Der Befreiungskrieg des Jahres 1813 stellt einen Höhepunkt unserer Nationalgeschichte dar. Er ist jedoch dabei zugleich ein Ereignis von derartig komplizierter Widersprüchlichkeit, daß Zeitgenossen und Nachgeborenen die historische Einschätzung nicht leicht wurde. Während der Demokrat Johann Gottlieb Fichte in seinen „Reden an die deutsche Nation“ die For derung nach einer bürgerlich-demokratischen Er neuerung Deutschlands mit der Notwendigkeit des Kampfes gegen die französische Fremdherrschaft verknüpfte und 1813 selbst zur Waffe griff, blieb der damals bedeutendste deutsche Denker, Hegel, der unter dem Eindruck der französischen Revolu tion und ihrer Wirkungen seine Lehre vom gesetz mäßigen Fortschritt in der Geschichte entwickelte, bei seiner Parteinahme für Napoleon. Goethe hielt sich abseits und meinte nach dem Siege bei Leipzig, „das Heilmittel sei übler als die Krankheit, man werde der Knechtschaft loswerden, aber nur zum Untergehen“. Dennoch übernahm er dann im fol genden Jahr den Auftrag, für die Berliner Bühne zur Feier des Sieges ein Festspiel zu schreiben, in dem er Epimenides, seiner Titelgestalt, die Worte in den Mund legte: „Doch schäm’ ich mich der Ruhestunden; Mit euch zu leiden war Gewinn: Denn für den Schmerz, den ihr empfunden, Seid ihr auch größer als ich bin.“