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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 25.07.1886
- Erscheinungsdatum
- 1886-07-25
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188607255
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18860725
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18860725
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1886
- Monat1886-07
- Tag1886-07-25
- Monat1886-07
- Jahr1886
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 25.07.1886
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* Der Prager .Politik" zufolge wird in de» nisten Tagen in Wien eine Ministerrcusereii; üaMinke», welche da» AilieitSprograiiiiii für die österreichische 9iegjc- rung und das Parlament sestsielle» und die wettete Aclioi» in der Au-gleichssraze erörtern wird. Bo» Unterhandlungen mit Ungarn könne vorläufig keine N-de fein, da Herr v. DuuajcwSky mehrere Wochen von W' n abwesend sein werde und vor seiner Zurückkunst kcmerlei Schritte i» besagter Richtung gethan werden können. * Da» Statut über die neue Familienordnung im kaiserlichen Haufe zu St. Petersburg, dessen wichtigste Bestimmungen bereits telegraphisch erwLlmt worden sind, wird durch folgenden UkaS an den Diügircndcn Senat, ckä. Pcterhcs. 2- (l4.) Juli, eiugeleitet: , Indem Unser Urahne seligen Angedenkens, der Kaiser Paul Petrowilsch. die Theonsolgeorduung fest bestimmte, bestätigte er glenhtkitig am 5. April 179? da- Statut über die kaiserliche Familie, entsprechend der damaligen Lage de- Reiche- und dem Bestände des kaiserliche» Geschlechts. Die seit dieser Zeit durch die Gnade Goltcs sorldauerndk Vergrößerung de- kaiserlichen Geschlecht- dient unserem Vaterland« al» eine zuverlässige Bltrgschait sür die küuslige Sicher stellung der gesetzlich:» Vererbung der obersten Gewalt. Indem Wir e-, entsprechend der gegenwärtigen Lage de- Reiche- und de», Be- staude Unserer Familie, für nölhig erachtete», in dem Statut vom 5. April 1797 mehrere Veränderungen vorznnehmen, beanitragteii Wir mit dieser Arbeit eme besondere Comin.ssiv», deren Präsident Unser gel ebter Bruder, der Großsürst Wladimir Al,xandrowitich. war. Nachdem Wir jetzt da- von dieser Lommiision anjgearl'eitete Statu« geprüft und mit Unserem Wunsche, die einen, jeden Gliede Unserer Familie zusteüende Wurde durch ein- sür allem il bestimmte Regeln sestgestellt-zu sehen, vollständig übereinstimmend gefunden — befehlen Wir, diese- Statut in Au-sühr»ng zu bringe». Der Dirigirende Senat wird nicht uulerlasse», die nüthigen Verfügungen zu treffen. Alexander." Derjenige Theil deS Statut», welcher die Verwaiidt- schaftSgrade im kaiserliche» Hause betrisst, lautet wie folgt: Sämmtliche Personen, die kaiserlich-,» Blute an- einer gesetzliche», von, regierenden Kaiser geuchmigten (!l>e mir einer ebenbürtigen Persönlichkeit entsprossen, sind als Glieder de- kaiserlichen Hauses zu betrachten. Alle Glieder des kaiserliche» Hause- rechnen ihren Verivnndtjchaslsgrad mit denijinigen Kaiser, von de», sie in direkter Linie abstammen, nicht aber nach dem Verwandtschasi-grade mit den nachfolgenden Kaisern, welche nach dem Haupt der Familie den Thron besteigen. Sämmtliche von den jüngere» Linien abstammcnde» Kinder werden gerechnet und genießen die Borzüge »ach ihrem Vcrwandtschast-grade mit demjenigen Kaiser, von dem sie adstamme», wenn auch eine dritte Person von älterem Stammbaum de» Thron inne gehabt, und es können d.eselbt» keinerlei nudere Ansprüche erheben, e« jei denn, daß die Thronfolge an sie oder an einen leiblichen Bruder ge langt. Das weibliche Geschlecht, von der männliche» Linie abstammend, wird nach dem nämlichen Vermandtschast-grade, wie das männ liche Geschlecht, gerechnet, da- heißt: Die älteste Tochter aus der älteren Linie wird als Descendcnlin de- Kaisers gerechnet rc. Ein großer Unterschied besteht zwischen denjenigen, welche von weiblicher und denjenigen, welche von männlicher Linie abstammen, und es dürfen dieselben daher aus Grund ihrer Berw-indischast mit dein Kaiser weder aus Titel und Pension, noch nns Mitgift Anspruch er heben, sie haben nur aas den Besitz ihre- Vater- ei» Recht und haben vom Staat und dem Apanage-Departement nichts zu fordern. Die Kinder, welche einer vom regierenden Kaiser nicknianctionirten Ehe entstammen, genießen keinerlei Rechte, welche den Gliedern de» kaiser lichen Hauses gebühren. Da» Statut enthält weiter genauere Bestimmungen über da» genealogische Register de» kaiserlichen Hause», Geburt und Tod von Mitgliedern desselben, Titel, Wappen und ander» äußerliche Vorzüge, kl. a. wird bestimmt: „Die den Gliedern der kaiserlichen Familie zukommendenTitcl sind folgende: 1) Thronfolger, Cäsarcwitsch, Großfürst und kaiserliche Hoheit. 2) Großfürst, Großfürstinnen. Prinzessin und kaiserliche Hoheiten. 3) Fürst, Fürstin, Prinzessin kaiserlichen Geblüt» und Hoheiten. 4) Fürst. Fürstin. Prinzessin kaiserlichen Geblüt» und Durchlaucht." Den Bestimmungen über die Rechte, welche den einen Großfürsten heiratende» aus ländischen Prinzessinnen zustehen, ist zu entnehmen, daß letzteren auch da» Recht zusteht, ihren Glauben beizubehalte». E» ist bekannt, daß die Großfürstin Wladimir (geborene Prinzessin Von Mecklenburg) die erste war, welche bei ihrer Verheirathung 1874 ihren lutherischen Glauben beibehielt. Kaiser Alexander II. sah diesen eigentlichen Verstoß gegen da» bisherige kaiserliche HauSgesetz nach, und Alexander lll. folgte dem Beispiele feine» Vater» stillschweigend, al» andere jüngere Großfürsten sich mit lutherischen Prinzessinnen vermählten. Nur von der späteren Kaiserin, d. h. also der Gemahlin de» Thronfolger», wird auch jetzt noch die Angehörigkeit zur orthodoxe»" (russisch-griechischen) Kirche, eventuell der Ueberlritt zu der selben, verlangt. * Nach dem »Esercito Jtaliano" zählt da» Ofsicier- corp» der italienischen Marine gegenwärtig 8 Bice- admirale (mittlere» Alter 59 Jahre); 1K Contreadinirale (mittlere» Alter 55 Jahre, der jüngste zählt deren 4!)); 3-7 Linienschiss»-, 48 Fregatten», 4V Corvctlencapitaine; 235 Lieutenants zur See: V8 Unterlieutenanl» und 49 „Guardia- Marina" (ein Zwischengrad zwischen Ossicieren und Deck- ossicieren.) Im ..Hilfsdienst" befindet sich — abgesehen von zwei Prinzen de» königlichen Hause», welche nicht activ dienen — eu> Corvettencapitain. Da» Marincgeniecorp» weist folgende Zahlen aus: 2 Viceadmirale al» Generalinspecteure, 3 Contreadmirale, 6 Directore» (Fregattenc.ipttaine), 6 Ober Ingenieure(Corvettencapitaine), 13 Jnienieure erster, lOzweitcr Class« und 5 Jngenicuraspiranten. Dnje bedeutende Zahl von Angestellten ist «ne natürliche Folge der nun schon zehn Jahre währenden großen Bauthätigkcit !n der italienische» Marine. Da» MaschinemngenieurcorpS besteht au» 2 Obcringcnicuren (Fregatleiicapitainen), 8 Ingenieuren mit dem Range von Corvettenrapitainen, 15 Oberiiiaschinknmeistern mit Schiss» tientenantS-, 30 mit NnterlieutenantSrang und 33 Unter- inasckinenmeistcrn. 9 Obennaschinenmeister sind im „Hilfs dienste". Da» ärztliche Personal der Marine begreift l l8Aerzke aller Grade vom Admiral abwärts und 3 im HilsSbienst. Im CommissariatSdieust der Marine sind angestclll 103 Ossi eiere und 30 Aspiranten; 3 Ossiciere sind in Hilssvienslstellung. Aus der Marineakavemie in Livorno befinden sich 205 Sec enteilen; die Maschinistenschule in Venedig bildet gegenwärtig t53 Zöglinge au». Das Budget sür da» Jahr 1885/86 weist snr die Gcade unterbalb de» OsficicrSstaiide» sür die italienische Marine eine Kopfzahl von 10,800 Mann nach. habe diese Einladung entschieden abgrlebnt, indem er uach- diücklich erklärte, daß er aus liberaler Seite stänke. Seit dem sei zwischen il»n und Glakstone und ver großen Mehrheit der liberalen Partei eine MeiiinngSverschiedenkelt über einen besonderen Pnnct entstände». Die» berühre jedoch nicht seine allgemeine Haltung in politischen Frage». — Parnell hat sich ans de» Rath Gladslone'S tereit erklärt, im neuen Par lamente keine Odsiiliclionspolitik zu treibe», bebält sich aber volle Activ»Ss>e>beit vor sür den Fall, daß bi» Eenservative» in Irland intt ZivangSmaßregeln vorzugehrn versuchen. * Sir Robert Hart, der Generalinspector de» chine sischen Zollwesens. soll bei der Regierung die Annahme eine» postalischen System» turchgesetzt haben, welche», obwohl ansänglich in geringer Ausdehnung, doch schließlich zur Ein verleibung de» „Reich» der Mitte" in den Weltpostverein führen dürste. Zunächst soll der Posldienst zwischen den VerlragShäse» eingerichtet werken und unter der Verwaltung re» Zollamt» stehen, doch hofft man denselben allinälig im ganzen Lande zu orgamsiren. * AuSMilmaukce, 20. Juli, wird gemeldet: „Tie drei am 5. d». hierselbst vor Gericht gestellten Anarchisten wurde» heute je zu 9 Monate» Gesängniß verurtbeilt. Der Bowei» wurde erbracht, daß der Cbicagoer Anarchist Fietven Da die Zahle» der in de» einzelne« Lbargen zuzubringenden Diensisahre mindesten- betragen müssen: sür de» Son-lieulenant, serner iür den Lienieuanl rn «eointe und danach sür den Lieutenant en Premier je zwei D cnstjahre und iür den Hauplmaua niiiideste»- sechs Dieostjalire, so können die durch sorigesetzicS Avancement außer der Tour (nu elioir) besörderien Bevrzuglen »ach Verlaus vo» zwölf lZisicierdiensliahren dar MajorSpatenl erreichen, d. i. in einem Lebens- aller, in welchem gegenivärtiq in der d,Nische» Armee die Premier- l>eutenant- durchjchnitilich den -weilen siern, nämlich den zur Hanpimaun-rpauletie, erst vo» Wettei» Ichiuiiiierii lebe»! Jung« Slab-ossiciere und junge Generale sind so der seanzösischen Armee gesichert, wenn auch da- eben angeführte Beispiel sich wohl nur ganz ausnahmsweise ereignen dürste. Als Hindernisse in der R-nnbalm de» Avancements sind theore- tiiche Examina süe die Beförderung zum Hanpliiiana und zum Siab-osncier eingelegt, also eine Hauplinainis- sowie eine Major». ,.Ecke" gebildet worden. Die Majorscharge kann nur an wiche Hauptleute vergeben werden, welche mit Erfolg die Curse, sei es aus der Kriegsakademie in Pari», sei es auf der ApplicationSschnle ihrer Waffe» durchg-macht haben Uebersieht inan da- ganze Reorganisation-werk in seiner Bo- deulnng sür de» Krieg, so ergiebt sich daran» Folgende»: Die Unisicolion der Dienstzeit aus durchweg drei Jahre bei der Fahne Hai eine Gleichmäßigkeit in dem AusbildungS- stand uiid in der duichichnitilichen Verwendbarkeit aller Reservisten und Mannschaften der Terriivrialarmee zur Folge. zum Feuern au» die Polizeiau,gefordert hatte. - Im Lause l ,_.D^-'°iiar.ige «ermebrnng der JabreScontingtate aus ^ ^ 192.000 Mann bcbl chi'ii die leden-slLrke der Armee aus ,n CH cago ist es ,^.j, ^er eine halbe Millia» Mann, mach, diese also allen Nach! z» erstaunliche» Eiithullnugen über eine wkitverbrettete anar- „„„„xjsch wesenilich überlegen. Sie kommt aber auch der chisiische Verjchivorung, welche vor dem Ausbruch in Chicago gnmdhcheie» taktische» AuSinloung der Truppei, recht sehr zu statten, Heliand, gekommen. Mehrere der Verhafteten sind al» die- > indem der Maunichasi-stand, welcher bei der Jnsanlerie bisher ein Wenigen bezeichnet und erkannt worden, welche Pistolen ab- u»znre>chenper war, in alle» Compagnien u. s. w. eine beträchtliche feuerten, die Menge ansührten und sich an der Versammlung, in welcher der Aufruhr geplant wurde, bctheiligten." ver neue französische Armee-Reorganisations- entwurf und seine Ledenlnng für den Krieg. * Der Ende Mai von Seiten de» Krieg-minister» General Boulanger nach erfolgter Elnversiändnißerklärung des MinistcrratbS dem französischen Parlament vorgelegte Armee» ReorganisationS-Gesetzentwurf („krojet äo loi or- ßLinauö wilituirs") liegt jetzt im Wortlaut vor. Er ist in der Deputirtenkamiucr einer Commission von 33 Mitgliedern übergeben und soll, wie berichtet, in seinen HauplgrundzUgen die Sympathie der Mehrheit der Commission bereit» erlangt haben. Wir lassen da» dahingestellt und geben au» einer interessanten Arbeit, welche die Münchener „AllgemcincZeitung" veröffentlicht, die folgenden Mittheilungen: Die Vorlage besteht aus vier Titeln mit zusammen 285 Artikel», einer aussührlichen Begründung und einer großen Anzahl von Ta bellen. Titel I betrifft die Recrutirung, Titel II die Cnpitulante», Titel III die Zusammensetzung der Ladres de» stehenden HcercS, Titel IV das BcsördcrungSivesen. Da» RecrutirungSgeietz hält an der allgemeinen Wehrpflicht, sowie an der bisherigen Gesammtdauer der Dienstzeit im stehenden H»er und in der Territorial-Armee fest, beschränkt jedoch die Dienst- zeit im stehenden Heer von 5 aus 3 Jahre und unisizirt dieselbe, indem da» System der Einjährig-Freiwilligen ausgehoben wird und auch alle DienstbesreiungSrcchte aushören. Dagegen können 10 Procent des JahreScontingent» und unter diesen wieder 7 Procent „zur Voll- cndung ihrer Studien" bi- aus 4 Jahre vor der Aushebung zur Ableistung ihrer activen Dienstvslicht zurückgestillt werden. Angehende Medtciner dienen ein Jahr al» Hils»ärzte. Verkürzt wird die artive Dienstzeit also nicht mehr al» seit 1872 durch den Nachweis einer vorgeschrittenen Schulbildung (Einjährig- Freiwillige), wohl aber soll sie verkürzt werden durch de» Nachweis einer vor dem Diensteintritl erwvrbenen militairischen Vorbildung. Der Minister behält sich »och vor, demnächst einen Gesetzentwurf über den militairischen Borbilduiigsiniterricht vorzulegen. Diese militairische Vorbildung der junge» Leute von 17 bi» 20 Jahren soll nicht dem SchülerbataiNan anvkrtrant werden. Sie wird jedoch wahrscheinlich aus die erfolgreiche Tbeilnahme an den nationale» Schießübungen der Schützengcselljchastcn und vielleicht auch aus die vorherige Mitgliedschaft in einem Schülerbataillon sich beziehen. Im Großen und Ganze» dürste bei dieser militairischen Erziehung in Lchülerbataillonen, nationalen Schützengesellschnflc», soiiniaglichcii Exercirschulen, ghinnastiichen Curscn u. dgl. m. nicht viel milnairiich Verwendbare» herauskonimen. am wenigsten zu Gunsten der mili- tairi'chen DiSciplin dieser jungen Helden »ach ihrer Einstellung in die Truppe. Immerhin werden alle diese Einrichtungen dazu bei tragen, den kriegerischen Nevanche-Gedanken schon in der Kinderwclt und in der jeunes«« arwSs wach zu erhalten. Ganz in diesem Sinne der äußersten Anspannung, Anfachung und Wacherhaltung de» KriegSgedanlens ist auch die Bestimmung, daß alle Monate a» einem bestimmten Soiintag in jedem Santo» Waffenübungen der Urlauber und Ziirückqestellten stallfinden solle». Neu ist die Einsührung eine» WehrgeldeS für alle diejenigen Wehrpflichtigen, welche als dienstuntauglich befunden worden sind. Dieiclben zahlen während der drei Jahre, in denen sie sonst der aktiven Armee angehöre» würden, eine Militairtaxe vo» 21 Francs 6t) Eentime- pro Kops. Von dieser Summe, welche die Genicindcn erheben, bleibt ein Sechstel der Gemeindecasse überlassen. Eine AuSdcbmig von Franzosen sür Eolonialtriippe» soll nicht stattfinden, letztere solle» sich vielmehr aus Freiwilligen und Wieder- engagirten recrutiren. Um jedoch möglichst sür den Eintritt i» die Colonialormee onzuregrn, erhalten diej-nigen Franzosen, welche be- reit» sür die eigene Armee ausgehobcn sind, sich aber zum Ueberlritt in eine Colonialtruppe melden, eine Geldprämie. In den Lolouie» AuSgehobene dienen ein Jahr in der Coloninlarmee. Da» JahrcSconlingent des Mutterlandes beträgt 192.000 Mann, also in drei Jahrgängen nach Abrechnung d»S Abgang» etwa 515,000 Mann. Der jetzige Effectivsland beziffert sich aus 472.000 Mann. Eine der bedeutungsvollste» Neuerungen in dem vom Krieg»- minister, General Boulanger, dem Parlament vorgelcgtcn Hcercs- reorganisationsqesrtz bezieht sich aus eine Veränderung in dem sranzösische» Recrutieungs- und ErgänzungSsystcm. Dieselbe be steht darin, daß — wie dies seit 1867 in dem deutschen und schon seit dem großen Befreiungskriege in dem preußische» Heere Grund satz ist — jede Trupp« sich eia- für allemal aus ein und dem selben und zwar ihren Garnisonen möglichst nahe gelegenen Terri torialbezirk rccrutirt und für den Mobil>nachu»g-sall aus eben diesem Bezirke sich auch in Reserven ougmentirt. Diese» System hat llnveekenntare Bortheile sür sich und hat nicht univesentlich zu der Beschleunigung der Mobilmachung, sowie de» ersten Grenz- ausmarschcs der preußischen Armee im Jahre 1866 und des deulsche» Heeres im Jahre 1870 beigelrage». Die Regimeuter haben ihre Mobilmachung-reserven in ihrer Näbe. Sie vermögen daher schneller marichbereit zu sein, al» wenn die Reservisten ihnen au- entfernteren I LaiidcSlheilen zugesührt werden müßten. Die Reservisten sühlen sich Dem „Standard" wirb au» Varna gemeldet: »Herr > außerdem mehr zusammengehörig unter einander und mit ihrem Wetten Vors, welcher die letzte» sechs Jahre bindurch den Posten eines UntersccretairS im Finanzministerinm bekleidet liat, kehrt am Freitag nach Deutschland zurück. Er hatte eine über eine Stunde andauernde AbsckievSauvienz beim Sultan, welcher ihn höchst gnädig rmpsing und ihm die Ausrichtung mehrerer Aufträge in Berlin und Pari» über trug Er ersuchte ihn serner, der kaiserlichen Familie nnd dem Fürsten Bismarck seine Grüße zu übermitteln und über gab ihm das Bilvniß feiner Söhne in elegantem brillanten- besetzten Nahmen als Geschenk sür die Kaiserin." * Die Neubildung de» englischen Cabinet» zieht sich in die Länge. Lord Salisbury kebrtc soeben erst von Frankreich nach England zurück und wird sich auch nicht so fort zur Königin nach OSborne begeben, sondern sich zuvor mit seinen Freunden über die Lage berathen. Er scheint also die Versuche, dem neuen Cabinet eine whiggistiscke Färbung zu geben, erneuern zu wollen; scheitern dieselben, so wird er wenigsten» von Lord Harting ton die Zusicherung einer wohlwollenden Neutralität zu erlange» suchen Ter Gedanke, Laß Lord Hartington in da» Torycabinet eintreten könnte, Wird von der /Daily New«" al» abgeschmackt bezeichnet. Abgesehen davon, bemerkt da» Blatt, sei e» einleuchtend, daß Lord Hartington durch den Eintritt in irgend ein Ministerium, welche» von de», Marqui» von Salis bury gebildet werden dürste. Nicht» zu gewinnen, sonder» Aste« zu verlieren habe. Indem er die» tbäle, würde er sich envaittig von der liberalen Partei loSsagen. Eine der artige Einladung sei schon einmal an Lord Hartington gerichtet, und zwar in Lord Randolph Churchill'« famosem Ausruf: .Kommt herüber und helft un«". Lord Hartington Regiment, wenn sie alle au» derselben Landichast sind und zun, «rösuen Theil in eben diesem Regiment vorher schon ihre Fahnen dicnstzeit abgeleistet hoben. Nächst dem über die Wehrpflicht und die Recrutirung handelnden Titel I intercssirt un» am meisten der Titel IV, welcher von der „Zuiaiiiniensctzung der Ladre» de« stehenden Heere»" handelt. Der erste Artikel diese» Titel- ist der „Iiiörnckie militsirs" ge widmet. Bekanntlich führt derselbe den Marschallstitel nicht mehr aus. General Boulanger will fortan nur zwei Generalstitel gelten lassen: den ..»öuSntl <t« briz;»>Is" und den ,.isvnör»l <ie äirision" Las neue Gesetz hält an Maximal-Altersgrenzen fest: dieselbe beträgt s»r Subalternolsiciere 52, sür Hauptleute 51. sür Major» 56, sür Obers»,ent,nant» 58, sür Brigadegenerale 62 und sür D vision«. generale 65 Lebensjahre. Ossiciere, welche diese» Maxnnalolter erreich» haben, werden verabschiedet. Da- Avancement bi« einschließlich zum Obersten geht innerhalb der Waffe, da-jenige z»m General und in den Generalschargn» durtl) die ganze Arme« ohne Berücksichtigung der Waffenqnttung. Die Beförderung bi« einichtießlich der HaupimannScharge ge- schieht nach einem bestimmten Veehältniß nach dem Dienstalter und noch der Wahl (bevorzugtes Avancement), dir Beiöidrrung der Stab-osficier» und Generale geschieht lediglich nach Wahl (»o oko«). Di« Bacanzen zum Premier-Lieutenant sollen zu einem Viertel, diejenigen zum Hiuptmann zu einem Drittel nach Aurwaht die übrigen nach dem Dienstaller besetzt werden. Da« Gesetz be stimmt jedoch, wie lange jeder Osficier mindesten« in der bisherigen Lbarge gewtsen sein muß. um in die nächste ausrücken zu können, »iid stellt auch den sehr bedeutungsvollen Grundsatz aus, daß kein Lificier zum Major, bezw. Brigade- oder Divisionsqeneral ernannt Verstärkung ersähet. Für die Jnsautcrie bedeutet die Bildung von 40 neuen Regimenter» unter Auslöiurrg der 30 Jäger-Bataillone und der bisdeiiien vierte» Bataillone die Durchführung eines Ziele» schon i», Frieden, welches bi- dahin erst der Mobilmachung Vorbehalten worden war. Die Infanterie ist dadurch schlagfertiger, die Armee auch in Folge dessen offensiv bereiter und der Mobilmachungt- apparat »ich« »nwescntlich enilastet worden. Die neuen 40 Regimenter, welche im Frreden den einzelnen Divisionen zugeiheilt werden, geben der künslige» Organijalio» der ArmeccorpS, welche nornial nur mit acht Infanterie.Negmieiitera in» Feld rücken und d:ese auch ohne die Jäger - Regimenter bereit- besitze», eine gewisse Elasticnä». Man wird diese Truppeatheile eventuell bei übcr- ccgchen Expeditione» oder bei Unruhen in Algier uud T»»iS, all» die Loloiiialirupven nicht au-rciche», besser detachiren können als bisher die einzelnen (vierten) Bataillone der Linien-Regimenter und dabei Störungen der Kr>eg-jormation der Armeecorps des 'teh-ndeu Heeres vermeide» können, wie solche in bedenklichem Maße eingetrelen wären, wenn während der Expeditione» in Tonkin und Tunis eine große Mobilmachung im europäischen Frankreich nolhwcndig geworden wäre. Ganz außerordentlich förderlich sür die Erhöhung der Krieg»- bereitschast sowie sür die Osfensivkrast, die Initiativfähigkeit der Armee und sür die Leistungen im Ausklärungsdienst muß die Ver mehrung der Reiterei um 11 leichte Regimenter wirken Dies ergiebt sür den Krieg etwa zwei Lavallerie-Dwisione» mehr. Die Neugestaltung de» Trains ist so geordnet (21 Train Bataillone, davon 20 sür die in Frankreich befindlichen Armeeccrps 4 in Algier), daß man in der Lage ist. die Zahl der im Finden ormirie» Armeekorps von 19 aus 20, die der Jusauterie-Divisionen von 38 aus 40 zu erhöhen. Die Friedeu-sormationen reichen dazu ans, um unter de» günstigsten politischen Verhältnissen, d. h. fall» Frankreich in keiner der Eolonien Linientruppen zu enisenden, sich also absolut gar nicht zu schwächen braucht (?) und wie 1870 aus Algier noch 4 Turco-Regimenter heranziehen kann, 6 Reserve-Armeecorps auszustellen. Mit verwendet sind hierbei die 12 Marine-Jnsanlerie- Bataillone und disponibel hierfür di« 76 Depot-Batterien, die fahrenden afrikanischen Batterien und die Marine-Artillerie Lediglich au» Linientruppen könnten daher günstigsten Fall» 26 Armeecorp» und 8 Eavallerie-Divisionen ausgestellt werden. Daß es zu solchem Aufgebot thatjächlich nicht kommen kan», dasür sorgen — politische Erwägungen ganz au- dem Spiel gelassen — auch militairiiche Rücksichlt». Der Territorialarmee laiin man die Be setzung der zahlreiche» Festungen und Sperrsorts allem nicht über- >n. Ein Theil der Linien.Jnianterie muß sür diese Zwecke zurück gehalten werden, so daß sich die Zahl der tm Mobi>i»achu»gSjall au» Linientruppen zu bildenden Reserve »Brmercolp- wohl um ti»ige mindert. Frankreich verfügt aus europäischem Boden im Frieden über 191 Linie»- und Jäger-Regimenter mit zusammen 582 Bataillone» durch 12 Marine-Jnsantcriebataillone kann die Aata>llo»§zahl au 594 gehoben weiden, TurcoS und Zuave» sind dabei n-cht ein gerechnet. Dem gegenüber kann Deutschland nur 503 Insantcrie- u»d Jägerlatnillone entwickeln, nämlich 161 Jnsanterie-Regimenler zu 3 Balailloncn und 20 Jägerbataillone. Diese höchst ausfällige iiumcriithe Ueberlegenheit in der Zahl der Jnsanteriebaiaillone noch vor geschehener Mobilmachung ist um so bedenklicher, wenn eS dem General Boulanger gelingen sollte, die Erhöhung deS Recrulen Jahie-eonlingents aus 192,000 Mann zu erlangen, und die Mann ichair-siSrke der Insanterictruppe» etwa aus die Höhe der deutichen Etat-iätze zu bringen, waS zu beurtheilea uns noch der genügende Anhalt fehlt. Daß auch die FriedenSsormationen der sranzöjischen Feld artitlerie der dculichen numerisch überlegen sind, ist bekannt Die Ueberlegenheit habe» wir nur in der Stärke der schon >m Frieden svrniiUen Reiterei auf unserer Seite. Da- deuliche Heer verfügt über 93 Eavallerie-Negimcnier zu 5 E»cadrons, da- sinn- zösische trotz der ihm in dem vorliegenden Gcietzciiiwurs zugcdochlen Bermehrung um 11 Regimenter nur über 88 Lavallerie-Reginieuter, von denen außerdem ein Theil (etwa die 4 SpahiS-Regimenter) in Algier und Tunis gebunden iei» dürste. Im Ganzen charaklerisirt sich der Boalanger'sche Armee- ReorgaiiiiatioiiSentwiirs al- eine wesentliche Stärkung der militairi schien Machiciiisaliunq, als eine bedeutende Vermehrung der Kriegs- bcreiiichail und Schlagsertigkeit, sowie al- ei» werlhvoller Gewinn an Ojfensivkeaft unserer Nachbar» jcnseit» der Vogesen. Die groß« Erhöhung der Jahreoconiiiigeiile wirkt schließlich auch aus die Erhöhung der Ziffer au-gebildetec Leute sowohl in der Reserve als in der Territorialarmee. Dieser größere Vorrath an ausgcbildeten Mannschaften gestattet die Ausstellung einer gegen die bisherige Ziffer eimprcchend vermehrten Zahl von Reservetruppe» im Mobil- inachllngsfall und eine nachhaltigere Nahrung de« Kriege» durö» ivaffenkuubigen Rachi'chiib. So weit die Darstellung der Münchner „Allgemeinen Zeitung"; ob da» Projekt zur Durchführung kommt, warten wir ad; e>» würde Frankreich so außerordentliche Opfer an Menschenkraft und Geld auserlrgen, mit einer solche» Menge von Ueberlieserungen brechen, daß man sehr zweiselbast sein <ann trotz der gegenwärtigen Popularität Boulanger'». ob er ein solches Gesetz durchbruigen kann. „Es würde", meint die „Nationalzcitung" mitRecht, „indem e» alle Staaten zu Gegen maßregeln zwänge, ein schwarzer Punkt am europäischen Horizont werden. geworden. Die Volksvertretung entbehrte serner de« Rechte» der Initiative. Die Mmisterverantwortlichkeit besteh» mit solche» Ei», schränlunqen, die geeignet erscheinen, da» Pei»c>p derietben völlig zu aunullire». Die Preßfreiheit blieb eine «ff-ne Frage, und sogar die persSalich« Freiheit ist in gänzlich ungenügender Weise durch die Verfassung gesichert. Au» diesem Grunde fand di» Forderung der Forlschritispgriei »ach einer Revision be» Uftav» im srrideii- lichen Sinne jubelnd Zustimmung seilen» der Sffeniliche» Mein» g. Al» daun, am 30. November 1880, diese Partei au- Ruder gelnngl war, erklärte das Ministerium Pirotschnnoc, vor Allen, die Ver wirklichung diese- Ziele» anftreben zu wollen. Die Krone schloß siit- rückyalilos diesem Bestreben an, undMila» Obrenovic IV., der damalige Fürst von Serbien, vertändele in seiner, im Januar 18,1 gehaltenen Thronrede vom Throne herab, daß. ui» dem allseitig,» Fortschritte die Bahn srei zu machen, die L »ndesversaffung im liberale» Sinne und im Geiste der Neuzeit umgestilte« werden lalle. Der Herrscher, wie seine Raihieber gaben ihrer Ueberzeugung, daß nur wahrhaft konstitutionell- Einrichtungen die Zutuns» Serbien» icherstellen können, beredten Au-druck. Der zu dieser große» Ste arin führende gesetzliche Weg wurde auch ungesäumt betreten. Der Ustav von >869 enthielt nämlich die Bestimmung, daß der oriuelle, von der Rrgierung zu stellende Antrag aus Verfassung-- üuderung zweien, hintereinander folgenden Sknpichtina» unterbreiiet werden muffe. Haben diese de» Antrag acceplirt, dann hat die »genannte grobe Sknpschti»», da» ist die serbische Eonstitiiante. ei», berufen zu werden, um die beantragten Modifikationen der niaxn» cd»rt» vorzunehmeu. Da» Labinet Piroischanac hat den Weg di« zur Laust tuante zurückgeleg», dafür aber, daß diese letztere bisher nicht stattfinden tonnte, trifft da» dernialige iorischriiltiche Ministe- rmm und die Fortschrittspartei überhaupt keine Schuld. Die destruktiv« Aktion der Radialen, der der Ausstand vo» 1883 folgte, bereitete dem regulaireu EntwickelungSvroceffe ein jähe« Ende. Die Bersassung-srogc wurde, wie au» dem Gesagten ersichtlich, der Lösung nah« gebracht, blieb aber ungelöst. Dieser flüchtige Rückblick aus die Geschichte der die Verfassung-- Lnderung betreffenden Bestrebungen zeigt zur Evidenz, daß der ser- bische Herrscher derselben nicht nur niemals priacipiell widerstrebte, andern daß er sich sogar damit identificirt hatte. Al» nun in der jüngsten Zeit die radicale Partei die Nothwen- digkeit einer Revision de- Ustav» stärker al» früher betonte, fand sie diesbezüglich bei der höchsten Stelle keinen priactpiellen Widerstand. Seine Majestät König Milan, der sich den allgemeinen Fortschritt, die Ueberlcitung de» Staate» in moderne europäische Bohnen, zur Hauptaufgabe gemocht hatte, erklärte schon im December 1885 und erneuerte diese Erklärung den Führern der radicale« Partei, die er Belgrad und auch neuerdings hier in besonderer Audienz empsangen hatte, daß die Krone die Forderung einer Verfassung»- änderung al» begründet anerkenne, und daß der Fortbestand der ihm al» minderjährige« Fürsten in illegaler Weise aufgedrungenea Verfassung ihm nicht» weniger als am Herzen liege. König Milan l. ist also bereit, eine Lonstitnante bebus» Durchführung de» großen Reformwerke« einzuberusen, aber aller, ding» erst, nachdem die wichtigen und unerlüßlichen Vorbedingungen biersür geschaffen worden sind. Diese bestehen in dem Linlenkeu der Radicale» in die Bahnen eine» nüchternen, patriotischen Wirken», in ihrer versassungSmäßigen Mitwirkung bei der Lonsolidirung der Staat-finanzen und überhaupt in einer Thätigkeit, die nicht unerfüll bare Desideria und Lhimären gleichkommende Ideale zum alleinigen Me hat, wie e» bi» jetzt leider meist der Fall war. Diese vom Throne > kammende Enunciation hat «atürlich die größte uud freudigste Sensation erregt. Innerhalb der radikalen Partei machen sich schon seit December 1885 ernste Bestrebungen geltend, welche auf eine DeSavouirung der frühere« unklaren und unpraktischen Tendenzen hinau-laufeo. Da» die Negation in Allem und Jedem verkörpernde Princip, dem die Radicalen leider bi» jetzt fast ouslchließlich gehuldigt hatten, ist von deren Führer, Herrn Todorovic, in offen männlicher Weiie ver- urtheilt worden. Sein jetziger Standpunct ist, kurz gesagt, der olgende: die Bedürfnisse de» Staate» müssen berücksichtigt. >ie Forderungen, welche die jüngst vergangene schwere Zeit ge- chaffen hat, müssen erfüllt werden. Die ictzige Situation habe nach allen Richtungen eine völlige Liquidation zu erfahren. Sind dem Staate aus diese Weise neue, starke Fundamente von Kraft und Macht, Achtung und Ansehen verliehen worden, dann könne man beruhigt und besonnen an die Krönung de» Gebäude», die der Monarch vor 5 Jahren in Aussicht stellte, schreiten. Finde» diese praktische, wirklich ftaalSmännische Ansicht in den Reihen der Radicalen allgemeinen Anklang, widmen dieselben im Parlamente ihre Zeit und Arbeitskraft nicht unnützen Recriminationen, sonder» der Erfüllung der von ver Majorität übernommenen Ausgabe, da» junge Staat-wesen allseitig, namentlich aber finanziell nnd militairisch zu stärken, so ist dem Könige die Möglichkeit gegeben, da« große UmgeftaltungSweek aller Institutionen >m Sinne seiner seit Langem gehegten, hochherzigen Intentionen in Angriff zu nehmen. Obwohl e» noch versrüdt wäre, sich allzu ianguinilchen Hoff nungen hinzugebc», so darf doch die Erwartung gehegt werben, daß die Epoche der Irrungen und Sünden, die sich die Radicale, seit 1881 zu Schulden kommen ließen, bald werde abgeschlossen werden. Nur von der Haltung dieser Partei hängt r» ab, daß Serbien in jene Bahnen der großen freiheitlichen Umgestaltung wieder eintrete, die die Fortschritt-Partei zuerst betreten hatte, und zwar unter spater erfolgter Zustimmung der Krone. Ans Serbien. * Wie man a»S Nisch meldet, wird die Debatte über die JuvemnitätSvorlage der Negierung im Plenum der Skupschtina voraussichtlich im Lause dieser Woche siatlfinden; in NegicrungSkreisen rechnet man bestimmt ans eine Annahme derselbe» mit großer Majorität. — Zur Lage in Serbien meidet die .Politische Correspondenz" au» Nisch, 19. Juli: Aus dem Programme, mit welchem die Fortschrittspartei im Jahre 1879 vor die Nation trat, nahm der Pnnct, betreffend die Revision der Verfassung, die erste Stelle «in. Der im Iahee 1869 von der Regentschast octroyirte „Ustav" begegnet« hauptsächlich au» zwei Gründen der allgemeinen Antipathie. Ersten» trug da» Werk de» Duumvira»» Blaznavatz Ristic da» Stigma der Illegalität an der Stirne. Ein von den beiden damaligen legislativen Factoren. dem Fürsten und dem Staatlrolhe, legal veröffent lichtes Gesetz verlügte klar und deutlich, daß während der Minder jährigkeit de» Herrscher» da» Grundgesetz de» Lande«, und da war der Ustav vom Jahre 1838, i, keinem Puncte modificirt werden dürse. Die Regentschaft ging indeß leichten Herzen» über diese, au» guten Gründen und in B«rücksi!t>tigu»g sehr wichtiger, ja geradezu vitaler Londesinteressen getroffene Bestimmung zur Tagesordnung über. Der zweite Grund, warum die Bersassung vom Jahre 1869 eine abfällige Beurtbeilung sank und finden mußte, lag .... darin, daß die ortroyirte Bersassung keinem einzigen Postulat« be werben soll, der nicht vorher ununterbrochen wenigsten» zwei Jahre, ! modernen Lonstitutionalilmut und keiner einzigen Forderung der bezw. ein Jahr, in der vorigen Lharge eine Truppe eommandirt' serbische» Nation Rechnung getragen batte. Die Mitwirkung de« Volke» ha». Damit ist da« bevorzugt« Avancement lediglich aus den, Wege , «a der Gesetzgebung war durch di« I«stit»tw« der Reai:r««a». der Adjntantur, de« Ge«eralstab»dienste» ». s. w. (d. i. mit Ber-1 drrtreter, die Ich»» weg»» thrrr höhere» J«tellige»z i» der Skupschtina meidung de« praktische« Lr«ppendie«stes) obgeschntttr«. «ine domlnsreud« Stellung esn»ehme« mußte«, göuzNch lll»s»risch vermischtes. — Berlin, 23. Juli. Der wegen LandeSverrath in Untersuchungshaft befindliche ehemalige Ingenieur-Lieutenant von Hartuug bat. wie die „Lossische Zeitung" meldet, am Dienstag indem Niitersuchungs-Gesängniß zuMoabit seine Hochzeit gefeiert. Die Braut desselben hatte sich am Morgen mit zwei Freundinnen von Schöneberg nach dem Standesamt in ber AlbrechlSstraße begebe», wohin durch einen Beamten von Hartung sistirt worden war. Nach Vollziehung de» SlandeSamtsacte» begab da» junge Paar in Begleitung de» Beamten und der beiden Freundinnen sich nach Moabit, wo in der Gesängnißkirche die Einsegnung der Ebe durch den Gefängnißgelstiichen stattfand. Damit war die HochzeitSsci« beendet und die junge Frau begab sich mit ibren Freundinnen wieder nach Hause. Da» standesamtliche Aufgebot war be reit» erfolgt, al» v. Hartung verbastet wurde, und die Hoch zeit auch anberaunit. Mit Rücksicht aus die Braut ist dem Gesuche, die Ehe im Gesängniß zu vollziehen, stattgegebc» worden, v. Hartung lebt vo» seiner ersten Frau geschieden, die sich mit mebreren ziemlich erwachsenen Kindern in den dürftigsten Verhältnissen in Magdeburg befindet. Ein Cob» von etwa 18 Jabre» hatte ihn kurz vor seiner Verhaftung in Schöneberg ausgesucht. Jetzt wird seine Uebersührung an da» Reich-gericht nach Leipzig erfolgen. --- Berlin, 23. Juli. Die 59. Versammlung deutscher Naturforscher und Aerzt« findet beka„utlut vom 18. bi» 24. September d. I. in Berlin statt. Ni« gegenüber der vcrmebrten Anzalit der Sektionen, welche lick nunmehr aus 30 belausen, ein Gegengewicht zu schaffen, hat man eine dritte allgemeine Sitzung in da» Programm aus genommen. Die allgemeinen S>yu»gen finden im Circu« Renz statt. Neu sormirte Sectiouen sind die der Derma tologie und Sypbilvtotogir, Odontologie, de» naturwiffen- schastlichen Unterrichts und der geographischen Patbologiy statistischer Klimatologie und Tropenbygieine. welche letzten aus Anregung de» Colonialverein« gebildet ist. Die gleich zeitig stattsiiidende Ausstellung, sür welche die Akademie der Künste und Wissenschaften ihre Räume zur Verfügung gestellt hat, gliedert sich in eine mebicinische und eme physikalisch-mechanische. Die Eröffnung derselben findet schon am 16. September statt. D»r CuttiiSminister v. Goßlcr hat zu dieser Gelegenheit die Herausgabe einer Festschriff anycordnet. m welcher alle naturwissenschaftliche» t»nd niedi- cinischer» Staatsanstalten Berlin» beschriebe» werden sollen Ebenso bereitet die Stadtverwaltung eine Festschrift vor. in welcher die städtischen Einrichtungen ver öffentlichen Gesund- heit-pflege, Krankenhäuser, Eanalisation, Wasserwerke. Des infektionsanstalten rc. durch Pläne erläutert werden. Bon der Stadt werde» serner zur Besichtigung ihrer Anstalle» Excursionen veranstaltet, an welche sich die Bewirtbung der Gäste ansckließt. Am 22. September gedenkt die Stadt im Au»stellu»g»park ein Fest zu veranstalten. Zur Bestreitung der gesammten An-gade« sind von der städtischen L«Iwaltu»g 60,000 bestimmt. Halle, 23. Juli. Im vorigen Jahr« wurde aus den herrschaftlichen Förster Gebhardt in dem benachbarten Neukirchrn geschossen und dirser leicht verwundet. An fänglich wollt« e« nicht gelingen, de« Lhäter« habhast z» werden, bi« vor Kurzem Herr Gendarm v«lklaod u>
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