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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 01.07.1886
- Erscheinungsdatum
- 1886-07-01
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188607018
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18860701
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18860701
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1886
- Monat1886-07
- Tag1886-07-01
- Monat1886-07
- Jahr1886
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 01.07.1886
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Hst« täglich l ^ - früh S'/, Uhr. Kettrti«, aut Lr»e»itis» g»ttn»»««asse 8. Sprechü«»>r« der Ledeü,,»: «ormtttagS 10-18 Uhr. Nochmittaq« 5—6 Uhr. - - ^ - >e »er für dt« »iichftf«l«e»tt »«»er befti»»t« Ansernte «» ^ochrntagen bi« ü Uhr «»»»lttan«. n«L«nn-nn» Festt«,,« früh bi« V.S Uhr. Zu de» ZUille» für 2»s.-A»»»tz»e: vtt« Kle»«. UniversttSttstrah« 1. Loni« Lisch«, Kathannenstr. 83, p. nur hi« '/,< Uhr. W««h« Rn»» er Swchent, Wiyigkr.TagtbI.iN Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, tzanbels- «nd Geschäftsverkehr. Auflage LS,«S0. * Zi>ol»lr«rul»Prri« vicrtelj. 4 V, Llk. nicl. Bri»kv>ol>u ö Mt., durch die Post bezogen 6 Mi. Jede einzelne Nummer >0 Pf. Belegeremplor 10 Vs. Gebüore» für Sxtrnbrtlagea lln Logeblotl-Format gesalbt) «tzne Postbesörderung 50 Ml «tt Postbrsörderung SO Mk. Znlerute Sarspaltene Petitzeile »0 M. GrShere vchnftrn laut uns. PreiSverzetchnih rabellnrtscher u. gissernla» nach h-hennLarls Seriamrn »nter dem NrdactionSftrich die «orspall. ZeilebUPs., vor deu Fom>li»»u»chrichtr» dir Sgespaltrne geil« 40 Pf. Inserate sind stet« an di« Gppebtttn» »n senden. — Rabatt wird nicht geneben. Zahlung prnooamernrxto oder durch Post. Nachnahme. ,82. Donnerstag den 1. Juli 1886. 8«. Jahrgang: 'X Amtlicher Theil. Nelianiltmchmt. Bon eine« nicht genannt sein wollende« Wohlthäter ist der Pension« - Anstalt de« hiesige» Stadttheater« ein be schenk von Drei Lansend MnrL zu Theil geworden, und spreche« wir daher für dies« Zu wendung dem hochherzigen Schenkgeber hiermit unseren auf richtigsten Dank au«. Leipzig, den 2S. Juni 1888. Der ver»alt»»nsa»«sch«- für die fp«»flou«-Ansta» de» Stadttheater». vr. Georgi. Wilisch, Nsi. 48». Vorsitzender. VrtmnMechmkl. Da« 19. Stück des diesjährigen Reichsgesetzblatte« ist bei »»« ein gegangen und wird di» zu» VS. 2«lt diese» Jahre» auf dem Rathhau«saale zur Einsichtnahme öffentlich Verordnung, betreffend die Fürsorge für die Wittwen und Waisen der Reichsbankbeamten, vom 8. Juni 1881 vom 80. Juni 1886. Nr. 1872. Bekanntmachung, betreffend eine Abänderung de« Verzeichnisse« der gewerblichen Anlagen, welche einer besonderen Genehmigung bedürfen, vom 18. Juni 1888. Leipzig, am 28. 3uni 1888. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Georgi. Krumbiegel. delunmtniichmlg. Der diesjährige Internationale tprodnctennrarkt wird Montan, de« L. Angnst ds». I». in den Räumen des Krystallpalaste» hier abgchalten werden. Leipzig, den 18. Mai 1886. Der Stath der Stadt Leipzig. vr. Georgi. Wegen Schleußenbaue» wird die Poststratze von Montag de» S. Juli d. I. ab auf die Dauer der Arbeiten für alle» «»befugte» Fährverkehr gesperrt. Leipzig, den 2S. Juni 1886. Der Rath der Stadt Leipzig. H 6898. vr. Georgi. Hennig. Vrkanntmachung. An Stelle des aus Ansuchen von der Function eine» LrichenschauarzteS entbundenen Herr» vr. weck. Seheakel ist Herr vr. weck. Arthur Rollnrana, Lessingstraße Nr. 5. Part, wohnhaft, alS Leichenschauarzt für den I., VH. und Vlll. Leichenschaubezirk in Pflicht genommen worden. Leipzig, am 30. Juni 1886. Der Rath der Stadt Leipzig. Vlll. 1048. vr. Georgi. Vekünnlnmchlmg. Miethverändernngen betr Um da» Verzeichnis der Gtaq«arttr»»g» pflichtige» und der zur Einqnartirnng geeignete« R»'««e in Ordnung zu erhallen, geben wir den Haus besitzern und Administratoren hiermit aus. jede ta ihren LauSgrnadstücken eingetrctene Mieth- resp. Zinsver- aaderung längstens 8 Tage nach deren Eintritt bei unserm Quartieramte, Stadthaus. Obstu.arkt Nr. 3, 2. Etage, Zimmer Nr. 107 schriftlich anzumelden. Jede Unterlassung oder Versäumnis dieser Vorschrift wird mit einer Geldstrafe von fünfzehn Mark geahndet werden. Leipzig, am 28. Juni 1886. De» Rath der Stadt Leipzig vr. Georgi. L- Vekannlmachung. Die Herstellung des mit Slcmknack befestigten Untergründe» für die spätere Pflasterung der Moltke-Straüe auf deren Strecke von der Elisenstraße b» zu der Bayerischen Straße soll an einen Unternehmer in Accord verdungen werden. Die Bedingungen für diese Arbeiten liegen in unserer Tiefbau-Verwaltung, RathhauS, U. Etage, Zimmer Nr. 14, an« »nd können daselbst eingeseben resp. entnommen werden. Bezügliche Offerte» sind versiegelt »nd mit der Aufschrift: „Macadamifirnng der Moltke-Strage" versehen ebendaselbst und zwar bis zum 10. Juli 1888 Nach mittag« 5 Uhr einzureichen. Die Auswahl unter den Bewerbern, ebenso wie die Ab lehnung sämmtlicher Angebote behalten wir un- vor. Leipzig, am 28. Juni >886. De» Rath» der Stadt Leipzig 2281. Stratze»ba«-Dep»tatio». Zmugsver-rlgeruu-. Da« 1» Grnndbuche auf den Namen Larl Gustav Leuschel Vöckeret-Grnndst»«, Ae«» 118 tt« Grundbuche« uad Nr. 77» tt« «rmrdtalaster« für tt« »ttf Fett««, «stttvt aus 4800 ^l, soll . den 1». «n,nft 188«, v-rmittn»» 1» »Hr «,-r- ^ ^»»4» ««««ft 18»». vermittag« im HÜgtzen Amtsgerichte zwangsweise versteigert n b. Iuui 1886 »öntgliche« Amt«,,eicht dafeidg. Llemen. VeksnntMchMl-. Die Umpflasterung der Reich»strage ist bi« auf weitere« verschöbe« worden, und kommt deshalb di« in unserer Bekanntmachung vom 29. v. M. anqekünbigte Sperr«»g eine» Theil» dieser Straße vorläufig t« Wegfall- Leipzig, am 30. Jum 1886. Der Rath der Stadt Leipzig. IX. 8909. Georgi. Hennig. Hoh-Auction. von ttn in ttr Harth de« SVrnttner Kerftrevier«. Ab- theiluug 37 bei der Dieter'sche» Ziegelei an der llhaussee aofbrrei» teten Hölzern sollen Freitag, de« 1«. In« d. Z.. vermittag« »»» » Uhr an 448 Stück eiche« Klötzer voa S-90 Teutim. Ober- bez. Mitteuft., 9—8 Mir. Auge, 174 - birken» dergl. vo» 10—S9 - - - - 9.8—7.8 Mtr. Länge, 13 . linde« dergl. vva 9—90 Ltm. Oberst , S—4 Mtr. Länge, 988 - kieferne dergl. von 18—49 Tentim. Ober- bez. Mitleast., 4-9 Mtr. Länge, 3 Rm. eichene Nutzscheiie und Moutnn» ds« 1». Juli «. A. ebensall« vormittag« von 9 Uhr an R«. eiche« Breanscheite, kleserne dergl., elitt« nad birkene Brennknüppel, kieferne dergl.» elchr», Zacken und vrnchholz, U-) 8° : meistbietend gegen sofortige Bezahlung im Gafttzaufe zu Gasch» Witz nab unter de» sonst vor Beginn der Luction bekannt zu geben den vediagnngr, versteigert werden. Gammrlplatz aus dem Schlagt bei der rieter'schen Ziegelei. Rönigl. Korstrevierverwaltun, gmeukau «nd königl. Farst- rentamt v»r»en, am 98. Juni 1886. Lomler. Bachmaun. 8 1» 18 88 998 71 Hoh-Luction. I« vtenitz tt« Ghrendrr,rr Waldr«, Zwenkanrr Forstrevier« ansbereitrie 8 eichen« Klötzer v. 17—40 ow Ober- ttz. Milw«stärke, 3—8 m Länge, 49 birken« dergl. voa 10—99 am OberftSrke, 2.8—4 w Länge, 9 Lw eichene Breanscheite, 7 - birkene vreankuüppel, 198 - eichene und birkene Hefte, 48b - harte« Reisig sollen Lanner«»«,, de« 18. Juli ds«. Ihr»., vormittag »on 9 Uhr an meistbietend gegen sofortige Bezahlung im Gastbanse zum Land» der, in Räckmarsdors und unter den jonst vor Beginn der Auktion bekannt zu gebenden Bedingungen versteigert werden. Sammelplatz aus dem Schlag« in Abtheilung 4? an den Burg- haufer Feldern. Rönigl. Karftredierderwaltnng Zwenkau «ud Königl. Forst rentamt Wurzen, am 28. Juni 1886 Lomler. . Bachmano. IVangsvtrlttigmmg. Wege der Zwangsvollstreckung iollen die im Arondbuchr von Rehseid, Band I, Blatt Nr. 8 und Band I, Art. 2 aus den Namen des Gutsbesitzer- Gustav Zimmermann zu Nehseld eingetragenen, im Dorse und in der Flur Rchfeld dclegenen Grundstücke, bestellend auS den Gebäuden Nr. b» und 12a—b der Gebäudesteuerrolle, nebst Acker, Wiese, Weide und Holzung am S. August 1888, vor- mittag» 11'/» Uhr, vor dem Unterzeichneten Gericht an Ort und Stelle zu Rehfelo versteigert werden. Die Grundstücke, Band 7, Blatt 8, sind mit 792.18 Reinertrag «nd einer Fläche von 124.3060 Hektar zur Grundsteuer, mit 231 ngSwerth zur Gebäudesteuer, die Grundstücke, Band I, Art. H, mit 939.9S ^l Reinertrag und einer Fläche vo» 43.9860 Hektar zur Grundsteuer «ranlagt. Auszug aus der Steuerrolle, beglaubigte Abschrift de« BruudbuchblatteS und GrundbuchartikelS, etwaige Ab- schätzuagen und andere die Grundstücke betreffende Nachweisuagea, sowie besondere Kausbedingungen k-nnea in der Gerichtsschreiberei, Zimmer I, eingrsehen werden. « Da« Urtheil über die Ertbcilung des Zuschlages wird am S. August 1886. Nachmittag«, unmittelbar nach Schluß der Versteigerung an Ort und Stelle ver künde« werden. Im Uebrigea wird namentlich hinsichtlich der An Meldung von Forderungen auf unsere Bekanntmachung im öffentlichen Anzeiger de« RegierungSamtSblatte« zu Merseburg und aus unsere AuSHSnge an hiesiger GrrichiSstelle und on Gemeindrstelle zu Rehseld verwiesen. Torgau, den 2. Juni 1886. Königliche« AmtS-Sericht. Nichtamtlicher Theil. Bulgarien und Nußland. Die Spannung zwischen Bulgarien und Rußland nimmt täglich zu, und unverkennbar wird auch die Türkei in dieselbe m«t bineinaezogen. Der neueste Artikel des .Journal de St. PäterSbourg'' läßt an Deutlichkeit nicht- zu wünschen übrig, er enthält die unverblümte Ankündigung, daß Rußland mit seiner Geduld zu Ende ist. Die Thronrede, mit welcher Fürst Alexander am 14. Juni die Sobranje eröffnet bat, seine Erklärung, daß die Vereinigung von Nord- und Süd bulgarien vollzogen sei, erscheint Rußland als ein »euer StaatSflreich, welcher da- Einschreiten Europa» nöthig mache. Rußland lehnt eS ab, noch scrner der alleinige ver- thridiger der Beschlüsse Europas zu sein, von Beschlüssen, welche jeden Werth nicht nur in den Augen Derer, welche sie faßten, sondern auch Derjenigen, für welche sie gefaßt wurden, verloren zu haben schienen. Sehr unbe quem für Rußland ist e-, daß die Türkei die Ueder- griffe de« Fürsten Alexander nicht nur ruhig binnimmt, sondern sogar Gefallen daran zu finden scheint. ES entstehe daraus der Verdacht, daß zwischen Bulgarien und der Türkei ein geheime« Eiiivernehine» bestehe. Da« .Journal tt St. Phter-burg" kommt zu dem Schluß, daß Die im Jrrthum sind, welch« glauttn, daß da« in Konstaatinopel beobachtete Verfahren ohne Folgen bleiben würde. Die Haltung der Türkei und Bulgarien» berge ernste Gefahren und bedenkliche Ermutbinnngen in sich. ES läßt sich annehmen, daß bei solcher Lvrache de« halbamtlich«»« russische» Blatte« di« Vcr- treter Rußland« in Konstantttopel «nd Sofia gemessen« Be fehl« erhalt«» Haien, »ttr dt« Verletzung der europäischen Beschlüsse Klage zu führen und auf die etwaigen Folgen n ist da« aber ein eigene« Ding, denn offenbar ist da» Verhältnis zwischen Bulgarien und der Türkei eine innere Angelegenheit der letzteren, welche Europa nur soweit inter» essirt, als dadurch ttr Berliner FrievenSvertrag berührt wird. Bulgarien ist eia Vasallenstaat ttr Türkei und Ostrumelien türkische Provinz; Europa hat also nur Veranlassung einzu- chreiten, wenn die Türkei zum Schaden Bulgarien» an den, Vasallenverhältniß etwa» ändern oder den Statthalter von Ostrumelien ohne Zuziehung der Bürgen de- Berliner Vertrag» ernennen wollte. Wenn ttr ordnungsgemäß ernannte Statthalter Ostrumelien» seine Befugnisse als solcher überschreitet, so wird dadurch nur die Türkei be troffen. Wenn e« die Türkei zufrieden ist, so hat Europa keine Veranlassung, dagegen einzuschreiten; denn da» organische Statut Ostrumelien» ist eine zwischen dem Sultan und dem Statthalter von Ostrumelien geschlossene Vereinbarung, deren Verletzung durch die Türkei zwar Folgen für diese haben könnte, die aber nicht eintreten, wenn der Statthalter von Ostrumelien sich Ueberqrisse unter stillschweigender Billigung der Türkei erlaubt. Die Klage Rußland» hat ganz andere Gründe, al« ttr Berliner Vertrag zur Richtschnur nimmt. Rußland hat nür da» russische Interesse im Auge, der Berliner Vertrag vertritt aber da- Interesse Europa-. L« Verstößt durchaus nicht gegen das letztere, wenn der Fürst von Bulgarien und Statthalter Ostrumeliens mit ttr Türkei im beste« Einvernehmen lebt, aber für Rußland ist ein solcher Zustand unerträglich, weil diese Macht sich al« ttn eigentlichen Herrn von Bulgarien und Ostrumelien betrachtet. Di« Türkei ist nach russischer Ausfassung nur dem Namen nach Oberherrin von Bulgarien und Ostrumelien mit ttr Einschränkung, daß sie von den ihr in beiden Gebieten zugestandeuen Scheinrechten nicht« ohne Zustimmung Europa» ausgebe» darf. Die Türkei saßt um gekehrt ihre Pflichten in dem Sinne aus, daß sie nur nicht befugt ist, den Kreis ihrer Rechte in Bezug auf Ostrumelien und Bulgarien zu erweitern. Di« kommt Rußland eigentlich dazu, gegen ein bulgarisch-türkische« Einvernehmen Einspruch insel gegen muselmanisch« Vergewaltigung zu schützen, dann tann es doch nur seine Freude an den freundschaftlichen Be- ziebunge« zwischen Bulgarien und ttr Türkei haben. Da gegen stimmt da« halbamtliche Journal tt St. PäterSbourg den Warnungsrus an: „Wer könnte leugnen, daß dieser Stand dc^. Dinge ernste Gefahren und bedenkliche Erinuthiguugc» in in sich ttrge?" Weshalb denn? Sollte etwa Serbien Lust verspüren, sich neue Schläge von den Bulgaren zu holen, oder Griechenland unter Berufung aus die bulgarische Thron rede seine Rüstungen wieder aufnehmen? DaS würde doch sogar ttr russischen Art, die Dinge anzusehen, unmöglich s-in, solche Rechtsverletzungen al» die natürliche Folge der bul garischen Thronrede zu erklären. Man sieht bei diesem Anlaß wieder deutlich, wohin die wahren Absichten Rußlands zielen, daß eS dieser Macht viel mehr darauf ankommt, sich die Möglichkeit der Einmischung in die Verhältnisse ttr Balkanhalbinsel offen zu halten, als die Reckte der Ebristen gegen türkische Gewaltacte zu schützen. Der Berliner Friedensvertrag ist au« der Nothwendigkeit entstanden, die russischen Anmaßungen aus ein erträgliches Maß einzuschränken, aber nicht um die Türkei mit gebundenen Händen an Rußland auSzuliesern und dieser Macht jegliche selbstständige LebenSäußerunq unmöglich zu machen. Wenn die Türkei einen so kriegStüchttgen Basallen wie den Fürsten von Bulgarien sich durch Gefälligkeit zu verbinden sucht, so ist da» ein sehr erklärliche» Bestreben gegenüber einem Nachbar, welcher »och vor Kurzem von der Ausrichtung de» Kreuzes aiff ttr Aja Sofia in Konstantinopel als einer nationalen Hoffnung sprach und ttn Stapellaus von Schiffen der PontuSflotte benutzte, um an die Thaten der Vorfahren zu erinnern und ganz offenkundige Drohungen gegen die Türkei zu schleudern. Rußland möge nur seine Gedanken aus da« Jahr 1870 zurücklenken, in welchem e« den Pariser Ver trag vom 36. März 1886 einfach zerriß, weil Frankreich da mal» nicht in ttr Lage war, ihn aufrecht zu erbalten. Eine Haupterrungenschast VeS Krimkriege» war die Ausschließung Rußland» au» dem Schwanen Meere; diese Hauptbestim- mung de» Pariser Frieden» erklärte Rußland >870 für aufgehoben, und Europa mußte diesen Willkürakt ge- schehen lassen. Heute furcht eine russische Flotte das Schwarze Meer und bedroht damit die Türkei. Aber Rußland will r« nickt einmal ruhig geschehen lassen, daß der Fürst von Bulgarien ttn Eintritt ttr osirnmelischen Abgeordneten in die bulgarische Sobranje al» ein Zeichen der bulgarischen Einbeit begrüßt. Fürst Alexander weiß sehr wohl, daß diese Einheit vorläufig nur auf fünf Jahre begründet ist, und daß die Verlängerung dieser Frist der Bestätigung Europa» unter liegt, aber ist e» denn ein so strafwürdige» Verbrechen, sich an dem so schwer Erreichten zu rrsreucn. wenn eS auch hinter den gehegten Wünschen weit zurückbleibt? Die bulgarischen Abgeordneten erkennen ja offen an, daß Rußland sie mit Wobllhalen überdäust babe, sollen sie darum der Großmulh dieser Macht weniger vertrauen? * Leipzig, 1. Juli 1886. * Mit ttr BelriebSerösfnung der vom Reich unterstützten Dampserlinten, die soeben unter an gemessene,-. Feierlichkeiten in Bremen stattfindet, tritt wieder ein Stück praktischer Überseeischer Handelspolitik in« Leben, von »velchem man sich d-e besten Erfolge zu verspreche» berechtigt ist. Da» Gesetz, welche» eine ReichSsubvention an diese Dampserlinien gewährt, ist. wie noch in frischer Er- innerung steht, unter jahrelangen Kämvsen und groß-n Schwierigkeiten, nach wiederholten Anläufen zu Stande ge kommen. E» hatte, wie alle Reformen und Lebensäußerungen einer kräftigen activen Reich-politik. mit dem heftigen Wiverstanv de« Eintrum« und namentlich ttr deutschsreisinnigen Partei zu kämpfe», die unter der Leitung de-Herrn Ba mbergrr gegen diesen ,.Staat«sociali«mu« zu Wasser" mit ganz ttsouderem Fans- tismu« lo«,»g. Zu unserer Geuuathmmg bemerken wir, daß man st» schon hent, »it diese» wtdersprnch dnrckau« nicht «ehr brüstet, fonttm» froh ist, wenn da« kurze Gekäcktniß der gegenwärtig«, Generation ihn schon vergessen hal. Aach fortschrittlich« -reis« «ende» tt» nrn» Unternehmen, da« jetzt in« Lebe« tritt, bereit« da« lebhafteste Jntereffe z» «nd knüpfe« daran di« beste« Hoffnnngen für die Beförderung unserer überseeischen Handels« und Jndustrieiutrrrssen. In unserer Zeit der allgemeinen Ueberprobuction, de» erdrückenden Eoncurrenzkampfe« der europäischen In dustriestaaten ist die Erschließung neuer Absatzmärkte eine ociale und wirthschaftliche LcbrnSfrage. die in ihrer vollen Bedeutung nickt nur theoretisch zu erkennen, sondern auch praktisch aus alle Weise zu fördern gerade die Anhänger de» Freihandel» vor Allem den Berus Kälten. Wir stehen in einer Zeit der beginnenden Erschließung weiter Gebiet« de» Erdball-, die bisher ganz oder nahezu verschloss»« waren für die Cultur und den wirlhschastlichen Verkehr der europäischen Welt. Nicht nur Afrika schickt sich au, für da« eitrapäische Cultur- und WirthschastSleben eine ganz andere Battn- kung zu erlangen, al» eS in der Vergangenheit Fall war. sondern auch di« reichttvölkerte kaufkräftige und für Bedürfnisse der Eivilisation sehr empfängliche, bisher aber gegen den Verkehr mit dem Abendiande noch ungebührlich verschlossene ostasiatische Welt, die für unser ganze» WirthschastSleben noch eine ungeahnte Bedeutung gewinnen wird. In diesem Augenblick einer großen Um wandlung de» Weltverkehr« muß die Eröffnung neuer direkter Verbindungen und Handelswege zwischen Deutschland und einigen der wichtigsten überseeischen Gebiet« al« ein sehr der- h.'ißungSreiches Ereigniß begrüßt werden. Im Auslände erkennt mau dir Bedeutung de« neuen Unternehmen« voll» tändig und mit offenbaren Beklemmungen an. Mögen sich die Hoffnungen und Glückwünsche ttr Nation, welch« die neuen Dampfer unter der Neichsflagge ans ihrer ersten Fahrt begleiten, in vollem Maße erfüllen I * Wiederum ist einer von den Generale« de« prenßifib«» mee verstorben, welche an ttn Erfolge» der letzte« Krieg« hervorragenden Autheil gehabt haben. Der Generallirutenant z. D. Heinrich Freiherr von Puttkamer ist. wie Re Vossische Zeitung" mittheilt, zu Berlin am Sonntag ver- schiettn. Derselbe gehörte der Artillerie an und ist vermöge der besonderen SleÜungen, in denen er sich befunden hat, jedenfalls bei der raschen und glücklichen Entwickelung dieser cialwaffe in den letzten Jahrzehnten wrsxntlich betheiUgt ewesen. Er wurde am 18. August 1838 Lieutenant in ttr arde-Artilleriebriaade, kam 1847 al» Premierlientenant in die zweite Artilleriebrigade und avancirte in dieser 18L2 zum Hauptmann. Schon als Lieutenant war er zur topographischen Abtheilung de» Generalstah« commandirt. al- Hauptmann wurde er Adjutant der GeneNnl-Ti-spnrtio« der Artillerie und nach einem kurzen Command« bei de» da maligen Chef der Artillerie, Prinzen Karl, dessen persönlicher Adjutant. Er blieb, 1858 zum Major und 1881 zum Oberst lieutenant befördert, in dieser Stellung, bi< er 1885 Oberst und Commandeur de« 2. Feldartiller.e-Regiment« wurde, da« er auch im Kriege 1868 commandirte. 1867 erfolgt« seine E. Nennung zu,» Commandeur der 9. Heldartilleriebrigatt. Im Kriege 1870/71 commandirte Generalmajor V. Puttkamer - die gesammte Artillerie de« 9. Armeecorp» und batte besouttrt bei Gravelotte am 18. August 1870 und bei Orleau« am 3. Dccember l87v Gelegenheit, sich auSzuzeichnen. Er brachte au» den, Feldzuge außer dem Eisernen Kreuz 1. El. anch den Orden paar Is mLrlt« heim. 1872 Wurde General von Puttkamer Jnspecteur der 4. Artillerie-Jnfpeetion in Koblenz, und am 2. September 1873 erfolgte sein« Be förderung zum Generallieutenant. Al» im folgenden Jahre die Fußartillerie unter besondere Inspektionen gestellt wurde, erhielt der jetzt Verstorbene die 2. Fußartillerie-Jnspectiou in Mainz, die er bi« zu seiner im Jahre 1877 erfolgeuttn Pensionirung führte. * Der zum Flügeladjutanten de» Kaiser« er nannte erste Militairallachö bei der Botschaft m Pari», Oberstl«eutenant von Villaume, gehört ttr Feld artillerie an; er ist der dritte Flügelabjutant, der seit dem Regierungsantritt des Kaisers dieser Spccialwaff« entnommen ist; seine Vorgänger waren die jetzigen Gcneraladjntanteu Prinz Kraft zu Hohenlohe und Prinz Anton Radziwill. Oberstlienlenant v. Villaume ist ei» Sohn deS erst 1877 ge adelten frühere» Vicepräsibenlen der Ober RechnungSkammer in Potsdam. Er wurde am 10. Mai 1860 Fähnrich und am 6. Dccember 1860 Lieutenant in ker G irde-Artilleriebrigade, in der er schon 1868 zum Premierlientenanl und 1871 zum Hauplmann avancirte. Nack dem Feldzuge wurde er Lehrer an der Artillerie« und Ingenieurschule und kam 1873 in ttn Äeneralstab. Hier war er erst beim großen Generalstab, dann bei ker 20. Division lbätig. 1879 wurde er Militairqttachü in Rom und seit 1882 fungirt er bei der Botschaft in Pari-. * Der Bezirkspräsident deS Unter-Elsaß macht die Termine für die Neuwahl der Gemeinderätbe bekannt; da» „Elsässer Journal" bemerkt dazu: „Der Beschluß sagt, daß die Wahle» für die Erneuerung der Gcmeinderäthe in „allen Gemeinten de» Bezirks Unter-Elsaß" stattsinden werden. - Die Stadt Straß bürg ist folglich entschieden zum Wieder« ^ eintritt in da» Gemeine Recht berufen und wird von Neuem den Gemeindcralh besitzen, de» sie seit vierzehn Jahren ent behren mußte. Die Bevölkerung bat diese Nachricht mit leb hafter Befriedigung ausgenommen, unv heule bcrcils ist eS sicher, daß die Wähler in dichten Tcbaarcn sich zur Wahl urne krängen werk-n. Icker Bürger wirk sich an der ^andlung betheiliacn wollen, welche unsere Stadt von der orniuiidschask befreit, unier ker sie seil 1872 siebt und die so schwer aus den Herzen aller wahre» Straßburger lastet. Heute schon können wir anliiiiriaen, daß die politische» Schattirungen, welche die Alt-Slraßburgcr entzweie», für den Augenblick im Hinblick aus die sich croffiientc Abstimmung geschwunden sind. Jeder hat begriffen, daß die Interesse» unserer Geburtsstadt Uber jeder anderen Erzvägung stehe», und nach einigen ebenso böslichen wie loyalen Besprechungen ist man zu einem vollständigen Einvernehmen betreff» der ansgestellten Candikaluien, sowie k-r anzuicendenden ActionS- nnttel gelangt. Zwilchen kcn All-Straßburgern wird folglich keinerlei Kanivs slallsinden, und die- ist ein erste» Ergebniß» wozu wir un« aufrichtig Glück wünschen und welche« glück liche Folgen für da» Wiederaufleben ker Wohlfahrt und der Entwickelung unserer Stadt nach sich ziehen wird." * Wie bereit« gemeldet, ist der Landespräsident von Oesterreichisch-Schlesien, Marquis de Bacquehem, zum österreichischen Handel«»inister ernannt worden. Baegn-bem ist ein verwandter tt» Grafen Taaffe und ttr viert« Handetsmunster un Eabiuel desselben; vor ihm be kleidet« da« Amt die Herren Korb, Kremer und Mn«. Bacqnehem soll sehr tüchtig sein. Er steht erst im SS. Lebens jahre. Seine vernsnng erinnert an die tt- Herr» v. Gantsch
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