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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 05.09.1886
- Erscheinungsdatum
- 1886-09-05
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188609055
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18860905
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18860905
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1886
- Monat1886-09
- Tag1886-09-05
- Monat1886-09
- Jahr1886
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 05.09.1886
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248. Erste Seilage M Leipziger Tageblatt mb Anzeiger. Sonntag den 5. September 1886. 8V. Jahrgang. Jur parlamentarischen Lage. ** Berlin. 3. September. Die in der „Norddeutschen Allgemeinen Zeitung" angekündtgte Einberufung de» Reichs tags wird in der Presse bereits mehrfach erörtert. Di« „National-Zeitung" ist der Meinung, daß die Einberufung für Ende September zu früh wäre, während ihr der Termin, bis zur Mitte beS Oktober oiuan-geschobin, besonder» günstig erscheint. Dabei wird von der irrtümlichen Voraussetzung auSgegangcn, alS ob cS sich bereit» um die definitive Ein berufung zur ordentlichen Session handle. Nach unseren zuverlässigen Informationen ist va< keineswegs der Fall. ES soll vielmehr tatsächlich nur eine außerordentliche Session von kurzer Tauer statlfinden, und als einzige Vor lage der spanische Handelsvertrag den Reichstag beschäftigen, lieber die Einberufung deS Parlaments zur letzten ordent lichen Session ist noch gar kein Beschluß gefaßt, ebenso wenig über den Beginn der Arbeiten de» preußischen Land tag«. Wir haben niemals die vielen Unzuträglichkeiten ver kannt, welche sich au» dem gleichzeitigen Nebeucinandertaaen der beiden Parlamente ergeben, welche« in unangenehmster Weise sich nicht nur für die Abgeordneten und die deutsche Presse fühlbar macht, sondern auch auf da» große Publicum nicht ohne nachteiligen Einfluß bleibt; aber so oft von un- und von anderer Seite diese Frage auch schon erörtert worden is^so waren wir doch gezwungen zuzugebcn, daß selbst bei a Eiligem guten Willen und Entgegenkommen eine wirkliche Allplse dieses Notstandes einstweilen noch nicht abzusehen ist. HtzvaS wäre allerdings schon erreicht, wenn eines der beiden ^clamente statt in der zweite» Hülste der November bereit» rtse Oktober zusammenträte, da alsdann wenigste»« die Zeit «^-/Ncbeneiuaiidertagcllö um mindestens einen Monat verkürzt würbe: aber wie gesagt, zur Zeit handelt e» sich nicht um diese Frage, da der Reichstag eben zu einer außerordent lichen Session einberusen wird. Was den nächsten ordentlichen Reichstag betrifft, so haben wir wiederholt darauf hingewiescn, daß diese von be sonderer Wichtigkeit ist, einmal weil eS dir letzte Session der gegenwärtigen Legislaturperiode ist, sodann aber auch weil der Ablauf deS SeptennatS die Verhandlungen über den Militair- ctat, bezw. die Präsenzstärke de« HecreS, wieder in den Vorder grund rückt. Man wirb sich erinnern, daß baS vorige Mal Herr Rickert mit dem größten Nachdruck für das Septennat gegen Herrn Richter auflrat, welchem er jetzt sich völlig untergeordnet hat. Da im Reichstag der .Freisinn" mit Ecntrum, Socialdemokraten, Polen, Elsässern rc. die Mehrheit bildet, und die Ultramontanen nicht nur vom Freisinn in jeder Weise umworben werden, so»deru auch that- sächlich von ihm wiederholt Unterstützung gesunden baden, darf man auf die diesmaligen Beziehungen beider Parteien besonder» gespannt sein. Freilich wird ein, wenn auch nur geringer Theil deS CentrumS, trotz aller Ableugnungsversuche der .Germania", sich diesmal nicht mehr so unbedingt der Führung deS Herrn Windthorst unter werfen al« bisher. Aber immerhin werden die Conser- vativen und die Mittelparteien fest Zusammenhalten müssen, um die Lage der Regierung nicht zu erschweren. Zu berücksichtigen bleibtauch, daß die bevorstehende ordentliche Session al» die letzte der Legislaturperiode, wie eine lange Erfahrung lehrt, von vielen Parlamentariern benutzt wird, um im Parlament, nicht gerade zur Förderung »nd Abkürzung der Debatten. „Wahlreden" zu halten, welche sich keineswegs an die Abgeordneten richten, sondern für das Publicum außer halb de» Reichstag» berechnet sind. — WaS im Uebrigen die zu erwartenden Vorlagen betrifft, so beruhen alle m den letzten Tagen durch die Presse gegangenen Mittheilungen lediglich auf Vermuthungen, und besonders die von „frei sinniger" Seite gebrachte Meldung, daß sofort ein neuer Branntweinsteuerenlwurf eingebracht würde, ist nicht begründet. Fürst B'Smarck war und ist in den letzten Tagen lediglich durch die auswärtige Politik in Anspruch genommen und baden weder längere Sitzungen deS Slaatsiuiuisterium«, noch Conscrenren mit den NeichSstaatSsecretaircn in den letzten Tagen stattgesunden. HI-6. Berlin» 3. September. Wer noch einen Zweifel daran haben kann, daß der sogenannte FriedcnSschluß zwischen Preußen und dem Papst auf die Kampfesstellung deS Ultram ontaniSmu» in Deutschland ohne wesentlichen Einfluß bleiben werde, der hat sich nunmehr durch die BreSlauer Generalversammlung der deutschen Katholiken überzeugen lasten können. Rückgabe der Schule an die Kirche, Wiederzulassung der Jesuiten in Deutschland — daS ist die Losung, mit welcher die Ultramontanen alle Zugeständnisse und Opfer der preußischen Regierung beant worten. Nach unserer Ueberzeugung ist ein Nacbgebcn gegen über der einen wie der anderen dieser Forderungen für einen paritätischen Staat eine baare Unmöglichkeit, und wir werden unS in dieser Ueberzeugung nicht beirren lasten, so lange wir nicht da» Gegentheil erleben. Um so selbstverständ Ucker aber erscheint un», daß die CeutrumSpartei zur Regierung auch in Zukunft eine feindliche Opposition» stellung einnehmen wird. Man kann sich freilich der Hoffnung hingeben, daß bei demnächstigen Neuwahlen das katholische Volk die kampflustigen ultramontanen Führer Verlusten werde, wie man ja bi» zu einem ge- wissco Grade eine solche Erfahrung bei den letzten badischen Landtagswahlen in der That gemacht hat. Jedenfalls wird man sich aber da sehr vor Enttäuschungen hüten müssen. Wir wollen auf den .stürmischen Beifall", mit welchem die Tausende der BreSlauer Versammlung den weitestgehenden Forderungen zugejubelt haben, nickt allzu viel Gewicht legen, aber Niemand wird verkennen, daß diese Forderungen in den weitesten Sckichten de» katholischen Volke-, wie eS heute ist, einen populären Klang haben. Von der Schule ist dies ganz zweifellos, und wa» die Jesuiten anlangt, so befinden sich Diejenigen in einem starken Irrthum, welche die ehemalige Abneigung weiter Kreise der katholischen Bevölkerung nicht allein, sondern auck der Psarrgeistlickkeit gegen die schwarzen Väter einfach aus die Gegenwart über tragen. Die Zeiten haben sich geändert, und nicht am wenigsten hat dazu, was Deutschland anlangt, der preußische „Culturkamps" beigetragen. Wir halten daher für sehr wahr scheinlich, daß eine erneute Agitation de» UltramontaniSmuS im Geiste der BreSlauer Versammlung dem Ecntrum die alten Wählermasten «»geschwächt wieder zusühren wird. Manche möge denken, ein Machtwort deS Papste» könne da» leicht Verbindern — und da» wäre unsere» Erachten» der ärgste Irrthnm. Gewiß, der gegenwärtige Papst wird sich seiner seits hüten, daS einmal hergestellte gute Berhältniß zu der starken europäischen Centralmacht durch Erhebung schlechtweg unerfüllbarer Forderungen wieder zu gefährden. Möglich auch, daß ihm daS Treiben der Herren Windthorst und Gcnostcn recht iliiaiigcnehin ist. Aber jenen Forde iungen offen entgegenrutreten, ist er gar nicht in der Lage. Die »culiche Belobung der Jesuiten ist in dieser Beziehung lehrreich genug gewesen. Außerdem ist ja kein Zweifel, daß man im Vatiran, al» der päpstliche Segen an die BreSlauer Versammlung ertbeilt wurde, recht wohl wußte, was und wie dort verhandelt werden sollte. Auch von een, der Fuldaer Bischoi'Sversammlung angedichteten sriedliche» Geiste ist in BreSlau nicht» zu verspüren gewesen. Muß man nach alledem aunehmen, daß eS mit dem Centtu« auch nach dem .FriedrnSschluß" ganz beim Alten bleiben wird, so sind wir weit entfernt, unS in wohlfeilem Spott über eine .Niederlage" der Regierung zu ergehen, von der mit Rücksicht aus da» letzte Kirchengesetz billiger Weise überhaupt nicht gesprochen werben kann. Aber daS meinen wir aller dings: Die jetzt gemachte Erfahrung sollte endlich ausreichend ein, um den lahrelangen Irrtbum der Regierung endgültig zu beseitigen, al» ob eine ersprießliche Reichspolitik jemals auch uur mit dem- bescheideuste» Maße von Sicherheit auf die reuudschas» de« Eentrum» gestützt werden könnte. Sachsen. Leipzig, 4. September. Die John-Stiftung vom .August 1863 veröffentlicht in der „Deutschen Turnzeitung" ihr« RechnuugSadschlusfe pro 1883, 1884 und 1885. Wa den vom Jahre 1885 anlangt, so betrug die Einnahme der , iauptcasse 1035.79 die Ausgabe dagegen 1093.2V l m 1. Januar 1885 betrug da» Vermögen 13,292.59 oder gegen da» Vorjahr mehr 152.89 ^ Dasselbe ist in »«tragende« Papieren angelegt. Im Jahre 1886 iad Pensioae» zu zahlen an 8 Turnlehrer, 9 Wittwen und l Waise mit inSgesammt 274 Antheilea L 3.10 Der Rechnungsabschluß der HilsScasse zeigt in Einnahme 796.16 in Ausgabe 379.90 mithin einen Bestand von 418.26 ^ Unterstützt wurden aus dieser Casfe ein Turnlehrer mit 50 drei Turnlehrer mit je 40 und vier Turnlehrerwillwcn mit je 40 -E, zusammen mit 870 ^tk Der Vorstand der Stiftung besteht au» den Herren vr. Ferv. Goetz in Lindenau» Leipzig (Vorsitzender), Direktor Do. I. G. Lion-Leipzig (Geschäftsführer), RechlSanwalt Vr. Zenker-Leipzig, Joh. Mau-Berlin und Director Waldemar Bier-DreSdrn. Tie diesjährige Sitzung de» Ausschusses der deutschen Turnerschast findet in den erste» Tagen de» Oktober statt. Etwaige Anträge für dieselbe sind bis 15. September an den Geschäftsführer, Herr» vr. Ferd. Goetz-Linbraau-Leipzig, zu richten. * Leipzig, 4. September. Bei der diesjährige», am 1. September erfolgten Bertheilung der Rätzsch-StiftungS- irämien erhielt der Oberprimaner de» Thomasgymnasiums iuch» die zweite Prämie im Bettage von 40 ^>k Die Zrämicn (jährlich 4) werden verliehen an Stenographie» chüler (GabelSberger'- System) für besonder» tüchtige Leistungen. Geil Hain, 2. September. In den gestrigen Abend« iundcn stürzte da» 17 Jahre alte Dienstmädchen der Freiberg'schen Eheleute, einer eilenden Feuersäule gleich, am wnzen Körper brennend, aus die Straße nach dem in der )kähe befindlichen Brunnen, woselbst die Aermste von hinzu kommenden Leuten mit Wasser iibergossen und somit die Flammen gelöscht wurden. Da» unglückliche Mädchen hatte eine Petroleumlampe neuer Constructioa entzündet und mar zedensall« nicht recht mit der Befestigung de» Brenner- vertraut, denn al» sie die Einsatzlampe, am Brenner fastend, m da» Lampengestell setzen wollte, löste sich der untere, mit Petroleum gefüllte Theil, daS Petroleum ergoß sich entzündend über den Ladentisch. Bei dem Versuch, da» Feuer zu löschen, war die BedaucrnSwerth« mit den Kleidern den Flammen zu nahe gekommen, diese hatten Feuer gefangen, wodurch da« unglückliche Mädchen, namentlich an den Beinen, am linken Arme und Hinterkopse schwere Verletzungen erlitten hat. — Die Vorfeier des SedantageS im Mosella-Saal« zu Chemnitz erhielt dadurch ein besonderes Intereste, daß sich der NcichsrathSabgeordnete vr. Knotz aus Lcipa in Böhmen eingesunden hatte und eine zündende Ansprache hielt, an deren Schluß e« heißt: Der nationale Gedanke, jene» Be wußtsein, daß über 40 Millionen Deutsche mit ihnen sympa thifiren. stärkt den KampseSmuth der Stammesbrüder in der alten Ostmark. Und sie bedürfen wahrlich solcher Freund schast, denn zum Lohne dafür, daß sie im KriegSjahr 1866 ohne Murren jede politische Gemeinschaft mit den Stämmen NordbcutschlanbS ausgegeben haben, sucht man jetzt aus der alten deutschen Ostmark ein Bollwerk gegen deutsche Cullur zu schaffen! Sprach doch ein hervorragender Abgeordneter unverhohlen aus, daS Berhältniß Oesterreichs zu Deutschland ruhe aus wenigen Auge», und wenn diese einst geschloffen sein würden, werde eine Situation eintreten, wo die Deutschen BölnuenS daS Bollwerk zu bilden hätten gegen die germanische Raste. Daher ist «S der innige Wunsch allerDeutschnalionalen Oesterreick», baß das Berhältniß diese« Staate» zum deutschen Reiche auf staatsrechtliche Grundlage gestellt werde, damit, dieser Bund nicht den jeweiligen Bestrebungen der Ueberzahl aufgesetzt sei und die jeweiligen Regierungen nicht daran rütteln können. Und wie bezeichnet man diese» Strebe»? Als Hochverräther brandmarkte man seine Träger. Um so wohlthuender wirke» nach Ausführung des Redner» jene Sym- pathicbezcigungen seilen» der Deutschen in, Reiche, und beson der» der Stadl Chemnitz zollte Redner Anerkennung ob der Förderung, welche sic den, Deutschen Schulverein auge- deihen läßt. Der gewaltige Gegensatz zwischen Deulschthum und Slawcnthnm läßt eS »n Interesse der deutschen Nation er scheinen, kein Fleckchen Erve den Gegnern auszuliesern. denn daS Czechcnthum benutzt jeden Anlaß, da« FreundeSbündniß zu lösen. Um so mehr ist der große Sedanlag auch für die Deutschösterrcicher «in Tag hoher Weihe, denn er mahnt sie an da«, wofür sie mit unS dereinst gemeinschaftlich gelitten und gestritten haben Staatlich getrennt, möge da» Reich in der nationalen Richtung geeint sein und ewig bleiben ein einig Volk von deutschen Brüdern! Sachsen hat zuerst ein Auge geworfen aus die Lage der Deutschen in Oesterreich. Möge diese« innige FreundschastSbündniß zwischen Deutsch-Oesterreich und Sachsen nur inniger und inniger werden! Möge da» Gefühl der Zusammengehörigkeit nie und uimmer gelockert werden, so schloß der geehrte Redner, komme, waö kommen wird; da» liegt in Ihrem und unserem Interesse. Und. wenn ich schließe, glaube ich Ihren und unseren Intentionen am besten zu entsprechen, wenn ich anSrufe: DaS deutsche VolkSthtt», lebe ohne Rücksicht auf politische Grenzen, so weit die deutsche Zunge klingt! Dieser begeisternde Ruf fand tausendstimmigen, begeisterten Widerhall seilen« der Fest« verfanimlung. Waldenburg, 3. September. Hier herrscht feit einiger Zeit in der städtische» Wasserleitung ein namentlich in de» höher gelegenen Stadttheilen sehr empfindlicher Wassermangel; cS mußten deshalb stellenweise die Druck ständer geschloffen werden und die Steuerzahler jener Stadt- Iheile ihr Master weil herholen. Ob der Uebelstand durch die trockene Witterung allein oder durch mangelhafte Anlage der Leitung oder durch Fehler in der Verwaltung derselben insbesondere durch Verbrauch de» Wasser» bei mehreren Neu bauten und beim Bierbrauen und durch Verschwendung Einzelner bewirkt ist. darüber sind die Meinungen getheilt. Alle» hofft auf ergiebige Regengüsse. * Planen. 3. September. WaS nützt cS. daß sämmt liehe Zeitungen immer und immer wieder abrat Heu, sich beim Fruermachen de» Petroleum» zu bedienen? E» wird immer wieder gefehlt! Heute Abend ist ein etwa l5jährige« Mädchen in der NäbiiiSilraße hier dadurch, daß c» beun Feurrmachen au» der Pctrolenmflafche von dem In halt in den Ofen goß und die Flasche explodirte, sehr zn Schaven gekommcn. Das über und über an den Kleidern brennend« Mädchen lief in seiner Angst aus die Straß«, wo der Brand von NachbarSlenten zwar gelöscht wurde, doch be deckten den Körper schwere Brandwunde». Plauen, 3. September. Wie wir hören, bat unser ReichS- tagSabgeordncter Herr erster Staatsanwalt vr. Hartmann eine „Ehrenkarte" zu dem am 5. bis 8. lsd. MtS. in Bad Kösen abzuhaltenden vierten allgemeinen deutschen Handwerkertag empfangen. Derselbe ist aber zur Zeit in seinem Amte schlechterdings unabkömmlich und hat sich daher entschuldigen wüsten. Reichenbach i. V., 3. September. Der kaiserl. russische Premierministcr Herr v. Giers traf gestern Nachmittag 5 Uhr 36 Mi», mit dem Egerer Personenzuge, von FraiizenSbad zurückkehrenb, auf hiesigem Bahnhof ein. DaS zahlreich aus dem Perron versammelte Publicum belagerte mit neugierigen Blicken den Salonwagen, welchen die königl. säcks. SlaatS- babndirection dem hoben Herrn zur Verfügung gestellt hatte. Herr v. Gier», der bei bester Stimmung zu sein schien und, eine Cigarre rauchend, sich mit den Herren seiner Umgebung lebhast unterhielt, ging wiederholt im Waggon aus und ab und konnte wäbrend de« halbstündigen Aufenthaltes von Jedermann sehr bequem beobachtet werben. Wer ihn gesehen, al» er im vorigen Jahre mit seiner Familie den Bahnhof passirte und noch als er am Abend de» 10. August d. I. hier durchreiste, um sich nach FranzenSbad zu begeben, der mußte gestehen, daß der Staatsmann, aus den in der neuesten Zeit die Augen der politischen Welt mehr gerichtet sind denn gestern sich eine» weit besseren Aussehens erfreute, als es damals der Fall gewesen. 6 Uhr 4 Min. setzte von Giers die Reise über Leipzig zunächst nach Berlin fort. — In Glauchau traf die Nachricht von der Verlobung Seiner Erlaucht deS Grasen Richard KlemenS von Sckön- burg-Glauchau mit Fräulein Frida Von Fabrice ein. Die Braut ist eine Tochter de» im Jahre 1868 im Kriege ge fallenen Rittmeisters vom 3. sächsischen Reiterregiment Friedrich Ludwig Bernhard von Fabrice und Ihrer Erlaucht der Gräfin Ida von Schönburg-Glauchau. Tochter deS ver ewigten Grasen Alban und Schwester Sr. Erlaucht deS Grasen Karl von Schönbnrg-Forderglauchau. Die Braut gehört ebenso wie der Bräutigam der evangelisch-lutherischen lkirche an. — In der Nacht vom Mittwoch zum Donnerstag ist ein in Niederreinsborf bei Zwickau verquortierter Soldat der 4. Compagnie de- Infanterie-Regiments Nr. 107 auS einem in beträchtlicher Höhe befindlichen Fenster heraus- gefallen und hierbei aus im Hose befindliches Steinpflaster ausgeschlagen, wodurch er anscheinend innere Verletzungen er litten hat. Der Soldat hat sich jedenfalls mit dem Ober körper etwa» zu weit au» dem Fenster gebeugt und ist dabei heruntergestürzt. — Für die ausgeschriebene Stelle eine» Stadtwacht- meisterS in Schlettau haben sich bi» jetzt über 50 Bewerber gesunden. — Große Freude herrschte am Sedantage in einer Zamilie in Annaber g. Nach langjähriger Abwesenheit kehrte risch und gesund der Photograph Fritz Schumann, nachdem er ca. 5 Jahre in den tropischen Ländern zugebracht, in seine HcimathSstadt zurück. Der dortigen Schuljugend bereitete er sofort eine Ueberraschung, indem er «inen von Borneo mit gebrachten Orang-Utang auf dem gerade stattfindenden Kinderfest auSstellen ließ. -r- Bad Elster, 3. September. In den letzten Jahren war von den Badegästen vielfach darüber geklagt worden, daß die am Curxlatze vorüberfließende Elster viele auS den Fabriken von Asch und Grün stammenden unreinen Bestand- theile enthielt, durch welche sehr unangenehme Dünste ver breitet werden. Die Badedirection hat dem Uebelstande durch Anlegung von Klärbassin« oberhalb des Ortes abzuhelfen gesucht und jetzt, nachdem dieselben im Staude sind, die Ge wässer der Elster auszunchmen und die unreinen Bestand tbeile derselben auSzuscheiden, zeigt sich deren wohlthätige Wirkung, da» Elsterwaster ist klar und die unangenehmen Dünste sind fast ganz verschwunden. — Zum gestrigen Sedanfeste mar von der Badedirection der Cursaal für ein am Abend abgebaltrneS Ballsest aufs Prächtigste ge schmückt worden. Man fühlte sich beim Betreten desselben in eine wahre Waldlandfchast versetzt. Gegen 10 Uhr wurde ein Feuerwerk abgebrannt. Die meisten Häuser waren während des Tage» beflaggt und am Abend hatten auch einzelne illuminirt. — S«. königl. Hoheit Prinz Leopold von Bayern besuchte am Donnerstag die Stadt Meißen und ihre drei Hauptrierden: Dom, Burg und Porzellan-Manusartur. Der bayerische Prinz traf in Begleitung de» bayerischen Ge sandten und eines Hosbeamten mit dem kurz vor 9 Ubr früh anlangendcn Localzuge in Meißen ein. Am Bahnhof stand ein Geschirr de» PosthalterS Scholz bereit. Vesten sich die fremden Herren zur Fahrt nach der AlbrechtSburg bedienten Nach Besichtigung diese« Stammschlosses deS sächsischen König» bauseS, sowie de» ehrwürdigen Dome» mit der fürstlichen Bcgräbnißkapelle fuhr der Prinz und seine Begleiter ohne jeden Amenthalt nach dem Triebischthal in die Porzellan- Manusaclur. Daselbst wurden unter Führung des Finanz ratheS Raithel daS Hauptlager und die Arbeitsräume der königl. Manufaktur besichtigt; sodann begaben sich die Herren zu Wagen wieder nach dem Bahnhöfe und fuhren mit dem 12 Uhr 36 Minuten abgehenden Courierzuge nach Dresden zurück. Bautzen, 2. September. Auf bis jetzt noch unauf geklärte Veranlassung ging am 28. v. M. ein Stampswerk der königl. Pulver»,iihie zuGnaschwitz in die Lust. Hierbei wurde der Pulverarbeiter Probst aus SchwarznauSIitz so schwer am Kopse und Arme verletzt, daß an seinem Aus kommen gezweifelt wird. Probst, welcher vcrheirathet und Vater von zwei Kindern ist, wurde seiner schweren Ver letzungen wegen i» dem hiesigen städtischen Krankenhause unter gebracht. — Wie Noth eS thut, daß von allen Seiten energisch gegen daS Landstreicherthum ausgetreten wird, beweist folgende Rohheit, die sich dieser Tage in Sinkwitz bei Bautzen zu getragen hat. Daselbst fand sich bei dem Hausbesitzer Ander ein Strolch ein und bat um eine Gabe. DaS ihm ge reichte Brvd ersuchte er mit Butter zu bestreichen und, nach dem die» geschehen, verlangte er Hosen und Stiefeln. Trotz der bereit« bewiesenen Unverschämtbeil reichte man ihm rin Paar etwa» vcsecte Holen. Der Dank dafür war, baß er erklärte: „zerrissene Hosen habe ich selbst!" Hiernach wurde allerdings dem Unhold die Thvre gewiesen, er verließ auch da- HauS, aber mit den Worten: „Sie vergesse» wohl ganz, daß Sie ein Strohdach haben?" Gegen Mitternacht brannte in Folge Brandstiftung da» gesammte Buder'sche Grund stück nieder. Leider ist e« der angestrengten Thätigkeit unserer Tendarmeri« noch nicht gelungen, de» Brandstifter« habhaft zu werden. 4t Zittau, 3. September. Wie seit Jabren hier üblich, so sind auck beuer wieder 126 arme und kränkliche Kinder durch eine Ferienverpsleguiig gckrästigt und gestärkt worden. Dieselben wurden mit einfacher, aber nahrhafter und reichlicher Kost versehen und während der Nachmittagsstunden mit unterhaltenden Spielen im Freien beschäftigt. Da» Ge- samnitkörpergewicht der Pfleglinge hat sich um 127 Kilogr., in einzelucn Fällen bis zu 6 Kilogr., gesteigert. Das Resultat darf alS cm besriediaendeS angesehen werde». Ter Koste»- auswand für d.os.- P.Ü.Z,. , >: g l.lr.ig 1177 »L 22 und ist durch freiwillige Gaden aufgebracht worden. 4 Dresden, 3. September. Se. Majestät der König wird sich am' nächsten Donnerstag, den 9. d. M., nach Straßburg begeben, um den im Elsaß stattfindenden Kaisermanövern beizuwohnen. — Se. königl. Hoheit Prinz Friedrich August wird am nächsten Montag von feiner »lehrmonatlichen Reise zurückcrwartet und sodann an den Manövern bei Zwickau theilnehmen. Literatur. ras Magaztn kür Sie Literatur »es In- «nd «»Staude« (55. Jahrgang 1886. Herausgeber Karl Bleibtreu, Vertag von Wilhelm Friedrich in Leipzig) enthält in No. 38: Der Staat und die Literatur. Von Conrad Alberti. — DaS Literaturdrama. Bon Hermann Conraüi. — At-eiidstimmung. (Karl Bleibtreo) — Theatralische Experimente. Bon M. G. Loorad II. — Der russische Nalionatgeist in Lilcratur und Kunst. II. (Karl Blribtreuj. — Literarische Neuigkeiten rc. Schach. Aufgabe Nr. 784. Bon kercllnaock 8«hluckler in Wien. 8ek,rurr. "ö e Ö ff ff 6 8° « 8 Dk W » .z. ö v ff ff o 8° V«l,L Weiß zieht au und setzt tu zwei Züge» matt (7 -f- 7 — 14). Lösung »«« Nr. 78>. 1. 0d2—K3 ' LoS—«8 2. Vk3-c3f 8äb-«3 3. ä2-444 . 1 2. VK3X084 3. Lo4-lb, 0o6—c84. 2^ i,s4xa'b4 S. VHZ-t3, -8:4 . Auf andere Züge entscheidet 2. VdS—N «. LcS-ä? L belieb«, I»7—ob L beliebtg Singelausene Lösungen. Nr. 782 wurde gelöst vou F. Lag. g. G. Ritter» Frvdor Schaab, L. L. Schirmer, G. A. Peter. Tchachgefelschaft „Auguftea". Versammlungsort Tat« tzantsch (Bienenkorb), Dresdner Straße. DieuStag und Freitag Abeud. Mittheilungen aus der Schachwelt. Am Meisterturnier zu Nottingham, welche» im Aaschlaß an dar- jenige zu London am 3. August begann, betbeiligtea sich 10 Kämpen, nämlich: Bird, Bur», Gunsberg, Hanham, Pollock, Ryud, Schallopp, Taubenhaus, Thorold, Zukertort. Den erste» Preis, 40 Lstrl., ge. wann A. Burn mit 8; den zweiten Preis, 20 Lstrl., E. Schallopp mit 7; den dritten und vierten, zusammen 1b Lstrl., gemeinschaftlich KunSberg und Zukertort mit je 6 Gewinnpartie». Laubenhaa», der dritte Sieger vou London, steht diesmal mit 4 «eit »«rück, dagegen bat Bird sich bi» zu b'/, ausgerafft. Sosort »ach Beendigung des Türmer« zu Nottingham hat Cavtain Mackenzie den Doppelsteger Burn »u eiuem Match herausgesordert, welcher bereit» mit 4 zu 2 zu Gunsten der Amerikaners (Schotten) stand, al» unser Bericht- erstattet: London verließ. BorauSstchtlich wird daher Mackenzie Sieger bleiben. Rösselsprung Nr. 327. (Mitgetheilt von Vnlter koobs i» Leipzig.) älw wvckt' cksh. iw- vis seit» »oh»t- VMtck- veu birg der» « teu om «t- em kühlt wer de»cka «ek rer rieht rnw vom veu u- MM gev Haus »her tlle- «k- see Lll wö- aas wer --eüwie- Kok eio der ick tsr- wiek äio «es neu gea der» mor- ei» i»ek' reittt» «ekim- treue» iw uvä flutk- müokt' gev- 8tl3- iviv (Die Namen der Löser werden veröffentlicht.) Lösung de« Rösselsprungs Rr. S26. Mancherlei Sorgen und mancherlei Schmerzen Quälen »nS wnkrlich aus eigener Schuld; Hoffnung ist Labsal dem wundeste» Herzen, Duldende stärket getass'ne Geduld. (Solls.) viiigelansene Lösungen. Nr. 325 wurde ferner gelöst vo» Iosek Bauer in Köln, W. Fischer, Marg. Gähne, Martha Ioöannsen, Stammtisch im yssbäuler, Auguste tioblmaim, Marie »unze, Georg Manig, Therese Octüichlegel, W. Liebmaan. Curt Wel-"r. Nr. 326 wurde gelüst vou Carl Tu-trich, Therese Engclmann, Auguste Kohlmann, L. Hunger, Anna Lehmann, Theodora Vogel» gesang, Jenny Sturm. vrieswechsel L. N. Die Prüfung ihrer Abhandlung behalten wir «»S vor. 0. II. Ist zu umfangreich. Arithmetische Aufgabe Nr. 383. Unter die Zahlen 1. 2. 3, 4. 5 sind die Zahle» 8. 7, S. », 10 ln einer gewissen Reihenfolge zu schreiben, die unter einander stehende» Zahlen zu multipllcirc» und die Produkte zu addiren. Wie find jene 10 Zahlen unter einander zu setzen, wenn die Summe der ö Prcducie sich aus 0 endigen soll? (8 Auflösungen I) Beispiel. Soll sich die Summe aus 5 eudigeu, so würde mau 1 2 » 4 S 10 7 9 6 8 als Auflssimg erhalte»; denn 10 -s- 14 -i- 27 -s- 24 -j- 40 — IIS.
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