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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 20.12.1887
- Erscheinungsdatum
- 1887-12-20
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188712201
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18871220
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18871220
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1887
- Monat1887-12
- Tag1887-12-20
- Monat1887-12
- Jahr1887
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 20.12.1887
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7310 mehr der ZisiZätig n, wgrde» für d!« Gebikdetstea dieser Hauplsladt. welch« sich mit dem Cbristenlbum vertraut zu »nachen müuschea. Di« religiösen Verträge über die sür Japan brennenden Fragen, auch pädagogische und sociale, nicht zum wenigsten Über die Stellung der Frau und über Mädchen. Erziehung, welche er sich zu halten veranlaßt sehe, wurden stetig zunehmend besucht. Zahlreicher ist die lunge evangelische Gemeinde zu Yokohama, SU bi» 120 Seeleo uinsvannenö, i.ber beständigem Personenwechsel unterworsen. nie st aus Kausleuten zusammengesetzt, welche ab« und zu reisen und unter sich weniger geschlossen aneinander hängen. Eie Hai schon eine Krisi« Überständer, und soll sich jetzt aber wieder ruhig weiter entwickeln. .Beide gedeihen,' sagt der dies seitige Jahresbericht. .Dank der wohlgesinnten, geschickten und eitrigen Leitung ihrer Kircheavorstände wie ihres unermlldlichen Prediger« " An den Festtagen ist beiden Orte» Gottesdienst, sonst in Yokohama alle vierzehn Tage abwechselnd vor- und Nachmittags, in Tokio jeden Sonntag Vormittag mit Au»- nahme de» zweite» im Monat. In diese Gottesdienste, zumal die zu Tokio, kommen immer auch höherstehende deutschsprechende Japaner, mit denen dann stet» auch Gelegenheit zu persön licher Anknüpfung ist. Uebertrilte zum Christenthum pflegt mit Rücksicht ans die politische Seite nicht der deutsche, sondern ein japanischer evangelischer Geistlicher zu vollziehen. Ander» ist cS wohl mit einer um Spinner sich sammelnden gemischten Menge jedes Stande» und Alter», deren Taus-Unterricht er selber auch abschlietzt. Die genaueren Nachrichten über sein Wirken, welche durch den Bericht de» Verrin-.PrLsidenten veröffentlicht, weisen schon säst aus Ueberarbeitung hin. Aber inzwischen ist der zweite Mtssionair darüber einzelroffen mit Name» Schmiedel; dessen Frau vermag Damen Unterweisungen zu erlbeilcn, an denen u. A. die Frau eine« Cabinet-Secre- tairS theilnimmt. Auch ein eigener Bersammlung»saal ist in Tokio schon er baut worden. Die Braunschweiger Vereins-Versammlung hatte zehntausend Mark dafür bewilligen können; bei der telegraphischen Meldung aber war eine Null unterwegs stecken geblieben und so hielt man drüben sich in den engsten Grenzen. ES bedarf noch eine» Capital» von 25.000 ^ mehr, will man ein vollständiges Mission-Han» errichten, ohne dessen Besitz man aus jenem handel-colonialen Boden doch stet» zu theuer wohnen wird. Wie siebt e- denn aber, erhebt sich da unwillkürlich die praktische Frage, um die Sicherheit und Dauer der gegen wärtige» Cultur-Phase Japan»? Ein so nahe», tbätige- Inleressc erzeugt alle Morgen neu sanguinische» Verhalten, allein eS seklt denselben doch auch nicht an Erkenntnißquellen, und so wollen wir sagen, daß der Missionar Spinner der Meinung ist, selbst die japanischen Conservativen wüßten, daß ihr Volk nicht mehr zurück könne. Allerdings würden nach einiger Zeit wohl reaktionäre Elemente anS Ruber kommen und kein ganz unzuträgliches Gegengewicht bilden gegen einen allzu rasch und mit allzu wenig Gepäck vorrückenten Fort» schritt« Enthusiasmus. Noch wahrscheinlicher trete bald nach der Eröffnung des Parlament» eine republikanische Partei hervor. Indessen an völligen Umsturz, an Ausschließung der Fremden und an Verdrängung de» Christenthum» au» Japan sei nickt zu denken. Letzterem dort emporzuhelsen iu leben»- sähig moderner Form — da« versteht sich ziemlich von selbst — ist heutzutage eine anziehende Cultur-Aufgabe. Landtag. Zweite Kammer. 1 Dresden, IS. December. Sitzungsbeginn Mittag» 12 Uhr. Der Präsidentensiuhl ist noch besetzt durch den Bicepräsideuten Streit, woraus zu schließen, daß da« Unwohlsela de» Präsidenten vr. Haberlorn noch nicht gehoben ist. Am Negiermigstiiche waren anwesend die Herren Finanziniaister von Könneritz, Geh. Ralh von Lbümmel, Geh. Jinanzrath vr Nitterstäd« und Finanzraih von Kirckbach. vor dem Eintritt in die Tagesordnung theilte Abg. UHIemaaa> Görlitz Namen« der k. Mihcilung mit, daß dieselbe an Stelle de» verstorbene» Abgeordneten Paßler den Abgeordneten Kreßaer zum Mitglied c>ec Fiiianzdevutaliou L gewählt habe. Die Kammer erledigte in Schlußberatdung den Bericht der Fiuanzdeputation ö über Titel k, 8, 9, 10 und II des außer» ordcntlichrn StuatShau-hallS - Etat» für 1888/89, Ausbau der Gleise und Erweiterung der Ladeplätze auf Bahnhos Freiberg, Heistellung von «chaeeichutzunlageu an der strecke k lei»schirma-Oederan, Vergrößerung de» Ver waltungsgebäude» aut dem Bahnhöfe AroSdors, Erbauung einer Äegunleriügruiig beim Waldschiößchen in Rüderan und Erweiterung der Hallestelle Mohltdors betreffend lvericht» erstalter: Abq. Ara mich). Mg. v. Lehlschlägel ist erfreut darüber, daß die königlich« StaalSregierung Vorke.irungen zu treffen im Begriffe steht, die den Schneeverwehungen aus der Strecke Kleiaschirma-Oeveran vorbeugea. Indessen wolle er die Frage auswersca, ob e- Nicht zweckdienlicher erscheine, Dolweldümme oder genügende breite Waldstreifen al» schneeschuhantage» vor,»ziehen Finlinziimiisicr v. Könncritz erklärte, daß die Anlegung von Watdstreiie» läng) des BabnkürperS al« ein zweckmäßige« Mittel gegen Schiiceverwehungen nur dann anznsehen sei. wenn diese Streisen sehr breit angelegi würden. Der Ausmaoo werde sich alSvona sehr hoch stelle». Der Holzbestnnd gewahre auch nur als Unterholz, da« nicht älter al) üt Jahre sei, genügende,, Schutz. Im Uebrigea brühten d:e Bo,schlage welche >a der Regierungsvorlage gemacht worden s nd, aus bewährten Ersahrunqrn. Die Kammer bewilligte sodann die gesorderteo Beträge o» zu sammen 276 800 Hieraus solgte die Schkoßberathuug über Titel 1? und 18 de» ousterordentlicheuStoatsbouSbaltS-Etatt aus die Jahre 1888/89, GlkiSverniehruiig und Einsührung der Gasbeleuchtung aus Bahnhos Hohen st ein-Ern ftthal und E>Weiterung de, Slal-uu Sebiiitz betreffend. (Berichterstatter: Mg. Werner.) Mg. Gelbke richtete die Bitte an die k. StaalSregierung, ans die Herstellung eine« bedeckten Perron» tu Hohenstein Bedacht zu nehme». Sie bewilligte sabaan anstandslos die gesordrrte» Summen «o» 3».6M und «6,300 ^l nach der Vorlage. Aicepräsioent Streit setzte hieraus die nächste Sitzung ans Mittwoch, den 2t. December, Bormittag 10 Uhr an, m» dem Be» merke», daß am Donnerstag, den 22. December, die letzte Sitzung vor W ihnachlea werde adgehalten werden. Adg. Starke beantragt dagegen, morgen und übermorgen Sitzungen abzuholien und am Mittwoch zu ichließea. Die Kammer lehnte die- mit 45 gegen 21 Stimme» ab »ob et verbleib» bei der Festsetzung de» Bicepräsidentea. Außerordentlicher Genosseuschaftstaa Ves verbände» »er »rutschen vtrnl»»r»«ffe«schaften * stur gutachtliche» Aeußerung über die Grundzüge zur Älter«, und Jnvalidenversicherri ag der Arbeiter »rat am Sonnabend Vormittag in Berlin eia außerordentlicher BrrusS- genoisenichasisiag zusammen. Derselbe wurde von dem Vorsitzenden de- „.ichäti-iührendea AuSschuffe«. Herrn vr. v. Hase, mit einem dreisache» Hoch aus den deulichen Kaiser eröffnet. Zum Vorsitzenden der Versammlung wurde vr. v. Hose-Leipzig, zu Beisitzern Vr. Webst». Gras v. Hocke. Baumeister Felisch-Berlin, Schmidt- Elberseld, E. Jacob-Bertin und zum Schrisisührer O Weazrl.Berti» gewählt, vertreten sind 41 Berui-genoffenichoften durch Sb Brr» neier. Nach einer kurzen GejchäsiSoldaungSdedatte spricht Herr Dir. Holtz von der BernsSgenoffenscholl der chemischen Industrie kurz über den Indol» der Grundzüge de« Gesetzentwurf» über die Aller«, und Invalidenversicherung der Arbeiter. In der Discuisio» erklärte sich E ch m i d t - Elbersrld gegen ein» Ueberlraguiig der Alter», und Jnvalidenveriorguag ans die Unsnll- gcnvffcaschosien, weil dieselbe viel zu complicirt und schwierig sei und die Unjallgenoffenlchalten selbst in lbrer Thäliakeit behindern würde. Er habe deshalb Bedenken dagegen, daß sich die Berus». Genossenschaften zu Trägern der nenen verfichernnq bekenne« sollen ES würden denselben sehr bedeutend« Lasten ausgebürdet werden, welche ein ganz erhebliche» Eaffeuwesen und damit ein umsangreiche« Aeamlenpersonal ersordern. Die« gelle nanienllich von dem in Aussicht genommenen Markensystem. Unter dieser ArbeilSlaft würde die Selbstverwaltung lediglich lhalsächlich nicht durchzulühren sr„ uud die BerniSgenossenIchofte» würde» schließlich von dem Heber- maß der Laiieu erdrück» werde». Gerade die Uebertrogun, an die Bcrus«genosse»schaftea mache erst manche tu den Giundzügen enthaltene, bedeuklich«, Punkte »olhwendig. welche drt einer andere, Regeln»» «tt trrrttortoler «bgrrnznng »»d co» munaler vtgtnisaston vermied«, wäre. Bei dir legieren würde aach eine Arbeitervertretang er«»glicht werdea. Die Marken- und Ouittunglbücher würde» sich unzweifelhaft z» „Arbeiilbuchern" heranSbildea, gegen welche die Ardertee et» dnechon» berechngeet Mißtraue» habe». Unmöglich erscheint de« Redner die Aufgabe, welch» iu 8. 24 der Gruudzüge den vertraueasmäuner» zugewieleu werde, toll, er bestreitet auch, daß die Eommunalverwalluag nach Armenpflege schmecke, uud »»gleiche Verhältnisse schaffen würde. Selbst aach de» Grundzüge, werde der grSßere Lheit der 12 Millionen Menscheu losort tu eine staatliche oder commnnale Verwalt»,« komme». Sa« di» Verwaltnngskostr» betrifft, so sei e« nach Ansicht Sachverständiger wahrscheinlich, daß sich dieselben aus über 20 Millionen Mark stelle» würden. Für die Bücher allein würden jährlich über Million zur An«-ab« gelange, müssen, sür die Marke» jährlich 780.000 Dt« erste» EinrichtuogSkosten werdea 3 Millionen Mark betrage». Er beantrage de«dolb: „Die llebertraguug der geplanten Alter«, und Invalidenversicherung der Arbeiter ans di« industriellen Berussgenoffeaschatte» erachtet die ver- somnilung nicht für zweckmäßig". Eventuell stelle er de» Autrag: Die Versammlung erklärt, daß dt» U»tollberi>I«geaoffe,schaffen nur dann a» der Aaäsührung der 'geplanten Alter», »ud Invalide»« Versicherung sich betheilige» können, wen» sie tw» der wikthschaft- Iichea Verantwortlichkeit frei bleiben. (Beifall.) Laumeister Fetisch erklärt Namen« der BernsSgruofsenschasten der Baugewerbe, daß dieselbe, gern die Träger de« »euea Gesetze« sei» wolle», uud stellt eine» dabi» gehenden Autrag. Die Selbst, verwaltuag Hab« sich aus dem Gebiete der Unfallversicherung bisher bewähr», uud da die gesammle Organisation iu de» Berus-genossen- schastea bereit» vorhanden sei. so würde e« verkehrt sein, die Invalidenversicherung der Staat», oder.Tommuaalverwaltuag zu übertrage». Für die Uebrriraguug der Invalidenversicherung ans di« Berus«, genossenschastea erkläre» sich Saöuogel (Müllerei-Bernfsgenossen- schaff) »ad vr. Wedlky. welcher erklärt, »aß mau bet der lieber- traguag an de» Staat mitte» in den Soctalilmu» hiaeiugerathe», die Uebertroguaa an die Lominune aber doch einen Beigeschmack der Armenpflege habe» würde. Eine Ausbiirdang der Vermöge»««» woltnng ans die Berns-genvsieaschasien würde «verding« «ine voll- ftöndige Berindrrnng in der Leitung derselben »nr Folge haben uud die Finaazirung müßte deshalb de» Geuoffeuschafte» adgenoinmeu uud einer Lentralstelle überttage» werden, welche die kolossalen Summen onch nicht nutzlos sesthalte», sonder» ta einer der Allgemeinheit za gute kommenden Weise anlegra könnte. Er b» autrag» in diesem Sinne eine Resolution, wonach die Letheiliguug der Berus«genoffeaschaftea oa dem neue» Gesetz sich aus die Fest, stell»»« der Invalidität, Etuziehung der Beiträge nud llrberwachuug der Reuteaempsäuger beschränke» soll. Kettner (Spetntioasspeicherei- uud Krllerri-B^G.) schließt sich diesem Antrag« ganz a» uud empfiehlt in einer Resolution gleich- sall« die Schaffung einer ReichSaaftalt bezw. LaadesauftaUen, welche die Erhebung und Anlegung der Gelder besorge«. Aus demselben Standpunkt steht Schramm (Rordd. Holz-B.-G ), »ährend Schar- sende rg (Fuhrwerks B.-G.) erklärt, daß diese Genossenschaft nicht t» der Lage sei, diese neue Last zu übernehmea, wenn nicht eia Drittel ihr Gewerb« uiederlege» oder verarme» soll. Schmidt- Elberfeld beton», daß sei« Staadpunct gerade dem Interesse der Selbstverwaltung entspreche. Wenn die Genossenschaften diese »me Last übernehmen wollten, würden sie sehr bald verstaatlicht werden. Eine Arbritervertretuag würde bei der vorgelchlogeaeo Einrichtung nicht möglich sein. Im Interesse der Selbstverwaltung würde er auch gegen den Staatsbeitrag sein. Die Generaldebatte wird hieraus geschloffen. Ja seinem Schlußwort wendet sich der Referent Dir. Holtz gegen die An- sicht, daß die Uebrrnahme der »euea Pflichten bald die Verstaat lichung der Grnoffeuschastea zur Folge haben müßte. Dieselben würden stet« die Selbstverwaltung Hochhalten. Lorrefereut Fetisch begründet die Veitragtpflicht de» Reiche» and empfiehlt sosoriige Abstimmung über die Hauptsrage, ob di« Verassgeuoffeuschafteu die Träger der »euea Versicherung seia sollen. ES beginn» hieraus eine sehr ringehead« Specialdiscussion über dir einzelnen Beftim- mungea de» Entwurse«. Im weiteren Verlaus der gestrigen Ber- Handlung erklärte sich Lvmmerzieurath Ber ding <»ordd. Teztil-G.) gegen Uebrrnahme der arnea Versicherung durch di« Berus-genossen- schaffen. Ströhler-Vrerlaa beantragt: „Iu Erwägung, daß die Alter», «ad Invalidenversicherung in ursächlichem Zusammenhänge steht mit der Kranke«, und Unsallversicheruog. letztere aber »och uicht aus aus alle Gewerbebetriebe ausgedehnt sind, auch mit den bestehenden Organisationen noch keine geuügeudeu Erfahrungen gesammelt sind, beschließt die Versammlung, der Relchsregierong zu empfehlen: Ten Erlaß eine« Gesetze« über Alter«, und Invalideaversorguug bi« dahin »u vertagen, bi« die Unsallversicheruag abgeschlossen und die Organi- sation der BerufSgeoosseaschaslea im vollen Umsouge als bewährt zu erachten ist." An der Debatte dethelllgteu sich noch mehrere Redner für und wtdrr. v. Psister-München bittet, über den praktische« Erwägungen nicht die großen Gesichtspunkte zu vergesse» und daran zu beute», daß es sich hier um einen weiteren Folgeact einer für alle Zeilen denkwürdigen kaiserlichen Botschaft bandelt und daß es Ehrenpflicht de» deutsche»» Bürgerthum» lei« müsse, diese großartige Ausgabe sür die Selbstverwaltung zu übernehmen. Welsel«-Bremeu empfiehlt dagegen de» Antrag «tröhler. Bei voller Anerkennung dieser Ehren pflicht dürfe mau doch nicht blindlings hineinspringen iu Etwa«, dessen Tragweite man »och gar nicht kennt. Nachdem noch vier m an „.Bremen sich im Sinne de» Anträge« Schmidl-Llberseld ausgesprochen, wird zur Abstimmung geschritten. An derselbe» de« »heilige» sich die Geschäst-sührer der Geaosjeufchastea nicht, vielmehr stimmen nur die Berus-genossen selbst ab. Durch Namensaufruf wird seftgeftellt, daß der Antrag de» An», schufst« in Verbindung mit einem Amendemeut de« Grasen Hacke und de« Herrn vr. Webskh mit 40 gegen 24 Stimmen in falzender Form angenommen ist: „Die Versammlung erklärt sich damit einverstanden, daß di« Beruj-geuoffenlchastea die Träger der Au«, sühruug de« tu «»«sicht stehende» Gesetze» betr. die Atter», und Ja» validenveriorgung werden." Von vr. We b»k h liegt solgeuder Zusatz vor: „Die Finanzver- Wallung ist au ei«e »ater staatlicher Loatrole stehend« Zentralstelle der Berus-genoffeaschastea zu übertragen." Dieter Zusatzaalrag wird abgelehu». Ebenso wird der Ströhler'sche Vertagung-autrag in besonderer Abstimmung abgelehu». Nach Erledigung dieser Houplsrage werden die einzelnen Bestim mungen der Grundzüge zur Lilcussioa gestellt. Bezüglich de» Um- lange» der RegieruagSvorlage stimmt die Versammlung iu allen Punkten den in der Regierung-Vorlage gezogenen Grenze» zu. Die Höbe der Rente wird vom Lommrrziearath Verding de- Mängel». Derselbe hält e« wobt sür möglich, daß die Renten sür die Arbeiter der Laudwirthlchost uud der Industrie verschiede,» be> handelt werdeu uud erachtet für die industriellen Arbeiter die vor- gesehene Reute nicht für ausreicheud. Aach von anderen Rebuern wird ourgesührt, daß eiae Erhebung von Beiträgen, welche in einem teste» procentuaten Berhältuiß zur Lohudöhe stehen, den Bedüriniffen der Arbeiter mebr eatsprechen würde, al« ein allgemein gleichmäßiger Prämieasatz und eine dem entsprechend gleichmäßige Reute. Dielen Au«ffihruagea wird erwidert, daß eine solche Verschiedenheit der Beiträge die Berechnung der Renten zu sehr complicirea würde uud man genöthig» sei. vo» einer Veränderung der Vorlage iu dem au- gegebeae» Sinne Abstand zu nehmen. Die veriammluag ealscheidet sich denn auch bezüglich der Höh« der Reute »m Sinne der Regte- runasvorlage. Längere Debatte erregt weiter die Frage» ob da« Umlage- oder da« Deckung«versadrea zur Annahme zu emplehlen sei. Namen« des Ausschusse« empfiehl« Dir. Holtz da« Umlageverjahrea. Der Ausschuß sei der Meinung gewesen, daß da« Deckungsversahrea die Ansammlung so bedeutender Summen bedinge, daß veren zin«. bare Aaleguag unmöglich werde und di« größte« wirihschastlichea Nachtbeile im Gefolge haben werde. Die prakmche Ausführung de« Umlogeversahrrn« sei zwar lehr schwierig, indessen zeige da« Beispiel der Knappschaften, daß diese Melbode durchjührbar iei. Bartz empfiehlt, daß bei de» Beiträgen der Arbeiter die Ausbriuguag der Mittet durch da- EapitaldeckungSversadrea, bei de» Beitrügen der Arbeitgeber «ud de« Reich» durch da« Uinlogeversahreu auigebrach» werde. Schramm (Nordd. Holz-B -G.) uitteislützt diese» Antrag mit der Erweiterung, daß bei dem sür di« Arbeitgeber sestzuhaltendeu Umlageversahren ei» »»,sprechender Reservesoad« seiten« derselbe» angrsommklt and süinmtliche BerwoltungSkosten durch dieselben ge. tragen werdni. Kettuer beantragt die Einsührung eine« Theil- decknngsversabren«: „Die Ausbringung der Mittel erfolgt in den nsten 5 oder 10 Jahren durch Erhebung von festen Prämien lent- weder 1 oder -4 sür de, Arbeitstag), so daß »Mt die volle Deckung, sondern »nr eine Theildeckuag erziel» wird. Nach Ablauf von 5 »der 10 Jahren bat dal Ges. tz zu bestimme», ob eine höhere Drämie erkobeu werdea ioll." — Di.se drei Aiiiräge bilden die Brenz, steine der Discuifioa, welch« damit abjchließ«, daß der Antrag Kettuer mit 24 gegen 14 Stimme» angenommen wird. Alle übrigen Anträge werde» adgelehnt. — Bon weiterer Di«cnision sied« die Versammlung ob. spricht oder den Wunsch au«, daß die Post sich bereit finde» taffen möge, den verknus der vrittogsmorken zu übernehme». Alle sonst au« der Mitte der Versammlung zu einzelne» Vuncteu de« Eutwnrs« gestellten Abä»der»ag«autrSg« »ud Vorschläge soll», der Regier»»fi «l» Material überwiese» werde», »ad der Referent, Direktor Holtz. gleit di« bestimmte Versicherung ad. daß alte Melaungsäußerna-eu vo» der Regierung sorgfältigst geprüft werden würde». — Musik. - Leipzig. 20. December. Stadttheater. Ein interessante« Gastspiel dürste alsbald von ver Direktion unsere» SladltheaterS abgeschlossen werden. Dieselbe hat mit Frl. LeisioHer. der vielfach gerühmten Coloratur- Sängeria der Berliner König!. Hosoper, Verhandlungen ein geleitet, die aus eia einmalige» Gastspiel der Künstlerin ab. zielen. Frl. Leisinger wurde bekanntlich zu Ansang der Saison viel genannt, al» sie an der Partser Großen Oper austrat und die Pariser Hetzpresse sie ihrer Nationalität wegen mit Angriffen überhäufte. Frl. Leisinger kehrte im Sep tember, nachdem sie al» Margarethe in Gounod'S „Faust" selbst ihren Angreifern die höchste Achtung von ihrem Können einzeflößt hatte. Pari» den Rücken und trat wieder in da» Ensemble der Berliner Hosoper ein, vom Berliner Publicum enthusiastisch begrüßt. * Leipzig, 20. December. Der zweite Abend de» Kammermusik-Verein«" findet heute, Dien-tag, Abend» 8 Uhr >m Saale de» Eldorado (Psastendorfer Straße) statt; zu demselben haben wiederum Familienmitglieder und Gäste Zutritt. Zur Ausführung gelangen „Quintett" für Planosorte, Violine, Viola, Violoncello und Contrabaß von Labor, „Lieder" mit Clovierbegleitung, „Streichquartett" von Schubert und ein Melodram „Musengaben" von C- M. vou Savenau (neu, Manuskript), die Deklamation unterstützt durch Pianosorte, Harmonium, Harfe. Violine unv Violoncello. Die Au»sührenben sind die Damen: Fräulein Wul»o, Fräul. Schilling und die Herren Korndörfer. Klesse.Tbieriot.Schröter.Frehmonv.Kubierschky. Klemm, Merkel, ScklemUller undPester. Der Abend verspricht demnach ebenso interessant al» anregend zu werden. ** Frau HildurSckirmer. Sopranistin au» Christiania. erregte schon vor zehn Jahren aus der Tonkünstlerversamm- lung zu Hannover mit ihren norwegischen Liedern große» Aussehen, so daß der Intendant Herr v. Bronsart sie sofort sür die königl. Bühne engagiren wollte. Auch vor gestern in der lS8. Kammermusik im Riedelverein errang sie mit ihrer Specialität. d. i. mit wahrhaft poetischen Piano wirkungen, bedeutenden Erfolg, so namentlich mit dem über au» schönen Lied..Synnöve» Gesang" von H. Kjeruls. mit „Dämmerung" von S. Massen et. hierin dusligste» Piano entwickelnd und schließlich mit Li-zt'» „Loreley"; den Schluß dieser Ballade sang sie ganz zauberbast mit jener glockenreinen Intonation, die ihr durchweg nachzurühmen ist. I,n mk hat die Stimme einen eigenthümlich verschleierten Klang. Nock >ab Frau Schirmer Lieder von Rubinstein unv k. Grieg. In sich fertig, weiß die Sängerin, wa» sie will und kann; sie beherrscht mehrere Sprachen, norwegisch, sran- Msch und deutsch. Ausgezeichnet begleitete Herr Capcllmeister Ni lisch. — Aussehen erregte eine junge russische Pianistin. Frl. Elisabeth Magnitzkaja aus Moskau. Bescheiden austretend, trug sie Soli von Bach und Srarlatti, Chopin'» «kur-Ballade. Rubinstein'S Etüde „aus salschen Noten" und O woU-Barcarolle. sowie Li Szt'S staunen erregende lO. Rhapsodie mit eminenter Technik und mit stet- schönem Anschlag im Forte unv Piano vor. Klare Aus einandersetzung und warme- Temperament sind ihr eigen, so daß sie die immer erneuten Beifall spendenden Hörer elektrisirte. Zwischen diesen fesselnden und glänzenden Leistlingen hatte Herr Ferruccio Busoni, welcher be kanntlich vor Kurzem in Hamburg al» Pianist und Componist Triumphs über Triumphe erlebt hat. schweren Stand mit Variationen unv Fuge eigener Compositum über Chopin'» 6mvll-Präludium. Da» Werk ist edelstem Streben und reichem Können entsprossen, bat auch geniale und gewinnende Züge, die Fuge ist contrapunclisch vortrefflich gearbeitet und baut sich mächtig aus, die Ausdehnung der durchweg sehr ernst gehaltenen Compcsition verlangt aber hier unv da größere Gegensätze der Variationen unter sich, und an einigen Stellen mehr Fluß. Im Ganzen ist mehrmalige- Hören nötbig, um gerecht urtheilen zu können. Der Bortrag de» Herrn Busoni ist echt musikalisch und zeigte große Bravour. * Leipzig, 18. December. Herr ConcertsSuger Di«rtch hier hat tu dea letzte» Tagen ein längere« Gastlpiel am Hosiheater »» Schwer»» abjolvirt und besonder» al» Lobeogriu und Faust einen außerordentlichen Beifall errungen. Demselben sind von der Groß- herzoglichen Intendantur de» Hoslheater« glänzende Anerbietungen behus» dauernden Engagement« gemacht worden, die Herr Dierich auch u.«genommen hat. Seine Concertreisen wird der geschähe Sänger auch ferner unternehmen können, da er nur im Jahre 7 Moaote hindurch in Schwerin beschäftigt ist uud daher während eine» ö monatlichen Urlaubes Gastrollen gebe» kann. Wir höre», daß Herr Dierich vorläufig eine» festen Gehalt vou 10,000 ^ti in Schwrri-i rrhült. Leipzig, IS. December. Von den jetzt noch tu Leipzig lebenden Musikern, welche vor fünfzig Jahren bei der ersten Aus. sührung von Lortzlug'S „Zar und Himmermaaa" mttgewirkt hoben lünnten, sind zu nennen die Herren Friedrich Diethe. Friedrich Kogel uud Rädert Sipp. Herr Diethe, durch Mendelssohn hierher berusen, war ein vorzüglicher Oboedläser. die älteren Eoncert. und Theaterbesucher werden sich de« breiten, clariuettartigen Tau«, mit welchem er seine Sol, ousjüdrie, noch mit Lergnügeu erinnern. Herr Kogel, der Vater de« Eapellmeister« in Berlin, war Baßposaunist und al« solcher über eia halbcS Jahr- hundert eine feste Gruudiöule unsere» Stadlorchester-. Herr Robert Sivp endlich, eia seil Menschengedenkeu unterrichtender geschätzter Bioliulehrer. wird wohl der älteste aller hier lebenden Musiker sein. Er ontrrrichtete bekanntlich schon Richard Wagner, al« dieser noch die Thomasschule besuchte. — Tie vorstedenden Notizen ver danken wir der gütigen Mittheilung de« Herrn Proscffor Friedrich Hermanu, welcher sich al« ausgezeichneter ausübender Künstler und al» vorzüglicher Lehrrr »u uuserem Musikleben große Verdienste erworben hat. * Der „Lhorgesaug". Redacteur Gottlchalg in Weimar. Verleger Hos-Musikalienhändler Licht in Leipzig, erläßt «in jweite« Preis. au-ichreib«n sür die beste Mänaerchor - Lomposition de« Gedichte« . .Deutsche« Bannerlied" von Theodor Souchay. Die Beriag«hand. lung zahlt daiür Einhunden Mark Prämie, wviür dieselbe da« Eigentlntm-rechl erwirbt. Da» Prei-richteramt haben übernommen: Musikdirektor B. E. Becker ,n WüiHburg, Hosoraanist A. W Gott- lchalg in Weimar, Professor vr. Herm. Krrtzschmar iu Leipzig. Nähere» theilt dir verlogShaadlung mit. Aleran-er Waldow'g Archiv für Luchdruckerkunst. 85. Lau-. 1. fZubel-f Heft. Mn elu-r m Form eine« miltklalterffcheu DiplsurS in Bold- und Farbendruck harmonisch hergestellten Ansvrache r.n die Leser, jede Zeile durch eiae Gvldltnie adgeirrnnt, eröffne» der Herausgeber da« erste Heft de« 25. Jahrgänge« seiner Zeitschrift. „Da» vorliegende Hes« — sog« er — bildet ven Anfang de« 2b. Jahrganges meine« Archiv» sür Duchdruckerkunft; ein Liertel- jahrhundert wird sonach bald vollende» sein, sei» ich au- wadrem Herzensdrange. au« Liede zu onseree schönen Kunst, diese« Unternehmen degaao und dasselbe, getragen und geiördert von der Unterstützung und dem Wohlwollen meiner verehrten Fachgenoffen, wie der Schrift- gieße, eien und aller belheiligten Kreise, bi« zum beutigen Tage lort» zusübrca vermochte. — S« ist nicht immer eine leichte Auigab« gewesen, dem Archiv eine» Iahalt und eine Ausstattung za geben, die alle seine Leier befriedigte, e« ist auch nicht ganz leicht gewesen, bezüglich der veröffentlichte» neuen Erzeugnisse mit richtigem Maß zu messen. Daß mir diese Ausgabe dennoch aach beste» Kräfte» gelungen, beweist wodl der große Kreis alter treuer Leser de« „Archivs" nickt vur in Deutschland, solider» in alle» Tbeiiea der Welt, beweist ferner die Tboisache, daß sich dasselbe noch heute der Unterstützung aller derjenigen hervorragenden Gießereien erfreut, welch« demielden vom ersten Land« an ihre Unterstützung liehe». — Diesem Wohlwollen mich auch seiner in jeder Hiusich« werth zu zeigen, soll mein eifrigste« Bestreben iei» ..Folg» nun «in warmempiundener Dank für olle Frrande. Gönner und Mitarbeiter de« Archiv«, insonderheit für die uneigennützige» treffliche» Beiträgez, diesem Jude lhest. E„ prächtig mit phlvollr» Ornamenten ««gestatteter Titel t» v»»ldr»ck bildet gewissermaßen eine Illustration ,» de« erste« Anffatz» de« Bande«: „Die Entw ckrluag de« Acetdenzsatze» in de» letzte» 25 Jahren" (w, Alezouder Waldow). Da« Blatt ging au« der hiesigen Lssia, von Scheiter öt Gtrsecke hervor, gedruckt mtt Farben von stch uud Ehiuger »n Feaerbach-Gtuttgarl. Die Probeblätter (wir keim, keine „PiobenoläNer") enthalten den Titel de« 1. Baude» (18»«, iu zweiter Auslage (impoairt durch Farbenpracht und schöne Zeuhn,,, der Platten in Holzschnitt von Earl Abel in Leipzig). einen D». jadr-wuusch, sowie ein Diptam an« der Osfici» von vr. M. Huttler und L». »n München, rin Doppelblatt von Benjamin »red« Nachfolger in Frankfurt a. M. uud eia Blatt mit zwei seme, Adrrßkarlen. Sogar derUmschlag jabilirt, er ist »en (Einlass«, in aener deulswe: Renaissance non Emil Berger in Reudnhj Alle« au-erlesen! Sluckans deanl einer schönen Zukunft euigegkL —— vr. Whiftli,^ Weihnachtsfeier im prftaloMist. n. Leipzig, 19. December. Gott, wie muß dal Glück erfreu',,, der Retter einer Seele seia k" So singt uaffi Gellert unv wahrlich e» kann auch auf unserer Erde ieni- rcinere Freude gebe» al» die über Rettung. Bewahrung und Földeruiig von Menschenseelen. Da» waren die Gedanke-, die un» nahe traten, al» wir gestern der Weihnacht«, bescheerung im Pestalozzistift beiwohnten und dir frischen Knabengcsicbter betrachteten, denen man die gu!i körperliche und geistige Pflege ansah. Al» sie in den mit Tanncnbäumen und Guirlanden geschmückten Saal eu,. gelretr» waren, wo sich bereit» die Mitglieder von Behörde-, die Herren de- Vorstände» und viele Gönner und Kre-nde der Anstalt versammelt hatten, leitete der Gesang: Lo:.> Himmel hoch rc. die Feier ein. Nachdem derselbe ver klungen war, hielt der Anstalt-geistliche Herr Archidiakom-r vr. Suppe eine die Kinder sicherlich tirs ergrrisead« An sprache. Sie lautete: Liebe Kinder! So manchmal bin ich in diesem letzten Blerlr! de» ablaukenden Jahre» zu ench hcrouSgekommen, d. h. nicht p, euch Allen, sondern nur zu Denen unter ench» dir nächste Oke» confirmir« werdea sollen. Ich sreue mich, sage» z» dürfen, daß ich immer gern zu euch gekommen, immer gern in eurer Mitte gewes«, bi-, darum, weil ihr eure Ausgabe» immer fleißig gelernt hottet ut ich mit eurem Ausmerken und euren Antworten wohl zusriede» sei, konnte. Nun soll ich anch heute Abend zu euch redeu. wo man eich eine» Christbaum ongezündet uud den Weihnachtstisch gedeckt h-i; da bin ich doppelt gern zu euch herou-gekommeu, einmal well ich eia Zeuge eurer Freud« sei» soll, sodann aber weil ich mir 1-ge, weine jugendlichen Zuhörer werden auch heute Abend recht slk'i : ausmerkea aus Da», wa» ich ihnen sage, »ad da» werde» auch du A adern thun, die noch jünger und kleiner siad; sie werde» -He- samml nicht vergessen» wa« sie heute Abend hören, uud sie werde-, will« Gott, einen Segen davon sür ihr Leben haben. Ich bring« auch heute, wie sonst, für diese Ehriftseter ein Bibel- wort mit, «in» von den tausend mal tausend Helle» Lichter», die an» Bott in seinem Worte sür unsere dunkle Pilgerfahrt hie-ied«, ongezüudet hat. Heute soll» der Zuruf sein, den Iobaniet, da Büßer uud Bubprediger, in der Wüste de- jüdischen Lande» hn ergehe» taffen, um damit dem Könige der Edren, Jesu« Lhriftw, der unterwegs war zu seinem Volke, die Bahn zu bereiten, da Rus: „Thal Buße, deuu da»Himmelreich »st nahe her. beigekommeu." Wa« meinte den»Johanne», al» er anSrief: „DoSHimmelreich ist nabe herbeigekommeu?" Nicht» Andere» al» dies: „Ter heilige Christ ist da." Mi« Jesu« EhristuS ist da» Himmelreich aus du Erde, in die Welt gekommen. WaS ist deuu da» Himmelreich? Wenn ein Meajch sich so recht froh und glücklich fühlt, dann lagt n wohl: „Mir ist, al» wäre ich im Himmel." Da denkt er a, de, Himmel über den Wolken uud Sternen, wo die lieben Engeln» wohnen und all« die selig gewordenen Menschen, die keine Losten mehr trage» uud keiuea Schwerz mebr fühlen uud keüu Thränru mehr weinen, die nun Friede and Freud« habe» »lnu Ende. Aber der liebe Gott will un» sein Himmelreich ausschließee nicht erst daun, wen» wir tobt siad, sondern wir sollen de» Him«,l schon hier aus der Erde habe». Mau darf freilich dea „Himmel nicht im Irdischen und Sinnlichen suchen. „DiS Reich Göltet , sagt der Apostel, „ist uicht Essen und Trinken." Ein fünfzehnjähriger Knabe dachte doch so. Er verlauste seine Stiesel, um sich für de« gelöste Geld Näschereien und Leckereien zu kaufe». Er war ei» Zögling unserer Anstalt; vorige Weihuochte» stand er mit hier, « ihr heule steht. Andere denken: wenn ich reich wäret Andere: wen» ich gesund wäret Und noch Andere: weua ich erst nieder au» mein« Gesaugeozelle heran» wärel Do» würde ihr Himmelreich sein. Aber da» ist da» Himmelreich nicht, da» Johanne» meinte. Gesundheit, Reichihum, Glück und Pracht Siad nicht da» Glück der Seelen. Wo» ist e» denn? Da« ist'«, daß meine Seele, die aut Es» stammt uud sich zu Sott iehnt und iu Gott al» in ihrem rette» Elemeute lebt. w»e der Filch im Wasser, wie der Vogel in der Last, die im Irdische» kein Genüge findet, in keinem Genuß, in keine« Besitz, in nicht-, va» di« Erde bieten kann, daß diese Seele Gemein- ichajr habe mit Gott, dem höchsten Gu:e, Laß sich der Mensch «i Gott geliebt, geleitet, gehütet und zu einer ewigro Seligkeit bestimmt weiß — daS ist da» Himmelreich. Hier kau» nun Einer, der solche- Himmelreich in seiner Mensche» brüst trug, der sich vou Gott geliebt wußte auch im tiefste» Leid, im bittersten Weh, und betend e» seinem Later bezeuge,, konnte: „Du hast mich geliebe», ehe denn die Welt gegründet ward", der selbst seinen Vater lieble und ohne diese Lieb« nicht leben konnte, uud der dea Menschen kein höhere» Gebot, keine, besseren Ralh z» geben wußte al< den: „Du sollst lieben Gott, Deinen Herrn, von ganzem Herzen, von ganzer Seele, van ganzem Gemache." Und nun, wat da» Beste ist, der Sohn Gotte« ist nicht dazu Mensch geworden, am un« den großen Abstand zwischen ihm und un« zu zeigen, um na» zu sagen: Seht, ich habe den Himmel in meiner Brust und ihr habt »ha nicht; ich bin im Himmelreich und ihr seid draußen. Rein, er hat na«, dir Dranßeafteheudeu, wieder hereiusühlea wollen; der groß« Gott selbst hat e< gewollt -ad darum seinen eingebornea Sohn für un« Alle dahtagegebro. D°S isl die höchste Freudeubotschast, die e» giebt, uud darum ist Weid- uachieu da» höchste Freudenfest, and olle WeihaachtSUeder haben eine, fröhlichen Klang. Lobt Gott, ihr Christen alle gleich - Ja seinem höchsten Thron, Der heut' schließ» ans sein Himmekrrkch Und schenkt uns seiuen Sohn. Selig der Mensch, der e» weiß: «< giebt rin Himmelreich und ich gehöre in« Himmelreich. Für die Alten giebt es kein schönere» Wissen und schon einem kleiueu Kiude kann e« bekaaut seia. Laßt euch erzählen, liebe Kinder. Ein frommer König wohnte einst einer Schulprüsunq bei. Solche hohe Herren sind ja freilich bei solider Gelegenheit seltene Gäste. Die Könige haben ja Regierungtgelchäffe und Regierung-sorgea genug; aber gute Schulen find ihr besondere- Augenmerk, den« hier waidsea die zukünftigen Uaterthauea des König« uud die Bürger de« Lande- heran, uud je besser sie hier gehorchen und dem Guten und Rechten nachtrachten lernen, desio besser ,st e« für da« Laad, während trotzige und uagehorsame, sauä und naschhafte, verlogene und diebische Schulkinder ein Kreuz für die Schule sind und später eine Plage sür da» ganze Land werdeii. Da llimmt sich denn wohl auch ein König eiamal die Zeit, i» eine Schule zu gehen uud etwa einer Schulprüsung beizowohaeu. Jener König war aber nicht bla« ein frommer Christ, sondern er batte auch ein fröhliche« Gemülh, denn beide- verträgt sich gar wodl mit einander. Ja e« war in seinem Wesen eia gewisser lchalkdast r Zug. So fing er denn noch der Prülung selbst an, ein weaig zu ezaminireu und fragte eia kleine- Mädchen nach den drei Reiche« der Ralnr. Da» Mädchen wußte Bescheid uud nannte ihm da« Tdierreich, da' Pflanzenreich und da» Steinreich. „Gat", sagte der König, „aber unv uun kam die Frage, mit welcher er da« Mädchen, da« ja wußte, daß er der König war, ein wenig in Verlegenheit setz:» wollte, „in welche« Reich gehöre denn ich?" Da- Mädchen besann sich rlnen Augenblick, dann sah e« unbefangen und mit sreuudlichri» Blick zum König hinous und antwortete: „Ja da« Himmelreich " Tieftewegt und hocherfreut reichte der König vzm Mädchen ftuimi, dt» H„nd. Lieb« Kinder, auch ihr gehört in» Himmelreich seit dem Tage, da ihr di« heilige Taufe empfangen Hab»; aber seid ihr auch mit euer» Gedanken, mit eurer Gesiauuag, mtt euer» Wünschen und Neigungen darin? Unser Heiland sagt von de» Kindern: solcher iss das Himmelreich. Seid ihr solche Kinder, wie er st« sich da gedacht hol: unschuldige und unverdorben», demüthige uud harmlose, genüg same und zufriedene Kinder? Ihr werdet e» selber nicht dehoup!«- wolle» und darum: „Thut Butze, denn da« Himmelreich ist nabe berbeigekoiumea." Ohne Buße kommt man «den nicht in da« Himmelreich. «a« heißt dran Buße thn»? E« heißt umkehre,. «»lenken, weil man einfieht, daß der Weg. ans dem man jetzt geh», rin „er- kedrter ist. Im eigentlichen und buchstäbliche» Sinne ist da« nicht schwer. Ha« sich Jemand verlonfen, nno. so kehrt er eben Mieder nm und sucht n»l de» recht«. Weg z» ko»««». Nicht s, leicht, sonder» sogar recht sch»« ist«, »»» de» Irrtoege» de, Sünde ans
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