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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 08.09.1887
- Erscheinungsdatum
- 1887-09-08
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188709088
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18870908
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18870908
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1887
- Monat1887-09
- Tag1887-09-08
- Monat1887-09
- Jahr1887
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 08.09.1887
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Erscheint täglich früh 6'/, Uhr. Ur-«c1ioii und Lkpr-ition Johannesgasse 8. SPrechkuiidrn der Urdaction: Bormittags 10—18 Uhr. Nachmittag« 5—6 Uhr. gtir » «Ü6,»»« «in,handln vl-nuscri»«, »ich« sich dl« «Ird-clion nicht »krdinduch. Annahme »er «Sr die nichftf«l,e»h« Nnmmer »eftlmmteu Inserate an Wochentagen tzt» 3 Uhr Nachmittag», a» Sonn- »nöKesttagen frnh di«'/,t»Uhr. 2n den Filialen für 2us.-^onah«e: Otto Klemm, Univcrsitätsstraße 1. hont» LS,che. Aaiharineustr. 23 part. u. König-Platz 7, nnr bi« '/,3 Uhr. riMer. TagMalt Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- nnd Geschäftsverkehr. Slnflage IV,7SV. Idonurmeutspreis viertelj. -l'. Mk »net. Bringerlohn 5 Mk.. durch dir Bost bczogca 6 Ml. Jede einzelne Runimcr 2U Pf Belegereniplar 10 Pi. Gebühren für Extrabeilagen (in Tageblatt Format geielztl ohne Pr>stdeiördei.i>ng «in Pik. mit Postdesördcning 70 Mk. Inlerate stgespaltene Petitzeile 20 Pf. trübere Schrillen laut »ni. Preisverzeichnis!. Tabellanichcr u. Zissernlatz nach höhcrin Larif. Urclamen unter dem Redactionsstrich die sgclpalt. Zeile 50 Ps.. vor denFn miticn Nachrichten die Kgelvaltene Zeile -10 Pi. Inserate sind stets an die ErpeSitton zu senden. — Rabatt wird »>chl gegeben. Zahlung praoniimornnä» oder durch P>>st» Nachnahme. 251. Donnerstag den 8. September 1887. 81. Jahrgang Amtlicher Theil. Vrklmittllmchlllig. Da« Holz einer am Schwanenleich vom Winde umze- worfenea großen Pappel soll Gonaabead, den 10. d-, Mo«., Nachmittags 0 Uhr, an Ort und Stelle an den Meistbietenden gegen sofortige baare Bezahlung versteigert werden, wozu wir Erstehung«, lustige hiermit eiulavcn. Leipzig, den 7. September 1887. Der Stath der Stadt Leipzig. vr. Georgi. Stütz. Veklnmlmachung. Di« Leuchtkraft de« städtischen Leuchtgase« betrug in der Zeit vom 20. August bis 4. September d. I. im Argandbrenner bei 2.5 Millimeter Druck und 140 Litern stündlichem Consum da» 18 l fache der Leuchtkraft der deut schen Normalkerze von 50 Millimeter Flammenhöhe. Da« specifische Gewicht stellt sich im Mittel auf 0.434. Leipzig, am 5. September 1887. DcS RathS Deputation z« den Gasanstalten Erledigt hat sich unsere Bekanntmachung vom 11. August d. I, den vnler Polizeiaufsicht stehenden Heinrich Hermann Mar Reinhardt bete., durch Ausgreisung desselben. Leipzig, am 6. September 1887. Las Voltretamt der Stadt Leipzig. 1 4484. Lretschneider. G. Ju Verwahrung de« Unterzeichneten Polizeiamle« befinden sich 8 Stück Iltisfelle, welche im Laufe der diesjährigen Ostermesse hier gestohlen worden sind, deren Tigenthümer aber bisher nicht zu ermitteln gewesen ist. Terielbe wird hierdurch veranlatzi, sich rechizeitig zu melden, andernfalls darüber anderweit verfügt werden wird. Leipzig, am 5. September 1887. Das Polizei-Amt der Stadt Leipzig. Brctschneider. M. Da« zum Nachlasse der verwittwcten Johanne Auguste Näde geb. Lanr in Gautzsch gedSkige Haus, und Gartengrundstück, welch-« am Fol. 100 des Grundbuchs sür Gautzsch eingetragen ist, 30 LI R. mit 72,30 Steuereinheit«« enthält und orlsgerichillcher- seil« aus LOOO ^l gewürdert worden ist, soll aus Antrag der Erben Donnerstag, den 22 September 1887, Vormittag« 11 Uhr freiwillig an Ort und Stelle versteigert werden. Die Versteigerung-bedingungen sind au« den an TerichtSstelle und im Gasthose zu Gautzsch aushängendcn Anschlägen zu ersehen. Leipzig, am 11. August 1887. -öntglicheS Amtsgericht. Abth. V, Sett. 3. Schenkel. Vekanntmachung. Die zum Neubau deck PsarrhauscS zu Lindenau erforderlichen Tischler-, Glaser-, Schlosser-, Klempner-, Maler- und Lackirer- sowie Schieferdecker- und Holzeementdach-Arbeiten werden hiermit zur Vergebung öffentlich ausgeschrieben. Blanketts zu vorstehenden Arbeiten sind durch die Kirchenerpedition, Heinestraße 16, zu beziehen und mit Preisen versehen bis Montag, den 12. PsS. MtS., Abends < Uhr ebendaselbst wieder abzugebe». Lindenau, den 4. September 1887. Der Sirchenvorftaud das. Sorge. Nichtamtlicher Theil. Deutschland und Oesterreich. Die Aufrichtigkeit der deutschen Politik iw Gegensatz zu den Ueberliefcrungen der Diplomatie früherer Zeiten, eines Talleyranv und Metternich ist oft, zuletzt in dem gestern von un« initgcthcilten Artikel der „Nordd. Allg. Zig." hervor- gehobcn worden. Diese Aufrichtigkeit schließt aber noch nicht die volle Oefsenllickkeit aller Schritte in sich, welche zur Er reichung eine« bestimmten Zwecke» nothwenvig sind, im Aegentheil ist die Geheimbattung der einzelnen Schachznge einer ziclbcwutzten Politik die Bürgschaft ihres Erfolge«. Der europäische Friede würde sofort in die ernsteste Gesabr ge ralhe», wenn vertrauliche Mittheilungen auswärtiger Regie- rangen an die deutsche, oder Geheimnisse, welche aus andere Weise zur Kenntniß der deutschen SlaatSleilung gelangt sind, der Oeffentlichkeit prciSgegeben würden. Nach der sraiizvstschen Krieg-erklärung ,»: Jahre 1870 wurde die Weit durch die Veröffentlichung von Schriftstücken über rascht. welche die Ländcrsucht Frankreich« in der beschä mendsten Weise zeigten; bi« kayin aber wußte man nicht, daß die französische Regierung so naiv gewesen war. Mainz sür sich zu beanspruchen und dafür Entschädigungen anzubiete», welche sich nicht un französischen Besitz befanden. Wtti» von der Aufrichtigkeit der deutschen Politik die Rede ist, so soll damit gesagt werden, daß auswärtige Negierungen nicht in der Lage sind, eine- Tage« Geheimnisse zu verrathen, welche die deutsche Politik al« ränkevoll und selbstsüchtig an Kosten anderer Staaten charakleristren würden. Deutschland bat keine Neigung zur Vergrößerung und Machterweilerung zum Schaden anderer Mächte, die einzige Richtschnur ihrer Ha»dlung«weise seit Erreichung der deutsche» Einheit ist die «„>»8-»Wallung de« europäischen Frieden«, so lange derselbe mit Ehren aufrecht zu erhalten ist, wie e» in dem gestern niitgctheillen Artikel der .Norddeutschen Allgemeinen Zeitung heißt. AIS die Grundlage sür die Bewahrung de« europäischen Frieden« hat Deutschland noch während de« deutsch-sranzö fischen Kriege« ein innige» und feste- Bündniß mit Oesterreich Ungarn erkannt und demgemäß sein ganze« Bemühen darau gerichtet, die Beziehungen zu dem großen Nachbarstaate s iliing al« möglich zu gestalten. Diese Politik hat Verständniß und Entgegenkommen aus der anderen Seite gefunden, nnd daraus hat sich ein Bcrhäliniß entwickelt, welche« von den segensreichsten Wirkungen sür ganz Europa gewesen ist und noch ist. E» wäre eine vollständige Verkennung der Sachlage, wenn man die Tragweite diese» Bündnisse« so weit beniesien wollte, baß sie jede selbstständige au«wärtige Politik der beiden Verbündete» auSschlösse. Ein solche« Bündniß würde sebr bald von dem einen oder anderen Theile al« eine Lai empfunden und e« würde der Wunsch nach feiner Wieder auslvsung entstanden sein. Gerade der Spielraum sür die reie Bewegung beider Verbündeten gewährleistet die Festigkeit de« Bündnisse«, da- beiderseitige Interesse a» der Erhaliung de« europäischen Frieden« bildet da« einzige und zugleich festeste Bindemittel desselben. Ein Blick auf die inneren Verhältnisse beider Mächte be lehrt über die außerordentliche ganz unauSgleichbare Ber- chiedenheit der inneren Entwickelung. In Oesterreich werden die slawischen Dölkerstämme gehätschelt und ihrem Streben nach selbstständiger LebenSLußerung jeder denkbare Vorschub geleistet, in Deutschland ist man dagegen bemüht, die polnischen Sondergelüste thatkrästig zu unterdrücken, damit sie der Macht» cntsaltuna Gesammtbeulschland« nicht hindernd in den Weg treten. Wie oft sind deutschnalioiiale Empfindungen durch die innerösterreichische Politik verletzt worden! Die Dcutschböhmen rnv zu Gunsten der Czechcn in ihren Rechten verkürzt und chlicßlich zum Austritt au« dem böhmischen Landtage ge- nöthigt worden; die Sprachenfrage hat durch den Prazak'sche» Erlaß, welcher die czechische Sprache mit der deutschen al« gleichberechtigte Gerichtssprache anerkennt, eine da« deutsche Gefühl tief verletzende Auslegung erfahre», Aiiastastu« Grün'L Andenken ist durch Beschimpfung der ihm errichteten Denk mäler ebenso entheiligt worden wie da« Joseph'« II. Da« Alle« haben wir einspruchSlo« über un« ergehen lassen müssen, und die einzige Gcmiglhuung hat un« die Thalsache gewährt, daß die deutschen StammeSgenossen in Oesterreich über alle diese Dinge in ebenso große Erregung gerathen sind wie wir Deutsche außerhalb Oesterreich». Eine Einmischung in diese inncrösterreichischen Angelegenheiten steht un- nicht zu, und deshalb bescheiden wir un«. Oesterreich-Ungarn hat aber auch auswärtige Interessen, welche un« kalt lassen, und unter diesen nehmen die An- zelegenheiten auf der Balkanhalbinsel die erste Stelle ein. ilnser Verbündeter ist Mitbesitzer dieser Halbinsel al- Inhaber der chenial« türkischen Provinzen Bosnien und Herzegowina. Man würde zu weit gehen, wenn man behaupten wollte, daß von Dem, waS aus der Balkanhalbinsel geschickt, Deutschland nicht« bewegt. Die .Norddeutsche Allgemeine Zeitung" sagte nach dem Aufruhr vom 21. August 1886: .Diese und andere Bewegungen in Bulgarien inlcrcssiren Deutschland nicht." Daß diese Theilnahiiilosigkeit doch gewisse Grenzen hat, be weist der gestern von un« milgetheille Artikel der .Nord- dculschen Allgemeinen Zeitung", in welchem ausdrücklich und mit scharfer Betonung hervorgehobeu wird, daß Deutschland al« Bürge de» Berliner Vertrage» ein Interesse daran hat, ein voller Gewicht im Ratbe Europa- dafür einzusetzen, daß vie ehrgeizigen bulgarische» Fürsten und Minister, welche ge neigt sind, Feuer in Europa anzulegeii, durch Europa zur Ruhe verwiesen werden. Hier ist der Punct, in welchem die deutschen und öster reichischen Interessen auf der Balkanhalbinsel sich berühren, aber nach der Auffassung der „Neuen Freien Presse" und ihrer Nachbeter ist diese Berührung keine freundschaftliche, sondern eine gegnerische. Bei oberflächlicher Betrachtung vcr Sachlage könnte cS scheinen, daß die „Neue Freie Presse Recht hätte und daß e« eine patriotische Regung sei, welche ie veranlasse, ihrer Auffassung öffenllich Ausdruck zu gebe»; wen» man aber diesem Gedanke» weitere Folge läßt, dann kommt man logisch zu dem Schlüsse, daß eS Deutschland« Ausgabe sei, i>» Einklang mil Oesterreich gegen die russische Politik in Bulgarien Einspruch zu erheben, Deutschland hätte dann sür die Wiedereinsetzung de« Fürsten Alexander thälig sein und, wenn diese nicht gelungen wäre, kategorisch die Forderung erheben müssen, daß Rußland seinen Caiibidalcn sür den bulgarischen Thron bezeichne. Beite« wäre erfolglos gewesen, und außerdem Halle die rechtliche Grundlage sür olche« Einschreiten gefehlt, denn e« ist bekannt, daß Fürst Alexander am 7. September vorigen Jahre«, al« sein Annähe rungsversuch an den Kaiser Alexander zurückgcwiesen war, Bulgarien au« eigener Entschließung verlasse» hat, und Ruß land bleibt e« unbenommen, eine» von Bulgarien gewählten Fürsten zu verwerfen. Ob da« moralisch zu rechtfertige» ist oder nicht, darauf kommt e« für die deutsche Politik nicht a», sonder» nur, ob sich diese Handlungsweise innerhalb der durch Vie Verträge gezogenen Grenzen beivegt. Augenscheinlich ist die österreichische StaalSleitung mit der j» der bulgarischen Frage von Deutschland bi« zum heutigen Tage befolgten Politik vollständig einverstanden, sonst würde Kaiser Franz Joseph den Kaiser Wilhelm in Gastein nicht be grüßt, »nv Gras Walversee würde al« Gast Deutschlands nicht die aufmerksame Aufnahme in Wien gesunden haben, die ihm thatsächlich zu Theil geworden ist. Bemerkungen, wie die der .Neuen Freien Presse", daß Deutschland seine Freundschaft und BundeSlreue für Oesterreich nicht i» der gleichen Weise an den Tag lege, wie von Seiten Oesterreichs bei Gelegenheit der Anwesenheit deS Grasen Walters« geschehen sei, zeigen nur, daß ihr Urbeber der wünscheiiSwerthcn Klarbeit über die Bedeutung der thalsächliche» Verhältnisse entbehrt, welche sich seil 17 Jahren zwischen den beiten Nachbarreichen Deutsch land und Oesterreich-Ungarn entwickelt haben. An der Herz- lichkeit und der gesunden Grundlage der beiderseitigen Be- ziebungcn zwischen Deutschland und Oesterreich-Ungarn kan» Niemand zweifeln» der sie ohne Hintergedanken betrachtet; in Deutschland hat man volle« Vertrauen aus die Dauer de« deutsch-österreichischen Bündnisse« und dasselbe ist auch in Oesterreich der Fall, wenn Stimmen, welche zum Zweikel an dieser Tbatsache aussordern, nicht zu Worte komme,> oder »in druckSlo« verhallen. * könne. Wie wir bereit« mitgrtheilt. ist in Berliner unterricb- tcten Kreisen von einer Begegnung de« deutschen und de« rus- »schen Kaiser« nicht« bekannt." * Für den Unterricht am Orientalischen Semi nar sind in der letzten Zeit wieder weitere Anmeldungen er- ölgt. Die Vcrbandlungcii in Betreff der Heranziehung von ?ehrkrästen sür da« Arabische, Chinesische, Japanische, Persische und Indische sind säst vollendet. Die Besetzung der Lehrer- ellen sür da« Türkische steht noch au» und ebenso wird die sntscheidung über einige andere Personensragen wobt erst nach Ablauf der akademischen Ferien erfolgen. Bekanntlich ist auch da« Suaheli in den Lehrplan ausgenommen worden und e« hieß, daß Pastor Büttner den Unterricht in dieser Sprache übernehmen werde. Der Genannte gilt mit Recht al« eine Autorität sür da« Herero, eine der Bantu-Sprachen, die er während seiner MlssionSIHätigkeit in Südwcstafrika genau kennen lernte. Indessen kann von der Errichtung einer Professur für die Bantu-Sprachen, denen da« Suaheli nicht zu.uzählen ist, kaum die Rede sein. E« wird aber der Wunsch geyegt, eine mit dem sür un« wichtigeren Suaheli vertraute Persönlichkeit anzustcllen und al« solche wird, nach der „All gemeinen Zeitung" neuerding- in coloniolpolitischen Kreisen Paul Ncichartl genannt, der sich durch feine kühnen For- chungen ini Innern Ostafrika« eine» sehr guten Namen unter den Afrika-Reisenden gemacht hat. * Die „Schlesische Zeitung" ist in der Lage, den Wort laut de« nach dem Beschlüsse der Ne iss er Consereiiz an die Erzpriester der Diöcesc BreSlau versandten vertraulichen Nnndschreibcn- zu veröffentlichen, welches eine Eoalitton zur "insälligmachuiig deS staatlichen EinspruchSrechl- zu itanbc bringe» sollte. Da« Schreiben tautet: ..Eine in Neisse am 6. d. MtS. abgehallene Lonferen, einer beträchllichen Anzahl von Geistlichen erörterte die Frage, wie der Klerus die Gefahren, welch au» dem Euispruchsrecht deS Staates bei Anstellung von Geistlichen al- Pfarrer für die Autorität des Bilchoss und sür die Ehre des Klerus unleugbar erwackiien. abwenden und unschädlich machen könne. Die allgemeine Ansicht ging dahin, daß eia Geistlicher ein Benefizium. sür welches ein vom Büchos der Staatsbehörde designirter Geistlicher von letzterer „»tielst de« Einspruch- zurückqewiesen worden, Meder ambiren noch annchmen dürfe. Es empfehle sich dringend, eine gemeinsame Kundgebung deS Klerus iu dieser Richtung zu veranlasse«. Die Unterzeichneten er suchen Lw. pp. daher ergebenst, in einem baldgesälligst zu berusenden ArchipresboterialS-Lonveiile nachstehende Erkltrung zur Beschluß fassung vorzulegen: „„In Erwägung, daß da» staatliche EiaspruchSrecht bei Besetzung von Pfarreien die Aulorilät des Bischofs zu schwächen geeignet ist — in weiterer Erwägung, daß da» EinspruchSrechl de» Staates «nie tete Gesahr sür die Ehre und sür die Selbstständigkeit des Klerus bilde!, und — in endlicher Erwägung, daß der heilige Vater bei Bewilligung dies-« Zugeständnisse« an den Staat gemäß dem Breve an de» Herrn Erzbischof von Köln vom 7. April d. I. vor Allem aus die sittliche Integrität und die Lharaktersestigkelt gerechnet hat, — — erklären die Unterzeichneten Mitglieder de» Archi- prcsbytcriats . ...: Wir erachten c« für unehrenhaft, eine Psarrei, sür welche e,n vom Bischof designirter Geistlicher durch staallichcn Einspruch zurückgewiesen worden ist, zu ambiren oder anzunehmen, und verpflichte» nn« hiermit, demgemäß zu handeln."" Wir ersuche» ergebenst, die Beschlußfassung darüber zu bc- chlcunigcn und den Beschluß, welcher von iäiiimtlichen Loncircularen zu unterzeichnen sein wird, bis spätestens den 1. September d. I. an den mituntckzeichncten Pfarrer .... einzusenden." * Tie im nächsten Monat bevorstebenden Stadtver- ordnetcnwahlcn in Berlin beginnen jetzt bereit« dst Gcmütber auszurege» und eS zeigt sich dabei Vie sebr un erfreuliche und sür eine ersprießliche Entwicklung der Selbst Verwaltung geradezu verhLnginßvolle Erscheinung, daß daS politische Parteiwesen sich auch in diese cominunale Angelegenheit eindrängt. In einer am Montag stalt- gehäbtcn BezirkSvcreinSversammlung kan, der politische Partei baß bei einer Anzahl deulschsreis in niger Redner zum ln,verhüllteste» Ausdruck. E» wurde mitgelheilt, daß die Deiltschfreistnnifle» alS politische Partei, niitcr den, Namen eines deutschsreisiniiigcii EentralcomileS, in die Wahlbewegung eiutretcn werden. BiSlicr hatte die Fortschrittspartei wenig stens in der Theorie immer daran scstgehalle». den politischen Gegensätzen de» Eintritt in die communale Verwaltung und Vertretung zu versagen und tüchtige Männer von erprobte»: Gemeinsinn nnd Verständnis; sür die eommunalcit Interessen, wenn sie auch nicht dem „FortschrittSring" angehörten, doch zu der Mitarbeit an der städtischen Verwaltung heranzuzichen Jetzt wird offen die Parole auSgegcben: Nur Fortschritt« inänner sind würdig und fähig, im Berliner Rathhause zu sitzen! "Die amtliche „LandeSzeitung sür Elsaß- Lothringen" schreibt: „Der Pariser „Figaro" liebt es, seine Leier mit Märchen über die Schreckensherrschaft i» Elsaß-Lothringen zu nntcrhalten, und behauptet unter Ander»!, cS werde selbst denjenigen Franzosen, welche nur um die Erlaubnis; bäte», sich vierundzwanzig Stunden >» de» ReichSlanve» bebuss Thetlnahme a» der Beerdigung von Angehörigen auihalten zu dürfen, diese Erlaubnis stets ver weigert. Da« ist eine böswillige Lüge. E« wird dem „Figaro" nicht gelingen, auch nur einen einzigen derartigen Fall nachzuweisen." — Da» in Paris erscheinende „Pcti Journal" ist i» Elsaß-Lvlhringen, wo dasselbe viele Abon nentcn besaß, vorläufig verboten worden. Leipzig. 8. September 1887. * Die bereit« telegraphisch erwähnte Note der „Nord deutschen Allgemeine» Zeitung" hat folgenden Wort laut: „In den englischen Blättern ist viel die Rede von der angeblich bevorstehenden Zusammenkunft unsere« Kaiser« mit dem Zaren in Stettin bei Gelegenheit derHerbstübungen de« 2. Armeecorp«. Mehrere Eorrespondenlen berichten über die Wahrscheinlichkeit dieser Zusammenkunft. Ter Wiener Eorrespondent de« „Daily Telegraph" fügt seinen dies bezüglichen Meldungen hinzu, e« würde sich eventuell nnr um eine Begegnung zwischen dem deutschen und dem russischen Kaiser handeln. Dem Umstande, daß der Kaiser von Oester reich an der Zusammenkunft nicht Theil nehmen werte, dürfe jedoch eine besondere Bedeutung nicht beigemeffen werben, habe doch Kaiser Franz Joses auch in Danzig und Kaiser Wilhelm in Kremster gefehlt. E« sei überhaupt nicht der ge ringste Grund, zu befürchten, daß e« z» einer wirklichen Differenz zwischen der deutschen und der österreichischen Re gierung bezüglich der bulgarischen Angelegenheiten kommen * Die neugewählte niederländische Kammer ist in ihrer Zusammensetzung geblieben wie biSbcr: wieder stehe» 47 Liberale 30 Anlilibcralen gegenüber. Die Bctheiligung an den Wahlen war äußerst gering, in Amsterdam machlei, z. B. von 5200 Stimmberechtigten nur etwa >200 von ihrem Wablrecht Gebrauch, und nur »n Bezirken wie Haag und Arnbeim, die erst seit Kurzem der Gegenpartei von den Liberalen entrissen worden waren, wurde der entsprechende Eifer an den Tag gelegt, während in verschiedenen ankeren Orten überhaupt kein Versuch gemacht wurde, den, bisherige» Vertreter den Platz streitig zu mache». Der ultramvnlane Zuwachs ist nur ein scheinvarer, da Almelo, wo der Katholik Cremer« gewählt wurde, vorher durch Eorver Hoosl ver treten gewesen war, einen Mai n, der die plänmätzige Be kämpfung alle» dessen, wa« überhaupt in der Kammer gesagt, beantragt und beschlossen wurde, in handwerksmäßiger Weise betrieben hatte: der Tausch mit rincm Ultramonlaiie» war also im Interesse deS Bezirk- nur zu wünschen und mit dem genannte» Eorver Hoosl verschwindet die sogenannte con- servalive Partei au« der Kammer vollständig, so daß also nur noch Kirchliche und Liberale einander gegenübersichen. * Der erste September bat sür die Schweiz eine besondere Bedeutung gehabt. Mit dem genannten Tage ist nämlich da« sogenannte Ohmgeld, d. h. die bisher von den Eantonen bezogene Abgabe aus Getränke, die dem Eanton Bern beispielsweise über eine Million netto jährlich eingelragen hat, aufgehoben Der AnSsall soll durch die Ertrag» sie des Alkobol-MonopolS, welche den Eanlonen zngewcndcr werden, gedeckt werden. — Di« Einspruchsfrist gegen das neue eid genössische Hastpflichtgesctz ist am Freitag abgclanse», ohne daß dieselbe zu einem NesereiidliinSbegchrcil benutzt worden wäre. DaS Gesetz tritt somit in Kraft und bildet ei» weitere«, wichtige« Glied der schweizerische», mit dem Fabrikgesctz begonnenen Arbeitcrschutz-Gcsctzgcbung. * Ter „National-Zeitung" gebt auS St. Petersburg eine Broschüre zu, gedruckt »i der Druckerei de« MiiiisiclttimS de» Innern und versaßt vom Fürstc n N i ko l a uS G a l i tz >», einem Mitglied jener Familie, die in der nächsten Umgebung de« Zaren und der Zarin die hervorragendsten Elellungc» einnliiliiit. Die Broschüre, welche die Form eines offenen Briese« an de» „Figaro" tragt, ist eine ungemein schneidige und beißende Abfertigung der sranzösische» Huldigungen anKalkow'S Grab. Aus der Broschüre de» Fürste» Galitzin crgicbi sich, wie die leilende» Kreise die Geschmacklosigkeit und die G 'sahr empfinden, die au« der angetragcncn Verbrüderung »nt den raiizösischcn Radikale» und Nevancheaposteln dem conservaüvcn Rußland erwachse». In der Vorrede setzt Fürst Galitzin auseinander, wie Kalkow, der wiederholt Frankreich einen ver- saulenden Leichnam genannt, mit dem iiia» sich nicht ver binden könne, da« Verhältnis; mit Frankreich niemals anders alS eine» nur durch die höchste Nolhwenvigkett zu recht- ertigciiveii Zwang betrachtet. Er setzt den Ernst und die Sachlichkeit i» Gegensatz, »lit welchem die deutsche Presse, wenn auch gegnerisch, da« Wirken Kalkow'S besprochen bade, gegenüber „den ekelerregenden Gemeinplätzen" der sranzösilchen Zeiluiigcn über Kalkow'S Tod. Fürst Galitzin weist nach» welche Kluft zwischen dem Frankreich von ehemals, daS Ruß land so geliebt nnd verehrt hatte, und dem lieutigen cxistirr. DaS wabre Rußland, sagt er, daS heilige Rußland, wie er eS mit lächerlichem Ausdruck nennt, da« monarchische Ruß land kann niemals mit den, rolhc». atheistischen, sittlich ver kommenen Frankreich pactisirrn... Niemals!" Der Verfasser ährt kann ,veiler fort: „Müssen einem Bilde gegenüber, wie cS seit Jahren sich vor uns entrollt, unsere Sympathien sür Fiankecich und die Franzosen sich nicht mindern, unsere Händedrücke lästiger, unsere Herze» kühler und mißtrauischer werden? Und die Entfremdung dal sich wie von selbst vollzogen. Die Franzose» i» Rußland sind sichtbar weniger geworden, ie sind sozuiagen ausgegangen; eine große Zahl von Händler», selbst von Cocotien und Coiffeure«, haben unicr barbarische- Land ver lassen. Unsere Beziehungen wurden lau, Kalkow wollle sie im Sinne einer neuen politnchen Combinaiion erwärmen, einer Combination, deren Beurtheilung über den Zweck dieser Zellen hinauSgehl, in deren Bi.reibung Kalkow'S Feuerseele aber zu weit ging; denn noch den Gerüchten, die umgehen, war er in übeifiüssige Verhandlungen mit einflußreichen Männern Frankreich« getreten — ei» Verhalten, das bei uns an hoher Stelle Mißbilligt wurde. Wa« aber die per sönlichen Gcsühle Kalkow'S bettas, als ernster Mann, Gelehrter, als hcrnngcrcifter Geist, so tdeilte er die Empfindungen seiner Nation." Fürst Galitzin saßt seine Ausführungen dalsin zusammen, daß die sympathischen Beziehungen zwischen Russen und Fran- oscn i» den letzten 25—30 Jahren erheblich zurückgegangen ind, daß die Ivcc einer Verbindung mit den- Frankreich von heute ganz der Opporlunitätspolitik gehört und mit Sympathie nichlS zu tbun hat, das; Kalkow über Frankreich dachte wie jever gutgesinnte Russe, und diese Abschätzung de», heutigen Frankreich nichts weniger al« günstig ist. * Zu den Gewohnheiten der asiatische» Politik Nnß » lands gehört eS. in Zeiten inlernalionaler Windstille seine dortige Machtsphäre durch Vorschiebung solcher Grenzposten rcsp. Anlegung solcher Verbindungslinien zu verstärken, die beim AuSbruch von Feindseligkeiten de» russischen Slellnngen überwiegende strategische Vorlheilc sicher». Nach diese», Platte handelt Rußland nicht nnr i» Mittelasien, wo die «iluation gegenwärtig durch Achmed Ejub» FlnWl au» Teheran und durch daS Verrücken russischer Truppen an- Kcrki in der Richtung aus Hcrat charakterisirt wirk, sondern auch im Pacific. Den Eciitraspuiict der mari timen Machlenlsaltung Rußlanr« in, Stillen Oeea > bildet bekanntlich der KricgShasr» Wladiwostok. Dort sind nn- aebeurc Vorrälhe aller Art ansgcftapell und isi überhaupt Alle» gelha», kiesen Punct zu einer möglichst brauchbaren Basis eventueller Flottenoperatioiien zu machen. Dennoch wird er der ihm zugewiesciicit Ausgabe immer nur in bc- schränkleni Maße genügen können, denn die weit »ach Norken vorgeschobene geographische Lage Wladiwostoks, die inonaleiangc Vereisung de« HasenS rauben ihm einen großen Theil der sür einen permanente» KriegSfiasen »»cnlbebrlichsien Eigciischaste». Hier über gebe» sich die russische» Mariiiekrelsc selbst keiner Illusion hin. Wie Rcinctur zu schaffe» wäre, >si eine andere Frage, deren Lösung freilich noch im weile» Felde steht. Man wird sich erinnern, baß in der Zeit der letzte» russisch-englischen Krisis England den Russe» »lit der Besiyergrcisung des vorzügliche» HasenS von Port Hamillon gerave »nr um 24 Stunden zuvorkam. Jetzt hat zwar England de» Platz wieder nusgegeben. aber nicht als herrenloses Gut, sondern als Abtretung an El'ina, d. ü. unter der stillschweigende» Voraussetzung, das; siw da selbst mm und nimmer eine der britischen Interesse» >m Stillen Occan grundsätzlich scindlicheMacht clabliren werbe. Das ist von China allerdings nicht zu besorge», aber eS ist der englischen Wachsamkeit nicht entgangen, daß seit dieser W'ndniig der Tinge die maritime Thäligkeit Rußlands in Wladiwostok »lit verdoppeltem Eifer betrieben wirb und bedeutende Ver stärkungen an SchiffSmaleriai »nv Vorrätben »ach Wladi wostok kirigirt werte». Wenn dieselben erst an ihrem Be stimmungsort einqetrofsei, sind, so wird Rußland nn Pacific eine Flotte von >5 Kriegsschiffen und 8 Torpedobooten »nt reichen Vorrätben und allen Mitteln, un, lausende Repara turen der Schiffskörper vornebmc» zu können, besitze», d. h. eine wesentliche Vorschiebung de« mariliiiicn Machtverüall- Niffe« in den dortigen Gewässern zu seinen Gunsten bewerk stelligt habe». * Ein Telegramm au« Cooktown überbrachte, wie der „Natioiialzeitling" berichtet wird, der Neu-Guinca-Eon, - vagnie in Berlin die Nachricht, daß die ivissenschastliche ForschiingSexpedition unter Führung de« Herr» ttr. Schräder an Bord de« SeedampierS „Samoa" den Kaiserin Angusla- fluß bi« 141 » 48' östlicher Länge befahren hal. Die frühere Fahrt de» DainpserS „Ottilir" erstreckte sich ans ungcsäbr 200 Seemeilen und ist jetzt dieser Strom aus eine Länge von ungefähr 260 Seemeilen schiffbar besunden worden. Zugleich melkele dieses Telegramm den Tob deS Herr» I. Weißer, welcher als Leiter der Hauptstation im Bi-marck-Archipcl an--
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