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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 08.06.1886
- Erscheinungsdatum
- 1886-06-08
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188606084
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18860608
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18860608
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1886
- Monat1886-06
- Tag1886-06-08
- Monat1886-06
- Jahr1886
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 08.06.1886
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!326 A»»lä»der Verläßlicher sind, al» die niedere Elaste britisher Mairosen — unv da» scheint schon die Ansicht vor 40 Jahren gewesen zu sein — so ist e- klar, daß da« Rhcdergeschäsl eine unnölhige Beeinträchtigung erleiden und die Sicherheit von Leben und Eigentbui» schlechterdings nicht erhöht werden Würde, wen» mau Maßregeln genehmigte, um diese Ausländer zu verhindern, an Bord von britischen Schissen zu dienen." * AuS Teheran schreibt man der ..Norddeutschen All gemeinen Zeitung" unterm 17. Mai: Der deutsche Gesandte am persischen Hose, Herr v. Brauuschweig, hat trotz seiner robusten Gesondbeit doch den Einflüssen de« überaus trocknen und entnervenden ItlnnaS aus die Länge nicht widerstehen können. So hat er denn Teheran vor einigen Tagen verlassen und die Reise ln die Heimalh angetreten, um dort die Energie seiner Nerven und Mnökeln wieder zu erlange», überhaupt seinen Organismus tn da« alte Geleise ,u bringen, ohne un« leider die Hossuung aus seine Rückkehr zu lassen. E» dürsten sich wohl tn ganz Teheran kaum ein halbe« Dutzend Mensche» zusamniensinden, die den Weggang de« Herrn Gesaudten nicht von Herzen bedauern. Da« deutsche Vaterland haue einen würdigen Vertreter an ihm gehabt; auch von persischer Seite hoch geehrt, hat Herr v. Braunichweig seinen hiesigen schwierigen Posten verlassen. Bi« zun, letzten Augenblicke lhat e« ihm an Beweisen seiner Beliebiheit und Achtung beim Herrscher ond den dSchsten und hohen Würdenträgern de« Reiche« der Sonne nicht gesehl». Der Schah hat dem Herrn Gesandte» noch den Sonnen- und Löwenorden erster Elaste in Brillanten verlieben; sein Sohn, der Statthalter von Teheran ist und den Titel, „Stellvertreter de« Reiche«" (Nnibe-Sullaneh) sührt, hat ihm »och kostbare Geschenke überreichen lasten tc. Die hier anwesenden Dkiitschen verlieren in ihm einen Vertreter, der jederzeit bereit war, sür ihre wirkliche» Interesten mit Energie einzutreten, sobald und lo oft es ersorderllch war. Ebenso hat er es verstanden, da« Ansehen seiner Schutzbesohl-nen in den Augen der Perser zu sSrderen, — ei» Elwa«, daß bei Letzteren und bei den hiesigen Verhältnissen, zumal sür die in persischen Diensten stehenden Deuische», von nicht unlergeordneler Bedeutung ist, be- sonder« mit Bezug aus die andere» fremden Staatsbeamten. Es giebt deren hier eine ganze Anzahl, aber doch nur wenige, die eine längere Zeit hier ausgeba'ten haben. Unter Letziern ist besonders der Leibarzt des Schahs hervorzuhebe», ein Franz»!« von Geburt und von grobem Eiuflusi. Die Perser werden bekanntlich die Franzose» dcS Orients genannt uud da- wohl mit Recht. Seit den letzten Iahie» sind einige Deutsche in dem hiesigen Colleg (höchste Lcindes-Unierrichl-anftali) als Professoren angestcllt. Zum ersten Male hat man mit ihnen einen Versuch gemacht. Zur grössten Freude de« Herr» von Brann- schweig gehören seine Landslaute, die berufen sind, vaterländische Cullur hierher zn verpflanzen, zu denjenigen jremden Angestellten, denen man die besten Erfolge, soweit sie hier möglich sind, nicht ab- sprechen kann. Die Europäer nehmen hier im Allgemeinen keine besonders bevorzugte Stellung mehr ein. Sie haben leider ihr Ansehen säst ganz verloren. Es giebt »ine ganze Reihe von Ursachen, die diese Erscheinung zu Tage gefördert hoben: Eise» süchteleicn, Ran fitreit gkeiten aus der einen Seite und, was viel ernstlicher, der Verlust de« moralischen Halls auf der anderen. Mau muss ein fester Chiraklcr sein, wenn man hier nicht i» eine gewisse Frivolität der L bensanschauung hineingerathen will. Man kann sich tn dem viel beschäftigten, viel erregte», stets aktiven Europa keinen rechten Begriff vom orientalischen Leben lm Allgemeinen, noch vom persischen im Besonderen machen. Zunächst kennt man hier weder, was Zeit, noch, was Arbeit eigentlich ist. Dana sind die Begriffe von Ehrbarkeit, Rechtlichkeit im Erwerb re., milde gesagt, himmelweit von den uasern verschieden. Endlich herrscht eine Monotonie des Dasein«, dle an« Unglaubliche grenzt. Jede geistige Aaregung ist absolut ausgeschlossen. Es bleiben als einzige Abwechselung, da der Dienst auch nur wenig Zeit erfordert, die gegenseitigen Besuche, die gegenseitigen Dejeuner« und Diner« übrig. Dazu kommt, daß die Fremdencolonie nur sehr klein ist. In ollen Gesellschaften treffen sich dieselben Per sonen, denen Stoff zur Unterhaltung, d. h zu einer anregenden Unterhaltung sehlt. So kommt e< den» ganz unwillkürlich, das, da» geringste Ereignist in einer Familie, ja daß häufig fingirte Dinge zum Stadtgespräch werden, daß stetig neuer Klatsch von Hau- zu HanS getragen wird. Daß es unler solchen Umständen Individuen giebt, die im Trüben »n fischen suchen, daß Neid, Mißgunst, ja Niedertracht zu Tage treten, wen könnte das bei der menschlichen Natur wundern? Leider spielen auch nationale Hetzereien eiae de- vorzuqie Rolle im hiesigen öffentlichen und privaten Leben. Wohl deshalb den Mitgliedern einer Nationalität, deren Ver treter der edlen Lebe»sregel de« Horaz: „lickt proknuum rulfxu» «t arcsv" huldiat. Unbestritten verlieren die Deutschen auch nach der Richtung in Herrn v. Braunschweig einen Vertreter, wie er exaclrr, gerechter und edler nicht gedacht werden kann. Mit dem Fortgange des Herrn v. Braunschwelg ist Niemand mehr von Denen hier, die vor einem Jahr und sieben Monaten al« auberordentliche deutsche Gesandtschaft hier ihren glanzvollen Einzug hielt. Der Letzte von ihnen war eben der Herr Gesandte selbst. Die deutsche Gesandtschaft wird zur Zeit durch Herrn Legations- secretair v. Zehmen als Geschält-träger, und durch Herrn Ilr. Frank als Dragoma» vertreten. Erster» ist Ende vergangenen Jahres auS dem Haag hierher versetzt worden. In jüngster Zeit haben sich auch deutsche Reisende hier eingesunde», eine neue Erscheinung in Persien. Wir haben i» Teheran den Herrn Lieutenant der Garde- Husaren v. Böhlendorff, den Herrn Artillerie-Premierlieulenant Häusler auS Würzburg, die Herren live. iur. Schramm und Kämmerer auS Hamburg gesehen. Alle waren sie die Gaste unserer Gesandtichaft. Der Herr Lieutenant Häusler lag sogar silns Wochen in derselben an, Unterleibslyphu« erkrankt darnieder, ist aber Dank der ihm zugewandten Pflege und Behanbluag gesund wieder abgerrist * Die Forderungen des Ex-Khedive» Ismail Pascha gegen die egvptische Negierung aus Schadenersatz Wege» an geblicher Verluste im Betrage vo» 5,000,000 L. sind jetzt in einer von Borelli Beh versagte» Flugschrist, der viele Aclen stücke zur Begründung beigegeben sind, auSeinanvergesetzt. Ismail Pascha trat demnach durch Verordnung vom 26. Oc tober 1578 alle« der Familie deS Kbedive» gehörige Grund eigenlbuin an den Staat ab, als Bürgschaft sür eine unter dein Namen Domäncn-Anlcihc ausgenommene und z»r Tilgung der schwebende» Schuld verwandle Anleihe von 8,500,000 L. Dagegen verpflichtete sich der egyptische Staat feierlich, sür d» Unterhalt der Familie de« iihedive», die ans diese Weise ganz von de i Lanke abhängig wurde, reichlich zu sorge». DaS Abkommen wurde von dem EoalilionS-Ministcrium, in welchem Nubar Pascha den Vorsitz führte, unterzeichnet. Tie gegebene» Versprechungen wurden jedoch angeblich eine nach der andere» gebrochen und eine Reihe vo» „Berandungen" durch die Neaiernng de« Kbedive» Tewsik in« Werk gesetzt. Der Er Vicekönig svrdert daher sür sich selbst, seine Müller und djc ankeren verbannlen Mitglieder seiner Familie Schab- loshalluiig in Höhe VeS oben angegebenen BelrageS. Aus Griechenland. * Tie „Politische Eorrespoiideiiz" bringt Nachrichten aus Athen, welche bis zum 29 Mai reichen. Es heißt in dem betreffenden Berichte von diesem Datum: Tie wiederhollen Plänkeleien zwischen den griechischen und türkischen Voopvstcn. die zuletzt in größere Gefechte auSarteten. werde» hier Allgemein aus die Offensive der türkischen Truppen zurückgesühit. Scho» glaubte ma». daß diese Zwischenfälle voni 22. d. M, wo die beiderseitigen Truppen in ihre früheren Positionen ziirückgingen. definitiv ein Ende gesunden hätten, als um '/, 6 Uhr Abends des ge nannten TageS die Nachricht von einem abermalige» Vor dringen der türkische» Strcilkräste aus der ganze« Linie östlich von Larissa und Melnne. ciiitras Tie Türken drangen in Prtson, Drepani und Krizovali, sowie zwischen Kutra und Madreli vor; die Griechen, die sich trotz der Ueberraschnng und Uebcrmacht sehr gut schlugen, innßle» sich in Folge dessen unler Verlust von Verwundeten zurückziehen und die Position Bairaktar aiisgeben. wogegen es ihnen gelang, aus andere» Punkten Terrain z» gewinnen und bei einbrechender Nacht sich der türkischen Blockhäuser Damasi und Prophet EliaS zu be mächtigen. Tag» daraus erneuerten die Türken mit beträcht lichen Streilkrästen ihren Angriff, um den Griechen die vo» denselben eroberte» Positionen wieder abzunehinen. Es ent spann sich ein erbitterter Kamps, besonders um die wlchkigen Positionen Kutra, Krizcvali und Damasi. über welchen indeß genauere Nachrichten zur Stunde noch nicht cingelroffc» sind. In der Nacht vom 22 ans den 23 Mai hielten 2 Eom- pagnien Jäger unter dem Eommanto de- Major» Lori» aus dem Gipfel der türkischen Position Kutra, wurden aber, trotz dem am Abend de» 22. Mai auf Leiden Seiten die weiße Fahne ansg-h ßt unk da» Feuer eingestellt worden war, von ungefähr 40i»0 Mann türkischer Truppen umzingelt. Major Lori» versuchle am nächsten Morgen, die feindlichen Linien zu durchbrechen, sank aber bald, tödtlicb getroffen, zusammen. Nur einem kleinen Häuflein von >5 Mann, unter Hauvt- mann Pinio». gelang es. zu entkommen, während der Rest der beiden eirca 400 Mann starken Jäger«Compagnie» von der feindlichen Uebernracht gefangen genommen wurde. Während des Gefechte» von Kutra unternahm Major Staiko» au» dem Hauptquartiere von Larissa «inen kühnen Zug durch die Reihen der Feind«, nach dem in deren Rückzugslinie liegende» Orte Eleulerochovi. wobei er lL Lobte und 22 Verwundete einbüßle. Oberst Ehazijovanu unter nahm von Trikkala aus einen zur Ablenkung des Feindes bestimmten Borinarsch bis Damasi. das er besetzte und wobei er dem Feinde großen Schaden zusUgte, während Vas Regi ment Petropulaki und ein Jägerbataillo» Krizovali nahmen. 3 türkische Schanzen eroberten und die Türken durch ein mörderische» Feuer zwangen, sich hinter ihre zweite Linie zurückzuziehrn. So standen die Dinge, als Sonnabend, 29. Mai, General Sapuntzaki in Folg« der hier zwischen Trikupis und dem türkischen Geschäftsträger Schemsevdin-Bey gepflogenen Unter handlungen die weiße Fahne auszog. was sofort von den Türken erwidert wurde. Die beiderseitigen Truppen blieben in ihren Positionen, und um 2 Uhr Nachmittag» lrasen die Obercom- mandanlen General Sapuntzaki und Achmed Ejub Pascha, jeder mit großem Gefolge, in Meluna zusammen, um über den definitive» Waffenstillstand zu berathen. In Folge der hierbei getroffenen Abmachungen räumten dir Griechen, die in all diesen Gefechten eine große Bravour an den Tag gelegt batte», die eroberten Positionen. Ueber die Höhe der griechischen Verluste ist noch nicht» Authentische» be- kannt und soll die ossicielle Verlustliste erst morgen erscheine»; wie verlautet, sollen außer dem Major Lori» noch vier Osficiere gefallen und acht verwundet worben sein; die Zahl der ge fallenen und verwundeten Soldaten wird mit 170 angegeben. Auch viele Aerzte sollen verwundet worden sein. Gestern endlich wurden die beiden Decrele, betreffend die Demobilisirung der Slreilkräste zu Land und zur See publicirt. Mittelst Vieser Decrete werden die 5 Alter»- elaffen der Jahrgänge l86l—1857 successive binnen 8 Tagen vo» heule an gerechnet und von den Marinemannschaften die 7 AlterSclassen der Jahrgänge 186t —1857 binnen 15 Tagen entlasten. Gleichzeitig sind die Truppcn- Eomiiiandanten in Larissa, Trikala und Arla aus telegraphischem Wege beordert worden, eine von der Grenze mehr entsernte Ausstellung zu nehmen. Heute sind die Griechen bereit» von Nezero bi» Zorba zurückgegangen und heute Abend» »och werden die» auch die Truppen von Raveni bi» Lhgavia thun. Gleichzeitig haben auch dir türkischen Truppe» aus der gegen überliegenden Linie eine entsprechende Rückwärtsbewegung ausgeführt. * Au» Konstantinopel wird auch der Wortlaut de» Eircular» gameldet, welche» die Pforte, anläßlich der fortgesetzten Besetzung der Position von Zygo», welche indeß seither bereit» geräumt worden »st. durch die griechischen Truppen unter dem 30. Mai an die Vertreter der Türkei im Au»lande gesendet hat. Die Rote lautet in treuer Uebersetzung, wie folgt: „Die griechische Geiandljchast in Lonstanliaopel hat «ns vor einigen Tagen den Beschluß ihrer Regierung, die unter die Fahne» berufenen Reservisten >u entlassen und ihre Truppen von den Grenze» zurückzuziehen, zur Keumniß gebracht. Wir haben diese Miltheilung mit Befriedigung ausgenommen, und uns Vorbehalten, unsererseits die Truppen zu demobilisiren, sobald Griechenland abgerüstct und sein ganze- Heer aus Frirdenssuh gebracht Kobra wird. Während unser Obercommandant Maßregeln tras. das Wort treu einzuhalte», da« er bet seiner Begegnung mit General Sapuntzaki gegeben hatte, nämlich die Vorposten an den Grenzen in ihre frühere» Positionen zurückzusühren. so daß die Wacht- poste», deren die beiderseitigen Arineecorps sich während der letzten Kämpfe demachiigi hauen, sowie die anderen an der Grenze ge- ieqenen Puncle gegenseitig geräumt würden; während ferner Achmed Elud Pascha die Bataillone, welche sich wahrend des in Rede sichenden Eonsticts der Grenze genähert hatten, in ihre früheren Eanionirungen zurückkehrcn ließ, erfuhren wir zu unserer lebhaften Ueberraschung, daß der griechische Loinmaiidaul, der sich unvermulhel de« kleinen, aus unserem Territorium gegenüber vou Metzowo ge- legene» Forts von Zhgos bemächtigt und 16 Man» von drin aus 17 Soldaten bestehenden Wachposten niedcrgemacht halte, trotz der ihm in gedSrigrr Form zugegangenen Weisung und trotz der Er- klärung der hiesigen griechischen Gesandischait, daß kein griechischcr Soldat sich mehr in Zygo« befinde, diese Position nicht nur bis jetzt andauernd besetzt hält, sondern sogar dort und in der Umgebung drei befestigte Werke errichten und in denselben Kanonen aus- stellen läßt. Marschall Achmed Ejub Pascha fügt, Indem er uns diesen de- bäuerlichen Zwischenfall zur Kenntniß bringt, binzu, daß nach den ihm zugegangcnen Informationen die griechischen Militaircomnia»- daniea einen Theil ihrer Truvpen allerdings eia wenig über dir Stellungen, welche dieselben vor dem letzte» Kampfe eingenommen Hallen, zurückgezogen und daß die unmittelbare Demobilisirung vo» zwei Rescrvrclassen promulqirt wurde, daß aber seit dem Abend de« 29. Mai drei neue gruchüchc Bataillone von Tiruova nach karader«, einem unterhalb der Position vo» Meluna-Derbend gelegene» Puncle, expedirt und Kriegs«»--»»,»» von Larissa nach Tirnova geschickt wurde. Angesichts dieser Thaisachen hegt unser Oder-Eoinmaudant Zweifel betreffs der Glaubwürdigkeit der Maßregeln, um die es sich handelt: der von der griechischen Behörde augekündigten Demobilisirung. Wir wollen an die Loyalität der Absichten des Athener Eabincts, in der kürzesten Frist abzurüsten und seine Irupveu aus Friedeiissuß zu bringen, immer gerne glauben, es ist jedoch Nicht zu bestreiten, daß die Handlungea der griechilchcn Milüaircomma». da»»»» mit den Erklärungen dcS Labinet- sich nicht in Ueberein- siimmiing befinden. Ich bitte Sie, aus das Boranstehende die Aufmerksamkeit der Regierung, bei welcher Sie accredllirt sind, zu lenken und z» b«. tonen, wie sehr wir es bedauern, un» Angesicht- einer solchen Un gewißheit uud der Weigerung des griechische» Lommandante» in Zhgos, diese un« gehörende Position zu räumen, in dir Nolhwendig- kc» versetzt z» sehen, au die sür die Wiedererlangung dieses Punkte« nolhiveudigeii Mittel zu denken. Gez.: Said" noch heute oder morgen soll General Ianskh hier rinlreffe», um seine Agende» als Brigadier zu librrnebinen. Die Sludenlen hielte» schon geller» hierüber Verschlingen, die heule fortgesetzt ond in denen seslgcfteUi werden ftll, in welcher We ie die Bürg-rschai» zur Thril- »abme an Demonstrationen hiergegen anszusordern wäre. Auch die Polizei lriffl sur dielen Fall ihre voikchrungeu. Tie gestrige Erklärung Max Falk'« wird vom größten Theile der Presse als ein Vorläufer weilerer Actione» nach dieser Richtung angesehen und in abfälligem Sinn« beurthrilt. Der erste und gewiß nicht beabsichtigte Effect dieser Erklärung besieht darin, daß die meisten Journale, welche seinerzeit die Ausfälle de« „Pester Lloyd" gegen Erzherzog Albrecht lgnorirten, sich nunmehr zum besseren Verständnisse der Jall'schea Erklärung genöihigt sehen, diese Aus- fälle adzudrucken und denselben dadurch eine weitere Verbreitung zu geben. Einzelne Journale beurtheile» diese Erklärung vom Standpunkte der Preßfreiheit, somit als eine geineiasam« Sache der Presse, und geben der Ansicht Ausdruck, daß die »„abhängige ungarische Presse sich kein caudinisches Joch auserlege» lasse», sonder« sich die Freiheit ihrer Meinung auch noch oben wahren müsse. Für die Presse sei es irrelevant, welche Motide den Abgeordneten Falk zur Revocaiion bestimmte». Die Presse dürfe nicht par orckre ihre Meinung ändern, denn die« müsse ihr Sasehc» »ach außen aus« Empfindlichste treffen. Dieser Gedankengang, de» „Egyeteries" in ziemlich draftiichen Ausfällen gegen T'sza und Falk ver folgt, kehrt in dra meiste» unabhängigen Journalen mit der Hinzu- sügung wieder, man möge es in Wien nicht zu weit treiben, da dies schlimme Eonsequenzea »och sich ziehen kännte; es lei geradezu widersinnig, wenn man daselbst die Ausfälle de« „Loyd" us Inspirationen der Regierung zurücksührc. Ein? ähnlich« Stimmung widerjpiegelt die Presse Angesichts der Forderung der Wiener Journale, daß Tisza auch im Parlamente eine solche „Ab- bitte" leiste. Cämimliche Journale, welche die Affaire besprechen, drücken die Zuon sicht aus, daß die« dem Ministe»PrLside»ten Un garns erspart bleiben werde, daß man ihm eine soKhe aus das ganze Land zucucksallende Demüihigung nicht ouserlegen werde, daß vor Allem Tisza im volle« Bewußtsein dessen, d«ß in dieser Sache ganz Ungar» hinter im stehe, «in solches Ansinnen gewiß zurückgewiesen habe. In vielen Kreise» glaubt mau, daß die ganze Affaire von ge- wisscr Seilt in Wien dazu denutzt wurde, »m Tisza und seinem Regime ein Bei» zu stelle» und die Präpoaderanz Ungarns iuaerhalb der Monarchie zu beugen. Nach zuverlässigen Berichte» soll Ti «za nicht gesäumt habe», dieser Evrniualiiät offen in« Auge zu schauen, indem er an maß gebender Stelle die Bereitwilligkeit erklärte, vom Schauplätze ab- juttelcu, da selbst er, der geglaubt, den Interesse» der Armee am besten gedient zu haben, der Verdächtigung nicht entgehen konnte, als «in Feind der Armee hingeftellt zn werden Diese Bereitwillig keit Tisza'«, sofort »nrückzuirelen. hat jedoch ihre volle Würdigung nach der Richtung gesunden, daß vou einer solchen Wendung über haupt nicht die Rede sei» könne. Der Minister - Präsident erfreut sich in vollem Unisangc des Bertraveus der Krone und versügt mit uneingeschrünkier Gewalt übrr das Parlament. Sollte jedoch in den Zumulhuugen gegen ihn soctgesahren werden, so könnte es sehr leicht geschehen, daß sein Entschluß, zurückzutrete», dennoch zur Aus führung gelangt. Seme Freunde ratden ihm dies sogar, denn sie vermöge» sich keinen glanzvolleren Abgang sür ihn in den Augen der ungarischen Nation zu denken, * Pest, S. Juni. Da- plötzliche Erscheinen Ianökv's in Fünskirchen hat die Situation verschärft. General Iansky ist dahin coiiimandirt worden, um der Supcrarbitrirungs-Lommission zu präsilüren; er war zum Diner beim Bischof DulanSzky geladen, wo auch Erzherzog Joseph aaweseud war. Der Ministerrath dürste ich noch beute versammeln, um wichtige Beschlüsse zu fassen. * Pest, 5. Juni. Heute Mittag verbreitete sich in politische» Kreisen daö Gerücht, daß die Situation eine sehr ernste We»k>ung genommen und daß eventuell die Demission der Gesammi- MinisteriumS zu gewärtigen sei. DaS Abendblatt de« Regierungsorgans „Nemzet" beschränkt sich aus folgende Bemerkungen zur Situation: „Wir constatire» nach- solgende Thatsachen: General Iansky forderte unmittelbar nach der Sitzung de« Abgeordnetenhauses vom 25. Mai seine Pensioni- ruag. Dieselbe wurde nicht bewilligt. Daraus erbat sich der General einen Urlaub, der ihm gemährt wurde, zvoraus er Pest verlassen hat. Di« Urlaubszeit war unseres Wissen» auf drei Monat« bem-flen. und da« Wiener Krieg-minister,um war der Meinung, daß der General während dieser Zeit nirgend« im aciivcn Dienste sungiren werde. Welcher Art die Umstände gewesen sind, die eine Aenderung dieser Disposition herbeigesührt und de» General zur sofortigen Witderausnahme seiner amilichca Functionen bewöge» haben, was in Fünskirchen zu ebenso zwecklosen als bedauerlichen Demonstrationen geführt bat, darüber versüge» wir bi- zur Stunde über keine »er- läßliche Aufklärung." * Pest. 5. Juni. Im Laus« de« Lormittaqö erlangte die Polizei Senniniß. daß outer de» Studenten eine Bewegung zur Veranstaltung neuer Demonstralione» im Zuge sei. * Pest. 5. Juni, 9 Uhr 25 Minuten Abends. Gegen '/,8 Uhr inscenirteu die Studenten dennoch lärmende stroßen-Demonstrationea Sie kauten, etwa 300 an der Zahl, zu Fuß und zn Wagen aus der inneren Stadt durch die Dorolhcagaffe, postirleu sich erst vor dem dort befindlichen Elud der liberalen Partei, schriee»: „Abzug Janskyl Abzug Tisza!" und dergleichen, sie pfiffen und pol- lerte», bi» berittene Polizisten kamen, sie in scharjer Earribre nliaqairte» uud mit aller Gewalt zersprengten. Einige von ihnen saniiuellen sich bald daraus vor demselben Hause, wo in einem ander» Iracie die Redaktion des „Pester Lloyd" sich befindet, uud begannen den Spectakel vou Neuem mit andeicn Rufen. Sie wurden aber mal« zersprengt und vollständig zerstreut. Bei diesem Anlässe wurden mehrere Verhaftungen vorgenoniiiie». Die Doroihcagajje wurde von derilteuen Polizisten besetzt uud der Wagenvertehr i» derselben unterlagt. Gegen 9 Uhr herrschte Ruhe, doch siudca >u der innern Stadt noch Ansammlungen statt. * Pest, 5. Juni. I» den vorgerückicn Abendstunden hat in politischen Kreisen eine etwas mildere Auffassung über die neueste Wendung der Affaire Iansky platzgegriffeu. Man scheint zu glaube», daß die krisenhafte Gestaltung noch vermlede» werde» köuue. vermischtes. vie ungarische Minislerkrijis. * An« Pest liegt eine Anzahl Telegramme vor, welche de» AuSbruch einer RegieruugSkrisiS daselbst sigualisiren Die betreffende» Meldungen lauten: * Pest, 5. Juni. Während die der Regierung nahestehende, Blätter über die Vorfälle der letzte» Tage sich in tiefes Schweigen hülle», giebt sich in der unabhängigen und oppositionelle» Presse eine hochgradige Erregung kund, die auch in weilen Kreisen des Punlicuins um sich greift. General Iansky verursachte durch sein Erscheinen in Fünskirchen ldatsächl>ch Dkiiwnsirotioiien, die jedoch nach den vorliegende» Berichten sich ziemlich unschuldig abgespielt haben. Der General saß gerade >>» Speisesanle de« „Holels Schiff", wo er abgcstiegen war, Krim Souper, als die Härer der RechtSakadenne vor dem Gasthoje er schienen und durch Ruse „Abzug Janskyl" die ab,„bliche Ruhe störten. Den Sind,»len schlosse» sich zahlreiche Neugierige a», die in diese Ruse eiuftimmlen. Man sang eiuige nationale Lieder und zog dann von daunen. Als Mannschaften der Polizei und ein ronsignirtt» Jnsauterie-Baiaillvo aus dem Schauplatze der Demonftratioa erichieu. war derselbe bereits leer. Angeblich ioll die Stimmung in Füuskirchen eine srhr erregte und die Wiederholung dieser Demonstralion zu briürchlei, sei». Weit ernster wird dir Thal sacke ausgesaßi. daß Geaeral Jansl» weder von hier lransierirt, »och eine» längeren Urlaub »rdolien, sondern das diesige Brigade Loinmando bevallen soll Dir letztere That'gche scheint selbst sür die diesige» masigebende, Kreise eine Ueberrnschunq zu lei«: denn an comprleuler Stelle wird versichert, daß die daraus bezüglichen Nack- rickten unmöglich zutreffend sei» könnte», da General Iansky einen dreimonatlichen Urlaub erhalten bade, den rr in Baden ver- b, in re» wolle N-omehr ober wird behauptet, baß Vieler Urlaub >» letzier Stunde nicht bewilligt, Vi-Imchr itzeneral Jansly nach Fünskirchen rommnndirt wurde, trotzdem die Leitung der dortigen Uebungen der Genielruppen bereits einem «»deren Eammondante» übertragen worden ist. Dies« Uebungen gehen hcute zn Ende, ».ad — Potsdam, 6. Juni. Se. Majestät brr Kaiser traf um l l'i« Uhr per Ertrazug aus der Station Wildpark zum Sliftunzoseiie de» Lrhr-Jiisanlerie-Bataillon« ein, welche» beim Neuen Palais stalljank. Dem Feste wobnten ferner bei: der Kronprinz, die Kronprinzessin nebst Töchtern, vie Großberzogi» von Baden, der Erbprinz und die Erdpriuzessin von Meiningen, die Herzogin Wilhelm von Mecklenburg mit Tochter. Prinzessin Wilhelm nebst dem ältesten Sobne, sowie die Prinzen von Hohenzollern, Baden und Mecklenburg. Um >2 Uhr fand Gottesdienst im Freien stall, welcher vom Dom- prediger Roggc abgehalte» wurde. Beim Speisen der Mann schaften brachte der Kaiser einen Toast aus die Armee, General von Pape einen solchen aus den Kaiser au«. Um l'/« Uhr fand ein Diner von 144 Gedecken im Grottensaal statt. Der Kaiser begab sich sodann vom Neuen Palai» nach Babel»berg H Au» Thüringen, 6. Juni. Nach einer Zusammen stellung de» Fisch-,üchterverein« im Herzoglhur»Meiningen sind seit dem 1. Januar l879 bis Mai v. I. im Werragebiet de» HerzogthumS zusammen lS5 Stück Fischottern erlegt und dafür t3I8 Prämien bezahlt worden, und zwar von. berzogl. Domaineiisiseii» 596 und vom Fischzüchterverein 722 ^ Die meisten Fischottern wurden in der Flur Hans- städl bei Themar erlegt, nämlich >8 Stück. — Am 3. Juli diele« Jahre» wird der Provinzial.Verband „Sächsische Herzvgthümer" de« kenlsche» Schulverein», zu dem die Orl«- gruppen Gotha (Vororts. AllenburH, Arnstadt. Eodurq. Frankenhausen. Jena. Köthen, Meiningen. Neustadt a. O. und Rudolstadt gehören, eine Delegirten-Versammlung in Gotha abhalten, womit man zugleich hofft, den Zwecke» de« Verein« den Boden zu ebnen. — In Coburg klagt da« Wohtiuiig-eomil» sür da« vom 31. Juli bi« 2. August stallfindende 7. fränkische Sänger- bunde»sest, daß es große Rolh habe, die «rsorder- 'ichen Quartiere sür 2600 Gäste zu beschaffen. Nicht in dem Maße, al» man gehofft, sind von der Bürgerschaft Lvgi« zur versügung gestellt worden, so daß eine große Zahl ver fremden Sänger in Maffenqoartieren wird untergebrachl werden müssen. Der letztere Fall wird keine Schwierigkeiten bieten, da ja hier in erster Linie die stävtischc» Schulen ver wendet werven können, indem ja die Zeit de» Feste» in die großen Schulferien fällt. — Die nicht zu leugnende Tbat- sache, daß die Flora unserer Wälder vo» Jade zu Jahr ärmer, der Waid seiner schönste» Zierten beraubt wird und eine ganze Reib« zum Tbeil seltene Pflanzen entweder schon verschwunden oder dem Verschwinden nahe ist. bat dir groß herzoglich« Forstinspertion zu Eisenach veranlaßt, die sehr zeitgemäße Bestimmung zu treffen, ^aß in den kammersiSca- lische» Forsten ihres BeziikS da» Sammeln von Pflanzen, besonder» von Maiblumen, Schneeglöckchen. Frauenschuh, Türkenbund, Orchideen, Nelken, Gentianen,e., namentlich mit der Wurzel, zu gewerbmäßigem Handel ohne specielle Er- laubniß der Forstvcrwallungea verboten ist und daß Zuwider handlungen mit einer Geldstrafe bi« zu 60 Mark geahndet werden. — Ueber den Proceß gegen den »6«rel« cka v»cke-, dessen mehrfach erwähnt wurde, schreibt man der „Frankfurter Zeitung" au» Karlsruhe, 2. Juni: Ihre Leser werde» sich noch erinnern, daß End« September vorigen Jahre« plötzlich der „Oerel« ä« polizeilich geschlossen wurde, nachdem einige Wochen vorher durch dir gelammte deutsche Presse die Nachricht gegangen war, daß eia junger Manu in diesem Cercle weit über 100.000 Mark verloren, daß man mit markirtea Karlen gespielt habe, und daß die Gesillschast theilweise eine recht gemischte sei. Selbst da« osficiöjr „Badeblatt" sprach zu jener Zeit vo» Falschspielrr». sogrnaunlen „Orvc»", die a»läßlich der Herbst, renne» erschienen seien, nm >m „Oerels ck« Lacks" eine» größere» Eoup au-jusührca. Durch den Besitzer de« Lercle, FedorAndrt, Rcilmeister a. D, soll derselbe verhindert worden sein. So hieß es damals Ende September tadlich wurde der „Oerels ck« Kacke" vo» Polizei wegen geschloffen und gegen Andr« die Anklage wegen Vergehens gegen A. 284 R -str^G , der die Strafen wegen „gemerb- liche» Glücksspiels" bestimmt, eingeleitet. Ans der heutigen Serichi'. Verhandlung ergiebt sich, baß die Staatsanwaltschaft den Antrag stellt, das Verfahren beiügUch de« zur Last gelegte» Lcrgehens gegen tz, 281 R.-Slr.-G. einzuftellea, da die Boruntersnchnng keine Anhaltspunkte ergebe» habe, daß Andrt aus dem Glücksspiel ei» Gewerbe machte. Der Angeklagte sei zwar ein pajsionirter Spieler, aber es fehle au genügen- dem Nachweis, daß sein Spiel als „eiae fortgesetzte, absichtlich aus Gewi»« gerichtete Thätigkeit" zu betrachten sei. Di« hemr noch vorliegende Anklage erstreckt sich lediglich daraus, daß Andr« als Inhaber eine« «ffentlichen Versammlungsorte«, nämlich de« „Osrcls cks Lacks" in Baoea, 1883—1885 Glücksspiele gestattet habe. Zu der Verhandlung sind der Angeklagte uud s ch« Zeugeu erschiene». Deu Vorsitz führte Landgerichisdireeror Bender, die Staatsanwalt schaft vertrat StaatSanwalt Nibel und die Bertheid gung führte Rechtsanwalt Tüpfle. Auf die »deu näher bezeichnte Anklage äußerte sich der Angeklagte in der eiugehendsten Weise. Das Hauvtsp>el im Lerete. das „Baccarat", wird erläutert und bestritte», daß dasselbe e»u Glücksspiel sei. Bei diesem Spiele entscheide der „mathematische Puoct" und di« Gesamml-Physiognomir des Spiel«, s» daß mau den Erfolg oder Mißeijolg muihciii.,lisch berechne» köuue. Für das „gebildete und deukeude" Publicum sei da« Baccarat dal unter haltendste Spiel und nicht mit roheu Glücksspielen zu vergleichen. Der Angeklagte verbreitet sich sodann über den „Osrcla ck« Lacks", der lediglich gegründet morde» sei, um den Renue» des iaterna- tionalen Tiub» eine Unterstützung zukommen zu lassen und den gesellschaftlichen Verkehr zu heben. Einen öffentliche» Lharaklcr Hab« derselbe nicht gehabt, nur die Mitglieder von 26 europäischen Ll-abs leie» » priori Mitglieder des Lercle gewesen, über die sonstige» Mitglieder Hobe eiae Ballotage slattfinden müssen, ohne eine solche iei keine Person zugelaffen worden. Der Graf Esterhazy bestreitet in einem Bries, daß er im „Vorstand de« Lercle" geweiea sei. In dem Briese wird hervorgehoben, daß er von dieser seiner Vorstands- eigenschaft keine Ahnung gehabt und dagegen Protest erhob«« haben würde. Eine gleiche Ec klärung ist von Herrn Beer eingelausen, die eine Eoniilämilgtiedlchasl seiaerseit« iaAbrede stellte. Die Thatsache, daß hoch geipielt worden sei, wird vo» keiner Leite bestritten. Ferner wird durch Urkundcu «onkatirt, daß Leute um Stundung von G-Ideru bei Andr« eingc kommen seien. Zeuge Gustav v. Hatberg- Baden al« sogeaannte« Eomittmitglied de« Cercle erklärt, daß Eomiltsitzungen aie stattgesunde» hätten, rr sich überhaupt nur ia der srlbstlosestrn Weise ds» Lercle angeuommr» habe. Seitens de« Vorsitzende» wird wiederholt constatirt, daß der Vorstand durchaus nicht statutengemäß gebildet worden sei. Lin zweiier Zeuge Nameas Zorographo, Attach« bei der russischen Ge sandtschaft ia Pari«, ist niemals Lomitsmitglied gewesen, bat aber Functionen eine« solchen bei der Einführung aus Beranlaffuug vou Andr« Übernommen. Da» Baccarat htlt Z-u,- säe -in Hazardiviel. Freiherr von Ainerougen, Sccretair des Juteruatioualen Clubs, er klärt, daß eure Verblödung des Cercle mit dem Internationalen Club nicht bestanden habe, «ährend der Angeklagte hervorhebt, daß der Lercle rin Appendix de« Clubs gcweien sei. Der Secretair des Lercle sogt aus, daß er Jetvnö gegen Baar «ad Bons lnisgegeben habe, und erklärt aus die Frage de- Vertheidigers, daß auch Anmel dungen zum Beitritt vom Lercle zurückgewiesen worden seien. Fräulein Kleinbeck die die Anmeldungen zum Lercle eatgegengenammeu hat, erklärt, daß außer deu «vielabeudeu der Lercle selten besucht gewesen sei. Staatsanwalt Nibel hält die Anklage wegen BergehenS gegen den A. 285 in allen Punkten ousccchr und erklärt, daß dir Statuten dis zur äußersten Grenz« de- gesetzlich Erlaubte» gegangen seien. Dem Lercle habe jede Eigenschaft eines Vereins gefehlt, ihm habe die Vertretung gefehlt, und niemals Hab« eine Lomüäsitzung oder Generalveriammlung ftotlgesunden, so daß sich der Lercle lediglich alS eine Privntorqaulsatton des Herrn Andr« erweise. Daß dcis Baccarat ein Glücksspiel sei, brauche er wohl kaum zu beweise». Ec bitte um Bcrurtheilung wegen Vergehen gegen A. 285 de» R.-L.-A. Leiten- der Bertheidignug wird auf Freisprechung plaidirt und be sonders betont, daß, während doch die Bezirkspolizei den Lercle ge statte! habe, uaier der Kenutniß, daß dar»» gespielt werde, von der slaaisbehörde Anklage erhoben sei. Bor Allem aber bestreitet die Veclheidigung, daß der Lercle ei» öffentlicher Versammlungsort ge- wesen sei. Nach einer Replik de» Slaalsanwalts und Duplik de« BertbeidigerS und stattgesuiideaer Beraihunq erkennt der Berichtsbos de» Angeklaglea des Vergehens gegen k. 2Ä R.-S -G. schuldig uud rerurtheilt «hn zu 1000 -ckl Geldstrafe uud ia die Kosten. — Wien, 3. Juni. Bei den Grundau-bedungen, welche aus der Sanct Anna-Rcalilät in der Annaqaffe in Wien sür den Bau eine» neuen Eommunal-Schnigebäube» vorgenommen werden, ist man aus eine Gruft mit mehr al« neunzig Särgen gestoßen. E- wird hierüber berichtet: Dcr das Sanct Anna-Gebäude ehemals ein Jesuitenkloster war, so nimmt mau an, daß die gefundenen Leichen diejenigen von Orden-Priestern au» der Gesellschaft Jesu sind, welche im 17. Jahrhundert hier bestattet wurden. Die Grüfte befinden sich unmittelbar unter der Kirche und bestehen au» einer Reihe vou Kammern und Gewölben. Die kleineren derselben enthalten mehrere Metallsärge mit den Leichen hervorragender Persönlichkeiten au» dem Beginne de» 18. Jahrhundert». Die eigentlichen Grabgewölbe sind Colum- barien. Die einzelnen vermauerten Zellen enthalten, zumeist in Bleiplatten gravirt, den Namen und da» Aller de» ver storbenen Orbentmilgliede«. Auch leere, «och nicht verwendete Grabzcllea finden sich vor. In einem der kleinen Gewölbe findet sich der Sarg eine» zur Zeit Maria Theresia'» hoch- ciigcschenen Manne», de» Geheimen Cabinetsccretair» Ignaz Frerherrn v. Koch. In einer Nische im Vorraume der eigent liche» Gruft fanden sich mehrere Metallsärge, deren einer die Uedcrreste der „Helena klleonor» Antonia comiti» cks Wuitr" enthalt, der andere in seine», Metallschilde mittheilt, daß hier ,^iodilir Donna cks Vüder" und deren Gemabl „ckob. Xckam noltilia cks Wüber et dereckitario» » Hagonbeeg" bestallet sind. Erster? starb im Jahre 1660, Letzterer 1703. Ohne Zweifel enthält die Gruft noch die Leiche» anderer, in jener Zeit eine nicht unbedeutende Rolle spielender Persönlichkeiten. Eine genaue Untersuchung der zum Theil verrosteten und ziemlich unleserlich gewordenen Inschriften wird die«sall» all« Aus schlüffe geben Die Leichen der Orden-mitglieder ruhen in Holzsärgen, welch letztere noch ziemlich gut erhalten sind, während die Leichname selbst vollständig verwest sind. Nur die Knochen und Reste der Kleider sind noch erhalten. Die Gruft wurde durch einen Zufall entdeckt. Ein Hund, der mit einem Papier spielte, fiel durch eine Kelleröffnung im Anna- Gebäude in den biöhcr vermauerten Raum. Er heulte natür lich Tag und Nacht, und e» blieb nicht» übrig, al» den Ein gang zu suchen. E» fand sich im Mittelschiff der Kirche eine Steinplatte, durch deren Entfernung die Treppe zur Gruft bloßgelegt wurde. Dem Pfarrer der Anna-Kirche war tas Vorbandensein der Gruft wohl bekannt, dock hatte er dieselbe zu öffnen weder Gelegenheit, noch Veranlassung gehabt. — Im Pariser „Figaro" nimmt A. Millaud da» Wort zu einer niedlichen Eanserie, welche in launiger Satire aus einen soeben geplante» SäuglingS-Streik binweift. Da» Beispiel unserer Telegraphisten-Jünglinge. so plaudert Milland, bat bereit« seine Früchte getragen. Ein neuer Streik, schr-et licher und unheilvoller sür die Menschheit al» jeder a»dere. droht auszubrechen, der Streik der Säuglinge. Scho» seit mehreren Jahren machte man die Beobachtung, daß einige
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