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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 08.06.1887
- Erscheinungsdatum
- 1887-06-08
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188706080
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18870608
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18870608
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- Images teilweise schlecht lesbar
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1887
- Monat1887-06
- Tag1887-06-08
- Monat1887-06
- Jahr1887
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 08.06.1887
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Erfche1«t täglich früh «'/, Uhr. Kk-aktioa aut Lkpr-itioa JohnnneSgaffe 8. L>ttchK»»-tn der ttedarti,»: Bormittog« 10—12 Uhr. Nachmittag» 5—6 Uhr. LlWM «nun»«» »er fdr »ie «Schftfvlgende «»«»er 5ek»l««ten Anserate an ' " Utzr RachmittagS, friitz »»»'/.» Uhr. v«chrnla,cu dt» S „E„n-««» Festtag» Zu drn /Malen für Ins.-Annahme: vtt« Sit««. UnIversitätSstraße u Vant» Ldsitze, »athariueustr. 83 Part. o. SöulgSplatz 7, nur bi,'/,» U,r. Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- and Geschäftsverkehr. Nnfsaqe lkd,7?ro. Abonnemriltspreis viertclj. ckNI: incl. Bringerlohn b Mi., durch die Patt brzogen 6 Mk. Jede einzelne '.'.'»nimer 20 Belegexemplar 10 Pf. Gebühren für Extrabeilagen tm Tageblatt-Format gesalzt) atzllk Postbcsördeunig i-O M mit Postbesürderung 70 Mk. Inserate 6gespM»e Petitzeile 20 Pf. Größere Schriften laut uns. Pr.iSrcrzcichnisi. Tabellariichcr u. Ziffernsatz nach höhen» Tuns. Urclnmrn unter dem RedactionSstrich die 4gespalt. Zeile bO Pf., vordenFamiliennachrichte» die Ogespaltene Zeile 40 Pf. Inserat« sind stet« an die trrpcSitian zu senden. — Ratalt wird nicht g .eien. Zahlung praoaumoraiulo oder durch Past- vachnahme. .1° ISS. < ^ Mittwoch dm 8. Juni 1887. 81. ZchMiliz Amtlicher Theil. vcliennlmachnng. Aus dem städtischen Lagerplatze a» der Chauffeestraße in Reudnitz lagern eine größere Anzahl alte au,gelaufene und zum Theil zerbrochen» Granttplattev, im Ganzen circa 365 qm. Dies« Platten sollen ebendaselbst in 13 einzelnen Stößen Arett«-, den 17. Juni lausenden Jahre», Vormittag» 10 Uhr unter den vorher bekannt zu machenden Bedingungen gegen sofortig« haare Bezahlung «meistbietend versteigert werden. Leipzig, am 17. Mai 1887. Der Rath der Stadt Leipzig. Clchoriu». II. 1871. vr Georgi. Vekanilllnachmig. von Skttttoorh, dea 8. ds». Mt», an sollen die Arbeiten zur Macadamisirung de» Hinteren Theile» de» DSseaer Wege» nieder begonnen werden. Während der Dauer derselben (etwa 2 Wochen) bleibt der bezeichnet« Weg von der Droschken-Einsahrt znm Bayerischen Babnhos bi, zur Ein fahrt in da« Fabrikgrundstück der Herren Schmier«, Werner L Sleii, für allen Fährverkehr gesperrt, und wird letzerer einstweilen auf die alle Verbindung,bahn uach dem WinLmöhlenwege zu vc. wiesen. Leipzig, den S. Zun, 1887. Der Rath der Stadt Leipzig. H 8747. vr. Georgi. WiUfch, Ast. Lirschen-Verseigerung irlge Nutzung von dr» fi-calische» l LI« die«jährige Nutzung aachgrnanntea Straßen soll filcalische» Kirschbäumen a» «„nabend, »in 11. diese» «onat». v-rmittaa» » Utzr in »er Weftanratto« zur Tcrraffc in Grimma: ^ - - - 1. bi, s. Abthcllu Gelmma-Wursener Straße, Letpzig-Grt» urzener »«««» bi« 3. Abtheklung. 1. », 4. «tt Hloeigstrrck» nach LeiSniL < Nochlltz-Lriptlaer Straß« S. Abtheilung, Orinnra^itz-Valdhelmer 1. „ an de«s^den Laae Rachmittaa« 4 Utzr 4« Gafttzose t«« KeldschlSßchen t« Loldttzr Nochlitz-Leipztger Straß«, 1. und 8. «btheilung Nciinnia-Lolditz-Daldheimer ^ 2. bi, 8. , Tolditz-Lei,Niger viantag, a« 1«. diese» Monat», «achmttta,» 1 Utzr tu »er WetzerOchen Neftaurattoa in Wurzen: LreSden-Letpziger Straße, S-, 10. und 13. Äbtheilung, Vurzen-Eilenburger „ »»Irr de» in den Terminen bekannt zu machenden Ltdlngna-ru gegen sofortige Baarzahlung versteigert wetden. Aeimma, am 6. Juni 1887. kö«t,l. vannertoalteret. »tzntal. Strahen- und vasterbau-AusPeetton. Der diesjährige Wottmarkt zu Hannover wird am 27., 28. und 29. ds«. MtS. ans dem Packhofe abqehalteu. Der Magistrat der stiintglichcu Ärsideuzftadt. Haltruhoss. Nichtamtlicher Theil. Lulgarien. Am 27. Mai hat sich ein in der Aufregung über di« fran zösische MInisterkrisiS wenig bemerkter, aber darum nicht minder bedeutungsvoller Vorgang abgespielt. Die Hauptstadt Bulgarien«, Sofia, bereitete den von ihrer Rundreise durch die Provinzen zurllckgekehrt« Regenten einen glänzenden Empfang, um dadurch öffentlich vor aller Welt kund zu thun, daß Volt und Rrgentschast ein- sind, und daß die russischen Wühlereien zum Zweck der Erschütterung der Stellung der Regentschaft vergeblich gewesen sind. Es giebt jetzt keine Partei Zankow mehr in Bulgarien, wenigsten» wagen ihre Anhänger nicht mehr hervorzutreten, e« herrscht größer«Einigkeit im Volke al» je zuvor. Trotz de« strömende» Regen« waren große Masten den zurückkehrendr» Regenten eine Meile weit rntgegeugezogen, und e« fand im Beisein der Minister. der Trupprncommandeure und der Spitzen der Eivilbehörden eine so herzliche Begrüßung statt, wie sie Sofia seit dem Einzuge de« Fürsten Alexander nach dem Mordanschlag« vom 22. August v. 3. nicht erlebt bat. Ein Abgesandter der Einwohner Sofia« hielt eine kurze Ansprache leigenden Inhalt«: Die Bürger Sofia« sind Überzeugt, daß die Regenten in dem stampfe für die Freiheit und Einheit, die Unabhängigkeit und Selbstständigkeit Balgarien» siegen Serben, ihre Aufopferung und ihre Vaterlandsliebe leisteten dasür sichere Bürgschaft. Stambulow dankte im Namen der Negenlfchaft und sprach die Zuversicht au«, daß Bulgarien sehr bald ein würdige« Staatsoberhaupt erhalten, und daß dann regelmäßig« Verhältnisse «iutreten würden. Alle Con- sulalc hatten o« der Ankunst der Regentschaft geflaggt zum Ze che», baß sle au der Recht«beständigkeit der Regentschast iaht zweifsln, wie da« bekanntlich von Veit« Rußland« rrschieht. Dieser Empfang bildet da» Seitenstück zu der Haltung der Bevölkerung Sofia« bei der Ankunft de« General« v. Lautbar» «och der Rückkehr von seiner Rundreise durch Bulgarien. Lomal» war in Rußland noch di« Auffassung allGNurin, daß »ur ein Abgesandter de» staiser» zu erscheinen brauche, um da» verbleiben der Regenten aus ihren Posten unmöglich zu lochen, staulbar« selbst zweifelte nicht im Mindesten daran, tos es seinen Bemühungen gelingen werde, di« Bevölkerung den Wünschen Rußland» gefügig zu machen und «hu« große bchwierigkeiten Bulgarien da« russisch« Joch auszuzwiuge». Der General mußte bald erkennen, daß rr sich griäuscht babe. Li: Wahlen zur großen Eobranie nahmen trotz unerhörter Eingriffe der russischen Eonsulat»b«amtm in die Wahlhand lung «it ganz vereinzelt« Ausnahmen ein« regelmäßig« Verlauf, und im November versammelte sich in Tirnowa eine Vertretung de» bulgarischen Volke«. in welcher di« russische Partei wegen der geringen Zahl ihrer Mitglieder machtlo« war. Diese- Berhältniß hat sich nach der Vertagung der Sobranje sehr zu Ungunst« der russischen Partei verändert die mißlungenen Ausstände i» Silistria und Ruslschuk haben diese Partei auch noch um den letzten Rest von Einfluß ge bracht und der nationalen Partei zur ausschließlichen Herr schaft in Bulgarien verholsen. Zankow und starawelow sind jetzt abgethan, und auch in der Armee ist für die Gesinnungs genossen der Gruew und Benderew kein Ranm mehr. Die Hinrichtungen in Rustfchuk haben den Feinden der bulgarischen Unabhängigkeit einen heilsamen Schrecken riiigrflößl und sie von weiteren versuchen, die russische Herrschaft anszuricht«, zurückgehallen. Da- Volk Bulgariens hat ein« Grad von politischer Reise und von Standhaftigkeit im Unglück gezeigt, welcher ihm die Achtung und Zuneigung der ganzen Welt mit Ausnahme Rußland- erworben hat, und eS ist erklärlich, daß Rußland selbst dadurch in der öffentlich« Meinung Europa« nicht» gewonnen hat. Die Politik Rußlands ist darauf gerichtet, durch Ver hinderung der Fürstenwahl allmälig in Bulgarien ein« un erträglichen Zustand zu schasse», denn ma» glaubt in Ruß land nicht, baß Bulgarien sich aus die Dauer selbst zu regier« im Stande ist. Ohne die Erfahrung«, welche heute vor« liegen, war dieser Zweifel allerdings gestattet, heute ist der Beweis geführt, dag Bulgarien sich unter der voi» Fürsten Alexander eingesetzlen und von der große» Sobranje be stätigten Regentschaft jedenfalls bester befindet al« unter russischer Herrschaft, und jeder neue Tag befestigt den gegen wärtig« Zustand und da- vertrauen ceS Volke« aus Vesten Dauerhaftigkeit. Es bestanden zeitweise große Schmierigkeiten wegen Ausbringung der erforderlich« Mittel zur Forlsührung der Verwaltung: die Regentschaft war deshalb bemüht, eine Anleihe in England abzuschließcn, und al- diese durch die Schuld Rußland» nicht zu Stande kam, wandte sie sich mit bester«« Erfolg Anleihe nicht z bcreitschaft de« verwaltung »icht in- Stock« gerälh. die Steuern geben regel mäßig ein, und ii» Nothfalle würden auch noch größere An forderung« an die Steuerlcaft dcS Lande« nicht ver geblich sein. Da« aber hat die Rundreise der Regent« ergeben, datz die Bevölkerung die Besetzung de« erledigten Fürstettlhroue*, sthnlichst wünscht und deshalb die Eiuberufung der Sobranje zur Fürstenwahl für nöthig hält. Regentschaft und Mini sterium sind darüber einverstandrn. daß rlwaS geschehe» »>üffe, um den Wünschen de« Volke- Erfüllung zu bringen, und sie haben als das geeignetste Mittel dazu erkannt, sich »lil der Türkei über die einzuschlagenke Bah» in- Einvernehmen zu setze». Die Pforte hat gegen die Berufung der Sobranje mchlS ei„- zumeiiben und würde auch, wie verlautet, jedem von der Sobranje gewählten Fürsten die Bestätigung crtheile». Es würde freilich damit nicht viel gewonnen sei», weil der neue Fürst der Bestätigung der Machte bedarf und diese so lauge »icht zu erreichen ist, al« sich Rußland weigert, die Regent- schaft anzuerkennen. Auf ihrer Rundreise haben sich dir Regent« auch davon überzeugt, daß die Bulgaren immer noch ans dir Wiederein setzung de« Fürsten Alexander hoffen, uud sie sind vo» allen Seit« ersucht worden, »ach Kräften für die Z»»l>ckberus»ng de« Fürsten zu wirke». Daß dazu leider keine Aussicht vor handen ist, können sich die Regenten nicht verhehlen, aber sic müssen wenigsten» den Versuch machen, de» Wünschen de» Volke» nachjukonim«. Sie Hab« sich zu Lei» Ende mit der Anfrage an die türkische Regierung gewendet, ob auch Fürst Alexander von Balkenberg im Falle der Wiederwahl aus Bestätigung rechnen könne. Daraus steht die Antwort noch a»S, und e» ist zweifelhaft, ob sie überhaupt cintressen wird. Man erkennt daraus, daß die Seit bisher noch nicht die Liebe de« Volke» zu seinem Fürsten abziischwächcn vermocht hat. sondern daß die Bulgare» noch heule den Fürsten Alexander jedem andern Regenten verziehe». Zuletzt habe» sie dieser Empfindung am S. April, am Geburtstage de» Fürsten, Ausdruck gegeben und sind, wie die Erfahrung lehrt, durch ihren damaligen Mißerfolg noch nicht vo» ihren Hoff nungen zurUckgekommen. ES steht also jetzt zu erwarten, daß demnächst die Sobranje rur erneuten Fürstenmahl zusammenberuse» werbe» wird. Da« Nundschreib« der Pforte an die Mächte, welches die Namhaft- machung von Candidat« für den bulgarischen Thron angerrgt ha», ist. wie nicht ander» zu erwart«, wirkungslos geblieben, weil Rußland daran sesthielt. mit der Regentschaft nicht zu verhandeln, weil sie dieselbe mcht als rechlSbestänbig ansielst; demgemäß wird der Sobranje nicht» übrig bleiben, als selbst ständig mit der Wahl vorzugehcn, wie sie das schon einmal gelhan Heck, al» sie den Prinz« Waldemar v. Dänemark z»>» Fürst« von Bulgarien wählte. Die Ablehnung der Wahl durch den Vater de» Gewählten hat freilich die W.HI gegen standslos gemacht, aber wcrthlo» war der Beschluß der Sobranje darum doch nickt, denn Rußland trägt die Verantwortung für die Ablehnung der Wahl, und eS besteht kein Zweifel darüber, daß die Wiederbesetzung deS bulgarischen Throne» nur durch die Schuld Rußlands bisher »»trrblieb« ist. Auch eine Wiederholung der Wablhaiitlung durch die Sobranje würde als Kn»k>geb»ng nicht wcrlhIoS sein, Rußland würde dadurch aus» Nene vor Europa al» diejenige Macht angeklagt werden, welche au» eigennützige» Absichten Bulgarien nicht zur Ruhe komm« laste» will. Die übrigen Vertrag-Mächte Hab« e» an Geduld und Nach sicht gegen Rußland nicht fehlen last«, aber so weit geht da« Entgegenkommen nicht, daß sie die Hand zur Beseitigung der RezenlsLast und Neuwahl der Sobranje biel« können, weil damit die Aufrichtung d«r russisch« Schutzhirrschast zur Thal w«rd« würde. ? Leipzig. 8. Juni 1887. * Die vebrrsicht über die Ergebnisse der HeereS- ergäuzung im Jahre 1886 weist folgende Zahlen aus E» wurben auSgehoben im Bezirk dr» 1. ArmeecorpS 9585 Mann, 2 Urmeecorp« V765. 3. ArmeecorpS ll.l07, 1. Ar meekorps 10,200, 5. Armeerorp» 780l, 6. ArmeecorpS lO.492. 7. Aroieecorp« 11,583. 8 ArmeecorpS 10.062. 9 ArmeecorpS S57V. 10. ArmeecorpS 8625. 11. ArmeerorvS 0757. groß berzoglich hessische (25.) Division S3N. 12 Arm-erorpS (k?l sächsische«) 1l,080, >3. Armeecorp» (kgl. württemdergischr») 7052. 14. An»«corp4 5-01. 15. Armeerorp» 5782 Mann. Im Bezirk de« 1. kgl. bayerischen Armeerorp» wurden auS- ehobcn lO.Oll, 2. kgl. bayerisch« Armeecorp« 09lS Mann. knSgcsammt wurden somit 1886 auSgehoben 161,526 Mann, von den« 154,565 zum Dienst mit der Waffe» 4527 zum Dienst ohne Waffe und 2434 sür die Flotte bestimmt wurden. Weg« unerlaubter Auswanderung wurden 18,888 verurthcilt, in Untersuchung befind« sich noch l5,796 * Ein Londoner Privattelegramm drr „Dossischen Zeitung" bestätigt, daß l>r. Mackcnzieam Sonntag Abend nach B erlin abgereist ist. Wie der „Observer" erfahren haben will, werde der Kronprinz alsbald nach vr. Mackenzie'S Besuche nach so »Von Lbersiedel», um dort täglich die weitere» Besuche de» englischen Specialist« zu empfange». Späterhin werde der Kronprinz höchst wahrscheinlich das Schloß NorriS auf der Insel Wight bewohnen, vr. Wegen« und Professor Gerhardt würden den hohen Patient« vermulhlich nach London »egleit«. * Wie man der .Bossisch« Zeitung" miitheilt, hat der kaiser bei seiner Anwesenheit in Kiel dem Prinzen Oskar von Schweden den Schwarzen Avler-Ord« verliehen. Prinz Wilhelm von Preußen wurde gleichzeitig L la suitv de» Se^bataillonS gestellt. * In den ultramontanen Blätter» liest man spalte»- lange Erörterungen über da» vorgeh« der Düsseldorfer Regierung wegen der geistlichen Wahlagitation, vergeblich wird man «brr nach irgend einem Worl der Miß billigung darüber suchen, daß kalhvlischc Geistliche die Kanzel >ur ofskiibarft« Wahl« und Parleiagitatio» »«ißbraucheil. Da» Ecntrum liebt e« ganz besonders, sich zum Vertheiviger der Wahlsreiheit gegen ungehörige Beeinflussungen von Be amten. Arbeitgebern u. s. w. auszuspielen. I» jeder Session bringt Herr Nintel« seinen Gesetzentwurf ein, welcher da» Strafgesetzbuch mit stärkeren Garantien gegen jeden Versuch, die Wahlsreiheit zu beeinträchtigen, au-statlcn will. Jedes mal vergißt er aber dabei den Mißbrauch deS g«st- lichen Amtes, der Kanzel und Seelsorge zur Wahl agitation, einen Mißbrauch, der uneiicnvlich viel wirksamer ist als alle Wahlbccinfliistungen, die vo» Beamte» oder Arbeit gebern auSgeÜbt werden mögen. Freilich verdankt baö Cc»- trum diesem Mißbrauch ein« gut« Theil seiner Wähler- stimmen und eS ist begreiflich genug, daß die ultramontane» Vorkämpfer der Wablsreiheit über jede sonstige ungehörige Wahlbeeiiifliistung in Entrüstung aeralh« und nur über diese stillschweigend hinweggch« oder sie gar al» eine pflichtgemäße Handlung in Schutz nehmen. Wenn die Beilegung d-S „CultiirkauipscS" auch die Folge hätte, daß die Geistlich« sich auf ihre» priesterlich« Berus zurückzieh« und aushör«, die politische» Agitator« zu spiel«, so wäre die» eine der ersreuüchst« Früchte deS FriedeiiSschlustcS und eS würde der katholischen Kirche selber nur zum Vorlheil gereich«. * Die Generalversammlung der schlesische» Katholiken findet am 4. und 5. Juli i» Neiße statt. * Die „TimeS" begleitet die Grundsteinlegung zum Nord-Ostseecanal mit folgend« Worten: „Das Unternebme» ist von hervorragender Bedeutung, sowohl vom Slaildpnncte der Marine- wie der Kaussahriei-Jnterestcn aus betr-ichlet. LS ist eine Auigabe deS Reiches, nicht unwürdig der Grüße desselben, und der Beginn dcS Baues wird in Vastender Weise verherrlicht durch die Gegenwart deS greisen Kaisers. Die Borthcile, welche der Canal der Sch ffiahrt i» den nördlichen Meeren erweist, sind zu rinleuchiend, »»> näherer Erörterung zu bednrsen. Dennoch könnten sie wieder ausgeglichen werden durch Hindernisse in der Befahrung und zu hohe Zölle, und man mag bezweifeln, ob da» Werk je unternommr» worden wäre, wenn com- merzielle Jnlereste» allein den AnSichlag gegeben hätten. Der unter 1'/, Proceut zu veranschlagende Nnßc» würde kaum Prwatcapita- llsten bewogen haben, ein Io bedeutende» Werk zu unternchme». Aber die Behörden de» deutsche» Reichs werde» nicht durch com- merzielle Motive dazu veranlaßt. Der Canal soll tn erster Linie militairischen Zwecke» dienen. Die dänische Halbinsel «rennt die beiden großen rkciegshäsen Wilhelinohaven und Kiel vo» einander, und ei« einzigcS seindlicheS Geschwader, welche» den S»»d blokirl, kann alle Verbindung zwischen den beiden Häsen aushcben. Der projeciirte Canal stellt die Co»ininn!cai>on her und zwingt den Feind, zwei Blokadegeschwader statt ein» anzu. weiiden. Ein Umstand freilich, aus den Aras Malike aus merksam gemacht hat, könnte schwer in die Waagschaale fallen, der nämlich, daß der Canal zusrieren inöchie. Dieser Fall ist bei dem strenge» Winter Norddeutschlands zicmlich naheliegend, aber im Ganze» sind die straiegischen Borihcile de» CanalS unter gewöhn- lichrn Umständen und während des größeren Theil» de» Jahres so hervorragend und aus der Hand liegend, daß die deutsche» Marine- behördc» wohl daran getha» haben, de» Ban zu besürworten. Ter Canal wird natürlich an de» Eingängen stark befestigt werden. Da» ganze Unternehmen ist eine schlagende Jllustralio» de» CrnÜeS und systematischen BorgehenS, wie die diutsche Negierung die Ver- IheidigungSmittel der Nation zu vervollkommnen bemüht ist Die zu erhebenden Zölle weide,, in FriedenSzcile» niedrig genug sein, um drn Kausfahrieischisfen aller Nationen die Deuiitzung de- CanalS zu gestatten. Natürlich kann nur die Eriah'nng be- stimmen, in wie weit dieses der Fall sein wird. Der Borlhcü bezüglich der Enisernung ist groß, besonders sür die »orddeuische» und bvlländischen Hüsea, obgleich er bedeutend geringer ist für die englischen, welche nördlich des Breitengrades vo» Hüll liegen. Der Bortheil wird jedoch zu einem gewissen Grade ausgewogen durch tne Schwierigkeiten und Gefahren der Schifffahrt an drr Mündung der Elbe. Drr kommerzielle Werth deS Canal« ist daher ei» Prodlem, bei welchem gar viele Faktoren ins Gewicht fallen und über welches sich nur Berniuthunqe» auSiprechen lasten. Die denlsche Negierung scheint aus einen jährlichen Verkehr von 18,000 Schiffe» zu rechnen, d. h, etwas über die Hälsle der Fahrzeuge, welche jetzt jährlich den Sund paisiren. Die deutsche Regierung ist jcdoch unabhängig von solchen Erwägungen, „Nicht so sehr sür dr» Handel, als sür die Marine", ist ihr Wahlsvruch. Wen» drr Lanal in FrirdenSzeit die Ausgaben deckt, so genügt dieses. Ist er nicht der Fall, so wird dadurch der Nutzen de» Canals nicht verringert uud er ist nicht minder «ine Nolhwendigkeit lür Krieg-zeiten. Selbst wenn er sich nicht bezahlt macht, dient er den HaudciSmteressen in größerem oder geringeren, Grade und hat den Bortheil. zu welchem sich die kaufmännisch- Welt Glück wünschen kann, daß er, we l er zu militairischen und Mariaezwecken erbaut wird, wrgr» Mangels com merzieller Unterstützung nicht leiden wird." * . * * Un Ungarn ist die Wablbewegung im vollen Gange. Der Minister de» Innern hat an sämmtlich; Muni« cipien eine» Eiiculaccrlaß gerichtet, in welchem ausineiksgin gemacht wird, daß zwar die Freiheit der Meinungsäußerung zu respeetiren, Hetzerei und Unruhestistung aber mit all« zu Gebote stehenden gesetzlichen Mitteln zu verhindern sei. * Au» Petersburg, 3. Juni, wird gemeldet: Für die russische Arme« sind näninrhr gleichfalls alljährliche Uebnuge» von Reservisten eingesühr», und zwar werden in diesem Herbst die erst« stat«finden. Es «erde» künftighin «llzährlich lwet Gattungen von Reservemannschaften z» einer trcl- l S echswöchenilich« Uebung eingezogen, und zwar solche lann- chasien, welche wegen höherer wiffenschasilich.r Vüduiig i ,zc>c eit, d. h. eia bis zwei Hahre, actis gedient, und ein I ! r- gang solcher, welche drei biS süns Jahre ac:iv o int Hab«. Eigentlich beträgt die russische Dienstzeit sechs J-.'ie, doch wird sie in dieser Dauer nur bei der Reiterei, der i ii.nb n Artillerie und den Jngenieurirnpp.-n gehandhabt. Doher >v i ..i deren Reservisten, falls sie wirklich sechs Jahre actio gedient, n .lt mehr eingezogen. Die Uebungrn werden dieses Jahr, w auch päterhin, Ende September stallfind«, und zwar in dem geh .iniim europäiichen Rußland. Mao kann annehmcn, daß aUzäl ttich i e 200,000 Mann z» einer zeitweiligen Uebung gelange''. D. S Kriegsministerium bezeichnet der Reihe nach diejenigen n- theile, die mit der Ausbildung der Reservenianiischasiei, be>> >tta >t werden. Die oberste Leitung liegt in den Händen der Div>ii!>!>:- Coinmandeure bei der Infanterie; bei den anderen Waffengattungen in denen der Brigade-Lominandeure, bezw. der Befehlshaber der CorpSariillerie. A»S Eriparaißrücksichten werden die Reservemann schaften nicht eingekleide«, sondern üben in ihrer gewöhnlichen bürgerlichen Kleidung, die einige militairische Abzeichen erhält. DaS wird jedenfalls ein« sonderbaren Anblick gewähren, d.nn die Mannschaften werden immerliia gewaltig gegen die active» Ma»ii- schasten in Uniformen „nationalen Schnitts" absteche». IlebrigenS endet das gleiche Bersahren auch bei Eindernsung dcS Landsturms m Kriegsfälle statt. Jeder Reservist der Fußtrupve» »inii während einer UebungSzeit 32 Patronen verschießen. Die Einbcorderung und Gestellung geschieht ganz wie bei einer Mobilmachung, nur daß die Mannschailen scühcr benachrichtigt werden. DaS ossiciclle mili« tairische Fachblatt, der „Rußki Invalid", legt gerade diesem Uni- stand eine große Bedeutung bei, daß die Einziehung eine Vorübung llr eine Mobilmachung sei. Man verspricht sich überhaupt sehr viel von der ganzen Maßregel, sowohl bezüglich der Fertigkeit der Armee als auch der Hebung de« kriegerischen Geiste- in der Bevölkerung. * In Nicolajess wurde am Freitag da- Kanonen boot „Donetz" vom Stapel gelast«; ein Schwesterschiss soll am 15. d. M. de» Helgen verlassen. * Auf den Deutschenhaß der Franzosen dsirste in letzter Instanr auch da» Bestreb« zurückzusühr« sei», dem Eoiisum deulschen BicreS ui Frankreich durch die Schaffung einer russisch« Eoncurrenz drn GarauS zu mach«. Tbat- gche ist, daß russisches Bier demiiächst ein bedeutender Einsuhc-' rtikel in Frankreich werbe» dürste. Zwei der größten Brauereien St. Petersburg» Hab« vo» Pari« Bestellung« aus je 1,400,000 WedroS Bier erhallen. Panslawistische ranzoscnsreundllche Blätter verzeichnen diese Neuerung mit rcßem Behagen. Ob der französische Biertrinker mit gleichem Behagen seine» Durst mittelst de» russischen GerstensafleS löschen wird? Wir müssen eS eben daraus ankomm.» lassen. DaS deutsche Bier hat schon mit so vielen und schweren Coiicurrenzen zu kämpfen gehabt, daß eS wohl auch dieser ncncst« Altake Stand Hallen wird. * Der ehenialige französische Botschafter in Peters burg General LeslÖ, besten angebliche Einhüllungen im „Figaro" durch amtliche deutsche Aclenslücke vollständig wider legt worden sind, veröffentlicht in dem Pariser Blatte einen vom 2. Juni 1887 dalirtcn Brief, besten wesentlicher In halt lautet: „WaS ich von der Mission de« Herrn v. Radowitz behauptet habe, war zur Zeit in Petersburg notorisch (?) und ist mir in der vrmellslen Weise von zwei Persönlichkeiten versichert woroen, die ganz regelmäßig in der Lage waren, in alle Geheimnisse der russische» Kanzlet eingewciht zu weiden, ld daß ich cinen un verzügliche» Bericht darüber an den Herzog Decazes erstatten ninsiie. Diese Depesche m»ß unter der Rubrik „Pelnische Abiheilung Rr. 20, vom 21. April 1875" in den Archive» iinicreS Auswärtigen NmleS vorhanden sein, wo sie nachgesehen werden kan», n»d man wird mir unzw-ifelhast die Ehre angedeihen lassen, anzunehmkii, daß ie damals nicht mehr als heule die Frucht meiner EinbildungS- krasi war." Der General LeflO häkle bester getba», wie die« in den deutsche» Depeschen geschieht, seine Gewährsmänner zu »cniicii. Bcrust sich Prinz Renß doch ausdrücklich auch ans Mil- theiliingrn deS österreichischen Gesandten, während G.ueral Leslü, der nach der Angabe de» Kaisers Alexander II. damals sebr erregt" gewesen ist, nliiinichr alles Jnlereste daran hat, nicht alS der Dnpirle zu erscheine». Ter Pariser Eorre- sponvcnt der „Naliviial-Zcilung" meldet: „Der vom General LeslO iin „Figarv" vciösfenllichte Bries wird alS Be stätigung betrachtet, daß der französische Botschafter damals vvn Gortschakow getäuscht worden ist." ^ In Spanien ist man einein weilverzweiglen System von P„sträuberei, begangen von Postbeamte,, selbst, ans die Spur gekommen. I» Barcelona sind zahlreiche Post beamte verhaftet und ist der Procrß gegen sie eiugelcilcl worden. Eine Haussuchung bei den Verdächtigen ergab eine Menge Briese und Packele mit Geld, A chseln und sonstig.n Wertbsache». Die Ka»s»ia»»schast von Barcelona h I scken längst Beschwerde gesührt über die Verluste, di- ih: ans der Post, nnmenllich aus der Route »ach Frankieich ciii.iichs,i,, aber die Beschwerden halten keinen Erfolg. Dae Paüwes,r wird jetzt wohl einer gründlichen Revision »»ter^o , n im.t n »lüsten, obgleich der Geueralpostiiieistei- eine solche ciß liirzlich noch in den EortcS als .ganz unnöllig" vargestcllt hat. * Am Montag tritt da» englische Parlament wieder zusammen. Wie der maiichnial gut unlcrrichtele Londoner Ecrrelpondciit de» „Manchester Guardian" erfährt, I.are die Regierung entschlossen, ihre LocalregiernngS-Bckl fast uninilitt- bar nach der Wiederaufnahme der Sitzungen im P ulanunt einzubringen und sie so bald wie möglich zur zweiten Lesung zu bringe». Ter Versasjer der Vorlage ist Sir John Lauche, t, der frühere permanente Secrctair des Localreg>e>»ngSamteS, welcher sowohl den Thory- wie den lil-erale» Regie,„ng-ii mit seinem Nathe in der Angelegenheit zur Seile stand, seit dem Gosche» die Frage in, Jahr« t87l zuerst zur Spi.iebe brachte. Tie B>U ist jedoch nur für England und Wales. * Die Zahl der Heizer der britischen Marine soll jetzt beträchtlich vermehrt und eine besondere Schule errichtet werden, in brr Knaben, die sich später diesem Berus widmen wollen, ihre Ausbildung, ähnlich wie ans Seemann-schulen. zu Heizern und Maschinisten erhalle». Bis jetzt haben die Heizer außer einem kurz« Dienst aus einem der Reserve- schiffe gar keine Vorbildung und werden auf See geschickt, wo sie sich erst Erfahrung« sammeln. In KriegSzöilen ,st eS von besonderer Wichtigkeit, daß alle Heizer etwa» von der Mechanik verstehen, damit Neparalnrcn besonders aus den Panzerschiffen schnell auSgesührl werben können. * Nack einer Renter'sch« Depesche aus Sierra Leone sind die englischen Niederlast.'.ngcn in Sherbro und Enllhu». an der Westküste von Afrika, durch Einfälle s.iidscliger Eingeborener stark beunruhigt worden. Die Angriffe erfolgten durch sogenannte .,v«rr dozirl unter der Führung Vvn drei
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