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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 02.02.1886
- Erscheinungsdatum
- 1886-02-02
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188602024
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18860202
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18860202
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1886
- Monat1886-02
- Tag1886-02-02
- Monat1886-02
- Jahr1886
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 02.02.1886
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brach len. haben sie auch bei dieser Gelegenheit wieder die nationale Fahne hochgehalten. ES kan» sie »ur erbeben und stolz machen, wenn sie sich hier aus demselben Boden befinden mit dem großen Staats mann, der jetzt wieder Gelegenbeit genommen hat. der staunenden Mitwelt den genialen Gang und die nationale Kraft seiner Politik durch Jahrzehnte bindurch in classilch prägnanter Darstellung zu entwickeln und klar zu lege». Die letzten großen Reden deS Fürsten BiSmarck sind die beste Rechtfertigung der Politik der nationalliberalen Partei in der Poleusrage. Ein solcher Minister ist kein kleinlicher Tyrann, sondern ein weitsichtiger Staatsmail» mit einem warnien deutschen Herzen, der zu solchen einschneidenden Maß regeln erst greift, wen» die Erkenntniß der eisernen Noth- wentigkeit und der nationalen Selbsterhaltunq ihn dazu zwingt. Seine große» Pläne dürfen nicht mit kleinlicher Opposition und künstlicher Sentimentalität gekreuzt werden. Das haben die Polendebalten von Reucm gezeigt. Leipzig, 2. Februar 1886. * Die Gerüchte von der Einrichtung einer Berliner Nuntiatur werte» vom „Moniteur de Rome" in aller Form dcinenlirt. Außer der „Vossifcben Zeitung", schreibt die „Germania", hat überhaupt Niemand in der Prefle die Gerüchte für ernst genommen. * Man berichtet aus Kiel: Aus der Panzer-Reserve- Division wird fleißig geübt und die Mannschaft mit den Schissen so vertraut gemacht, daß die Indienststellung in 2 t Stunden erfolgen kann. In neuerer Zeit sind auch aus dem Panzerschiff „Bayern" Versuche mit dem Gardner-Ge schütz gemacht, die zu Gunsten der verbesserten Hotchkiß- Kanvne auogesallen sein sollen. * Mit dem vor einigen Tagen zu Stolp in Pommern verstorbenen Oberst z. D. Ferv. von Glasenapp ist einer der 'Wenige» ins Grab gesenkt, welche sich im Feldzüge 1866 den Orten pvirr Io mstrilv erworben haben. Bei Beginn des Krieges an die Spitze der zur Armee de» Kronprinzen gehören de» 2. Vaudwehr-Hnsaren-NeglniciitS gestellt, wart sich Oberst v. Glasenapp am 15. Juli uuweitPrera» nut seine» Husaren aus die vorderen Truppen des von OlmUtz »ach Wien vorriicken- den österreichischen l. Armeecerps und sprengte ein Jnsanlcrie- Bataillou auseinander. Roch batte er seine braven Reiler nicht wieder gesammelt, als plötzlich daS Regiment Haller- Husaren österreichischer SeitS aus dem Kampfplatze erschien. Mil de» wenigen Leuten, die er gerade zur Hand batte, ging Oberst v. Glasenapp ohne Säumen dein neuen Feinde enl- gegcn; nach heftigem Handgemenge wurde» seine Husaren vo» dem überniächligen Gegner geworfen. Ihr tapferer Oberst war mit neun Hiebwunde» bedeckt aus dem Sch lacht selbe liegen geblieben und gericth in Gefangenschaft. Die Oester reicher brachten den Schwerverwundelen nach Prerau; hier erschien am andern Morgen Fcldzeugmeister Bencdek an der Spitze dcS OssiciercorpS der Haller-Husaren am Lager deS Obersten und beglückwünschte ihn wegen seine« ausgezeichneten BerhallcnS; gleichzeitig schenkte er ibm unter Zurückgabe seine« Säbel« die Freiheit. Der schwer Verwundete, an dessen Aus kommen man zweifelte, konnte von letzterem ehrenvollen Ge schenke zunächst keinen Gebrauch machen; ober seine zähe Natur überwand alle Leiden und er kehrte geheilt in« Vater land zurück. Der König ebrte seine Heldenthat durch Ver leihung de« Orden« zwur Io ms-rito. Nach dem Friedensschluß trat Oberst v. Glasenapp in da« DisposilionS-Verhältniß zurück, in welchem er bereit« vor dem Kriege gestanden balle. Al« dann 1870 die KriegStrompete wieder erdröhnte, ließ e« den alten Soldaten nickt daheim. Wieder sah er sich an der Spitze eines Landwehr Cavallerie-Regimcnt«. Krankheit zwang ihn jedoch bald, sein Coiiimando niederzulegen. "Man berichtet »»«München: Einem in militairischenKrei sen geglaubten Gerücht zufolge beabsichtigt der Eominandeur de« 2. Ärmee-EorPS. General der Infanterie v. Orss, um feine Pensionnung uachzusuchkn; der rangältestc General-Lieutenant und präsumtive Armeecorps-Commandeur wäre dann der Eominandeur der t. Division, Prinz Leopold. * Unter der Ueberschrist „Fürst BiSmarck und dir Deutschen Böhmen«" schreibt die in Wien erscheinende deutsclz-libcrale „Deutsche Wochenschrift": So »mstilig die Worte des Fürsten BiSmarck die Bemüther im preußischen Landtage erregte», so ist die« doch nur ein schwache» Vorjpicl dcr Wirkung, den diele von ungebändigter Krast erfüllte NcLc in Deutichösterreich hervorqerusen hat. Man hat daS Gesicht, daß die barte Nothwendigkeit der sprachlich-nationalen Kampfes, der uns zur Bertbeidtgung der besten geistigen Güter aus- gezwungen ist, nun anch dem Fürsten BiSmarck begreiflich wird; inan siebt, wie sich in seinem Geiste blitzschnell der ganze Gedanke», gang vollzieht, den da« deutsche Volk in Oesterreich in der bitteren Schule nationaler Wirren langsam durchwacht; und cS könnte säst eine gerechte Vergeltung deS Schicksals scheinen, das, der Man», dcr in seinen Reden bisher sür das heiße Müden dcr Teittschen Oester reichs nicht selten Worte des Spottes und der Geringschätzung »and, durch unliebsame Erfahrungen in dem von ihm gegründeten Reiche belehrt» endlich, endlich jene Sprache der nationalen Empfindung spricht, welche in den Tdälern des deutschen Erz. und NiesengcbirgeS, »n mährischen Flachlande, kurz in allen Gebieten DeutschösterreichS begiistcrnde, flammenbe Wirkung üben muß. Denn der größte Mann deutscher Nation, der in seinen Bor- zögen und Fehlern, in seinem Strebe» und in seinen Jrrthümer», i» seiner Krast und Härle so sehr an die bedeutendste» Vertreter germanischen Geiste«, an Liilber und an Eroinwell erinnert, hat letzt zun, ersten Male de» Deutschen außer den Grenze» deS Reichs >ii markigen Worten ihre Pflichten gegen ihre Nation in Erinnerung gebracht, sie mit Recht getadelt, wie leichtsinnig und ehrvergessen sie rsti >dr Volkslduin adslreiien und verleugnen. Wer wäre berechtigter, diese» Tadel aiiSzuivrcchen. als dcr Mann, der sür feine Nation das Höbste geleistet dal? Und wessen Worte könnten mächtiger die Laisigen onsrutteln, die Säumigen zu idrer Pflicht zuruck'ühren? Dieie Rede trägt so recht den Stempel des Geistes BiSniarck'S: inan sollte meinen, e« criordere die ganze Fähigkeit eine» Manne», ein große« Reich zu gründe» und zu regieren, aber indessen wirkt in ihn, iorlwährend euie Fülle überschüssiger, überschäumender Krist Jetzt hat sich der kainpscssrvhe Mann einen neuen Gegner er koren: die Pole». Hier hat der f»r»r reittcmieu». der schon den Römern in den Käiiip'e» der Völkerwanderung unüberwindliche- Grauen einslößte, endlich einen nationalen Gegner gesunden. Es gilt, de» Boden Teuischlands von Widersachern zu säubern, welche jeden Augenblick bereit sind, nch von diesem Reiche b'Szureiben. Noch dies-; Mal. wie özeit» wendet BiSmarck ein inrchibare-s Ile,-ermaß von Kraft an, überflüssig wohl, wenn man die Hand ool! Gegner in« Auae saß:. Mit solch' versprengtem, wirlhs.chasilich im Rückgang beünlstickem Volke rechnet man am besten o'me viel Aufhebens mit killdlüiiger Ilebcrleaendett ab. Ein, zwei oder drei Mriiichenaller : eldewußie Gernianisation — ohne Gewalt samkeit und '.'arte — sichren am besten zum Ziele, gereicken Land und Leuten schließlich zu unvergeßlicher, unbezahlbarer Wohlthat. Äerw-illich scheint uns lene Mlistchki,zerstörende Ausweisung von liiiichuldigcn und national viel,ach gleichgiltigen Elementen. Wal Vi'marck in jeiner letzten Rede ankündigte. den bevorstehenden A»Iaui von Landgütern polnischer Edellenle von Staat« wegen und die Besiedlung de« Landes mit druitchen Bauern, ist eine verständige, lobenSw-rtUe, über alle Maßen wirkungsvolle Maß regel. klebrigen« vollzieht sich dieser Proceß, dcr Urberqang von Landgütern polnischer Adeliger in die Hände von Deutschen, auch letzt >a>on unansballiam: dagegen wandert arbeitende» Volk slawi scher Junge sornväbrrnd in das Gebiet höhe en Arbeitslohnes und böderer Gesittung, „ach Deuischland, ein. Vorerst w-rd polnische» Nttionalgesnbl. zumal aerade in Folge der jetzt angeu.iende'en ,!bcr- fln'ngen Harle. ,ati au fl inimen u d ein letzie», scheinbar qesahrlicheS Aniflackern des Poloni-nme- zur Folge dabei:: nach -mein Jahr hundert aber wird in der önlichen Halste Posen«, wie jetz! jcdon ,» dcr westlichen, der deniscke Bauer dort Furchen ziehen, wo sich die Gräber der volniichen Adeligen befinden. Alle die Einzelheiten der letzten RedeViSmarck'S verschwinden vor dem großartigen nationalen Inge, welcher sie durchweht Hier ha« sich BiSmarck wieder als großer VolkSredner bewährt, der Töne zu finden vermag, von welchen die .'«erzen der Teuliilien ergriffen werden. Und siehe dal Während sich im Parlamenissaale der Streit der Parteien endlos sortsetztr, wurde der Kanzler keim HlnauStreten au« dem Hause van dem Jubel der Menge begrüß', welche viel richtiger fühlte, welch' mächtiger Anstoß de» Deutschen de« Reiche» und ebenso den Deutschen Nord- amerila», Rußlands und Oesterreich« soeben gegeben ward. BiSmarck vermeidet zumeist jeden Anklang an die Stammesanqehörigkeit und an die StainiiieSpflichieu der Deutschen im „AuSlande". Die« aber war kein Aiikliuqea niebr, sondern seine Rede wird wirken, wie ivenn fie mit ehernen Jungen gesprochen wäre, und vor ihrem Widerhall werden die Dränger de« DeulschthumS iu Oesterreich, Ungarn und Rußland erzittern. Ein schwere- Unrecht aber hat Fürst BiSmarck an der er- greisendsten, wirkungSivollsteu Stelle seiner Rede geübt, und diese» Unrecht wird und muß Widerspruch erwecken. ES betrifft di« Deutschen Böhmen«. Nicht ausdrücklich zwar, aber jedenfalls im Zulammenhauge seiner Autsührungeu hat er dirsea treu ao«harrenden Volksstamm mit zu Denjenigen gerechnet, welche durch eigene« 8er- schulveo fremdem Lolkslhum Eingang in deutsche Gaue gewährt haben. Nicht leicht konnte ehrliche» Verdienst für die deutickie Sache ungerechter geschmälert werden. Aber da- ist kein Unglück. Denn dieser Tadel wirkt onspornend, ermuthigead, während da« bi-h«rig« gleichgistige Herabsehea aus nationale Bestrebungen die jchädigendst» Wirkung üben mußte. Nicht«destoweniger glauben wir, daß die Deuticheu Böhmens solchen Vorwurf keiae-weg« ohne Widerspruch ertragen sollen. Wenn irgend Jemand, so ist Fürst BiSmarck be rechtigt, strenger Richter zu sein über nationale Pslichlersüllung. Aber die Deutschen Böhmen» sollten ihm doch in Erinnerung bringen, wat sie in den letzten Jahren für die nationale Sache gethan und gelitten haben. ES wäre wünschen-werth, wen» ihm an- den Gauen DentschböhmenS herzlicher, hingehender Dank zu Iheil würde für seine von nationalem Geiste erfüllte Red«, wenn aber zugleich mit männlichem Stolze daraus hingewiesen würde, daß dieser Volksstamm stet« und zu allen Jetten — auch vor der Mahnung de« Kanzler» — seine Pflicht erfüllt habe. Schon hat der Deutsche Verein in Wien mit einer ähnlichen Kundgebung begonnen. Es wäre eine vollständig gesetzliche und ver ständige Maßregel, wenn von Deutlchböhmen au- eine Adresse au den Kanzler gerichtet würde, in welcher solche Ucker,eugiingea ausgesprochen werden. Zehutauiende, vielleicht Hunderltanseude von Unterschriften würden sich sür dieselbe finden. Au» dem Artikel erhellt, daß da« österreichische Blatt die deutsche Fortschrittspartei noch immer vom idealen Stank- puncte au» beurlheilt! * Zum Stande der qriechischen Frage liegen bi- zur Stunde keine thatsächlichen Nachrichte» vor. Entgegen der bisherigen Meldung, baß Griechenland aus die Eollcctiv Note der Mächte noch nicht gcanlivortet habe, will der Athener „Staildard-.Correspondent misten, diese Antwort sei erfolgt und erkläre, wenn die griechische Regierung sich den Befehlen und Drohungen Europa« füge, so würde die« die Freiheit eine« Staates compromiltiren, der al» unabhängig constituirt und von den Mächten anerkannt worden sei. Dieselben Gründe, welche die KnegSvorbereitungen notbwendig machten, bestände» noch immer. Die Regierung halte e» für ihre Pflicht, den Hellenismus zu schützen, beste» Zukunft bedroht sei, und die nationale Ehre zu verlbeibigen. Nicht« — soll e« am Schlüsse der Antwort-Note beißen — könne Griechenland von der Erfüllung seiner Pflicht abbalten, worin e« die Sympathie und den Schutz Europa« verdiene. Während nach Sofiaer Meldungen die türkisch-bulgarischen Unterhandlungen zur Erzielung eine« Uebercinkommen» aus Grundlage der Personal-Union einen guten Verlaus nehmen, wäre man dort in Betress de» Verlause« der serbisch.bulgarischen Unterhandlungen nicht in gleichem Maße beruhigt. DaS bulgarische KnegSliiinisterium rüste denn auch sür alle Even tualitäten. * Zur Lage in Bulgarien meldet die „Politische Corre- spondeuz'' au« Sofia, 2l. Januar: Tw Unterhandlungen zwischen dem Fürsten Alexander und dem Delegirte» Gadbaa Essendi nehmen einen günstigen Ver laus. Gadba» Effendi begiebt sich in Begleitung de- bulgarischen Ministers de» Aeußern, Herrn Zanow, nach Konstaittinopel, um über die Ergebnisse dieser Unterhandlungen, die dort fortgesetzt werden sollen. Bericht zu erstatten. Wie von guter Seite verlaute«, dürste die Verständigung zwilchen dem Fürsten und dem Sultan die Herstellung einer Personalunion zwischen Ostrumelien und Bulgarien mit gewissen Abänderungen der Verwaltung der autonomen Provinz zur Basi« haben. Wa» die Uitterhaiidlungcn mit Serbien betrifft, bot man bezüglich der Dispositionen der serbiichcn Regierung hier nicht- weniger al- beruhigende Gewißheit. Die bulgarische Regierung bat durch die Annahme de- von dem serbischen Cabinet sür die Friedens. Unterhandlungen vorgeschlagenen Orte« neuerding- Entgegenkommen bewiesen. Inzwischen unterläßt e- da- bulgarische Kriegsministerium nickt, sich sür alle Eveiitualilälen zu rüsten. Bezüglich der ostrnnie- lischen Wehrkraft ist zu bemerken, daß der Generalslab-omcier Paprilow, der im Berlouse de» Krieges eine besonder« B.gabung an den Tag gelegt hat, sich nach Philipvovel beaeben hat, um »n Vereine mit dem dort weilenden bulgarischen Capital» Benderew die in Bildung begriffenen zwei rumänischen Brigaden zu organisiren. Die „Nowoje Wremja" und dcr „Kiewlanin" brachten kürzlich au- Sofia datirte. gehäisige Miilheilunqen gegen den Fürsten Alexander, in welche» dcr letztere geradezu der Feigheit geziehen wurde. Diese Behauptung de- Lorrcspondenlen der genannten Blätter, eines Herrn Kotjchciow, der seine Berichte in S«. Petersburg schrieb, ist Angesicht« der Thatsache, daß sammtliche Zeitung«. Berichterstatter die persönliche, mitunter sogar zu writ gebende Tapserkeit de- Fürste» mit bewundernden Ausdrücken constatirle», baß selbst »n serbischen Lager die Darstellungen von de« Fürsten Bravour sich fast zu Legenden gestatteten, eine so lächerliche, daß sie eine ernste Widerlegung nicht verdient. Rur bezüglich einer Be- bauplung de» russischen Eoiresvondeitten. daß nämlich der Fürst sich am 5., 6. und 7. November, den lagen der Slionitzo-Kämpie, überhaupt nicht am Schlachiielde besundcn habe, sei da» Folgende bemerkt: Am 7. November kam der Fürst, nachdem er alle Dispo sitionen sür die Operationen bei Slivnitza getroffen hatte, um 11 llhr Vormittag- sür «ine halbe Stunde nach Sofia. Sein Erscheinen war hier au» zwei Gründen notdweiidig: für» Erste ließ eiu diplo matischer Agent in Sofia die Nachricht colportiren, daß der Fürst sich nicht beim Heere befinde, sondern ins Ausland geflüchtet sei, lo daß der Fürst bemüßigt war, diese Erfindung durch irm persönliches Erscheinen zu widerlegen. Ferner waren an diesem Tage die rnmelüchen Truppen in Sofia angelanat, so daß der Fürst e» für geboten erachtete, in Sofia mit dem Obersten Nikolajew und dem Kriegsminister Nikosorow eine Berathung über die Verwendung dieser Truppen abzuhalte», in Folge deren ein Theil deri-lben nach Slivnitza beordert, ein Tbeil in Sofia al» Reserve belassen wurde. Von diesem kurzen Ausenlhalt in Sofia abgesehen, befand sich der Fürst, wie alle Welt weiß, immer in den Schlachtreiben der bul garischen Truppen. Man erwartet in Sofia da« Eintreffen eine» am 9. Januar von St. Petersburg abqegangenen EourierS, der eia Schreiben de» Zar» an den Fürsten überbrinqen soll. ES sei bei diesem Anlasse betont, daß Fürst Alexander sich über alle persönlichen Momente dinweggesetzt und dem Zar gegenüber da» im Interesse des bulgarischen Bolke» gelegene Entgegenkommen an den Tag gelegt hat, was sich in dem bekannten Tagesbefehl de» Fürsten in Pirot zur Genüge manisestirt. WaS die in manchen Blättern ausgetauchte Meldung, daß der Fürst die Erwähnung de« Namen« de« Zar- in den »irchenqebeten unterlagt habe, betrifft, sei versichert, daß dieser in Bulgarien seit dessen Befreiung geübte Brauch seitens d^ Fürste» »ich! nur nicht ausqeboben wurde, jondera daß Letzterer auch on- läßlich de» Gottesdienstes in Pirot die Abhaltung de« Gebete» für den Zar ausdrücklich angeordnet bat. * lieber den Aufenthalt de« Fürsten Nicolau» von Montenegro in Pari« werden der ..Politischen Eorrespondcnz" von einem Corresponventen daselbst unterm 28. Januar die nachstehenden Einzelheiten mitgelheilt. Der Fürst bat Herrn Grevn einen Besuch abzestattet und wurde von Letzterem zu einem Dejeuner einqeladen. Herr v. Frevcinet, der türkische Botschafter Enav Pascha, der russische Militair- agent Baron Fredcricks und ander« Personen vo» Distinclion haben den, Fürsten ihre Besuche gemacht. Der Orssentlickkeit reigt sich der Fürst säst täglich im Boi« de Boulogne. in den Tdeatcrn re lieber seine eigentlichen Reiseziele säbrt man jert, die verschiekensten Eombinalionrn zu machen. E>» Pariser Blatl behandlet, daß der Fürst zunächst beiwecke, in der kür- resten Frist bedeutende Lieierimgen von Wasien und Munition für die montenegrinische Armee sicher zu stellen. Tbalsacke ist. daß sich der Fürst mit verschiedenen Geschütz- und Waffen» sabrikeii. namentlich Elaparbdr in St. Dem« in Verbindung geletzt hat. Man spricht von einer Lieferung von 25.000 »stuck Gewehren, di« der Fürst bei Hellbrauner in Pari« bestellt baden soll In Fmanzkreisen wird auch diel von Versuchen, «in Anlrhrn zu machen» gesprochen. Nach den bi«- bengca Dispositionen sollt« der Fürst noch bt> Montag ta I eigener Initiative zur Stellung von anderen Lnträgen al« Pan« verweilen. I solchen aus Unterstützung mit Geldmitteln. * Nach einer Meldung au« Konstantinopel ist in dortigen officiellen Kreisen von einer Einladung de« Sultan» an den Fürsten Nirolau« von Montenegro, nach der türkischen Hauptstadt zu kommen, und von einem bevorstehen den Besuche de« Letzteren Nicht« bekanut. — DeS Ferneren wird der „TimeS'-Meldung. wonach die Mission Achmed Mukhtar Pascha» in Kairo dir Entthronung der Dynastie Mehemev Ali'« bezwecke, der entschiedenste Widerspruch ent gegengesetzt. Die Mission Mukhtar Pascha« sei vielmehr lediglich im Jutereffe der Herstellung geordneter Zustände Egypten« erfolgt und habe di« absolut« Achtung vor den in Bezug aus Egypten erlassene» Firman» d«r verschiedenen Sultane zur Voraussetzung. vom Landtag. * Lu- der GesehqebungSdevutatioo der Zweiten Kammer (Referent Abg. von Bosse) liegt der Bericht über den Gesetz- entwnrs vor, betreffend die Besugmtz der Polizeibehörden rum Erlaß von Aufenthalt-verboten gegenüber von bestraften Personen. Die Deputation beantragt, dem Gesetzentwurf in seinen hauptsächlichen Bestimmungen folgende Fassung zu geben: Unter den in tz. t gedachten Voraussetzungen können Aus- enlhaltSverbote gegen Personen verfügt werden, wenn die selben entweder 1) wegen Verbrechen oder Vergehen mit Freiheitsstrafe von sechswöchiger oder längerer Dauer, oder 2) wegen Verbrechen oder Vergehen innerhalb der letzten fünf Jahre wiederholt, oder S) wegen Verbrechen, Vergeben oder Uebertretungen in einem Jahre wiederholt, und zwar wenigsten- ein Mal mit Frei- ' deitöstrase, bestraft worden sind. Die vorstehenden Bestimmungen finden jedoch nur aus solche strafbare Handlungen Anwendung, welche amtSwegen zu verfolgen sind, sowie, wa» die Bestimmung unter 3 an- langt, nur aus die im Strasgesetzbucbe mit Strafe bedrohten Uebertretungen und aus Uebertretungen solcher Strafbestim mungen. welche von der LanveSgeseygebung oder von der obersten Landesbehörde im Gebiete der Armen- oder Sitten- Polizei getroffen worden sind. Auch ist bei Anwendung der Bestimmungen unter Ziffer S eine Gesängniß» oder Ha>tstrafe, in welche eine nicht bei zutreibende Geldstrafe umgewandelt worden war, nur der letzteren gleich zu achten. Von der Ausweisung au« dem Orte de« vor der Be strafung innegchabten Aufenthaltes soll abgesehen werden: n. bei Ebesraucn, welche mit ihren Ehemännern in bäuS- sicher Gemeinschast stehen, dann, wenn die Ausweisung die Trennung dieser Gemeinschaft zur Folg: haben würde; d. bei Personen, welche am Orte >n ehrbarer häuslicher Gemeinscbast mit anderen Personen stehen und von letzleren Unterhalt ober Pflege ganz oder theilweise un entgeltlich erbalten, dann, men» sie durch die Ausweisung dieser Unterstützung verlustig gehen würden; o. bei allen anderen bestraften Personen dann, wenn der Ausenlhalt am Orte zwei Jahre ober länger ununter brochen gedauert bat und mit einem ständigen ehrbaren Erwerbe verbunden gewesen ist. In die unter o gedächte zweijährige Frist ist die Zeit nicht einzurechnen, während deren die bestrafte Person öffent liche Armcnunterstützung bezogen oder eine Freiheitsstrafe verbüßt oder sich in der Verwahrung einer CorrectioaSanstalt befunden hat. Der Aufenthalt an einem Orte, welcher vom Orte be vor der Bestrafung innegehabteu Aufenthalte« mindesten» 15 Kilometer entfernt ist. kann der bestraften Person, so lange nicht eine neue Bestrafung derselben hinzugetreten ist. auf Grund de« gegenwärtigen Gesetze- nicht versagt werden. * Der Gemeindetag de» Bezirk« der königl. Amt-- hauptmannschast Dre-den-Altstadt hatte beim Landtag eine Pension de« Inhalt- eingereicht: „Die Bestimmungen in 88- 34 und 37 der Revidirteu Land- gemeindeordnung vom 24. Avril 1873 dahin abzuändern, daß die Stimmberechtiquag und Wählbarkeit bei Gemeinde, ratd-wahlen Gemeindegliedern erst nach vollendetem sünsmid- zwanzigsten Lebensjahre und nach zweijährigem wesentlichen Aus enthalte in der Gemeinde zustehen soll." In Betreff dieser Petition ist die vierte Deputation der Ersten Kammer zu folgenden Erwägungen gelangt: Die Revlvirte Landgenieindeordnuiig ist im Allgemeinen auch beule noch als eine durchaus segensreiche, zweckmäßige Schöpfung zu bezeichnen. Eine wesentliche Veränderung ist nur seit ihrer Emanation eingetreten, die nickt ohne Weitere« vorbrrzuseben war, und zwar m dem Object Vieser Gesetzgebung: in den Landgemeinden und in deren Bevölkerung. Nicht nur. daß einzelne Landgemeinden in unberechenbarer Weise schnell angewachsen sind, so daß sie den Charakter der Dörscr sckon längst verloren haben, e« hat sick auch die Einwohnerschaft geändert. Derjenige Stand, welchen man im engeren Sinne mit dem Ausdrucke Arbeiterstand bezeichnet, bat überband ge nommen. und darunter wieder hauptsächlich die Zahl der jugendlichen industriellen Arbeiter. Hierdurch bat sich der Begriff der Selbstständigkeit im Sinne der Laudgcmcindeordnuug in einer Weise verschoben, welche ihn nickt mehr al« geeignet zum Kriterium sür die Fähigkeit zur Mitwirkung in Gcmeindcangelegenheiten er scheinen läßt. Die Deputation war der Meinung, daß ans dem Wege der authentischen Interpretation de» Begriff« „selbstständig" mit der Tendenz, eine gewisse Anzahl Gemeinden,itglieder von der Wahlberechtigung auszuschsießen, der Sache nicht mit Erfolg werde beigekonimcn werden können. Erschien die« ausgeschlossen, so blieb nach der Meinung der Deputation, um unreife Elemente bei Gemeindewablcn scrnzubaltcn, nur übrig, eine gewisse Altersgrenze zu normiren und um die Annabine größeren Interesse« am Geincindeleben bei den Wählern zu sickern, eine längere Tauer de« Aufent halte« zur Wahlberechtigung festzusetzen, ganz wie die Antrag steller e« wünschen. Beide« ist nach Ansicht der Deputation lediglich im Wege der Gesetzgebung möglich und auch sür alle Gemeinden nicht nur völlig unbedenklich, sondern nötbig. Die Zabl der Landgemeinden mit einer Einwobnerzahl von über 4000 Eiuwobnern ist im Lande nicht erheblich. ES giebt außer diesen wenigen »och zahlreiche Dörfer, in welchen wenigsten« i» Bezug aus die Wahlberechtigung zu den Ge- meinvewablcn in Folge der Abänderung in der Wählerschaft restnelive Bestimmungen nötbig sind. So dankenSwerth anzuerkennen ist, daß die königliche StaalSregierunq von der ihr ertbeilten Ermächtigung Ge brauch gemacht bat. so ist doch nickt zu vergessen, daß diese Ermächtigung sich eben nur aus wenige Gemeinten erstrecken kann, dort aber freilich auch nach vielen anderen Richtungen, al- denen der Wahlberechtigung allein, in Wirksamkeit zu treten geeignet ist. E« könnte in Frage kommen, ob nickt der Kammer vor zuschlagen sei. eine Ermächtigung der Regierung zu beschließen, wonach aus deren Antrag, beziebentlich nach Gebör de- KreiS- au»schusses auch Gemeinden mit weniger als 4000 Einwohnern gestattet werden solle, ibre Verfassung, beziebei,klick nur dir Bestimmungen über die Wahlberechtigung ort-statutarilch zu ändern. Allein die Deputation hat vo» einem solchen Vorschläge abgeseven. Notorisch und wie auch die neueste Erfahrung mit der 1884 ertbeilten Ermächtigung gelebrl hat, entschließen sich einzelne Landgemeinden und ihre Vertreter nur selten au« Trotz der ans dem Lance vielfach laut werdenden Klage über die Ausdehnung der Wahlberechtigung kommen sonder- barer Weise deshalb nur wenig Gesuche an die königliche StaatSregierung oder die Stände. Wollte man einzelne Anträge abwarten, so würde kaum Da<jenige erreicht werden, wa« der Deputation im Interesse der Allgemeinheit zu erreichen erforderlich erschien. Die Deputation ist nach dem genügen Erfolge der er- theilteu Ermächtigung gegenwärtig vollkommen überzeugt, daß eine gesetzliche Abänderung der Bestimmungen über die Wahlberechtigung zu G-meintewahlen auj dem Lande miu- desten» dahin, daß dafür ein Alter von miiideilelis 25Jal>rru und zweijähriger weichlicher Aufenthalt neben den jetzige» Erfordernissen festgestellt würde, durch die oben entwickelten veränderten Verhältnisse angezeigt ist. E« kann nach ihrer Meinung mit Recht auch nickt rin« gehalten werden, daß in der überwiegenden Mehrzahl der l!andgemeind«n Uebelstände bei den Gemeindewablcn zur Zeit nicht vorliegen. Dies beweist, daß in diesen die Wählerschaft ich ihrer Mickten bewußt ist oder daß dort Elemente der vorbezeickneten Art in der Wählerschaft nickt vorhanden sind. Die beabsichtigte Einschränkung der Wahlberechtigung wird in solchen Gemeiuden deshalb voraussichtlich eine Äenverung der tbalsächlichen Verhältnisse nickt herbeisührcn. mithin auch keinen Grund zur Beschwerde geben. Um so unbedenklicher erscheint die, allerdings zunächst nur sür die Minderheit der Landgemeinden bestimmte, aber sür diese nothwrndige allge meine Aendernng. E» wird dann nur da, wo jetzt Uebelstände herrschen, die Zahl der jetzigen Mäkler aus dasjenige Maß revucirt, welche- von vornherein in» Auge gesagt war. Wo aber jetzt Uebel- tände derart überhaupt nicht vorhanden waren, wird an der Wählerschaft voraussichtlich nickt« geändert werden. Die königl. StaatSregierung bat sich, wie erwähnt, danken«- wertker Weise zu Folge der ständischen Anträge von 1884 bereit erklärt, «ine Erwägung eintreten zu lassen, in wie weit einst eine Revision der Revivirten Landgemeinveordnung überhaupt angrzeizt sei. So wenig die Deputation daran zweifeln kann, daß die zur Zeit noch nicht abgeschlossenen Erwägungen ihren Fort« zang nehmen, so hat sie doch nicht geglaubt, der Kammer jetzt nur empfehlen zu sollen, die StaatSregierung au» Anlaß gegenwärtiger Petition zu ersuchen, ihre Erwägungen besonder« auch darauf zu erstrecken. Nach Ansicht der Deputation ist die Revidirte Landgcmeinde- ordnung der Abänderung in Bezug auf andere Materien als in Bezug aus die Wahlberechtigung im Allgemeinen zur Zeit nicht bedürstig, namentlich so lange die mehrgedachle Ermäch tigung besteht. ES hätte allenfalls in Frage kommen können, ob nicht ein« Bestimmung in der Art, daß Landgemeinden mit einer Ein wohnerzahl von einer gewissen Höhe ohne Weitere» die Ber- ässung für Städte anzunehmen hätten, angezeigt sei. Die Deputation war aber der Meinung, daß hierfür mindesten- der Zeitpunkt noch nickt gekommen sei. In Bezug aus die Wahlberechtigung hält die Deputation eine Aenberuna der Landgemeindeordnung für angezeigt und wünschen-werth. daß «ine solche möglichst bald erfolge. Au« diesem Grund« schlägt sie der Hohen Kammer vor. zu beschließen: Die Petition de» GemeindetageS de» Bezirk» der AmtShauptmannsckaft Dresden der k. StaatSregierung zur Erwägung zu überweisen. * Die Beschwerde« und Petitions-Deputation der Zweiten Kammer (Referent Lbg^ vr. Straumer) beantragt, die Petition de« Dresdner Bezirksverein« gegen den Miß brauch geistiger Getränke, welche lautet: „Hobe Ständeverlammlung wolle im Interesse der Förderung b«S allgemeinen BolkSwohle» und in Berücksichligung der tiesen Schäden, welche die Trunksucht sür Familie, Gemeinde und Staat im Befolge hat. bei der königlichen StaniSreglerung die Errichtung einer Trinkerheilanstalt und den Erlaß einet Besetze«, betreffend die Entmündigung der Trinker, hochzeueigtest be- sürworten", aa die königliche StaatSregierung zur Kenntnißnahme zu überweisen. Verein zur Unterstützung befähigter Linder. an. Lin den au. 31. Januar. Der dritte Vortragsabend de« Vereins zur Unterstützung befähigter Kinder, welcüer am gestrigen Abend im Saale de- Deutschen Hauses abgehatten wurde, brachte einen überaus anregenden Bortraq des Herrn vr. Waldemar Götze au» Leipzig über „ K n a d e a h o r t e ". In überaus fesselnder Weise beleuchtete der Herr Vortragende die gewaltigen Berändervngen, die unsere Zeit in wirihschail- lichen und gesellschaftlichen Beziehungen kervorgebracht bat inid beleuchtete die hierdurch entstandenen mißlichen Verhältnisse. Weiter wurde sodann aus da» lebhafte Bestreben und den regen Eifer hingewiesen, mit welchen man von allen Sette» bemüht sei. diese durch die Leränderung unserer ganze» wirlhschasllichen und gesellschattlichen Lage erzciigien Uebelstände auszugleichen, welche sich beiondcrS in der verbesserten Armenpflege und de» mannigiachrn Bestrebungen zur Verbesserung und zur Förderung des Bolk-wohlS zeige, und doch scheine e«, al- ob wir erst am Ansange dcr Acbeit zur Erfüllung der unserer Zeit gestellten Ausgabe ständen. Uaicre Zeit würde von den Menschen der Zukunft wegen ihres mächtigen Ringen- ans diesem Gebiet als eine große und schöne Zeit bezeichnet werden müssen. Herr Dr. Götze entrollte hieraus ein überaus düstere« Bild der Zunahme der Zahl jugendlicher Verbrecher unter Huhilsennhme der Statistik, welche allerdings eine erschreckende Höhe zeigt, und schilderte im Anschluß hieran den Grund dieser traurigen Erscheinung, der tiauplsächlicv in dem Mangel der häus lichen Erziehung zu finden sei, zu welcher aber auch theilweise die heutige Einrichtung unserer Schule beitrage, welcher inan den nölhigeu Einfluß aus die Erziehung einräumen müsse. Die Jugend lerne beulzulage mehr mit dem Gedächiniß, al- daß sie zum freien Denken und zur Entwickelung deS Willen» durch Handeln angeballen wird. DaS moderne Leben der Großstädte, der Mangel an Familien- pflege und »iisere heutige» iocialen Verdältniffe, besonders die der Großindustrie, sind der Erziehung der Kinder nicht günstig und de- dinge» die erschrecklich große Zahl der jugendlichen Verbrecher. Pflicht de-, Gclelljchast sci, hierin Wandelung zu schaffen und eines der geeignelstcu Mittel seien die schon in dielen Städten mil sichtbarem Erfolg ein- qciührtcn Knabenliorte, in welchen die derFnmilicnpflege enibedrendcn Kinder unter Aussicht ihre Schularbeiten scrtigen, sich anderweit nützlich mit Hand- und Garlennrbetten beschäiiigen, beziehentlich spielen. Herr vr. Götze gab hieraus eia Bild der EniftehuugS. geschichte der Knabenhorte, sübrre die verschiedenen Siädle an, in welchen sie bereits segensreich wirkten, und erläuterte die verschiedenen Einrichtungen derselben. Tie Stadt Leipzig giebt jährlich 3000 -E zur Unterhaltung sür zwei «nabenborie, n, welchen dcr Werth aus die praktiiche Tl'Siigkcit der Handarbeit gelegt wird. Ter Herr BoNragende schloß mit der Mahnung, daß es die Pflicht Aller sei, gegen die sittliche Berwabrloiunq der heraiiwachicudcu Jugend den Kamps auszunehinen. Dcr stürmische Bestall am Schluss: des Bortrogs bewies, wie ties anregend der'i-lbe aui die Zuhörer gewirkt hatte. In der sich onschließ »den Tiscistsion »abm Herr Schuldireclor Partie da« Wort und legte eS Sen Anwesenden dringend an das Herz, sich an diesem Werke der Meistchenpflichi und Menschenliebe zu bcldeitt- gen, wobei er hcrvordob, daß sie Verhält»«» », Lindenau nicht schlechter und die dortige Jugend nicht schlechter und nicht bester sei als anderwärts. Es sei aber di« moralische Pflicht aller Elemente und aller Parteien, im Knmps gegen die sittliche Verwahrlosung der Jugend Hand in Hand zu geben. Hieran anschließend, iheilte Herr Direktor Prche noch mit, daß das Cem i« iür Erristttuiig einr« Knadenbortes in Lindenau in nächster Jett eine V-riaminlung en:- beru'en werde, zu welcher die Vorstänt- sämmilich-r Vereine in Lindenau einqelasen werden sollen, mn ü'-er di» weiteren Schritte zu beschließen. Der ä'-rige Tbeil de- Abends wurde durch Llavicr- vorträgc de« Herrn Nestlrr an- Leipzig, durch Co!ozeiä»gc de« Herrn Hummel und durch Gelänge des Keieaergksangv-reins zu Linden«» in reckt ang.-nel-m-r Weile ausgeiülli. Ti: iresnchen Leistungen wurde» n>>: leb niiem Beijall nujgenoiinne». vercü» für voikswohl. * Die Di-eusiion--Abende de« Verein« für Volk« wohl erfreuen sich neuerdii-gs eines lehr zahlreichen Besuches E» find vorwiegend Fragen rolkswirth'chasllichec und soc aler Nrl, welch:
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