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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 02.04.1884
- Erscheinungsdatum
- 1884-04-02
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188404026
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18840402
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- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18840402
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
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- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1884
- Monat1884-04
- Tag1884-04-02
- Monat1884-04
- Jahr1884
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 02.04.1884
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1780 die gegen die Anerkennung der Autorität Rußland» waren iiud der ganze Bande de» verstorbenen Maktiim Kuli bildete», i» ihren, Empfange der russischen Oisiciere nicht so demonstrativ waren, al» sie nach dem Ermessen der letztere» hätten fein sollen. Die Vertreter de» Zaren wandten daraus Gewalt an, um sich Achtung und künftigen Geborsam zu verschossen; die Turkmenen ließen sich die» nicht gefallen, und so entstand eine Art von unregelmäßigem Tressen." Wahrend dieser Vorfall zeigt, daß e» unter de» Turkmene» noch inimer eine russenseinlickc Partei giebt, besteht seine hauptsächlichste Bedeutung darin, daß Rußland dadurch veranlaß werden wird, am Murgab eine viel größere Garnisou zu stationircii, aU da» sonst der Fall gewesen sein dürste. * Die Königin Emma der Niederlande hat sich nach England begeben zu ihrer jüngeren Schwester Helene, der Herzogin von Älbany (beide sind Töchter de» Fürsten zu Waldeck), um ihr in der tiefen Trauer nahe zu sein. * General Millol hat an die Tonkineseo und Ana- mlten folgende Proclamation erlassen: Ich bin in eure Mitte gekommen, um euer Vaterland von de» Banditen zu lindern, die dasselbe schon allzu lange unterdrücken, und darin den Frieden und die Gerechtigkeit, welche mein Herz erfüllen, zur Herrschaft zu bringen. Nähert euch mir also ohne Beiorgniß; ,ch werde euch um so lieber ausnebmen. je geneigter ihr seid, m>r deh Mich zu sein, um der Unordnung ei» Ziel z-> stecken und euren LondSleuiea die Sicherheit zu verschaffen, vre ihnen mangeit. Ich bin beseelt von Gefühlen der Güte, deren Wirkung ihr bei allen Gelegenheiten erproben werdet, indem ich ;»r Umgestaltung eurer Verwaltung mittelst der Fähigsten und Redlichsten unter euch bei tragen und sür eine ehrliche Vertheilung der Steuern sorgen werde, indem ich durch die notbwendigen öffentliche» Bauten und die Unter drückung der Provinzialzülle die Gewerbesreiheit sichern werde, indem endlich ich euch schütze» werde gegen die Ruhestörer. Mit einem Worte, verlaßt euch auf mich, ich werde euch zu einem freien, wohl- habende» Volke machen und die Hindernisse aus de», Weae schassen, die sich eurer Entwicklung entgegensetzen. Tie Mittel, diese- Pro- gram», zu verwirklichen, werde ich finde» in dem B isiand. den ihr mir leiste» werdet, in meinem innigen Bestreben. eure ge e bte» Wünsche zu erfüllen, und insbesondere dadurch, daß ich eure Re.gie. eure Gesetze, eure Sitten und Gebräuche achte», Rechtschaffenheit üben, von iiieiiiein Gewisse» und meiner Liebe zum Gute» euch leiten lasten werde. * Ueber den Herzog von Albany schreibt die .Köln. Zeitung" au» London. 29. März: Die allgemeinen Beileidsbezeigungen, welche der plötzlich» Tod de» Herzogs von Albany in Englaud hervorgerusea, hat die Maste derjenigen, welche schon von dem nahe» Siege der Ochlokratie träumten, bitter enttäuscht. Wenn England einer monarchischen Kundgebung bedurste, so ift idm eine solch« gestern «nd heute im vollsten Maße zu Iheil geworden. Prinz Leopold war der jüngste der kSniglichen Herzöge; sei» Wirkungskreis war bescheiden und von kurzer Dauer; sein Name ist zwar in der Weltgeschichte mit keiner evochemachendkii Umwälzung verknüpft, und doch har ihm die englische Natron einen Nachrus gewidmet, wie er nur auS einer monarchisch angelegte» und gestimmten StaatSgemeinschast hervorgehe» konnte. Vielleicht hat die weniger selbstlose Ansicht mitgewirkt, daß di, eng- tische Monarchie aller Vorzüge einer Republik und keine ihrer Schattenseiten ausweise; vielleicht auch hat die nachbarliche fran zösische Republik mit ihren willkürlichen Einmischung«- und Er- oberuugSgelüsten die stillschweigende republikanische Durchschnitts- temperatur in England etwa- herabgesetzt. Immerhin aber ist es eine beredte Dhatiachr, daß da» Htnscheiden de« jüngsten Sohnes der Königin ebenso viel Trauer verursachte, wie der Tod irgend eine» beliebte» BolttführerS. Die ganze Nation hat de» Schmerz der Mnttrr und der Ehegattin mitgesühlt. Der Königin Victoria gebührt da» Verdienst, diese Solidarität des Volkes mit der könig- lichen Familie herbeigeführt zu haben. Durch die wiederholten veröffentlich»»-«» au« ihrem ehrlichen Leben lüstete sie den Schleier, welcher da« Königlhum dem profanen Blicke der Menge entzog. Sie besaß de» Mnth, die Veite» wisse» zu lasten, daß ihr Familienleben sich ebenso abvickel». wie da» de» Bürgers, daß es bei ihr ein LniRhen, eine vikky, ei» Leuche» gab, wie bei dem geringsten Strnenaller: sie bracht« dadurch sich und die Ihrigen den, engli sche» volle «enfchlich diel näher, al- die« jemal« unter de« Welsen der Fall gewesen. Künftige Geschlechter, welche die Weltgeschichte unr »ach ihr«, epochemachenden Größen benrtheilen, werden aus diesem Grande die Traner der englischen Ration im Jahre 1884 »ar schwer begreifen können. Der Herzog von Albany war durch seine Stellung sowohl wie durch seine Krantheik zu einer unter aeordaetea Rolle vernriheilt. Niemand erwartete, daß ihn, ein langes Leben and eine tiefeingreisende Wirksamkeit beschieden sei. Tcu größten Lheil seine- Leben» verbrachte er im Bette oder aus den, Rnhepvlster. Die königlich« ErziehuugS - Etiquette verschont!- »m einmal, weil es bei seiner fraglichen DajeinSkraft überflüssig erlch e», die EinpaukuagSschranb« anzuziehen, und dann, weil sein Valor, der Prinz Albert, zur Zeit der Kinvheit Leopold'- ans philosophtichem Wege znr Ansicht gekommen war, daß für Knaben in allen Leben« ftellnage» eine sauste und nachgiebige Leitung bester sei, als coa ventioaeller Zwang. Niemand dachte daran, Leopold s Sinn aus da» Heer oder die Marine zu richten, wie die» bei seine» alteren Brüder» geschah, von selbst verfiel er in die gelehrte Rich tnng, aus Literatur und Kunst. Im Alter von fünf Jahren la» er bester, al» irgend eine- seiner Geschwister vorher gelesen. Und dieser Hang zum Lesen blieb ihm bis an sein Ende getreu. Witzblätter stellte» ihn wiederholt mit dem Buche in der Hand dar ja, e» ging so weit, daß in den ersten Zeiten de- ehelichen Lebens seine Frau sich das Leien bei Tisch« verbitten mußte. Ein Mutter- söhnchen im vornehmsten Sinne des Worte« wurde er »ach d.i» Tode des PrinzengeiilahIS, seines Vater« Die Königin schloß sich zwar gegen jeden Umgang ad, verzweifelte aber doch nicht am Lebe», weil ihr die Sorge sür ihre Jüngsten, den Prinzen Leopold und die Prinzessin Deatrice, geblieben war. Die Liebe, die deu beiden zu Theil ward, erzeugte bei ihnen jene Liebenswürdigkeit und Weichheit des Charakters, welche allen, die mit Leopold in Berührung kamen auffielen. Kranke und looülverpflegte Kinder, welche nicht an körper lichen Verunstaltungen lechen. empfinden gemeiniglich einen Hang zur wohlwollenden Auffassung de- Leben«. Dabei fehlte e« Leopold, sobald er seiner Gliedmaße» Herr war, nicht an knabenhaster Schalk Hastigkeit. Man erzählt von einem Streiche, den er dem Sohne unseres Kronprinzen, der zur Heirath des Prinzen von Wale» nach London yekommen war, spielte. Ter kleine Prinz sollte bei der Hochzeit m seiner erste» Uniform austreten. Leopold schnitt ihm heimlich die Schöße ab; der Unwille war groß: erst al« sie wieder aiigenäht und der Oheim den Resten gutmüthig um Verzeihung gebeten gab sich letzterer zufrieden. In einem Puiiele blieb Leopold zeit lebenS unruhig und unzusriedcn, i» seiner Reiselust. Mit neidischem Auge sah er Schiffe an sich vorübeegleiten. Der berühmte Dechant von Westininster, der selige Stanley, versüßte zu seinem Tröste ein Gedicht aus den Prinzen, betitelt: „Der »»gereiste Reisende" (Dü« untr-rvelleil traveller), in welchem er dem Knaben, der so oft bis an die Grenzen des Reiche«, von wo Niemand wiederkehrt, gereist war, Ergebung einsprach. Der Ehrgeiz plagte den Herzog nach einander in verschiedenen Formen. Line Zeitlang wollte er, in tiefer Bewunderung vor Stanley, Geistlicher werden. Die englische Staat» raison widersetzte sich. Dann gedachte er, sich in Oxford, wo siudirte, zur Prüfung zu melden. Die Aerzie traten dazwischen Daraus reizte ihn der Ruhm de« Redners, und, da er vortrefflich und klar sprach, hätte er im Obcrhause, dessen Mitglied er 1881 al- ueugeschaffncr Herzog von Albany ward, einen großen Wii'unqS krciS gesunden. Auch war die politische Welt aui eine ieurige Jungfernrede gefaßt: aber sie unterblieb au« leicht begreiflichen Gründen. Schließlich wäre er gern nach der Abdankung de« Marquis os Lorne Bicekönig von Kanada geworden. ES gelang ihm, seine Mutter sür diesen Plan zu gewinnen; aber die verantwortlichen Rathgeber der Krone sträubten sich, weil der politische Charakter de» Gouverneurpostens den Prinzen der Parteikritik ausgei'etzt hätte. Zudem war er streng konservativ, wenn er auch keine andere An- sicht verdammte. Ob der Herzog daher in jeder Beziehung glücklich und selbstzufrieden war, bleibe dahingestellt. Ueber die Mängel feiner Gesundheit pflegte er gelegentlich bitter zu klagen. Al« ihn einst ein Gelehrter um seine herrliche Stellung beneidete, seufzte er: „Sie vergessen, daß ich schlimmer daran bin, al» irgend ein Anderer, denn rS fehlt mir die Honptsach«: Gesundheit, Gesundheit. Gesaudheit I" Seine Verbindung mit der Waldeck'schen Prinzessin war eine LiebeSheirath. Nachdem seine Gemahlin ihm im vorigen Jahre eine Tochter geboren, sieht sie einer neuen Niederkuast in wenige» Monaten entgegcn. Nur m>t Widerstreben trennte er sich von ihr, al» er zur Vermeidung der mörderischen Ostwinde nach dem Mittel- meer abreiste. Aus ihren Gesundbeitszustand hätte die Trauer botschaft einen verhänqnißvollcn Einfluß hoben können; daher der doppelte Schmerz der Königin, al- sie an ihre Schwiegertochter dachte. Ueber die nähere Todesursache sind wir »och im Dunkeln. Aerzie erinnern an die Male, welche jeder unbedeutende Stoß aus de» Prinzen Haut zurückließ, und schließen daran-. daß leine Herz lhätigkeit eine krankhoste war nud daß hierin auch die Ursache de» Tode« z>, suchen sei. Der Prinz war ans einen Io raschen Abschied »o» der Welt durchaus nicht vorbereitet. Noch am Donnerstag, drm Tage seine« Falle«, langte rin vries von ihm in Llaremont au mit der Nachricht, daß er sich nie bester uud stärker >a seinem Lebe« gesuhlt Claremont ist seine englische Residenz. Tori verweilte Louis Philipp während der Jahre seiner Verbannung. Die Köuigm fuhr beute dahin in einem Vierspänner, um ihre Schwiegertochter zu tröste». Aeoßerlich war der Herzog voa Albauy eia Manu von mittlerer Größe, blauen Augen, leicht gebogener Nase, kleinem Munde und der angehenden Familienglatze. * Ein trübe» Sittenbild au» dem amerikanischen Volksleben entrollt da- tran-allantische Sabel. In Ein- cinnati kam e«, anläßlich eine« gerichtlichen UrlheilSspruckeS in einem Nsordprocesse. der nach dem Dafürhalten der öffent lichen Mcu-.img zu gelinde auSfiel, zu (Aewalltkätiqkriken und zum Bliilvergießen. wobei Militair und Pödel einander gegenüber standen und elftere» den Kürzeren gezogen zu baden scheint. Welligsten» bemächtigte sich der Mob alsbald aller Waisen« und MunitionSvorräthe de« dortigen Arsenal» und bckrcble da« Gesängniß. Die Organisation der amerika« ilchen Justiz und da» derselben entsprechende Pendant de» Richters Lynch" gehören wohl mit zu den dunkelsten Par- lien der an Schattenseiten so reichen Zustände der großen iraiiSallaiitischen Republik. Wie au» späteren Depefchrn kervvrgeht, haben sich die Unruhen in Cincinnati wieder holt. sind aber glücklicherweise durch die Anstrengungen de» Militair- und der Polizei bewältigt worden. Wie umfang reich die Bseweguiig gewesen, zeigt die signalisirte Ziffer von 100 Tokten «nd etwa 300 Verwundeten, welche die Ruhe- lörer aus dem Platze ließe». Eigenthümlich berührt e», daß trotzdem der Mob eingestandener Maßen die Absicht hatte, taS Gesängniß zu stürmen und besten Insaffen zu lynchen, man dennoch da» Vorgehen der Behörden „rücksichtslos" sinder. Als ob drm Mob. nachdem er erst einmal auf die Straße berabgestiegen ist. durch irgend etwa» Andere» imponirt werden könnte, als durch die Entfaltung der rücksick>l»losesten Energie. Im gegebenen Falle hat sie ihren Zweck voll erreicht, rei n gegenwärtig ist in Cincinnati die Ruhe und Ordnung wieder hergestcllt. die wahrscheinlich noch viele« zu wünschen übrig taffen dürste, wert» der süße Pöbel .rücksichtsvoller' behandelt worden wäre. Die ueuesten Mitteilungen der Afrikanischen Gesellschaft in Veutjchland. Ueber ihre Thingkeit vom Mai vorigen bi» zum Februar dieses Jahre« hat soeben di« „Afrikanische Gesellschaft in Deutsch, land" Bericht an ihre Mitglieder erstattet. In erster Linie ift der Ostasrikanischen Expeditton zu gedenken, di« leider durch den im November l882 rrsolgte» Tod ihre» Topograph«» und Astronomen, de« 0r. E Kaiser, eine» schweren Verlust zu erleide» gehabt hat Zunächst berichte» von Sarrina im Ausang März 1883 die Herren )r. R. Böhm und Paul Neichard über ihre Reise von Gonda nach Karema, bann macht 0r. Böhm in einem Schreibe», dann Kaieini den 18. Mai 1883, Mittheilungea über eine» Kriegszug gegen tlaiakwa. Die Einwohner voa Katakwa hatten, so schreibt l)r. Böhm, vor längerer Zeit zwei Louriere der intrrnationalen Gesellschaft ermordet und ausgeraudt. Lieutenant Storms hatte den Mlemi von Kafisya, Djnia, als den mächtigste» der Umgegend, ausgeiordert, die Uebel thiter zu bestrafe». Dieser hatte daun zwei vergeblich« Angriffe aus das Tors gemacht, mehrere seiner Leute uud seiuer Füdrer dabei verloren »ad sandte uun am 21. März eiuigr Waniapara nach Karema, welch« seine Ohnmacht eingeftandeu und um Unterstützung seiten» der Station baten. In Folge davon sah sich Lieutenant Storms veranlaßt, die Sacke selbst in dir Hand zu «ehmea. vr. Böhm bot sofort seine» Beistand au uud kouut« «ugefähr 110 wohlbewaffuete Leute stellen, da sich auch fast alle mit Gewehren versehenen Pagafi bereit erklärten. La» der belgischen Station waren augenblicklich »ur 30 Lskari verfügbar. So konnte der kleine Kriegszug am 23. März von Karema anSrücke« Logleich der Weg »ach kafisya sonst nur zwei und einhalb bi» drei Wegstunde» beansprucht, konnte derselbe verschiedener Hiaderuiffe wegen erst in sechö und einer halben Stunde »urückgelegt werden, und wurde bei einem unweit von Kafisya gelegenen Weiler das Lager in eiuem Moisseld aufgeichlagen, woraus bau» am nächste» Tag der Weitermarsch angetreten wurde, der dann auch »ach ewigen Zwischenfällen zum Ziele führte, worauf sosort zum Angriff geschritten wurde, den 0r Böhm in folgender Weise schildert Mehrere tiefe und breite Wafferriffe mit senkrechten schlammige» Lciimwändeu wurden unter wildem Krieglgeheul eiligst passirt und gleich daraus ein wüthende« Bkwehrseuer ans de» durch Groben, Erdwall und Boma wohlbelestigten Ort rröffuet. Ich lief mit einem Theile der Leute »ach der Seite, ivo da« verrammelte Thor lag, »m von dort einzubrechea. Eine Anzahl A^kari sprang in deu Grabeu und lckrie vou hier vergebe»« nach «exteu, um die Boma ein- zuschlagen, da die Träger derselben sich nicht heranwagte». Während ich mitten in dem vou alle» Seilen verkrachenden uud sich kreuzenden Gewed, sener vom diesseitige» Grabenraud aus über de» Zaun nach einem Ziele spähte, traf plötzlich ei» hesliger Schlag mein rechte- Bein und da« gewaltsam hervorftürzende Blut, sowie meine an mehreren Stellen durchlöcherte Hose bewiesen mir, daß ich von rinem der dicht vor mir aus der Umzäunung hervor blitzenden Schaffe getrosten war. Ich kouut« noch einige Schritte rückwärts machen und brach dann in dem schlammigen Felde za> sammen. Einige unserer Leute wollten mich zurücktraaen: iudeß hatte ich mich durch Bewegen des Beine» überzeugt, daß der Knochen nicht verletzt war, wie» ihren Beistand zurück und trieb sie gegen die Ver schanznng, während ich denen, die dort neben dem Thore standen und durch die Zaunlukea seuertrn, zuschrie, die Boma einzurriße» uud uberzuklettern. Als Lieutenant Storms, der einig« verzagte mit Gewalt vor- wärt» getrieben hatte, z» mir kam, risse» die Leute gerade die Brr schonzung zusammen uud drangen in den Ort ein. Einer unserer Pagafi erhielt «tuen Speerftoß iu den Leib, der durch die Gedärme drang; er war schon nach kurzer Zeit eine Leiche. Unserem Atkari Abdallah drang ein Luki zwischen Schulter »nd Brust, die Lungen verletzend. Er ist am 24. April seiner Wunde erlegen. Eia zweiter Pagafi wurde von einem Speerstich ziemlich tief an der Seite ver wundet, >st aber jetzt ziemlich wieder hergestcllt. Die belgischen Askari habe« kein« Verloste gehabt. Die Feind« flohen an einer unbewachten Stelle mit Zurücklassung von drei Tobten und einer Anzahl Weiber und Kinder an- dem erstürmten Orte, über den sich gleich daraus Rauch und Flamme» hiuwälzten. Die dem Djata abgcnommear Fahne «ar von eiuem unserer Leute zurück- erobert worden. Obgleich beabsichtigt wordea Var, in dem genommenen Dorse einen Tag zu camviren, wurde doch der Verwundung de» vr. Böhm wegen der Rückzug sofort augetreten, und zwar zunächst bi« zu dem Orte, wo die Nacht vorher gelagert worden war. Die Becwundang des vr. Böhm, wenn auch nicht lebensgefährlich, war doch auch nicht unbedeutend, und stellte sich bald Wuudfieber mit Schüttelfrost er ein. Aus lehr beschwerliche» Wegen wurde zur Station zurück sind«,. Selbst Frachtschiffe könne» leicht für diesen Tiefgang bi» »» ! 80 und 100 Ton» halte», und somit steh» dem Verkehr am Niere- Benuö-G,biete da« ganze Jahr hindurch auch uicht da» geringste Hinderiuß von Bedeutung entgegen. Der nationale Binnenhandel hat durch die Europöer im west lichen Sudan große Veränderungen erfahren. Wie die Bewobner im Nigerdelta geschädigt wurden und der Handel, der Kakouda ganz vermeinet, so werden fetzt Kolanüsse per Dampsboot vom Lower nvrr „ach dein Upper rivrr gebracht. Konvoi, Luden — Natron — wird in sehr bedeutenden Quaiitiiäten — einigen 100 Tons jährlich — nach LcgoS und Sirrra Leon» verschifft, von dort wieder an Native- Händler sackweise verkauft, findet eS seinen Weg in- Innere und brr ganze» Küste eutlang; auch am untere» N ger läßt eS sich gut verlausen. Früher iaad es seinen Weg »ach all diesen Gebieten durch Kaiawaoenzüge über Land. Eingeborene von Lagos und Sierra Leono wie Europäer haben lange Zeit den fünf- und sechs- suchen Preis durch Uebersührung dirje» Stoffes nach der Küste zu erzielen gewußt «ad erzielen auch jetzt noch leicht bei übersüllt-m Markt 100 und mehr Brocent. Aehnltch geht es mit einheimischen Zeugen. Lalabassen, geschnitzten Flaschenkürbissen, vleiglauz wird al- Zierde, pulverisirt aus die Augenlider gestreut, getragen, was den Lugen eine» rigeathümlichen Ausdruck giebt. Diese Sitte ist im ganzen Sudan und bei vielen Küstenvölkera verbreitet, der Artikel daher auf allen Märkten zu finde». Bor allen Dingen hat aber der Elfeabeinhandel, der früher über Kuka und Kano seinen Weg aus Kameelrückeu durch die Wüste nach dem Mittelmecrgestade nahm, säst vollständige Ablenkung aus dieser alte» Bahn erfahren und sei) dieser Zeit dalirt auch leine größere Bedeutung. Ja Bezug aut die voraussichtliche Zukunft de- Niger-Banuö- Haadels ha. Flegel die Ueberzeugung, daß diese Wasserstraße di» Straße de» Welthandclverkehr« mit dem so sehr Production«- wie coniumtionSiähige» Sudan werden wird. Sie ist der einzig brauchbare wirklich schiffbare Zugang zum Herzen des dunklen ContinenteS, ein Wasserweg von der Länge de» Rheins von der Mündung bis in die Schweiz, ein Wasserweg, der praktisch gebauten Fahrzeuge» das ganze Jahr hindurch kein Hinderniß seit dem regelmäßige» Verkehr in den Weg legt, dessen zahlreiche Zuflüsse au» alle» Himmel», gegendeu die Zufuhr von Productea erleichtern. Ein Deutscher, Barth, hat feinen östlichen Hauptarm, gerade de» Arm, der für Handel und Verkehr die größte Bedeutung hat, entdeckt, andere deutiche Reisende — Vogel. Rohiss — haben ihn mehrmals gckrcuzt uud befahren und wiederholt leine Bedeutung betont, deu eifrigen Bemühungen Teutschrr sür Wissenschaft und Humaniiät — Peiermauu, Ritter, von Buuseu — ist seine erste gründliche Er- sorschung zu verdanke», nicht zu gedenken der zahlreichen Deutschen, deren Namen als Märtyrer verzeichnet sind in der Entdeckung», geschickte de» Niger. Obgleich die deutsch-asrikauischen Handels- beziedungen, sagt Flegel, am besten nach dieser Richtung hin mit Bortheil erweitert werden kouuten, ist dennoch die drisch« Flagze hier noch »icht gezeigt worden, wrder um wissenschaftliche, noch um humane, noch um merkantile Zwecke zu fördern. Dies ist aber seitdem durch Flegel selbst geschehen, der zugleich dru deutschen Großkausmann, der am Welthandel theiluimmt, und den deutichtu Großndnstrielleu daran erinnert, daß die Wissenschaft überhaupt, wie vorzüglich dir geographische Forschung von ihm nicht gar so gleictigiltig und kalt behandelt werden sollte, denn die letzter« arbeitet speciell in seinem Dienste und zu seine». Bortheile. Der englische Kausmaun und Industrielle weiß sie besser au-zunütze». Doch nicht nur da-, «eit mehr ist erwünscht, und verspricht große vortheil« sür beide Theile, nämlich: wertlhäliae« Interesse sür die gegenseitigen Bedürfnisse! Bon Seite» jener: Unterstützung der Forschung mit den vecuniären Mitteln; von Seiten dieser, der Pioniere der wissenschastliche» Forschung: größer« Aufmerksamkeit und Hingebung sür die praktischen Interessen des Handel», wodurch sie. weu« erst einige Erfolge erzielt würden, die «nsmerklamkeit der Interessenten wie der Regierung aus sich lenken und williger und leichter dir nöthigra Mittel sür ihre Unternehmuugeu erhalten werden. Der EgoiSmuS, der deu Berus de« Geschäftsmannes charakterisirt, läßt es nicht zu, daß er Bestrebungen unterstützt, die ihm und zu gleicher Zeit auch anderen geschäftlich nütze» können. Eia reiches Kaushaus würde weit'eher zu bewegen sein, eine großartige, wissen schaftliche Expedition, die praktische Ersolge verspricht, au« eigene» Mitteln ouSzurüstcn, als tausend Mark zu demselben Zweck zu geben im Verein mit vielen Concurrenten, wo jene sich der Erfolge mit- ersreuen dürfte». I» solchem Falle ist der Egoi-muS schlechter Patriotismus. und doch ist derselbe die Grundanschauung der meisten. ES ließe sich viel für die Ausbreitung des Handel» i» Westasrika ihn», wen» die vaielbst an der Küste engogirlen Kaufleute zu bewegen wären, gemeinschaftlich zuerst mit Hilfe der wissenschaftlichen For'chunq im Rigergebiete vorzugehen, die Errichtung von wissenschastlich- merkaniilen Stationen, nach dem Plane der änsocintwv mu-rnalionale oder einem modificirien Plane durch Beiträge zu ermögliche». Des Vaterlandes Wohl ist mit der Ausireitung seines Handels und der In dusirie eng verknüpft, hier ticgt eia fruchtbarer Acker brach, für dessen Bestellung schon inuiicher Deutsche als Märtyrer fiel. Wann werden deutsche Hände ihn bestellen zu Nutzen ihrer selbst wie de» BoterlandcS, wie zu ehrendem Angedenken der Namen ihrer edlen Brüder? l X. der Angeklagte, al» Fa-fsthrer» ßed»r «» «i»e Orstf»», um Station»beamte«Lb«ftauden, mtt der selbstständige» Wahrnehmung drrFuuctioaen eine» Ltatioasbeamte», auch »icht vorübergehend in Nothsälleo, betraot werde» durfte. gekehrt. Tie Wunden begannen nun stark zu eitern und übel zu riechen und wurde der Kranke längere Zeit, besonders Rack»«, vou regelmäßig Nachmittag« sich eiostellendem Wuudfieber sehr gepeinigt. Tie Heilung ist, owohl keinerlei erschwerende Umstände eingetreten sind, wider Eiwarten so langsam sortgeschritten, daß »och bei Ab- gang de» Briese«, bald zwei Monate nach der Verwundung, keine Aussicht aus ei»e schnelle Genesuug vorhanden war. Vr. Böhm und Neichard haben auch einen Auszug aus dem Tage buche de» verstorbenen vr. Kaiser über dessen Reise vou Gonda »ach dem Rikwa-Srr, de» oufzunehme» er ausgegongen war. eingesaudt. Ferner liegen vou vr. Kaiser noch astronomische Orisbeftimmungen, bearbeitet von E. Stück, »nd Höbrnmefsungen ans de, Reisen znm Tangeaika und »nm Rikwa, berechnet von K. Zöppritz in Königs berg. vor. Wir könne» hier unmöglich ans die Einzelheiten der interessante» Mittheilungr» eiagehr», und gedenken nur noch »es sehr werthvallr» Berichtes, welchen Robert Flegel über de» Handel im Niger- Benuil.Gebiet and über dessen voraussichtlich« Zukunft gegeben Hot. West-Lentral-Afrika ist. wie derselbe mittheilt, eia Production«- und consumtionSsähige» Land und günstiger als irgend eia anderer Theil Afrika« für den deutsche» Handel gelegen, auch ist dieser schon seit lange »ad mit bedentendem Capital an der Westküste eagagirt. Diele ist aber höchst ungesund im Vergleich zum Innern. Es ist ei» »eite«. dichtbevSlkerte« Gebiet, da» der Niger-Benn» al« schiffbarer Strom durchzieht und da» einzige Hinderniß. welche» er für einige Monate de« Jahre« der Schifffahrt entgegenstellt, sind Untiefen, diese können aber immer durch tür die Verhältnisse praktisch gebaute Fahrzeuge leicht überwunden werden, womit erst in jüngster grit ei» Anfang gemacht worden ist. Selbst bei der trockensten Zeit und an den schlimmsten Stellen, wo der Fluß fast eine ganz« geographische Meile von User zu User in der Ebene eia- aimmt» ist »och immer ungefähr drri und einhalb Fuß Wasser z» Entscheidungen des Reichsgerichts. «Abdruck ohne Angabe der Quelle wird gerichtlich versolgr.- Wie der Begriff der „Anstellung" im 8- 316 Str.-G.-B., welcher die zur Leitung der Eiienbahiisahrtca und zur Aussicht über die Bahn und den Besörderungsbetried an ge st eilten Personen mit Gefängnißstrafc bedroht, wenn sie durch Bernachläisigung der ihnen obliegenden Pflichte» eine» Transport in Gefahr setzen, auszusassen st, bat der II. Strafsenat de- Reichsgericht» in ieinem Urtheil vom 16. November v. I. in der Strass,tchc wider den Zugsührrr O. zu Thorn ausgesprochen. Der Sachveriiall war folgender: Am 15. No vember 1882 gerieth aus dem Babnhajc Tculich-ievlan ein Rangirzug in Folge falscher Weichenftellung aus ein nach dem Locomotivscktuppcn führendes Gleis und durchbrach die Einqangsthür, sowie die Hinter wand des Schuppens, auch die Wand eines dahinter belcgenen Ueber nachlungsraums und eine» Anbaues. Bier Wagen de» Zuges wurden mehr oder weniger beschädigt. Der HilsSweichensteller Brock hat die Weich« unrichtig gestellt. Der Angeklagte war damal» vou dem königlichen Bctnebsamie Thorn mit der Vertretung des erkrankten Stationsassistenten Haciuer beauftragt. AlS dem da» Rangire» leitenden Beamten lag ihm ob, vor Ausführung einer jeden Ranair- deweguug von der richtigen Lage der zu passirendeu Weichen sich persönlich zu überzengen. Dies hat er versäumt uud so die Gr- jährdung de» BahnzugeS herbeigeführt. Danach ist vom Land gericht aagenommeu, daß Angeklagter al- eine zur Aussicht über die Bah» und den BesSrderungSbetrieb a»gestellte Person durch Bernachläisigung der ihm obliegenden Pflichten eiae» Eisenbahn Drau-port in Gefahr gesetzt hat, und seine verurtheiluug au» tz. 316 Str-G.-B. «»»gesprochen. I« der vom Angeklagten eingelegten Revision wird Verletzung de» Rechtsbegriffs der „Anstellung zur Leitung von Eisenbahn sahrtea und zur Aussicht über die Bah» und de» Besörderungs betrieb" unter der Ausführung behauptrt: Al» Angestellte (Beamter) im Sinne de« allgemeinen Gesetze» uud de« 8 316 des Str.-B.-B. sei nur der auzusehen, der von der competenten Behörde innerhalb ihrer Lonchetzea» ohue Ueberschreitung ihrer Befugnisse zu dem bestimmte» Zwecke und Amte angestellt sei; im vorliegenden Falle aber sei Angeklagter unter directer Verletzung der Bestimmungen des Bundesrath» vom 12. Juni 1878 und des RescriptS de» Miuisters der öffentlichen Arbeiten vom 31. October 1881, also unter Ueberschreitung der Competeaz al» Zugführer zum Drations-Assisteuten bestellt. Da- R.-G hat bei Verwerfung drr Revision Folgende» aus- gesührt. Der Bahnhof Deutsch-Eylau gehört zur Strecke de- könig- lichen Betriebsamt» Thorn. Laut Allerhöchsten Erlasse- vom 31. Februar 1880 sind die Eisenbahn-Betrieb-ämter al» öffentliche Behörde» an die Stelle der früheren Eisenbahn-Commissionen ge treten. Die Eisenbahn-Commission zn Thor» war durch Aller höchste» Erlaß vom 21. Juni 1876 nach Maßgabe der in dem Erlasse dom 28. September 1873 gegebenen Bestimmungen errichtet, danach speciell. mit deu Befugnisse» und Pflichten einer össeutliche» Behörde, de» Betrieb aus der ihr zugewiescnea Bahnstrecke zu leiten bestimmt. E» «nterliegt somit keinem Bedenken, daß da« Betriebsamt Thora zu Anstellungen drr hier in Frage kommenden Art, im Allgemeinen und «rt- lich für die fragliche Stelle zuständig war. Weiter hinan» unterliegt die Anstellung »icht der richterlichen Prüfung, uameatlich nicht nach der Richtung hin, ob in Betreff des Angestellte» die für die Anstellung vorgeschriebe»«« Besädigaua»oachweise erbracht sind. Denn es existirt keine Rechtsnorm, kraft welcher eiae von drr sachlich und örtlich zuständigen Behörde verfügte Anstellung alt Anstellung im Sinne de» ß. 316 Str.-G.-B. au« dem Grund« nicht gellen dürste, weil die Anstellung«, bebördr bei der Auswahl drr aagestellteu Person gegen Grundsätze de» Verwaliniia-rechtS oder gege» Dieuftweisuagen einer Vorgesetzten Behörde gefehlt hätte. L» liegt somit außerhalb de» Bereich« der richterlichen Prüfung, ob »ach »«» dom BundeSrath erlassene» Bestimmungen über die Befähigung von Bahnpolizei, beamten und Locomotwlührer» oder nach drm i» Aussühruug dieser Bestimmungen an die Eisenbahn-Directioa zu Bromberg ergangene», von dieser dem Betriebsamte Thorn mitgethrilten Erlasse des königlich preußischen Minister- der össe-Nücken Arbeiten vom 31. Oeiobcr 1881 vermischtes. — Berlin, Sl. März. Die Glückwünsche, welche dem Kaiser in Telegrammen und GratulationSschreiben zum Geburtstage dargebracht werden, nehmen an Zahl von Jahr zu Jahr zu. Sie rechnen nach Tausenden, so daß e« erst nach und nach möglich ift. da« aufgehäusle Material zu sichten. Darunter fand sich in diesem Jahre der Glückwunsch eine- Elsässer», welcher, in einem kleinen Städtchen im Ober-Elsaß wohnhaft, am 22. März »796 icborrn, mithin gerade ein Jahr älter ist al» der Kaiser. Inch ein vom Niederwald Herrührendr» gepreßte» Eichrnblatt, auf dem da» Bildniß de» Kaiser» deutlich erkennbar herau»- earbeitet war, wurde eingereicht. Se. Majestät soll sich lber diese Aufmerksamkeiten herzlich gefreut haben. Berlin. ZI. März. Der Krönprinr empfing gestern Nachmittag 1 Uhr in feinem Palai» deu Fürsten Bi»«arck und hatte mit demselben eine längere Unterredung. — Der Kronprinz begiebt sich übermorgen nach London, um der am nächsten Sonnabend stattfindenden Beisetzung de» Herzog» von Alban y beizuwohnen. Die Trauerseierlich- keit fi»det in einfachster Weise in der St. George Chapel im Schlosse Windsor statt; .kleinste Uniform" wird vorgeschrieben, wie die» seiten« de» königlichen Hose» hierher gesandte Telegramme melden. Ob die Frau Kronprinzessin ihren Gemahl begleitet, ist zweifelhaft; die Entscheidung wird von der neuerlich eingeholte», heule erwarteten WillenL- meinung der Königin Victoria abhängig sein. - Berlin» 3l. März. Die Zahl der l« Preußen vorhandenen Gericht-assessoren hat Ende März die Zahl von 900 erreicht. Zck mithin im letzten Vierteljahr wiederum um 70 vermehrt. Im vorigen Jahre wareu am Schluffe de» ersten Quartal« 760 Assessoren vorhanden, vor 2 Jahren SSO, vor 3 Jahren S10, vor 4 Jahren 430 «nv vor 5 Jahren 350. Bon deu zur Zeit vorhandenen 900 Assessoren sind 2 über 5 Jahr« !», dieser Stellung. 17 über 4 Jahre, 76 über S Jahre, 206 über 2 Jahre und 502 über 1 Jahr. Während noch vor wenigen Jahre» oft Assessoren, di« nur eia paar Monat vorher ihr Staatsexamen adsolvirt hatten, zu Amtsrichtern ernannt wurden, ist e« jetzt eine Seltenheit, wenn «in Assessor, der eine Anciennität von weniaer al« zwei Jahren hat. eine Richtrrstrlle erhält; wir zählen solcher Richter zur Zeit im preußischen Staate nur noch 23. Mit der Ueberproductioa an jungem Nachwuchs geht, um die außerordentliche Stauung iu der juristischen Carriere hervorzubriugen, drr sehr gering« Abgang älterer Richter Hand in Hand. Im letzten kalben Jahr« haben sich beispiel-weise nur eia Oberlande-gericht-rath. vier Landgericht»- und acht Amt»gericht»r8the in den Ruhestand begeben. Man hofft zwar, daß die in Aussicht stehende Ein übrung der Berufung gegen die Urtheile der Strafkammern erster Instanz eine Vermehrung der Richter zweiter Instanz zur Felge haben würde, dadurch werden aber die Aussichten auf Beförderung rc. so wenig gebessert, daß die juristische Carriere doch noch aus lange Jahre hinau» wenig Chancen dielen und ihre Anwärter nicht unterbringen können wird. — Kiel. 29. März. Die gedeckte Corvette .Leipzig". 12 Geschütze. Eommandant Capitaiu z. S- Herbig, wird neueren Nachrichten zufolge bi« Ende März in Hongkong ver bleiben und dann nach Manila und Bangkok gehen. Die Corvette wird hieraus Macaffar ans Erlebe« anlaufen und über Singapore nach Capstadt die Heimreise anlreten, welche nur durch einen Aufenthalt an der Westküste von Afrika, wahrscheinlich Angra Pequena, unterbrochen werde» wird. Die Corvette wird gegen End« September in Kiel erwartet. Torgau, 1. April. Um da» Gedächtniß de» großen Reformator» vr. Martin Luther in unserer Stadt sür alle Zeiten sortleben zu lassen, ist an dem 400 jährigen Gedenktag seiner Geburt der mit großer Zustimmung ausgenommene Plan gefaßt worden, in Torgau ein Lutherdenkmal zu errichten. E» bedarf für die Evangelischen aller Orten nicht de» Beweise», daß Torgau neben Wittenberg. EiSleben, Worin» und Erfurt mit Fug und Recht beanspruchen kann, ein Denk mal Luther'» zu besitzen, und so wendet sich denn ein Comitb an Alle, welche der alten Lutherstadt zur Erlangung dieser Ehre behülslich sein wollen, mit der Bitte, dasselbe bei Be schaffung von Geldmitteln sür ein zu errichtende» Luther» denkmal zu unterstützen. Die Beiträge werden vou dem Cassirer Herrn G. Reiche mit Dank entgegengenommen. —r. Kreuzdurg, 31. März. Wie ich Ihnen bereit» gemeldet batte, ist unser Städtchen in der letzten Zeit in einer Weise durch Brandstiftungen, welche Brände von zum Tbeil recht bedeutenden Dimensionen hervorgeruscn haben, erschreckt worden, daß kein Mensch mehr sich ruhig zu Bett zu legen wagte, viele Familien ihre werthvolleren Sachen stet» verpackt hielten, um dieselbe» sosort retten zu können, wenn etwa ihr Hau» znm Opfer der Brandstiftung werden sollte, die Polizeimannschasten verstärkt werden mußten rc., kurz ein grauenvoller Zustand hervorgerufen wurde. Endlich ist e» gelungen, den wahrscheinlichen Urheber der Brände zu ermitteln und zu verhaften. E» ist die» der Dienstknecht Adam Rommel von hier, welcher erst 20 Jahre alt, jedoch bereit« wegen Körperverletzung und wegen Diebstahl» bestraft ist. In hohen, Grade auffallend ist, daß in nicht weniger al» drei Fällen e» da gebrannt hat, wo Rommel in Dienst stand. Bei allen Bränden war Rommel einer der Ersten aus dem Branvplatze. auch bat er sich nachweislich kurz vor Au-bruch de« Brande» stet» Schnap» gekauft. Eingestanden hat er oi»- her noch nicht»; indessen häufen sich die Beweise gegen ihn immer mehr, fett Leute, welche etwas Verdächtige» bemerkt, nicht mehr zu fürchten brauchen, daß ihnen au« Rache sür ihre Zeugenaussagen der rothe Hahn aus da« Dach ge» setzt werde. — Arolsen, 29. März. Die Fürstin Von Daldrck ist heute Mittag nach England abgereist. — Stuttgart. 24. März. Württemberg hat gegen wärtig einen Ueberschuß au tüchtigen verwendbaren Gene raten. 1873 waren säst sänuntliche Generale und Obersten au« Preuße» hierher commandirt. Heule sind außer dem conimandirenden General v. Tckachtmeyer und dem General- stab-chcs Oberst v. Westernhagen nur noch die Commande»«« der 27. Division (2. würtk), v. Gtrreyky, und der 26. Cavallerie« Brigade (2. württ.), v. Witte, preußische Osfiriere, außerdem der Gouverneur voa Ulm, Gcnerallieutenant v. Hartman». Während 1473 noch kein höherer württembergischer Ofsteier ein preußische» Commando innchatte, führt heule der württem» bergische Generalmajor v. Haldenwang eine schlesische Brigade lOpPeln). und der württembergische Oberst v. Kurtz dö« hessische Eavallerie-Brigade (Kassel); ferner ist der württem» belgische Oberst v. Falkenstein Chef de» Generalstab» de« 3. ArmeecorpS. Zwei kürzlich zu GeacraMeutenanl» befördert« württembergische Osficiere. v. Brandenstcin und v. Pergla«, darren ihrer Verwendung al» Cvmmandeur« preußischer Divisionen. — Aachen» 28. März. Die seuerlose Honiamann'sch« Natron.Loeomotive wird vom nächste» Montag aß regelmäßig di« Personenzüge zwischen den Stationen Stolberg und Würselen befördern. Nach den bisher erzielten Resnl» taten dürfte jede Füllung der Locomotive für die Dauer eine« Betriebe» vou 12 Stunden auSrcichcn. — Wien, 30. März. Die Redaction de» öster reichischen Theile» de» vom Kronprinz Rudolph geplanten ethnographischen Werke« übernimmt Regieruna-rath Weilen. Die Kosten der Herstellung de« Werke« bestreitet vorläufig der Kaiser au« seiner Privat- schatuNe. Kroatin, Rudolph wird skr die österreichische
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