Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 29.06.1886
- Erscheinungsdatum
- 1886-06-29
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188606299
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18860629
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18860629
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1886
- Monat1886-06
- Tag1886-06-29
- Monat1886-06
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- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 29.06.1886
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Erscheint ts-Uch früh S'/, Uhr. tk««ti»» ,»» LrPrtM« Johaa»e»»affe 8. SPrrch-uatrn her Urdtttr,«: «orwittags 10-12 Uhr. Nachmittag« 5—S Uhr. Glu A» WM,«»« «t»-8«ndlrr «-»»Icrcht, »t, «ME»» »ich« «idmttu», >«««»«« »er für Sie «tch»f«l,««d« Nummer bestimmte« J»ker«»e «u W»chr»t««e» hi« H Uhr N«ch«ltt»ß», «» S«»«- «u» Kr<t»«,e« früh hi»'/,» Uhr. In hrn Klinten fir Zns.-Annahme: Ott» »emm. Unlversilätsstrah» 1. -«ui» L-sche» Kothariaraftr. SS, p. nur ht« ff.» Uhr. NMgcrMgclilatt Anzeiger. Organ für Politik, Localgcschichte, Handels- «nd Geschäftsverkehr. Auslage IV,«SV >donnrmrnlopreio viertelt. 4'/» incl. Bringerlodn 5 Mk., durch die Volt bezogen 6 Mk. Jede einzelne Nummer SO Pt. Belegexemplar LO Pf. Sebüvren tür Extrabeilagen lin Tageblatt, formal gefalzt) ohne Postliefürderung 50 Mk. «lt Posibesärdcruug 60 Mk. Inserate «-gespaltene Petitzeilc LO Pf. GrSßcre Schriften laut uus. Preisverzeichnis, Tabellarifcher u. Zisfernsatz nach hüherm Tarif tleclamrn »ater dem Redaction« ft rich die «gefpali. Zeile 50Ps,. vor den ftamilte nnachrtchten die Ogeipalieae Zeile 40 Pf. Inserate sind siel« an die Vrpedltion zu senden. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung praenuiv, raocko oder durch Post- nachaahme. 180. Dienstag den 29. Juni 1886. 8V. Jahrgang Jur gefälligen Venchlmg. Um bei Ausgabe der Legitimationskürten zum Abholen des Tageblattes beim Quartalwechsel den Andrang möglichst zu beschränken, haben wir die Einrichtung getroffen, daß Karte und Rechnung bereits von heute nn in Empfang genommen werden können. Expedition des LivIpLlKvr ^sxvdlLttvs. Amtlicher Thetl. vklttinntNilchmg, betreffe«- die A»«eld««g ««fallverficherongS- pflichtiger Baubetriebe. Unter Hinwei« auf di« nachstehend veröffentlichte Bekannt machung de» Reich«versicherung»amte» vom 10. diese« Monat werden aste Unternehmer hier bestehender Betriebe der in dieser Bekanntmachung bezeichnrten Art aufgesordrrt, diese Betriebe unter Benutzung de« angesügten Formulare- bi» zun» 1. September dieses Jahre« bei dem Unterzeichneten Amt, Weststraße Nr. 30,1 , Zimmer 2 anzumelden. AnmetdungSsormulare können daselbst in Empfang genommen werden. Leipzig, den 26. Juni 1886. Krankenversicherung«»«« -er Stabt Leipzig. U. k 1165. vr. Schmid. Scharlach. Bekanntmachung de« Retchbversichernngbanete«. etchs-Gesetzblatt I Absatz 8 d.» eichz.<L-,etzblali Laut Bekanntmachung vom 27. Mai 188« »nie 190) hat der BuodeSrath ans Grund de- UnsallversicherunaSgesetze» vom S. Juli 1884 Seite 69) beschlossen, Arbeiter und Betrieb»beamte, welch« von einem Gewerbe- treibenden, dessen Gewerbebetrieb sich aus di« AuSsübrang von Schreiner. (Tischler»), Einsetzer-, Schlosser- oder AnschlLge» Nrbeiten bei Bauten erstreckt, in diesem Betriebe beschLIligt werden, mit der Wirkung vom 1. Januar 1887 au für vcr- sickerungSvslichtia »u erNären. Gemäss Z it de» UnsallversicherungSgesetze« hat daher jeder Unter- nehm r eines der vorgenannten Betriebe denselben unter Angabe des Gegenstandes und der Art d«S Betriebe«, sowie der Zahl der durch- schmtllich darin beschäftigten versicherungspflichtigen Personen binnen einer vom Reichs-Bersicherungsamt zu bestimmenden Frist bei der unteren BerwaltungSdehürde anzumeiden. Diese Frist wird hiermit aus die Zeit bi» zum 1. September h. I. einschließlich I-stgeleSt. Welche Staats- oder SemeindebchSrden als untere LerwaltungS- behSeden im Sinne deS UnsallversicheruaaSgesetze» anzusehen sind, ist von den Lenlralbehörden der Bundesstaate» in Gemäßheit de« Z, 109 de» genannten Gesetze« seiner Zeit bestimmt «nd Öffentlich bekannt gemacht worden (vergl. „Amtliche Nachrichten de» R. B. A.", 1886, Seite 19 ff). » Im klebrigen wird wegen ter Anmeldung aus de» nachstehend obgedruckten Z. 11 de» genannten Gesetzes, sowie auf da» beigesügte AiimelduiigSsormular hingewiesen. Die Anmeldung-Pflicht erstreckt sich nicht aut die Unternehmer von Betrieben, welche bereits auf Grund des ff 1, Absatz 3 und 4 a. a. O. alt Betriebe mit Motoren oder mit mindesten- zehn Arbeiter» in da» Kataster einer BerusS- genossenschast ausgenommen worden sind. Berlin, den 10. Juni 1886. La« Netch»-Verstcher«n»»g«t, Bödiker. A«r««lar für bte Anmeldung Staat Krei» (Amt) Regierungsbezirk . . . Gemeinde- (Guts-) Bezirk . . Anmelbun« aus Grund de- ff. 11 de« Unfallverstcherung-gesetze». Name de» Unternehmer» (Firma) Gegenstand de« Betriebes*) Zahl der durchschnittlich de schästigten versicherungs- pflichtigen Personen**) Bemerkungen . . » den .... 188 (Unterschrift de» zur Anmeldung Verpflichteten.) *) Rur solche Betriebe, welche sich aus die AuSsührung von Bau orbeiteu erstrecken, sind aniumelben; doch ist nicht erforderlich, daß die Arbeiter ausschließlich bei Bauarbeitcn beschäftigt werden. **) Die Aiimelduiig hat auch dann zu erfolgen, wenn weniger al« 10 versicherung-pflichtige Personen (Arbeiter und solche Betriebs- beamte, deren Jadresarbeit-verdienst an Gehalt oder Lohn zwei- tansend Mark nicht übersteigt) beschäftigt werden. ff, 11 de« UnfallversicherungSaeletzeS. Jeder Unternehmer eine« unter den ff 1 fallenden Betriebe« hat de» letzteren binnen einer von dem Reich«versicherung«amt zu be- stimmenden und öffentlich bekannt zu machenden Frist unter Angabe de» Gegenstandes und der Art desselben, sowie der Zadl der durch- schnittlich darin beschajtigten versicherungepflichligen Personen bei der unlerea Verwaltungsbehörde anzunwlde». Für die nicht angemetdeten Betriebe hat die untere Bemal- tungsbehürd« die Angaben »ach ihrer Kenatniß der Verhältnisse zu ergänzen. Dieselbe ist befugt, die Unternehmer nicht ongemeldeter Betrieb« zu einer Auskunft darüber innerhalb einer zu bestimmenden Frist durch Geldstrafen im B troge-bit zu einhundert Mark ouzuhallea. Dekanntmachuns. Vekaimlmachuns. Wegen der DoauerStag, dea 1. Juli I. beginnenden Asphaltirungsarbeiten im SchuhaeachergLtzchea loird dasselbe von genanntem Tage ab auf die Dauer der Arbeiten für alle» »«befugte» Fährverkehr gesperrt. Leipzig, den 25. Juni 1886. Der Rath der Stadt Leipzig. He IX. 6787. Dr. Georgi. entschel. Vekanntmachung. Wegen vorzunebmender GaSrohrlegung wird di« Nürnberger Strafte auf der Strecke von der Roßstraße 1>» zur Johanne-gasse, einschließlich der Straßenkreuzungen, jedoch ausschließljch der Kreuzung init der JvhaiineSgaffe, von DieaStag, dea diese« Monat« ab aus die Dauer der etwa 10 Tage beanspruchenden Arbeiten für alle» anbesugte» Fährverkehr gesperrt. Leipzig, am 26. Juni 1886. . Der Rath der Stadt Leipzig. lx 68 l 6. Di- Georg». Heanig. Vekanntmachimg. Dir Leuchtkraft de- städtischen LeuwlgaseS betrug in der Zeit vom 21 bi- zum 27. Juni diese« Jahre« im Argandbrenner bei 2.5 Millimeter Druck und llO Litern stündlichem Consuin da» 16 7 fache der Leuchtkraft der deutsche» Normalkerze von 50 Millinieter Flammenböhe. Da« specifische Gewicht stellt sich im Mittel auf 0.4S6. Leipzig, am 28. Juni 1886. Dr« Rath« Deputation ,« dr» Gasanstalten. Erstatteter Anzeige zufolge ist der ledigen Amalie Henriette Ztrschner au< Börln ihr vom Gemeiodevorstand zu Wcndiichluppa am 6. Mai 1877 ausgestellte- Dienstbuch abhanden gekommen. Wir bitte« da» Buch im AusfindungSsalle au uu» abzuhesera. Leipzig, de» 23. Juni 1886. La« P-tizeiamt der Etadt Letpzt«. Bretschnrider. I, Dirb-ahrs-Vekanntmallluns. Gestohlen wurden vier erstatteter L»zeige zusntge: 1) eine Lr«mmrl, ea. 20 cm hoch, mit roth- und weißgestricheuea Holzkesselrändern, 6 Schrauben und cmem Henkel, sowie dazu ge hörigem. schwarzem Futteral, von der Theater-Terrasse am 20. ds«. MtS. BormittagS; 2) eine Pritscht mit grauem Rohrstock mit Knoten, von einem Wagen in Nr. 9 des Grimmaischen Steinweg« am 19. dss. MtS. Abend«; 3) ein Ballen Dannen-Trrll. „11. H, 6621" signirt, 7 Kckogr. Gewicht, aus dem Magdeburger Bahnhose vom 22. b>« 23, dss, Mt«,; 4) ein kleines Eolti mit Bücher», „X 8r, 271", 4 Kilogramm Gewicht, von einem Hanrwagen aus der Fahrt von der Seeburg- strotze nach dem Magdeburger Bahnhofe am 24, dss. Mts,: b) ei» Packet in graubraunem Papier, enthaltend Dutzend weitzleinene gestreifte Handtücher im Stück, au« der Hausflur in Nr. 8 des Thoinasgätzcheiis an, 25, ds-, Mts. Nachmittags; 6) ein schwarzliderne« Portemonnaie »nt Klappe und weitzem Schlößchen, enlhallend l l 5,9 in Silber, ein Uparraffrn- buch hiesiger Sparcaffe Nr. l 16,223 aus „b'ri«<Iriek Xxte", über 125 Einlage lautend, eine toiudaknc oder ncusilberne Eylinder- Uhr mit grüiigeränderlei» Zifferblatt und kurzer Messt,igkelte mit Hundekopt, auS dem Barsaale der 1. Etage de- HosgebäudeS i» Nr. 7 der Frankfurter Straße am 25, dis. Mts. AbendS; 7) ca. 16 Meter Bleirohr, 3 em im Durchmesser, au» einer Kellerabtdeiliiiig de» Neubaues an der Bismarck« und Davidstraßen- ecke vom 25. bi- 26. ds«. Mi«.; 8) eine silberne Neiuontoirnhr mit Goldrand, geriester Rückseite und der Fabriknuiniiier 256,435, aus einer Promcnadenbank in der Nähe des Leihhaus« am 28. dss. MtS. früh mittelst Taschen- diebstahls; 9) ein braunes Köperklkid mit ebensolcher Sanimetivcsle, Kragen und Ausschlägen, ein Paar schwarze Glaeöhandschuhr und ei» schwarzseidener Sonnrnfchir« mit gelbem Nohrstab und gebogenem Griff, auS einer Wohnung in Nr, 18 der Psaffendorser Straße am 26, ds-, MtS. Etwaige Wahrnehmungen über den Verblieb der gestohlenen Gegenstände »der den Lhäter sind ungesäumt bei unserer Lrimmal Adtheilung zur Anzeige zu bringen. Leipzig, den 28. Juni 183«. Ins Polizei-Amt »er Stabt Letptt» Bretichneider. Or. S. Die über den abwesenden Lobnkuticher Christian Heinrich Ttetze von hier versügle Barmuiidschait hat nach Ermittelung de- Aufenthalt« de« genannt,,, Dietze ihre Erledigung gesunden. Leipzig, am 26. Juni 1886. Das Königliche Amtsgericht, Abthrtlung V, Lektion I. M a n n »s e l d. Die am 1. Juli d. I. fülligen Coupon» unserer Obligationen Verden an der Laff- de« Herr» Alex. Werthaner. Markt 13. Stieglitzen» Hoi. Tr. 0, l an den gewöhnlichen Geschäftslagen in den Vormittagsstunden vom Verfalltage an cingelöst. Leipzig. 15, Juni 1886, Der LarKaub »er Israel. »rli,tau«,e«»t«»« zu Leipzig. Nichtamtlicher Thetl. Die Negentschast in Layern. Durch de» einstimmigen Beschluß der bayerischen Abqeord- neteukammer, die Regentschaft zu bestätigen, ist die Krisis, in welcher Bayern seit dem 9. Juni schwebte, beendet und ein gesetzlicher Zustand geschaffen, welcher Dauer verheißt. Durch die feste und einmüthige Haltung der Reich-ratbSkammer. welche c« sich versagte, die Frage der BerfassuiigSSnverung auszuwersen, wurde auch der Abgeordnetenkammer ihr Ber- hatlcn vorgczeichnet. In beiden Kammern sind Stimmen laut geivorden, welche die Handlungsweise de- Ministerium» getadelt und die Meinung vertrete» haben, daß die Regierung nicht rechtzeitig gebandelt habe: e« hätte früher einschrriten sollen und dann weniger schroff. Der Minister v. Lutz hat diese Vorwürfe geschickt bekämpft und entkräftet, er hat mit Recht hervorgehoben, daß e« in der schwierigen Lage, in welcher sich da« Ministerium befand, bester gewesen sei. zu spät, al» zu srüb zu bandeln, zumal wenn oa» späte Ein greifen ebne Nacktheit für da» Land geschehen konnte. Erst wenn die Tbalsacke der Geisteskrankheit de« König« über jedem Zweifel seststand, konnte und durfte da» Ministerium die Ein setzung einer Regentschaft betreiben; wablte c» einen früheren Zeitpunet, dann lies r< Gefahr, de«'Hochvrrrath« angeklagt zu werden Zuin Glück für Bayern war in der Stunde der Ent schnvung rin Mann zur Stelle, welcher vaterland-liebe. Be, sonnenheit und Mäßigung in hinreichendem Grabe besitzt, um da» Richtige zu treffen und dadurch llber die Schwierigkeiten der Lage hinwegzuhelsen. Prinz Luitpold war unbefangen arnng, um die Verhältnisse nicht vom Parteistandpuncte, vntcrn lediglich nach Lage der Thatsachen zu beurtheiten. 5r fragte nicht, ob da» Ministerium eine mit seinen persön lichen Ansichten übereinstimmende Politik befolgt, sondern ob e« dem König und dem Lande gegenüber seine Pflicht gethan habe. Da er diese Frage bejahen mußte, so ließ er die Minister im Amte und machte nicht den geringsten Versuch, die vorhandenen Schwierigkeiten durch einen Systemwechscl zu erhöhen. Ein solcher ist ihm von den Führern der ultra- montanen Partei nahe genug gelegt worden. Der Name Franck.'nstein wurde sogleich überall genannt, als die Katastropbe eingetreten war. Doppelt schwierig aber gestattete sich die Lage, al- nach dem Selbstmord de- König» durch die Verfassung ein regierung-unsähigrr Prinz zur Thronfolge berufe» war. Die Hoffnungen der Ullramontanen erhielte» dadurch weitere Nahrung, und e« bedurfte der ganzen Festigkeit des Regenten, um den an ihn herantretendcn Lockungen zu widerstehe». Dir Krisis ist jetzt glücklich überwunden und der Bestano de» Ministeriums ist außer Frage. Die Angriffe gegen da» Ministerium sind in beiden Kam mern nicht über persönliche Meinungsäußerungen hinauS- gegangen. ES ist wohl in der Rcich-ralbSkainmer kaS Wort zesalle», daß schon seil Jahren eine Ministerregentschast be- tanden habe; der Abgeordnete Stammiuger hat von der Ab dankung des König« al- der besseren Lösung der Krisis gesprochen, aber den Bewei» für die Berechtigung beider Vorwürfe snis die Tadler schuldig geblieben. Da- Ministerium hat die Befehle de« König« so lange autgesnört. al« sie überhaupt au«sührbar waren; al« sie mit der Verfassung nicht mehr vereinbar waren, hat e« dir durch die Lage gebotene» Schritte gethan. Persönliche Ansichten über den Scelcnznstand de» König» konnten für die Hand lungsweise der Minister nicht maßgebend sei», nur greifbare Tbatsachen konnten ihnen zur Richtschnur bienen. Es ist leicht gesagt, daß die Abdankung des König« dein Verfahren, welche» eingescklagen wurde, vorzuzieben gewesen wäre, aber wer hätte die Ausgabe übernommen, den König zur Ab dankung zu veranlassen? Die Commission, welche sich der Ausgabe unterzog, dem König von der Einsetzung der Regentschaft Kenntniß zu geben, schwebte bekannt- ' in großer Gefahr, und hätte der Zufall sie nicht be günstigt, so wäre sic schon aus dem Wege »ach Hohenschwangau der aufgeregten Bergbevölkerung zum Opfer gcjallen. Wie nachträglich bekannt geworben, waren 25,000 Bergbewohner bereit, den König zu vcrtheidigen, und wenn der Bezirks- aiutmann in Fussen auch nur einen Augenblick geschwankt und irgend eine Anwandlung von Schwäche gezeigt hätte, dann ivar cs um da« Leben der Mitglieder der Commission ge schehen, und die Fackel de» Aufruhrs wäre emporgeloderk. Aber alle die Personen, von welchen der ruhige Verlauf der Krisis abhiiig, wurden als tüchtig und ihrer Ausgabe ge wachsen erfunden, voni Regcnlcn angefangcn bis zum Bezirks- aiiitmann in Füssen herab, und so wurde e» möglich, daß selbst in der Zeit der höchsten Gefahr Rübe und Ordnung ungestört geblieben sind. Angesichts der Wucht dieser Thal sache» ist selbst der sonst nie ruhende Parteieiser der Ultra montanen verstummt, sie habe» cö über sich gewonnen, der Regentschaft keinen Stein in de» Weg zu rollen, die An erkennung derselben ist einstimmig erfolgt. Durch die Bestätigung der Regentschaft ist auch da» Ver- bältniß zwischen Bayern und dem dculschcn Reiche vor jeder Aenkeruiig glücklich bewahrt worden, wie ja bas auch nicht anders zu erwarte» war. Der Kaiser hat in seinem Bei- leivschreiben an den Prinzregenten ausdrücklich betont, daß er die vertrauen-vollen gegenseitigen Beiiehungen der regierenden Häuser als die uiienlbekrlicke Grundlage der innere» und äußeren Sicherheit Deutschlands betrachte. Nun, diese Grundlage bat sich unter attßeeordeiiltichen Verhältnissen aiS fest und gegen alle Wechselsälle gesichert erwiesen. Der Prinzregent von Bayern ist nicht weniger veutschgesinnt als sein königlicher Reffe, und unter seiner Regierungwirv dasBand, welche- Bayern mit Preußen und dem Reick verbindet, nicht ge lockert. sondern nur besestigt werden. Und so wie der Regent ist auch baS Volk in Bayer» gesonnen, da» hat sogar ein französischer Journalist bestätigt, welcher in der Hoffnung nach München zu den TraucrseierltLkeiten gekommen war. daß er dort ganz andere Zustände vorsinden würbe, als er in Wirklichkeit aiiqetroffen bat. Die Art und Weise, in welcher die Zuschauer ihre Sympathien für den deutschen Kronprinzen kundgaben, hat dem Franzosen durchaus nicht gefallen, er hat darau- entnommen, daß seine Lanb-leule aus ver Hut sein müssen, weil man mit einem Volke, wa« eine Haltung zeige, wie die Bayern bei der Bestattung ihre« König«, rechnen müsse. Und noch ein anderer beachten-werther Zwischenfall der dient hervorgehoben zu werden. Der klerikale Abgeordnete Stamminger. welcher mit seinen Angriffen gegen da« Mi nisterium Lutz nicht sparte, konnte dock nicht umhin, seine Rede mit den Worten zu schließen: Je bessere Bayern, desto bessere Deutsche". Das ist ein werthvolles Uribeil au« dem Munde eine» bayerischen Ultramontanen, eine« Parteigängers von Jörg, welcher beide Begriffe stets streng auseinander zu Hallen gewohnt ist und de» besseren Tbeit der bayerischen Eigenthüinlichkeiten darin erkennt, daß sich der Bayer vom Preußen fern hält. Der Abgeordnete Stamminger bekennt tick zu der Auffassung, daß Beide zusammengebvren und daß Bayern heute nicht mehr von Deutschland getrennt zu denke» ist. Bei solchen Kundgebungen können wir der Zukunst getrost entgegenseben, und wenn noch einige Jahre vergangen sind und die Versöhnung der Parteien weitere Fortschritte gemacht bat, dürfen wir auch vertrauen, daß der Sohn und Nach folger de« Prinzen Luitpold die Wege seine« Vater« wandeln wird. * Leipzig, 29. Juni 1886. * Bei dem Interesse, welche» die Reich-rrgierung an dem Zustandekommen de« Gesetze« über Errichtung eine« Sewtnar« für die orientalischen Sprachen in Berlin hat, konnte e« aussallen, daß ein Antrag aus Ber- weisunq dieses Entwurf» an die Budgetcommilston, d. h. also der Beseitigung der Vorlage für diese Session, erfolgen konnte. Allerving« ist dieser Antrag im vollen Einverständni; mit der Regierung eingebracht worden, welcher e« gerade darum zu thun ist, diese Angelegenheit in einer Commission so eingehend wie möglich erörtert zu sehen. Da» Seminar kann doch erst zum April I. I. in» Leben treten, da auch der nächstjährige preußische Staat-Hau-Haltetat noch damit befaßt werken muß. * Dem Magistrat zu Stettin ist. wie die »Bossische Zeitung" millheilt, von der dortigen königlichen Regierung olgente Zuschrift zugegangen: „Das Directorium dcü Deutschen Osficiervereln« in Berlin theilt in einem Rundschreiben vom 26. v. M mit, daß der Deutsche Ossicier- verein e« in den Bereich seiner Thätigkeit gezogen hat, ver abschiedeten Ossicieren Beschäftigungen und An leitungen zu verschaffen, da eSdrnselben. selbst bei un ausgesetzte» Bemühungen, ungemein schwer wird, olme eine olche vermiltetnbe Centralstelle sich einen neuen TbätigkeilS- kreis im bürgerlichen Leben zu eröffnen. Um nun die Angebote aller derjenigen Stelle», welche sich zur Besetzung durch ehemalige Osstciere eignen, dem DeuischenOssicicrverem fortlaufend zuzu- ührcn, wendet sich derselbe an die Ministerien. Regierungen :c. nnv strebt an, die gesammten Kreise der Großgrundbesitzer und Großindustriellen hierfür zu intcressire». Der Verein glaubt, daß gerade aus dem Gebiete der Industrie und deS Groß grundbesitze« sich an vielen Stellen da« Bedürsniß geltend mache, für besondere VcrtrauenSsunctionen, wie z. B. Üassen- verwaltuna. Oberaufsicht über Etablissement«, Bureaur rc., Persönlichkeiten gewinnen zu können, welche mit verbältniß- mäßig geringen Gehalt-ansprüchen große Zuverlässigkeit und eine» höhere» Bildungsgrad verbinde». Das Directorium würde es iibernebmen. in jedem einzelnen Falle dir ein gehendsten Nachforschungen über Charakter. Besähigung und Leistungsfähigkeit des betreffenden Bewerber» anzustellen und hierdurch die möglich beste Garantie geeigneter Vorschläge bieten." * An« Posen, 27. Juni, wird un« geschrieben: .Lus die Petition, welche die hiesige polnische Schul te mini ssion unter dem 5. März c. an den Herrn Unterrichts- iniiiister v. Goßlcr richtete, ist der genannten Coinmission »»term 24. d. M folgender Bescheid zugegangen: .Die von Ew rc. in Gemeinschaft mit auderen Familienvätern der . Stadt Posen unterm 5. März an mich gerichtete Eingabe hat mich zu wiederholter »nd gründlicher Prüfung derjenige» Fälle veranlaßt, in denen Kinder der polnischen Nationalität ser deutschen Altbeilung de» Religionsunterrichts überwiese» lein sollten. Aus Grund de? Ergebnisse« dieser Prüfung kann ich Sie nur aus den von mir unterm 13. Februar dieses Jabre« ertlieilton Bescheid verweisen und mein Bedauern darüb-r uurbrücke», daß die Bestrebungen, welche dahin ge richtet sind, die deutsch-katholischen Kindrr ihrer Nationalität zu berauben, noch scrtdauern. UcbrigenS kann ich meine ge dachte Entschei'miig in Nicht« ändern, sondern derselben nur hinzusuge», daß wir nicht die Absicht haben, weder den deutschen Sprachunterricht zu beschränke», noch die Organi sation der posener Schulen in irgend welcher Weise zu ändern." Der Bescheid ist im Austrage de» Herrn Minister» vom Ge- beimrath de la Crvix gezeichnet. — Bei der heute statt- gebabtcn Froh»leicb»amSpro,ession hat der Erzbischof 0. Binder cclcbrirl. Ter Erzbischof war dabei mit dem Pallium an- gelkan, das ibm gestern Vormittag im Dom unter den vor- geschricbenen Gebete» und Ceremvnien durch den Weibbischof CybickowSkl aus G»ese» übergeben worden ist/ Die Pallia, welche die Abzeichen der MelrovolitantvUrde sind, werden au« vom Papst oder in dessen Aufträge geweihter Länimcrwollr gefertigt." « » * Die Pforte hat, wie au« Konstantinopel verlautet, noch keine Antwort auS Sofia aus die Anfrage erhalten, welche sie. nickt ohne hierzu durch einen gewisse» Druck seiten« Rußlands veranlaßt worden zu sei», an den Fürsten Alexan der bezüglich jenes Pass»« seiner Thronrede gerichtet hat. in welchem von der voll:ogene» Einigung beider Bulgarien die Rede ist. dock wird i» Kvii'iaiitiiiopcl versichert, daß Herr Genovitsch, der Chcs der bulgarischen diplomatische» Agentie, bereits dem Minister der auswärtigen Angelegenheiten erklärt habe, baß Fürst Alexander mit dieser Bemerkung blo« die Personal- Union vor Augen gehabt habe. Diese Mitlhcilung hat jedoch keinen vssiciellen Charakter gehabt und man erwartet »och immer eine sormclle Erklärung des Fürsten. In Psorten- kreisen erkennt man übrigen« an, daß der Fürst angesichts der obwaltenden Verhältnisse füglich nicht ander» handeln konnte, »nd daß er durch seine Thronrede wahrscheinlich die Proclamatio» der Real-Union und vielleicht gar die Unab hängigkeit Bulgarien« seiten« der Nationalversammlung ver hindert habe. Die« wird auch in verschiedenen diploniatischen Berichten au« Sofia mit dem Beifüge» anerkannt, daß die Antwortadrcsse aus die Thronrede i» Folge de« persönlichen Einflusses des Fürste» viel gemäßigter auSfallen werde, al« cs voraussichtlich der Fall gewesen wäre, wenn Fürst Alexander sich daraus beschränkt hätte, der Sobranjc einfach die Be schlüsse der Conserenz mitzutheilen. In keinem Falle besorgt man in türkischen Regierung-kreisen, daß von Bulgarien aus dem Reiche Gefahre» drohen, und wenn eS überhaupt einen Grund zur Beunruhigung giebt, so liegt derselbe lediglich in dem Umstande, daß, wie die Türken glauben, Rußland AUeS ausbieten werde, um den Fürsten Alexander zu stürzen, * Ter Minister des Aeußeren Dragun, iS hat der griechischen Kammer kurz vor ihrer Vertagung eine Sammlung von diplomatischen Actenstücke» vorgelegl, welche 14 Nummer» saßt und theilS die Circularnotei, der griechischen Regierung an ihre Vertreter im AuSlande, iheits die Collectivnolen der Vertreter der Machte anläßlich de« EvnflicteS mit der Türkei und ver Blockade umsaßt. DaS in Vieser Sammlung vorgeleqtc Material ist bis zvm Zeitpuncte deS NegierungSantrilteS de» Cabinets TrikupiS bereit« vollständig bekannt und zur Publikation gelangt. Neu, oder wenigstens nicht dem Wortlaute nach bekannt, sind nur jene Actenstücke, welche von letzterem Zeitpuncte angefangen datiren. — Die Actio» des Herr» DragnmiS beginnt damit, daß er in einer Note vom 22 Mai anläßlich der an der Grenze anSgebrockenen Conflicte zwischen den griechischen und türkischen Truppen bei den Mächten dagegen protestier, daß durch die Auirecktbaltung der Blockade da- nnlitoirische Verbältniß zu Ungunsten Griechenlands und zum Vortbeile der Türkei beclnflußt wird. Sohin insormirt sofort Herr DragnmiS die griechischen Ver tretungen in einer Note vom 31. Mai, daß nach Ver Bei legung der mtlitairiscben Conflicte an ver Grenze die De- mobillsirung der griechischen Armee in umfassender Weise begonnen hat, die Blockade seiteck« der Mächte aber znm großen Schaden de- beimischen Handel» und ter Schifffahrt mit unnachsichllicher Strenge ausrechterhalten werde, und weist darauf hin, daß die Fortsetzung derselben durch nicht- be-
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