÄnsertionSpreiseS zu berechnen, und ferner alle öffentlichen Mittheilungen derselben Behörden mög lichst schnell und unentgeltlich abzudrucken, dasern diese Mittheilungen nur durch das Amtsblatt, amtliche Bekanntmachungen aber durch andere hiesige Blätter einen Tag später abgedruckt werden. Da e- jedoch der Behörde factisch unmöglich ist, sich zu diesen geforderten Beschränkungen zu ver pflichten, weil letztere de, möglichst schnellen Ver breitung Abbruch thun, auch den noch gültigen Verträgen mit Herrn Polz und dem städtischen Interesse an dem im Eiqcnthumc der Stadt be findlichen Anzeiger Widerstreiten würden, so ist die obige Offerte abzulehnen gewesen; hiernäckst wird beschlosten, alle Bekanntmachungen ohne Ausnahnie, auch soweit sie dem Amtsblatt? zu inseriren sind, außerdem dem Tageblatt« zum unentgeltlichen Abdrucke zugchen zu lasten und fortwährend auf möglichste Ersparnis der JnfertionSkosten Bedacht zu nehmen; daher auch in der Regel alle Bekannt machungen -im Amtsblatt nur in der für Petit- Zcilen üblichen Schriftart abdrucken zu lassen. Nack Mittheilung de« ein Legat von 100 Thlr. für das diesige Blindeninstitut enthaltenden Bartho- lomäuS'schen Testamentes wird beschlossen, in die Straßen de« neuen Anbaues der Jmmobilicn- «gescllschast vor dem Zcitzcr Thorc, nachdem letztere nunmehr da« Privatareal, welches diesen Anbau *) Bei der Redaction des Tageblattes eiii-egaugen «mr 2. Juli. von der Straße am Zeitzer Thore trennte, er worben hat, Gasleitung mit einem Aufwand von 6028 Thlr. 14 Ngr. 5 Pf. und Wasserleitung mit einem aus da« Conto der Stammanlage zu neh menden Aufwand von 6309 Thlr. 25 Ägr., sobald die Straßcnkörper im richtigen Niveau hergestellt sind, einzulegen, und hierzu Zustimmung der Stadt verordneten zu erbitten, zur Abführung deS Wasser« auö dem Graben außerhalb dev KohlenbahnhoseS. welche« jetzt in den Eonnewitzer Cbaustcegraben stießt, destcnAbfluß aber künftig durch die in die Straßen der J,n- mobiliengcsellschaft zu legenden, den Chauffee- graöen quer durchschneidcnden Wasterleitungs- röhren unterbrochen wird, seiner Zeit eine 30 Meter lange Thonrohrschleuße mit einem aus dem Betrieb zu deckenden Kostenbetrag von 75 Thlr. herzustellcn, das von Herrn Baumeister Siegel dem Museum zum Geschenke angebotene Sproste'sche Oelaemälde „die Grabdenkmäler der Scaliger in Verona" dankend anrnnehmen, unter Offrnhaltung der 12. Oberlehrerstelle an der TbomaAschule für einen Mathematiker, Herrn vr. Älbrecht die 13., Herrn Steglich die 14., Herrn vr. Küchenmeister die 15., Herrn Bosse die 16. Oberlehrrrstelle und Herrn Hülsslehrer Müller eine provisorische Lehrerstelle daselbst zu übertragen, auch wegen der Neuangestellten Herren Steglich und Boste die Stadtverordneten wegen deS ihnen zustehenden Widerspruchsrechtes zu hören, und für den 3. Einnehmer an der Stadtcaste einen dringend nöthiaen feuersicheren Geldschrank für 120 Tylr. anznsckaffen. Die Stadtverordneten hatten beantragt, zu prüfen, inwieweit der freien Benutzung der Fried höfe noch kirchliches beziehentlich confessionelle Hindernisse entaegenstehen, und zur Beseitigung solcher Hindernisse die erforderlichen Schritte ein zuleiten. ES ist hierauf seiten« deS Ratkes zu nächst in der Sache mit dem Herrn Superinten dent conferirt worden, und hat Letzterer erklärt, daß die Friedhöie kommunales Eigenthum seien, auf denen die politische Gemeinde die Anordnungen zu treffen habe: hierdurch erledigt sich eine weitere Prüfung und soll demgemäß den Stadtverordneten Mittheilung gemacht werden. Endlich wird davon Aenntniß genommen, daß die Stadtverordneten das im Tageblatt zum Ab druck gelangte Gutachten ihres Verfastungsaus- schusteS in ver AmtSblattsrage übersendet haben, demselben beitreten, sich mit den Schritten deS Rathes einverstanden erklären, daS Vertrauen aussprechen, daß der Rath ferner die Interessen der Stadt allseitig wahren werde, und daß die Stadtverordneten eine Petition an die Stände- versammlung wegen authentischer Interpretation der Worte „geeignete Zeitschrift" in ß. 9 des Gesetzes von» ll. August 1855, eventuell wegen Acnderung dieser Bestimmung richten. Die Kometen als Hiegestrophiien des denkenden Menschen. Bon vr. Overzier.*) Nie hat ein Aberglaube festere und allgemei nere Wurzeln getrieben, als der über den innigen und nothwendlgen Zusammenhang irdischer Un- glückSsälle und himmlischer Wunderzeichen. Jns- *> Aus dem sehr empseblrnsivertben Organ für all gemeine Volksbildung „Deutsche Blätter", welches seit Anfang d. I. unter Redaction bes oben genannten Vr. Overzier in Köln in Wochennummern erscheint. besondere sind es die Kometen, denen man eine Beziehung auf die Schicksale deS Menschengeschlech tes zusprach. Da man den ursächlichen Zusam menhang der Himmelserscheinungen nicht zu deuten vermochte, trat die dichtende Phantasie an Stelle deS prüfenden Verstandes. Die Kometen erschienen als Boten des Zornes der Götter, und somit mußten als ihr Gefolge Unglück, Pest, Krieg. Erdbeben, Wasterfluthen und Hungersnoth sich nothwendig einfinden. Daher denn aus allen Jahrtausenden jene Entstellungen und Uebertrei- bungen der Berichte, welche sich hauptsächlich in Notizen über die geträumte Einwirkung der Ko meten aus die Schicksale der Erde und des Men schengeschlechtes ergehen, dagegen das für geschicht liche Forschung unö astronomische Berechnung allein Wichtige, die Bestimmung de« Orte« am Hummel, die Zeit der Erscheinung, entweder gar nicht oder nur sehr ungenügend wiedergeben. Nur die chi nesischen Angaben machen einigermaßen eine rühm liche Ausnahme. Ja man ging in der poetisch-iveellen Aus schmückung noch weiter. Man erdichtete zu wirk lich erschienenen Kometen Unglücke und umgekehrt scheinen namentlich die ersten Kometenbeschveiner eine ganz erstaunliche Fertigkeit besessen zu bah«, die einzelnen Katastrophen und UnglückSfälle, deren die alte Geschichte und Mythologie gÄenkt, mit Kometen auszuschmücken. Da haben wir einen Kometen, der drei Tage vor dem Tode Methusalems erschien; er durchlief in 29 Tagen die 12 Zeichen des Thierkreise- (!) und verschwand am 16. April. Im 15. Capitel des ersten Buches Most« beißt eS von Abraham, Vers 15: „Du sollst fahren zu deinen Vätern mit Frieden, und in gutem Atter begraben werden" und weiter dann VerS 17: „Als nun die Sonne untergegangen und es finster geworden war, siehe, da rauchte ein Ofen, und eine Feuerflamme fuhr zwischen den Stücken hin." Was ist natürlicher, als daß die- ein Komet gewesen sein muß, der Abraham- angekündigten Tod durch seinen Flammenschein auch materiell andeutete! Bei der Sintfluth, dem Thurmbau zu Babel, dem Untergänge Sodoms, dem Ertrinken deS Heeres der Egyp- ter hat man die jedesmaligen Kometen genau heraus destillirt, oder wenn nöthig, m»t einer ge wissen Schlauheit hinein fabricirt. E« erinnert Das an jenen Bischof EosmaS des 6. Jahr hunderts, welcher im Rothen Meere die Räderspur der Wagen Pharaos auffand. Um einzelne Un- glückspropheten aus der großen Maste hervorzu- heben, erwähne ich des Dwdor'schen Kometen aus dem Jahre 371 v. Ehr., der einer Flamme gleich in ungeheuerer Ausdehnung am Himmel ge leuchtet haben soll, und welcher mit der lieber - schwemmung der Städte Hclice und Bura sowie der Niederlage derLacedämonier scharfsinnig in Ver bindung gebracht wurde. - Boguslavsky hält den- selbensür identisch initdem großen Kometen von 1843. D»»dor gedenkt eines anderen Kometen aus dem Jahre 344 v. Ehr., welcher die ganze Nackt sichtbar war und vor Timoleons Flotte herging, als sie nach Sicilien segelte. „Während ich dem Volke öffentliche Spiele gab", — so erzählt Oc- tavianus Augustus vom Jahre 45 v. Cbr., — „erschien ein- geschweiftes Gestirn im Bilde des Fuhrmanns; es war von starkem Glanze und wurde überall aus der Erde gesehen." Einzelne Komctenerklärer glaubten jedoch an der Richtigkeit der Tbatsachc zweifeln zu müssen, „da ein Komet nur in Unglückstagen, nickt während fröhlicher Feste erscheinen könne." Der Zerstörung Jeru salems soll ein schwertförmiger Komet vorange gangen sein; der abenteuerliche Verfasser eines an Min ' " ^ ^ - - — — ünchhausiaden überreichen Lebens Christi aus guter alter Zeit meint sogar, daß man kämpfende feurige Ritter auf schnaubenden Rosten, Soldaten rc. >n buntem Feuergewirr oberhalb Jerusalems sich habe tummeln sehen. Bei Beschreibung eine» Kometen auS dem Jahre 390 nennt M^^cellin den Schweis columo»; ein Abschreiber machte daraus colmnlra, und die gläubige Wundersucht leitete aus letzterem Ausdrucke ganze Schwärme bimiiilischcr Tauben ab, die bcuu Erscheinen de» Kometen lustig am Himmel herumgeflogen seien. Das Jahr 1000 nach Ehr. bat drei Nullen; daß in demselben Wunderzeichen der mannichsaltigftcn Art passiren mußten, ist wohl ziemlich selbstver ständlich. Die Welt sollte, nachdem die Tausend voll war, untergehen. ES wimmelt bei den Be richterstattern von feurigen Drachen, Flammen, die vom Himmel fallen, Erdbeben, innerm Don nergetöse. Auch ein Komet durfte nicht fehlen» Doch widersprechen sich die Angaben der Autoren so sehr, daß man annehmen muß, daß Flammen, Drachen und Kometen höchsten« in ihrer Einbil dung existirt haben. So ziehen sich die Märchen von den Kometen als Unglücksverkünder durch alle Jahrhunderte bis auf die neueste Zeit hindurch. Der Spuk will jedoch nicht mehr so recht verfangen, insofern die berechnende Astronomie den Kometen ihr magische» Gewand abgestreist hat. Sicher würde sonst in der trüben, schweren/Zeit, wo PiuS seine Bann- bulliaden gegen die Menschheit und das verdorbene Jahrhundert losließ, neben wunderthätigen Ma donna-Erscheinungen und stigmatisirten Nonnen, feuerige Drachen, Schwerter, päpstliche Schwadro nen gottgeliebter Adeliger, glühende Steine, die den thönernen Koloß zertrümmern, und andere Spukerscheinungen nicht gefehlt haben. Giebt e» doch in einer großen Stadt am Rheine „ehrliche" Seelen, die noch jüngst mit dem ernstlichen Ge danken umgingen, einen Volkskalender für Eon- gregationisten, Handwerker und Landleute zu ent werfen, in dem neben jedem Tage de- Jahre- eine einschlägige Prophezeiung oder Wunderthat ver zeichnet werden sollte. Wie man über den Zweck und die Bedentnaz der Kometen nur phantasirte, ebenso hatte man auch Über ihre Natur ganz irrige Vorstellungen. Wenn der alte Seneca mit ahnendem Geiste in die Zukunft des Wissens vorauSschauend die tref fenden Worte ausspricht: „Wundern wir «as nicht, daß wir die Gesetze deS Laufs der Kometen, deren Erscheinung so selten ist, noch nicht erforscht haben. Wir erblicken wsder den Anfang noch da- Ende ihrer Bahnen, in denen sie auS unermeß lichen Fernen zu uns herniedersteigen. Kaum sind eS 1500 Jahre, daß Griechenland die Gestirne gezählt und ibnen Name» gegeben hat. Einst wird der Tag anbrecken, w» Wan nach Jahrhu« derten des Forschend klar erkennen wird, was uns jetzt verborgen bleibt", so müssen wir gestehen, daß er dem Erkennen der Kometennatur schon ziemlich nahe war. Leider fiel in der trostlose» geistigen Nacht, die bald folgte, das Menschen geschlecht in die Jrrthümer längst verflossener Jahrhunderte zurück. <Älbst noch Galiläi, Tvcho, Kepler, Hevel hielten die Kometen für Luftersckei- nungcn oder doch für Ausdünstungen aus den Atmosphären der Planeten. MilchiuS erklärt die Kometen als rein optische Phänomene, erzeugt durch die Conjunctionen der Planeten Heute haben wir Uber die physische Beschaffe»- beit der Kometen ziemlich eingehende Kenntnisse. Wir wissen, daß Nichts von Spuk- und Geister-
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