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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 03.08.1886
- Erscheinungsdatum
- 1886-08-03
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188608035
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18860803
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18860803
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1886
- Monat1886-08
- Tag1886-08-03
- Monat1886-08
- Jahr1886
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 03.08.1886
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Erscheint täglich früh 6'/. Uhr. Utdarlion und Expedition Johannesgasse 8. SprechAunden -er Ur-oct,»«: «onnittag» 10-12 Uhr. Nachmittag» ö—6 Uhr. s t.» tu Aaa,«d« «ui^ttanktrr M»«ii!cn»I« »>»cht ßch ti« Ritoctlcn nicht xrtuitlich. Annahme per für pte nüchstfolgend« Nummer beftimmte« Jnkernte «» L6ochenta,«n dis S Utzr Nachmittn«», u » Sau»-««» Frtttagen früh Pi« '/,S Tn Zn -en Fitiolen fiir 3ns.-^n«ah»e: vtta Me««. Universttitsstraß« 1. Lont« Lösche, Kalhannenstr. 23, p. nur bi« '/,S Uhr. UchMcr.TWblalt Anzeiger. Organ fiir Politik, Localgeschichte, Handels- «nd Geschäftsverkehr. Auflage L»,USV. ^voiiiiemrnlsprriy viertelj. 4^, MI.. incl. Bringerlobn ü Mk.. durch die Post bezogen 6 Mk. Jede einzelne Nummer 20 Pi. Belegexemplar 10 Ps. Gebühren sür Extrabeilagen lin Tageblatt-Format gesalzt) ohne Postbesördcrung 50 Mk. «>t Postbeiörderung 60 Mk. Inserate flgespaltene Petitzeile SO Ps. Größere Schnften laut uuj. Precverzeichnlst Labälarischer u. Zisfernsatz nach höherm Tarif tlttlamen Meter dem Redactionsstrich die 4geipal>. Zeile öOPs., vor den Familiennachrichten die 8-espallene Zeile 10 Ps. Zierate find stet- an die Expedition zu senden. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlvag prueuumernml» oder durch Post- Nachnahme. Zlr 215. Dienstag ven 3. August 1888. 80. Jahrgang Amtlicher Theil. VekauntMchllu-. Er wird hiermit zur öffentlichen Kenntniß gebracht, daß die dem Kaufmann Herrn <karl Otto Ntchard Bte-ioeg. in Firma Carl O. N. Bleh»eg, iiiilerm 24. Februar 1883 beziehentlich 7. Juni l883 er» kheilten Concessionen zur Beförderung von Auswanderern »ich überseeischen Häsen und Abschließüng bieraus bezüglicher Borträge im Aufträge der Compagnie GSnSrale Tran«- ailaulique in Paris, der Herren von der Becke ch Marsily in Anliverpe», der Herren Priii« ck Zmancnburg in Amsterdam und der Herren Morris sb Co. in Hamburgs ferner im Auf träge der Niederländisch-Amerikanischen Dampfschifffahrts-Ge sellschaft zu Rotterdam und de« Handlungshause- Carl Ludwig Böveckcr in Bremen infolge Ableben« de« Concessionar« Herrn Viehweg erloschen sind. Leipzig, den 29. Juli 1886. Der Rath der Stadt Leipzig. VI. 2733. vr. Tröndlin. Reichel. Vekauntmachu«-. Die von »u« ausgeschriebene SParcaffenhnchhNlterfteRr! «st pefeizt. Ltebertwolkwitz, den 2. August 1886. Der Gemeinde-R«ttz. Adler. Bekanntmachung. Ein von Adam Müller (oder Möller), Bürger zu Leipzig, IüL4 gestiftete« Stipendium von 40 .E 46 ^ jährlich ist an hiesige Studirende und zwar zunächst an Verwandte de« Stifters, in deren Ermangelung an Merseburger Stadtkinder und wenn deren keine die hiesige Universität besuchen, beliebig aus zwei Jahre von und mit Michaeli« d«. I«. an zu vergeben. Wir fordern diejenigen Herren Studirenden, welche sich in einer der angegebenen Eigenschaften um diese« Stipendium bewerben wollen, hierdurch aus, ihre Gesuche mit den erforder lichen Bescheinigungen bi« zum 30. September d». I«. schrift l:ch bei uns euizureichen. Später eingehende Bewerbungen Wunen Berücksichtigung nicht finden. Leipzig, den 30. Juli 1886. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Trvndli». Krumbiegel. Da« von Rieolaa- Sehlaatttz, Bürger zu Leipzig, im Jahre l5l2 gestiftete Stipendium von jährlich 39 12 4 i» non Michael»« b«. I«. ab an einen Studirenden au« dem Geschleckte der Schlautitz, in deren Ermangelung an hiesige BllrgerSsöhne, von un« auf zwei Jahre zu vergeben. Diejenigen Herren Studirenden, welche sich um diese« Stipendium bewerben wollen, veranlaffen wir» ihre Gesuche »cbst ven erforderlichen Bescheinigungen bi« zum 80. September ts. IS schriftlich bei un« einzureicb-n. Spätere Gesuche könne» Berücksichtigung nicht finden. Leipzig, den 30. Juli l886. Der Ratb der Stadt Leipzig. Vr. Tröndlin. Krumbiegel. Wegen des Einlegen« von Gasrohren wird die Gellertstratze von Donnerstag, den s. August ds. IS. ab aus die Dauer der etwa l4 Tage in Anspruch nehmenden Arbeite» für allen unbefugten Fährverkehr gesperrt. Leipzig, am 31. Juli 1886. Der Rath der Stadt Leipzig. IX. 7878. Vr. Tröndlin. Henuig. Vekaunlmachung. Da» dem am 22. Decewber 1868 geborenen Fabrik' arbciler Carl Goltlieb Heunig im Jahre 1880 in Nieder cunnersdorf ausgestellte Arbeitsbuch ist verloren gegangen »nd bitten wir. dasselbe im AussinVungSsalle bei un« Obst markt Nr. 3, ll.. Zimmer 115 (Stadthau«) abzuliefern. Leipzig» am 26. Juli 1886. Der Rath der Stadt Leipzig. VI. 3230. Vr. Tröndlin. Reichel. Bekanntmachung. Die Leuchtkraft de« städtischen Lcuchlgase« betrug in der Zeit vom 26. Juli bi« zum l. August diese« Jahre« im Argandbrenner bei 2.5 Millimeter Druck und 140 Litern stündlichem Consum da« 16.65 fache der Leuchtkraft der deutschen Normalkerze von 50 Millimeter Flammenhöhe. Da« specifische Gewicht stellt sich im Mittel aus 0.423. Leipzig, am 2. August 1886. DeS Rath» Deputation zu den Ga-austalte» Birklahls-Vekannlmaamng. Gestohlen wurveu vier erkalterer Anzeige zuselge: 1) eia Araueukletd ohne Taille, von schwarzem Kaschmir, mit Falbel und Shaivl, eia Frauenmantel von schwarzem sein ge riestern Stoff mit schwarzem Spitzenbesatz und drei roth- und weih. Nein carriri« vettöberzüg», au« einer Wohnung in Rr. 24 der Reichsstraße, vom 2l bw 25. ». Mi».; 2) ein fast neuer Franeo-Nearnmantel von braunem, rauhem Stoff mit einer Reihe großer Metallknöpse, an« einer Wohnung i» Nr. 30 der Gerberstrabe, vom 23. bi« 28. v. Mts.; 3) ein ziemlich neuer dunkelgrauer SommerKherzleher mit Sammelkragen, verdeckter Batterie, schwarzem Fnttrr, im Henkel die F'.rma „Reumann, Schneidermeister, Leipzig", »nd et» »euer Rege«, schirm mit Gloriabezug, an« einer Wohnung in -kr. 11 der Nicolai» Pratze, am 26. v. Mi«.: 4) «ine silberne T-llntzeruhr mlt der Nr. 42«1 and Wappen- ähnlichem Schildchen aus der Rückseite, nebst kurzer Mittelteile, de« E lenthümer am 27. ». Mt«. Nachmittag« ans de« K«nig«platze au« der Hand entrisse»: 5) eia Deckdett mit buntem Inlett und roth- und weihearrirte« Ueberzug, L. L. gez., au« einem Fremdenzimmer de« Gasthanse« Nr 30 der Gerberstrotze, vom 28. bis 29. v. Mt«. 6) ein Frauen -Regenmantel von rehsarbiarm Stoffe, mlt e uer Reihe Metallknüpien. schwarz«» Lammeikragen «nd mlt i dwarzer Schnurr und Perle» besetzt und ein Paar ziemlich nene Frauenstlefrl, mtt Gummieins«tze», an der Sette mtt 5 Knöpftn besetzt, an« einer Kammer in Nr. » der Ntevlaistraße > 1. »,«. «t«. »oem. Etwaige Mahenchmm,,,, «der d» »«»««5 de» Gegen stünde »der den »Hüter sind »ngestnmt bet »ns«« «dtheiwng «nr Anzeiae »u brlnaen. retpztg. », L A^nst 188«. »«« Pnltzet-Amt »er St«»1 Srtpstg. S»»ü. Der die-jührlge Obstonhang im hiesigen Kammrrgnt«wehricht nnd aus den inr biesi.,en königlichen Saline gehörige» Grundstücken am rechten User der Saale soll D«uner«t«,. de» S. Au,«st »«. I» . Vormittag« Ist Uhr im hteflgeu Salzamt-gebüude meistbietend verkauft werden. Die Bedingungen hierzu werden im Termine selbst bekannt gemacht, können jedoch auch vorher in unserer Registratur etu» gesehen werde». Darrenberg, den 24. Juli 1886. »-«iglichcS Talzamt. Nichtamtlicher Theil. China und Deutschland. Zwischen China und Deutschland hat sich im Lause der letzten Jahre ein Berhältniß gestaltet, weiche« auf gegenseitiger Achtung beruht uud aus SeitenChina« au« der Ueberzeugung her- vorgrgangeil ist, baß die deutschen Einrichtungen für die Nm- ormung der chinesischen ai« beste Muster dienen können. Praktisch ist die Vorliebe China« für deutsche Einrichtungen bisher auf militairischem Gebiete uud vorzugsweise aus dem der Marine zur Geltung gekommen. Die Maschinenbau' anstatt Vulkan bei Stettin hat eine Anzahl Kriegsschiffe ür China gebaut, welche allen Anforderungen an die Schiffsbaukunst der Neuzeit genügen und China in den Stand setzen, mit den seefahrenden Nationen der Erde den Weltkampf auf dem Ocean zu beginnen. Bisher hielt China auch im Schiffsbau an seinen alten Uederlieferungen fest, aber die feindliche Berührung mit den europäischen Mächten hat di« Chinesen zu der Erkenntniß geführt, daß da« System der Abschließüng von den übrigen Völkern der Erde sich ohne Gefahr für de» Bestand China« nicht länger aufrecht erhalten läßt und deshalb sind sie au« ihrer Zurückhaltung heraus zetteten und sind gegenwärtig bemüht, ihr Krieg-we^n und ihre Seemacht zeitgemäß umzugestalteu. Der letzte Krieg mit Frankreich bezeichnet in dieser Be Eichung einen Wendepunkt für die Entwickelung Chinas. Die Eroberung von Sontay, Bacninh und anderen festen Plätzen durch die Franzosen hat bewiesen, daß die chinesischen Festungen auch den bescheidensten Anforderungen an Widerstandsfähigkeit nicht genügen und wenn auch die Küstenbefestigungen von Zutschu schon eine gewisse Aehnlichkeit mit europäischen Be- estigungen hatten, so ließen sic doch immer noch sehr viel zu wünschen übrig und machten eS dem französischen Admiral leicht, den Chinesen empfindlichen Schaven zuzusügen. Ter französisch-chinesische Krieg ist wesentlich zur See entschieden worden, während zu Lande die Schwierigkeiten, welche Boven- beschaffenheit und Klima den Angreifern darboten, erst nach längerer Zeit hätten überwunden werden können. Für die Beurtheilung der wahren Sachlage, welche m Frankreich durch den Krieg mit China erzeugt war. erwies ich der Vertreter China- bei der französischen Republik, der sogenannte Marquis Tseng, von unschätzbare» Werthe. Seine Berichte bestärkten den Tsung-Li-Namen (das aus wärtige Amt in Peking) in seinem Widerstand gegen die fran zösischen Forderungen, und ihm war c« hauptsächlich zu ver danken, daß der Krieg mit einem moralischen «icge China« schloß, denn Chma trat weder Land ab. noch zahlte e« Kriegs entschädigung. der ganze Gewinn, welchen die Franzosen davon trugen, waren einige chinesische Grenzsestungen uud die Freiheit, sich mit denTonkinesen und Anamiken so lange berumzu schlagen, als e« ihnen beliebt. Die Geschicklichkeit de« Maroni« Tseng und der beiden Diplomaten, welche da- himmlische Reich nach einander in Berlin vertraten, Li-Foi>g-P«v und Hiü-Ching-Cheng, brachte es dahin, daß die chinesische Regierung allmillig Klarheit über die Mängel gewonnen hat, welche semm «ilitamschen Einrichtungen zu Lande uud zur See noch aahaften. Sie hat eingesehen, daß e« mit dem Ankauf von Krupp'schen Kanonen und Hinterladern, mit der Bestellung Von Kriegsschiffen und der Erlernung ihrer Führung allein nicht gethan ist, sondern daß die chinesische Armee und Marine einer gründlichen systematischen Umschaffuug bedarf, wenn China gegen die Gefahren der Zukunst den nölhigen Schutz erhalten soll. Tie drei genannten Diplomaten haben in der Verbreitung richtiger Vorstellungen in China über europäische Verhältnisse mehr geleistet, al« alle ihre Vorgänger zusamniengenoniinen und besonder« ist e« Marquis Ticng, welcher, mit scharfer Beobachtungsgabe und UnlerscheidungSvermögen für das Wesentliche ausgerüstet, mit Erfolg bemübt gewesen ist, seinen Aufenthalt in Europa für seine Landsleute nutz bringend zu verwerlhen. Wie er der rechte Mann war, um den Widerstand China« gegen Frankreich anzuseuern und im Schwünge zu erhalten, so erkannte er auch die große Bedeutung de« Fürsten Bismarck für die Ent Wickelung der gesammteu politischen Verhältnisse auf der ganzen Erd« und die Schwere de« Gewichl«. welche» Deutschland al« Macht in di« Waagschale zu werfen hat. Bevor Tseng Europa verläßt, hat rr sich nach Kisiingen de geben, um den leitenden deutschen Staatsmann persönlich kennen zu lerne« uud dann hat er den deutschen Kronprinzen in Pot-dam ausgesucht, um die empfangenen Anregungen an maßgebender Stelle zu ergänzen und praktischen Zielen zu- zusühren. China kann selbstverständlich Deutschland nur vom GesichtSpuncle de» Schüler« au« betrachte», wenn der asiatischen Macht auch in Zukunft ein« hervorragend« Rolle sicher bleibt. Vorläufig ist e« für China von größtem Interesse, zu erfahren, welche Anschauungen über seinen Berus al» asiatisch« Großmacht an leitender Stelle in Deutschland herrschen. Der Krieg zwischen China und Frankreich bat China darüber belehrt, wie peinlich man in Europa die Pflichten der Neutralität erfüllt. Die vom Vulkan er bauten chinesischen Kriegsschiffe haben Jahre lang im Kieler Hasen gelegen, ohne daß China darüber veriügen konnte, erst der Fri»den«schluß hat dl« Schranken geöffnet, welch« I die chinesischen Kriegsschiffe in Deutschland zurvckbielten. I China Hai sch» >«a««««t für die nächsten Jahrzehnt« haupl- ' süchüch «ff Hs, Erüffmmg »amr Verkehrswege z, richte« «nd in bester Linie hal e« die Wasserstraße in« Auge zu fassen. Der Benretcr China« in Deutschland, Hsü-Thing-Cheng. war bei der Frier in Bremen zugegen, welche au« Anlaß der Ab fahrt de« ersten deutschen fubventionirten Postdampfer» nach Ostasien begangen wurde. Er war sich der Bedeutung dieser Feier für die HanvelSbeziehunzen zwischen Deutschland und Chrua wohl bewußt und gav diesem Bewußtsein in wohl gesetzter Rede AuSvruck; diese Beziehungen sind von unberechen- varer Entwicklung«sähigkcil und zwar um so mehr, al- auf beiden Seilen der ernste Wille vorhanden ist, sie aus» Beste auSzunutzcn. Für da« Berhältniß zwischen China und Deutschland ist da» Vertrauen entscheidend, welche« China Dculschlanv ent gegendringt, daß diese Macht weit entfernt ist von den» Ge danken, China« Unersahrcnheit aus politischem und vvlks- wirthschastlichem Gebiete zu dessen Schaden auSzubenlcn. Die chinesischen Staatsmänner, welche in Berlin beglaubigt waren, haben hinreichende Gelegenheit gehabt, die Uncigcnnützigleit der deutsche» Regierung zu erkennen. Wenn wir China mit Rath und Thal unterstützen können, damit e« die Höbe der Entwickelung erreicht, deren e« fähig ist, so ist diese Bereit willigkeit stet« vorhanden, aber wa« die deutsche SlaalS- leituog in dieser Beziehung gewährt, geschieht nicht aus Kosten der berechtigten Interessen China«. Die Weslasrikanische Consercnz in Berlin ist der beste Werlbmesser für die Ab sichten, welche Deutschland al« colonisireude Mackl verfolgt. China hat von Deutschland niemals Schädigung, sondern Förderung zu erwarten. Diese Ueberzeugung war e« auch, welche die Schritte Tseng'« Pot-dam lenkte. nach Kissingc» und nach Leipzig, 3. August 1886. die Persönlichkeit de in Berlin noch nicht v«u Botschafter» übliche Anfrage, ob gewählten Diplomaten genebm wäre, ergangen. * Zum Antrag von Ham wer stein schreibt die »Natio nalliberale Correfpondenz": Während sich einerseits die Zustimmunaserklärnngeu mehren welche mau durch rege Agitation in evangelisch-orlhodoxen Kreile» dem Antrag von Hammerstcin zu verschaffen weib. zeigen sich audererseiis Symptome, au« denen sich genauer erkennen läßt, welche Grenzen dieser Bewegung gesteckt werden dürsten. So wurde aus der Bezirksiynvde zu Buer,-die 11 lutherische Gemeinden der Kreise Wiillaqe und Melle in Hannover umfaßt, von einem Kirchcnralhs- Vorstand beantragt, eine Zustimmnng-erklärnog zum Antrag Hammer- stein zu erlassen, der Antrag aber aus den Einwurs des General- nperiuieudenlcn und Mitgliedes des LandesconsistoriumS in Hannover I)r. Düsterwick, datz solche kirchenpolitischen Anträge nicht in die Synvdc gehörten und der Beurtheilung, namentlich de« beaniragen- de» Kirchenvorstaudes, nicht unterlägen, abgelebnt. Auch in der Lyiivde zu Bielefeld erhob der anwesende Grneralsuperintendent Nebe heiligen Äideripruch gegen eine derartigeZusliininmlgSerkläruiig, welche allerdings trotzdem beschlossen wurde. Diese Vorgänge erweisen, daß die der Hciuiiiierste»>)chenAgitalioozuGrunde liegenden kattioI>i'chii>Niischau- ringr» noch keineswegs von der evangelischen Geistlichkeit in Preutzen als solche getheilt werden. Sollten unsere hockkirchlichea Heißsporne in ihren Bestrebungen, nach dem Muster der katholischen auch eine evangelische Hiersrchie zu schaffe», auch noch weitere Gefolgschaft gewinne», so glauben wir dvch. daß die Mehrheit unserer Geistliche» über das durch ihr Wesen bediugle Verhältnitz der evangelischen Kirche zum Staat klar genug denkt, uni nicht mit in den Ruf nach „erweiterter Selbstständigkeit" eiuzustimine». Die Haltung dcS obengenannten I)r. Düsterwick in dieser Frage bringt die „Kreuzzeiinug" aus die Vermullmng. datz sich in de», Landes. Tousistorium zu Hannover die Ansichi und Absicht finde, womöglich aus der hannovcrschen Landeskirche leine Zu stimmungen zum Hammerstcin'schen Anlragc hervorgchen zu lassen. „Ob diese Absicht erreich, wird", fährt das Aialt fort, „ist noch »ich! zn sagen, jedeusalls stehen wir hier vor einer nicht ganz unerheblichen inuerkirchlichen Schwierigkeit. Indessen ist es Loch diel besser, daß diese Sckiiv erigkcit sogleich alV gemein bekannt, ruhig gewürdigt und in rechter Weise überwunden werde. Wir vertrauen zu einem große» Tyeile unserer Geistlichkeit, daß sie, unbeirrt durch die Zurückver weiiuug auf ihren angeblich nicht hinreichend legitimirien, ortheiis- unsähigcu Standpuuct, die gröbere Freiheit »nd Selbständigkeit der Küche dennoch anftreben und an ihrem Theile befördern werde." Sehr bezeichnend für die ganze Bewegung ist, daß der Gemeinde» dabei auch nicht mit einer Silbe gedacht wird. Getreu dem katlw- lische» Vorbild beschließt man die Sach« im engeren Rathe der Kleriker, und setzt dabei voran», daß die geduldige Heerde anch hierin dem Hirten folge» wird. Wenn die Herren dabei nur nicht die .'.llcroiug!» sehr lehrreich" Ersil ruiig machen müsse», daß eine katho lische ui.d eine protestantische KircheirgememLe zwei gruudvcr- schiedenc Dinge sind und daß sich ans h.escin Gebiete eine Uni Wandlung schwerer vollzieht, ai» in gewisse» Pastoralen Kreisen. Der „Siücker'sche Rcichsbote' nimmt zwar nach gewohnter Art den Mund sehr voll und verkünde,: „Wenn sich Preußen nicht die Sym- rathie der evangelische» Bevölkerung Deulschlnnds verscherzen will, o mutz cs der evangelischen Kirche eine der katholische» Kirche ent- 'prccheiide Selbstständigkeit gewähren. Nick't bloß iv Preußen, sonder» auch in Süddculjchtaud bat, wie wir aus Zuschriften von dort er sehen, die Berschiedeliartigkeit, mit welcher mau die katholische und die evangelische Kirche behandelt, einen sehr ungünstigen, peinlichen Eindruck gemacht". Dem gegenüber mutz man nun fragen, hat man denn diese .Lerschiedenartigkeit" erst jetzt entdeckt? Besteht dieselbe , vorzüglich was den itervuü rorum, den Äeldpunct, anbetrijst, nicht schon länger, als sechs Jahrzehnte, und ist in der Zwischenzeit zur besseren Dotation der evangelischen Kirche nicht viel, sehr viel geschehen? Warnm be- ftnnt unseren orthodoxen Geistlichen ihr Verhältnitz zur staatlichen Macht, das doch durch Luther und seine Reformation begründet und durch eine 300jährige Geschichte saiicttoniri wurde, erst jetzt ei» drückendes za werde»? Wir glauben, ein Theil unseres evangelischen Klerus hat in dem Culturkawps zu viel von seinem kattiolijchcn College» augenommen, und so wird man unwillkürlich von Nene,» an das alte Wort erinnert, datz jeder protestantische Pfarrer am liebsten selbst ein kleiner Papst wäre. Aus der Synode zu Bielefeld ist das gewichtige Wort gefallen: „Die Lage ist derariig, datz dia Steine schreien mützlea, wenn die kirchliche» Vertretungen, welche gegenwärtig tagen, schweige» wollten. Es wird eine Bewegung in dem cvangelischen Volle entstehen, die auch die Leiter der Kirche nöthiqen wird, mitzugehen". Waricn wir die Sache ruhig ab Wir könnten uns allerdings eine mächtige Bewegung im evaugelischen Volke denken, sie mutzte aber eine geistige, und nicht, wie die gegenwärtige, eine finanzielle Richtung einschlagen. Bei einer Besprechung der vielerörterten Aeußerungeii des Professor Schmoller über die akademische Frei heit und die Auswüchse de« studentischen Lebe»« bemerkt die „Norddeutsche Allgemeine Zeitung", insbesondere wa« de» vvriviegeiik gegen die Hörer der juristischen Facultal gerichteten Vorwurf der Faulenzerei betrifft: „Andererseits wird man doch auch ganz allgemein zu der Frage gedrängt, ob denn die Schuld nur aus Seiten der zum Lernen, oder u.ckl zum Theil auch aus Seite» der zum Lehren Berufene» liegen möchte. Die Lust ;uu> Lernen wird mit der Anregung zum Denken gegeben, welche von dem Docenlen auSgehen muß. Mit Recht äußerte sich daher auch der be- rübmte RcchlSlchrec Pnckta in der Einleitung zu seine-, .Institutionen" in dein Sinne, daß die Erfindung der B»cb Vruckerkunst für die Ilniversilätsstudien dann betciitungslos erscheine, wenn in den Evllegien nur vorgetragen werde, was bereit« im Drucke Jedermann zugänglich sei. Wir habe» i.>ceß Gottlob »och bedeutende Universitätslehrer auch in den juristischen Facultätcii, welche ihr Auditorium zu fesseln uud anzuregen verstehen." Zum Scbluß sagt da« Blatt: „Wir resiiinire» uns aber gleichwohl nicht dahui, baß da« sludennsche Leben, wie es sich m Deutschland entwickelt dal, in jeder Hinsicht lobenSivcrik sei: wohl aber erklären wir un« dafür, daß man der akademischen Freiheit und Dem. was der deutsche Student darunter versteht, keinen solchen Zwang anthun soll, welcher mit den Verirrungen auch den idealen Schwung ersticken könnte. * Au« Baden wird un» geschrieben: „Die Ankunst des Erzbischof« Nov«, welche in einigen Wochen erfolgt, wirst bereit» ihre Schatten voraus. Nach Allem. waS über den neuen Kirchensürsten verlautet, ist derselbe versöhnlich und wird den Hetzern da« Handwerk legen, und da haben denn unsere Ultramontanen e« angezeibt gesunden, bei Zeilen andere Saiten auszuziehen. In einer dieser Tage in Offenburg ab- gebattentl, außerordenllichen Generalversammlung der Actien gesellschaft Badenia, der Eigenlbümerm de« größten badüchen uttramonlanen Kampsblalte« „Badischer Beobachter", »abin man einstimmig folgende Resolution an: ..Die außer ordentliche Generalversammlung der Badenia spricht die ein , mütblz« bestimmte Erwartung auS, daß in de» katholisch » Ber itt * Die Entsendung eine« außerordentlichen päpstlichen Vertreter« znr Teilnahme an der Heidelberger Jubel feier hat in Berliner Regierung-kreisen einen ausgezeich neten Eindruck gemacht; man erblickt darin einen neuen B«' weis Ver Versöhnlichkeit und de« Entgegenkommen« des Papstes Leo XIII. und schlägt ihn um so höher au. al« die Universität Heidelberg seit dielen Jahrzehnten einen ausgeprägt proteslan tischen und deutschnationalen Charakter trägt und manche ihrer Lehrer Führer im kirchenpolitischen Kampfe der jüngsten Zeit waren. Dieser bemerken«wertheSchrittde«PapsteSvera»schaulichl deutlich die groß« Wandlung, die seit Kurzem in den Be zi Hungen de» deutschen Kaiserreich« zur Curie emgettelc» ist, nnd girbt einen Maßitab dafür, wie weit die Berstänbigung zwischen den beiden Theilen bereit« gediehen ist. Auch im Cenlrum-lager wird man die Bedeutung diese« neuen Zeichens der Zeit gewiß zu würdigen wissen * Der auch von un« mitgetheilte Bericht der „Kölnischen Zeitung" au« St. Petersburg „Die Verstimmung der russische» Gesellschaft gegen Deutschland" hat iu den weitesten Kreisen Beachtung gesunde». Es wird darüber dem genannten Blatte auS Berlin geschrieben: Diese russische Versliminuug ist seit langer Zeit hier mit Bedauern beobachtet worbe», und es wird gewiß nur eine Lust- reinigung zur Folge haben, wenn diese Beobachtung einen so ruhigen und unbefangene» Ausdruck findet, wie es von Seiten ihres Petersburger Berichterstatters der Fall geweszn. Unbegreiflich ist, wie die Russen als Grund ihre» Hasses eine angebliche lludankbarkeil DeutichlaudS Rußland geqeuüber angcben können, wenn es auch nicht zu leugne» ist, daß das leider seit langer Zeit nur zu häufig und in immer verschiedenartigeren Wendungen geschieht. Wer die letzten Ereignisse nur mit einigermaßen wachem Auge verfolg«, wer insbesondere »och die letzten Loiigretzve: Handlungen in klarer Erinnerung hat, dem erscheint cS säst unmöglich, datz ein unter- richteter Russe die« glaubeu kann. Man will sich in Rußland für den Haß die Berechtigung, die nicht vorhanden ist, künstlich schaffen, Deutschland kann eher über russischen Undank gegen die vollständig hingebende Unterstützung klagen, welche eS dn, russischen Wünschen aus dem Berliner Tongrcß geleistet bat. Schon die Bcrusung des Congresses überhaupt erfolgte ausschließlich aus Rußlands Wunsch, und der Reichskanzler, der damals eben an schwerer Krankheit ge litten halte, wurde aur durch den ausdrücklichen Wunsch Kaiser Alexander'- II. bestimmt, sich trotz seines leidenden Zustandes aus die Berufung und den Borsitz des Congresses e»,zulasten. Aus dem Longretz ist kein einziger russischer Anirag gestellt worden, der nicht von Deutschland unterstützt worden wäre, und man dars eS wohl al« zweifellos bezeichnen, daß diese Unierftützung Rußland selbst dann zur Seit« gebliebea wäre, wenn die russische» Vertreter weiter- gehend« Anträge gestellt hätten, als geschehe» ist. Tntz Rußland sich zu solchen weitergebende» Anträgen nicht entschlossen hat. kann der deutschen Politik doch »icht zur Last gelegt werden. Die Nachgiebigkeit der rujsijche» Politik hatte keineswegs ihren Grund in einer Ablehnung Deutschlands, sie zu unterstützen, sondern ledig- lich in der Abneigung Rutzlands, sich in einen Kamps mit England einzulaffen, nachdem di« während des Kriege» gebotene Gelegenheit, Konstantinopel zu besetze», von den Russen versäumt worden war. Deutschland hat aus dem Longretz Lord veaconsfield gegenüber einige der russischen Forderungen mit schärster Entschiedenheit und mit der Drohung, den Congretz abzubrechcn. wenn England nicht nachgebe, durchgcsetzt. Von keiner anderen Seite hat Rußland aus dem Congreß eine ähnliche Unterstützung erhalten, und wenn es sie erhielt, so verdankt es dieselbe dem deutschen Einfluß aus andere Mächte. Wen» nun trotzdem anstatt der Anerkennung, welche die deulsche Politik auf dem Lougretz von Rußland zu erwarten de rechtigt war, gleich nach Beendigung de« Congresses unter Leitung des Fürsten Gortichakoff und unter Begünstigung aller Organe der Regierung die deutsche Politik der Gegenstand der heiligsten A» sechiunqen und Drohungen i» der russischen Presse wurde, io mntzie diese Erscheinung bei den Leiter» der deutschen Politik de» E „druck einer ähnliche» Undankbarkeit machen, wie sie ciwn Rußland zur Zeit des Krimkrieges Oesterreich gegenüber empfunden hat. Die Bitterkeit der Empfindungen der Deutichen über diese Vorgänge hat sich indeß iu keiner andern Weise bemerkbar gemacht als in einer Lcrmindernng de- Vertrauens auf v>e Zuverlässigkeit der ruistschen Freundschaft »ad in einer größeren Borsicht der deutschen Politik im Hinblick onf solche Möglichkeiten der Zukunft, in welche» man au russische Freundschaft sonst hätte rechnen können. Deuischland ist durch die damalige» Erleduisse veranlaßt worden, seine Beziehungen auch zu andern europäische» Mächten mit gleicher Sorgfalt zu pflegen wie die zn Rußland, weil es nicht mehr mit derselben Ent schiedenheit wie früher aus dos Wohlwollen seiner östlichen Nach- barn rechnen darf. * Al« Nachfolger de« Herrn von Courcel iu Berlin ist Herr Lesüdr« de Behaine genannt worden, der unter Benedetti in Berlin al« BotschciftSratb sungirte und in den damaligen Verhandlungen als Vertreter Benedetti'« die famosen Eröffnungen geneachl hat. Weiler hört man Herrn Cambon nennen, der sich bei der Annerion von Tunis her vorthat. Auf der anderen Seite erhält sich da« Gerücht, daß Herr v. Courcel, der io Berlin ein seltene« Vertrauen ge nießt, sich doch noch bestimmt fühlen Ibinile. sein Entlassung«- ^ ^ gcsuch zurückzunehmen. Jedenfalls schweben nach Allem, wa« I Blätter» unseres Lande« die ausrichtige Stimmung der zu erfahre» ist, dm Verhandlungen Uber di« Persou srmes I sohnuug burchgreise, um r« iu gemäßigten Formen, aber Nüch1»l-«r4 noch, und ist insbesondere die bei der Erueumwg' entschiedener Betbätigung der bewährten Grundsätze der kalho-
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