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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 10.10.1887
- Erscheinungsdatum
- 1887-10-10
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188710107
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18871010
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18871010
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1887
- Monat1887-10
- Tag1887-10-10
- Monat1887-10
- Jahr1887
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 10.10.1887
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Erscheint täglich früh 6'/, Uhr. Uetartio» und Lrpkdition Joha»,e«gasse 8. Sprrchknudkn der Nedarti«»: Vormittags 10—18 Uhr. Nachmittag« 5—6 Uhr. UM «t» maa«»« rm.-I-adlkr M.milcr«» Mich« gch d»T Vlrdacuon mcht vrrdmdlich. Am,«»«« »er für dt« «ichstfolgnip« Nummer -«stimmten Inf« rat« »« 28»chent«gen hi» Z Utzr Nachmittag«, aatauu- u»»-rftt«,eufr-t bi»'/,8Utzr. 3» drn Filialrn für 3ns.-3hnn,h«e: Ott« Klemm. UniversitäKstraße 1. Laut» Lisch«, Kathartueustr. 8S pan. ,. Käutgrpla- 7, «or bi«'/.» Uhr. WMtr.TaMM Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- nnd Geschäftsverkehr. 283. Montag dm 10. October 1887. Auflage LS,?»». Adoniiemrntsprris viertelj. 4V, Mk >»cl. Vringerlohn 5 Mt., durch die Post bezöge» 6 MI. Jede einzelne Nummer 80 Pf Belegexemplar 10 Pf. Gebühre» für Extrabeilagen sin Tageblatt-Format gesalzt) «tztt« Postbesörderrmg UO MI. «it Postbesürderuug 70 MI. Inlerate sigespaltene Petitzeile 20 Ps. Ariben Schriften laut uns. Preisverzeichn,ß. Tabellarischer u. Ziffernsatz nach höher», Tarif. lleeiamen »ater dem Redactioa«strich die «gespalt. geile bOPf., vor denFa milien Nachrichten die Sgespaltene geile «0 Pf. Inserat» sind stet- an die Expeditian zn senden. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung prnanumeraittio oder durch Paft- uachnahm-. 81. Jahrgang. Amtlicher The«. DekanulmachMg. Für den Scklachihosbau werke» die Glaser-Ardelten für die Börse mit Pferdestall «ad Ileinisea- qebäude, da» Kühlhau- und einige kleinere Baulich keiten hierdurch öffentlich ausgeschrieben. Die Unterlagen sind gegen 1.20 >k im Schlachthosbau- büren» an der Kaiserin Aug'usta-Straße zu entnehmen. Die Angebote sind nach den bei den Unterlagen befind lichen Vorschriften zu behandeln und bi» rum ist. October diese- Jahre-, Vormittag- IL Ahr, bei der Nun- tialur kes hiesigen RathhauseS abzugeden. Mir behalten un» die Auswahl unter den Bewerbern, die Tbeilung der Arbeiten, sowie die Ablehnung sämmllicher An gebote vor. Leipzig, den S. Oktober 1887. Der Rath der Stadt Leipzig. 1». »51. I)r. Georgi. Bekanntmachung. Die Herstellung von Reitwegen aus der Verlängerten Marschner-Slraße. dem Johannapark, Äiesenwege auf der BiSmarckstraße und läng- de- vorderen TheiteS de- Nonnen holz-Fahrwege- soll an einen Unternehmer in Accord ver dungen werde». Tie Bedingungen für diese Arbeiten liegen in unserer Ties bau-Vcrwaltnna. RathhauS. H. Etage, Zimmer Nr. l4, au« und können daselbst eingesehen, resp. gegen Entrichtung der Gebühren entnommen werden. Bezügliche Offerten sind versiegelt und mit der Aufschrift: „Reitwege am Johaauapar?«" versehen ebendaselbst und zwar bi- zum 1Ä. lausend«« Monats, Nachmittag» 5 Uhr. einzureichen. Ter Rath behält sich da» Recht vor, sämmtliche Angebote abzulehnen. Leipzig, drn 5. October 1887. Der Rath der Stadt Leipzig. Id. 3324. Or. Georgi.Eichoriu» Bekanntmachung. Dir Herstellung v«n circa 3250 lsv w 8 m breiten Fahr wege im Streitholze und im Connewitzer Holze soll an «inen Unternehmer in Accord verdungen werden. Die Bedingungen und Zeichnung für diese Arbeiten liegen in unserer Tiefbau-Verwaltung, Nathhau«, II. Etage, Zimmer Nr. 14, a»S und können daselbst eingesehcn, resp. gegen Ent richtung der Gebühren entnommen werden. Bezügliche Offerten sind versiegelt und mit der Aufschrift „Fahrweg i« Connewitzer Holze" versehen ebendaselbst und zwar bis zum 15. lausenden Monat», Nachmittag» 5 Uhr, einzureichen. Der Rath behält sich da» Recht Vor, sämmtliche Angebote obzulebnen. Leipzig, den 5. October 1837. Der Rath der Stadt Leipzig Clcho Id. 3824. Bekanntmachung. I)r. Georgi. Eichoriu». Für den Söblaehthofbau dierseibst werden die Schlosser Arbeiten für CinsriedigungSgitter, für die Markthallen und den Marklstall. sowie für den Kleinviehschlachtstall hier durch öffentlich ausgeschrieben. Die Unterlagen sind gegen 1.90 im Scklachthosbau- büreau an der Kaiserin Auausta-Straße zu haben. Die Angebote sind nach Anweisung der bei den Unterlagen befindlichen .Vorschriften- zu behandeln und bi» zum 3t Ok tober d. I. Vormittag- 1t Uhr bei der Nuntiatur de» RatbhauseS abzugeben. Wir behalten un» die Auswahl unter den Bewerbern» dir Ablehnung sämmtlicher Angebote, sowie die Theilung der Arbeiten vor. Leipzig, den 8. October 1887. Der Rath der Stadt Leipzig. I». 5702. Or. Georgi. Eichoriu». Bekanntmachung. Die Herstellung vo» zwei Brückenichleußea an der Nest- und Schönauer Straße hier soll an den Mindestsordenden mü Borbehall der Auswahl unter den Submittenten vergeben werde». Kostenanschläge, zu welchen Blanqurt» aus hüfigem Gemeinde amt entnommen werden können, sind bi- zum 15. October ». o. hier einzureichen. Leutzsch, de» 7. October 1837. Der Gemettzevorftüntz. Uhl«,. Aufgebot! Die auf den Inhaber lautenden, ursvrüngltch zu 4V, '/, verzins- lich emittirten, gegenwärtig uns den ermäßigten Zinssatz von 4 */» obgeftempellen Priorität« - Obligationen Üittr. L. der Breslau- Schweidnitz-Freiburger Effenbahngcscllichast lBre-lau-Stettin-Lwine- münde) Nr. 283 und Nr. 838 über je 1000 (Eintausend) Thaler, «»gegeben auf Grund de« Allerhöchsten Privilegii vom 6. April 1878 sind angeblich abhanden gekommen. Aus Antrag de« Eisenbahn - Assistenten Richard Hendschuch zu Bre«Iau, vertreten durch den Rechitanwalt l»r Honiqmaua ebenda, selbst, ergeht an den oder die Inhaber der »orbezeichneten Vriori tältobligattonea hiermit die Aufforderung, spätesten« in dem ans den 10. Atzril 18»I. varmiltag« 11'/, Uhr an hiesiger Gericht-stell», om Schweidnitz«». Stadtgraben Nr. 2/8, Zimmer Nr. 47 de« zweiten Elcckes aaderoumtea Aosgebotsiermine sein« beziehunq«we,se ihre Rechte bei dem Unterzeichneten Berichte onzumelde» und die Obligationea vorznlrgen, »idrigenfall» die Kraft, to-erklärung der letzteren erfolgen «ird. Bre«Iau, den 7. October 1887. Königliche« »mtggerlcht. Nichtamtlicher Theil. Lin russischer Großfürst. * Wn »«inseliger russisch«» Großsürst hat da» Bündniß w« Zarenreiche« mit »er „Srgßen Ratlan" verkündet, verkündet auf eigen« Faust, ohne Anftrag des Ehes» sei»«- Hause«, derkündet »i« weilaud Held Sk ob «leis im Lw» eine« „»«> Der famos, Toast «einer kaiserlichen Hoheit macht in Pari» enorme» Aussehen und beschäftigt die französische Presse in ungewöhnlichem Maße. Unter der Ueberschrist „Ein Toast de- Großfürsten NicolauS von Rußland" veröffentlicht der ,Figaro" einen Artikel, der bereit» telegraphisch signalisirt ist, der aber merkwürdig genug ist, um hier vollständig eine Stelle zu finden. Da« cilirte Blatt läßt sich (wie wir der .National-Zeitung" ent nehmen) von einem Special-Eorrespoiidcnten da« Folgende meiden: 'Dünkirchen, 6. October. Wie au» dem „Figaro" zu er- sehen, ist Großfürst Nikolaus gestern in Dünkirchen gelandet. Niemand war von seinem Eintreffen benachrichtigt. Der Lommau- dank teS „Uruguay", de- Dampfer-, uus welchem Sc. Hoheit die Uebersahrt von Teneriffa nach Dünkirchen gemacht hatte, war ge- beten worden, da» Geheimniß über die Anwesenheit de» Großfürsten an Bord zu wahren. Gestern war Niemand, nicht einmal der rus- ische Bice-Eoiisul, von seiner Gegenwart in Dünkirchen verständigt worden. Der „Figaro" dai bereits mitgetheilt. daß Dienstag eia große» Diner an Bord staltsand. E« ist interessant, wiederzugebea, was der Großfürst in Rücksicht auf die Beziehungen zwischen Frank- reich und Rußland gesagt hat. Der Text seiner Ansprache lautet wie solgt: „Frankreich, so sagte der Großfürst, arbeitet die Revanche vor» ^bereiten und eS thut wohl daran. Aber eS beweist sein gesunde» Inheil dadurch, daß es sich vou den beständigen Verhöhnungen (verntioun) seiner Nachbarin nicht au- der Ruhe bringen lätzi. Möge e- sorlsahren sich vorzubereiten. seine Bewaffnung zu »er- vollkommuen und aus seinen Soldaten jene Helden zu mache», bereu Gioßiliaten die Geschichte ausbewahit. Rußland seinerseits bleibl nicht thatenlo-. ES arbeitet namentlich daran, den deutschen Einfluß »u vernichten. Unsere ganze Familie, da» möge man wissen, liebt Frankreich. Alle Bemühungen >eS Zaren sind daraus gerichtet, mehr und mehr de» deutsche» Eiu- luß zu mindern, der eine Zeit lang unter unseren Würdeträgera groß war. Bald wird unsere ganze Regierung sich auSichlicßlich au- Männern zusammensetzen, die Frankreich lieben. Bi« dahin, ich wiederhole daö. möge Frankreich sich nicht ausregea taffen, den» im jetzigen Augenblick wäre e« schwer, unsere effektiv« Allianz im Zolle eine« Krieges zu «rlangea. Ja kurzer Zeit aber werden unter allen Umständen alle Hinder nisse verschwunden sein und ich werde der Erste sein, der im Kriegs fall in die Reihen der französische» Armee tritt» die ich mit mein,m ganzen Herzen liebe. Mein Beispiel wird, davon seien Sir über- zeugt, von zahlreichen Russen besolgt werden." Wir haben nicht nöthig die Wichtigkeit derartiger Erklärungen tzervorzudeden, die vou einem Vetter det Zaren herrühren. Die vorzüglichsten Beziehungen haben beständig zwischen dem Großfürsten und den Osficieren de« „Uruguay" geherrscht. Als Probe wöge da« Zeugniß dienen, welche- er e» da« Supffsvuch einlrug: „Ich mache mir ein Vergnügen und eine Pflicht daran», meine herzlichste Dankbarkeit dem Eapitain Bougault, dem Lommissar Vernier und dem ganzen Personal de- „Uruguay" au-zudrücken für ihre ausnehmende Liebenswürdigkeit, die ich während meiner Reise von Santa Cruz nach Dünkirchen schätzen zu lernen Gelegenheit erhielt. Gez. der Großfürst NicolauS Michaüowitsch von Rußland". »Ich garanlire für die Authenticüäl dieser Mitthcilungen. Sigerson". Der Dampfer „Uruguay" gehört der Gesellschaft der Bereinigten Rheder; das Banket, um VaS e» sich handelt, wurde von dem Gioßsürsten den Osficieren und Passagieren de» Schiffes am Boro desselben gegeben. Der Großsürst ist in Pari» eiiigetrossen, wo er drei Wochen zn veriveiten gedenkt. Die osficiöse „Agence HavaS" schwächt den Vorgang natürlich nach Gebühr ab. „Der Großsürst habe einfach eine» Toast aus Frankreich au-gebracht und den Osficieren de- PackelbooteS gedankt." Woher die „Azcnce HavaS" dies zu wissen glaubt, unterläßt sie mitzulhette». Wenn der Toast so gehalten wurde, wie ihn der .Figaro" mitlheilt, so wird ihni jedenfalls die Stelle »eben dem famosen Derouleve Feste, welches der Gouverneur von Nischn «»Nowgorod, General Baranow. jüngst aab, gesichert sein. Vorgänge dieser Art sind für die innere Geschichte Rußland» sogar noch viel bezeichnender aiS für die seiner auswärtigen Beziehungen. Von den deutschen Blätter» liegen bereits verschiedene Aeußerungen zur Sache vor. So schreibt die „Kölnische Zeitung": .... Die heimische, klatschersüllte Attnosphärc nimmt der Russe auch iu« Ausland mit. und er weiß sich kein größere« Vergnüge,, alö beim Psropsenknallen die thatendursttge Seele in glühende» Reden zu entlade»; hat er sich dann die Leniuerlast von le>de»- schastlichen Phrasen, großen und kleinen Bo«beiten von Herzen ge- redet, io sinkt er gernhrt aller Welt in die Arme und geht mit dem befriedigenden Bewußtsein »ach Hause, etwa- Große« vollsührt zu Hove». Wir thun also dem jungen Großsürften wohi kein Unrecht, wenn wir ihn eher sür läppisch, al« sür bedrohlich halten. Ernst lönnie man die demsch- seindiichen Auslastungen, sür welche er sich wohl nur deshalb einen so sclisam ungeichickieo Zeitpunct gewühlt hat, weil er aus dem Salzwasser ichwnnmend von den letzten Ereignissen keine Kunde hatte, nur dann nehmen, wenn dieselben geeignet wären, die leichl- euijüiidlich« EinbilbungSkrafl der Franzose» in kriegernchr Flammen zu setzen. Nu» wird die großsürstlichc Kundgebung jenen rabicale» Flochlöpse», welche ihren Aerger über die schnelle Beilegung de« Grenzzwischtiisall- noch nicht verwunden haben, gewiß einige an genehme Stunden bereiten. Aber gerade die maßgebenden Frau- zosen baben angesangen, über den praktischen Werth eine« ruisijch- sranzösischen Kricgsbündnisse« recht kühl z» denken, und der Ausblick aus den blitzenden Wals mitteleuropäischer Bajonette, durch welchen sich bi« ungleichen Brüder Hindu rchzuarbeiten haben würden, kann diesen AbkühlungSpcoceß nur beschleunigen. Zudem muß der großfürstliche Brandrebner ja widerwillig zngeben, baß zur Zeit an ein Bündniß nicht zu denken sei. Gelbst der rührende Etelinuth, mit welchem der Großfürst der Republik ieinen Degen zur Ver fügung stellt, kann die niederdrückende Krast dieieS Geständnisse- nickt ausdeden. Die Aussicht, den Troß der Nichtkämpser durch etliche Groß fürsten nebst Griolgc und Dienerschast ongeschwellt zu sehen, vermag ans ein sranzösijcheS Herz kaum ermuthigend z« wirken; denn »er- muthlich würden die hochwohlgeborenen Panilawisten nicht gerade dort Ausstellung nehmen, wo der eherne Mund deutscher Geschütze »Ine v>el vernehmlichere Sprache reden würve al- der geschwätzige Patrioti-mu« ruisischer Tischredner. Der hochherzige G> »spürst wird sich übrigen« in Zukunft w»hl dovor hüten, dem Zaren » die oiiswärtigt Politik hmeiazoreden. denn der dritte Alexander, welcher die Zügel mit fester, herrischer Faust führt, duldet keine Eigenmächtigkeiten und pflegt selbst mit widerhaorigen Großfürsten kurze» Proceß zu machen. Sollte der Zar seine» sranzöselnden Beiter jedoch nicht veranlassen können, die panslawisttsche» Roste rückwärts »u lenken, so dürste der jnnge Herr zahlreiche Nachahmer staden; jeder strebsame Rüste dürste sich beeilen, ans so billige Weise einen Fetze» Popularität zu erhaschen. Wir kännen de«halb jene» wenigen Deulichkn. welch« derartige, russischen Ansichaetderetea gegen, über etwa noch nicht di« «rsnrtzeriiche innere Geelenrntz« erworben habe» sollten, für diesen Anll »nr den Rath gebe«, sich «nqefich,« der »n erwaitenden Wespenstich« bei dem Volk der Dickhäuter, welchem ja auch der weis« Llephant ««gehört, naturaltstre, zn lasse» , E« ist eine psychologüche Nothwendigke». daß die ohnmäckttg» Wnil I der Rüsten und Franzosen, welche vergeben« an den selten Säulen I rüttelt, ans denen nunmehr der europäisch, Friede ruht, sich iu eiuem I ergtebtgea Wortschwall t» »»schädlicher Weis« Luft macht; ein solcher Wortschwall ist keine Bedrohung de« Frieden«, sondern beweist nur, datz der Fried« durch eia Zusammenwirken gewaltiger Kräfte gesichert ist, gegen wrlche vergeben« au« Oft und West der Haß setndlicher Völker anftürmt. ^ In sehr verschiedenem Tone äußert sich die »Vosslsche Zeitung" zur Sache. DaS sorlschritlliche Blatt schreibt: Großsürst Nicolau«, der «etter de« Zaren, läßt in der raazösiichen Presse erklären, der Bericht über den Toast, welchen er aus dem „Uruguay" au«gebracht habe, sei entstellt und unzutresseud. Unter allen Umständen ist e« seltsam, daß eine Rede in dem Texte, wie ihn gleichzeitig verschiedene französische Blätter brachten, mit ollen Einzelheiten, welche nur zu sehr den Ihalsäch- licheu Verhältnissen entsprechen, veröffentiicht werde» kann, ohne daß ie gehalten wurde. Wer diesen Toast ersunden hätte, wäre ein Reister der politischen Lomdinotiou, und verdiente al« Dichter An erkennung. Jadrsten Niemand wird daran zweifeln, daß diese Berichte aothwendig al« unzutreffend bezeichnet werden »lußie», auch >»«nn sie iu jedem Satze, in jedem Worte ausschließlich die Wahrheit wiedergabcn. Die Ableugnung einer Thai gehört zu den iehrnden Mitteln diplomatischer Taktik. Selbst wenn die gespro- cheneu Worte überall gehört werden sollen, hat der Redner bis weilen Veranlassung, dieselben öffentlich und förmlich als nicht ge- prochen zu bezeichnen. Im Allgemeinen kan» e« Europa sehr glrichgiltig ein, was rin weinseliger Großfürst uachelnem üppige» Diner vor der Tafelrunde autkramt. ES kan» auch Deulschland nicht gerade in Schrecken jagen, wenn ein Vetter des jaren seinen Entschluß verkündet, det Ausbruch de- RevanchekriegeS gegen Deutschland sich all Erster in da« sronzösischc Heer einreihe» u lassen. Vermuihlich girbt e« im französischen Heere bessere Zeldherren nud nüchternere Soldaten, al« diesen Gioßsürsten Nicolau« Michailowitsch. Indessen diese Rede ist. wenn sie geholten wurde, symptomatisch für die russischen Stimmungen, und wenn sie nicht gehalten wurde, ein vollkommen zutreffendes Bild der Politik, wie sie da- Zarenreich verfolg». Man hat sehr oft von dem ogeuanntea Testament Peter» de- Großen gesprochen. SS unter legt heute ketuem Zweifel, daß diese« Testament geiälschl und er- „»den ist. Nicht« desto weniger enthält e» in so bündiger Form die wirklichen Ziele der russischen Politik, daß sein Werth durch den Nachweis eine« unlauteren Ursprung- nur um eia Geringes vermin dert wird. Ebenso behält der Toast de» Gioßsürsten seinen Werth, auch wenn nicht jede» der mitgethcilten Worte von dem Großfürsten gesprochen sein sollte. Haben doch im letzten Jahrzehnt Dutzende von russischen Bene- ralea und Gouverneuren genau dasselbe, wenn auch mit anderen Worten, erklärt, wa« NicolauS Michailowitsch au Bord de« „Uruguay" gesprochen haben soll. Hat doch schon Fürst Gortschakow nach Paris schreiben känueu: „Haltet Euch bereitI".... Braucht mau doch nur de» Blick aus die baltischen Pro« viuzen zu werseu, nur die Bedrängouy der protestantiichen Kirche uud der deutschen Schule >» den russischen Ostsee- läudern zu betrachten, um zu erkennen, daß Großsürst NicolauS nur ein getreues Bild der wahre» Lage im Zarenreich gezeichnet bat. ES war der heutige Zar Alexander IU-, der als Groß- siilst-Thronsolger in seinem Palai» bei Geldstrase verboten hatte, deutsch zu sprechen, und dem der vorige Kaiser, als er mit drn Worten „Guten Abend" in das Zimmer trat, die Zehnrubelaole lächelnd al- Strafe aus den Tisch legte. Unter dem gegenwärtigen Zaren sind alle deutschen Elemente au» der Berwaliung und su per Armee, soweit irgend angängig, entfernt worden. Selbst in der Bewaffnung und Equlpirung der Truppen sind alle Anklänge an beulsaie Muster sorgfältig beseitigt worden. Und daß im Uebrige» der Zar und seine Regierung sür Deutschland nicht schwärmen, weiß man zur Genüge aus Zollpolitik. Ausweisungen und Fremden-Ukas. Sicherlich, men» Rußland die krast i» sich fühlte, Deutschland zu bezwingen, es würde nicht eine» Augenblick zögern, die scste Allianz mit Frankreich obzuschließen und über die deutsche Nation herzusallen. Glücklicher Weise hatDeutschland verstanden, dieser Gefahr vorzubeugen. Die Rede des Gioßsürsten Nikolaus ist gewissermaßen ein AnnchroiiismuS. Nach dem Besuche des Herrn LriSpi in Friedrichsruh verfehlt dieser Toast selbst aus die Börse jede» »enneuswerideir Einfluß. Eine Rede beim Diner und eine Faust in der Tasche vermögen das deutsche Volk nicht zu schrecke». Es ist daiür gesorgt, daß die Baume der Deulschen-Hasser nicht in den Himmel wachse». Mag daher immer- hi» Großsürst Nikolaus gesprochen baben, wie ihm nachgesaqt wird, oder mag er nur genau so haben sprechen können: die öffentliche Meinung in den «waten der Tripelallianz ist nicht von so nervüjer Empfindlichkeit, daß sie durch derarlige Kundgebungen erregt werden könnte. Die Antwort auf den Toast von Nikolaus Michailowitsch ha« die deutsche Regierung vorweg genommen in der Ankündigung, daß die drei ver- dünLetea Staaten vollständig einmüthig und fest ent schlossen stien, jede Störung de- europäischen Frie dens gemeinsam zu verhüten, oder, wenn »oth- wendig, gemeinsam abzuwehren. Auch in Wien hat der Toast de» Großfürsten gleiche» Aussehen erregt, wie in Paris und wie in Berlin. Da» Dementi der „Agence HavaS" erscheint m der Donaustadt der Außerordentlichkeit de» Falle» gegenüber viel zu matt. E» wird daran erinnert, daß bei einem Banket, welche» in Ruß land zu Ehren Tärouiübe'S gegeben wurde, verschiedene russische Würdenträger al- Gäste erschienen sind, welche sogar al» Festredner mitgewirkt haben. AuS Alledem wird aber nachgerade ersichtlich, baß der großfürstliche Bramarbas sich selber gerichtet und — der Lächerlichkeit prei-gegeben hat. Leipzig. 10. October 1887. * AuS dem ReichSjusiizamt werden voraussichtlich dem Reich«tage mehrere wichtige Gesetzen tw ürse zugehen; insbesondere werben ein Enlwurs zur Verbesserung de« dis> herigen Genoffeiischast-gesetzk» und ei» Entwurf zur Einsüh rung der Warrant» vorbereitet. Der letztere ist nahezu sertiggestelll und wird wohl schon in kurzer Zeit den, Bundes rath vorgelegl werden. * An der Militair-Telegraphensch ule in Berlin, welche in der ehemaligen Kaserne de« Garde-Schützen-Ba- taillon» eingerichtet ist, hat am 1. d«. rin Lehrgang von neunmonatlicher Dauer begonnen, in welchem Unlerossiciere und Gemeine der Eavallcrie und der Pionniere zu M,iitair> Telegraphisten au»gebildet werden. Die Mililair-Tele grapdenschule steht unter einem besoadern Direktor und ist bezüglich der obcrn Leitung und Verwaltung der Inspektion der Militairtelegraphie unterstellt, welche von der General« Iaspection de» Ingenieur»Eorp» abhänot. An der Schule werden nur Militairlehrrr verwandt, welche au« den O,fi> eieren der P>onnirr-Bataillone entnommen werden. » Ob durch eine weitere Erhöhung der Getreide Zölle die Lage der Landwirtbschast gebessert werden kann, bezweifelte Herr v. Kardors (srricons^ in seiner Sprotlauer Wahlrede; er verspreche sich eher «in« Besserung durch Lende- rung de« Dähruog«gesrtze». * Än Fulda ist da« di«her unter staatlicher Verwaltung stehend« vermögen de» Veaedictinrr-Kloster» an den bischöfliche« Eommiffar. Geistlichen Rath Engel, überwiesen worden. * Die nunmehr durch autoritative Kundgebungen sicher- gestellte Thatsache» daß zwischen Deut sch t and, Oester reich und Italien ein feste» Bündniß zur Wabrung de» Frieden» und zu gemeinsamer Abwehr »n Krieg», salle bestebt, wird in Wien von den Journalen i» deutbar freudigster Weise commeutirt. Die „Neue Freie Presse" bemerkt, daß die Bismarck'schc Friedenspolitik damit enien Triumph feiert, dessen die sriedensbedürslige Welt sich obne Rückhalt erfreuen darf. Solche Bündnisse tragen die Gewähr ihrer Festigkeit und Dauer in sich selbst. Die „Deutsche Zeitung" nennt die Begegnungen von Friedrichsruh eine Art Probe-Mobilisirung, die Fürst Bismarck, ohne einen einzigen Soldaten in Bewegung zu setzen, turchgesiihrt habe. Alle unruhigen kriegerischen Elemenle VeS WilubcilS müßten sich vor der außerordentlichen Machisülle, welche in bieier stillen, geräuschlose» Allianzschau des Kanzler» zu Lage trat, beugen. — AuS dem Artikel der „Neuen Freien Presse" mag noch der Schluß besonders hcrvorgchoben werden. DaS leitende Wiener Blatt schreibt: „Wenn auch hier und da in Detailsragcn Meinungsverschiedenheiten aus- tauchten, wenn beispielsweise Italien den Wunsch Halle, in Bulgarien seine Sympathien mit dem nalionalcn Kampfe de- Volkes schärfer zu accentuirrn, als Denlsckiaiid. wenn Oesterreich-Ungarn seine Interessen im Orient mit größerem Nachdrucke zu schützen genöthigt wäre, alö TculschlandS Uninteressirtheit an den Orient-Fragen dies nolhwendig fände: immer bliebe doch die von persönliche» Stimmungen unabhängige k'orco majeure bestehen, welche die Tripel- Allianz al» eine europäisch« Nolhtprndigkeit in» Leben gerufen hat. AuS diesem Gesichtspunkte betrachtet, war Crlöpi'S Gang nach Friedrichsruh eine erlösende Thal; eS hat sich gezeigt, daß kein Gegensatz im Einzelnen, keine Meinungs verschiedenheit in Detailsragen stark genug ist. um den Abschluß der europäischen Frieden« - Liga auszuballen, und daß keine Großmacht, welche ihre berechtigten Interessen im Einklänge mit den Frieden-Wünschen der Völker z« wahren trachtet, sich der Nothwendigkeit der Abwehr zu entziehen vermag. Solche Bündnisse tragen die Gewähr ihrer Festigkeit und Dauer in sich selbst, sie sind Mani- sestationen eine« imposanten VölkerbedürsnisieS. das über >ede Detailsrage und Uber jede persönliche Stimmung siegreich dahinschreilet. Nicht ein brennendes Verlangen nach Revanche sür selbstverschuldete» Unglück, nicht da« Miß vergnügen über unerfüllte Prätensionen einer grenzenlosen Herrschsucht bilden ihren Kitt. In Pari» hat Cnspi'S Fahrt zum deutschen Kanrler schwere Enttäuschung, in Pcteröburg hat sie grollende Bestürzung hervorgerufen. Aber wie man in Frankreich im Vertrauen aus Rußlands Politik der freien Hand jede andere Rücksicht außer Acht ließ und die Sym- pathien Italien» verscherzte, so bat man rn Rußland über dem Kokettircn mit Frankreich Deutschland» Freundschast uriickgestoßcn, und dort wie hier Vars man sich nicht be- lagen, daß dadurch Italien und Deutschland zn einander hingedrängt wurden, datz der deutsch-österreichische Bund sich rum deutsch-österreichisch-italienischen Bündnisse erweiterte. Wo hingeschoffen wird, da wird auch hcrgeschossen. Den Frieden, den man in Pari» und Petersburg zn stören, zu zesährden und aus immer neue und gefährlichere Proben zu testen trachtete, hat man in der Thal gefestigt; dies ist da» negativc Verdienst, da« man sich in Pari» und Petersburg erworben hat. DaS positive verbleibt den Staatsmännern der Centralmächte, welche da» wahre Interesse der Völker erkannlen und dasselbe in Ost und West mit demjenigen Nachdrucke zu wahren im Stande sein werden, den eine un geheure Macht zur Abwehr drohender Ealamitätcn der Tripel- Allianz verleiht." * Ein großer Theil de» Osficiercorp» der österreichisch- ungarischen Armee fühlt sich durch die Enthebung de» FcldmarscballlicntenanIS Erzherzog Johann schwer be troffen; dies gilt besonder» sür den jüngeren Theil deS Osficiercorp», da unter der Generalität gerade Erzherzog Johann der hervorragendste Führer in den« Kampfe gegen VaS Zopslhum war, da» sich zum Nachtheil der Armee nocb immer breit zu machen sucht. Die Leute, welche noch immer glauben, die Welt sei heule noch dieselbe wie zur Zeit „Vater Radetzky'»", haben den liberalen und modern denkenden Erz herzog nickt verstanden; sie betrachteten ihn al» ihren uncr- bitlliche» Gegner und brachten ihre ganze nocb imnier scbr große Macht znr Geltung, um ihn zu beseitige». Dieser Kamps dauerte säst anderthalb Jahrzehnte, da die bohe Geburt de» Gegner» zur Vorsicht mahnte und Schonung gebot. Schließlich trug der Zops de» Sieg davon. Die Leute triumphiren jetzt ebenso wie damals, als eS ihnen gelungen war, den genialen Kuhn kaltzustellen und MaroicsicS, Sckemmel, Sametz, Gynalay-Ekelöheim in den Ruhestand zu drängen. Au» welchem besonderen Anlaß Erz herzog Jobann aus dem aktiven Dienst geschieden in, darüber sind zahlreiche, mitunter drollige LcSarlen in Umlauf. Die lächerlichste ist jene, die von einer vertrauten Freundschast des Erzherzog» mit dem jetzigen Fürsten von Bulgarien zu er. zählen weiß. Prinz Ferdinand wnrde vom Feldmarschall- Licutenant Erzherzog Johann nicht nur aus dem Excreirplatz hart behandelt, sondern erhielt auch in der Eouduilenlisie unter der QualificationSrubrik den Vermerk: „Zur Beför derung zum Oberlieutenanl derzeit noch nicht geeignet." In folge dieser Bemerkung ließ sich Prinz Ferdinand in die Honvedarmee versetzen. Der entscheidende Beweggrund, weicher de» Erzherzog zur Verabschiedung veranlaßt, ist wohl in dem Umstande zu suchen, daß man ihm daö Commando de» L e m -- berger ll. Armeecorp» verweigerte. Ter gegenwärtige Corp-commandant. der Herzog von Württemberg, zicbt sich »ächtten» krankheitshalber zurück; Erzherzog Johann hoffte aus riesen Posten, den aber ein anderer erhalte» soll. Der Erzberzog wurde nun schon zum zweiten Male bei de" Vor rückung zun, EorpScom.iiandanten übergangen. Jeder andere General würde bei einer ähnlichen BchandluiigSweise ebenso wie der Erzherzog um seine Enlbcbung gebeten haben. * Die letzte Nummer der „Livlän dischen Gouvern.- Zeitung" veröffentlicht ein Rundschreiben de» Gou verneur» von Livland. Gencrallieuteiiaiit» Sinowjew, in welchem u. a. gesagt ist: „Bei der im vorigen Monat von mir bewerkstelligten Revision verschiedener Bebörden Kode ich in einer Gemeindeverwaltung eine in den «scher Sprache geschriebene Voeschrist deSRiga-Wolmar- lchen Kreisqertcht« »om 4. Augist c. Nr. 486!» geiunden, in welcher, in Anlaß meine» dadttigedrnden Befehl», bei der Eorre- Ipondrnz Vlankele mit rnssische» Anslchristen zu gebrauche«, sich folgender Anieaa befindet: „Zum Schloß wird da« Grmeinbeg-rich« ausgefordert, bet der
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