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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 25.03.1886
- Erscheinungsdatum
- 1886-03-25
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188603254
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18860325
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18860325
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1886
- Monat1886-03
- Tag1886-03-25
- Monat1886-03
- Jahr1886
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 25.03.1886
- Autor
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früh kch tzlzltch «'/. Uhr. Urtactss« uni Lr»edUisn Jahanaesgasse 8. -»rechßunden der Le-«ttis>: Varwlttag» 10—12 Uhr. Nachmittag» ö—4Uhr. - - -- - der Mr die »Dchftf»I««>de 8>n«r«t« 3» öe, Filiale» für 3as.-L»»ah«e: vtt« Kl«««, UaivrrsittKstrai« 1. L«»is Lösche, «athariueistr. LS, V. »m dts ',^2 Uhr. nlyigtr.TagMatt Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- and Geschäftsverkehr. «uflaz» 1S,»LO. Äbonaemrntsprei» virrtelj. 4V, Mit. »vcl. Vrnigerloba >5 Mt., durch die Post bezogen 6 Mt. Jede einzelne Nummer 20 P' Belegexemplar 10 Pi VedLkren iür <«r»rab»ilaaru iin LogedlaN-Format geialat) «tzne Postbeiürderun- SO Ml. «tt Poftdesöederang SO Ml. Ialeratr Sgespaltenr Petitzeile NO Pf. Größer, Schriften laut uas. Arttsverzetchmh. Ladellarifcher ».Zifferufatz »ach höher» Tarif. Ülerläme« mitrr dem Kedactioaöftrtch HG taeGali. Zette ÜOPs, vor den Familteauachrlchtru die ügeipalieae Zelle 40 Vf- Inserate stad ster» an die Ettedttte« zu lenden. — Rabatt wird nicht gegeben Zahlung praeuumerantlo oder durch Post- uachnahme. 84. Donnerstag dm 2S. MLrz 1886.' 80. Jahrgang. Bestellungen uns du» zweite Quartal 188« -es Leipziger Tageblattes (Auflage LS,SSO) wolle man möglichst bald an die Unterzeichnete Expedition. JohanneSgaffe Nr. 8, gelangen lassen. Außerdem werden von sämmtlicheu hiesigen Jeitungöfpedtteureu Bestellungen auf das Tageblatt angenommen und von denselben für eigene Rechnung au-geführt. Auswärtige Abonnenten müssen sich an das ihnen zunächst gelegene Postamt wenden. Der AbonuementSpreiS beträgt vro Quartal L Mark so Pfennige, inelufive Brlugerlohn S Mark, durch die Post bezöge» « Mark. Für eine Extrabeilage sind ohue Postbeförderung S0 Mark, mit Postbeförderung «v Mark Beilegegebühren unter Vorausbezahlung zu vergüten. Preis der JnsertionSgebühren für die 6 gespaltene Petitzeile 20 Pfennige; für Reclamen aus Petitschrift unter dem RedartionSftrich die 4 gespaltene Zeile SO Pfennige, vor den Familieaaachrichte» die 6 gespaltene Zeile 40 Pfennige. Größere Schriften werden, gering abweichend von dieser Norm, nach unser« PreiSverzeichniß, tabellarischer unv Ziffer »Satz dagegen nach höherem Tarif berechnet. Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung prLennwsnmäo oder durch Postnachnahme. Inserate müssen an die Expedition (nicht Redaktion) adresfirt werden. Das Tageblatt wird früh 6V, Uhr auSaegeben und enthält die bis zum vorhergehenden Abend eingelaufenen politischen »nd Bärsen-Nachrichten in telegraphischen Original-Depeschen. Es giebt ein anschauliches Bild von allem WisienSwerthen auf den verschiedenen Gebieten des öffentlichen Lebens und behandelt die TageSfragen der inneren und äußeren Politik in populären Artikeln mit größter Ausführlichkeit. Das Tageblatt berichtet über die localen und sächsischen Angelegenheiten in eingehender Weise und referirt über Theater, Musik. Literatur, Kunst und Wissenschaft. Die Verhandlungen de- Reichstages und des sächsischen Landtages erscheinen bereits am Morgen nach der Sitzung in ausführlichen Originalberichten. Mt seiner „Boll-wirthschastlichen Beilage" bildet es zugleich das größte Handels» und Börsen blatt Sachsens. Es bringt namentlich auch sämmtliche wichtige deutsche und überseeische Handels berichte. Außerdem erscheinen im Leipziger Tageblatt die vollständigen Gewinnlisten aller Elasten der Königlich Sächsischen LandeS-Lotterie und die Nummer.Berzeichnisse der auSgeloosten Königlich Sächsischen StaatSschuldscheiue. Leipzig, im März 1886. I«r gefälligen Veachtung. Unsere Expedition ist morgen Freitag, den 2«. MLrz, Bormittags nur bis Uhr geöffnet. Lxpeältlov Äes I-elprlxer Dnsvdlnttes. Amtlicher Theil. Vrklmntmachllllg. Der Boeberett»«gsA»ttesdte«ft für de» erst«, die«, jährigen Bußtag findet Donnerstag, de« SS. lanfen» de» Monats, Abend» « Uhr, in der Nicolai» Arche statt. Leipzig, den 15. März 1886. «Ne Lircheninspectiou für Leipzig. Der Superintendent. Der Rath der Stadt Leipzig. Ä L: Hölscher. L). L)r. Georgi. Kretschmer vekimalMchlli-. Die von un» durch Bekanntmachung vom 2. Februar d. I. sür den 8. d. M angekünbigt gewesenen, wegen der damals eingetretenen Kälte aber bi» jetzt beanstandeten Arbeite« in der Betersstra-e solle» »»««ehr Montag, de» 2V. d. M-, in Angriff ae»o««en »erden. Leipzig, den 24. Marz 1886. Der Rath der Stadt Leipzig. Hehler. Krumbtegel. Do» dem Unterzeichneten Armeu-Amte solle» im Stadt« Hause (Eingang MUblgaffe) Moataa, dea 2S. MLrz ». Dorrnittag» »o» 0 Uhr aa, ein« Partie getragene Kleidungsstücke, Möbel. Hau»- und Küchcngeräthe, Betten und dergl. mehr meistbietend versteigert werden. Leipzig, den 24. März 1886 Da» Ar»en A«t. Ludwig. Wolf. Junghähuel. veliaiiüuchm». In Znrttiknokme de« Antrag» aus Ziva»g»rrsteiger»»g der de» »niöbefitzer Wtltzel» Le»«« »» Prrßel ^hörige», im Grm^ch« »«» V«flG. Band I, viatt 2» r«n»tra«,e, Vrend- stück» t» der anf de» »7. ds«. «t». «gesetzte «er-rigernnMerml» d« «. «r, «s OvLentlieke llantlelslekranslalt. vi« ^nwelckuoa von N»oälnnznl«delloz«o, velcd« dawweuä» Ostern in äis kb-ttü- <xier ^actumliazzacurs« äer I^krltniB- »dtkellnnp «Intrerm» «ollen, erbittet sieb äer Vvterrejctmot« in äsr 2eit vom .80. Nlr» bl» mit 2 LprU, Vor»ltt»»a ro» 1»—12 vbr, iromv^Uck unter periönlloder VoritsllunL äer ürmruveläenäen äurek idr« Nerrev prinripeis. IViidreoä äer geäeodteo 2«it rraräeu »aek ^nweläuvxen kör äeo eioztbrijs«» keedrrliseniedel»lieben kor«»» eok<e^so- »eooouneo, »n Melobew «jeb NeoälongsIedrUnp« betksilizzev lcgnosn, äi« Iw Semtr« ä«, 2«v»i»«« kür äi« MvaensLkeNIied« Lekbkizsoor «mn Lioitbrix- ?r«iMllll^enäiensto «lnä. Iloterricbt 10 Ztuoäen reöedevtllcb. Sebolgelä 90 »l loiprhx, iw blLr« 1886. kerl ir«ikrow, Vireolor. Nichtamtlicher Theil. vie Lage i« Oesterreich. Da» Ministerium Taaffe hat am Montag moralisch ab« gedankt. Der Finanzminister v. Donajew-ki sagte am Schluß feiner von der Rechte« beifällig ausgenommenen Rede, daß die Aesammtregierung nach sorgfältiger Erwägung der Grund lagen und der Stellung de» Ministerium», ohne Rücksicht auf die Schwierigkeiten, wrlcke man demselben bereite, mit gleicher Ausdauer wie bisher die Geschäfte fortführen werde. Erklärend sügte der Minister hinzu, daß selbst beim Rücktritt de» Mini sterium» die Minorität nicht an» Ruder gelangen könnte. Diese Bemerkung gewährt einen tiefen Einblick in die außerordentlich« Verlegenheit de» Ministerium». Die von ihm selbst mit allem Fleiß geschaffene Lage hat Zustände herbeiaeführt, deren Unbaltbarkeit in die Augen springt. Da« Programm de« Ministerium» Taaffe war die Versöhnung der verschiedenen Nationalitäten und die Herstellung des Gleich- gewicht» im Staai»hau-Halt. der Erfolg seiner Beinübungen aber ist die Todfeindschaft zwischen Slawen und Deutschen und da» chronische stet» wachsende Deficit im Staat»bau»balt. Die Finanzkunst de» Herrn v. Dunajew»ki hat diesen Sach verhalt zwar stet» zu verschleiern gewußt, aber die Thatsachen baden ihr Recht beansprucht, und die klaren Darlegungen der Vertreter der Opposition haben keinen Zweifel darüber ge- lassen, daß di« Finanzlage Oesterreich» heute bei Weitem schlechter ist al» unter dem Ministerium Auersperg. Die Rechnung de» Ministerium» Taaffe war falsch, und daß sie falsch war, ist ihm bereit» vollständig zum Bewußtsein ge kommen. aber unter welcher Form soll jetzt der Rückzug an getreten werden? Da» ist die große, schwer zu beantwortende Frage. Das Nächstliegende Au»kunst»mittel. um au» dem Dilemma herau»zukommen, hat Gras Taaffe schon ergriffen, indem er den Särarschmib'scheu Antrag al» eine mögliche Grundlage zur Klärung der Verhältnisse und Verständigung bezeichnet». Bei den AuSschußverbandlungen über diesen Antrag muß e« sich »eigeu, ob Gras Taaffe entschlossen ist. den durch die Erfahrung ihm ausgenötbigten Cystrmwechsel selbst zu voll ziehen, oder durch seinen Rücktritt einzuqestehen, daß er irrt«, al« er die Versöhnung der slawische» Rationalitäten mit der deutstben zur Richtschmrr wählt«. Scharschmid nannte e« ein« Forderung der gesund« Vernunft, daß der Unterricht in der dentsckw» Sprache Zwang»«rnterrichtsgegenstan v in alle« Schule» Oesterreich» fti. «bder Abgeordnete v Pacher schloß sein« Rede gegen da» DunajewSki'sche Budget mit der Klage darüber, daß mau zu derselben Zeit der Kaiserin Maria Theresia, der Schöpferin der österreichischen Reichseinheit, ein Denkmal i» Wien setz«, da «au von Amt» wegen auf den Zerfall Oesterreich« hiuarbeit«. Die Antwort aus beide schwer wiegenden Behauptungen ist in der durch den Finanz, »iuiftrr V. Dunairw«!» verkündeten Erklärung de« Gesawmt- Ministerium» enthalten. Ei« wollen au»harren, obwohl sie sich über die Schwierigkeit der gestellten Ausgabe keiner Täuschung hingeben. E« ist da» iwmerhiu ei» Fortschritt in der Erkenntniß der Sachlage, denn bi«her lauteten die Kundgebungen von der Miuistrrbaok weit siege«gewisser, heute merkt man ihnen an. daß di» Vertreter der Regierung selbst dir Hoffnung ausgegeben haben, ihr Ziel zu erreichen; sie sehen ein, daß e» mit der Versöhnung nicht« ist, daß entweder die Slawen Oberwasser bekommen oder die Deutschen, und daß im «rsteren Falle die Einheit der Armee nicht ausrecht zu erhalte» ist. Diese Er- kenatuiß ist spät gekommen, unv r» ist eia Scbade wieder gut zu wachen, der nun schon da» siebente Jahr seine verberd- ltche» Wirkungen zu Tage gefördert hat, aber da« Ministerium ist doch wemgsten» zur Einsicht gelangt, daß e» so. wie e» bi«her gegangen ist, nicht weiter gehen kann, und diese Ein sicht ist werthvoll. Der gegen den Strom schwimmen will, muß seine Kräfte genau kennen unv genau berechnen können, ob sie auSreichen werden, um schließlich mit Hilfe de» richtigen Fahrwasser» an» Ziel zu gelangen. Nu» verschiedenen Anzeichen ist zu entnehmen, daß Gras Taaffe in sich da» Zeug zu einem zweiten BiSmarck fühlte, er war von der Richtigkeit seiner Bersöhnung«politik so durch drungen. daß er den Sieg diese« System» über alle Hinder nisse für auSgemocht ansah. Er glaubte auch dann »och an fei»« Stern, al« di« verderblich« Wirkungen feiner Politik überall zu Tage traten; ihm blieb e< verborgen, daß unter der Decentralisatiou, melch« de» Schwervunct au» Wien in di« Proviniialbauptstädt«, nach Prag, Lemberg. Innsbruck derlegt«, die Reichrbauptstadt in ihrer Entwickelung zurück- aiug, daß die wirthschastlichen Verhältnisse sich verschlechterten statt fortzuschreiten. Der Natioualitätenhader schadet der Wohlfahrt de» Gesammtstaatrs» der religiöse, der gesellschaft liche Fnede wurde gestört und die ganze Staat-Verwaltung gerieth in« Stock«. Glücklicher Weise wurde da« falsche Exempel de« Mmistrrium« Taaffe nicht durch ein« Krieg aus di« Probe gestellt, die Zuckung«, welch« in Bödme». Mähren «>»«»« übrig« LLlbrru mit -emischter Bevölkerung ein- traten, bliebe» iu ihr« Wirkung« «es den Herd beschränkt, dem ste entstammten, aber die Ergebnisse in der Rechtspflege und Verwaltung, auf dem UnterrichtSgebiete und im Heere warm der Art, daß man e» nicht begreift, wie trotzdem aus dem falsch« Wege immer weiter vorgedrungen werden konnte; «an hätte denken soll«, daß Gras Taaffe e» hätte endlich genug sein lassen soll« de» grausamen Spiel». E» ist eine alte, sich stet» erneuernde Erfahrung, daß die Wirkungen einer falschen Politik immer erst dann erkannt werden, wenn sie sich in der Form ungünstiger wirthschastlicher Ergebnisse zu erkennen geben. In diese», Falle befindet sich sitzt da« Ministerium Taaffe. Der Nalionalitätciihader wäre von ihm allenfalls ertragen Worden al» ein unvermeidliche» Uebergangastadium au» dem centralistischrn in den söderalisti- schrn Zustand, aber da der finanzielle Rückgang damit Hand in Hand geht, so bereitet sich allmälig eine Lage vor, welche auch bei der ministeriellen Mehrheit Spuren zurücklassen muß. Die Slawen sind im Geldpuncte nicht minder empfindlich wir die Deutschen, wenn die materiellen Interessen unter der Bersöhnung«politik leiden, dann legen sich die Slawen dock die Frage vor, ob e« nicht besser sei, zu einer Politik zurückzukehren, die bessere wirthschaftliche Ergebnisse aufzu- weisen hatte. Der letzte Grrmd der Taaffe'schen Politik war die Be- sorgniß vor der Anziehungskraft. welche da« deutsche Reich aus Deutschvsterreich au«übe, die slawische Politik sollte diese magnetische Kraft paralysiren und Oesterreich statt de« bi«, herigen deutsch« Mittelpuncte» einm slawischen geben. Dieser Gedanke, in der Theorie sehr schön, erwies sich in der Praxi» al» gänzlich verfehlt; denn statt die Dentschösterreicher enger mit dem österreichisch« Gesammtstaate zu verbinden, wurden sie vielmehr gerade durch die slawische Politik zu Vergleichungen mit Dem herau-gesordert, wa» ihnen seblt. Die Deutsch, österreicher haben die barte Probe auf ihren österreichischen Patrioti«mu«, welche ihn« die Taaffe'sche Politik zugemutbet hat, siegreich bestanden, sie haben gezeigt, daß sie auch unter dm ungünstigsten und schwierigsten Verhältnissen an ihrem angestammten vaterlande festhaltm. Ihr ganze» Dichten und Trachten war dahin gerichtet, da» Ministerium Taaffe von der Schädlichkeit seine» Streben» zu überzeugm, e» wieder auf dm Weg zurück,usühren, dm e« seit Uebernahme der Geschäfte im Jahre l87S verlassen hat. Die Kraft, welche Oesterreich bisher zusammrngehalten hat und in Zu- kunst zusammmhalten wird, ist di« deutsche, da« Element, welche» dir auSrnianderstrebmden czechischen, polnischen, slowe nischen. italienischen, rumänischen und serbischen Theile zu- sammmbält. ist da« germanische. Da« Eommando i» der vsterreichisch-ungarischm Armee ist deutsch — damit ist Alle» gesagt. Ter Reich»krirg«,ninister in Oesterreich . Ungarn ist schließlich der Reicki-schulmeister, welcher da» Ministerium Taaffe darüber belehren muß. daß eine einheitlich organisirte Armee auch au» Leutm zusammengesetzt sein muß, die ein und dieselbe Sprache versteh«. Da» hatte Graf Taaffe bis her nicht begriffen. * Leipzig, 25. März 1886. * Die Besetzung der Bänke de» Reichstag» ist diese >ze Session hindurch eine ungewöhnlich dürftige gewesen, r ganz «mige besonder« wichtige Sitzungen wiesen ein l»t bes«»kr» Hau» aus, sonst war Leschlußunfähigkeit die ikegel, und nur weil Jedermann ein Auge darüber zudrückte, wurden Störungen und Unterbrechungen der Reich»rag«. arbeite» meisten« vermieden. Aber «» fanden Sitzungen, darunter gar nicht unwichtige, statt, in denen keine 50 Mitglieder anwesend waren und trotz dem Beschlüsse gefaßt wurden. E« giebt, wie bie .Nationalliberale Eorrespondrnz' hervorhebt, Adgeorvnete. die i» dieser ganz« Session »och nicht in da» Hau» ein- getreten sind, viel« andere halt« es für genügend, bei ganz wichtige» Abstimmung» zu erscheine», bleiben aber dm ge wöhnlich« parlamentarische» Arbeiten dauernd fern. Dir »oll« »icht «ltersnche», ob di« verschiedenen Partei« sich gegenseitig Bonoürse weg« »angelhasten Pflichteifers za machen berechtigt sind. Unerfreulich aber ist die Erscheinung ans alle Fälle, und zur Erhöhung des Ansehens de» Reich«- tag» kann e« gewiß nicht beitragen, wenn e< im Lande be kannt wird, daß durchschnittlich vielleicht «in viertel der Abgeordneten aus seinem Platze ist. Der Grund dieser Erscheinung liegt ohne Zweifel neben der allgemein« politisch« Erschöpfung und Ermattung in der wachsenden Ausdehnung der Session«» Die gegenwärtige Session, di« im November begonnen, wird sich, wm« die Brauutweiu- stmervorlage noch eingrbt, bi» Ende Mai auSdehn«, da» ist die größere Hälfte des Jahre». Unstreitig ist da» zu lang für eine diätenlose Versammlung von auch anderweitig viel beschäftigten Männe«. Wenn r» zur Regel wird, daß die Sessionen sieden bi» acht Monate im Jahre dauern, so muß vie unvermeidliche Folge sei», daß Männer au» dem praktisch« Leben Mandate Überhaupt nickt mehr annrhmrn oder sie nur bei ganz seltenen Gelegenheit« auSüb«, daß sich nur noch Berussvarlamentarirr. Beamte oder Männer mit sehr viel freier Zeit zu Abgeordneten hergeben, und da» wäre sür eine gesunde Zusammensetzung ke» Reichstag» nicht zuträglich. Zu der bringmd nölhigen Abkürzung der Session« könnte unsere« Erachten« die Reichsregierung viel beitrag«, wenn sie bei Ausarbeitung ibrer Borlagm bessere Fühlung mit dem Reichstag hätte unv e« mehr vermiede, von vorn- herein auSsichtL. und erfolglose Gesetzentwürfe einzubnngen; aber auch der Reichstag selbst köoute durch straffere Handhabung der Geschäfte, durch minder schwerfällige Formen, durch größere Enthaltsamkeit von nutzlosen, sich stet» wiederholenden Anträgen unv Red« Biele» beste«. Ein Mittel, nickt den Besuch des RrichStag» zu heb«, wohl aber die Beschlußfähigkeit zu sickern und dem Zustande rin« Enke zu macken, daß mafieubast Beschlüsse auf rechtlich eigentlich »ngiltigem, verfassungswidrigem, nur durch allseitige» Ge schehcnlassen geduldetem Weg« gefaßt werden, wäre die Herab setzung der Beschlußsäbigkeit. wenigsten» bei den nicht definitiven Entscheidungen. In England genügt z. B. eine weit geringere Anzahl von Parlamentsmitgliedern zur Beschlußfassung. In dessen der Vorschlag hat auch viel Bedenkliche» gegen sich, und wir wollen ihn heute nicht weiter erörtern. Auf den Zustand der permanenten Beschlußunsäbigkeit aber mußte einmal hingewies« werden, um alle Bernsen« und Bethei- ligten zum Nachdenken anzureqrn. wie vier Wandel zu schaffen wäre. Da» Ansehen de« Rrich«tag» leidet darunter. In der gegenwärtig« Session hätte e» ein Abgeordneter mir brsondeis strenger Gesetzesachtung ooer mit üblen» Will« in der Hand gehavt, die ganze Thätigkrit de» Reichstag» lahm ,» legen. * Der ..Nelch-anzeiger* pnblicirt da» Gesetz vom 17. MLrz d. I.. betreffend Abänderung de» tz. 1S7 de» Giescht»- versassungSgesetze». * Der Bischof Kopp ist nach Berlin zurückgekehrt. E» wird erzählt, er fei der Träger von Anweisungen au» Rom. von welche» eine dem Frieden günstige Wirkung zu er hoffen sei. * Zum 25jährigen GeneralSjubiläum de» königlich bayerischen General« der Eavallerie und Generaladjutanten Sr. Majestät de» König- Ludwig II., Graf v. Rechbrrg und Notbcnlvwen, schreibt da» preußische „Militair- Wochcnblalt": „Still und zurückgezogen dachte der bescheidene Sinn de» hohen Jubilars am 2. März er. da» 25 jährige GeneralSjubiläum zu seien,, wie vor sechs Jahren das 50 jährige Dienstjubiläum; da überraschte die Allerhöchst« Gnade und Fürsorge einen der treuest ergebenen Diener de» Königshauses durch ein fast gleichzeitig publicirlc« Glückwunsch schreib«. Sei es auch hier „och gestattet, de» Jubilar» zu gedenken, demselben die besten Wünsche hiermit zu entsenden. Wiederum ist eS in Bayern eine« der ältesten deutsche» Adelraeschlechter, welches der Jubilar in der Armee vertritt. Derselbe ist geboren Len 15. Ja»uar l8l4 zu München, trat au» der königl. Pagcrie am 8. August >83l al» Junker in da» 2. Kürassier-Regiment (Prinz Johann von Sachsen), wurde am 21. Januar 1833 Lieutenant im l. Kürassier- Regiment (Prinz Earl von Bayern), daselbst 15. Deeember l843 Oberlieutenant. 5. Mai 1844 königl. Kämmerer und am 8. November t844 zum Flügeladiutanlen ernannt. Seit- dem, mit kurzen Unterbrechungen über 40 Jahre, bekleidet derselbe Vie hohen Stellung« de- unmittelbarsten Vertrauens- bimste» bei drei bayerische» König« und verband stet» mit einer ritterlich militairischen Erscheinung den echten Edel- mannssinn eine» alten Geschleckt», mit dm besten Formen einen bieder«, inimrr rechtlich sich bewäkrend« Sin». Den >5. Deeember 1845 zum Rittmeister befördert, wurde er im Mai >848 in» 4. Chevaurleger»-Regiment rückversitzk, dock im Mai 1850 wieder zum Flügel-Adjutanten ernannt. 30. De- cember 1850 zum Major, i»: März 1855 zum Oberstlieutenant befördert; im Juni 1857 wieder i»S 4 CbevauxlegerS-Regiment rückversetzt. d»ittirte er <,»> 21 Mai 1858 al« Oberst L la suite der Eavallerie. Am 2. März 1861 reaclivirt, charakterisirt zun, Generalmajor und ernannt zun, Generaladjutanten Sr. Maj . ist er nun seit 25 Jahre» in der Generalscharge und Stellung eines Generaladjutanten. Er wurde am 8. Mai l8V5 wirklicher Generalmajor und war vom l3. Juni l866 d>S zum FriekenSschluß al» Gouverneur von Mainz verwendet Den l7. August 1866 Generallieutenant. erhielt er >873 den Titel Excrllenz, 1874 kaS vierzigjährige Dienstalter-denkzeichen. wurde den 22 August >876 General der Eavallerie unv erhielt den LnkwigSorden sür 50 jährige Dienstzeit am 30. September 1880. Seil dem 18 Juli 1839 mit Gabriele, geborener Gräfin v. Bray. vermählt, führte er da» glücklichste Familienleben, hat Freude an seinen Kindern, sieht in seinem Sohne Ernst und dessen Söhnen auck den Manne-stamm der Familie gesichert. In vielen Missionen und Vertrauens- sendung« im Allerhöchsten Dienste verwendet, hatte er Gelegenheit, mit den meisten hervorragenden Persönlichkeiten bekannt zu werden, und sind besonder» die Sendungen nach Griechenland, Italien. Oesterreich, Abordnung zum Kaiser Alexander II. von Rußland, kann die Begleitung de» König» Mar II. bei seinem Ausentbalt l857 in Frankreich, sowie zun, Fürstenkongreß >862 in Frankfurt am Main interessante Episoden. >870/71 war derselbe mehrfach nach Frankreich entsendet, beim Trnppenrinzng dem deutschen Kronprinz« »nd beim deutschen Kaiser aus der Durchreise durch Bayern zuaetheill. Be, de» VermählungSsestlichkeiten königlicher Familienqliider (Prinz Leopold mit Prinzessin Gisela) re. war derselbe in Wien re commandirt. V'ele Orden höchst« und hohen Grade«, wie selbe bei solchen Missionen verlieb« werde«, wurden ihm >„ Theil; so zieren seine Brust 6 Grcßkreuze, S Grohcomthur- kreuz« i« Tanzen 1» hohe Orden, uebstdem di, Krieg«.
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