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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 27.06.1886
- Erscheinungsdatum
- 1886-06-27
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188606279
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18860627
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18860627
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1886
- Monat1886-06
- Tag1886-06-27
- Monat1886-06
- Jahr1886
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 27.06.1886
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3709 naß der Vortragende während der Dlöcussion Uber Zweck und Bedeutung einzelner gefertigter Echülerarbeilki, erschöpstiiden Ausschluß. — Zum Schluß bemerkte Herr Heeger, baß die Ausgaben für die Materialien an Gvp», Hol» und Pappe n, dem Leipziger Knabenhorte jährlich ungefähr 70 be» trügen. — Nachdem der Vorsitzende. Herr Direktor Pache. dem Herrn Heeaer für den gehaltenen Bortrag und für die interessante Ausstellung der Schülerarbeilen herzlich gedankt, spricht elfterer die Versicherung au», daß selbiger Bortrag entschieden der Gründung eines Kinderhorte» in Lindenau förderlich sein werde. «Möckern. 26. Juni. Die Über unserem Ort schwebende Brückencalamittit bat dahin gewirkt, daß man sich mit dem Gedanken vertraut gemacht hat. bei eventueller peku niärer Unterstützung durch die Stadt Leipzig einen anderen Brückenbau auszusührrn. Die neue Brücke würde mehr ober halb der ehemaligen Bauerndrücke, gebaut werden, also mitten in» Torf führen und so einen größeren Nutzen üabea. al» die Bauernbrücke, welche säst am End« de» DorseS mündete. Der Fußweg, welcher hinter der Marien» brücke von dem nach der Bauernbrücke führenden Wege an rer Verbindungsbahn recht» abzweigt, würbe dann »ach der neuen Brücke führen. * Liebertwolkwitz, 26. Juni. Am verwichenen Johannistage vollzog sich zwischen hier und GroßpöSna eine schlichte Ferer, indem Vormittag» S Uhr da» mit Blumen und Kränzen geschmückte erste gußeiserne Rohr der neuen Leipziger Wasserleitung m da» Erdreich versenkt wurde. Da» Rohr hat 866 mm im Durchmesser und ist von der Ingenieur-Firma Schmidt L Schornberner in Berlin, welche di« Rohrenlegung»-Arbeite» vom Rathe der Stadt Leipzig übertragen erhalte» hat. dergestcllt worden. Die feierliche Einsenkuna de» ersten Theil« der Leitung erfolgte unter einer schwungvollen Ansprache de» Mitinhaber» der genannten Firma. Herrn Carl Schmidt, an die anwesenden Beamten und Arbeiter derselben, welche mit einem Hoch aus die Stadt Leipzig schloß. Danach wurde mit den weiteren Rohrverlegungen sortgesahren. Wir bemerken hierzu, daß die hier erwähnte Firma im Laufe vorigen Jahre» die 12,006 laufende Meter lange Rohrstrecke von Blankenese nach Altona zur Wasser versorgung der Stadt Altona und ebenso eme N.OOO lausende Meter lange Gußrohrleitunq für die Stadt Güstrow in der befriedigendsten Weise hergestellt hat. * Zwickau. 26. Juni. In der gestrigen Stadtderord- neten-Sitzuag wurde für die im hiesigen NathScollegium er ledigte, mit <800 Jahreseinkommen dotirte Stelle eine» vierten besoldeten RathSmitgliede» — zweiten Stadt- ratbe» — au» der Zahl der Bewerber der kreiSstcuerräthliche Assessor Herr Georg Mosch hier gewählt. * Plauen. 26. Juui. Im Dorfe Neuensalz hat heute früh der Sl Jahre alte Handarbeiter L- seine Mutter, mit welcher er sich gezankt, zu tvdten versucht, al-dana davon abgelassen, hiernach aber da» Hau» seiner Mutter an zwei Stellen angezündet. Der im Dorfe wohnende Gendarm Fischer löschte mit einigen Dorsbewobnern den Brand, noch bevor derselbe größeren Umfang annahm. L.. welcher nach dem nahen Walde floh, wurde dort vom Gendarm verhaftet und der hiesigen königl. Staatsanwaltschaft zugesührt. Des gleichen ist auch besten Mutter verhaftet worden, indem die selbe von ihrem Sohne der Mitwissenschast an der Braud- stislung beschuldigt ist. -» Bad Elster, 25. Juni. Da» gestrige Brunnrn- sest, zu welchem sich besonder» auch viel Gäste au» der näheren und ferneren Umgebung eingesunden hatten, wurde zwar nicht mit großem Gepränge, aber doch in der her kömmlichen sinnigen Weise gefeiert. Die Brunnen waren bekränzt, die Häuser hatten Flaggeuschmuck angelegt und die Badedirection hatte durch Veranstaltung einer kleinen, mit Tanz verbundenen Festlichkeit im Eursaol der Feier ein ofsi- cielle» Gepräge gegeben. Zwar schien eSam Vormittage, al» wolle der Regen da» Fest verderben; allein am Nachmittage war da» Wetter recht hübsch geworben und die Sonne lächelte freund lich auf die Gäste hernieder. Ein Luftballon, der für eine große Lustreise bestimmt war. hat zwar nur eine kleine Strecke seine» vorqeschriebeuen Wege» zurückgelegt, doch dafür war da» am Abend im Garten de» Hotel de Saxe abgebrannte Feuerwerk recht woblgelungen, und auch die Vereinigung der tanzlustigen Badegäste verlies in der heitersten Weise. — Am nächsten Donnerstage wird die Badecapelle ihr Benefiz en ncert geben. Da viele Curgäste und Bewohner der Um gegend sich an den Leistungen unsere» Orchester» erfreuen, so werden dieselben wohl auch an diesem Tage ihr Theil dazu beitragen, daß den wackeren Musikern eine recht hübsche Neben einnahme erwächst. — Eine Japanerin, die mit dem zur Cur hier weilenden deutschen Consul Nohde au» ?)okohaina hierher gekommen ist, erregt durch ihre ungewöhnliche Tracht große» Aufsehen. 3. Strghla, 26. Juni. Durch die anhaltenden Regen, güsse in Böhmen war der Elbstrom auch bei un» circa 3 Meter gestiegen, Halle seine User verlosten und da» angrenzende Land überschwemmt. Wohl war der Anblick der Elbe eia majestätischer, doch der durch die Hochfluth verursachte Schaden auch kein geringer. Der letztere ist um so größer, al» da» Master sehr viele Erdtheile bei sich führt, ganz schmutzig gelb aussicht und gar nicht daran gedacht werden kann, da» verschlämmte Gra» auSzuwaschen und zu Heu zu ver» iverthen. Wa» von hier gesagt ist. gilt auch von den strom auf» und stromabwärts gelegenen benachbarten Niederungen. — Nachdem die Innung vereinigter Gewerbtrei« bender Strehla» und der Umgegend »unmebr geneh migt und von der königlichen Areishauptmannschast Decret erlheilt worden ist, soll Montag, den 5. Juli diese» Jahre« eine Hauptversammlung im hiesigen Rathskeller abgehallen werden. Die Wahl der Vorstandsmitglieder erfolgt unter Leitung der königl. Amt»hauptmonnschast. Die Jahressteuer beträgt 1 Die genannte Innung umsaßt gegenwärtig lS Orte und schließt 25 Gewerbe in sich. Nach einer Be kanntmachung de» Festcomilö» (aez. Carl Schreiber, vors.) feiert die hiesige Schützengesellschast in den Tagen vom I l. bi» 13. Juli d. I. da» Fest ihre» 25jährigen Bestehen». Zu dieser Festlichkeit haben bereit- viele auswärtige Bruder- oereine Einladung erhalten. Diejenigen, welche beabsichtigen Zelte, Buden re. auf der Echützenwiese auszubauen, haben sich bi» spätesten» den 3. Juli bei dem obengenannten Vor sitzenden zu melden. vermischtes. X Weimar. 26. Juni. Da» Goethe-National museum, testen Eröffnung au» triftigen Gründen zweimal verschoben wurde — die nöthigen baulichen Arbeiten im Goethe-Hau» wurden durch den strengen Winter gegen alle Erwartung lange unterbrochen —. wird nun am 5. Juli cröfsnet werden. Es wird von da ab bi» zum 30. September d.J. an jedem Tage mit Ausnahme der Montage dem Publicum zu gänglich sein (EinlrittSprei« Sonntag- 50 an den Wochen tagen eine Mark), von 11 Ubr Vormittag« bi» 4 Uhr Nach mittag». (E» werden auch AbonnemcntSkarte» auSgegeben werden zum Besuche de» Museum».) Die Oesfnunglzeiten vom I. Oktober an bi» 30. April werden später bekannt ge geben werden. Goetbe'S Arbeit»- und Sterbezimmer aber, sowie die im Vorzimmer dazu untergebrachten natur- wistenschastlichen Sammlungen werden vorläufig noch ge schlossen bleiben, da auch hier eine thrilweise Erneuerung de» morschen Fachwerks nöthig, bez. zur Sicherung de« Ganzen vor Zusammenbruch eine Uutersübrung mit Eifenlchienen beabsichtigt ist. Ucber den baulichen Zustand de« Goetbe- Hausr» vor den Herstellung»«' eiten — der Schwamm batte Alle» durchzogen und geschädigt — habe ich bereit» früher zu verschiedene» Male« eingehender zu berichten Gelegenheit genommen. bl. Zeitz, 26. Juni. Gestern Morgen ist am Wehre der Nvbmeriche» Odermühle der Leichnam de» Fleischergesellen Höpsner angeschwommen. Der Unglückliche ist in einem Ansalle von Verfolgungswahn in der Nacht au» seiner Woh nung gegangen und bat dabei wahrscheinlich seinen Tod im Master gesunden. Am Kopse war der verstorbene schwer verletzt. — Am Abend desselben Tage» zog sich der Steiametz- gebilse Mau« dadurch erheblichen Schaden zu, daß ih» ein großer Steinblock auf die Füße fiel. — Da» große Künstlersest in Berliu hat a« Freitag Abend, von dem schönsten Wetter begünstigt, stattgesunden. Der kühne Plan, da« Erzeugniß künstlerischer Phantasie und gelehrter AltertbumSkuiid«, ist durch da« einmütbig« Zusammen- wirken auserlesener Kräfte in einer jede Erwartung weit hinter sich lastenden wahrhaft großartigen Weile iu weihe- vollem Ernst und übermülhigem Humor verwirklicht worden. Der Kronprinz mit der Gemahlin und den Prinzessinnen Töchtern erschienen um 6 Ubr und wohnten der ganzen, aus dem Platz um den Obelisken, aus der Stiege und der Plattform de» Tempelunterbaue» sich abspwlenden Handlung, dem Opser, den gymnastischen Spielen, den Reilrrkämpseu und den Pantomimen während wohl dreier Stunden bei. Der große Triumphzug de» König« Althalo» bot da» wundervollste, sinnberauschendste Schauspiel, welche» wir je auf einem Fest sich vollziehe» sahen, durch die künst lerische Pracht, die charakteristische Schönheit und die grenzen- lose Mannigfaltigkeit der einzelnen Gruppen und Erscheinungen, die Menge ritterlicher Männer und anmuthvoller Mädchen gestalten m deu Trachten de» antiken Hella». Egypten» und de» Orient», den Reichlhum der Waffen und Geralde, Wage» und Gespanne. Die Musik der Flöten, Tuben und Posaunen, der Gesang der Cbvre, die Reden und Gegenreden voll hoher Poesie, sie steigerten noch den mächtigen Eindruck, welche» der Anblick allein schon gewährte. Ein antike» Volksfest, eiu „hellenischer Jahrmarkt", bildete deu zweiten Act de» Feste». (Voss. Zeit.) — Berliu. 25. Juni. Mit dem in unserem Zeitalter mächtig vorgeschrittenen Verkehr hat auch io deu einzelnen Städten, den Knolenpuncten de» Weltverkehr», ein entsprechen der Zuwachs der inneren BerkehrSdewegung einlrekeu. der alte Zustand der Straßen und Wege nach allen Richtungen hin sich al» unzureichend erweisen müssen; e» trifft die» ins besondere zu in Bezug aus unsere städtische» Straßen» belege. Hunderttausend« werden heute für die Herstellung der herrlichsten Holz-, Asphalt- oder Granitstraßen iu den» selben Orten bereitwillig verausgabt, in welchen »och vor wenigen Decennien die mühsame Bewilligung ebenso weniger Tausende notbdürflig den allen, oft unsagbar schlechten Zustand der Straßen aufrecht erhalten mutzte. Heutzutage gilt ein schöne- und gute» Pflaster al» eine der Haupk- zierden einer Stadt. Unter den bevorzugten Pflaster arten der Neuzeit ist dem jüngsten derselben. dem Holzpflaster, erst in letzterer Zeit eme größere Aufmerk samkeit zugewendet worben, und zwar, nachdem auch hierin anfänglich unbefriedigende Au-sührungeu brzw. durch maugel baste oder ganz unterlassene Jmprägnirung der Holzblvcke den vorzüglichen Pflasterflächen, wie sic be>spiel»weise hier durch die Firma Heinrich Freese au»gesührt worden sind, haben weichen müssen. E» sind neuerding» Holzpflasterflächen vorhanden, welche an Ebenheit und Haltbarkeit auch die testgelungenen Pflastcrflächen dauernd üdertreffen werden. Wichtige Verbesserungen in Schnitt. Verleg und in der Jmprägnirung, sowie die mit Cemeutüberzug stattfinbende Herstellung auch de» Beton - Untergründe« werden die neuersolgenden Verlege noch Über die bereit» in der Rcichshauplstadt zuleyt gelegten, ausgezeichneten Pflaste rungen erheben. Die mit imprägmrter Gothlandkieser in Berlin belegte» Strecken der Beuch-, Eommandanten- und Seydelstraße, die mit imprägmrter Buche zuletzt ge pflasterten Strecken in der Koppenstraße und am Spitlelmarkt in Berliu zählen schon jetzt, ohne die nun eingesührten Ver besserungen, zu den schönsten Pflasterstrecken der Residenz überhaupt. Bon den erwähnten belden Holzarten hat man die Gothlandkieser iu Pflasterzwecken aus Grund der auSgezeich- nele», mit diesem Material iu England erzielten Resultate adoptirt. In England, dem unzweifelhaft in der Holz- pflasterunz meist erfahrenen Lande, zieht man diese nordische Kiejernart jedem anderen Holze, auch den viel harzreicheren, aber ungleichmäßigeren amerikanischen Hölzern vor. Die Gothlandkieser, sorgfältig geschnitten, imprägnirt und verlegt, bat überall eine gleich vorzügliche Pflailerebene ergeben. Ohne Jmprägnirung hat sich da» Holz al» Pflastermaterial nicht bewährt. E» ist die» auch nicht ander» möglich. — Berlin. 24. Juni. Eine Mutter mit ihren vierzehn Kindern kam kürzlich Abend» nach zehn Uhr ohne Hausschlüssel an da» verschlossene Thor de» Berliner Zoologischen Garten«; e» war eine Stockente mit ihren noch nicht flüggen Jungen. Der Alten waren im Frühjahr die Flügel nicht rechtzeitig gestutzt worden und sie konnte nach dem benachbarten Neuen See im Thiergarten entwischen. Dort nistete sie und gründete eine zahlreiche Familie, welche sich durch ihre Zutraulichkeit die Liebe aller Gondelsahrer erwarb. Die Sehnsucht der Alten zur Scholle, aus der sie zum ersten Male va» Licht der Welt erblickte, und nach dem stet» reichlichen Futter, da» ihren Schwestern auf dem Ententeiche ccs Zoologischen Garten» gereicht wird, veranlaßte sie, jür sich und ibre Familie laut schnatternd Ein laß zu begehren. Und der pflichttreue Beamte, der sonst nur Leute mit Billets oder abgestempelten Photographien einläßt, öffnete der Frau Ente nebst Familie unentgeltlich da» Thor. Dieser Fall macht e» auch erklärlich, daß jede» Abend, „sobald der erste Stern sich zeigt und der letzte Vogel schweigt", zum Staunen aller Wachmänner im Zoologischen Garten ganze Scbaarcn wilder Enten ankommen, die trotz der Concert« und Menschenmengen >m Ententeiche einsallen und von ihre» ao- sangenen Verwandten schnatternd begrüßt werden. Die klugen Vögel wissen Freiheit, gute Kost und Sicherheit mit einander zu verbinden. (Aehnliche Fälle sind auch ander weitig beobachtet worden.) — Stettin. 24. Juni. Da» hiesige Schwurgericht hat beule Von königl. Untersörster Robert Schwochow zu Moorbriigge bei Neuwarp, der am ll. Februar d. I. leinen 28jädrigen Sobn Otto, ehemaligen Oberjäger im 7. Jägerbaiaillon (Ratzeburg), im Zorn erschossen hat. von der Schuld, vorsätzlich und mit Ueberlequnq die Thal verübt zu haben (tz. 211 de» Strafgesetzbuches), sreigesprochen. Der Angeklagte, ein durchaus unbescholtener Mann von 58 Jahren, war durch seinen mißralhenen Sohn, der wogen Diebstahl» au» dem Soldatenstande entlasten und in« väter liche Hau» zurlickgekehrt. Tag für Tag seine Schwestern miß handelte und ein wüste- Leben führte, bi» aus» Aeußerste ge reizt worben, da »er Sohn ihn selber mit der Mistgabel angegriffen und an dem Tage der Tdat mit einem Hammer aus den Kops geschlagen hatte. „Ich habe ihn erschossen, weil er sonst mied und meine Töchter umgebracht hätte', sagte der bedauernSwertb« Mann, und die Zeugen bekundeten auch, daß der wüste Mensch seinen Vater aus» Aeußerste gereizt habe und ihn gewiß auch ermordet haben würde. Die Ge- schwornen verneinten sämmtliche vier Schulbjrägea, woraus die Freisprechung erfolgte. Au» München wird der »vossischen Zeitung" ge schrieben: Daß der verunglückte König Lndwt, II. sich etue» ver goldeten Schlitten batte bauen laste», t» welchem er seine romantischen Mondicheinsadrien in der Gegend von Hohenschwangau unternahm, ist bekannt, nicht aber, wie diese« Meisterwerk der Holz- sculvtur auSsieht. SS möge also ein« kurze velchreibung desselben folgen. Dieieu Schlitten könnte man eigentlich ein« »weivlihiqe Ponechaile nennen, obgleich sie nie ei» anderer, als der König selbst, jemals bestiegen oder benutzt hat. Dieser Schlitten alt» ist ganz verqaldet, >« üppigsten Rococo ftilifir« und an dem »igentlichr» Kaste», z B. an den Tbüre». gemalt mit Genien ,»d Gntrlanben. Da« gesammtr Leifteawrrk, aus welchem da« flach gerundet« Loch de« Schlitten» ruht, besteht au» goldene» Palmenschästea. An der Vorderseite, io der Mille und ebenso an der Ruckiette und über deu Thüren sind Köpfe von Genien mH Strahle,ischeinen, wie wir sie an den Bauwerten, Stein- und Holzornamenteu, Bronze« und Möbeln det ..Sonnenkönig«" Louis XIV. vielfach zu >ehe» ge wohnt sind. Oden an den vier Ecke» bei Schlitten« sind Reiher- büiche. Aus dem Echlitteudache selbst ist eine Grupp« von süas geflügelte» Genie», vier fitzend, der sünste in der Mitte, flehend, welcher doch empor eine KünigSkroue hält. Ebenso find an der Borderscile de« Schlitten« unten noch drei stehende Genien mit Blume» ». s. «. Allein diese drei Genie». der eine mit einem Schwo». t» Beziehuug aus da« alte Hohenlchwanen (schwang) au und da« neue Schwanfteia, waren dem phantastischen Könige »ach „cht oeang, «r ließ daher oberhalb der Deichsel noch ein« menschlichgroß« Sirene mit gewundenem Delphiuenschweise und langem fliegeude» Goldhaar anbringen, aus dem eiae silberne Moad- tchel glänzt. Auch dies« goldene Sirene hält mit ihre» weit vor- leftreckten, hoch erhobenen Händen eiae Königökroae. Die Rückseite »e« Schlitten» rnbt aus zwei fischgeschweisteu Genien, dir Vorder- seit« aus noei Delphine». Die Spitzen der galdeuru Kusse» ind ebensall« palmensörmig, währeud da» Ende derselbe» i» abgerundete» Blattarnament ouSlüuft, wie wir »« etwa an deu Eck- tücke» großer, prächtig geschnitzter Bilberrohmen de« Rococo vor- inde». Gezogen wurde dirse« Wunderwerk vergoldeter Holzjculvtur, alg Schlitte» einzig in seiner Art, von vier Rosien, zwei Rappen und zwei Schimmel», jedoch io gespannt, daß immer rin Rappen und ei» Schimmel, dies« die Hanepjerde. also hinter riuaader, nicht nebea eiuauber. grspaaut w-ireu. Die goldgestickte» Purvur- decken der Schimmel, sowie da« Geschirr entsprach natürlich der Pracht uud drm Stil« de» Ganze». Aus den Köpse, der vier Rast« wiegte» sich ebensall« mächtige Reiherbüsche. Die Livree» de« Borreiter«, der beiden Rappenreiter der »irr Schliitea- pserd« und de« Lakaien ans der Pritsche btntr» am Schlitten waren ebensall» im Rococo de« XVIII. Jahrhundert». Auch trugen die drei Reitrr wie der dieaftthuende Lakai aus der Pritsche Perücke» mit Zöpfen und dreieckige golonirtr Hütchen, eine Tracht, die eher an die Zeit Friedrich'» de« Großen al« Laut« XIV. er- innert«. — So, »a diesem goldenen, mit Palmen und Drtphinen, mtt Genie, »nd Sirene» reich geschmückte« Gla«häu«chen iudr. wie ein Feenkönig, der tröumerisch schwärmende vayerasürst still, schweig, am. stet« mutterfeeleaalleia in den zauberllchea Mondscheinnächtea »an seiner Burg Hohenschwangau io die weite» romantischen um- ireazendeu Schaeegefllde, welche flüchtig ausleuchteten i» dem ble». »ende, Strahlenglanze der beiden Hoden, pokalgesormte», von Genie» gehaltene» Schlittenloternr». Dle Bauern traten da»» verwundert an ihr Frnfterche» nvd sprachen ehrerbietigst: „Das war der Köaig", deu» sei» goldene» Gefährt war schon längst ihre» Auge» eut- schwuode». — München, 25. Juni. Wie schon erwähnt, ist der Meister der Thieridylle. Proseffor Johann Friedrich Boltz. heule Morgen nach längerem Leiden im Alter von 69 Jahren gestorben. Geboren den 31. October 1817 zu Nördliagen al- Sohn de« bekannten Kupferstecher» Johann Michael Boltz. war der verstorbene ursprünglich Schüler seine» Vater» im Maten und Rabiren, bi» ihn 1838 eine Reihe von radirten Blättern in den Stand setzte, seine Studie» in München zu vollenden. Hier nahm er u. a. auch an dem Werke Adam'» über Pserbezuchl lithographisch theil. Bon 1843 an bereiste Boltz sovann zur weiteren Ausbildung der coloristischen Seite Die württembergischen Gestüte, da« bayerische Hochgebirge, Tirol. Oberitalien. Holland, Belgien und hielt sich in Pari» auf. Da» eifrige Studium der Natur machte Friedrich Voltz zu einem vorzüglichen Thicrmaler. der e» verstand, mit seinem Sinn da» Eigenthümliche de» Thier leben« zu schildern, aber nicht bloß die Wahrheit und Natur treue de» Einzelnen, sondern auch die Verbindung de» Tbier- leben» mit der Menschenexistenz und der landschaftlichen Umgebung. Gewissenhafte Zeichnung unv Charakteristik, warme» Colorit und ansprechende Eomposition lassen ihn al» den ersten Jdyllenmaler der Gegenwart gellen. — Wien. 23. Juni. Nach Beendigung de» serbisch- bulgarische» Feldzuge» sind gegen die Hils-action der öster reichischen Gesellschaft vom».Rothen Kreuz"mannich- sache Beschuldigungen erhoben worden. Wie wenig zutreffend, wie ungerechtfertigt dirse Vorwürfe waren, beweist der eben herauSgegebeiie Generalbericht, der gleichzeitig ein Gesammt- dild über die umfassenden Mittel diese» unter dem Protectorat de» Kaisers und der Kaiserin stehenden Hils-derein» bietet. Die Gesellschaft vom „Rothen Kreuz" hat zwei HilsScolonnen nach dem jüngsten Kriegsschauplatz abgcsenvet, und zwar eine nach Belgrad, wo st« in acht Spitälern thätig war. die zweite nach Sovhia, wo sie da» von der österreichisch-ungarischen Colonie dort errichtete Spital in eigene Regie übernahm unv gleichzeitig in dem Epilale in der großen Artillerie- Caserne sunctionirte. An den Hilfeleistungen betbeiligtrn sich 4 Delegirle. 2 Aerzte. 46 Ordensschwestern. 6 welt liche Pflegerinnen und 2 Obmänner, an Sanität-materiale, Wäsche re. wurden versendet 229 Colli, außerdem an fremden Liebesgaben 69 Colli. Für die Durchsübrung dieser Action wurde eine GesammtauSgabe von 58,219 fl. 61 kr. gemacht, wovon dem Centralsonds allein 4l,057 fl. 7 kr. entnommen worden sind. Nach Schluß der Tbätigkeit ist den Spitälern da» gesammtr Material, di« Einrichtung re. gratis überlassen worden. Im Ganzen besitzt die Gesellschasl gegenwärtig 30 vollständig ausgerüstete Blkssirten-TranSportScolonneii, welche bei 30 Feldlpitältrn eingetheilt sind, ferner 2 Material- Tran-porlScoionnen mit 28 schweren und 48 leichten Deck wage». dann 6 leichte Deckwagen für den Stab. Da» Ge sainmtersorderniß der Cvlonne» stellt sich sammt der mit brn Hauplbelegirten abgehenden Reserve aus 780 vollständig aus gerüstete und geschulte Mann; außerdem bestehen 12 frei willige SanitätSabtbeilungeii der Krankenpflege; die Stärke einer solchen Abldeilung beUägl 3l Mann. Der Gesellschaft stehen 2384 Pfleger und Pflegerinnen. 5l7 Aerzle und 6l Apotheker zur Disposition; zum sreiwilligrn Sanitäl-oienste haben sich l33 Turner-, Feucrwelir- und Vcteraiieiivereiiie zur Verfügung gestellt. Die Zahl der VcreinSmitqlieder beträgt 53,228, die Zahl der Zweigvereine beläust sich aus 535, wozu sich neue in der Bildung begriffene »och ge sellen. Der BcrmögenSsiand beziffert sich aus 3,366,798 st, der Jnvenlarvorrath auf 762,237 fl. — Am Sonntag, drn 11. Juli, sindet zu Markt» WekelSdorf in Böhmen die feierliche Enthüllung der Ge denktafel am GeburiSdause de» königl. sächsischen Opern- und Kammersänger« Joses Tichalschek stall. ---> Moskau. Da» Tbeater-Paravie», neben dem Palai» de« Fürsten Scbacbowskoi, in der verkehrreichcn Haupt straße Nikitskaja, schreitet mit raschen Schritten seiner Vollen dung entgegen. Diese« in barockem Nenaissaiiceslvi von dem Architekten Herrn T«rsko> ausgesührle monumentale Gebäude verspricht sowohl in äußerer Fa^ave, als innerer Einrichtung eine hervorragende Zierde unserer alten KrönungSstadt und ein zukünftiger Sammelplatz der eleganten Weit und der Moskauer lügt» Uk« zu werde». Da» Gebäude wird durch elektrische Bogenlampen erleuchtet werden; wa» die inneren Räume betrifft, so dürste wohl kein zweite« Theater hier solche bequeme Sitzplätze uud solche Foyer» nud lustige Eorribore ausweisea. Die AnSaänoe sind sebr zahlreich, wa- ini Interesse der Sxberstelluiiq kc« Publicum« bei llnglück-sällen nur zu loben ist. Ein Balkon vermittelt eine prächtige Aussicht aus d,e Kremlftadt. Da« Theater faßt ungefähr 1400 Sitzplätze. Die innere Autschmückung. io stylvoller Einsachbeit mit solider Eleganz gepaart, dürfte selbst den verwöhntesten Geschmack befriedigen. 8p«<ttna «t opoctaderi, (Du siehst und wirst ge sehen). dieser classische A«»spruch bat dem Herrn Director Paradie», welcher i» Vereine nnt Herrn Terstoj den ganzen Bau beanssichligt »nd leitet, zum Grundsatz« gedient. — London, 24. Juni Der Prinz von Wale* fuhr gestern in Begleitung seiner Familie und seine« Gefolge» nach dem Tower, um dort die Grundsteinlegung der neuen Tbemsedrücke unterdalb London Bridge vorzunehmrn, welche den Namen der Tower Bridge erbalten soll. Sie dient zur Enilasiung de» jährlich wachsenden ungeheuren Ver kehr» de» Ostende«, welchen bi» jetzt die London Bridge zu trogen hat. Sir wird 750,000 Lstrl. kosten, in vier Jahren fertig sein und ist nur für Fußgänger und Wagen »nd nicht für Eisenbnhnzweck« bestimmL Ihr Gewicht rnht «nf zwei schwere». 50 Fuß voneinander und 60 Fuß vom User ent- sernten gothischen Thürmen im Flusse. Ter Mittelraum ent hält zwei Fußgängerwege übereinander, von denen der böbcre von de» Thürincn au» mittelst einer Hebemaschine zu er reichen ist, wenn der untere bchus» Durchtastung hoher Masten- schiste verschoben wird Verkehrswesen. Für die ln einem Artikel der letzte» Nummer» unsere» Blatte» erwähnte» Extrasahrte» von Dresden und Leipzig nach dem Salzkammeraute über Egcr-B udw ei«.Linz werdcn, wie man mittheilt. BilleiS »ach Trieft und Graz uichi zur Bcrau-gabnng kommen. Dagegen werden außer de» in unterer oben angezo,;encn Notiz geaannlen Billet« noch Billet« »ach L>>n verausgabt, welche ab Leipzig lBayeiiicher Bahnhof) für Hin. und Rückiahrt in I. Elaste 53.30 >l, in II. Elaste 4l.30 in IU. Elaste 26.90 » losien. — Bom 1. Juli d. I. ab wird eia Berzeichaiß der wähceud der Sommermonale de« Jahre« 1886 (für die Rundrelie» nach Italien während de« ganzen Jahre«) aus den Siaiionen der such- lschen Slaai-eisenbahne» verkäufliche» Ruudreiiebillei«, SattoubillclS und Aiiiailußrelourdillel« mit verlängerter GiltigkeilSdauer erscheine». Da« gewiß vielen willkommen« verzrichaiß wird von allen LianonS- Verwaltungen und Billeterpeditionen, sowie von den AuSgadellellen lür comblinrdare Rundrei>ebillrtt zum Preise vou 30 Pi. p r S:uck an Jedermann abgegeben. — Bom 1. Juli d. I. ab eriahren d>e Prene einiger Coupon« der combtutrdare» Ruudreisebillets eine Erhöhung und zwar Serie 86l de« Verzeichnisse«, Strecke L-ien- Teischen in I. Elaste von 88 aut 34.90 II. Elaste van 23.20 aus 24 60 Serie 867 Wien-Praa I. Elaste voa 23,10 vli aus 25 ^1. II. Elaste voa 15.70 ^l aus 17.10 ^l, Gerte 809 Wieu- Rlcmburg I. Elaste voa 22.10 ^l aus 23.90 r. Aus dem Geschäftsverkehr. 4 Mit kommendem Qartal-Wechsel tritt wieder, wt, alljährlich, an Biele die Sorge de« Umzug-« Hera» und wen» dieselbe ach den Geltpunct nicht geiade empfindlich berührt, so ist e« doch haupisäch- lich die Unbrqiiemlichkett. vor der die Meisten zurückichreckco. Ader auch diele befiehl „» Berhäliniß za den Umzüge» srüpcrer geilen nur nach in der Einbildung, denn sei» die Möbeltrausport.Bclchäsie ihre Tdatigke k ciulaltei habe» uud man zum Umzüge einer nicht zu großen Wirttnchast kaum eineu halben Tag gebrauchi, habci, auch diese Schlecken ihr« Wirkung verloren. Die Haiipisache ist, daß man den Umzug bei Zeiten einem soliden MöbellianSporl.Ae. Ichäst übertrügt und al» solches haben wir die Firma Ber>U>«>»ü Franz äk <o. hier, Südplatz 8, stet« rühmend erwähnen hören. Die selbe soll aus grüble und zuoerlölsige Leute halten, denen Höflichkeit und coulanteS Entgegenkommen, sowie die jchoneodste Behandlung der Möbel zur Bedingung gemacht ist, so daß eben olle Garantien für eine» exakten und ladellosen Transport geboten stob. k E« ist eine bekannte Thatt'ache, daß der Tourist nnr den halben Genoß von seiner Reise hat, wenn er dieselbe ohne oder nur mit einem schlechte» Prripeciiv unternimmt. Du nun nicht Jedermann iu der Lage ist. sich ein »beuere» Jnilrumcnt zuziilegen, so hat es die optische Waarensabrik von E. Wunvertich m Eiscilbrig, welche lest einem Jahre an hiesigem Platze. Hainstraße lO, cuie BcrkaulS- stelle besitzt, unternavimen, einen Feldstecher iu drn Handel zu bringen, welcher trotz de« äußerst billigen Preises alle Erwartungen übertristt. Im Ucbrigen verweisen wir aus da« tu heutiger Nummer befindliche Inserat betr. F rma. k Bevorzugt durch seine prächtigen Sarteuaalage», ver- Kunden mit großem Ball- und einem »euerbautea Gcselljchasttsaal sowie durch praktische Einrichtung der gelammten übrigen Restau- raiion«localitätea bietet der Gasthos zum „Sächsischen Hof" tu Schön «seid einen sehr angenehmen Ausenihalt dar. Ferner sind geräumige Spielplätze sür Kinder vorhanden. Der Wirth de» Etablissement«, Herr Otto, hat übrrbaupt i» umsastcuder Weile sür da« Wohlbefinden seiner Gäste geiorgi, Küche und Keller sind im besten Stande. Da da« Etablissement mehr alt lausend Per sonen zu laste» vermag, so eignet e« sich auch zu Beranstaltunge» vor» Sommer-, Schul- und anderen Festlichkeiten, und ist dasselbe, unter Benutzung der Pserdebahiilim« nach Neuschöueseld, vou der End- ftatioa au» io Kurzem z» erreiche». Reichstag. (Speeialbericht de» Leipziger Tageblattes.) 95. Sitzung vam 36. Juni. 11 Uhr 30 Mta. Am Tische de» Bundesrath«: v. Bötticher. Da» sehr spärlich besetzte Hau» erledigt debattelo» in dritter Lesung die allgemeine Rechnung über drn ReichShauShalt 1882/83, sowie die Literarconventioa zwischen Großbritannien »ad Deutschland. ES lolgt die Berathung der Darlegungen über die von der preußischen Re gierung aus Grund de» Socialiftengesetze» getroffenen Anordnungen. (Beschränkung de« VersamnilungSrechi», Verhängung de» kletora BelaaerungSzustaude- über Spremberg). Abg. Singer (Sociald.): Man hat den kleinen Belagerungs zustand über Spremberg verhängt infolge einiger Störunge» der öffentlichen Ordnung in Spremberg. Mit Unrecht hat man diese Krawalle der Socinldeiiiokraiik in die Schuhe geschoben, selbst die conser- vative „Kottbuser Zeitung" bestreitet eine» Zusommenhaug zwischen jenen Krawallen und der Socialdemokratie; jene Störungen sind vielmehr hervorgerusen durch die Behandlung di« man bet der Rekruten- aushebunq den betreffenden jungen Leuten hat zu Theil werden lasten. Die Behauptung, daft durch die Socialdemokratie Störungen der Ordnung herbeigeiührt worden sind, ist durch Nicht« bewiesen, vielmehr sind die Krawalle gerade durch Arbeiter beigelegl worden und die Siadtverordneten-Bersammlung Hot selbst erklärt» daß die Arbeiter mit jenen Krawallen nicht« zu »huu gehabt haben. Desto größer war die lieber raschung. alt die Verhängung de» Be- logerungszustande« bekannt wurde. Jener sich alljährlich bei Militairauöhebungen sich wiederholende Krawall kann nicht die Ursache jener Maßregel gewesen sein, e« scheint daß man e« mehr aus eine Einschüchterung der Bürgerschaft Tprrmberg« abg,sehen hat. Diese Maßregel ist durch die Berdältnijje nicht ge- rechiseriigt und beweist aus« Neue, wie die Regierung die ihr iu die Hand gegebene Waffe handhabt. Auch die zur Begründung der Berliner Maßregel angesührien Gründe sind nicht zuiresteno, die Verhältnisse sind unrichtig geschildert. Der Proceß Madt.w Jhring wird da« in nächster Zeit ans« Neue beweisen. Herr v. Pnittamer hat früher einmal gesagt, die Agitatoren müßten au«qe«,eie» wer den. L>a« aber ist geschehen? Man hat Leute au«c>kn»ikskn, die sich politisch und agitatorisch gar nicht betdäligt haben, Leute. die uur in der Lohnbewegung thaiia waren, den Maurer Bebrendt, den RegierungS-Baumeister Keßler. Da« wirst doch ein eiqenlhümliche- Licht aut die Soeialreiorm der RegierungI Die Lohncommiision der Töpfer, der Maurer ,c. Hai man einfach geschlossen, die Regierung stellt sich in den Dienst »er Arbeitgeber. Da« Beriammlunqörecht ist verntchtet, in Berti, läßt man keine Berlammlungen inedr zu Stande kommen. D e Regie rung hat die Ruhe de« Üiickiliose« geichasten — sie kann sich nicht wundern, wenn unliebsame Folgen darau« entstehen. Dieter Tage lst ein Restaurateur ou-gewicsen, weil bei ihm Soeiildemakraten zu Mittag gespeist haben; da- Geschäft ist geschloffen, die Fron darf e« nicht sortiübren, die Existenz der Fomilie ist ver nichtet. — Aus di« Darstellungen, deren Gegenstand ich in letzter Zeit iu einem Tdeil der Presse geweien bin, mdchle ich nicht , »her «in- qeden, nur muß ich erklären, daß der Artikel der „Kreuzzeilung" in Bezug aus meine Partei vollständig ertvgeu ist — ich drgede mich tür diese Aeußerung gern meiner Immunität alt Adgevrdneter — Rech« eigenihümlich ist es dvch auch, daß man immer wird» die delgilchea Vorgänge gegen die Cocialbemvkratie verwende» — »ich! die Socialdemokratie, londern der Hunger bat jene Borglnge hervorgerusen. Da- Soc,aliftengeietz ist gegeben zur Bekämpfung der aus Umsturz gerichteten Bestrebung«». Und trvtzdem wende: sich die Regierung gerade gegen die Elemente, welche den Umsturz verhindern wolle«. Damit schaffen Sie den gewolr- Idäiigen Elementen lruchborea Boden, damit züchten Li« den Ana» chilmuö. Wenn die Regierung diesen falschen Ae> einschlägt, bst sie daiür veranlworilich, nicht wir. dt« wir »vdetrrt »nlere, »eg gehen. Diese Provocationen werden bei un«, Dank unser«» D>S- kiplin, nicht die Folien hohen, ble man vielleicht erwartet — wir Wiste», daß die Arbeiter mehr dazu da sind al- Kanon-nsntter zu Hirnen, wir wissen, daß unser» Reihe» immer dichter un» h-chter wrrbeu. Die nächsten Wahlen werden Ihnen zeigen, wir die heut- schen Arbeiter über Ihre Soeialresorm denken. Wir werden sitzen, »er stärker ist. der Polizriparoxy-mi!« oder die Soctoldemokraiic I
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