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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 22.10.1886
- Erscheinungsdatum
- 1886-10-22
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188610225
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18861022
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18861022
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1886
- Monat1886-10
- Tag1886-10-22
- Monat1886-10
- Jahr1886
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 22.10.1886
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dieser Intentionen kirnt. La» russische Cabinet wird sich »Icht durch die ousregende Sprache von Organen wie die „Moskauer Zei. »nng" sorireißen lassea, mögen diese Blütler die Occupation ooch so stürmiich im Name» der nationalen Ehre fordern uuv dabei die seiten» des Ministerium» de» Auswärtigen gegenüber allen Angriffen aus seine Palilik geübte Nachsicht geradezu mißbrauchen. In den Sagen der leitenden Kreise kt. Petersburg» kau» die nationale Ehre Rußland» dadurch nicht compromntirt werden, daß eine Hand voll Abenteurer sich in einem vor kurzer Zeit durch Rußland mit großen Opsera befreiten Lcmde der Gewalt bemächtigt und durch geschickte Manöver, durch Terrorisirung und Ungesetzlichkeiten bei den Wahlen da» bulgarische Volt zu einem undankbaren Verhalten Rußland gegen- über gedrängt haben. Au» den in Bulgarien eiagetretenen Ereignissen rrgiebt sich somit sür Rußland keineswegs die Norhwendigkeit. der Ehre Rußland», welche durch dieselben nicht betroffen wurde, Genug» »hunng zu verschaffen und der ZeituagSsturum iu Rußland wttd da» St. Petersburger Eabiuet nicht dahin dringen, die wahren Interessen de» russischen Volke» außer Acht zu lasse», welche gegenwärtig er heischen, daß Rußland in Frieden lebe und sich nicht wegen Fictionen. welche der fieberhaft erregten Phantasie einiger Publicisten ent- tsplingeii, neuen Gesahren auSsetze. Wenn Rußland wirklich Anlaß haben sollte, an den Schutz seiner Ehre, seiner Interessen und seiner Sicherheit durch di» Waffen zu denken, so müßten letztere von anderen Elementen bedroht erscheinen, als durch die in Sofia regierenden Abenteuerer (I!) Die» ist jedoch gegenwärtig durchaus nicht der 'Fall, da da» kaiserliche Cabinet seiten» der Großmächte wieder holt die Versicherung erhalte» hat, daß dieselben den Wünschen sMußland» in der bulgarischen Fra»e. namentlich in Betreff der EventualltLt dar Wiederwahl de» Prinzen Alex,oder von Battenberg, Rechnung tragen werden. Die» ist da« wahre Bild der gegeuwärtigeo Situation, welche geeignet evschaint. allen wahren Freunden de» Frieden» Beruhigung zu gewähren. Droh aler beunruhigende» Serüchie, welche in Umlauf gesetzt werden und die nnaesichl» der begreiflichen Ungewißheit die im Publicum betreff da» Gange« der diplomatijcheu Actio» ia der bulgarischen Frage herrichl. vielfach Glauben sinken, läßt sich ver- sicher», daß die Lage sich zu klären beginnt. Diese friedlichen Ten- denzen dürsten si» immer mehr befestigen, da sie nicht da- Ergebniß augenblicklicher politiicher Combinationeu sind, sondern aus dem tiefe» FrikdenSbedürjuisse de» ganzen Lande» und dem aufrichtigen Wunsche der leitenden Kreise uach Erhaltung de» Frieden» beruhen. Colonialpolitisches. * Der Brüsseler Correspondent der..Time»" macht seinem Blatte eingehende Mitlbcilungen über die projertirte Congo-Eisenbahn, denen wir zur Ergänzung m»serer bisherigen Meldungen noch da» Folgend« entnehmen: Der Eetwurs der Convention zwischen hem Coago-Staate und der neugegründeteu Gesellschaft sür den Bau einer Eisenbahn vom Oberen Congo „ach dem Atlantik bestimmt, daß die Ge- sellschast die ersorderlickc» Vorarbeiten für den Bau der Bahn vom llntercongo »ach Stanley Pool aus eigene Kosten vornehmen soll. Die Eisenbahn soll einzig uud allein Gebiet de» Longo-Staates durck- lchneckcu und kan» eventuell in zwei Theileu angelegt werden, die durch eine schiffbare Strecke de» Fluss.» mneinander m Verbindung stehen. Nach 18 Mouarea hat die Gesellschaft dem Staate voll- ständige Pläne bezüglich de» Baue» und Betriebe» der Bahn Vvrzu- legen. Der Staat cedirt der Gesellschaft al» Gegenleistung sür die von derselben vorzunedinenden Vorarbeiten und Studien 150,000 Heckar Laad, da» die Gesellschaft sich innerhalb drei Monaten vom Tage der Vorlage der Pläne auszuwähle» Kai. Für den Zeitraum v»a 18 Monaten nach Aushändigung der Pläne siebt e» der Gesellschaft frei, die Loncession de» Baun» und Betriebes d-: Bahn nach vorher verein, barten Bedingungen sür die Dauer von SO Jahren zu übernehmen; wünscht der Staat später die Bedingungen obzuändern, so würde der Gefellschast wiederum da» Recht zuitehen, zu bestimmen, ob sie die Aenderungen aunebmen will. Nach öS Jahren geht die Bahn mit Allem, wa» dazu gehört, iu da» Eigcntbum de» Staate» über, lieber» nimmt die Gesellschaft den Bau. so gorantirt der Staat ihr folgende Minimalvortheile: ») die Ledirung sämmtl.cher sür den Bau der Bahn ersorderlichen Ländereien, und zwar sollen die nolhwendigea Expropriationen durch den Staat und auf Kosten desselben geschehen; d) die Cedirung aller Ländereien, welche die Gesellschaft während der Bauzeit in einer Breite von 220 Metern aus jeder Seite der Linie 'n Besitz zu nehmen sür nolhweudig erachtet; e) die Cedirung von 1500 Hektar Land sür jeden Kilometer der gebauten und ia Be trieb genommene» Bahn, wobei die Auswahl der Gesellschaft über lassen bleibt. Die sür den Bau der Bahn und der dazu gehörigen Gebäude erforderlichen Ländereien sollen für die Dauer der Conceision von jeglicher Art von Abgabe frei sein; die übrigen der Gesellschaft cedirten Ländereien sind denselben gesetzlichen Bersüguugen unterworfen, wie die im Besitz von Individuen und Gcsellfchaften befindlichen Ländereien im Gebiete de» Staate». Letzterer kann verlangen, daß jedes von der Gesellschaft gewählte Stück Land am Congo und an seinen schiffbaren Zuflüssen nicht mehr al» 2000 Meter Wasser, sront bat und ebenso weit von anderen der Gesellschaft cedirten Wassersronten entfernt ist. Macht die Gesellschaft von dem Recht der Auswahl dieser sür die Bahn nothwendigen Ländereien nickt innerhalb 18 Monaten nach Beendigung der vorbereiteten Studien Gebrauch, so bleiben diese Arbeiten Eigcnthum de» Staate», dem e» freisteht, die Conccssion alsdann einer anderen Gesellschaft zu er- »heilen oder den Ban der Bahn selbst zu übernehmen, jedoch hat der spätere Uebcrnebmer event. der Staat selbst die aus die Borarbeiien verwendeten Kosten in Baar zurückzr.ci statten. D>e Subvention von 20 Proc. aus die Ausfuhrzölle würde der Gesellschaft dann nicht mehr bezahlt werden, vielmehr Härte dieselbe auch die benutzten oder sür den Bau der Bahn mit Zubehör ausgewählten Ländereien ohne Gegenleistung zurückzugebeu. Der Staat verpflichtet sich, der Gesellschaft von dem gegenwärtige» Augenblicke bis zum Ablauf der eventuellen Coiiktjsi«» nach öS Jahren eine jährliche Subvention von 20 Pr«, de» Bruttoertrages der im Jahre vorder vereinnahmten Exportzölle zu bezahlen, jedoch dar! diese Subvention nie b Proc. der von der Gesellschalt bis Ende de» Iahte» für die Lorarbeiteu und eventnell sür den Ban und die In betriebsetzung der Bahn verwendeten Summe übersteigen, auch ist eine Uebertraguiig von einem Jahre zum anderen nicht gestattet. Ueber. nimmt die Gesellschaft den Ban und Betrieb der Linie, so hat sie besondere Rechnungen über den letzteren und die ans demselben er zielten Einnahmen zu führen. Iu den Einnahmen ist die Subvention von 20 Proc. der Exportzölle begriffen. Von dem Verdienst gehen b Proc. an die gesetzliche Reserve, 6 Proc. dienen zur Verzinsung der sür die Vorarbeiten, den Bau und die Inbetriebsetzung der Bahn onsgkweodkteu und verausgabten Summen, und der Rest wird zwischen dem Staate und der Geiellschast in der Weise gerheilt. daß der Staat 40 Proc. «ad die Gesellschaft 60 Proc. erhält. Der Staat erkennt die gesetzmäßige Existenz der Gesellschaft aus seinem Gebiete a». Die letztere darf bei Strafe der Annullirung der Concessioa uad der ihr durch dieselbe» gewährten Bortheile ihre Statuten nicht modificireu, sich nicht mit einer anderen Gesell schast verschmelzen oder die erwähnten Vartheile uud Loucesjionen «icht ganz oder theilweise an einen Andere» übertragen ohne vor herige Genehmigung de» Staate». Die Gesellschaft Lars jedoch den Bestimmungen de» gemeinen Rechl» gemäß über die ihr redirlea Ländereien srei verfügen, um die Kosten der Vorarbeiten zu decken, ebenso auch über die Ländereien, welche sie iu einer Breite von L20 Metern aus beiden Seiten der im Bau begriffenen Linie succelsive ia Besitz genommen hat. sowie über die 1500 Hektar Laad, die sie sür jeden Kilometer Bahnlänge erhält, welche vom Tage, an welchem sie geictzmäßig Besitzerin dieser Ländereien geworden ist, gebaut uud in Betrieb genommen worden ist. Um gewiffe Mißverständnisse auszuklären, bemerkt der Correspow dent ferner, daß das Projekt, eine Cougo-Eisenbahn-Ges-llschait in Belgien zu gründen, erst noch dem Abbruch der langen Verhandlungen zwiscken dem Longostaate und den, englischen Syniicat entstanden ist. Rach der Luflöiung diese» Svndicat» war eine Anzahl Geschäfts leute io Belgien der Ansicht, daß die Sache doch aussübrbar sei, und legte der Longo-Regierung einen eigenen Plan vor. Ermnlhigt Worden dieselben hierzu durch da» 6on,it« ä'stuäe, <lu Haut 6ovgo in Brüssel, da» au» Männern verschiedener Nationalität besteht und im Jahre 1878 Staoleh noch dem Congo gesandt hatte. Daß da» Broiect der Gründung einer Gesellschaft in Belgien iosort nach der Auslösung de» englischen Syndica!» entstand, Hot zu Beschuldigungen der Verwalter de» Longostaate» Anlaß gegeben, die angeblich gleich zeitig mit dem eaglüchea Syndikat und den Belgiern vnbandelt und die Verhandlungen mit dem ersteren erst abgebrochen baden jollen, ul» sie sicher waren, zu einer Vereinbarung mit den Belgiern zn gelungen. Diese Beschuldigung der Falschheit ist vollständig mi- aerechtserttg, da die Befürworter de» neuen Project» erst am 14. d. M mit der Longo - Regierung in Deziehanq »raten. Ja einem um Ist. in der „Times" veröffentlichten Schreiben führt Herr W. Towrrs-Smith al» «inen Beweis der Dopselzüngigkeit der Congo-Regierung die von der „Jndevendance Beige" erwähnte Ahutsoch« an, daß Agenten de» unabhängigen Coiigostaaie» in den ersten Monaten diese» Jahre» mit der Geiellschast der belgischen Ingenieure eine Reibe von Lonlerenzen obgebalten hätten, uad schloß daraus, da» di« Beamten de» Staates weuige Tage noch der Unter» »eich»«»» «tmr peautsortsche» Vereinbarung mit dem englischen Sqn- dlca' Lonfereuze» abgebakte» und dir Vorschläge Tüder« «woge» hätten. Herr Towers-Smith begeht aber den grrthum, baß er dem srauzösischen Ausdruck Couierenz den Eiuo unterschiebt, den da» Wort im Englischen hat. Die Loaserenzea ia der Gesellschaft der belgischen Ingenieure waren nicht» weiter al« vartrige, di« meist aus Verlangen der Gesellschaft von Reisende», die vom Longo zu- rückgekehrt waren, gehalten wurden uad ausschließlich de» Zweck hatten, die Zuhörer mit den behandelten Gegenständen, den oro- graphischen und hhdrograph-scheo Verhältnisse» de» Coago. den Lm- uad Aussuheartikeln »c. bekannt zu machen. Dir belgischen Iaur- »ole baden s. Z. ausführlich über diese Borträge berichtet, die auch im Buchhandel käuflich sind. Irgend etwa«, was Verhandlungen wegen einer Eiftubahucoocesstoo ähnlich sah, kam »icht dar. Grffentl. Verhandlungen der Stadtverordneten am 20. Seprembrr 1886.*> (Ans Grund de» Protokolle» bearbeitet und mttgetheilt.) Der Vorsitzende, Herr Vorsteher Justizrath vr. Schill, «öffnete die von 46 Stadtverordneten und von dem Herrn Oberbürgermeister vr. Georgi, Herrn Polizeidirrctor Brelschaeider, sowie den Herren Stadträtben Simon, vr. Schund, Dietel, Ludwig »Wols besuchte Sitzung durch MiNheilnng des RathsschreibenS, Peiisionirung des Herrn Povzeiregiftrotor Ritze mit einem jährlichen Ruhcgehalte von S?0^l vom 1. November d. I. ad betr. Hieraus tritt man in die Tagesordnung eia und verschreitet zur Wahl der dom Collegium zu ernennenden Mitglieder deS gemischten Ausschusses für die Sladtverordueten-Wahleo. Der Wahlausschuß schlägt hierzu folgende Herren vor: ». aus dem Collegium: 1. Herr Johann Albert Grüner, L. » Karl Hermann Zicrow, 3. - Ludwig Wilhelm Fahndrich, 4. » vr. Johann Karl Eduard Kleinert» b. - Otto Georg Theodor Schwabe, 6. » Karl Friedrich Julin» Süß. d. aus der Bürgerschaft: 1. Herr Karl August Biel, 2. - Herrmann Brunner» 3. « Ernst Eduard Gustav Gottwald» 4. » Wi'belm Epplcr, b. » §2.2nnn Lösch, 6. » Ernst Eintl Gottfried Hohlfeld, 7. » Franz Otto Thalacker, 8. » Knrl Christian August von Leupoldt» 8. - Gustav Meyer, 10. » Kar! Louis Wilhelm Micthe, 11. « Johann Georg Friedrich Mönch, 12. » Gustav Perlitz, 13. « Kar! Adolf Ludwig Rlebrich, 14. » Karl Ehregott Schumann, 15. » Franz Alwin Weinoldt, 16. « Traugott Friedrich Karl Schmidt» 17. - Ernst Kar! Otto Hüffler, 18. - Richard Heinrich Ayrcr. Herr Landg richrsdircetor Schmidt beantragt: die Wahl durch Acclamalion vorzunehmrn und auf dle oben ge nannte» Herren zu richten. Hiergegen erhebt sich kein Widerspruch »ud wählt man durch Acclamatioa die sämmtlichcn genannten Herren in den gedachten Ausschuß. Herr Herrmann resertrt sür den Finanz- und Verfassung». aus schuß üder Errichtung eine» dritten Nachtrages zur Sparrassenordnung der Stadt Leipzig vom 24. Juni 1877 tn Bezug aus die Dotirung de» Reservefonds der Sparcasse. Der Entwurf lautet: Dritter Nachtrag zur Sparkassen»,:»«»,,« der Stadt Letpzt, vom 24. Juni 1877. Unter Aushebung de» erste» Nachttags zur Sparcaffenordnung der Stadt Leipzig vom 24. Juni 1877 wird dem Z. 13 dieser Spar caffenordnung folgende anderweit abgcänderte Fassung gegeben: tz. 13. Um die Haftbarkeit der Gemeinde den Interessenten gegenüber möglichst zu verringern, ist es zum Schlüsse de» Jahre» 1885 aus den erzielten Ueberfchüsscn nach Procenten des jeweiligen Emlagen- bcttagcs ein Reservefonds in Höhe von 2,108,858 -4l 69 on- gcsammclt worden. Dieser Reservefonds der Svareaffc ist mit Ende de» JabreS 1885 in der angegebenen Höbe geschlossen worden und findet eine Ver- mehrnng desselben von da ab nur durch eine jährliche ZinS- aus Zins-Zuschreibung von 3 Proc, statt. Die hiernach am Schluffe jeden Jahres sich ergebenden Ucberschüsse der Spareasse können von der Stadt zu kommunalen Zwecken, insbesondere sür Schulen uad Stiftungen, Arincnweien und Wohlthärigkeitszweckc, dergestalt ver wendet werden, daß die Stadtcassc um den hierdurch gedeckten Auf wand sür solche Zwecke erleichtert werden kann. Hierbei wird jedoch bestimmt, daß, wenn der in Zukunft eine» weiteren Zuwachse» als seiner 3procentigeu Zinsen entbehrende Reservefonds einmal unter dein Betrage von lOProc. von 3,000,000und 5 Proc.von dem über3,000,000^ hlnausg-'üendcn Betrag der Spareinlagen sinken sollte, alsdann demselben soviel und so lange Mittel aus den Ueberscküssen der Sparcasse wieder zuzuiührcn sind, di» der Fonds die ebendczeichuete, als Müiimalbktrag zu betrachtende Höhe wieder erreicht hat. Hierüber ist gegenwärtiger dritter Nachtrag zur Svarcassenvrtmling vom 24. Juni l87? durch Rath und Stadt verordnete der Stadt Leipzig errichtet worden und wird dem König!. Ministerium de» Innern zu Dresden zur Bestätigung vorgelegt werden. Leipzig, den Der Rath der Stadt Leipzig. Die Stadtverordneten zu Leipzig. Tie Ausschüsse beantragen: der Vorlage des Ralhes zuzustimmen. Nach Vortrag der Raihsvorlage und de» wesentlichsten Inhalte» de» derselben beigegcbcnen Vonrage» des Herrn Stadtrath Simon und de» Gutachtens der Rathsdcputation zur Sparcasse. bemerkt der Herr Referent, daß die Ausschüsse nur allenthalben den Ansichten der Deputation und des Ralh.-S dcipslichtcn konnten. Eine Stimme war mehr sür den Vorschlag 2 des Herrn Stadtrath Simon, wo- nach auch fernerhin ein fester Proeenlicitz der Einlagen dem Reserve fonds zugcsührt werden solle, doch entschied man sich schließlich all seitig sür die RathSvorlagc. Der Ausschiißantrag findet einstimmige Annahme. E» ist somit die Rathsvorlage und der betreffende Nachtrag zur Svarcassenordnung genehmigt und wird der Herr Vorsteher zur Mitvollzichung dieses Nachttages ermächtigt. Derselbe Herr Referent berichtet sür den Finanzausschuß über die Rechnung des Grassi'ichcn Vermächtnisses sür die Stadt Leipzig aus das Jahr 1885. Der Ausschuß beantragt: Richtigsprcchung dieser Rechnung, Welchem Anträge inan einstimmig beittitt. Die Rechnungen pro 1885 über: a. das I>r. Härtcl'jche Legat sür das Museum, l>. da-s Brilnncr'sche Legat sür das Museum, e. die Schomburgk'schen Legate sür da» Museum, ck. das Tauchnitz'sche Legat sür das Museum, o. ontheilige, dem Museum aus der Stiftung sür die Stadt Leipzig zukommcnde Zinsen. t. das Berger'sche Legat sür da» Museum, p. das Legat der Frau verw. Lohmann sür daS Museum, empfiehlt der Finanzausschuß (Referent Herr Herrmauu), »u justinciren. Dieser Antrag wird einstimmig angenommen. Herr Herrmann rescrirt hieraus weiter sür den Fiaanzaa-schuß über die Vorlage, bctt. den Rathsbeschluß: „in Conto 1 „Rathsstube" des diesjährigen HaoShaltplane», Ausgaben: Pos. 214 um 90 ^«, mithin aus 160^1 216 218 223 227 150 800 SO - 75 - b70 1000 160 > 275 zu erhöhen." Der Ausschuß beantragt, dieser Rathsvorloge zuzustimmen. Die» wird einstimmig beschlossen: die vom Rothe bewilligttu Er höhungen der gedachten Positionen sind daher genehmigt. Es folgt Bericht d«S Herrn Herrmauu für deuselden Ausschuß über: Anstellung von zwei Aussehen, für da« Museum mit «wem Wochenlohne von je 12 ^ betr. *) Lingegangeu bei der Redactton am 14. Oktober. ver aus Genehmigung der R»th«bork«ge gttlchktr Vlli« schukantrag wird einstimmig angenommen. Hieraus reserirt Herr Vogel für dea Löschausschuß üb« Erhöhung der Ausgabe» Pos. 82 „Entschädigung sür die bei auSgedrocheueu Brüudea verdorbenen BeklcibungSgegmslände 850 ul ordentlich" in Conto 11 „Feuerlöschwesen^ ve» 188Ser HauShaltplaae» ans 1000 ^l Der Antrag des Ausschusses hierzu lautet: der Vorlage zuzustinimea, den Rath aber zu ersuche«, die Aus- gaben sür die Positionen 30, 3l, 32 unter lll aus Conto 11 de» HausbaltplancS auch in der Haupttechuuug der Stadtcasse in Zukunft gesondert auszulühren. Der Ausschuß weist daraus hm, daß hier schon 1884 SM «ach- verwilligt worden sind. Da» au den Zustimmungsantrag geknüpfte besondere Ersuchen, erklärt sich dadurch, daß die Ausgaben dieser Positionen doch etwa» heterogener Natur sind, die Auseiuanderhaltuna derselben auch in der Haupttechuung der Stadtcasse ohne große Mühe erfolgen kau». Der Ausschußauttag findet allseitige Annahme. Sodann berichtet Herr Eeysarth sür dco SttstungS-, Bau- uud Oelouvmieausschuß über die Abrechnung der Neubauten aus dem Neue» Johanuiöfried- hof. Die Ausschüffe beantragen: die Abrechnung richtig zu sprechen. Wie der Herr Referent bemerkt, mußte zunächst ein« fehlend» Zusammenstellung vom Rath» noch erbeten werden. Diese wurde nachapliesert und aus Grund derselveu konnte daun die Prüfung der Abrmhnung fertig gestellt werden. Tie staltgehabte Ucbcrschreilung erklärt sich darau», daß die be treffenden Voranschläge sich nur nach approximativen Schädlingen aulstellca ließen, und e» daher schwierig war, dabei ganz da» Richtige zu treffen. Andererseits erklären sich die gemachten Ersparnisse dadurch, daß die betr. Anschlag».Positionen zu hoch gegrikfon waren. Der Ausschußauttag wird einstimmig angmoimnm. Herr Vicovorsteder vr. Zenker roferirt sodann sür den StistuogS- uud Oekonomieausschuß über die Vorlage, bctt.: Beleuchtung der Zusuhrstraße nach dem LiHfriedhofe mH Petroleumlampen und zwar mit 880 ^4 ElnrichtungSkostO» und 1808 jährlichen Untcrhaltungrkosteu. Die Ausschüffe b-mttagen: der Borlase de« Raitz«» zuzustimmen. Eine ia der Aurschnßsitzung von einer Seite gegebene Anregung, ob es sich nicht empsehle, schon jetzt ecicrne Laternsnsünlen aui der betreffenden Zukihrsttaße aukzustellen, fand keinen Anklaug, ebenso eine weitere Anregung, ob sich die Bedienung der Laternen nicht durch Fricdhossbedicnstete aursübren lasse. Der Au-schußantrag wird ohne Debatte einstimmig angenommen. Sodann solgt Berich! de» Herrn Meißner 'iirden Bau-, Ockonomie« und Finanzausschuß über die anderweitc Nattsvorlage, betr.: Verlaus de» Platze» Nr. 15 de» Beublock.-s I des ParcellirungS- planes sür da» Areal des ehemaligen fiscalischen Holzhose» und Kodlenbahnhoic» von 600.24 Quadratmeter Flächengehalt für 20,000 ><r, da» ist 33,32 pro Quadratmeter. Die Ausschüsse beantragen nunmehr, da man das erhöhte Gebot al» einen mehr entsprechenden Preis de» betreffenden Areal» ansah, der Vorlage zuzustiininc». Der Ausschußauttag findet einstimmige Annahme. Derselbe Herr Ncsercnt berichte: für den BauauSschuß über Anbriugung von Doppelfenstern in den Wohn- und Schlaf- rüunicn an der Westjeite der Baracke.4 und der Ostseite der Baracke kh sowie Anbringung von Klappen vor den Lustzug. röhren unter dem Fußboden sämmtlichcr Baracken bei Gohlis mit 640 >4 25 bez. 1190 Aujwand zu Lasten de» 1888er Ha ushaltp laues. Der Ausschuß empfiehlt: die Vorlage zu genehmigen unter der Bedingung, daß die Doppelscnster von außen angebracht werden, weil dies zu wesentlicher Kostcnverriiiaerung führe. Außerdem hofft mau, daß die Klappen bedeutend billiger, als veranschlagt sich Her stellen lassen werden, und spricht der Ausschuß endlich noch den Wunsch aus, der Ralh möge dafür sorgen, daS die Klappen vor den Luft zügen im Sommer rechtzeitig wieder entfernt werden. Der Ausschußantrag wird etns:,mmig angenommen. Herr Schneider erstellet Berich: sür den O .onviiiieauSschuß über Herstellung de» von der Heiligen Brücke nach dem Kuhthurme führenden Fußwege» mit 2.N >.4i Aujwand » conto Betrieb, und beantragt Namens des AuSjchujseS: die Vorlage abzulehneti, dagegen Hu beanttagcn, die Fluthrinae durch emcn Steg, ivie am neuen Lchützeiihause, z» Überdrücken, die Sohle der Jlathriime in der bisherigen Pflasterung zu belasse» und hieriur ein Bcrechnungsgeld von 2500 ^ » conto Betrieb zu verwilligen. Nach kurzer Darlegung der Vorgänge in dieser Sache bemerkt Herr Rescrent, daß der Ausschuß nach wiederholter Berathung und Besichtigung durch drei Mstglu-der zu keinen anderen als den srichercn Vorschlägen gelangen könne. Der anzulcgendc Steg solle etwa 1 Meter breit und 160 Meter lang werden. Herr Vorsteher bemcrtt. er sei dem Ausschuß dankbar, daß sein heutiger Antrag sich doch in ..mei Punclen von den früheren unter scheide. Dies sei darin der Fall, daß heute die Anlegung eines WegeS beantragt werde, wäprend dies früher nur dem Rarhe zur Er wägung gegeben werden solle, und ierncr durin, daß heute vorge>chlagen werde, die Sohle der Flutgrinnc in der bisherigen Pstasterung zu belassen, während früher eine Aenderung emp ohlen wurde. Er gebe zu, daß zur gegenwärtigen Jahreszeit an dieser Pstasterung nicykS zu geschehen brauche. Anders siege vie Sache aber, wenn erst wieder das Hochwasser den Weg unter,raschen habe. Er komme aus seinen früheren Vorschlag zurück, den Weg zum Schutz gegen Aushöhlungen und Ilnterwaschungcu mit Nasen zu belegen, über welchen das Walser hinfließeu könne. Der Herr Referent entgegnet, daß nach der Ansicht de» Ausschusses an dem fetzigen Zustande des Weges, abgesehen von der Anlegung de» Steaes. überhaupt keine Aenderung vorgcnommen werden solle. Es solle lediglich durch den Steg die Passage verbessert werden. Herr Vorsteher cliigegncr, der Ausscbußanlrag lause dann aller dings daraus hinaus, daß eine Mehrausgabe gemacht werde, ohne die regelmäßig bei Hochwasser wicdcr.'ehrenden Reparaturausgabcu zu ersparen. Er würde Vorschlägen, daß der Fußweg aus deu anzulcgcudeu Steg beschrank! werde. Vcrr Pommer bemerkt, der Ausschuß sei davon ausgegangen, daß die Revaraturausgaben dock nicht vermieden werden können; inan wollte dann wenigstens die Passage dort verbessern, und glaubte dafür eine außerordentliche Ausgabe nicht ichcuen zu sollen. Rasenbelegung des Weges sei nichl möglich, der Weg müßte sonst ganz cassirt werden. , Herr Ochler giauvl kaum, daß die Anlegung eines Steges aus! ^ dem fraglichen Wege möglich sei, mit Rücksicht aus die starke Strömung , ss . ren molle gezeigt, indem er des Hochwassers, besonders bei Eisgang. leipziger» seinen „DoctorKlaus Nach Schluß der Tcdattc wird der Äusschußantrag auf Ablehnung der Rcubsoorlage gegen 1 Stimme angenommen; der zweite Theil des Äussch»iii»»rages bis einschließlich der Worte „zu Überdrücken" wird mu 28 gegen 18 Stimmen abgelchnt; damit erledigt sich der Theil des Antrages, der die Kostenverivilliguug betrifft. Der Theil des Ausjchußantrages, „die Sohle der Fluthrinne in der bisherigen Weise zu belassen", wird elnsuinmig angenommen. Herr Schneider resenrt ferner sür den OekouomieanSsckuß zu der Rücküußerung des Ralhes aus den Antrag deS Collegium», „das Trottoir an der westlichen Seite des Auguslusvlatzes in aleiches Niveau mit dem anliegenden Mosaikpflaster durch! gefährdet werden kann; aber er besitzt eine Boiibommie. die schräge Anpflasterung des Mosaikvsiasters von der Bordkante > sich am Wvhlthun erfreut, eine Bescheidenheit, die da» eigene der Asphaltstraße bis an das Trottoir zu bringen." l Verdienst sehr gering anschlägt, auch eine gewiffe Jovialität ^ Vcrr Referentbemcrki, nur empfehlen:. Schalkhaftigkeit, die sich besonder» in der kleinen Jnlrigue mS A"-» 2" vuU abgegebenen Votum dcS Collegiums abzugehen. Hle Cholera iu Ungarn. * Dom Stande der Cholera in Ungarn wird der „Neuen Freien Presse" au- Pest. lS. October geschrieben: Der letzte amtliche Rapport über den heutigen Stand der Cholera in der ungarischen Hauptstadt ist eine düstere Illustration der Folgen, welche die Nalhäligkeit uud Hilflosigkeit bet der Bekimusnng dieser Epidemie nach sick gezogen. Jede Post bracht« Ihrem Torrespondenten während der letzten Tage zahlreiche Zu schriften aus den Kreisen her intelligenten Bevölkerung mit der häufig flehentlich klinzende» Aufforderung, da» sorglose Walten oder vielmehr NicktwaAea der Behörden zu geißeln, da sick die sckarse Kritik der hiesigen Purste al» machtlos erwieien uad eia Theil der letziereu — averdia«» uur »m «»ringer Brucklheil — rher geneigt ist. die Ver tu schungstaktik zu unterstützen; vielleicht, so loutei der Refrain der meisten httf'er Zuschriften, wäre da» kategorische Auftreten der Wiener Peesse im Stnndc, Jene, die es cmgcht. zu erhöhter Thäiigkeil an- zuspornea. Wir fürchten sehr, daß die Einsender irren. Angesicht« dieser Unfähigkeit und Lachlsertutkeit, deren trauernde Zeugen wir au» schon icit sechs Eptdemie-Wockeu sind, muß jede öffentliche Kritik zu Schoaden werden, und da heißt e», sich einem orienlalischeo Fal»li»mu» ergeben. Ein hiesige» Journal machte die treffende Be- merkuug, daß wir nunmehr zur asiatifcheu Cholera auch die asiatische Verwaltung bähen. Die Zahl der Chulera-ErkraNlungeo ist von gestern aus heute um mehr al» da« Doppelte gestiegen. Wer de» Charakter epi- dänischer Krankheiten uur mir luienbaster Aufmerksamkeit verfolgt, konnte diese bedauerliche Steigerung mir Sicherheit Voraussagen, denn man stellte h«m Fortschreitender Krankheit gerahezu einen Freibriei an-, indem moa sich weigectk, die Abhaltung der Theresienstädter Kirchweih zu untersagen. Mehr ois die Hälfte der heutigen Erkrankungen entsäll» aus diese« volkreiche Kirchspiel, denn 27 Erkrankungen ereigneten sich in de» beiden Vierteln der Tderefienstadt. Die Evidemie-Cowmifsion ent schied gegen d«S verbot, weil eS angeblich „undurchsührbar" sei. Hätte man «der läng» der Tkeresienftädter Kirche bis zur Emmüu- duog der Felhßvste in die Andraffq-Straße (eS handelt sich da om ein Terram v»a etwa 150 Meter»!) miitelst berittener Coustobler einen Cordon gezogen und die Ausstcllung von Jahrmarktsbude» untersagt, so wäre mindestens doch verhütet gewesen, daß aus diesem Terrain »om srühefte» M»rgeu bis m die sinkend« Nacht fort während mindeste»« 4000 Menschen beisammen gewesen. Kenner her Local-Cüronik behaupte», deß auf diesem Fleckchen innerhalb der angegebenen Frist eia Tonflnx von wenigstens 50,000 Mensche» stattgejenden und daß ebeni'oviete Personen ia den umlieaende» Lirth-Hö.'.sern sich vergnügten. DieieS gewaltige Zusammeaströmea der Massen hätte leicht und ohne Kostenaufwand vermieden werden können. Freilich, die Herren Ledkuchenbäcker hätte» schlechtere Geschäfte gemacht. Noch uiemalS wurde unsere Stadt von einer Katastrophe hetrn- a^ucht, ohne daß sich ein administrativer Skandal rut- Mckslt hätte. Da fand sich endlich einmal ein junger, pflichttreuer Beamter — MagistratSrath Lang ist der Name de- Wackere» — der sich ia einer N,cht ausmaste, um als Lhes de» Sauitäts- Deparremen!» die bygieinischen Vorkehrungen zu controliren. Er solch geradezu haarsttaubende Zustände und schilderte dieselbe» seiner Pjftckl g-niaß iu einem Berichte an deu Bürgermeister. Dieser Bericht gelangte vor die Lesseuil.cbkcit, und auch wir haben seiuer- zeit den wesentlichen Inhalt desselben mitgelheilt. Es mußte eine LtSciultnar - ltnttrsuchuug eingcleitet werden, und der Bescheid de» MirgeomeisterS lautete aui Grund der Actenlage allerdings dahin, daß die ausged«ktcn Unzukömmlichkeiten nicht geeignet wäre», eine DiScwlinar-Bckbondlllng einzuleiten, wohl aber sah sich der Bürgermeister veranlaßt, in demselben Berichte einem der Aerzte eine Rüge v «rrhellen. Wir erlauben un», zu behaupten, daß die ia dem Bescheide des Bürgermeisters aagesüdrtcn Thatsachen in der ganzen übrigen gesitteten Wett sür nur zu sehr hinreichend besoudeo würden, um außerordentlich streng in» Gericht zu gehen, aber wir geben dem DHweriqeister denuoch Nicht, wenn er im Angesichte der Gefahr nicht noch mojere Beunruhigung in die Bevölkerung traue» will. Als dieser Bescheid nun in der gestrigen Sitzung der Epidemie-Commis sion verlesen wurde, batte der Director der hauptstädtischen Spitäler, vr. Gebhardt, deu wenig beueideuS- wertlxn Muth, von dem MagisttatSrathe Lung, seinem Vorgesetzten, zu bchaupten, daß sich somit die vou ihm mit seinem Ehrenworte bekräftigten Thalsachen als unwahr erwiesen hätten. Der an gegriffene MagistratbSrath fand treffende Worte der Indignation sür die Charakterisirung dieser Attaque, indem er sagte, er glaube am richtigsten zu handeln, wenn er diesen „gemeinen Angriff" ignorire. Der Vorsitzende Vice-Bürgermeifter beschränkte sich aus die vielleicht landesübliche, aber in diesem Falle höchst unpassende Be merkung. daß die Herren „ihre persönlichen Angelegenheiten" anderwärt» abmachen sollen. DaS klingt doch wie eine direkte Aufforderung zum Duell, und e» scheint, daß ein solche» auch staüfinden werde. Diese Episode zeigt drastisch, in welcher Art hier die wickligften Angelegenheit«» der Oessentlickkeit auSgeirogea und „erledigt" werden. Und diele» Versahren wagt man al» ein »ritterliche»" zu bezeichnen, ohne Ge- iadr zu lause», daß die Entrüstung der Bürgerschaft gewaltsam loSdricht. Nahezu tausend Personen sind in dea letzten sechs Wochen innerhalb der Bannmeile der ungarischen Hauptstadt au der Cholera erkrankt und fast vierhundert Personen der Epidemie zum Opser gefalle u. Seit dem 12. September ist die Anwesen heit de» furchtbaren Gaste» constatirt, und heute noch ist die Organisation de» SanitäirdiensteS nickt nur nicht vollendet, sondern so mangelhaft, schwerfällig und engherzig, daß die Aerzte vor dem Gedanken zittern, «inen Patienten dea Samlät» - Anstalten zu überantworten. Nun hat sick der Minister de» Innern in» Mittel gelegt und der Hauptstadt endlich eine» SanitilS-In spektor aus den Hol» geschickt. Da» Auftreten diese» Functionär» in Fiume und Szegedin ist eine Bürgschaft dafür, daß er auch mit der hiesigen Epidemie-Eommission lammt dem weisen Nathe kurzen Proceß machen werde. Herr» v. TiSza gebührt dasür der Dank der Bevölkerung. Nock immer kann man glücklicherweise die Epidemie al» eine mild ausiretende bezeichnen. Daraus und aus die notorisch ver nünftige Lebensweise de» größeren Tbeilc» der Bevölkerung ist e» zurückzusühren, daß die Opser nicht zahlreicher fallen uad von einer grassircnden Epidemie gar nickt die Rede sein kann. In Ungarn versteht die Cholera ganz ander» zu Hausen; daran erinnert sich auch nock die jüngere Generation, die von den SchreckenStagea im Jahre 1873 zu erzählen weiß. Von diesen Dimensionen wurden wir bisher verschont. ES ist aber nicht da» Verdienst unser» Behörden. Carola-Theater. Leipzig, 21. October. Herr Carl Mittel!, dernoch immer mit so vieler Frische die jugendlichen Tausendschwere- nöther spielt, hat sich gestern unserem Publicum in einer zum ersten Male den vorsübrte. Der Beifall war ein überaus lebhafter und e» mochte zweifelhaft er scheinen, ob dem „Deilchenfresser" oder den» älteren „Doctor" in Bezug auf gelungene Darstellung der erste Preis zu zuerkennen sei. Der „Doctor Klaub" sieht allerdings in schroffem Gegensätze zu dem leichllebigen „Bcilcbensresscr": er ist ein ernster, gewissenhafter Man», der seine BerufS- pflichten mit peinlicher Genauigkeit erfüllt. dabei ein Hypochonder, den gesellschaftlichen Freuden abbold und nicht abgeneigt, sie auch seiner Familie zu verkümmern, wenn dadurch nur im Eulserntesten ihr körperliche» Woblbcsinden Dea neueren Gründen des Ralhes gegenüber weist der Ausschuß daraui hin, daß das Terrain am Lwdthauje eine viel stärkere Steil, heit auswcise, als es hier bei Aussiidrung de» Antrages des Collegium- Würde, und ferner, daß an der fraglichen Stelle am Fußwege des Biigustusplatzcs gar keine Meßbuden stehen, sondern nur einige Stände von Antiquaren. Liefe Lläude konatcu cveat. durch eine kleine Holz- unterläge erhöht werden. Der Äusschußantrag findet gegen 4 Stimmen Annahme. Derselbe Herr Rcsercnt erstatt« weiter Bericht sür den Oekonomie- anSschuß über: Reparatur der Löbschütz» Brücke mit einem Koflcnoufwande von zusammen 2470.4 » conto S de» diesjährigen HauShalt- plane» und zwar 800 zu 8. VI., Pos. 4b «ad 1670 zn 8. lll., Pos. 10 außerordentlich. Der Ausschuß beantragt: die Rath«vorloge nachträglich »u genehmige», namentlich da di» betreffenden Herstellungen bereit» «»«geführt sind, bedauert aber, daß die Berwilligung erst so spät erbeten werde. Der Ausschnßontrog wird einstimmig angenommen m»d hierauf die öffentlich« Sitzung geschloffen, um t» et« nichtöffentlich« Sitzung rintznttetra. rechten LcbenSpsad zu lenken sucht. Herr Mittel! deckle die Rolle durch sein ganze» Wesen, welches sür den biedern Grundton derselben durchaus geeignet ist. Die Sprache deS schlichten GesülilS zu sprechen, gelang ihm besonder- bei der Erzählung jener ärztlichen Versäumniß. die so schwer auf seinem Gewissen liegt; al» Arzt, der mit seinen Patienten verbandelt, war er von großer Herzlichkeit; doch ebenso schroff wie- er die ungelegenen Besucher zurück. Alle Züge de» von L'Arronge entworfenen Edarakkcrbildeö wurden von dem beliebten Gast mit aller Schärfe in der Darstellung ausgeprägt. Don Herrn Director Schönerstädt war da- Stück mit Fleiß inscenirt, und wenn Vie Dorstellnng bier und kort zn wünschen ließ, so lag da- an der Durchsllbrung einzelner Rollen. Margot Meffert war der Darstellung der Emma nicht ganz gewachsen, odsckon sie den Ton der Naiven oft ganz glücklich traf, oder einzelne Pointen, wie z. B wenn Emma sich dazu entschließt, da- „Umstudiren" ibreS Liebbaber« zu verlangen, müssen mehr vorbereitet und schärfer accentoirt werden. Di« Frau Marie Klan« der Emmtz Glinka nah.
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