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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 24.01.1889
- Erscheinungsdatum
- 1889-01-24
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188901241
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18890124
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18890124
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1889
- Monat1889-01
- Tag1889-01-24
- Monat1889-01
- Jahr1889
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 24.01.1889
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Erscheint täglich früh 6'/, Uhr. Reö«ti<« und LrPkdtti«» JohanueSgasse 8. Lprechstundkn -er Ledirtiea: Boemiiiag« 10—IS Uhr. Nachmittags b—6 Uhr, k»r tt« «La^dk ».«I ftch di» Nedacticn nicht verdlndiich. Amnhme »er f»r die nichfifnlgeitd« Kummer desttmmten I« kernte a» vnchentngen »iS 3 Uhr Rachmtt»,,«. an S««a- »„» Krfttagen früh »iS '/,S Uhr. Tu den Filialen für 3ns.-Anuah«e: vtl« Ule««, Univerfitiisstraße 1. Lnnir LSsche, »atharineostr. 23 pari. »»» König-Platz 7, »nr bis '/,3 Uhr. rWigtr.TagMM Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- und Geschäftsverkehr. Abonnement-preis -f vierteljährlich 4>/, Mk. inck. Bciagerlohii ü Mk.. durch die Post bezogen 6 Mk. Jede einzelne Nummer 20 Pf. Belegexemplar 10 Pf. Gebühren für Extrabeilagen (in Tageblatt-Format gefalzt) ohne Poslbesürdcrung 60 Mk. mit Postbesördening 70 Mk. Inserate 6 gespaltene Petitzelle 20 Pf. Gröbere Schriften laut uns. Preisverzeichnid Tabellarischer u. Ziffernsatz nach höheren Tartt. Zirclamen unter dem RedcictionSstrich die 4gespalt. Zeile bO PI., vor den Familiennachrichten die 6 gespaltene Zeile 40 Pf. Inserate sind stets an die Expedition zu senden. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung praeminwraneio oder durch Post nachnahme. Donnerstag dm 24. Januar 1889. 83. Jahrgang. llein acht bei, itets normale, tu str. welche dieses -Leiden. krzten und Apolh lersonen aller tiiins. »eglaubigt. »>o Bruftichmerien on nur einer Flas Honigs, aus dein ! Roscnhcim bezog! » hal sich das Urbel 'Wahrheit gemäß dg zl. Bczirksan» H »0. Mär; l anzSUmaper,! c Aechlheil obiger Uttlnich! Nehnancr, Bürgen lealaubigung chnupsen un» Ne« heimer in Main>. im Aller von zwei > xkschnupse» und Xe« el, die wir wusnen.1 zcwcndei waren, bris >e Flasche Ihres > s HanS. Durch i ,us Ihren» Depö! lbcrg gekauslcn Flaih er vollständig Alsfeld), 8. Aprils n, »ein II, üanh ligkeil dieser Äii ihändiger 'liamensuN »ein, Bürgen g des rheinischen Y. Zickenheimer i>I artigen Husten.k raschcuder Wcija daher veranlaßl, ag Hausmillel hin isch (Schlesien). k. Rteksch» Gull « zur Stärkunzl tigung. heimer in Main,. >er eine große Fla) -Honigs » M. 8 gg, zc»c» Flasche» wäre» >rc» bcsiimml. Du »nd Biilslasseciioii he gcseUIe und ed sic nicht fähig i» rheinischen Trau ch>, Hai sie deniel und eS Irat nichl der» >»ach und nach aß die frühere» >d die Dame n«ig rkl »nd gck'äsujl oll Lina, via 8»lit r 1887. chcs und wcsciuiich d he. olme Sachten» e '.iiachahn,»ngcn!»I : Schupuunk ^üq»i«.I Honigs verieheii >«»» - ganz besonders air» utschland Amtlicher Theil. Vekaniitmachung. Das 1. Stück des diesjährigen Rei«HS-Gesetzbl«»ttek ist bei uns einaegangen und wird b»s zum 18. Februar d.Js. ans dem Rathhaussaale zur Einsichtnahme öffentlich anshängen. Dasselbe enlbält: Nr. 1840. Bekanntmachung, betreffend eine Abänderung de« Verzeichnisse« der gewerblichen Anlage», welche einer besonderen Genehmigung bedürfen. Bom 2. Januar 1889. ksipzig, den 21. Januar >889. Der Rath der Ltadt Leipzig. Di. G e orgi. Krumdiegel. Prkanntmachung. Wir machen hierdurch bekannt, dag Gesuche um AuS« stelluag der nach tz. 8 der Bieh- und Schlachthofs-Ordnung vom 14- Juni 1888, vgl. Beilage I zu derselben, bei der Einführung von Nmdvieb in den städtischen Biehhof er forderlichen Ursvrung-zeugntffe, svwcit solche von der Unterzeichneten Behörde auszuüellen sind, bei der Reg. VIH. imLtadtdaase,Ü.OHer-,scho-,Zt««erSrr.t1Sd, woselbst auch Formulare gemäß Beilage 1 zur Vieh- und Gchlachlhoss-Orbnung abgegeben werden, anzubringe» sind. Leipzig, am 2>. Januar 1889. Der Rath der Stadt Leipzig. Vlll. ISS. vr. Georgi. Petzotdt. Städtische Sparkasse beleiht Werthpaptere unter günstige« Bedingungen. Lrrpzig, den >4. Januar 1889. Die Svarcaffen-Deputation. Hoh-Auclion. Freitag, den 2». Januar sollen von Vormittag» 9 Uhr an auf den diesjährigen MittelwalvsLIäge» in MH. Sd und 19» de« Burganer Forstrevier» an der Muthrinne und den Milttairschießständen. sowie im Leutzscher Holze, dicht am Lrutzsck-Wabrener Fahrwege, ca. SO Rmtr. E'chcn-Rntzscheite I. und ll. Elaste, « 2so , Mw««. » - 20 - Buchen- f . 14 - Rüstern., «reuuseyetse iwd « 4 . Linden, f viter den im Termine öffentlich aushLngenden Bedingungen wd der üblichen Anzahlung an dm Meistbietenden verkauft Verden. - - 3nsa»«e«ku»st: auf dem Schlage in Adth. 9d an der Fluthrinne und den Militalrschirßskänden. Leipzig, am 7. Januar 1889. De» Rath» Forstdepntatto«. Gefunden »»de am 82. diese- Monat« in einem größeren Gastlocale hier «i> Betrag von L«« dlnrds, düster bisher vom Eigenihümer nicht reclamirt wurde, derselbe wird hierdurch ausgesordert, sich gehörig legitimirt rechl- zeilio zu melden. Leipzig, am 31. Tecember 1888, . Das Palizeia«» der Stadt Leipzig. S840 1». «retschneider, M. Nealgymnafinm. Zur geuelgten Theilnahme an der Aounadend. »en 2«. diese« Manat«, varmittias 10 Uhr in der Aula unserer Schule statifindendei, varseter de» «edurtStages Er Majestät de« Deutschen Kaisers ladet im Namen des Lehrercollegiums ergebenst ein Leipzig, am 22. Januar 1889. Gtesrl, Rector. Seffenttiche Ätzung -er Handelskammer -rcitag, de« 2». Aanuar 1880. Rach»itta,s 8 Uhr. in deren sti-iingssaale. Rene -»rse. Tr. L Tagesordnung: 1. Regiftrande. 2. Bericht de« Handelsgesetzgebangs-AusschusseS über die Hingabe des Leutra warst» »des der kaujmännischen Berbändc und Vereine. veschrinkn«, de« Aussnchen» »an vestelungen nnd de« Haustrhandel« betr. 8. Berichte de« Bank-, Münz- und Börsen-Ausschosses über ») das von der Handel«, »nd Gewerbekammer zu Dresden mitgetheilte «esnch, di« künstige Uestaltnng de« vankWesen» betr.; b) den Aatrag der I. Abtdeiluiig de« Börsen-Borftandes, Ad- andrrnng »an st. t< der värsen-vrdnnng betr. Gesucht >»ird der a» 12. August 1864 zu Frankeathal bei Gera geborene i Instrumentenmacher vtta Rädert Valrath, Welcher zur Fürsorge für seine vier wohnhafte Familie anzuhalteu ist. Gahlil, am 17. Januar 1889. Der «e«etndeV»rfta»d. l , Singer. Lrgk. Im Namen des NSnigs! 8» der Prtdatllagrsache »es HaudellmannS Her«««» Getdel zu Teuditz, verkett» durch de» Rechtsanwalt Hnndars zu Lützen. PrivaiklögerS, de, HondelSwano Franz Oder» zu Balditz, geboren den Sie, 9. Fedrnor 1882 zu Tenditz. evangelisch, Angeklagten, »v,vSteivignng hat das »Laigllche Schüsfengericht za Merseburg i, der Sitzung vv» 1«. Januar 1889. an welcher Theil genommen habm: 1. »«, «artke. »mis-tderichtS-Raih, als varfitze,der, r va«er, Led«rh»„dler, l ... 3. dmatckr, Materialwaarrnhstndler, / "" «chsssra» 4. vr. veNtier, Rtsrreadar, »I« «erichtsschrAdrr, ftr Recht erkannt, A der Ungenaue, Handelsmann Kranz Gdrrt, der «ffmt- nch», veleidiqu»q de« Handelsmannes Her»a«u ErttzA und semn Ghefrau Pauliue ged. Läger i» zwei Fälle, schuldig In uuserm Procurenregist r ist i„»cr Nr. 20 als Drocurist der dem Dampsschutidemübleabesitzer und Holzhäiibler August krause z« Torgau gehörigen, unter Nr. 1L6 des Firmenregisters ein getragenen Firma: A. krause iu Dar,au der Kaufmann vruna Krause zu Torgau zufolge Verfügung vom 16. Januar am 18. Januar 1889 eingetragen worden. Torgau, den 18. Januar 1889. »Siiigliches A«t»gericht. Nichtamtlicher Theil. Zum Fall Gkffcken. Die Veröffentlichung ter Anklageschrift steqen Gcffctcn ist zu dem Zwecke erfolgt, den verbündeten Negierungen und der öffentliche» Meinung im deutsche» Reich die Bildung oiue« eigcnen, durch dic seinkl chc Presse ungetrübten Unheils zu ermögliche»; c« ist deSbalb an der Zeit, zu untersuchen, wie diese« Urlheil lautet. Tic Wirkung ist überall eine außer ordentlich starke gewesen, ja sie bat sich sogar bis aus di» freisinnige Presse erstreckt. Der Beschluß deS Reichsgericht» vom 4, Januar. Gefscken außer Verfolgung zu setze», hatte große Urberraichung und Enttäuschung hervorgerusen. man sah sich dakurch vor ein Rätbsel gestellt. Emerseils wurde eingeräuwt. daß nach dem Ergebniß ter Voruntersuchung hinreichende BervachtSgründe sin die Annahme vorlägen, daß der Beschuldigte durch die Veröffentlichung der Tagebuchaus züge Nachrichten bekannt gemacht habe, d re» Geheimbaltung anderen Regierungen gegenüber für da« Wobt de« deutschen Reichs erforderlich war, andererseits wurde aber angenommen, daß dem Beschuldigten da- Bewußtsein gesohlt habe, daß die fragliche Veröffentlichung Nachrichten der bezeichnet«», Art enthielt. Da« RLtysel ist durch die Veröffentlichung der Anklageschrift gelöst worden, wenigstens insoweit, alä die öffentliche Meinung i» den Stand geletzt worden ist, ihr Urthejt über die Handlungsweise Geffcken's zu fällen. Tie Bcrnrtheilung ist euie einstimmige, denn selbst kein frei sinnige» Blatt hat nach Vieser Veröffentlichung versucht, die Behauptung ausrecht zu erhalten, daß die Verhaftung Geffcken'S grundlos geschehen sei. Aber wie sich auch der Ertrinkende an einen Strohhalm zu halten sucht, so haschte die freisinnige Presse in ihrer v«r- rweiflung nach einem Gegenstände, um die Schwere ihrer Niederlage zu verdecken. <v>e hielt sich nicht an die Sache, c», die Klarheit, welche dic Anklageschrift über da« Treiben Geffcken'S verbreitet hat, sondern warf die Frage aus, ob das Mittel, diese Klarheit zu schaffen, auch da« richtige ge wesen sei. E» folgten Miltheilungen der „Kölnischen Zeitung" über de» Inhalt dc« Briefwechsels zwischen Roggenbach und Geffcken. Da« war für die freisinnige Presse ein willkommener Anlaß, um die öffentliche Aufmerksamkeit noch weiter von der Hauptsache abzulenken, sie stellte Betrachtungen über die Verwerflichkeit deS Verfahren« an. Privatangelegenheiten vor die Oeffcntlichkeit zu zerren. Daß Geffckcn in dieser Beziehung weit schwerer geseblt hatte, indem er da« vom Kronprinzen und nachberigen Kaiser in ihn gesetzte vertrauen schwer mißbraucht halte, war für die freisinnige Presse von geringerem Belang, das kam nur ganz nebenher i» Betracht, freilich tounlc'sie nicht in Abrede stellen, daß ci» VerlraucnSbruch Gcsscken'S vorliege. Zu einer unbefangenen Würdigung der Sachlage konnte sich aber die freisinnige Presse nicht ausschwingen, sie sucht auch heute noch den Fall Geffcken für ihre Parteizwecke zu ver- werthen und sucht zu dem Ende alle mögt chen Nebendinge aus. um den Tdatbestand zu verdunkeln. Nicht« konnte ter freisinnigen Presse willkommener sein, als daß die „Kreuz- »eiluug" klagt, durch die Veröffentlichung der Anklageschrift sei da« monarchische Gefühl attpreußiscber P .triotcn t os ver letzt und da« Fundament des preußischen Staat« damit in« Wanken gebracht worden. Nun ist aber das nicht Borhrr- gesehrue eingetreteii, daß die Vorstände der konservativen Fraktion deS Reichstage« und de« preußischen Abgeordneten hauses erklärt haben, daß die Veröffentlichung de« Artikels der .Kreuzzeitung" unter der Ueberschrift „das monarchische Gesüdl" in der Partei bedauert werde und daß die Partei leitung aus die Redaktion der .Kreuzzeitung" keine» Einfluß besitze. Diese Erklärung gewinnt dadurch noch an Bedeutung, daß die Vorstände der conservaliven Fraclionen de», Kaiser und dem Fürstin BiSmarck von derselben in cmgcmessencr Weise Millheiluna gemacht haben. Sowohl au« der Haltung der deutschsreisinnigcn Presse als au« dem Vorgehen der conservativen Fraclionen nn Gegensatz zur .Kreuzzeitung" ergiebt sich unzweifelhaft, daß die versuche, die öffentliche Meinung im Partciinteresse zu fälschen, welche auch nach der Veröffentlichung der Anklage schrift gegen Geffckcn noch gemacht worden sind, ihre Wirkung verfehlen; der Fall Geffcken hat aufgchört, Streitobjekt für Parteizwecke zu sein; die Schändlichkeit und Nichtswürdigkeit der Publikation der TagebuchauSzüge in der »Deutsche» Rund schau" wird von keiner Seite mebr in Abrede gestellt. Ti« öffentliche Meinung in Deutschland ist darüber einig. Da« ist rin sehr werthvoller Gewinn, uns man wird dem Fürsten BiSmarck da« Zcugniß nicht versage» können, daß sich die Veröffentlichung der Anklageschrift gegen Gesscke» würdig den vorangegangenen Veröffentlichungen der Aclenstückc, mit welchen der deutsch-französische Krieg eingrleitet wurde, und de« Bündnißderlrage« zwischen Deutschland und Oesterreich- Ungarn anreihte. Die Anklageschrift gegen Gesickcn ist gleich diesen Urkunden ein Aktenstück von hervorragender politischer Bedeutung und rin solches, welche» einen wichtigen Beitrag zur Geschichte unserer Zeit liefert. Man erkennt daran» die ver borgenen Fäden der schleichenden lichtscheuen Tbätig leit von Männern, welche geglaubt babc-i, da« Schicksal uud die Zukunst de» deutschen Reiches und damit der ferneren Eutwickeluag der europäischen Verhältnisse ihren persönlichen Zwecken dienstbar machen zu können. Fürst BiSmarck bat die Welk aetrhrt, daß d>e Diplomatie mit Nichten dir Kunst fei, die Völker über ihre wahren Interessen zum Borkheil der Dynastien zu täuschen, sondern die Kunst, die Wohlfahrt der Völker den Feinden von Frieden und Ordnung zum Trotz zu schützen und aufrecht zu erhalten. Es ist damit nicht gesagt» daß Alle« ausnahmelo» und zu jeder Zeit der Orffeutlichkeit prriszugeben ist. was diesem Zwecke dient, im GArntheil ist das Gqjeitnaiß in de, Regel nur nicht zu ent behr«,»« Bürgschaft des Erfolges. Ader ebenso nothweadig »t, »«st. p, schwel igr», ist iu ter Politik auch tic Km st. zur reckten Zeit daS reckte Wort zu sagen, und die ricktige Anwendung dieser Kunst ist vielleickt daS glänzendste Kenn- zeickcn der B Smarck'schen Politik. DaS Geveimniß muß be wahrt werden, solange die Dinge noch in der Sckwebe sind; sobald der Abschluß einer EntwickelnngSphase erreicht ist. kann cS daS Interesse, die neue EntwickelungSphase aus die richtige Bah» zu lenken, erheischen, daß zur richtigen Beur- tbeilung der abgeschlossenen Periode alle» zu Gebote stehende Material veröffentlicht wird. Fürst BiSmarck hat die Vorschläge Napoleon'» HI. an die Preußische Regierung zum Zwecke von GebietSvergröße- runge» und GebielsauStauschen so lange geheim gehalten, als noch Hoffnung vorhanden war, den Frieden mit Frankreich aufrecht zu erhalte»; al« der Krieg erklärt war, bestand kein Hinderniß mehr, dem deutschen Volke klaren Wein einzu- schäi'ken über die verderblichen Pläne Napoleon'» III. AIS der Eullurkamps in vollem Zuge war. geschah die Veröffent lichung des Briefwechsels zwischen Kaiser Wilbelm I. und PiuS IX. und als daü gute Einvernehmen zwischen Deutsch- iaud und Rußland, soweit überhaupt möglich, wieder her- gestellt war. wurden bi« Bünbnißverträgs zwischen Deutsch land und Oesterreich-Ungarn amtlich publicirl. Die Ver öffentlichung des AuSzugeS au» dem Tagebucke Kaiser Friedrich'S M. war zu rein persönlichen Zwecken Geffcken'S und seiner Hintermänner erfolgt. und sic würde einen Schatten aus die zukünftige Enlwickcluiig deS deutschen Reiche» geworfen haben, wenn sie nicht von den deutschen Fürste» und dem deutschen Volke ihrem Werlhe nach hätte gewürdigt werden können. Als alle anderen Mittel, um diesen Zweck zu erreichen, erschöpft waren, geschah die Ver öffentlichung der Anklageschrift, und diese hat ihren Zwcck sicher und vollständig erfüllt. * * Leipzig, 24. Januar. * Die Präsidien beider Häuser de« preußischen Landtages wurden am Montag Nachmittag um 5»z Uhr von Ihren Majestäten dem Kaiser und der Kaiserin im königliche» Schlosse eir.psanzen. Die Audienzen fanden gleich zeitig statt, dergestalt, daß zuerst Seine Majestät der Kaiser bas Präsidium deS Herrenbause». Ihre Majestät die Kaiserin vaSjeiiige de» Abgeordnetenhauses empfing, und alsdann ge wechselt wurde. Nach der „Post" wurde bei dem ganzen Empsauge nichts gesprochen, was eine politische Seite hätte, vielmehr bewegte sich da» Gespräch durchaus im Rahmen huldvoller persönlicher Unterhaltung. So erkundigte sich Se. Majestät der Kaiser bei der Audienz de» HerrenhauS- PräsidiumS nach der AmtSdaucr der Herren. Se. D- der Herzog von Ratibor bekleidet bekanntlich daS Amt des Prä- ,deuten im Herrenbause schon seit 12 Jahren. Der Kaiser machte den Eindruck der Frische uud einer vortrefflichen Stimmung; die Kaiserin erschien bereits »m Glanze ter für die bevorstehende festliche Tafel angelegten Toilette, in liebens würdiger Amnulh. Reben den Präsidien de» Landtages war auch vaSfenige de» Reichstages mit Staatsministern und BuudeSrathSmitgliederu zu der MittagStasel gezogen, die aus Anlaß deS Geburtstages de» König« von Schweden gegeben wurde. * Die „Norddeutsche Allgemeine Zeitung" bringt (wie bereit« kurz erwähnt) und zwar an leitender Stelle die folgende ossiciöse Auslassung: „Die Vorstände der conservativen Froctionen de« Reichstage«, de» Abgeordnetenhauses und, soweit dieselben zur Stelle waren die de« Herrenbause« haben au« dem mit den Worten „DaS monarchische Gefühl" beginnenden Artikel der „Kreuzzeitung" Anlaß zu einer gemeinsamen Berathunq genommen. In dieser Berathung ist folgende (unfern Lesern schon bekannte, d. Red. d. L. T.) Erklärung beschlossen worden, welche, al« osficiclle Kundgebung der con- servaliven Parteileitung gekennzeichnet, au der Spitze de« Parteiorgan«, der „Conservativen Correspondcaz", veröffentlicht wird: Die Publikation des Artikels „DaS mouarchische Gefühl" in der Sonnabend-Nummer der „Reuen Preußischen Zeitung" wird io der Partei bedauert und giebt B-ranlasiung zu der Erklärung, daß die Parteileitung aus d e Rebactio» der „Neuen Preußischen Zeitung" keinen Einfluß besjht. Gleichzeitig ist von biese», Beschlüsse in angemessener Weise Sr. Majestät dem Kaiser und König und dem Reichs kanzler Fürsten BiSmarck Mittbeilung erstattet worden." — Aemerkenswerth ist und bleibt aber, daß der Leiter der „Krcuzzeitung" Mitglied der Partei leitung ist! ES wäre jeveiisallS sehr wünschenSwerlh. di- Mehrheil der cons.rvativen Partei und ihrer Leitung zöge auch sonst eine schärfere Grenze zwischen sich und jener hoch« reactionairen Declarantenqruppe. die in der „Kreuzzeituna" ihr für ti» politische Ealwickelung im Reich und in Preußen so verhängnißvollcö Wesen treibt. (Siche Leitartikel d. Red.) * Fortschrittliche Blätter hatten behauptet, der Rücktritt de» Ministers v. Friedberg hänge damit zusammen, daß der L-tztere in dem Gessckcn-Noggenbach'schen Brief wechsel in conipromittirender Weise erwähnt sei. Dem gegenüber constatirt die .Kölnische Zeitung", daß der „Name Fricvberg auch nicht einmal andeutungsweise im Bncswechsel verkommt". — lieber die Stellung Professor Gesscken's )ur Straßburger Universität schreibt die „Straß burger Post": Gcflcken ist nicht (wie in der Anklageschrift gesagt worden) pensiomrt. sondern emeritirt, und für d cses BerhSItniß sind lediglich dir in ß. 43 des SiaiMs sür die Kaiser.Wilhelms-Univerflläl Straß, bürg angegebenen Wirkungen maßgebend, ß. 4b aber laute«: „Der emerilirte Brosessor ist von der Verpflichtung znm Halten von vor- lesunge, und zur Ueberoahme von Univerfitäisämiern befrei«, ver. bleib« aber im Genuß seiner Rechte, mit AnSnakme de- Anspruch» aus da« Decauai und der ia seiner Slaalsbesoldung rnihaltenen Zu lage " Wo» folgt daraus? Geffcken ist nach wie vor ordentlicher Professor an der kailer.Uildklme.Uaiversttät Skoßdurg und unter- scheidet sich als Emeritirter von den llebrigen. wenn wir io sagen dürfe«, artst»»« Professoren nur dadurch, daß er nicht dir verpflichiung dal, irgend etwa« »u leisten nnd daß er keine Zulage bekomm!. Im Uedrige, ist er Professor wie jeder Andere: er gebärt dem Collegium an; hat Sitz und Stimme im Plenum, wie ln der Facultai; kann den Recivr wählen und 6e jure sogar selbst Rector werden. Was er au Fixum bezieht, ist nicht, wie der Obrrrcichsauwalt irkhümlich anaeuommen hat, Pension, wildern Besoldung, und zwar dieselbe Brsaldung, die er vor der Emerttirung hak,; aur die sogenannte Zulage ist wrggesallen Daneben nimm! Geffcken Theil an den Ge- dühren lär die Doeiorprv«»Iio»en. Daß unsere «asicht die richtige ist. geht iowogl au« dem oben ausaesllhrten ß 4L de« Universität«- ftaluis hervor, -l« auch an« der Thatlnche. daß Geffcken sowohl i« «VtNche» vsrzelchniß de« Personal« der Unwerfilät als im amt- Nch»» Handdnch sär ENotz-Lothringeo unter de» Professor», der rechts- und staalSwissenschaftlichen Facultäi mit ousgeführt ist, nur mit dem Zusatz emeritirt. Im gleichen Verhältnisse wie Geffcken stehen z» unserer Hochschule dic Professoren: vr. Schmidt und vr. Neuß von der cvangelisch-theologischc»; vr Strahl, vr. Wiege« und vr. Kußmaul von der mediciiiiichea; vr. Böhmer und vr. Weder von der philoiopliischen und vr Wiaaecke von der maihematischea und nainrwissenschaftlichen Facnliät. » * » * Der Wiener .Politischen Correspvndenz" zufolge wird in unlerrichlcten Kreisen versichert, dc>ß die Meldung, es werde die Kaiseri n von Rußland mit der Herzogin von Cumbcrlanv eine Zeit lang in Neapel zubringen und den Besuch de« Herzog« von Cumbcrland dort erhalten, soweit dieselb.' da« HerzogSpaar betrifft, vollkommen unbe gründet sei. Ebenso gelle die Eventualität einer Reise der Kaiserin von Rußland »ach Neapel in mit dem russischen Hose in Fühlung stehenden Kreisen für die nächste Zeit als unwahrscheinlich. * Die serbischen Minister de» Aeußeren Mijatovic, und der Handelsminister Bladan Gjorgievic. welche bis her Mitglieder der Fortschrittspartei gewesen, sind auS dem Verbände dieser Partei geschieden. Der engere Verfassung« auSfchuß. welchem die Ausarbeitung deS provisorischen Wahl gesetzes sür die nächsten Skupschlina-Wahlen obliegt, hatte am DicnStag seine erste Confercnz. * AuS Am-fierdam, 20. Januar, wird der .Kölnischen Zeitung" geschrieben: Des Befinden des Königs scheint nunmehr eine entschiedene Wendung zur Besserung genommen zu haben, und wenn kein außer ordentlicher Zwischensall einirüt, so können die allmälig, aber doch ichlbar zurückkehrende» Kräfte deS Patienten dem chronischen Leide» noch langen, ersolgreichen Widerstand bieten. Ja vielen deutsche» Blättern hat der sinnlose Bericht die Runde gemacht, daß der König sich geweigert habe, zur Einsetzung einer Regentschaft seine Zustimmung zu geben; als ob da, wo man seinen Willen noch tliaikrästtg äußern und solgerichttg auch durchsetzen kan», von einer Regentschaft überhaupt die Rede sein könnte! Ebenso unerklärlich und überflüssig sind die Sorgen, welche sich englische Zeituugea um die Zukunft deS GroßherzogtkumS Luxemburg machen, da die Berufung deS H rzogS von Nassau zur Negierung im Ernste von Niemanden bestritten werden wird und im Jahre 1889 dic europäischen Zustände und Machtverhältnisse denn doch »adere sind als im Jahre 1867; überdies steht die Unabhängigkeit des Groß- herzoglhums bekanntlich unter dem Schutz der Ga ran tiemäch te, w ewolil nicht zu übersehen ist, daß die damals übernommene Garantie nach der authentischen Erklärung de» englischen Bevoll mächtigten eine collective ist, so daß keine einzige der Barantiemächtc verpflichtet ist. zur Handhabung der Neutralität dc« Lande- allein das Schw rt zu ziehen, wenn sich nicht auch die übrige» zu einem activen Auftreten herbeilasse» wolle». * In Luxemburg hält man sür wahrscheinlich, daß wenn im Haag die Einsetzung einer Regentschaft erfolgen sollte, der Herzog von Nassau unverzüglich zum Regenten über da» Großyerzogthum Luxemburg ernannt werden wird. * AnS Gens wird dem „Rcuter'schen Bureau" der seltene Fall berichtet, daß ein namhafterer Nihilist seine ver irrungen bereut und von der russischen Negierung Ver zeihung erlangt hat. Es ist di»s ein gewisser Thikomirow. der bis ganz kürzlich der Führer der nihilistischen Flüchtlinge war, aber seine früheren Jd-en aufgab und gleichzeitig i» seine politischen Glaubensgenossen drang, sich der russischen Regierung zu uuterwerseii. Er ist vom Zaren begnadigt worden und wird demnächst nach Rußland zurUckkchrcn. * Zn Rom ist vor wenigen Tagen Rlessandro Gavazzi, der letzte der freisinnigen Mönche, welche i» der Geschickte der Erhebung de« italienischen Volke» eine so hervorragende Rolle gespielt haben, im Alter von 80 Jahren gestorben. Ueber den Leben-gang desselben wird der „Frank furter Zeitung" berichtet: Gavazzi war der Sohn eines hervorragenden Rechisgelehrie» an der Umversitäl Bologna, trat mit 16 Jahren in den Orden der Barnabilen zu Neapel ein, wurde früh Projessor der Rhetorik am Convict zu Ponlccorvo und erlitt schon früh wegen seiner aus- geklärten Anichauungcn die Bersolgungen der am bourbonischeu vose einflußreichen Klerisei. Als Pius IX. mit einer Amnestie sür die politische» Gefangenen und vielversprechenden politischen Resormcn den päpstlichen Stuhl bestieg, eine Bürgerwchr organi- sirte und Preßfreiheit zugestand, da kam Pater Gavazzi nach Rom und besang i» überschwänglichen Hhmnen den neuen Papst und seine Politik. Pius machte ihn zum Dank dasür zum Felvcaplan der Freiwilligen-Legio». welche unter dem Beseht des Obersten Ferrari mit deni unter General Durando stehende» päpstlichen Heere am 24. März 1848 nach Norden zur Theilnahme an dem von Karl Albert gegen Oesterreich unternommenen Krieg abzogen. Die Be- geisterung des neue» Papstes sür vie Sache des BalerlandcS dauerte nicht lange; schon in der Moculion an das Eonsistorium vom 29. Avril mißbilligie er öfsenilich den Krieg gegen Oesterreich »nd verbot seinem Heere, die Grenze zu überschreiten. Da fielen dem Barnabiteamönch die Schuppen von den Augen, statt LobeShomne» sang er zornige Schlachtgesänge und weihte von nun an sein Leben dem Kampfe sür das Vaterland und gegen das Popftlhiim. DaS entbehrungs reiche Leben de« Flüchtlings ward setn Theil; er tvandte sich nach Florenz, ober man wies ihn au»; er ging nach Genua und Bologna, wo er gefangen genommen und nach Corunto geschickt wurde. Aber er wurde noch früh genug befreit, um aus die Nachricht von der Flucht Pius' IX. nach Gaeta sich nach Rom zu begeben, wo ihm die Regierung der Republik dic Aussicht über dic öffentliche» Hospitäler »»vertraute. Er ober zog es vor, der Feldcaplan Garibaldi'S zu sein, kämpste an der Seite des Generals gegen den Ansturm der Franzosen und ging, als Rom fiel, ins Ausland. Ec durchzog Englind, Schottland und Nord amerika mit geharnischten Reden gegen das Papstlhum und die römisch« Kirche, aber als Garibaldi sein kühnes Unternehmen zur Besrciung Sicilien» vorbereitete, war sein alter Feldcaplan wieder on seiner Scilc und zog auch mit ihm triumphirend in Palermo ein. Dann setzte er seinen Kreuzzug gegen das Papstthum sori und kehrte nicht eher heim, als bis Rom endlich für Italien ge wonnen und das weltliche Papstlhum gestürzt war. Ec hielt öffentliche Borträge gegen die römiiche Kirche und da» Kloster- ivefen Derselbe Papst, dem er einst feurige Lobeslieder gesungen und der ihn zum Zeichen seiner Gunst zum Feldgeistlichen ge macht hatte, flirchie ihm feierlich in seinen Allocniioaeu und ver hängte über ihn die schwersten Kirchenftrasen. Aber Gavazzi küm- merlr sich wenig darum; er wurde nicht müde, in Wort und Schrift gegen da« Papstlhum zu kämpsen, und ist dieser Ausgabe treu ge blieben bis zum letzten Aidemzuge. In den letzten Jahren lebt- Gavazzi in der Familie des Geistlichen der evangelischen Se- meinde Roms in dem derselben gehöeigen Hause in der via Panico. Zur ebenen Erde befindet sich die kleine Kirche, von deren Kanzel der ehemalige Barnabiter mit der Leidenschaft eines Iünq ling« die neue Lehre verkündigte; im ersten Stock befindet sich die evangelische Elemeniarichule und da» KmderashI, im zweiten Stock die Mädchenschule und da- theologisch« Lolleg, lm dritten dir Woh- nuna de« Geistlichen, bei dem Gavazzi lebte, vümmtlich« «vnngelischen »rtßNchen JtaNen» alstftirka bei der Trntrrfeftr, und fest vollzählig »nhn» dl» evangelisch« Gemeind« »er Ueberftlhrn», der Leich« Ihre« Lehrrr« nnd ihr» verdrni,,,, »ns dem Lamp, »er,,, »ei.
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