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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 13.02.1887
- Erscheinungsdatum
- 1887-02-13
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188702134
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18870213
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18870213
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1887
- Monat1887-02
- Tag1887-02-13
- Monat1887-02
- Jahr1887
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 13.02.1887
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Sechste Gelinge znm Leipziger Tageblatt und Anzeiger. 41. Sonntag dm 13. Februar 1887. 81. Jahrgang. Die Militalrvorlage und die Opposition. * Wo dir Opposition — namentlich dn „Deutsch- srrisi an" — zum Zweck» drr Wahlagitation nicht gröbere LUgen für angebracht hält, wir etwa die durch Annahme tes Teptennat« in Wirksamkeit tretend« siebenjährige Dienstzeit, da dcblllirl sie. nach wie vor. mit der von ihrem Generalissimus Windthorst. in vorau-setzuna der Tinge, die da kommen mußten, rechtzeitig auSgegekenrn Pirole: „Jeden Mann und jeden Groschen" bewillig» zu haben. Wir wissen sehr wohl — schreibt die „Norddeutsche Allgemeine Zeitung" —, unseren Lesen» in Bezug hieraus nicht- Neue« sagen zu können, befürchten sogar, wenn wir da« Thema «dermal« berühren, sie zu ermüden. Im öfsent- lichen Interesse erscheint e» indeß geboten, wieder und immer wieder mit erhobener Stimme zu erklären, daß jene Behaup tung eine Unwahrheit, eine aus die Unkenntniß nnb Leicht gläubigkeit der breiteren Volksschichten berechnet« dreiste Un- Wahrbrit ist. Die Regierung mußte, wollte sie nicht hinter den Krieg«- Vorbereitungen der in Betracht kommenden Nachbarstaaten — in erster Linie Frankreich« — geradezu sträslicherweise zurückbleiden, unter jeter Bedingung eine Vergrößerung der Armee anbohnen Da« war zu erreichen, wenn sie um gehend so and so viel neue, »arnsch gegliederte, größer» Formationen --- vielleicht 2 bi« S Armeccerp« — schus, oder aber eine Anzahl neuer Bataillone errichtete, eine Anzahl vorhandener verstärkte, um so grabatim im Frieden so viel wehrfähige Männer mehr zu Soldaten zu machen, Latz im Kriege genügende« Material zu Neuformotionen vor- bandet, war. Daß wir im Falle eine- Feldzug« zu Neu. sormationen schreiten werden und müssen, da« lehrt doch zur Genüge di« Geschichte der kriegerischen Ereignisse der Jahre l8v6 und 1870,7l. ja die Krieg-geschichl« überhaupt. Die KriegSverwaltung hatte in »rrhältnißmäßig sehr be scheidenem Maßstad« ein Mittel vorAeschlagen. durch «elche« Beide« zu «reichen war: sosortige und kräftige Ver stärkung. Sie verlangt« zunächst eine Erhöhung der Präsenzzisser um «l,000 Monn, d. h. ein« sortlaufeude Erhöhung der A»«bebu»a-quole von >3—14,000 Mann, deren Durchschnitt für 3 Jahre eben jene erstgenannte Z sser rrgtebr. Die Eon- feqnevz dieser Maßregel würde dir dauernde Vergröße rung der Arme« innerhalb de« von dem Dehrpst>chljgen obznleisiendtn Duobecennium« (Linie, Reserve und Landw.hr) um lüxlZ bi- ,4.000 -» l »6—>68.000. i» Durchschnitt also um: 162,000 Mann gewesen sein. Da die Regierung nun ober von einer dauernden Fixirung der Präsenzstärke (Aelernat) Abstand nahm und sich aus den Standpunkt de« s. Z. geschlossenen Comprvmffs S (Septennat) stellte, so kam tementsprrchend auch die dauernde Bewilligung in Fortsall. An deren Stelle sollte wieder dir bisherige, aus sieben Jahre beschränkte treten, d. h. also die Armee sicher vergrößert werden zu nächst um: - X 13 bl« ,«.000 S1 bi« 23.000. d. ß i« Durch, schnitt um Sl.bOO Mann. » Die Opposition non entsprach diesem Vorschläge nicht, sondern beirr lligte nach dem bekannten Hin und Her, und nachdem alle Mittel, die Verbündeten Regierungen unter ihren W llen zu beugen, fruchtlos geblieben waren, die Mittel für die beantragte Präsenzstärke aus — drei Jahre, d. h. also für 3 X l» bl» 14.000 — ss.000 bi« <2.000 oder im Durch, schnitt sür 4l,000 Mann! Mit anderen Worten, sie be- willigt« nicht »jeden Mann und jeden G röschen", sondern »V3.S00 Mann wenig«,', al« die Regierungen verlangt hatten. und normalen Zeitläufen; ^ KriegSrüstungen habe jedoch die rumänische Regierung um so weniger Veranlassung, al« sie fest entschlossen ist. den Standpunet de» ruhigen Beobachter» und strengster Neutralität auch für den Fall ernsterer Berwickrtunae« in der bnlgarischen Frage unter keinen Umständen auszugrben. — Au» diesem Grund« haben auch die Meldungen von angeblich schwebenden Ber» Handlungen Uber eine rnmänisch-serblsch-bulgarische Donau-Consöderativn gerade jetzt am allerwenigsten Glauben zu beanspruchen. Man geh« diesbezüglich auch in rumänischen maß,ebenden Kreisen von der Anschauung au-, daß die Stellung Rumänien» einer eventuellen Orient-Eon- fiagratioa gegenüber eine wesentlich andere sei al« dir Bul garien« und Serbien«, und daß Rumänien nicht blo« den eigenen Interessen, sondern auch bene« dieser Nachbarländer durch eine strenge Neutralität bester dieur al« durch ein etwaige» Bünbniß. * Die telegraphisch signalisirte Bombeaepplosioa in Lyon, welche in der Nacht zum S. d. Ml», ei folgte, wirb der ..Time»" al» da-Werk der Anarchisten bezeichnet. I» dieser Beziehung wird hervorgehoben. daß der Anarchist Mvrelle da- Verbrechen von Lyon vorhergesagt habe. Auch r,folgte in Eainl Eiienae zwei Stunden vor dem Vorgänge in Lyon eine Explosion, dir jedoch einen minder ernsten Charakter hatte. Zagleich wird versichert, daß in St. Etirnne vor einige» Tagen anarchistische Maueranschiäge von der Polizei abgerissen wurden, lieber da» verbrechen von Lyon liege» folgende nähere Mittheiluiigen vor: Hinter den, Justiz« patastc an der Rue Saint-Jean war.n an der Gitterthür, durch wrlchc man zu dem Polizeiposten und dem Bureau de» Commistar« gelangt, zwr» Bomben gelegt, die nach der .Time-- nicht mit Dynamit, sondern mit Schießpulver und Nitrat gefüllt waren. Die Bomben rxplovirlen »ach ein ander. wobei dir Fensterscheiben de» Iuslizpalaste» und der benachbarten Häuser zersprangen. Der Polizeicommiffar Brault, sein Sekretair. sowie vier Polizei-Agenten wurden verletzt; die Verwundung drö Cominlstar» ist «ine schwere, so daß er nach dem Hotel Dieu traneportirt werden mußte. Wären dir Bomben geschickter gelegt worden, so hätte die Explosion noch weit größeren Schaden angerichtet. An den benachbarten Mauern sauv ma» Projektile von Blei, sowie Stücke Zink und Gußeisen. Einer der Verbrecher muß schwer verletzt worden sein, da man den Biutspure« vo» der Rnr Saint Jean bi» zum Pont d'Amay folgen konnte. Atö wahr scheinlich gilt nach dem .Figaro-, daß man den also ver letzten entdecken und dann auch besten Mitschuldigen aus die Spur kommen wird. Jur tvahlbkwkgung. * Wir werben von kompetenter Seite ersucht, Folgende« zu vercstentlichknr ,.Wa» ist an dem G jammer über die durch die HeereSe rbvhun g bewirkte Ueverlastung der Steurrkrast de- Volke»'/ E» »st eitet Uebcrtre>bung. Für d,e beiden untersten Steuerklassen erhöht sich der jährliche Sleuerjatz um nicht mehr al« l3V, Pscnni e und so veihällnißmäßig wächst er durch die übrigen Class.n Wa« sind aber diese geringen Ausgaben gegenüber den Lasiea eine» unglücklichen Kriege», der v>« Wohlhabenden arm und die Armen noch ärmer machi?" E» ist die alte Geschichte, von gewissenslose» Agitatoren werden die ununterrichlelen Wähler in den Versammlungen durch da« SchrcckenSg penst großer Sleuererhöhnng aus gestachelt. da», wen» ma > der Sache aus den Grund gebt. sich lediglich al» eia Lügen- grrveb« der gröbsten Sorte herauSstrllt. sich eine« sehr zahlreiche« Besuch« Der Saal der Central- mlle war voll besetzt. Nachdem der vereinSvorsttzende. Herr LandtagSabgeordncter Rittmeister Gelbke au- Gesau. die l Versammlung begrüßt „nd mit einem begeistert ausgcnom- mrnen Hoch aus den Kaiser eröffnet hatte, sprach Herr Seminarvberlehter Vr Müller au- Waldenburg über .Politik und Geschichte. In I't, stündiger Rede zeigte derselbe die bobe Bedeutung de« engen Zusammen hang«. der zwischen dem geschichtlichen Werden, der Geschicht«- chreibnng, der allgemeinen geschichtlichen Bildnng un» der Staat-kunst und dem allgemeinen politisch richtige« Urthrilr» un» Handeln besteht »nd zu bestehen hat. Namentlich in seiner zweiten Hälfte ging der wiederholt von znstiwwenden Zurusen und Bravo« begleitete Vortrag, de« die Zuhörer mit große, Ansmrrksamkeit svlaten, «us »i, brennenden ragen ber Gegenwart ei«, aus Parlamentarismus, Sociat- bemokratie, Paitriwesen. politische Legendenbilvana und Ten- ten.lügen. aus Armeestärke, KriegSbudget, Dienstzeit »r in Deutschland «nd seinen Nachbarstaaten, aus die neue Art und weltgeschichtlich entscheidend« Verr»tnnq der Kriege und da- Trptennat in de, Militetrborlaqe. Der Redner schloß mit ber Mahnung, mlt der geschichtlich-politischen B ldung vor ollem Treue »nd vertrauen »» verbinden und die Hoffnung de» Dichter« au« den Frnheit«kriegen (Schenken- dors) z« verwirkliche» und den letzten tzernd zu bezwingen. Durch lebhaften Beisall bekundete die Versammlung dem Redner ihre« Dank und ihre Zustimmung. Nach ürzrr Pause «öffnete der Berein«oors»tzendr dir Drbaile Uber den Vortrag und, da Niemand hierzu da- Wort be ehrte, die Diskussion über dir bevorstehenden Wahlen. Herr Hausmann Ehret dantte im Namen der Nationalliberalen ür die Schnelligkeit und Bereitwilligkeit, die man bei Be- gründung der Wuhlromit«« gesunde» habe, und mahnte zu ahlreicher Wadibetheiligung. Herr LandtagSabgrordneter Aelbk« und Herr Aml«ha«ptman» vr Waentig wider legten metrrrr Unwahrheiten, die tn drr letzten in Glauchau von soclalistischtr Seit« einberusenrn und geleiteten Wälster- velsammtung »ege« de« damal« beliebten Verfahren« nicht halten berichtigt werden können, so betreff» drr Steverbeiträge der verschiedenen Eiaffe« «nd betreff« de« Antrag« im Reich« tage zu Gunsten etwaige, Hmtertaflenrn der Ersatzreser visten rr. Nach einem von Herr« Oberlehrer vr. Müller aus dir deutschen Fürsten und da« de«tschr Volt auSgrbrach- len Hoch, tn da« die Anwesenden freudig einstimmle«, schloß Herr Rittmeister Gelbke die Versammlung. Liae ernste Mahnung * Die deutschsrrisinnige Partei eignet sich immer mehr dir Moral und Taktik >h>r« Verbündeten, der Social bemokratir, an. In einem Flugblatt, weiche» der .Zit taue, Morgeuzeitung- beiliegt und welche« dieselbe ihren Lesern besonder« rmpsi Hit, wird de» Wählern deutlich zu verstehen gegeben, sie Hanen nicht nvtbig, eine von ihnen ertheilte slnterschrist des Wahlaufrufe- sür den gegnerischen Eandidaten aiS bindrnd zu erachtcn, svndern sie könnten trotz dieser » Im Anschluß an onsere g-strlge Notiz, laut Welche, da« Uuierschris, im entgegengesetzten S„>ne wählen. Da- ist e.n. nationalliberale Centra lwahlcomitS die Partei-> «ussi-rverung zur Heuchele,. Nun d.e deutsch ----- - - - - - sr«is»»n,ar Parte« mag nur aus diesem Wege weite genossen um pekuniäre Unterstützung ersucht und Taben zu den Wablzwecken an da« nationalliberalr Eentralburrau. Berlin Vk. Köihenerstraßr 16, zu senden bittet, geht un« folgender Ausruf zu: Ln die bemittelten, reichstreuen Wähler ln Stadt und Land! In wenigen Wochen feiert unser greiser Kaiser seinen 90. Geburt-tag. »nd vielfach wird die Frage erörtert, wodurch ihm sein treue« Volt bei dieser Gelegenheit seine Ergebenheit und Dankbarkeit bezeugen könne. ES ist da «in Arnieeaescheiik in Vorschlag gebracht worden; der Gedanke ist sehr schon un» nicht« liegt mir ferner, al- dagegen spreche» zu wollen. Aber ich meine, etwa» ander s liegt auaenbl cklich nicht minder nahe. Durch nicht» würde dem Kaiser größere Freude bereitet werben können» al« wenn da« Volt ihm «inen Reichstag bescheerl«, in dem die Männer, welche treu zu Kaiser und Reich sieben, die Mehrheit bilden. Dazu ist e« natürlich in erster Linie erforderlich, daß Jeder am Wahltage seine Pflicht th»e. Aber noch ein Zweite« kan» geschehen «nd da« ist nicht minder wichtig: e« handelt sich um die zur Betreibung einer nachdrücklichen Agitation aötdige» Geldmittel, In dieser Beziehung können wir un« wirklich die EiiglLndrr zum Muster nehmen. Dort opfert mancher freudig Hunderte von Pjuliden, um seiner Partei zur Herr schaft zu verhelfen. Dir verfolgen keine eigennützigen Zwecke, un« ist es um da» Wohl de« Reiche« zu thun: sollten wir deshalb weniger opferwillig sei» ? E» ergeht also an alle drmittrtten, reich«» treuen Mäkler Leipzig« die Mahnung: helft ein Jeder noch seinen Kräften dazu, der Parteileitung die nvtbiaen Mittel zu verschaffen! Und bei der Nähe de« Wahltermin» heiß» e«: Wa« Du thun willst, da« tbue bald! Und wer sich schenk, weil er keine ansehnlich« Summe, sondern nur rin Scherflein beitragen kann, der ver einige sich mit Gleichgesinnten: viel Kleine» schafft Große«. Also nochmal«: Wer seinem Kaiser zum SO Geburts tag« eine Freude machen will, der helfe opser- willig die Mittel zu wirksamer Agitation bei schassen, damit der Kaiser al« Geschenk der Nation emps«ng« «inen Reich »tag mit re ich« treuer Mehrheit. — -"St- Nachtrag Mm politischen Tagesbericht. * Der Bukarest«, Eorrelpondent der .Politischen Eorrefpondeiiz- bezeichnet dir Meldung, daß »in Theil der rumänischen Armee aus Krieg-süß gesetzt werden solle, al» vollständig unbegründet. Ebenso grunblc« sei die Be haupt,,».,, daß d,e Beschaffung jene« Au«rüs1»ng» Materiale«, dcsie» Ankauf durch die Militair-Reorganisation uolhwenvig geworden ist. iw Hinblick, auf eine sür bevorstehend erachtete Kriegsgefahr beschleunigt »erde. E« liege aus drr Hand, baß Rumänien in eiarr Periode allseitig«! Rüstungen da« Tempo dieser Anschaffung» lebhaft« gestalte» «Uff» al« i» ruhigen >ar Parte« mag nur aus diesem Wege weiter fvrlsahren, sie wird ja schließlich sehen, wo sie zuietzt anlanqt. * Sehr einfach und schlagend «zeht man in WUrttem berg vor. Bon dem Major a. D. von Tröilsch wird näm lich rine nach den beste», meist amllichcn Angaben entworfene Karte der sranzösischeu Festungen und Truppen, stellungen mit gutem Erfolge als Waliislngblatt verbreitet Bestellungen sind zu richte» a» die köaigliche Hosbuchdrnckerei Zu Gulteiibcrg in Slnttgart (Carl Grüninger). lOu Stück kosten b ^k, einzelne Exemplare lO Dir Sendung der gewünschten Exemplare grjchlcht drr Emsachhei» halber unter Nachnahme der Kosten. Niesa. Am vergangenen Mittwoch entwickelte hier in einer überau« zahlreich besuchten Wählerversamniliing der Wahlcandidat drr OrviiungSparteien sür den VH. Wahlkreis. Herr Kammerberr Freiherr von Friesen aus Rötha sein politisches Programm. I» klarer und sachgemäßer, von warmer vaterland-tiebe durchwehter und mit einem reichen Zahlenmaterial aii-gestatteter Rede berührte Herr v.,» Fliesen eingehend die Militairsrage, sür die nicht die »»,>z,ei.b>ick>iche politische Lage, sondern die weit fortgeschrittenen Wehr Verhältnisse der Nachbarstaaten, namentlich Frankreich» und Rußland-, maßgebend gewesen sind. Der Vorsitzende dankte den, Redner sür seinen eingehenden und patriotischen Bortrag und sorderle die Anwesenden aus. am Wahltage ihre Stimmen Herrn vo» Friesen zu gebe». Nach dem Gesänge de» Liebe« „Deutschland, Deutschland über Alle-" wurde die Versammlung »nit einem dreifachen mit Begeisterung ausgenommen»» Hoch aus Kaiser und Reich geschloffen. Zu bemerken ist noch, daß die anwesenden Socialdemokrateil den Vortrag wiederholt durch Zwischenrufe zu stören versuchten und daß sie während de- Gelange« eiu laute- Geschrei und Gejohle anstimmtea, wa» jedoch die andern Wähler durchaus nicht hinderte, da» patriotische Lied zu Ende zu fingen Fl «ha, 1t. Februar. Am nächsten Sonntag findet hier von Nachmittag 4 Ubr an im Schumann'scheir Gastbose eine vo» dem OrtSivahtcomitö zu F vba veranstaltete öffentliche Wählerversammlung statt. Dir Tagesordnung derselben lautet: Die bevorstedenden Reichstag-wahlen. A>« Referenten hierüber ist e« dem Eomit« gelungen, den in weiteren Kreisen bekannten Fabrikbesitzer Eurt Starte au« Frankenau bei Mi'Iweida, zu gewinnen. Dadurch, daß gerade Vieser Redner da« Lieserat z übernommen hat, gewinnt die Versammlung ein aauz beson dere» Jiiterefse. Herr Eurt Starke hat in ber Septcniial»- srage sich bekanntlich von seinen früheren deulscksrrisiinrigea Gesi»nl,ng»gknossen getrennt, ist au« der Partei au»geschiedrn, tritt jetzt sür die Annahme der Regierungsvorlage ein und wird rn seinem Dortrage nicht versetzten, seine Stellungnahme eingehendst zu begründen. * Die vor einigen Tagen io Glaucha» abgrbaltrnr öffentliche Sitzung de» dortigen konservative» Verein« ersrrule Meißen, 12 Februar. Auch unser Wahlkreis wird nun ncch in zwölfter Stund« mit einem freisinnigen Zähl- ranbidaten beglückt. Der Lande«au»schuß drr deulsch-srei- sinnigen Parte» proclamirt soeben den bekannten Rechtsanwalt M »ii cke t i» Berlin al« seinen Eandidaten für den 7. Reich»- taa-wahlkrri«. An ein Durchtommen de« Genannten »st absolut nicht zu denken. Die Candidatur de» Freiherrn von Friesen erscheint vielmehr so gesichert, daß dieselbe jeden fall« schon tm ersten Wahlgang den Sieg «ringen dürste. * Großenhain, lt. Februar. Die Au»sichten für dir Wahl de« Freiherr« von Friesen, dessen Wahlrede hier den besten Eindruck hintrrlassen hat. sind «ach wir vor durch aus günstige. Drr gesammte Bürg«- und Bauernstand kiesiger Gegend wird mit verschwindend geringen Ausnahmen sür den konservativen Eandidaten eintretrn. Die Sorial- deinotralen aailiren zwar eisrig, doch dürsten sie kaum größere Erfolge «zielen al« bei der letzten Reich-tag-wahl. Be- merkcnswerth ist die Thalsachc, daß die sorialistischen Reise- apostel weder in der Stadt Großenhain noch auch in den umtiegenben Dörfern einen Saal zur Abhaltung einer Der sammlung erlangen konnten. L. Pirna, 11. Februar. Da» Getöse de« Wahl kampses wird immer heftiger. Für heute hatten die Deutsch- Freisinnigen den bi«brrigen Reich«lag»abgeord»eten I)r. Otto Herme« au« B rliu entsandt, drr wird« in der be kannte»! Tonart die srrisinnigr Trommel schlug und daneben auch die große Pauke von jedem .Mann und jede», Groschen" denuyle. Die leidenschosltiche Sprache de« Redner» führte wiekerholt zu Interventionen de» die Versammlung über wachenden Bürgermeister« Oehlschtägel und nabe stand be reit» die Auslösung, at» endlich der Sprecher sich zu einer Mäßigung bequemte. Nack dem eigentlichen Referenten de» Abend» «hielt da» Wort Herr Vr. Friedrich Friedrich au» Dresden, welch« ebtnfall) eine verlhelbigung de« i» seine» Detail» einer Sperialisirung nicht bedüisrnde» dentsch- sreisinnige» Programm» bot, während dann Weiler der Leiter der hiesige» socialistischen Bkwegiing, Schuhmacher Leuschke, «in Gebräu nach bekanntem Reccpt barrrichte. Für die Ber einigung der reich-treuen Wäbl«, welche bekanntlich die Can- divatur (I rumbt unterstützt, trat der sich zur ualivlialliberaleu Partei bekennend«Rechtsanwalt Förster-Pirna mit energischer Betonung vr» nationalen Ebaratter« der Mititairvorlage in die Schranken, woraus näcdstdem zur Entgegnung vom freisinnigen Standpunkte wieder Herr Vr. Hernie« und dann nochmal» Herr Vr. Friedrich Friedrich sprach. Der Eindruck de- Gesamnitverlaus» ließ so recht deutlich erkennen, daß un» noch barte Kämpfe bevorstehen, indem die politischen Leidenschaften immer heftiger ausgeflachrlt werden. Herr vr. Herme» gefiel sich besonder« darin, mit den herbrig«ufe»en Monopvt- gespenstern die Leute zum Gruseln zu bringen. Au-iübrunqe« bestand in einer Recapilupilion längst bekannter That- iachen, in-b,saubere der bi-hcrigea g lepgeberlichen Bedandlung ves Innung«, und Lebrling-Ivrseu« »c. Sie g>pi>'llen schlubliM in der Versicherung be« Redner«, daß er jederze» tlir oie Juieresien deS Handwerk«, insbelondere sür die Siärkuuq der Iuiinugsdejuguisse, für den Besäl>igung«nachwe>«, sür Ei Haltung der Zk ieiiiixiricbe und Mehrung de» Wohislande- der Handweiter, sür Kiäsugung de« Stande-bewubiiein-, Auejihlub der Lchundconcurrenz und der- gleichen mehr einirele» werde. Herr Hartwig »chloß seine pallieti- schen Versicherungen mit dem sonderbaren Vergleich, duf>, w »n der englische Lord aus sein Reunpsrrd stolz sein lünne, es gewiß auch da« Handwerk aus seine gediegenen Arbeiter kein kinn. Die Debatte jrttigle nun eine Reihe erheiternder Momente. Im Irage- tasien war ein Zettel ringegangen mit dem Bemerken. He> e Hariivig habe in seiner Rede bi» jetzt nur auS,eiul,rt. daß d.i» Handwerk irvolsen werden soll, ober über da« ..Wie' bade er sich „ich, ver- »reilel. Herr Hartwig beeilte sich losort, den Fraqesl-ller dadurch zu belehre», daß er ihm nochmal« in wenig Wonen oo>declamirie, wie z. B. die Beseitigung der P ei«i0iir»ereiiz. ve,ständige« Zn'amiiien- chlietzen zu Verkäuse», wSglichste Rücksicht »ahme aus Heu „kleme,, Ma»»" bei »ffenilichen Arbeite» rc. zur Besserung de« Hmd- werkerftande» beilragen kSnne. Hieraus uniernalim Herr Bau meister Hartman« den Versuch, de» En»d daie» Hartwig von den Borwürscn rein zu waschen, die diese», „ganz unverdienter Weise" kürzlich im couservativen Verein durch Herrn ttr Mehnert zu Theil geiroiden sind. Eine solche erbitterte Philippica halten sich ber Üanservaiive Verein, das ,.D ecd ner Tageblatt" und Herr Or. Mehnert sicher aichi »iSninen lass n. Erster« wu de de- TariestbrucheS beschuldigt. Die Lauskivalwei, Hallen die Nesormer hinler dem Rücke» ihre« Organ« brrautt. so daß sie sich setz, mit Flugblättern behrlsen müssen. Dorl (bei dei> Couser- viilsven) sinke mau Unwahrheil »i,d Verleumdung, de, de» R.svriiieen Treue, Wahrheit und Recht Man habe durch Maalwurssarbiii da« Ansehen des Candidate» Hartwig zu uniergraben versucht. Es I i nicht rühmlich von dem Bo,sitzenden der conicrvalwe» Pariei, sich solcher »»siiubereii Mittel zu bedienen. Er habe die llel>erz>ugniig, baß die Vertreter der conservaiiven Partei sür Lüge und Ersinduug Provagaiida machten. Alle Verdächtigungen Hariivig- belichten uus Erfindung und Verleunidung und nur aus Peisidie u>id periüulichem Haß sei eS möglich geworden, daß »och ein ziveiler Cankndal aus gestellt werden konnte. Diese Etraspredlgt de- Herrn Hartman» wuide von de» Reformern mit obligaiem BeisaUeklatschen und Vravorujen onsgeuomuien. Stürmische Heiielkcii e>regle eS nun, al» ein Coiiservalwer die Bühne belrai und im Lause seiner Au-sührungen zu Gunsten der eouservaiivcn Partei trocken demrrtie, Herr Harlwig habe eigeiiilich in seiner Ächlredc gar nicht- Rrue« erzählt und tdatiächlich auch nicht eine selbstständige Idee zum Ausdruck gebrach». Herr Harlwig habe auch recht schüu vorzulcsen verstanden, eine eigene Meinung ober nicht entwickelt. Ein anderer Redner suchte diesem Vorwurse gegenüber schleunigst die Ehre des Beleidigten zu rette» und zu coiislaiire«, daß Herr Hariivig wohl einen selbständigen Gedanken gehabt habe, al- er kurz den Wunsch noch einer besseren Rechtspflege streifte. Ei» Christlich-Lvrialer unternahm es hieraus darzulegen, daß die eigent liche Majorität de- christlich socialen Verein- iuht sür Hultzsch, sondern lür Hartwig sei, woraus der bekam»' socioldciiiotral sche Schneider Idler die Bühne belrai, Herrn Hartwig seinen ticsge» sühlleste» Dank sür besten arbener- u»o haudwcrksireundlicheii Ge sinnungen auesprach, jedoch die Frage an denielben richieie, wie er denn eiqcnllich die Handwerkersraq« zu löien gedenke, ohne an den Fabrikbei itden zu rütteln. Frenetische» G iächter erschall, al» Herr Idler am Schlüsse seiner übrigen» sachlich und ruhig ge. hallenen Worte meinie: „Wir Sociatdemokralea misten e» ja, daß die Christlich Socialen so jirmllch mit den Socialdeinokraten harmo- n>ren." Aus die Frage de» Vorredner- bemeikle Herr Hartwig, daß e« ja tn einer Menge von Jabritbeirieden unabhängige Handwerker gebe. Nachdem ein Antrag aus Schluß der Debatte angenommen, wurde die denkwürdige Versammlung mit einem Hoch aus Kaiser, König «nd Reich geschlossen. U Zittau» 10. Februar. Die A»»sichten sür die Cc»,- didalur ve» Herrn Commerzienrath Hä bler in Grcßschöiiau im l. sächsische» Wahlkreise werden von Tag zu Tag günstigere. Die Evnservalivrn haben ebenfalls die Canvidätür Häbler mit zu der ihrigen gemacht. T Au« dem Erzgebirge. 11. Februar. In den nationalgrsinnteu Kreisen unsere« Erzgebirge» hat besonder« die bekannte Rebe Miguel'« die lebhafteste Zustimmung ge sunden. Dieselbe ist in ihrem Wortlaute u. A. durch den in Schiireberfl erscheinenden »Erzgrb. Botk-srrund- mitgetheilt worben; m einer vorgestern in Aue stattgehabte» und von 300 Personen besucdtru Wähler-Versammlunb wurde sie zum Vortrag« gebracht. Daß diese Rede, sowie die in der Versammlung gehaltenen Ansprachen die beste Wirkung er zielten. geht darau« hervor, daß die versammelten sich ein- mvthiq sür dm Eandidaten der Nationalliberalen und Eonscrvativen iw IS. Wahlkreise. Herrn Kaufmann Kurl- baum in Annaberg. erklärten. In Aue bat der mehrfach er wähnte sreisinuige Benin (Eandidat«r Hemprl) seinen Sitz 1 Dre-de». It. Fedrnne. Der Lnndidat der hiesigen Reform vereinter, drr biSherip« RetchStagSabqeordnete für DreSden-A istadi Herr Baumeister Hartwig, debütirir gestern Abend im Trianon mit seiner erste« Wahlrede. Der Saal zeigte sich mit Angehörigen aller Parteiskbalitrnngen bi» «ns den letzten Platz gesüll». inionver- h7it sel.lke auch rin ansehnliche» tlonttngenl Socialdemokralen Nicht Die Versammlung leitete der früher« Redakteur der „Drillichen Sieiorm" und Vorsitzende de« Nesormnerein« Herr O«wald Zimmer, mann, der Her», Hartwig »ach einige, einleitende, Worten „vor. stellte" and ihn der wilden Venrtheilnng seiner Wähler rmdtahl. Herr Har»»!, zog e« vor, sür diese, Abend kein umlostende« Programm z, eniwlckeln, sonder, sich lediglich ans eine Belvrechuag der Handwrrkrrdewrgnng z» beschränke». Drr größt« DheU seiner * Zu den Wahlen, c»>« Baden, lt. Februar. Die Au«, sichten der reich-treuen Parteien aus Erfolge bei den Wahlen mehren sich. Jetzt hat da« .Konstanzcr Tageblatt-, da» leitende CentrumSorgan deS südlichen Bade»-, sich sür da« Scptennat erklärt und empfiehlt den Katholiken angesichts de- hohen Ernste» der Lage, nicht den Centrum«, canViValen Psarre, Wehrte, sondern den nationalliberalen Eandidaten Bürgermeister Noppet zu Radolfzell (den bisherigen Vertreter) zu wählen. Da- Blatt erläutert, daß die Bewilligung de- SepienuatS die Interessen der katholischen Kirche in keiner Weise schäbigen könne. In dem katholischen glaubc»»treuen Baden »st dieser Abfall von prieslcrlicher Äevolinuubung eine werthvolle Kundgebung. * Der badische Lehrerverein fordert in einem Auf rufe die Lehrer aus, vollzählig an ber Wahlurne zu er scheine» »»d nur solche» Caudidaten die Stimme zu geben, welche sür da« Sepien »al eintrete n. „Lasten wir" — beißt eö in dem Ausrufe — „dabei alle anderen Rücksichten, polnische Gesinnung, Parteisn llung, Persönlichkeiten i» den Hintergrund trete»; verschließen wir überhaupt allen fremden Einflüsterungen, welche uuS von der Ersülluiig u»serer heiligen Pflicht abwendig machen wolle», unser Ohr! Suche» ivir auch unsere Mitbürger sür die gute Sache zu gewinne»! Belehren wir die Unwissenden, rathcn wir den Zweifelnden, rrmuthigen wir die Zaghaften!" — Bravo! * Die deutschsreisinnige Partei muß eS im gegen wärtige,, Wahtkamps in manchen Gegenden, weit sic sich in thatsächiiche BuiideSgeiiostelischast mit erklärten NeicbS- seinten begeben hat, ersabre», daß ilir die Inhaber von Sälen diese zur Abhaltung von Versammlungen Ver weigern. Tie Angehörige» dieser Parte» sprengen nun an-, daß dabei ans die Gasiwirtbe ein „höherer Druck" an-» geübt werde. WaS «S mit Vieser Behauplung anj sich bat, da- kann aus der »achstchenden B>kannlmachiiiig der „ M a gd e» burgischen Zeitung" ersehe» werden: Die Herren Biiiiger-Bürg und Dornsledl-Grntbin haben sich er- dreistet, in der durch die l. Beilage zur Rr. 6l der Magbe- burgischcn Zeitung verbssenllichieii Bekanntmachung z» beianioten» daß i» Folge nne« düstere» Drncke« aui die Gasliviriste in Eracan, Elbrnau, Pretzien, Lritzkau. Schartau. Parchan, Istlesturg, N egripp und Höste»,iatz in dielen Ouichasten die Säle zu Versammlungen der druisch.sreisiiinigen Piriei verweigert worbe» leien. Im Iiilcrrste der Wavrhcil. welche öffentlich z» verletzen die Herren sich nicht scheuen, sehen wir n»S genöistigi, zu erkläre», daß wir von keinem höheren Druck elivoS gespürt, vielinrchr ans ei «mein freien Enischliissk die Herausgabe »»irres Local« !ür Veijaniiniuiiaen dcSsvrischrNlIichen Herrn ttr.Greve abgelechiii staben, ziimal nach de» von u>iS eiiigezogenkn Erkulidigungen die Einwahner unserer Gemeinden nicht geneigt waren, die zur Genüge bekannten RedenSarlen und Schlagwörier de- Herrn l>r. Grcve, sowie dessen veisöustche An- griffe aus seine Gegkncnndidatkli zu hören, v elmehr bei, Wunsch unverhohlen anSgesorochca halten, vo» Herrn Grrve gar nichl« sehen zu wollen. Fritz SestmSdors, Restaurateur in Cracav. Franz Crackau, Gast, wirih in E benau. L. Bremer, Paul, Tkiete, Siasiwiriste in Hodcn- z>atz D'rckmonn, Tnche», Gastwirthe tu Istieburg. F G. Langem W Wießke. Gastwi the in Leitztan. Earl Giüvke F Lüke. A Demker. Gastwirthe in Niegripp Adlert, Friedrich Dörre, Rü le, Rüber, Gasttvirih« in Parchan. Ehr. Mnsche, Gastwnih ui P.itziea. F. Euke, Loigt, Gaftw rlhr in Scharlau. SoclalpoliUschks. In wie nnbereckitigter Welse de- Oefteren Vorwürfe gegen die OrtSkcankeacossen erhoben werden, mag folgende« Beisptei erwei en: Eia Mitglied in einem w »lichen Voiorte Leipzig» war nach 6,»ona»icher Krankheit tm April vor. I-. anSges'kuert worden; nach mehreren Wochen daraus verstarb der Erkrankir «nd nachdem dt- binierlasjene Wiiiwe den Nachweis qclieserl. daß der Tod in Folge der nämlichen Srankheit. sür welche die Unleistützung gezahlt worden, «ingctrrte» war, rrhielt sie da» Sterbegeld im volle»
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