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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 22.10.1886
- Erscheinungsdatum
- 1886-10-22
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188610225
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18861022
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18861022
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1886
- Monat1886-10
- Tag1886-10-22
- Monat1886-10
- Jahr1886
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 22.10.1886
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ES der Referendar Paul Gerstel de» Herrn Mummert ent spräche:! in der Charakterzcicknung wohl den Intentionen deS Dichter«; dieselbe ließ sich aber doch viel lebhafter retouchiren. Herr Hambrock als Leopold Griesinger stihrte »nS diese» sanguinischen Later und Schwiegervater in Helle» Farben vor; eS war rin reckt srisckeS und leuchtendes Bild. Herr Gr» »dm an» al« Lubowski ließ keine Nuance dieser aller dings überaus dankbaren Rolle fallen. Der Mar von Boden deS Herrn Maroscby war anfangs ein sorgloser, lebens lustiger Cavalier; die innere Wandlung desselben im vierten Act kam zu lebendiger Anschauung. Die Marianne der Emilie Balori war reckt lhal- und stiniiiikiastig, vielleicht tonnte beide« etwas ermäßigt werden. Minna Siegel alS Julie gab den verschiedenen Stimmungen der liebenden uno zweifelnden Gattin den angemessenen Ausdruck. Von den kleineren Rollen heben wir den kränklichen Bcbr- mann des Herrn Arndt und die hysterische Anna der Frau Kraft hervor, welche die Angst vor dem chirurgischen Ein» gre.sen deö ArJcö in drastischer Weise auSmalte. Rudolf von Gottschall. MlsiK. Neues Theater. Leipzig, 21. October. Mon'ckner's „Templer und Jüdin- ein anerkaiint vortresslickes Büknenwcrk, ging am Mittwoch ncueinstudirt in sehr guter Aussübrung über unsere Bühne; warum war der äußere Ersetz dieser Oper nur ein mäßiger? Von Marschner'« drei Hanptopern „Der Vampyr" (1823), „Templer und Jüdin" (1828) und „HanS Heiling" (18.33) stchl die zweikgenannte hinter de», anderen zurück, welche viel unmittettzarer als „Templer und Jüdin" zu wirken vermögen. Aber man sollte die Bedeutung dieser Oper nicht unterschätzen, wie e< vom Publicum an jenem Abende augenscheinlich geschah. Marsckncr bietet auch in diesem Werke eine unschützbare Fülle edler, schöner, wenn auch nickt sofort zündender Motive, der musikalische Ausdruck ist meiüruS so zutreffend, daß man auch diese Oper getrost al» ein Meisterwerk bezeichnen Vars. Daß die Oper nickt sesort ..durchschlägt", daran trägt aber der Tept- dicktcr die meiste Schuld. ES ist il»n nickt gelungen, die Haupt- pariien interessant zu gestalten, nur zwei treten a»S dem großen Gewimmel voii Personen (22 Rollen führt allein daS Text buck aus), aber auch nickt mit genügender Scharfe hervor: Rebecca und Guilbert. Dadurch wird bcr klare Eindruck der Handlung sehr geschädigt, eine Episode nach der anderen. Bruder Tuck, der schwarze Ritter, Mamba, der Narr. waS haben sie mit der Handlung der Oper gemein! Und dock lenkt ihre Bevorzugung durch den Compoiiisten die Aufmerk samkeit schädigend vom Ganzen der SluckeS ab und ermüdet den Zuschauer, der Vielerlei, aber nichts Einheitliches sieht. Trotz dieser Schwächen der Oper.muß bringend für ibrc Einverleibung in da» Repertoir plaabirt werden; sie ist mit anderen edlen Werken der romantischen Epoche am besten ge eignet, einen Damm gegen die Sinksluth zu bilden, welche mit Trompeter^ und Schützen über uns heremrudrechen droht. An der Ausführung lag «S diesmal wirklich nicht, daß lein größerer Trhela zu verzeichnen war. Frau Sthamer- And riehen führst die Rolle der Rebecca in sehr anerkeunenswerthrr Weise durch, sang und spielte mit einer Hingebung a» die Sache, welche der Tlrediamkeit dieser Künstlerin daS günstigste Zeugnih auSstellcn. Welchen Schatz unsrre Bühne an Herrn Lchelpcr besitzt, daS zeigte wiever die Darstellung dcS Guilbert. Mit saScinirender Leidenschaft und hinreißendem Feuer krackte er eS fertig, für die im Grunde genommen unsympathische Gestalt des Templer» Interesse zu erwecken. Im letzten Acte war daS Spiel geradezu genial, nur wurde der Künstler von seiner feurigen stiatur zu kleinen lieber!reibungen — z. B. daS Herumsuckleln mit dem Schwerte vor dem Zweikampf — hingerissen, die er leicht be seitigen wird. Ein präckiiger Bruder Tuck war Herr Grengg, von einer Urwüchsigkeit im Gesang und Spiel, die unnach ahmlich ist. Sehr gut, vielleicht etwa» zu harmlos stellte Herr Marion seinen Narren dar, ebenso, wenn auck scheinbar indiSponirt. Herr Lederer den Jvanhoe. Herrn Perron'S Richard Lowenherz hätte ich mcbr Mark in Clin,me und Haltung gewünscht. wohl Jeder denkt sich den tapferen König als furchtbaren trotzigen Recken. Tie große Anzahl der kleineren Partien sind kaum der Er- wäbnung werlb; dock da ihre Darsteller bestens bemüht waren, sich wirksam dem Ganzen elnznfliqen, so führe ich sie hier aus: Fräulein Scherenberg (Nowena), die Herren Köhler (Großmeister), Hübner (Bracy), Goldberg (Eerric), Wack (Oswald), Treuller (Locksly), Tietz (Jjaac). HerrEapcllmeister Mahler hatte sich viel Mühe mit der Einsturirung gegeben, daS Ensemble war gilt. Chöre nuancirtcn fein und sangen klangvoll, das Orchester Ivielte schon die Ouvertüre mit bestem Gelingen. ES ist zu hoffen, daß sich „Templer und Jüdin" aus dem Repertoire halte. M. Krause. * Leipzig, 21. October. DaS Kirchenconcert. welche« zur Liszt-Feier, Sonntag, den 2«. October siatlstndek, beginnt nicht Abends um 7 Uhr, sonder» Nach mittags um 3 Uhr. * Zum Verständnis) der symphonischen Dichtungen LiSzt'S. Die gestrige zweiclavierige Vorführung der beiden ge waltigen Symphonien zu Dante'S Divina Commedia und Goekbe'S Faust von Franz LiSzt durch die Herren Friedheim und Siloti ini alte» Gewandhaus«: hat die Erwartung des Piiblicums. die beiden Symphonien in der Originalgestalt höre» zu können, aus- Höchste gespannt. ES wurde nickt nur das wundervolle, in cinbcillicber Begeisterung unvergleichlich« Spiel der beiden Virtuosen, sondern auch die Bemühungen de« Lirztvereinö-VorstandeS warm anerkannt, daß derselbe durch uncnlgellliche Ausgabe der Analysen der beiden Sym phonien daS Berständniß derselben zu fördern sucht. Schon nach dem zweiclavicrigen Vortrag bekam man eine Ahnung von der großartigen Wirkung, weiche die Ausführung in der Originalgestalt machen wird. Man darf stolz daraus sein, daß gerade unsere Stadt allen anderen Musikstädtcn mit dem glänzenden Beispiel vorangeht, den noch vielfach verkannten Compoiiisten LiSzt in der reckten Weise zu würdigen. Den Herren Friedbeim und Siloti aber gebükrt der herz lichste Dank des PublicumS für ihre erfolgreichen Bemühungen. Schöner konnten sie daS ideale Streben, der Sache ihre» Meistcrö zu nützen, nicht betbätigen, als durch die vorzügliche, von liebevollstem Äerständn'ß zeugende Wiedergabe der beide» Symphonien. DaS Bewußtsein. daS Interesse de« PublicumS angeregt und dazu beigetragen zu haben. Laß die großen Symphonien des Meister« auch in weilcren Kreisen ein gehenderem Verstänvnih begegnen, möge ihnen der schönste kobn für ihre Bestrebungen sein. Es wird nochmals daraus hingcwiesen, daß man Analysen der Symphonien (mit Noten beispielen) unentgeltlich in der Musikalienhandlung von Fr. Kistner und an der TagcScasse de» neuen Theaters erhallen kann. Leipzig, 2l. October. Die Ausführung de» >rn Dil »ahl«'. Ickrn Dilettanten-Orchester-VereinS", die gestern im Tbeatersaale de» Kevstallpalastes stotlsanv, gab wieder einen erfreulichen Beweis von der Irrebsamkeit und dem Fleiß, mit welcher die Mitglieder desselben unter der umsichtigen Leitung ihre« Dirigenten, de» Herrn W a b IS, ihre künstlerischen Ziele verfolgen. DaS Hauptwerk de» Abend» bildete die Svm- phonie llckiu- Nr. 14. der Breilkops L Härtel'schen Aus gabe von Haydn. Alle vier Sätze kanien glatt und sauber zu Gehör; daß die Holzbläser in der Stimmung nicht ganz darmoniren. ist allerdings ein Nebelstand, den man mit in Kauf nehmen muß. Einige Klippen bieten in der Svmpbonie dre Soli der verlcviedenen Instrumente; bei aller Einfachheit sind sie dadurch schwierig, daß sie mit peinlicher Genauigkeit »«»geführt werden müssen, um die beabsichtigt«, Wirkungen hervorzubringen; glückte auch nach dieser Seite nicht Alle« in gleicher Weise, so fanden sich doch die Vertreter derselben durchweg ehrenvoll mit ihrer Aufgabe ab. Eine sehr sorg- säliige Wiedergabe erfuhr die kurze Ouvertüre zur Oper „I,e, möpriseL pur resscmblauos" von Gretry. ebenso «in Lvtr'ncte (woran», war nicht anheaeben) von Storb-Burgmüller. Neben diesen Werken enthielt da» Programm einige vortreff lich «mSgesübrte Eomposilionen für Streichorchester. Einen sehr stimmungsvollen Eindruck hinterließ da« poetisch empfundene, edel gehaltene ..Abendlied" von Winterberger. Ebenso wirkten die vier Sätzchen einer kleinen Suite..An der Jugendzeit" von Nich. Hosmann. höchst anmulhig. Knapp und gefällig in der Form, sehr ansprechend in der Melodik, gebcn sie sich alS liebenswürdige Charakterbilder de» Kinder» lebenS; der lebhafte Beifall, den sie fanden, bewirkte die Wiederholung de» letzten SatzeS: „Am Paradeplatz". Stet» willkommene Intermezzi in den Orcbesterconcerten bilden die GcsangSvorlräqc; sie waren gestern durch Frl. Hedwig Haupt au» Weimar vertreten. Die junge Dame zeigte in Gluck'« OrphenS-Arre: „Ach, ick habe sie verloren", sowie in Liedern von Cornckiu» („Tie Könige"), Hiller („O du lieber Schatz") und Taubert („Wiegenlied") eine sehr sympathische Altstimme und treffliche Schulung; ihr Bortrag wird an Eindringlichkeit noch bedeutend gewinnen, wenn mehr Wärme der Empfindung dinzutritt. Sie erntete für ihre Leistungen so lebhaften Beifall, daß sie sich zu einer Zugabe entschließen wußte. Ebenso wie die Solistin, fanden auch sämmtliche Orchesicrdarbietungen wärmste Zustimmung von Seiten de- zahlreich erschienene» Auditorium». —t. * Leipzig, 21. October. Da» erste der unter Leitung von HanS Sitt Hierselbst projectirten populären Orchester-Eoncerte wird, wie wir erfahren, bestimmt Montag, den l. November, im Kryüallpalast-Saale statlfinken. Wir sehen demselben mit bobcm Interesse entgegen uno be tonen nochmals, daß da» Verdienst, welche» sich Herr Sitt mit Liefe», Unternehmen um die Verbreitung guter Orchester- Musik erwirbt, ein sehr bedeutendes ist und daß hoffentlich seine Bestrebungen durch rege T Heilnahine seiten« de» Publi cumS allgemein ancrkannl werden. * Leipzig, 22. October. Im Neuen Theater werden heute Abend mehrere interessante Büsten deS Meisters Franz LiSzt ausgestellt sein. Die interessanteste ist die von dem genialen Bildhauer Lehnert, die letzte Büste, zur welcher der Meister gesessen hat. * Frau Amalie Joachim, welche in einem Eoncerl am bevorstehenden Sonntag Mitwirken wird, bat schon lange Jahre die Concerlsäle alS Liedersängerin beherrscht, und können wir ,n Ueberci-istiiiimnng mit der gesammtsn Kritik wobl die Behauptung ansstellen, daß sie i» der jeüigen Generation als Altistin im Ln'dervortrag unerreicht geblieben ist. Der ge diegene Vortrag und daS innige Berständniß, mit weichem sic die Werke unserer größten musikalischen Poeten auSzutegen versteht, die edle Auffassung und Wiedergabe der reizvollen Gesänge eines Schumann. Schubert, BrahmS u. s. w. dürfen wohl inil Reckt die Aufmerksamkeit des musikliebenden Publi cumS erregen Unterstützt wird Frau Joachim durch eine talentvolle Pianistin, Frl. Anna Bock aus New-Vork, sowie durch den jugendlichen Violinisten Henri Marteau. * Berlin, 20. October. Gras Hochberg hat gestern die Leitung der Geschähe übernommen. Die Beamten der General» Intendanz wurden um 12 Uhr durch dea Chef deS Bureau-, Herrn Geheimen Hosrath Sckäffer, vorgesielll. Mittag- 2 Uhr hatte sich im LonceNsaale de- Opernhauses da- gesaumne künstlerische und technische Personal der königlichen Schauspiele versammelt, um eben» sallS den, neuen Chcs vorgestellt zu werden. Gras Höchberg hielt bei diesem Anlaß eine kurze Ansprache, i» welcher er der Hoffnung Au-druck gab, die Anwesenden in ihrer Gesammiheit würden eS ihm erleichtern, daS Vertrauen, da? seine Majestät in ibu gesetzt, als er ihn zur Leitung der Hoft'übnen beries, zu rechtfertigen. Mit einem Hoch aus den Kaiser und König schloß die kurze Feierlichkeit, die kaum 10 Minuten in Anspruch genommen hatte. * Apolda. IS. October. DcS gestern Abend stattgesuadene I. Abonneinents-Concerl de- Fräulein Martha Renimert war ziemlich zahlreich besticht; dasselbe bot, wie man nickt ander» er warte» konnte, einen ausgezeichnete» musikalischen Genuß. Fräulein Neuiliiert hal ihren alten Ruf wiedcrlwlt qerechtserligt und da- Publicum durch ihr prachtvolle- Spiel entzückt. In dem Fräulein Agiie- Schüler lernten wie eine neue Sängerm kennen, welche mit schöner klangvoller Stimme begabt ist und oieselbe in allen Lagen treissich zur Geltung zu bringen mußte, und sich gar bald die Herzen der Zuhörer eroberte. Ebenso vollendet iülirlcn die Herren Kammer- Pntuoien Friedrich- und Branko ihre zum Theil recht schwierigen Aufgaben durch; jeder gewann bald die Ueberzeugung, daß die Herren ihre Instrumente, Cello und Geige, vollständig beherrschte». Ta- vorgetragene Trio Läur von Mozart, so wie die Cclioiätzc de- Herrn Friedrichs sind hier selten gehörte Tonsliicke. Reicher Bei- soll wurde de» Künstler» zu tbeil. Der herrliche Flügel, welchen Fräulein Remitiert spielte, war au- der Fabrik des Herrn Com- merzlenrath Llüthaer in Leipzig. spricht sich da» d'Alsace" au«. t, französischer Sprache «rfchetnrnd« .Lomaal An Franz Liszt. * Für militairmusikaliscbe Kreise ist eine Steuerung interessant, die in Pot-dam versucht wurde und zwar aus lpeciklle Anregung de- Prinzen Wilhelm. Bekanntlich trägt jedes Mit glied deS Trompeier-CorpS neben seinem Orckester-Vlech-Instrunient auch eine S >g n al-Tr ompete (in k!s). Dieselbe gehört zu den eiiiiochsten Blase-Instrumenten, sie hat keine Ventile und dient zum B.asei, von Signalen. Wie historisch seststelit, wurden mit vcniil- loien Trompeten in früherer Zeit ziemlich schwierige Eomvosiiivnen ansgesilhrt; die alte» Trompeter, auch in Dresden (bemerkt da- „Dresdner Tageblatt"), beherrschten da- ventilloie Instrument meisterlich und wußten Viele- mit großer Kunstfertigkeit auf ihren Instrumenten zu leisten, was beute aus den mit Ventilen versehenen Trompete» leichter ouszusühren ist. Prinz Wilhelm bat jene Kunst bei seinem Regiment wieder zu Ebren gebracht, die biedere Tromveie, welche bi-her so trefflich zum „Futter holen", „Putzen" und „Satteln" blic-, ist gewissermaßen jaloa-, ja sogar hoffähig geworden. Seit mehreren Monate» bat der Eornet-Birtuo- kauiiiiecmusiku- KoZleck mit dem TromvetercorvS de- Garde-Husaren» Negiments allwöchentlich je zwei Stunden Hebungen geleitet, denen Prinz Wilhelm meisten- persönlich ieiwobnle. DaS Ergebnis! war überraschend: alle Märsche, „Auszüge" und andere echt cavalleristische Lompositionen werden jetzt von dem Corps vielstimmig mit einer Reinheit und Lckneidigkeit zur AuSjübruug gebracht, bei der jedem Soldaten, besonder- jedem Retter das Herz ausgedt. Die nur mit Signaürompclen geblasenen, durch Pauken wejcntlich unterstützten Märsche wurden bereits aus Bejedl de- Prinzen bei besonderen Gelegenheiten in dea Palais von PoiSdam unv Berlin zu Gebör gekracht und sollen dea Kaiser und Kronprinzen außerordentlich erfreut haben. * Straßburg. Hier kommt die deutiche Kunst immer mehr zu Ehren. Anläßlich eine- in Straßburg absolvirtcn Gostjviel- de- Herrn Hossänger» Bär schreibt die „Straßburger Pos!" vom 1. Oclober: „Zugleich stellt der gestern gehörte Tenor einen leben digen Beweis dar lüc eine Eigenartigkeit de- blüdend entwickelten deuiscken ltiii,stieben-. Herr Bär ist der Heldentenvr de- Darm- städler Hoitheatere, und Darmstadt zählt nach nicht SO,000 Ein- wohnrr. Wenn man nun bedenkt, daß Deutschland eine ganze Reihe solcher halbgroßen Städte mit vorzüglichen Idealer» rrsten Ranqe- zählt — die ja ziimeist von den kleinen deulichen Hösea geholte» werden —, io kann man darnach ermeiie», aus welch hoher Ent- wickelunqssluse die deutiche Bühnenkunst steht. Man zeige un- doch einmal eine einzige sranzösijch« Deparlementaldauotstadt, welche ei» so hoch entwickeltes Theater besitzt and über Kräste verfügt, wie wir gestern Abend gehört haben. Sie wird einfach nicht auszufinden fein. An Herr» Bär ist jeder Zoll ein Künstler. Die Stimme ist in allen Lagen ausgeglichen und wird mit einer virtuosen Vollendung qehandhabt. Man hört es noch den ersten Tarten, daß die Stimme sich in den schwierigsten Ausgaben heimisch weiß, und die Bühnen von Darmstadt, Leivziq und anderen Orten sind Zeuge dessen. Wa ste bereit- in dem Rolleukrcise de- Heldeutenors geleistet Hot. Mit besonderer Geniigthuung wird man daher hier die Rochricht «ns- neymea» daß Herr Bär im Lause de- Winters öfter unsere Stadt besuchen und nn« vielleicht auch dea „Sieqmnad" in der „Walküre" und andere große Rollen vorsührea wird Die hervorragenden küiistleriichen Eigenichosie» unseres Gastes, sein glänzender Tenor, seine vorzügliche Au»'proche und sein meisterliche-, tief durch- gearbeitetr« Spiel, Hobe» ihm gestern schnell die Herze» aeüssnet; in der hiefigen Over Hot man sei« loaarr Zelt nicht s» leSbostr »och. haltige Veisallsönßernngen gehört," In gleich anerkennender Weis« Frl. Aognfte Gütz«, GelangSmeifteria 1» Dresden, die lnnge Jahre hindurch mit Franz Liszt io engnr geistiger verbindang stand vud in ihrer Opernschule b-berzt Propaganda für Li-zi'sche Werke machte, reiste zum Begräbniß de» Meister- »ach Uavreuth uno legte aus Liszi's Grab einen Lorbeerkranz nieder, aus dessen Schleife folgende tiesempsundene Widmung verzeichnet wart An Franz LiSzt s 31. Juli 1886. Den Thränen, die un Deiner Gruft grflossea, Hat sich die meine schmerzen-voll geeint! Der Tranerlchaar im Geiste „»geschlossen, Hab' Unersetzliche- auch ich beweinl! Mein Kranz sucht heute jene eruste Stätte, Wo Deine Iheure Hülle friedlich ruh«, Wo aus dem grünen Palmen-Lordeerbettr Du schlummerst, in de» großen Freunde» Hotl Und wenn die Kränze, die Dein Grab umwinde». Rasch welken — ach, vergänglich ist ihr Grü» — Sollst Du dir Kränze uuvcrwilklich finde». Die Dir in vnserm Herzen ewig blühnl Sie blühn dem Genius, dessen Spiel un- rührte, B.rauschte, staunend in Entzückung band, Der, al- er sich de- Schöpicr- Bahnen kürte, Ihm eig'ne wunderbare kläuge fand. Eie blühn dem Menschen! — Groß und reich im GebktG Echuisi Do, selbßschaffeud, auch der Andern H«i^ Wo Dir genaht begeisterung-volle- Streben Da ward ihm Deiaer Hilse sich'reS Thrill Den» jene Selbstsucht, dem zur Pflicht verkläret. Dem echte Sctiasienskrast im Busen webt. Du Einziger, Haft sie Dir nie gewähret I Nicht Dir, dem Anderen nur Haft Lu gelebt I Nicht kleinlich singst Du, ob er Dir gehuldigt. Ob e- Dein Ideal, wa» er erstrebt. Selbst, iv-n» er Dich gekränkt, er war entschuldigt, Dir galt nur da- Talent, da- in ihm lebl'l Der Gottheit gleich, die hebr und selbstlos schreitet. Vom Kleinen unbeirrt, so schrittest Du! So hast Du Gluck und Srnc» nn-gebieitet, Triebst so der Menschbeit höchste» Zielen zu! Und solch' ein einzig Dasein mußte scheiden> Du still und kalt! — O FreundI wir fassen- nicht! Herb' ist da- Weh, und schwer von biltera Leiden, Die Tdräne, die mir aus dem Auge bricht! Da plötzlich stehst Tu vor mir, licht und mild«^ Mil jenem Lächeln, da- nur Dir gehört; Me n Auge bängt an dem verklätten Bilde, Da- meiner Thräuen heißen Strom beickmört. Erhebend fühl' ich: Tu bist nickst gestorben! Tu weilest immerdar ia »ns'rer Mitten! Mit jenem Schatze, den D» uns e« worben. Den Du mit edlen» Muthc uuS erstritte»l IaI Du lebst mit un», Deine Töne leben Und Deine Lieder fort in nnj'rer Brust; WaS sürder wir in Deinem Geist erstrebe», DaS ist auch Deiner Nähe sich bewußt! Du lebst u»S, dem, was gut und groß gewesen» DaS lebet ewig in dem Laus der Zeiten; In jedem Keim, zum Blühen auSerlcjeu ; Lebst Du, der ihm da- Blühen hals berei'eul Auguste G-tz«. .. Verein für Geschichte Leipzigs. Leipzig. 21. October. Die erste Versammlung de- Verein- für die Geschichte Leipzigs in bevorstehendem Winterhalbjahr würbe letzten Mittwoch Abend in dem separaten großen Zimmer der oberen Etage des Restaurant- Bierdaum in der PeterSftraße abgedalten. Nachdem der Vorsitzende de- Vereins, Herr Ober, bibüotbckar und Archivdirectoi lär. Wustm ann die Versammelten begrüßt und sich über deu Zwick der aller vierzehn Tage statt< findenden BereiuSverjammlungen ausgesprochen hatte, widmet« der selbe eine eingehendere Belracknung dem am Kreuzwege vor Connewitz stehenden sogenannten Kreuze oder Weichbilde, das aui einer steinernen Säule ein Kreuz mit der Jahreszahl 1Ö36 zeigt. ES ist die- da- einzige „Weichbild", welche- sich von dea vier vorhanden gewesenen erhalten bat; die drei anderen sianden bei Eutritzsch, Linden«» und Reudnitz. Don diesen sämmtlichen Weich bilder», die einander ganz gleich waren, giebt eS gut au-gcjührte Kupferstiche au- dem Iabre 1704, welche auch in den Sammlungen des Verein- für die Ge'chichte Leivz gs vorhanden sind. Der Be schreibung de- Weichbildes bei Connewitz ließ Redner eine au- sichtliche, aus archivaltsche Studien begründete Besprechung de- Namens und der Bidcuiung der Weichbilder überhaupt folgen. ES giebt darüber vcr'chicdene Ansichten; doch ist die richtigste wohl die, Weichbilder für Grenzmarken de- Stadl gebiet- uno der aus dieirni hastende» G rcchijame. namentlich auch der Gerichtsbarkeit, z» holten. Tie älteste Erwähnung de- Leipziger WeillibildeS findet sich in dem jogeiiannten Siodtbriesc von Mark gras Otto dem Reiche» — aus den Iadren von Ilbk bi- 1170 — »i welchem dieser Fürst der Leipziger Bürgeeichast bedeutende Rechte und Begiiiis.igungcn verlieh, „lluris eriuw »ui quock i viedilecks ckioitur »ic-num peteatikun, unum in nreilio j lliilvatru«. tiecumluiu in nieckiu Kne-Iuv, tsrtivm ml Inpickem, gui j e^t propv putibiilum, guurtnw all kossaw, gu» lupickt-» kockiuotur, , ilommii-crirvir", beißt eS darin. Die von den Weichbildern markirten ! Bcgienzunge» deS StadigebietS uno der aui diesem ruhenden Rechte s waren Gegenstand iorgianier Antm-rksamleii der Ltadlbehördea. ! Eine gründliche Bestimmung ver Leipziger Weichbildgrenzen gab im Jahre 1ö04 Herzog Georg der Bäruge. Die bezügliche Original urkunde ist verloren begangen: dagegen haben sich Abschristen im Ralbsarchiv au- dem Jahre 1507 erhallen. Urkunden von 1423, 1434, 1465 und 1473 gedenken ebenfalls de- Weichbilde-. Im 16. Jahrhundert, jo 158«) und 15,!»«), 'anden Besichtigungen, Bericlu guiigeu und Eineuerungen. Beziehungen genannt» der j l Grenznlurken statt. Spater wiederholten sich dieselben 1613, I 1648. 1660. 1671, 1703, 174.,. 17)14 und 1817. Eine 1501 niederqeichrtebene auSsuyrliche Erläuterung der Weichbildurkunbe von 1v04 schrillt zum Venaster den Roth-herra Peitigke, der auch ein Chronik»» von Leipzig schrieb, zu aaden. Noch >m Jahre 1842 solllc eine solche Beziehung de- Weichbilde- unternommen werde», wa- aber naterblieb. In srüberen Zeilen verband sich mit der Besichtigung der Grenze» de- Weichbildk- eine solenne Feierlichkeit. Die Herren de- RatheS und vom Gericht zogen zu P'crv und Wagen, wohl auch unter . ^ Geleit bewaffneter Burger, hinaus. Eine bedeutende Persönlichkeit - ""urk. de: der Revision war der „Obervoigt", dessen amtliche Bezeich- „ ? °^.^nd nung erst «n drr zweiten Häljte de« vorigen Jahrhundert-, al- Iovann Earl Friedrich Dauthe. der als Miigtied der Leipziger Akademie und ikonomüchen Geiellschast, geschickter Kupferstecher und Entdecker der berühmten gewichten Manier de- le Kriue«, in ' Ratdudienst überlrat. >n „Rat-baudirector" umgenandelt 'wurde. Besonder- leierlich und ostentativ war der Umzug der Grenz. ! controle-Eomiinjsion »n Jahre 1671, wn da- Stadtgebiet durch Er werbung de- Rojentlials eine bedeutende und längst erwünschte Ver größerung eriabrcn hatte. Daß eS de, diesen Grrnzvistlalioncn, bei welchen übrigens mit der grüßten Gewissenhaftigkeit verfahren wurde, zur nachträglichen Stärkung jur die Betkciiigten auch an einem guten Iaib.ß und tüchtigen Schluck nicht sedlte, verstand sich von selbst. — Dir- ein kurzer Auszug au- dem spannenden Lortroge» jür welchen die Versammlung Herrn Direktor vr. Wnftmana dankende Anerkenn»«« kundqoo. Dir sich anschließende Debatte ries «inen lebhaften Meinung», au-tausch hervor, wodurch aus die noch nirgend« vollständig geklärte „Weichbildsroge" mancher bemerkenswerthe Lichtblick siel. Wir dürfen Kossen, daß in einer iväteren Beriammlnag nochmal» aus diese« interessante Thema zurückqekommen wird. Schließlich gab der Herr Vorsitzende noch einige ans archi- valiichen Quellen beruhend« Hinweile ans da- Leipziger Balls« schalwesen in frühester Zeit. Au- drnselben ging hervor, daß e-, abgesehen von den Geleljrtenschulea, zur Zeit »nlerer Ilrgrcß- eitern mit dem Bolksualerrich«, der Knaben nicht nur ländern auch der Märchen gar nicht so schlecht bestellt gewesen ist. Die« bestätigt noaieatlich auch eine aus der Stodtdibliothek befindliche Beschreibung der Stadt Leipzig ans dem Iabrr 1587, deren Verfasser Ulrich Grosse, Verwa.ier der Lande-schule zu Grimma und Vater de« Gründer« der Lechz,ger Staoibtbliotb k, de« am 6. April 1677 versiorbeuea Recht-auwalt» Ulrich Gross«, war. E» wird in ge- naunter Chronik de- gute, Unterrichts der Kiadrr a«S de» Val»« l kreisen, der d-rn-l« i? der Hand von VrivotschuNebrer, loa. ganz rühmlich gedacht. Diese Winlelschulea. welche 1711 durch die Rath-Verordnung über daS Vvlksjchulwcie» eine festere Gestaltoug geivouaea zu haben scheinen und uuler Aussicht der Geistliche, ge- stillt wurden, bestanden in nicht geringer Zahl ia Leipzig »och vor süuizig I-idren. Z»m Sck>!»b sei noch eia ia meinem Besitz befindlicher eigra- böudiger Brief einer „Leipziger Schulmeifteria". Coraeliaös Paul's hmttlla,lener To-vter. vom Jahre 1621 binzugrsügt: .Hch Iungsrawe Eathariiia Schul,,,eisterin Zum Blumen Hecht, habt aicht Bnierlasseu käunea noch sollen, Ew. Hocbwcißdeit wiedrrvmb der gestrichen reden zu erinnern, wegen der Migdt Magdnlenen. so bet» Herr Or. Rgricolan gedienct und itzo mit Diebstal entkomme», den, sie bey der »echstverflossenen mache entstandenen Feuersbrunst b«. gangen; daß diesilde in Vergangen Ostern diese- 1621 Jahre- Za» Blaw-n Hecht in Diensten giweße» und ich allda am Dritte» Feuertoge wein aürtcll verlohreu. welche beichleqe geweßen von s,lber vud der rahmen von so,„mit, ich aber e- sin» der Zeit aha aiemandt nicht zeigen können, noch itzo lhun kan; weil sich aber der fall mit der Mugdt hell zugetragen. Vud sie dam hlen alda gedieuet, itzo nun mehr großer argkwobn aufs sie Kabe; Bittende derowegeH Ew. Hochiveißheil, wenn sie wiederviiib Vernommen vnd L»»wimr«v> würde, solche- mit zugedenken vnd ihr vorzuballea, ob sie et wegk. genommen habe oder nicht, damit andere gute ehrliebeade Leute, nicht mögen Berargwokmei oder damit Berdechligi werden." Der Brief ist ia zierlicher Handschrift geschrieben. Otto Moser. Königliches Landgericht. * Leipzig, 21. Oclober. („Wahrheit ohne Dichtung. Da« VollSschulgesetz und sein Stiefkind.") Unter diese» Titel erschien im Derember 1885 im Berlage von Theodor Huth hier eine, vomrntlich in Lehrcckreiscn Aussehen erregende Brochure. deren Bersasser sich hinter dem Pseudonym „Rudolf Spectatvr" verbarg, drr aber bei Erörterung der Sache al- der im Jahre 1858 in Dresden geborene, vormalige HiliSIehrer Bvavft Paul Rudolk Damm ernnitelt und aus den vom königlichen Lultusministenum gestellten Strasanirag hin wegen verteumdrriicher Beleidigung mehrerer höherer Schulmänner in Anklagestand versetzt wurde. Wir wollen^ gleich noch voranSschicken, daß der Angeklagte Angesicht- de« Straf, verjähren- flüchtig geworden und nach der Schweiz gegangen, uach- ! mal- aber im Elsaß »erbostet und hierher übersühn worden war. I, dieser Brochure waren namentlich den dem genannten küaigl. Ministerium unlerstellten Beamten, a« dem künigl. Bezirk-schul« inspeitor Seltmann in Plauen, dem Bürgerschuldirector Hunger daiilvft und dem Bürgerschu director Hildncr in Treue» gröblich« ' Verl, tznngt n und V-r»achläisig»nqen der zufolge ihrer dieuftlichea t Stillungen ibuen odliegenoen Pflichten schiildgegeben worden, zwar) in der Weise, daß ihre wirkliche» Namen nicht direct genannt war---' de», sondern daß es hieß „Schulinspector in Phlius" und Bürger»^ schuldirector F. in Pbliu»", sowie „Bürgerschuldirector G. in Tr»ia": allem nach dea 'päteren Geständnissen Damm'S hat derselbe jene Be-1 zeinmungen ans die genannten Herren bezogen und i» dea Kreise», für welche die Schrift bcsttmmt war, hat sich di«S cmch ohne Schwierig.' keilen erkennen lassen. Damm hatte, nachdem er ursprünglich die höhere Letzaaartt- Carriäre eiugeschloqeit, dieselbe ober infolge unglücklicher Verhältnisse wieder hatte aulgebeu müssen, die Stellung al« Hils-lehrrr i» Plaue» und ia Treaea drkieidet and au« seinen Erfahrung»» de» Stoff zu jener Brochnrr zuiammengetragen. Nach sei»»» eiaraaa Angaben hat er sich all zurückgesetz« betrachtet and die »ich sriaer Meinung wirklich vordandeneu Ucbelstände besser», zudem ob«, da , er sich ia einer pecumären Rothlage befunden» mit der Broch«» , Geld verdienen wollen. Daß jedoch Rache da« Motiv gewesen» . leugnete Damm entschieden. Der Mitangeklagte Verleger der Brochure, Theodor Hath, gaL I zwar zu, den Inhalt derselben gekannt, indessen deu Berflcheraage» > Damm'S, Laß dir darin enthaltenen Behauptungen samml a»h; sonder- wahr seien, Klauben geschenkt und keine Beleidiguuae» «v- blicki zu habe»; er sei der vollen Üebrrzevguag gewesen, daß D«M» . berechtigte Interessen walnnehme. ' Die Verhandlung, welche am DieaStag Vormittag begatt», endigte erst gestern in später Abendstunde. Die köiiigl. StaatSanwattichast präcisirte ia ihrem eiageheade» Schlußantrage die incriminirtcn Stellen und betonte besonder- die jenigen. bei denen kaum eine andere Bestrafung als nach tz. 187 hiU R -Str.-Ges.-B. erfolgen könne, während iu deu meisten Paactr» dt» künigl Slaat-anwalischast annrbme, daß der Angeklagte dt« a»s» gestellten Behauptungen, die übrigen- durch die Ergebnisse der Lö- wciSausnahme, wenn nicht vollständig widerlegt, so doch alt am» Mindesten arg übertrieben sestgestellt wordra warnt, aicht wider bessere« Wissen niedcrgcsckrieben habe. Selbstverständlich müssen wir ans eine Wiedergabe der iaorlmt- ' nirien Stellen verzichten; dalstngegen nehmen wir nur vo» de» ! einen Falle, ocn auch die königl. Staat-anwaltschaft zur Charakters-, sirung der Handlungsweise Tamm'« scharf hcrvorhob, Notiz. Der Autor hatte von dem mitaugegriffeaea Schuldirector Hunger stets ^ eine freundliche Behandlung erfahre«, war auch beim Umzug vo» Plauen nach Treuen mit Reisegeld antrrstützt worden re. und Hatto noch von Leipzig au- eineu in übertriebe» höflichem Toa geholte»» Brief an Hunger geschrieben, jedoch, al» ihm Letzterer ein Dar- lehnsgejuch abgeschlagen, nun in der festgestellteo geriagschätzige»' und kerabwürdigenden Weise sein-m Gönner gegenüber sich abgesuudea. Die künigl. Staatsanwaltschaft bezeichnet« diese« Verfahre» de« An geklagten als ein geradezu jrevcldaiie- und die Absicht der Beleidig»»^ und Herabwürdigung an der Stirn tragende«. Der Herr Vertreter der öffentlich » Anklage tam zu der Ausicht. daß vo» Annahme mildernder Umstände wohl kaum die Rede jeta könne; er gebe zwar zu, daß der Angeklagte in eine bedauern-werthr Lage grrathea »ad Lurch unglückliche Verhältnisse gezwungen gcmesen fei, wieder eine niedere Carriäre einscklagrn zu muffen; allein alle« die- habe ih» noch nickt da- Reck» zu einen, Vorgehen gegebea. Schließlich bean tragt der Her: Staatsanwalt die Vernichtung der Brochure »ad die Veröffentlichung d:S UrtheilS. Der Angeklagte Damm vertheidigtr sich selbst; die Bertheidigoug Huth'S gab zunächst eine allgemeine Charakteristik der Brochure, ln rvorhebcnd. daß dieselbe jedenialls Fragen behandle, dt« di-cutabet leien, gewiß manch Körnchen Wahrheit enthalte und manche woad« Puncte berühre, die ver Heilung bedürftig sein möchte», so daß «S nur zu beklagen sei. wenn der Bersasser zu weit gegangen sei uad dadurch den moralischen Erfolg der Brochure arg gefährdet habe. Ii» klebrigen beleuchtete sie da- Bervältniß deS Verleger« zu» Autor »» Allgemeinen, sowie im gegenwärtigen Falle uud machte gellend, daß die äußere Tendenz der Brochure zwar offenbar eiae ickarse und hcranüiorbernde, immerhin aber ia dem Rahmen einer vorhandene Ucbelstände darstellende» Kritik sich gehalten habe, so daß der Verleger sich nicht hätte bewußt werden können, eine straf bare Handlung zu »nterstützrn, und beantragte deshalb Freisprechung, cvent. Zueikenliung nur einrr Geldstrafe für Lea Verleger, gad endlich auch dem Gericht-Hos anycim, aicht aui Lerutchtuag der ganzen Brockvre, sonder» nur der incrimiuirten Stellen zu erkenne». Da-Gericht verurtbetlte den Angeklagten Damm iu Gemäßheit von tz. 186 de- R-Sl-Ges.-B. zu 4 Moaateu Grsäagaiß- strase» unter Anrechnung von 2 Monaten der Untersuchungshaft, den Angeklagten Hnth dagegen zu 150 Mart Geldstrafe u»h erkannte im Uebrigra aus Vernichtung der betreffende» Stelle» au- den Herren Landgericht--Käthe» Lrhniann (Präsid.), Obenau». Siegel, Schubarih-Engelschall a»A von Sommerlatt; die Anklage sülrte Herr Staatsauwalt vr. NogÜ, die Vertheidigung Huih'S Herr RechiSanwalt Broda. Uachtraq. * Leipzig, 2t. October. Der Gemeinderath i» Leutzsch batte sich mit einem Gesuch an den Ratb um Gewährung eines Beitrages zu den Kone» ver Anschaffung von Feuerlöschgerätoen gewendet. Vom Nalb ist diese« Gesuch mit Rücksicht aus die Consequenzen abjchlägtich beschiede» worden. * Leipzig, 21. October. Ter „Leipziger Tage*» anzeiger" veröffentlichte in einer seiner letzten Nummer» eine recht amüsant zu lesende Geschichte auS dem Dorfe Wasewitz bei Würze». Danach sollte die ganz« dortige Gemeinde da- Opfer eine« Gauner«, der >n der Eigenschaft eine- „Regier» n g« ge o m et er-", beauftragt mit Ver messungen bebus» Weitersübrung der Multentbaleisendahn. aus getreten war. geworden sein. W r wandten un-, da die <8^ schickte dock ganz unglaublich erschien, mit einrr Anfrage a» den Gemeindevorssand m Wiscwitz und baden darauffolgend«, zugleich eine an anderer Stelle abgedruckte Mittheilung der „Nachrichten für Grimma" brsiätig-nde Antwort er halten: An die geehrte Rednction de» „Leipziger Tageblattes" ,n Leipzig. «ns Ihr geehrtes Schreiben vom 12. d. M. hiermit zur Nach, richt. daß an der Veröffentlichung de« „Leipziger Tage«. anzeiger»", die Mnldrnthalrisrubahn «-etrefieud, nicht
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