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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 30.04.1887
- Erscheinungsdatum
- 1887-04-30
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188704305
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18870430
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18870430
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
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- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1887
- Monat1887-04
- Tag1887-04-30
- Monat1887-04
- Jahr1887
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 30.04.1887
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2148 Nachtrag znm politische» Tagesbericht. * Zum Fall Schnäbele liegen weitere ossiciöse ?le:i^?iungeu vor und zwar in der Wiener .Polnischen Eorrcspopdenz". Dem genannten Blatte wird ,,au» unter- richtelcn Kreisen" in Berlin gemeldet, tah die Frei» lassung de« französischen Eommissär« Schnäbele nunmehr für gesichert angesehen werke und als nahe bevorstehend gelte. Den etwa» langsame» Verlaus. den die Angelegenheit, trotz de- Eifer», mit dem sie betrieben worden ist, genommen hat. sührt man in den gleichen Kreisen daraus zurück, daß zeit» raubende Untersuchungen und Vernehmungen stattsiuven mußten, ehe sestgesiellt werden tonnte, unter welche» Be dingungen Schnäbele sich über die Grenze begebe» hatte und sein« Verhaftung erfolgt war. Die Freilassung erfolgt mit Rücksicht daraus, baß nunmehr sestgestellt ist, Schnäbele bade sich in der Thal über die Grenze begebe», weil er der Mei nung war, es werde die» seiten» de» deutschen Polizci- Eomniissär« bchus» Regelung einer geschäftlichen Frage ge wünscht. Wir müssen cs dem ossiciösen Blatte überlassen, seine Angaben zu vertreten. * Die Wiener „Neue Freie Presse" erörtert die Be» deutung der dem Grasen Kalnoky zu Theil gewordenen Auszeichnung, von der sie sagt, daß die Völker Oesterreich- Ungarn» sie dem Minister von Herzen gönnen. Das Blatt entwickelt im Anschlüsse daran die Thätigkeit Kaluoky'S, der die großen Gefahren und angstvollen Krisen, welche die Monarchie in der letzte» Zeit durchmachen mußte, glücklich »mschijjt hat, ohne von den Traditionen der österreichischen Orienlpolilik auch nur ein Titelchen preiszugeben. Still und bedächtig habe er ebenso gut die Gefahren vermieden, al» er den Werbungen und Lockungen auSzuwrickcn wußte. Nun stehe das Vertrauen in da» Bündniß zu Deutschland un verändert fest wie vor sechs Monaten: die Tripel-Allianz biete den vorläufigen Ersatz für da» verflossene Drei-Kaiser- Berhältniß und wenn der Glaube an die Erhaltung de» europäischen Frieden» noch nicht alle Stützen verloren hat, so ist die» nicht zur» geringsten der Haltung Oesterreich- Ungarn» zu banken, welche» dargelhan hat. daß e» ein treuer Bundesgenosse Deutschland» und dabei sorgsam beflissen ist, sich von jedem Abenteuer sernzuhalten, welche» den Russen euren Vorwand bieten konnte, aus dem Balkan Repressalien zu üben und die Franzosen au» ihrer bisher beobachteten Reserve heranözulocken. * Wie au» Rom gemeldet wirb, ist da» Befinden des Papste» ein durchaus zufriedenstellendes und hat der heilige Vater in der letzten Zeit mehrere längere Spaziergänge unternommen. Unter andere» empfing Se. Heiligkeit dieser Tage den bekannte» französischen Senator b'öon Sah und dessen Gemahlin >» Audienz. — Künjtigen Montag trifft Msgr. Agliardi in Rom ein und wird unmittelbar nach seiner Ankunft vom Papste empfangen werben, um über da» Ergebniß seiner Mission in Ostindien Bericht zu erstatten» * Nach Meldungen au» Rom ist die von Seite de» Generals Saletta begehrte Entsendung neuer Verstär kungen nach Massauah im Umsange von zwei Insanterie- Batailloncn und 40 Geschütze» nicht aus «ine Verschlimme rung der militairischcn Lage in Afrika zurückzusühren, sondern wurde von General Saletta damit motivirt, daß sie die end- giltige Sicherung der militairischen Stellung Italien» im Gebiete von Massauah bezweckt. * Zum AtlenlatSversuche vom l3 März schreibt man der .Politische» Eorrespoiidcnz* au» St. Petersburg, 25. April: Vor einem besonderer, Gc.ichlSüofe, unter Zuziehung von Ber- treter» der «lande beginnt übermorgen die Verhandlung deS durch die letzten LttcntalSvcUuchc aus »iaiser Alexan der HI. verankoßten Processi«. In denselben tischeinen 15 Personen beiderlei Gejchlcchlc» verwickelt. Rach Mitlheltungen aus zuverlässiger Quelle treten in der Anklagrichriil bciondkrs drei Momente von Bedeutung hervor. Vor Allem er-nebt sich aus ihr, daß nicht weniger als neun der An geklagte» der Studentenschaft angchören, wobei sestzustellen bleibt, daß es der Polizei bezüglich einiger zweifellos initbetheiligten St,identen nicht gelungen ist. derselben babbait zu werden. Bon den vcr- lhajtelen Siuoenie» sind drei Kosackeusöhae. Sodann verdient der Umstand Aulnierkjanikeit, daß die Vorbereitungen zum Attentate, hauptsächlich i» Wilna getrosten wurden, welches diesmal da» Hauptquartier der Verschwörung gebildet zu haben scheint. Drei Polen werden denn auch aus der Anklagebank Play nehmen. Auch das Geld zur Bestreitung der »tosten wurde von Wilna aus nach St. Petersburg gesendet, im Ganzen 250 Nudel. Durch den An klageakt wird conslatirt, daß die russische Polizei auffallend schlecht unterrichtet gewesen ist, und daß es nur riaem Zusalle zu 'sanken ist, daß Se. Malestat drei Tage vor der Verhaftung eine« Lheiles der Verschwörer dem Lode entging. ES ist kaum zu er klären. wieso oie Polizei lrotz ihrer Geheimagenten ohne Zahl, trotz Dwormki rc„ weder aut das Gehen und Komme» der Studenten, roch ans ihre Reisen zwiichcn St. Petersburg und Wilna und ihre» Transport großrr Körbe mitEhemikalien, Glasrelorten, Kolben rc aus merksam wurde, obschon la die ütudentenschast unter besonderer Ueber- wachiirig steht. Den Angeklagten, meist ganz junge» Männern von 20 bis 22 Jahren, sind Rechtsanwälte zugetheill worden. Einer der Angeklagten, rin geivisjer Ulganow, Sohn eines hochgestellten Beamten, bat es entschieden abgetchnt, sich vertheidigen zu lassen. Die Herren Rcchlsamvalie Gcrcke, .ithartulari, Leontijew, MakalinSki, Mikhailow, Prinz, Schneuhr und Turtjaninow sind vom dirigiren» de» Senat auSersihe» worden, die Vertheidigung zu führen. Die Verhandlung wird aller Wahrscheinlichkeit nach nur bis sechs Tage dauern und, wie «S auch in den Fällen 1882 und 1883 geschah, mit Ausschließung der Ocstcnllichkeit gejührt werden. * Ans Snlonictn, 16. April, wird der .Politischen Ccrrespvndenz- geschrieben: Seit einiger Zeit schon berichtet man au» den verschiedenen Städten unseres Vflnjels über militairische Bewegungen. Allem Anscheine nach handelt c» sich um Truppe» Verschiebungen. Das Auffällige dabei ist nur, daß Redschip Pascha seine Truppen mehr uegrn die nionlenegrinischc Grenze zu diSlociren scheint. Die sechs Bataillone Nizams, welche bisher in Werrio, Wodena und Naonsi stariouirt waren, sind in Eilmärschen nach jener Grenze turigirt worden. Das Lager in PriSrend wurde durch 12.060 Mann und eine neue Sanitätscompaginc verstärkt. Dabei wird auch drr bulgari'chen Greine gegen Makedonien die gehörige Aufmerksamkeit seitens drS türkischen Militair-Coniniandantell geschenkt ES sollen sich dort verdächtige Shmplome gezeigt haben. Aus der Post wurden von Bulgarien kommende chiffrirlc Briese ausgcsundc». In der Gegend von Melissa sans man 46 Gewehre verborgen, welche seitens der türkischen Behörde snisirl lonrden. die seitdem nach anderen der artige» Verstecken sabudet. Man verbreitet zwar die Nachricht, daß jene Gewehre einer Räuberbande ongehüren dürsten, aber die Be hörden, welche befürchten, daß rS sich auch um eine Vorbereitung zu irgend einer revvlulionairen Schilderhebung handeln könnte, lasse» sich hierdurch in ihrer Wachsamkeit nicht stören, und insbe sondere Redschip Pascha hat eine scharse Beobachtung der Vorgänge an der linkisch-bulgariichett Grenze organifirt. Daß eine revolutivnaire Bewegung, wenn sie statlffuden sollte, nur von der Zankowistischeu Partei ousaehe» würde, »mimt man in türkische» Kreisen als gewiß a» und hofft daher auch, daß man bei den prophylaktische» Maß regeln aiij den Beistand der bulgarischen Regierung wird rechnen könne». — Da» einige Zeit hindurch stark verbreitete Gerücht, daß Achmet Ejud Pascha als Armee EommandaiN nach Salon ich» kommen würde, findet keine Bestätigung. Aus dem Reichstag. tzß Berlin, 29. Avril. Der von der Vll. Lommissiou de» Reichstag« angenommene Gesetzentwurf, belr. den Arbeiter schutz. hak iolgenden Wortlaut: Artikel I. An Stelle de» Artikel llk 88- 135, 146 und 154 der Gewerbeordnung treten folgende Be stimmungen: 8 135. Kinder uutrr 12 Jadren dürse» in Fabriken nicht beicliäiligt werden. Vom 1. April 18!>6 ab ist diese Pcschnj- tigiing »iir Kinder» zu gestalten, welche das 13. LebenSiahr voll endet und ihrer landeSgejetzlichen Schulpflicht genügt haben. Vi ru diejei» Z ilpitiirt dürse» Kinder, welche zum Besuche der Volks schule verpflichtet sind, in Fabriken nur daun beschäftigt werden, vt»n sie i„ der Volksschule, oder in einer von der Schulaussichis- behörde genehmigten Schute und rach einem von ihr gen-bnngien Lehrplan einen regeimäßiqen Unterricht von mindesten« 3 Etimden täglich genießen. Die Beschäftigung von Kindern nnt r 14 Jahren bars die Dauer von 6 Siuiidrn täglich nicht überschreiten. Jung« Leute zwiiche« 14 und 16 Jahren dürfe» i» Fabriken nicht länger ak« 10 Stunden täglich beschäftigt werden. Wöchnerinnen dttrseu während vier Wochen nach ihrer Rirderknnst nicht beschäftigt werden. 8. 136». Die Beschäftigung von Arbeiterinnen >» Ausbrrcituac«- onftalte», Brüchen oder Gräben, auf Werften, t» de« Betriebe von Hütten-, Walz« and Hammerwerken, in Metall» »ad Steiaschleisereiea. sowie da« Tragen von Laste» durch Arbeiterinnen bet Hochbauten und ans vouhösea ist untersagt. Ja Fabriken dürscn Arbeiterinnen an So»»« «nd Festtage», der gleichen in der Nachtzeit von 8'/, Uhr Abend« btt 5'/, Uhr Morgen« nicht beschäftigt werden. Wegen außergewöhnlicher Häufung der Arbeit kan» o»s Antrag de« Arbeitgeber« eme Ausdehnung der Arbeitszeit dt« 11 Uhr Abend« unter der Vorau«setznnq gestaltet werde», daß die täglich« Arbeit«, zeit 14 Stunden nicht überschreitet. Der Antrag ist schriftlich an die Ort-Polizeibehörde zu richten und muß den Grund ber beabsichtigten Ausdehnung, da« Maß derselben und den Zeitraum, sür welche» sie ftailsiuden soll, angeden. Trägt die OriSpollzeibchörd« au« Rücksichten aus die Gesundheit oder Sittlichkeit der Arbeiterinnen Bedenken, die beabsichtigte Ausdehnung der Arbeit«»eit über haupt oder in dem dezeichnetea Umsang zu gestatten, so hat sie die« dem Arbeitgeber binnen drei Tagen noch Empfang der Anzeige unter Angabe drr Gründe schriftlich mitzulheile». Erfolgt «ine solche Mittheilung vor Ablauf von drei Lagen nach Erstattung drr Anzrige nicht, so gilt die beantragte Erloubniß für ertheilt. Gegen die gänzliche oder theilweis« Versagung drr Lrlaabniß steht die Beschwerde an die Vorgesetzte Behörde zu. Zar BetheMgung au der Arbeit während der verlängerten Arbeitszeit dars kein« Arbeiterin gezwungen werden. Die Ort-polizeibehörde hat dem zuständigen «uisichisbeonitea (8- 139d) monatlich ei» Berzeichuiß der Firme», in welchen sie Erlaubaiß zur Verlängerung der Arbrit-zeit ertheilte, einzuretcheo. Ain Sonnabend and an Vorabende» von Festtagen ditrseu Linder und Arbeiterinnen Nachmittag« noch 6 Uhr in Fabriken nicht beschäftigt werde». Arbeiterinnen, welch« ei» Hau-weseu zu besorgen habe», dürfen in Fabriken nicht länger al« 10 Siundea täglich beichäiligt werde«. In Fabriken, in welchen Arbeiter und Arbeiterin««» beschäftigt werden, ist für Trennung der Geschlechter nach Möglichkeit zu sorgen. Wenn Arbeiter und Arbeiterinnen »»Einem Raum arbeiten, müssen sür Letztere abgesonderte Anlleide- und Waschräume eingerichtet werden. Lorch Beschloß de« Bunde«rath« werde» diejenige» Fabrikatio»«- zweiqe bestimmt werde», in welchen Schwangere nicht arbeiten dürfen. 8 146. Mit Geldstrafe bi« zu zweitausend Mark und im Un- vermögenSsalle mit Gesäaguih bi« zu sechs Monaten werden bestraft: 1) Gewerbetreibende, welch« bä der Zahlung de« Lohne« oder bei dem verkauf von Maaren an die Arbeiter dem ß. 115 zawtder- ha»del»; 2) Gewerbetreibende, welch« be» 88- 155, ISS, 136» oder den aas Grund der 88 139. 139» getroffenen Bersügungen zuwider Arbeiterinnen oder jugendlichen Arbeiter» Beschäftigung geben; 3) Gewerbetreibende, wtlche der Bestimmung im 8-111 entgegen die Eintragungen mit einem Merkmale versehen, welche« den In haber de« Arbett-buche« günstig oder nachtheilig zu kenvzeicharu bezweckt; 4) wer 8 56 Ziffer 6 zuwiderhaadelt. Die Geldstrafen fließen der im 8- 116 bezeichnet«» Lasse zu. 8- 154. Di« Bestimmungen der 88- 10o ki« 133 finde» ans Gehilfen und Lehrlinge io Apothekeo und HandrlSgeschästea keine Anwendung. Die Bestimmungen der 88- 134 bi» 139d findeu entsprechende Anwendung aus Arbeitgeber und Arbeiter in Hüttenwerken, Bau- höje» und Wersten, sowie i» Werkstätten, iu welche« durch elemen» tane Kraft (Damps, Wind, Waffer, Ga«, heiße Lus«, Eleftricität «c.) bewegte Triebwerke zur Verwendung kommen. Ausgenommen siud diejenigen Werkstätten, iu welchen nur vorübergehend «me nicht zur Betrieb«anlage gehörend« Kraftmaschine benutzt wird, oder iu welche» ourjchließlich Mitglieder der Familie de« Arbeitgeber« beschäftigt werden. Ja gleicher Weise findeu Anwendung die Bestimmungen der 84 »5 bi» 119, 135 bi« I39t>, 152 und 153 aus die Besitzer und Arbeiter von Bergwerken, Salinen, Aosberettong-anftalteu und unterirdisch betriebenen Brüchen oder Grube». — Arveitetiaaeu uud Kinder dürfen iu Anlagen der bezeichnet«« Art nicht uutrr Tage beschäftig» werden. Zuwiderhandlungen uaterliege» der Straf bestimmung de« 8-146, Art. II. Diese« Besetz »ritt sech» Monate nach seiner Verkündigung iu Kraft. — Rcsoluttnueu. I. Die verbündeten Regierungen zu ersuchen, thunltchft bald dem Reich-tag eine» Gesetzentwurf vorzuieqen, durch welchen die Beschäftigung von Kindern im Gewerbe augerhalb der Fabriken unter der nöttzigen Rück sichtnahme aus die körperliche, sittliche und intellektuell« Entwickelung drr Kinder geregelt wird. 11. Au die verbündeten Regierungen da« Ersuchen zu richten, eine, insbesondere durch umfassende B« sragung von Arbeitern und Arbritgeber» zu bewirkend« Erörterung darüber zu veranstalten, inwieweit gesetzliche Maßregeln gegen eine übermäßige Ausdehnung der Arbeit-zei» erwachsener Arbeiter in Fabriken nothwrndig uud ausführbar sind, uud da« Ergebniß dem Reichstage mitzutheilen. 88- Die Reichstag«.Lommissio» sür de» Gesetzeniwurf, betr. die Uusallversichernag der bei Bauten beschäftigten Personen, hat die erste Berathuag der Vorlage beendet, ohne wesent liche Aeaderungea vorzunehmen. Rur bei 8- 10 wurde »och ein dir Ansammlung de« Reservesoad« betreffende« Amrudemeat de» Abg. v. Maltzah» (raus.) aageuommeu. 88 Zu dem Besetzeatwurs. betr. dte unter Ausschluß der Oefsenttichkei« ftatifiudeudeu Gericht-verhaudlungeu. hat Abg. Fieser iu drr Tommissioa den Antrag «„gebracht, dem Art. III folgende Fassung zu gebe»: „lieber GerichtSverhaadlungea, welche unter Ausschluß der Oeffentlichkest stattgesuadeo haben, dürsea Berichte durch die Presse nicht veröffentlicht werden. Da« Gleiche gilt, wenn die Verhandlung unter Ausschluß der Oessentlichkei« stattaelnudra hat. auch noch der Beendigung de« Ber- fahren« in Betreff der Veröffentlichung der Anklageschrift oder anderer amtlicher Schriftstücke eine« Processi«. Zuwiderhandlungen gegen die vorstehende» Vorschriften unterliege» der in Artikel II. bestimmten Strafe. 88- Die ReichStogS-Lommission zur Borberathuog de« Gesetzeatwurs«, betr. den Berkedr mit Ersatzmitteln für Butler trat heule i» die zweite Lesung der Vorlage eia. 8- 1 wurde »ach dem Beschluß erster Lesung bestätigt, die Kunstbutter dars also nur unter dem Namen „Morgariu" seilgehalleu werden. Ebcalo wurde in 8- 2 da« Verbot de« gewerbsmäßigen Verkauf« von Mijchbutter ausrrcht erhalten. Ausgenommen von dem Verbot ist der vierprocealtge Zusatz von Milch. (System Möget-Monriö-.j Da« Verbot de« Zusätze« von Farbstoffen wurde abgelebut, dagegen die Vorschrift der Würfelform beibthalteu. I» dieser Farm wurde 8 1 mit 17 Stimmen angeoommen, ebenso 84- 3 und 4 (Stras bestimmuageo). L. russ. Lonsul v. Nadehky-Mkulitsch s. Ein Jahrzebnt hat Staatsrath und Kammerherr Karl v. Radetzky - Mikulitsck> dem Consularcorp» unserer Stadt als k. russischer Consul für da» Söniareich Sachsen, die HkrzosiN>ümer Altenburg. Eoburg und Meiningen, die beide» schivarzburgischen und die beiden rrußischen Fürstenthümer angchört. Er war Eomlhur de» k. russ. St. Annen - Orten» mit der Krone, sowie de» grcßberzogl. Mecklenburg. Hau»- orden» der Wendischen Krone, Ehrcnritter de» königl. prruß. Johanniter-Orden» (seit Jahrzehnten) und Inhaber der k. ruft Krieglmedaille sür >853/56 (Krimkrieg) und de« Ehren zeichens am Wladinürbande sür 40 jährigen eifrigen Staatsdienst. Ueber seine Laufbahn erfahren wir Folgende«. Geboren war er am 27. Mai l82l aus dem Familien» gute Kurklc i» Rulsisch-Litthauen. Seine UniversitälSstubien machte er in BreSlau. Nach Absolvirpng derselben trat er in russischen Staatsdienst und wurde zunächst dem damaligen Gcneralgouverneur ber Ostseeprovinzen. Äeuerallirutenant und Generaladjutant Fürst Jtalijlki Gras Suworoff- NymnikSky, al» Beamter zu besonderen Aufträgen bei- gegeben. Später wurde er Atlachv bei drr Gesandtschaft in Dresden. W>r finden ihn dort dem wirklichen Staat«, rath Kammcrkerrn Gros Andrea» Btuvoff, al» erster AilacbL zugeorniet. Dann (t80S) wird er nach Karls ruhe versetzt, wo er mit Hosratb Andrea« Stscherbinin dem russischen Geschäftsträger, wirklichen StaatSralb Witbelm vo» Kotzcbue, al« Alkacbö beiqegebe» ist. Seit 1869 sungirt er als k. russ. Eoiisul in Hclstngvr ans Seeland, Dänemark, seit >873 m gleicher Eigenschasl in Rostock, um endlich von Mecklenburg 1877 hierher beruien zu werken al» Nachfolger des Generaleoujul Ctaolsrath Tom Have, der un Amte ge storben war. Der Verstorbene war seit Jahren leibend und lebte infolge dessen sehr zurückgezogen, zumal der Verkehr mit ihm wegen eine« ernsteren chronische« Ohrenleiden« recht erschwert r.,.. Bei de», feierlichen Trauergottesdienst in der hiesigen griechi- 'chen Eapclle au» Anlaß de» tragischen Ende» von Kaiser Alexander II. Nicotajewitsch sahen wir ihn in tiefstem Pakriotenschmerze eigentlich zum letzten Male iu der Oefient» lichkeil erscheinen. Der ToveSrngel trat an ihn heran in der Rächt vom 25. zum 26. v. M. und ries ihn nach 40 jährigem Staatsdienst, wenige Woche» vor Bolleuduoa seiue« 66. Leben-jahre», von dieser Erde ab. Ehre seinem Angedenken! vr. Whistliag. Studentischer Gujtav-Adotf-Vereiu. Am 28. April hielt der hiesige studentisch» Gnfta». Adolf-Verein seiue erste ordentliche Beriammlnng in diesem Semester ab, io welcher Herr Professor vr. Ryssel eine« Bortrag hielt über die Schlachtfelder Gustav Adols'«. Lin zahl- reicher Zubörerkei« lauschte dem sehr iutereffaute» »ad sessiludea Lortrog. dem wir iu Karze Folgende« eutnebme». Ls ist Lhreusach« de» Guftav-Adols-Bereiu«, sich nicht blo« mit der Beschicht« seiner Entstehung, setae« WachSthum« o. s. s. bekannt zu machen. loaderu vor Allem da« Gedächtniß de« «bleu König« zu pflegen, dessiu Name der Leret» trägt. Eia Bortrag über die Schlachtieldcr diese« Aöuig« in dem studentischen Gaftav-Adols-Lercin su Leipzig rechtfertigt sich i» doppelter Hinsicht, einmal well auf >em Schlachtfeld« von Lützen da» FriedeaSwerk de« Gustav-Sdols- Verein» gegründet ist, und dann, weil gerade vor den Thoren Leipzig« die beiden Entscheidungsschlachten bei Breiteuseld und Lützen geschlagea warben. — Schlachte» und Schlachtfelder üb«, besoudere Anziehung«- troft aus da« meuschliche Gemüth au«, weil gerade aus den Schlacht, seldero dte Geschicke der Völker entschieden werde». Um eia Bild bau riuer Schlacht za bekomme», maß man aus Gruad der vorliegenden Berichte vor Allem die Beschaffeaheit de« Terra,»« studireu uud sich di« eiuzelaea Phasen de« Kampfe« vergegenwärtige». Di« Schlachte»- berichte stad iudrß oft recht aageaügrud, »ad paar de«halb, weil eatwedrr die am Kamps« Betheiligteu ketueu lleberblick über die eiazetnea Phase» de« Kampfe« habe» köanea, oder weil da« Terrain nicht übersichtlich ist. Di« Verschiedenheit der Terrainbeschassinheit macht die Wiederherstellung de» Gaage« einer Schlacht bald leichter, bald schwieriger. Schlachtsilber in gebirgige» Gegend««» au einem Flusse oder im Engpaß taffen sich leicht wieder Herstellen, so di« Schlacht am Trasimeaische» See. Aber auch iu ebener Gegend kann mau sich durch Gehölze, Gehöfte. Teiche eia Bild vou dem Schlacht- selb machen. So fehlen auch bei Breiteaseld and Lützen einzelne Puucte nicht zu «iuem Einblick i» die Schlacht uad di« Ausstellung beider Heere. Bei Vreiieaseld ist e» der Höheazug zwischen Breite»- selb »ad Göbschelwitz, bei Lützea der 45 Jahre vor der Schlacht angelegte Floßgrabcn. Wir soffen vor Allem dies« beiden Schlacht felder in dos Äug«. Gustav Adols war am 26. Juni 1630 auf der Insel Usidow gelandet, welche er uebst Lolliu iu Kürze eroberte. Aber da» Zaudern der Evaugelischea iu Deutschland hemmt« ihu in seiner SiegeSlausbaha. Endlich schloß der Kursürft von Sochsia, al« Iilly gegen Hessen «nd Weimar vorrückte, mit Gustav Adols eine» Vertrag am 1. September 163l. Am 15. September trasea die Bundes- genossen ,u Dübea an der Mulde zusammen. Die Armeen zählten je 26.000 Mann. Am 16. September erfolgte der Uebergaug über die Mulde. Man kam bi» Zschölkau, währead Lilly gegea Podelwitz ausbrach vou Leipzig au«. Wir werfen zuvörderst eine» Inrzea Blick ans da« SLlachtseld. Eine Stande von Eutritzsch aa der preußischen Grenz« zieht sich ein unbedeutsamer Hödenzug von Osten nach Westen hi», der die Wasser scheide bildet zwischen den Anfängen de« Loberboche« uad den Ouell- bächea der Eutritzscher Rietzschke. Aus dem Wege von dem Rittergut Breiteaseld nach der Windmühle bei Kleiu-Wicderitzsch stedt da» Buftav-Adols-Deokmal mit der Inschrift: Gustav Adols, Ehrist uad Held, Rettete bei Breiteuseld Glaubea-freiheit iür di« Welt. Jndcß kann Tilly hier nicht gestaodea habe», weil der Höhen- raud hier nicht erreicht ist aad die Kanonier« ihr Ziel nicht hätten vaste betont werde». Jetzt, da «an da« in edelsten Statuannnrnwr übertragene Bildwerk vor sich hat, treten die großen Bottrefflich- kriteo desselben ireilich in einem noch weit helleren Lichte hervor. Daß man von Lehnen nicht wenig zu fordern berechtigt war. konnte «aa übrigen« schon »ach seiner wundervollen „Reicher-Kinder- mann-vüfte" wvhl erwarten. Und doch scheinen diese Erwor- toage» dnrch seinen „Li«»t" beinah« »och überhole», den» dos Werk bekundet schon eine uagwöhnlich« Gereistheit de« snngen Künstler?. Die Pressi Rom«, wo da« Bildwerk einige Tage vor seiner Hierher- kauft in der Werkstive Lehnen'« auSgefteltt war, berichtet vo» einer wahre» Wallfahrt nach dem bescheidenen Raume »ad von großem Eathvsiarma«, welche» da« Werk bei Kunstkenner» »nd Knast» freunden erregte, »nd nennt unter diesea Bewunderern beiondert deu deutichea Botschafter, Baron von Keudell. mit seiner Familie, de» Proseffor Lauer u. m. a. Am Sonntag wird die Miste bei eiuer Li«zt-Moti»«e im Blüthuer'sche» Saale ausgeftellt sei» «nd doa» noch auf kurz« Zeit io da« K«»ftvereia«local zurückkehrny am dann an seinen BestimmnngtoN. de» großherzog- lichen Bibliothekssaal in Weimar, überzusiedeln. Leipzig kann in der Thal stolz ie«, zu seiue» Söhnen so tüchtige Minner zu ols.'" - wte Adolf Lehaert einer ist. Adolf «et« >K-' vor Avgea haben können. Bor den Höhen Twh'« fließt der Loberbach. Gustav Adolf trennt» da« sächsisch« vou dem schwedischen Heer, wie sich bald zeigte, eine gute Borsichttmaßregel. Da« schwedilche Heer maßte deu Lederbach überschreite». Die Truppen entwickelicu sich zur Schlacht uutrr der Artillerie vor dem Leutrum drr Tilly'jchea Ausstellung. Da» kaiserlich« Leutrum bestand au« der Infanterie unter Führung Lillh'S, die Flügel bildete die Lavollerie. Der rechte Flügel wurde eommaudir» vou Fürftenberg. der linke von Pappen- heim. Während bei dieser Ausstellung da« Manövriren schwer wurde, sah Gustav Adolf aus Beweglichkeit »ud stellte eine Reserve- liaie hinter da« Leatrum aus, der er de» Sieg verdaakte. Die Kaiserlich«» standen aus der Höhe »ud hatte» di« Sonne im Rücken. Die Schweden bekamen den Staad i» da« Gesicht. Der König zog deshalb Io viel wie möglich nach acht«, d. h. westlich, oad gewann dem Feinde den „Hellen Wind" ab. Di« Schlacht begann, indem Pappenheiw gegen den schwedischen rechte» Flügel vorgtug. Dadurch verlor die Pappenheim'sche Reiterei ihre Verbindung mit dem Ceotrum uud kam weiter noch link«. Da brach der Köaig mit siinem rechten Flügel hervor uad schlug deu Friad. Da« Leatrum Tilly'« mußte von den Höhen herab gegea die Schwede» vorrücken. Tilly warf die sächsischen Truppen über den Hausen. Dadurch um- saßte er zwar die linke Flanke der Schwede», aber der linke schwe bische Flügel konnte nun Front gegen deu Feiod «ocheu. Da führte Gustav Adolf zwei Brigaden au« dem zweiten Treffen de» Lentruni« vor uud warf die Kaiserlichen zurück. Die Schweden eroberten die feindlichen Batterien. Nur virr kaffer liche Regimenter retlrn sich »m Dunkel der Nacht. Die Schlacht war gewonnen durch die Kriegskunst Gustav Adols'«. Gustav Adols nahm leinen Siege«zug nach München. Am Lech kam es noch einmal znm Kamps. Der Köaig überschritt unter großer Gefahr den Fluß bei Oberndorf und vertrieb deu Feind aus einem Gehölz. Di« Bayern hatten furchtbare Verluste. Tilly stürzte uud starb zu Ingolstadt. Da trat Walleustein wieder aui den Krieg«- schauplotz. Gustav Adoli hatte >a der Umgebung Nürnberg« feste Stellung genommen. Walleufteia schlug bei dem Dorse Stein bei Nürnberg eia feste« Etandloger aus. Am 24. dagann der Kamps, der sich um eine alte Ruine drehte. Dte Schweden werdrn bei dreimaligem Ansturm aus die feindliche» HDffen znrückgeschlagea. Ebenso vergeblich war eia zweiter Angriff am 25. August. Zum ersten Male scheiterte eia Unternehmen Gustav Adols'« an der Ruh« Wollenstem'«. Gustav Adols mußte sein Lager am 8. September abbrechen. Wollenstem rückte am 12. September iu Sachsen «»» und vereinigte sich mit Pappenhcim. Gustav Adols war nach Arnstadt uud Neuuburg gezogen, Walleufteia entsendete Pappe» heim nach Held« uad wollte bei Lützen eiu Lager beziehen. Gustav Adols brach aus, um sich zwischen Pappeaheim und Wallen stein biiieinzujchitbea. überschritt die Ribbach uad blieb zwischen Weißen»!« und Lützen im offenen Felde. Wollenstem berirs schleunigst Pappeaheim zurück. Beide Heere ordnete» sich zur Schlacht. An der Straße nach Leipzig erfolgte der Zusammenstoß. Oestlich von Lützen beginnt da« Schlachtfeld de« 16. November 1632. Eine halb« Stunde von Lützen befindet sich rin Graben aa der Landstraße, der au« der Elftrr in den Jahren 1559 bi« 158? abgeleitet oad mit Bäumen umgeben, eia schwer za überwindende« Hiaderniß bietet Der linke Flügel Gustav Adols'« stand hinter Lützen, der rechte an dem Ftoßgraben. Die Fron» der kaiserlichen Arme» stand gegen Süden, der rechte Flügel au Lützen gelehnt, der linke an den, Floß graben. Um 10 Ndr begann der Kamvs. Bl« der Kamps sich za Gunsten der Schweden neigte, brachte Pappeaheim zwilchen 2 und 3 Uhr die Schlacht wieder zum Stehen. Ein schwedischer Angns wird zurückgrwiese», der König selbst dringt vor. stößt aus feindliche Mu«ke»cre und wird tödllich verwundet, so daß sein Tod unmittelbar eialritt. Die Schlacht bleibt naeatschiedea. Beide Heere ziehen sich vom Schlachtfeld zurück. Bkl diesem Kamps ist da« Terrain genau abgegrenzt, aber die einzelnen Eniw ckelungSphasea entziehen sich eingehender Kcnntaiß. So hotte die Provinz Sachsen einen schwere» Verlust erhalten, aber reicher Segen ist 200 Jahre später aus dem Schlachtselde von Lützea entsprossen. k. O. MufiL. Adols Lehnert'S Marmorbüste von Franz LiSzt. Schon seit einiger Zeit erregt rin schöne« Marmorbildwerk in dein vorderen Kun stverein«saa le unsere«städtischen Malenm« die bewundernde Auimerkionikeit der Beschauer. E« ist dw« die von einem junge» busigen Bildhauer uad Schüler de« Professor« znr Straßen, Adols Lehnert. schon vor seiner Abreise nach Rom ii» Ausiroq« de« allgemeinen deutichea Mnsikreeein« modellirtr uad letzt vo» ihm wäbrend seine« römischen Ausenlholle« in Marmor au«, g-sudne Liozt-Büfte. Da«Werk beknndet neben der eigene» Genia- lilut des VerieniqerS rorAllcin auch die Gediegenheit seiner Schul»», Tie« spricht sich einerseit« in dem edlen Schwünge drr ganzen, dabei voll an die Nalur sich anlebaeadea Auffassung aa-, nndererseit« in der rbenso gewandten wie sorgiowea Technik der Antsührnng. E« konnte die« Alle« schon bei Beiprechna, der seinerzeit »»«gestellte» GypS- ' Leipzig, 29. April. Die an der Äohanui«kirche zur Erledigung gekommene Stell« eine« Organisten ist dem Musiklrhrer Herrn Sander übertragen worden. * Gohli». Am 27. d. M. trat tm hiesigen Schillerschlößchea der neu« Verein „Frohsinn", welcher den löblichen Zweck verfolgt, Loafirmaudea au-zusteuern, zum rrstea Male mit einem von bestem Erfolg begleiteten Loncert in di« Oeffeatlichkrtt. Die Instrumental, masik wurde uuter persönlicher Leitung ihre« nenen Dirigenten, Herr» Musikdirektor Motthey, tu vorzüglicher Weis« au«geführt. E« eie» nur erwöhat: „Streichquartett" von Matthey and da« Trom- peteu-Solo „Aas der Wacht" vou Dierig. vorgetragen von Herrn Behring. Den gesanglichen Theil hatten Mitglieder de« Leipziger Stadttheater« übernommen, und dieselben glänzten mit den Lieder- laben: „Frühlingszeit" vo» Becker und „Wanderlied" von Schumann Tenor), „Still ist dir Rächt" von Abt und „Die Waidscheakr" von Simon (Baß), somir mit den hnmoriftischea MSnnerqaartetteu: ,Hn der Kneipe zum stillen Vergnügen" von Hora aad „Frage- and Antwort spiel" (Quodlibet) vou Schreiner. Reicher Beifall lohnte ihnen. Dem Verein „Frohsinn" wünsche» wir ein recht fröhliche« Blühen uad Gedeihen. * Wie bereit« dnrch de» Li«»t-Vrr«ia gemeldet und schon an anderer Stelle erwähut, ist der Beaeral-Jnteudant de« ostbeatrr« zu Weimar, Baron August von Loöa, za caa (in Folg« «»er Ohrpolypeuoperattou) gestorben. Mit ihm k eia« der aaSgezeichnetsteu Leiter der deutschen Bühne an« dem Leben geschieden. Ja seltener Weise wußte U. vou Losa künstlerische« Verständlich, seinsinnige Empfindung und Geschmack mit praktischer Ersadrnng und praktischem Geschick zu vereinigen. Die Weimar« Bühne, an deren Spitz« er seit 1868 stand, hat er zu eiuer seltenen Blülhe erhoben: in aller Erinnerung sind die Wagner-Aussüheunge» de- Jahre« 1870, die Ausführung von „Tristan und Isolde" im Jahre 1674, die Anssühruagra der ganzen Faust-Tragödir im Jahre 1876, die einen so mächtigen Nachhall wecken üud die Mehr- abl der großen deutschen Bühnen zur Nacheiferung antreibea sollte», über auch obgeschra von diesea Schaustücken wußte Loöa dem Weimarer Theater einen seltenen Schwung zu gebe», ihm in der Over wie im Schauspiel eiu treffliche« Ensemble zu sichern. Luch al« Schriftsteller war Loön thätig. bi« zu seiner Uebelsiedluag nach Weimar war «, wie die „Natioaal-Zeitung" mitzutheilen weiß, rin eifriger Mitarbeit« der „Uuterhaltuagen am häusliche» Herd" uud der Blätter sür literarische Unterhaltung". Sein« Novellen uad Romane zeichneten sich wie sein« Essay« durch die Reise ihrer Form, die Fei-beit der LebenSbeobochtung uud die Mild« de« Urtheil« ay«. Bon großer Beweglichkeit drS'Beiste«, immer liebenswürdig tbeilaedmend, anregend und angeregt gehörte Loöa ans dem Gebiete de- Theater- wesen« zu den wenigen Leitern, die sich dem Modernen geneigt zeiglen und e« überall nach Kräften zu fördern suchten. Da« Bay reuth« Theaterunteruehmeu' hat ihn zu seinen vornehmsten uad eifrigsten Gönnern und Schützern gezählt Allen literarischen Be- irebuogen stand «. al« Borftand d« Schlller-Stfftung, der Goethe- und der Ebakespeare4Sesellschast. förderlich zur Seite. Im Jahre 1828 geboren, bat Loöa da« 59. Jahr anr am «ine kuz« Spanne überschritten. Wie der geistvolle liebenswürdige Mensch in dem -erzen sein« Freunde, wird der Theaterleiter in d« Geschichte der deutschen Bühne unvergeßlich sortlebea. >r Leidensgeschichte dt« „Lohengria" in Pari«. « ,Journal deS Döbal«" will «okff«>, daß die Ausführung de« . Lohengrin" nicht ausqrgebeo, sondern nnr aufgeschoben worden ist. Lamoureux ließ sich vom Lonseilpröfldenten sein gute- Siecht nicht ab — kaufen. Man bot ihm nömlich eine Stootsentschädiguog an. Lamoureux lehnte ob. Um nun aus -inen Theil seiner enormen Auslagen (circa 200,000 Fee«) zn kommen, wird er wohl eine Reih« von Loncerteu geben, in denen Bruchstücke der Oper ohne Eoftüme und Dekoration znm Vortrag kommen sollen- (O weh!) Mau macht de» Witz, „Lohengrin" in Pari« scheine der Fliegende Holländer za Laad« za sein. 8 Rossiai-AaSgrabaag in Part«. Sonnabend, 30. April, früh 10 Uhr wird aus dem Pariser Pöre-Loc-aise- Friedhof die Ausgrabung von Rossini'« Ueberresica solenn ftatt- indeu. Die italienische Lolouie wohnt der Feierlichkeit bei. Marqui« Torreqiaui al« Vertreter Italien« uud drr Siadt Florenz uud Deputirter Lacray, Vertreter der Geburt-- siadt Pesaro, letten die Exbumatioa in Person. Die Leiche wird dann »ach Florenz in die Kathedrale de« beiligea Kreuze« über» geführt werde». Verdi war eiugeladen zur Beisetzung, lehnte ab« ab. Der aeae Bürgermeister von Rom. Fürst Tortonia, hat zugesagt. T.V/li. Musikoliea-Prodoetio» de« Jahre« 1886. III.— Die Pianosortemusik mit ihren 21' Unterabtheilnngca nimmt einen großen Raum in der Liste der Neuigkeiten und Fortsetzungen de« Jahre« 1886 eia. Die Gcsammtjiss« beträgt 2168 Nummern oder Werke. Fünf Toncerte and Loncertstücke mit Orchester «öffnen den Reigen, ein Octett, 2 Septette und 2 Sexlette solqea. Der Quintette sind 21, der Quartette 6. Die Zahl der Trio« wuchs aus 35 an, di« der Duo« aus 196, daruntn allein 130 für Pianosorte uad zwei Violinen, außerdem 3b sür Pianosorte, Violtde und Cello, 27 sür Pianosorte, Violine uud Flöte. Der Sachen iür zwei Piauosort« (zn acht und vier Häuden) sind 53 (25 uad 28). sür Pianosorte zu lech« Händen finden sich 2, vierdändige Sachen dagegen in Summa 248, und zwar 7 mit Begleitnuq, 223 ohne Begleitnag, außerdem 18 vierhändige Ouvertüren. Zweihändige Pianosortewerle zählen wir 1571 zusammen. Da siud zunächst 1046 größere Sachen. 13 Ouvertüren, 339 Tänze und 173 Märsche. — Lehrbücher er schienen 15, Melodramen 7, einhändige Sachen 2. ebensoviel Pedal- Llovierlachri». Die Toialziff« macht wie gesagt 2168 au«, da» will sagen V«, all« Jastrumrntolsachen überhaupt. Al« Geaerahiffer aller Iastrumeatalpiöcen, einschließlich der 2168 Piauosortesachru, «giebt sich nämlich 3607, macht 10 Stück per Tag? . Die Vokalmusik bildet die zweite Hauptabihetlaiig mit drei- zehn Uai«abtheilungea von »usammea AW Nummern. Den Hauplstock dazu liefern die Sachen sür eine Singsiianne mit Pianosone und mit oder ohne andere Instrumentalbegleitung, im Ganzen 9»1 Pioceu, 888 mit Pianofortebegleituag ollen». Die mehrstimmigen Gesänge beziffern sich mit 643, darunter allein 373 Männerquartetle und Mäanerchör«: 124 Sachen sür ge milchten Lhor, 72 Duett« für Fronen- »nd Kiaderstimmen, sür je eine Frauen- oad Männerstimme, sowie für zwei Männerstimmen. Gesänge mit Guitarreubegleünng werden rech« selten. Zm Jahre 1886 «schien nur eia opu» dieser Art. Mit Zilherbegleitnaq dagegen kamen 39 Werke für Gesang aus den Markt. Sech- Werke hatte» Orgel-, 12 Werke Harmonium-Begleitung. Die Rubrik „Thcairalische Musik" weift 78 Opern und dergleichen aus. Lhoralsammluagea und Liturgien» sowie Ltedersammlunge» iür Scholen wurden, «ad zwar erster« 17 a» der Zahl, letztere 67 Nummern stark, al« neu versend«. Den Beschluß machen 2? Lehrbücher und Uednngen für Besang. Gelammtergedaiß drr Rotenproduetio» de« Jahre« 1886 lft also i» Instrumental- undBocalmnsikzulatm»«» -—5633 Werte. Außerdem erschienen, wie der Anhang de« Hotnwistrr ichen Javre«. kotaloqe« de« Nähere» Nachweis« und aussühn. 251 literarische, periodische, artistische Neuigkeiten zur Müsikklteratnr, uad zwar 15S Büch« »,d Schriften Sb« Mnsik, 52 JonrANtr, 32 Text«. 5 Bild«, S Büsten »ad Ma«ke». Der Katalog ist gegen den vorjährigen, der 101 »ad .164 Seit«, zählte, etwa» schwächer, da « nur 99 und 352 Seiten enthält. Di« Äu-ltattung nnd Lorrertheit läßt taum etwa« zu wünschen übrig. Die masikalische Fruchtbarkeit hat. wie Figura zeigt, sich nicht vermindert. Einzelne Lomponisten entwickeln eine sabelbostr Pro- dnettonskrast. Bon Frau» Abt «ichien «in angebliche« Op 11 UI (,.Jubilünm«-Festmarsch für PianosoNe znm zweimal «lijährige. Besteht» der Geirllicbast Svrndel z. Wie«baden" ) Fron, Behr kam bi« apnn 576 („Bera-rctte: nie <te -tan-v. IM,!, XIV.
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