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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 13.07.1887
- Erscheinungsdatum
- 1887-07-13
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188707130
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18870713
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18870713
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1887
- Monat1887-07
- Tag1887-07-13
- Monat1887-07
- Jahr1887
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 13.07.1887
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3976 den in Paris fördernd zur Seite steht. In England, bezw. i» London unterstützt der Verein deutscher Lehrer in gleicher Weise die Studiengcnosscn. — Der Gcmeinverath zu Sellerhausen hat eine Be kanntmachung erlassen, derzusolge e« nicht mehr gestattet ist, sogenannte separate Stuben ohne allen weitere» Zubehör als Familieiiwohnungen zu vcrmiethen. Von jetzt ab must eine jede Familienwohnung mindestens auS Stube, Kammer und Küche bestehen; derartige einzelne Stube», welche von Familien bewohnt sind, müssen biö spätestens zum 1. August d. I. bei Bermeidung einer Strafe bis zu 30 -eS! wieder ge räumt werden. Dast dies geschehen, ist von den betreffenden Bcrniiethcrn an Amtsstclle zu melden. * BolkmarSdorf, 12 Juli. Wir hatten kürzlich mit« gethcilt, dast die königl. Amtsbauptmannschaft dem Beschlüsse des Gemeinderathö, die Einführung der Oessent- lichkcit für die Sitzungen desselben betreffend, ihre Ge nehmigung versagt hatte. Der Gemeinderath hat eS bei der Kenntnistnahmc der Entscheidung bewenden lassen, womit die Angelegenheit ihre Erledigung gesunden hat. Meerane, 11. Juli. Der conservative Verein in Walden burg beschloß am Freitag Abend, bei der bevorstehenden Landtagüwabl ebenfalls für die Eandidatur deS Herrn Kauf mann Oehmig i» Meerane einzutreten. Für den 38. länd lichen WablkreiS. welcher die GcrichtSbezirke Glauchau, Hohen- stein-Ernstlbal »nd Waldenburg umfaßt, soll der bisherige Vertreter, Herr Rittmeister Ge lbke, wieder ausgestellt werden. Für den 30. ländlichen Wahlkreis, zu welchem die Gerichts bezirke Meerane, Crimmitschau, Werdau und Remse gehören und welchen seither der Rittergutsbesitzer Herr von Römer in SteinpleiS vertrat, ist eine Eandidatur bis jetzt noch nicht proclamirt. Reichenbach. 11. Juli. Nach einem äußerst schwülen Tage drohte am Sonnabend Abend zwischen 7 und 8 Uhr ein Unwetter auszubrechen, dem man nicht ohne Bangen cntgegensah. Tie Wolkenbildung batte Formationen an genommen, die in der Thal Bedenken einzuflößen geeignet waren. Ein sich erbebender Südweststurm hüllte gegen >/,8 Uhr die Stadt 10 Minuten lang in hochaufwirbelnde undurchdringliche gelbbraune Staubmassen ein, die auch außerhalb der Stabt längs der Chausseen auftraten. Die Erscheinung war so intensiv, dast von diesem Gewitter-Sturm im Freien überraschte Personen vermöge deS ungemein dichten StaubeS kaum mehr zu athmen vermochten, so daß Fälle zu verzeichnen sind, wo Leute, Schutz vor dem Unwetter suchend, im Straßengraben sich niedcrlegten und daS Gesicht nach unten gekehrt, in dieser Lage so lange verharrten, bis der Sturm vorüber war. Ein nachfolgender sanfter Regen wurde wie eine Erlösung begrüßt und brachte, wenn auch Erfrischung nicht, so doch Beseitigung jeglicher weiterer Staubcalamilät und eine vorübergehende Befeuchtung des aschelrockencn Ackerbodens. "Freiberq, 11. Juli. Vor der Strafkammer deS hiesigen königl. Landgerichts hatte sich der 19 Jahre alte Ex pedient Oöcar Richard Tauner von hier wegen zahlreicher Diebstähle zu verantworten. In den Jahren 1882 bis 1885 im Bargeschäft von K. B. Jodler thätig, hat dort Tanner, nach seinen: eigenen Gcständniß, in 15 Fällen aus der Laden« casse gegen 300 und in ebenso vielen Fällen Waaren im Werthe von 200 ^ entwendet. In seiner späteren Stellung als Expedient im Wollwaaren-Fabrikations- und EngroS- Geschäst von I. Oelzner eignete sich Tanner in 6 Fällen zu sammen 300 baar und in 7 Fällen Waaren im Werthe von 203 .«il aus diebische Weise an. DaS Urtheil lautete auf 6 Jahre Zuchthaus. 10 Jahre Ehrenrechtsverlust und Stellung unter Polizeiaufsicht. — Da der Rath gezwungen ist, für die früher im Ochme'schen Massenquartiere untcrgebrachte 6. Batterie deS 2. Feldartillerie-NegimentS Nr. 28 ein anderes Unterkommen zu schaffe», fordert derselbe Besitzer von Ställen auf, welche eine Anzahl Pferde nebst den Pfervcwärtcrn in Ouartier nehmen wollen, sich baldigst unter Angabe ihrer Forderungen zu melden, behält sich aber gleichzeilig vor. die Pferde und Mannschaften in Gemäßheit deö RegiilativS über Militairleistungen unterzubringen. — Gestern feierte die hiesige Materialwaaren-Firma Julius Stölzncr ihr 50jährigeS GeschLstöjubiläum, wobei der jetzige Inhaber, Theodor Stölzner, von dem Ausschuß deS HandcloconsortiuinS, dessen Vorstand derselbe über 10 Jahre ist, herzlich beglückwünscht wurde. Ein Herr F. M., der alS HandlungSdiencr einst am 11. Juli 1837 den Laden der neuen Firma I. Stölzner öffnete, stiftete gestern 3000 für die hiesige Handels- und gewerbliche Fortbildungsschule zur An schassnug von Lehrmitteln und Prämien an Schüler dieser Anstalten, zugleich als Zeichen der Pietät für den Stifter der Jubllsirina. — AuS dem Friedewald, 11. Juli. Jetzt ist die Saison der Heidelbeeren und der blauschwarzen Kinder mäulchen für die im oder zunächst dem Walde wohnenden „Buschlculen" gekommen, für die kleinen Leute in jedem Sinne deö WorlS eine Zeit der Lust und Freude. Kein schulfreier Nachmittag vergeht, ohne daß ganze Eolvnnen pflücklustiger Kinder allein oder in Begleitung Erwachsener und bewehrt mit Litermast und Krügen auö Len Walddörfecn hinausziehen in den weiten schattigen Forst. Dort entwickelt sich bei der Ernte der würzigen Blaubeeren ein gar lustiges Leben und Treiben, und verwundert schauen Rehe und Hasen auf die lachenden und jauchzenden kleinen Menschenkinder unter den Walobänmen. wo cö sonst doch so still und einsam ist, und KinLcrmaler, wie der verewigte Ludwig Richter und der noch lebende Oscar Plctsch, fänden dabei Stoff in Hülle und Fülle für ihren Stift. Jetzt gicbtü in jeder Hütte und jedem Hause zn>» Frühstück und zum VcSperbrod MuS von Heidelbeeren getreten. ES handelt sich dabei um ein von dem Bildhauer Heynert in Schandau, dem Schöpfer der so trefflich ge lungenen KönigSstatue im dortigen Königspark von „Quisi- sana", auSzusührendeS Niesenmedaillon, für welches die Delegieren einen Ecnlralcassen-Beitrag von 100 bewilligten. Die feierliche Enthüllung ist bereits für den 31. d. M. fest gesetzt. Im klebrigen erstreckten sich die Berathungen auf die ebenfalls schon früher berührten Vorschläge in Bezug auf eine Abänderung der Statuten betreffs einer Ausdehnung der Befugnisse der Delegirten» Versammlung re.» wodurch die erwünschte Entlastung deS CentralauSschusseS ermöglicht werden soll. Man erwartet eine zustimmenve Erledigung seitens der im September zu Niedersedlitz abzuhaltendcn Generalversammlung. Zu erwähnen ist noch, daß auch der Jahresbeitrag von 3 aus 2 ^ herabgesetzt werden soll. — AuS LangburkerSdors schreibt man, daß sich die Mörder deS Restaurateurs Pietschmann bei der durch den Staatsanwalt vom Landgericht Bautzen erfolgten Ausnahme deS Thatbestandeö in der frechsten Weise benahmen. Bei der Ankunst der Verbrecher hatte sich eine große Menschenmenge versammelt, die eS nach einer bezüglichen Eorrcspondenz im hiesigen „Anzeiger" an Verwünschungen den Mordgesellen gegenüber nicht fehlen liest. Jetzt ist übrigens auch die Frau deS einen der Brüder Knecht in gerichtlichen Gewahrsam genommen. Es herrscht die größte Aufregung in der ganzen Gegend und wird sich seinerzeit zu den betreffenden Verhandlungen ein kolossaler Zudrang ergeben. Hinsichtlich der Motive deS Mordes ist anzunekmcu, daß die Räuber bei Pietschman» Hypothekengeldcr vcrinuthcte». welche in Wahrheit aber nicht mehr zur Stelle waren. — Eine As faire auf regender Natur gab eS gestern auch in Schandau, wo ein LohnsuhrmerkSbcsitzer auö der Umgegend, der zuerst durch Ausschneiden der Halsader und daun durck Erhängen de» Tod zu finden suchte, im blutdurchtränklen Hemd verschiedene Straßen durchlief. Der Unglückliche ist jetzt nach vorauS- gegangcner bezirksärztlichcr Untersuchung der Heilanstalt Sonncnstein übergeben worden. und den Thee nahm er bet der Fürstin BaryatlnSki ein. Inzwischen halte er noch Borträge cntgegengcnommen und den mit der Führung des Könlgs-Husarenregimenis beauftragten Major Synold v. Schütz empfangen. Aus der Fahrt zur Fürstin Baryatinski ließ der er lauchte Herr aus der Brücke halten, um die neueste Errungenschast von Eins, die Drahtseilbahn noch dem Malberge, ln Thäiigkeit zu sehen und interessirtc er sich lebhaft sür diesen neuen Fortschritt der Technik. — So wird die Welt um unseren Kaiser herum eine andere, unwandelbar ober bleibt die alte Treue seines Volkes. Von der Fürstin aber suhr der Kaiser direct ins Theater und ergötzte sich noch eine Zeitlang an Moser's Schwank: „Größenwahn" und an dem gelungenen Spiele des Fräulein Odilo», die den Konrad dar stellte. Die Passanten, die daun noch später aus dem Wege nach ihrem Heim de» Platz am CurhauS streiften, lenkten ihre Blicke hinauf nach dem hellerlcuchteten Fenster und erkannten den in seine Arbeiten vertieften kaiserliche» Herrn. Am heutigen Sonntage warEmS überfüllt; man drängte sich an den Brunnen und aus der Promenade wie aus dem Opernballe in Berlin. Bon weither kamen die Gaste, die der große Magnet in das freundliche Lahnthal lockte. Man erkannte sic Alle sosort an den Kornblumen, womit sich Männlein und Fräulein geschmückt hatte. St« gaben in ihrer Unruhe, ja nur den Kaiser nicht zu ver- passen, und in der rührenden Freude, mit der sie ihn später be trachteten, dem Bilde ein etwas lebhafteres Colorit, als eS der gestrige Tag zeigte, wo die Gesellschaft gewissermaßen unter sich war und gemessenere Formen bewahrte. An Stelle des Herrn v. PeterS- dorff war heute der Oberstlieutenant von Plcssen gctreten, sonst hatte sich in der Umgebung nichts geändert. Der Kaiser zeigte wieder eine Frische, um die ihn jeder Siebziger beneiden kann. Er redete heute zahlreiche Herren und Dame» an, unter Letzteren die Fürstin v. Schönburg-Waldeuburg, und ivar unermüdlich im Grüßen und Danken. Seine Schritte lenkte er wieder zu den Goldschmieden i» de» Colonnaden, wo er bedeutende Einkäufe machte. Er scherzte dann über die Höhe der Preise und sagte aus die Bemerkung, daß in Folge der Markrcchnung die Zahl dreimal höher als früher sei: „Ja, da habe» Eie Recht, da haben Sie Recht!" — „Eine wunder volle Arbeit, Majestät, dieser Schmuck!" — „Wird wohl auch wunder voll tbeuer sein!" — Weiter: „Nun, wenn Sie zu diesem Stück einen Käufer finden, gratulire ich Ihnen!" — „Nun, ich wüßte schon einen Käufer!" — „Wer denn?" — „Ew. Majestät selbst!" — „Ist nicht!" — Und noch einen Beweis von des Kaisers Gc- dächtniß. ES ist eine kleine Indiskretion, die wir mit der Mit- — Am vorigen Sonntage fand, wie fast alljährlich, aus I theilung begehen, daß der Kaiser gern Petschafte kaust und eine dem zu Hosterwitz gehörigen Gasthaus »zur Schanze" unter freiem Himmel eine socialdeinokratische Versamm lung statt. Aus der ganzen Umgegend strömte» Theilnchmer mit rothen Sckleise», Federn. Blumen re. herbei. Natürlich hatte man ein „Sommervergnüge»" veranstaltet, durch welches der eigentliche Zweck maskirt werden sollte. Unter Gesang rückte man in geschlossenen Colonnen wieder ab. wcrthvolle Sammlung derselben besitzt. „Was kostet dieses Pet schaft?" srug er heute. „Tausend Mark, Majestät!" „Das ist aber zu theuer!" „Majestät wolle» sich gnädigst erinnern, daß das im Jahre 1882 gekaufte fünfzehnhundert Mark kostete." So denn vermischtes. lieber den Aufenthalt des Kaisers in EmS werden nachträglich »och einige Einzelheiten bekannt, die ganz besonders interessant sind. So wird der „Norddeutschen Allgemeinen Zeitung" von dort vom 10. Juli gemeldet: Wie der Telegraph längst aller Welt berichtet hat, erschien am gestrigen Tage Se. Majestät der Kaiser zum ersten Male aus der Promenade. Es war ein Festlag sür alle Curgäste. Scho» in früher Stunde ward die Absicht des erlauchten Herr», de» Brunnen an der Quelle zu trinken, bekannt, und eine freudige Unruhe war aus allen Gesichtern zu lesen. Während sonst der Platz vor dem Curhause um halb neun Uhr, sobald die Musik verstummt, sich schnell leert, harrte diesmal das Publicum ruhig aus und ließ sich durch den heißen Sonnenschein in seinen patriotischen Gefühlen nicht stören, ^unct 9 Uhr ging ein freudiges Gemurmel durch die Reihe»; der Äiser war aus seiner Wohnung in die Trinkhalle getreten. Er trug schlichten schwarzen Rock und graue Beinkleider, dazu hohen schwarzen Hui, hellbraune Handschuhe und eine» Stock, aus den er sich zeitweise stützte. Aus einem roscnbekränzte» silbernen Tablet reichte Frau Thiel dem erhabenen Curgäste seinen Becher, den der Kaiser mit freundlichem Gruße ent gegennahm. Dana schritt er zur Quelle, reichte den Becher dem Brunnenmädchen, die denselben von ihrer Collegia Men ließ und aus schlichtem Teller dem Kaiser präsentirte. Die erwähnte» Rosen dürfen nur das erste Mal, daß der Kaiser im Brunnen er scheint, das Tadlet schmücken, sür die weiteren Morgen hat es sich der hohe Herr verbeten. Der Becher unseres kaiserlichen Herrn ist ein schlichtes, etwas gebauchtes Henkelglas, dessen Außenseite mit Arabesken geschmückt ist und ein mit der KönigSkronc darüber zeigt. Aus den inneren Boden sind die zwanzig Jahre (1867 -1877 und 1879—1887) in stets enger werdendem Kreise eingeschliffen, während deren der Kaiser am Brunnen von EmS Kräftigung gesucht und gefunden hat. Den Kaiser umstanden, und zwar im Dienste und deshalb in schwarzem Anzuge mit hohem Hute der Flügel- adjutant Oberstlieutenant v. PeterSdorff und der Badecommissar Freiherr v. Lepel, während Prinz Nicolaus von Nassau, welcher zur Linken deS Kaisers cinherging, sich im Promenadenanzuge befand und einen Slrohhut trug. Langsam leerte der Kaiser seinen Becher und übergab ihn wieder der Frau Thiel, die dem Kaiser einige Worte über sein munteres Aussehen sagen durfte. Dann trat der hohe Herr zu einem kurzen Morgenspaziergange aus der Halle heraus aus den Platz, allenthalben aus daS Ehrerbietigste und Freudigste vom Publicum begrüßt, das wie eine lebendige Mauer den Weg säumte, den der Kaiser langsamen Schrittes wandelte. Freudig folgte man den Weisungen der Beamten, die zur Sicherheit des ehrwürdigen Herrn die Bahn sreibalteu und manchen allzu neugierigen Gast in die stand« befunden haben soll, auf seine Kosten nach Gießen schassen und aus der dortigen Universität behandeln z» lasten, indessen haben die Angehörigen der Frau — einfache Bauers leute — dieses Anerbieten abgelehnt, da sie befürchteten, daß man an ihrer Verwandten Operationen vornehmen werde. Wenn hier und da daraus hingcwiesen ist, daß Ober-Mörlen ganz »nd gar katholisch sei, unk daß man eS hier vielleicht mit einem Falle von religiöser Schwärmerei oder gar einem Betrüge zu thun habe, so muß Dem gegenüber bemerkt werden, daß nicht daS Geringste vorliegt, was eine solche Annahme rechtfertigen könnte; die Geistlichkeit von Ober-Mörlen und Umgegenv hat eS, wie eö scheint, absichtlich vermieden, sich mit diesem Falle irgendwie näher zu beschäftige». Mainz, 8. Juli. Die Traubenblüthe kann jetzt der Hauptsache nach für beendigt angesehen wrrden. Im Ganzen »ahm dieselbe in den Hauptweinortcn einen glücklichen Verlauf, wenn auch stellenweise der Heuwurm oder die letzten Gewitter Schaden anqerichlet haben. Die Weinstöcke stehen kräftig im Holz und haben zumeist ein gesundes, üppig-grüncS Aussehen. Für die Entwicklung der Reden hat sonach der Juni noch viel nachgeholt, was der Mai versäumt hatte. Die Aussichten aus eine der Güte nach günstige Ernte sind daber vorhanden, dagegen ist nach der Zahl der Gescheine im Durchschnitt nur ein halber Herbst zu gewärtigen. Auf dem Weinmarkt ist die Nachfrage stärker als das Angebot und die »och lagernden Weine der letzten Jahrgänge behaupten bei wachsendem Werlhe sehr schöne Preise. — AuS Wien wird der „Schlesischen Zeitung" ge schrieben : Inmitten der politisch wichtigen Nachrichten, welche gegenwärtig wieder aus Bulgarien kommen oder erwartet werden, beansprucht auch eine minder wichtige Mittheilung über die deutsche Gemeinde in Sofia für Deutsch land einige Aufmerksamkeit. Unter der schirmenden und belfeuden Hand des Fürsten Alexander hatten die evangelischen Deutschen in Sofia sich zu einer kleinen Gemeinde zu- saiiimcngcschlossen, und zwar zu einer deutsch-evangelischen Schul- und Kirchengemeinde, welcher der Hofprcdiger des Fürsten, I)r. Koch, als Seelsorger Vorstand. Nach der Abdankung deS Fürsten und nach der Abreise Koch'S schien eS um die Gemeinde, welche Gottesdienst und Schul unterricht in gcmiclheten Räumen abhalten mußte, schlecht bestellt, ja ihr Fortbestand fraglich zu sein. Allein in dank sort wußte der Kaiser, um was eS sich haudclte, Venn er erwiderte ohne Besinnen: „Ja, das ist ganz richtig, aber °^r Erinnerung an Len Fürsten Alexander hat die bulga da ist die Klaue viel größer!" — Die Menge glaubte, der Kaiser werde wieder »ach der Wandclbahn gehen und hatte zu Leiden Seiten des Cilrsaales schon Post» gefaßt; allein es sollte anders kommen. Der Kaiser machle in den Colonnaden Kehrt und ging diesmal die Promenade entlang, wo er unter den Zuschauer» einen blutjunge» Eadetten bciiicrkle. Er winkte und srug: „Was willst Du nial werde», mein Sohn?" „Ge,leralfeldim» schall, Majestät!" Der Kaiser lachte und sagte zu den Herren seiner Umgebung: „Der hat's gelernt!" So hatte der erlauchte Herr »och sür viele Personen ein sreundlichesWort; wie ein ehrwürdiger, greiserVater wandelte er inmitten der Söhne seines Volkes dahin, »ach allen Seiten überall liebevoll dankend, freundlich schauend. Freude bereitend, Segen bringend, Er, unser heißgeliebter Kaiser! Am Eingänge zn seiner Wohnung hatten aus seinen Wunsch hin die zur Cur hier weilenden Osficiere und Soldaten Ausstellung genommen; cs waren deren ungefähr dreißig. Der Kaiser erschien »i ihrer Milte, diesmal nicht als oberster Feld herr, sondern um als Mensch dem Menschen nahe zu treten. Aus dem Reichthum seines gütigen gnädigen Herzens heraus beglückte er jeden einzelnen seincr tapferen Krieger mit einige» Worten, erkundigte sich nach ihren Verhältnissen, den Ursachen ihres Hierseins und gab ihnen als Kranken den Wunsch baldiger Genesung mit aus den Weg. ---- Vom JnselSberg wird uns geschrieben: Am 6. Juli hatten wir wohl seit dem unvergleichlich schönen Herbstmorgen vorigen Jahres die beste Fernsicht! Mit Hilfe des hier von Gothaischcr Seile ausgestellten Fernrohres (von Plüßel aus Wien) konnten wir nicht nur klar und deutlich die Thürme deS Erfurter Domes, sondern, weit dahinter liegend, ver rische Regierung der deutschen Gemeinde in Sofia ihre Gunst nicht entzogen und derselben daS protestantische Kirchlein ge schenkt. welches Fürst Alexander hatte erbauen lasten. Am 12. Juni ist dieses Kirchlein durch den neuen Pfarrer, einen Westfalen, feierlich eingeweiht worden, welcher nebenbei zugleich den Schuldienst sür 12—18 Kinder zu versehen hat und liebst freier Wohnung rc. 4200 Frcs. Gehalt bezieht. In seiner Eröffnungsrede hob er die Thatsache als eine traurige hervor, daß dem Fürsten Alexander, dem Erbauer des KirchlcinS, nicht daS Glück zu Theil geworden sei, der Feier beizuwohnen. Unter den Anwesenden befand sich auch der bulgarische Minister deS Aeußeren, welcher trefflich deutsch spricht; derselbe tankte dem deutschen Geistlichen und drückte ihm die Hand. Gegenwärtig befindet sich die Gemeinde unter dem Schutze des deutschen GeneralconsulatS. --- Ucber das Auftreten der Cholera im Süden Italiens wird deS Weiteren gemeldet:! * Neapel, 10. Juli. Die Cholera, welche sich leider über ganz Sicilien zu verbreiten scheint, trat zuerst in einem kleinen Flecken Calabriens, Rocella-Jonica, epidemisch aus; ungefähr die Hälfte der Erkrankten wurde dabingerafft. Die erschreckte Ein wohnerschaft floh »ach ollen Richtungen, die Bemittelteren bis nach Reggio. Man behauptet, daß die Krankheit durch einen Matrose» von Catania eiugeichleppt worden sei. Zuverlässige Berichte über die Zahl der Erkrankten und Tobten fehlen, doch lauten die letzten B> ichte günstiger. Fast gleichzeitig erkrankten in einer Kaserne schicdene Ortschaften erkennen. Tie drei Gleichen traten so dich! l Catania mehrere Soldaten; zur Sicherheit der Stadt Hera«, wie sür gewöhnlich die Tanzbuche. Aus der langgestreckte» Damenuswiele am Jagdberge ästen stolze Hirsche, Sechs- »nd Achtender. All die schöne Aussicht in die weile schöne Gokteswclt genossen leider nur so wenig Menschen. Der Besuch des Jniclbergcs ist biö heute sehr schwach. In Friedrichroda und Tabarz klagen Wirthe und Villenbcsitzer, und die Kutscher in Friedrichroda unterbieten sich gegenseitig, von 18, 15, 12 bis 8 herunter gehend, sür eine Tour im elegantesten Landauer bis zum Jnsclsberg, der als der Rigi Thüringens immer doch seine Anziehungskraft bewährt. Ware.:. liegt aber die Stille in allen Badeorten, Sommerfrischen und schönen Aussichtspunkten? Es ist nicht bloS in Thüringen so, im Schwarzwald ist es genau ebenso! Freilich kommen jetzt erst die Gerichts-, Schul- und Universitätsserien, die wohl »och Besuch bringen werden, aber wieder cinzuhole» ist eS nicht sür die Wirthe, von denen so viele aus die drei Sommermonate angewiesen sind, was bis jetzt als stille, tadle Saison hingeschlichen ist. Das Fremdenbuch im „Gothaischen Gasthause" aus dem Jnselsberge spricht bester als meine Feder von dem Besuch daselbst. Interessant ist der Winterbesucki, Im December haben 55 Mann sieben Tage lang Schnee geschaufelt (der zuerst oben ange langte Schneeschaufler hatte sich als erster durchgebrochencr Schueeschipper ins Fremdenbuch eingetragen), danach Schranken weisen mußten. Der Kaiser durchschritt die Durchfahrt > waren auch einmal Leipziger und Berliner von Friedrichroda aus des Curhauses, stieg daun links die steinernen Siusca hinaus und betrat die Colonnaden, an denen die Ladenbesitzcr natürlich ihre schönsten Sachen ausgestellt hatten und persönlich als Verkäufer sungirten. Es dauerte über 20 Minuten, daß Sc. Majestät hier verweilte, mit den Verkäufern sich unterhielt und kundigen Buges die Erzeugnisse meist einheimischen Kunstgewcrbefleißes betrachtete und Prüfte. Der Kaiser war recht aufgelegt und gesprächig. Als der Kunsthändler Pfeffer eine Photographie zeigte, aus der die Prinzessin Victoria hier in Ems, umgeben von ihren kronprinzlichen Eltern und Geschwistern, am Feuer ein Frühstück bereitet, sagte der Kaiser: „DaS ist mir neu, da ist ja die ganze Familie zusammen." Am längste» stand der hohe Herr vor den Tischen der Goldschmiede. Bei Herrn I. H. Heimerdinqer interessirtc ihn ei» Medaillon der Kaiserin Eugenik, dessen größter Diamant aus 100,000 geschätzt wird. Den Hosjuwelier E. Goldschmidt kennt der Kaiser noch auS oder Brov und srischgepflückle, und die Frauensleute schassen I den Zeile» her, da er als Prinz von Preußen in Koblenz Hos hielt, sie außerdem körbewcise hinein in die Städte auf den Markt. I Hier kaufte der hohe Herr verschiedenen Schmuck sür die Dame» der Ob die alte Rede: „Sv lange Heidelbeeren gegessen werden. I Herren aus sein« Umgebung; sür sich selbst suchte er ein wertbvollcS baden die Herren Aerzte Feiertage", durch die Erfahrung sich bewahrheitet, mag dahingestellt sein, sicher und gewiß ist aber, daß die schwarzen Beeren für den Armen und Unbemittelten eine erwünschte und billige Zukost für seinen mageren Tisch und überdies einen kleinen Zu schuß sür daS geringe WirthschastSgcld der Frauen bildet. Gerade im laufenden Jahre ist man über die reiche Ernte an Blaubeeren in erwähnten Kreisen um so mehr erfreut, als der Ertrag an Kirschen in Len Elbgeländen im Großen und Ganzen keineswegs diejenige vergangener Jahre erreicht und der Preis sür diese zumal von der Kinderwelt so geliebte Frucht sich noch immer aus ziemlicher Höhe erhalten hat. Im sächsischen Elbkirschcnland zwischen Dresden-Altstadt, dem Plaucnschcn Grunde und Meißen klagen fast alle Kirsckpächter über den geringen Ertrag der diesjährigen Kirschernte, welcher ungesähr iiur ein Bierlel der sonstigen Ernlen beträgt und in jeder Kirschhütte muß man de» Liter Kirschen noch immer mit 23—25 auch mehr bezahlen. Pflaumen und Birnen, auch Aprikose» und Pfirsichen versprechen dagegen eine etwa« reichere Quantität zu liefern. Mit dem Wein hapertö auch uvch überall sehr, und wenn nicht noch sehr viele und sehr heiße Tage komme», wird nach dem Urtheile alter erfahrener Winzer Menge wie Güte deS zn erhoffende» 87cr Rebensaftes jedenfalls viel zu wünschen übrig lassen. Mit dem Stanke der Körnerfrüchte und auch Kartoffeln ist man dagegen in den lantwirthschastlicken Kreisen ganz wohl zufrieden und erwartet, dafer» die Fluren auch fernerbin vom Hagelwetter Wie bisher, verschont bleiben, eine gute Ernte. v. Pirna, ll. Juli. Der Rückkebr deö König- in das Hoslagcr zn Pillnitz wird sür Mittwoch Abend resp. Donnerstag früh enlgegcngesehen, während die Königin dann am 16. dortselbs! ankommen dürste. — In der gestern hier abgehaltencn Delegirten-Bersammlung deö Ge- birgövereinS wurde der schon neulich erwähnten An gelegenheit der Errichtung eines Dcnkmales sür den unver geßlichen Götzinger im Bärengrunde zu Hohnstein näher Petschaft aus. Die Colonnaden selbst waren abgcsperrt, »ach ihrer offenen Seite hi» aber von einem ebenso zahlreichen als eleganten Publicum gesäumt. Unter dem letzteren befanden sich viele, viele Fremde, die bei dieser Gelegenheit de» Kaiser Wilhelm, de» rühm gekrönten Helden, zun, ersten Male sahen. Man mußte schon ein sehr polvglotter Man» sein, wen» nian alle die Ausdrücke der Be wunderung und deS Erstaunens verstehen wollte, die man hier zu höre» bekam. Uns Deutsche aber beglückte ein stolzes Hochgefühl, daß wir von dem Helden, dem das vielsprachige Lob galt, lagen können: Er ist unser! Heiß brannte die Sonne; der Kaiser suchte am Curhause den Schatte» aus und ging die Straße entlang bis zur Wandelbahn, die seiner Fürsorge ihr Entstehe» verdankt. Hier ließ er sich aus der ersten Bank zur Linke» nieder, ihn« »ach die Herren seiner Umgebung. Dort saß unser theurer Kaiser wohl eine Viertelstunde, in anregender und angeregter Weise mit seinen Nach barn sich unierhaltend oder den Blick über die Menschenschaaren, die ihn in weitem Halbkreise umstanden, hinweg lenkend zu dem schönen landschaftlichen Bilde, das sich vor ihm in den Bergen, in dem dunklen Grün der Wälder und den zahlreichen Bille» aus breitete. Ein Jeder sühlle mit dem Kaiser, wie wohl ihm in dieser Stunde war. Jndeß auch dieses Gruppenbild veränderte sich; der Kaiser erhob sich und wandte sich links nach der Straße, wo >n- mit Schlitten oben. Dem Wirth im Gothaischen Gasthouse liegt die Verpflichtung ob, Winter und Sommer das Hotel aufzuhalten. Den ganze» letzten Winter hindurch war Herr Naumann, der Wirth, oben, doch lohnte sich das Geschäft in keiuer Weise und wird künftigen Winter nur der verheirathete Hausdiener der Wirthschast oben vorstehen und den einkehrenden Touristen und Mitgliedern voni Alpeoclub oder Thüringer Waldvereia Erquickung und Unterkunft geben. Im Fremdenbuche deS Gothaischen Gasthauses befindet sich eine künstlerisch ausgesührte Zeichnung von einem Mitgliede des Eisenacher Turnvereins, „Ein Blick aus die Wartburg". Was studirt man bei schlechten, Wetter nicht Alles auS langer Weile, auch ein Fremdenbuch kann interessant sein, und das aufliegendc Buch oder besser die beiden Bücher, das für Passanten und das Logirbuch im Golhaüchen Gasthause sind höchst interessant. Vor Kurzem war hoher Besuch hier: Prinz Alexander von attenberg, der ehemalige Fürst von Bulgarien, hatte, von Kissingcn kommend, hier Einkehr gehalten. Hoffentlich bringen die jetzt beginnenden Schul-, Universiläts- und GerichkSserien nun bald mehr Leben. Der massive Aussichisihurm aus der Höhe ist seiner Bausälligkcit wegen eiugesriedigt worden und darf nicht mehr bestiegen werden. Dagegen wird in der Nähe ein höherer hölzerner Thurm für trigonometrische Zwecke errichtet werden, welcher voraussichtlich auch dem Publicum zugänglich sein wird. — Daß die höchste Fahne aus dem ganzen Thüringer Wald jetzt an einer 18'/, Meter hohen Flaggenstange vor dem Gothaischen Gasthause ausgehißt ist, möge nebenbei noch bemerkt sein. X AuS Oberhessen, 10. Juli. Seit einiger Zeit ist hier viel von einer in dem Dorfe O ber-Mörlen ^/, Stunde von Bad Nauheim) krank barniedcrliegenden Frau die Rede, welche in einem lethargischen Zustande seit 9>/r Monaten weder Speise, noch Trank zu sich genommen hat Der Zustand der Kranken, der bereits die Aufmerksamkeit vieler Aerzte auf sich gezogen hat, erinnert an den bekannten schlafenden Ulanen in Potsdam, sowie an daS schlafende Mädchen in Velpke (Herzogthum Braunschweig). daS sich un- gcsähr ein halbes Jahr lang in einem todesähnlichen Zustande befunden und in dem Marienstist in Braunschweig, wohin eS wurde gaS ganze Regiment in das benachbarte Misterbianco verlegt. Trotzdem werden heute verschiedene Fälle von Cholera in Catania selbst gemeldet. Von Messina berichtet die „Gaz. di Messina", daß über das Vorhandensein der Cholera in der Stadt leider kein Zweifel mehr obwalte, obschon man die Epidemie als cbolsra oostrn, ausgebe» molle. Der „Amico del Popolo" aus Palermo meldet, daß die Cholera in die Provinz von Palermo durch einen Studenten aus Catania eingeschlcppt worden sei, welcher wenige Stunden nach seiner Ankunft aus genannter Stadt in seiner Heimath Mezzoinso verstarb. * Triest, 11. Juli. Die letzten Choleranachrichten aus Sicilien lauten sehr böse. Aus Catania flieht die Bevölkerung. In den letzten drei Tagen kamen 200 Cholerasälle vor, von denen 70 Procent tödtlich Verliesen. Besonders heinigesucht ist die Gar- »isou. Dieselbe verließ die Kasernen und lagert außerhalb der Stadt in Zelten. Das Kriegsministerium hob die Verordnung betreffs der Manöver und Truppendislocationen sür Sicilien aus. Das Mini sterium deS Innern ordnete die völlige Einstellung des Eisenbahn verkehrs mit Catania an. Vierzehn Osficiere. welche die Militair-Juridische Akademie glänzend absolvirt haben, sind, dem „Russki Jnwalib" zusolge, aus Grund eines am 20. Juni veröffentlichten Aller höchsten Befehles im Rang befördert worden. Unter denselben befindet sich auch ein Sohn deö Geheimra lhS Katkow. seither Premicrlieuteiianl des Chevalier - GarderegiinentS Ihrer Majestät (Regiment Garde du Corps), welcher zum Stabsriltmeister befördert ist. zwischen seio offener Wagen vorgesahren war. Ehe er eiustieg, trat I aus Veranlassung deS Vereins der Aerzte in Braunschweig -- , gebucht wurde, seine Gesundheit wiedererlangt hatte. Jn- sosern jedoch unterscheidet sich die Kranke in Ober-Mörlen von den erwähnten Kranke», al- sie nicht, wie eS bei diesen der Fall war. fortwährend ohne Lebenszeichen ba- licgt, sondern öfter Kops und Knie gleich dem Pendel einer Uhr in kurzen, gleichmäßigen Zwischenräumen hin und hcr- schaukelt, und zwar bewegt sich dann der Kopf nach rechts, wahrend di« Kniee die Bewegung nach links machen. Die Augen sind geschloffen, alle Versuche der Aerzte, sie zu öffnen, blieben erfolglos Oft hat die Frau einen ganzen Tag lang krampfartige Anfälle, hin und wieder in Verbindung mit Nasenbluten. Ob sie hört und wahrnimmt, was um sie vorgeht, ist nicht genau sestzustellen. Der Verein der Aerzte de« Kreise- Friedberg ist vor einiger Zeit zu sammengetreten, um die Frau, d,e sich bereit« früher zweimal in einem ähnlichen, jedoch nicht so lange andauernden Zu- noch plötzlich ein etwa zehnjähriger Knabe an ihn heran und über reichte ihm einen kleinen kornblumenstrauß. und so sahen wir denn endlich auch einmal den Kaiser als Träger der Kaiserbluine. ES vat sich aus Wunsch des hohen Herrn hin hier die Sitte eingebürgert, Sr. Majestät während deS SpaziergehenS keine lauten Huldigungen darzubringen, und wenn gleichwohl hier und da ein Hoch oder Hurrah aus patriotischem Munde erscholl, so wurde derselbe alsbald in schonender Weise aus sein Versehen aufmerksam gemacht. Zuletzt ging dann aber doch der Mund deß über, weß das Herz voll war; denn als die Pferde anzogen, da brach ein hundertstimmiger Jubel los. den der Kaiser mit freundlichem Gruße erwiderte. — Wie gut unserem verehrten Kaiser der hiesige Aufenthalt bekommt, davon legt die Thatsache Zeugniß ab, daß er, je länger je mehr, mit der Außenwelt in Verbindung tritt. Am ersten Tage suhr er nur eine halb« Stunde aus; gestern war er, so zu sagen, immer unterwegs und Tausende haben ihn gesehen und sich seiner gefreut. Zweimal war er in den „Bier Thürmen" und stattete dort Fräulein v. Scherff einen Besuch ab, später suhr er bei der Frau Gräfin Schlippeubach vor Literatur. Kochs Deutschland-Führer. Kleines Reise-Handbuch. Ein Nathgeber vor und während der Reise. Leipzig, C. A. Koch'S Verlag (I. Sengbusch). Preis 1.20 ./i — Der Titel sagt deutlich, was das Buch sein will und nachdem wir seinen Inhalt geprüft habe», können wir erklären, daß es seiner Ausgabe vollkommen gerecht w rd. Zwar i» gedrängter Kürze, aber übersichtlich geordnet, finden wir hier so ziemlich Alles angeführt, was in Deutschland aus die Benennung „sehenswürdig" Anspruch zu erheben vermag. Das Buch beginnt mit einer ausführlichen Schilverung Berlins, welcher Angaben über die Kosten der Reise »ach Berlin und des Aufenthalts daselbst beigesügt sind. Dann folgen kurze Schilderungen der be- dcutendsten Städte Deutschlands und praktische Pläne für Touren durch jene Laudestheile, welche hauptsächlich von Touristen besucht werden: das Rheinthal und seine Nebenthäler, die Vogesen, ;dcr Schwarzwald, Odenwald und Taunus, die bayerischen Alpen, der bayerische Wald, daS Fichtelgebirge, die Sächsische Schweiz, Thüringen. daS Riesengebirge >c. Die Fülle des Gebotenen ist so groß, daß man eS kauin zu fassen vermag, wie dies Alles aus so kleinen Raum und doch so übersichtlich untergebracht werden konnte. Unter diesen Umständen wird „Koch'S Deutschland-Führer" gewiß nicht blos als Rothgeber vor der Reise, sondern auch als praktisches Handbuch während der Reise sich rasch in weiten Kreisen einbürgern, um so mehr, da der Preis von 1.20 für daS hübsch auSgestattcte Buch ein äußerst niedriger ist. * Ja der Verlagsbuchhandlung von M. Pasch-Berlin (8W. Liaden- straße 70) sind soeben in 2. Auslage erschienen: W. Liebenow» Rene T-ecialkartrn ««« Riesengebirge, preußischen und böhmischen Gebiete« im Maßstab« 1:50,000 (Preis tu Umschlag 3 ^l, 1 50 und 75 /H); ferner vr. Henry Lange'« Reue Lpecialkartc» »»« Ober- ». Unterharz imMaßstabe 1:100.000 (Preis in Umschlag 2 50 -H) und Karte der Umgebung bau Wernigerode im Maßftabe 1:25,000 (Preis 1 >gl). Sämmtliche Karten find in 4 Farben mit Terrain sestgestellt und allen Reisenden zu empfehlen. Eingesandt. Dem dieser Lage ausgesprochenen Wunsche, daß da- Sterbehaus MeudelSsohn-Bartholdy'S in der Königsstraße zu Leipzig eine Erinnerung-Marke bekommen möge, können wir berichtigen, da eine solche vorhanden ist. An dem Haus: mit der neuen Nummer 12 befinde« sich zwischen zwei Fenstern der ersten Etage eine Gedenktafel. Diese ist aber so unansehnlich und im Lause der Jahre durch Wind und Weiter so unscheinbar, wie auch die früher vergoldete Schrift so unleserlich geworden, daß man sagen kann, die Tasei, zumal auch der Abputz de« Hauies sehr abgeduakelt ist, existir« kaum noch. Nur ein gutes Auge vermag noch einen Theil der In- sckrist zu entziffern. Wir möchten mit dieser Hinweisung den Wunsch au-sprechen, daß die Gedenktafel reuovirt, namentlich aber die Schrift neu vergoldet werde» möge.
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