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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 12.01.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-01-12
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188801124
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18880112
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18880112
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1888
- Monat1888-01
- Tag1888-01-12
- Monat1888-01
- Jahr1888
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 12.01.1888
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Erste Leilage zmn Leipziger Tageblatt und Anzeiger. ir. Donnerstag den 12. Januar 1888. 82. Jahrgang. Das Jubiläum -es Papstes. * Der Verlaus de- päpstlichen Jubiläum- ist ein solcher gewesen, wie ihn jeder unbefangene Kenner der Verhältnisse dorhersehen konnte. Da- Papstlhnm hat die ganze Fülle IcineS Glanze» entfalten können, ohne daß e» iin Geringsten daran beeinträchtigt wäre. Biele Tausende von Pilgern aus ollen Erdlheilc» sind seit Wochen uud Monaten in der Ewigen Stadt zusammengeströmt; keiner von ihnen kann sagen, daß ihm die Erreichung seine- Reisezwccke- schwieriger gefalle» Wäre, als wenn der Kirchenstaat noch bestände. Mit Rück sicht aus dir unzählbaren Pilgerschaareu kann man vielleicht sagen, daß am Grabe de- Apostelfürsten niemals eine groß artigere und gelungenere Feier begangen worden ist. Gerade darum wird der intransigente KlerikalisinuS von dem Jubi läum am wenigsten befriedigt sein. Man thut dieser Richtung innerhalb der katholischen Kirche nicht Unrecht, wenn man ihr nachsagt, daß sie daraus gehofft, ja daß sic eS darauf angelegt haite, durch augenfällige Consticte die so lanae behauptete llnhaltbarkcit der gegenwärtigen rage des Papstthums aller Welt klar zu machen. Da- Gegentheil ist eingctreten; statt die sogenannte römische Frage in aller Schärfe wieder ausznwccken, ist da- Fest zu einem bedeutenden Schritt weiter aus dem Wege zur Befestigung de- gegen Wartigcn Zustande- geworden. Aste die gläubigen Katho liken von nah uud fern haben sich an Ort und Stelle mit eigenen Angen überzeugen können, wie der Papst in der Haupt stadt de- Königreich- Italien seines hohen Amte? in voller llnbcschräiikthelt und Würde zu walten vermag, wie die italie nische Negierung die Ausübung dcS katholischen EulluS nicht allein nicht hindert, sondern durch eine umsichtige Ausrecht- baltuna der Ordnung unterstützt, wie zu diesem Zwecke die Tbätigkcit der päpstlichen und der rlalienischen Organe ohne alle Störung ineinander greift. ES war die beweiSkrästiqste Probe für die Entbehrlichkeit der well licheu Herrschaft und die Durchführbarkeit deS von der italienischen Gesetzgebung geschassencn Verhältnisses zwischen den beiden Gewalten, die bisher noch geliefert worden. Wenn die Intransigenten angesichts dieser Tbalsache nicht ohne allen Trost geblieben sind, so ist daS die Schuld der italienischen Regierung selbst. Tie brü-ke Absetzung deS Bürgermeisters vom Rom am Vorabend der goldenen Messe, weil er dem Papste seine Glückwünsche hatte übermitteln lassen, ist im klerikalen Lager ebenso sehr mit Befriedigung ausgenommen worden, wie sie von der ungeheuere» Mehrheit aller gemäßigten italienischen Politiker mißbilligt worden ist. Die letzteren haben daS Vorgehen deS Herzogs von Torlonia verschieden benrtheilt. Die Einen haben cS getadelt, während die Anderen umgekehrt der Ansicht waren, daß dieser Austausch von Höflichkeiten zwischen dem dem Königreich Italien dienende» Bürgermeister von Nom und dem Vatikan aller Welt ein Beweis sein mußte, daß die dermalige Lage des PapstthumS eine befriedigende sei. Darüber aber ist unter alle» Gemäßigten nur eine Meinung, daß die Absetzung deS Herzogs von Torlonia nicht nvlhig und deshalb, besonders im gegenwärtigen Augenblicke, höchst unzweckmäßig War. Wenn der Paps« aus diese Herausforderung nicht heftiger antwortete, als eS in seiner. Ansprache an die italie nischen Pilger geschehen ist, so beweist daS nur, daß Leo XIII Herrn EriSpi an staatSmännischer Handlungsweise übcrtroffen hat. Der Papst hat in dieser Ansprache die ausdrückliche Zurücksorderung der weltlichen Herrschaft vorsichtig ver mieden; waS er gesagt hat. schließt sogar, unbefangen be trachtet, eine, wenn auch noch sernliegende, Verständigung mit Italien nicht au». Man wird von der italienischen Re gierung erwarten dürfen, daß sie die begangenen Fehler nicht vergrößern, sonder» durch kluge Mäßigung die allmälige Be fcstkgung eines erträglichen Verhältnisses erleichtern wird. * Ueber de» Abschluß der Feierlichkeiten gelegent lich de- PapstjubiiäumS wird der „Norddeutschen Allge meinen Zeitung" aus Rom geschrieben: Mit dem heutigen Tage Epiphanias oder italienisch Besana werden die Papstleste ihr Ende erreicht haben. Besana ist das Weihnachten der italienischen Kinder, der Tag der Giucalolli, die sie am Morgen vor dem Kami» oder aus ihren Veilchen finden, aber auch die großen Kinder machten die ganze Nacht hindurch »er- mittelst langer Blechröhre» oder Trommeln einen Lärm, daß man vermeinte, im heiligen Köln in der Nach» vom Roseuniontag z»m Fastnachtsdienstag zu sein. Der heilige DreikönigStag in Deutsch, lland, in gewissen Gegenden das Hohe Neujahr genannt, ist ein großer Feiertag und wurde als solcher als passender Abschluß der Jubiläumsfeier erkannt. Es wird am 15. Januar die Cauonisation der neuen, im Consislorium bereit- verkündigten Heiligen statt, finden; die Jesuiten haben den großen Saal hinter der Loggia der PctcrSkirche, in welcher der Papst sonst urbi st orbi den Segen ertherlte, zu dieser ihren Orden verherrlichenden Feier vollständig restauriren lassen. Die Kosten einer solchen Heiligsprechung sind höchst bedeutend und ihre Tragung fällt dem Orden zu, welchem die neuen Heiligen angehören. — Die Romsahrtcn und Pilgrimziige, die Demonstrationen zu Ehren de- Papste- und der Kirche werden aber noch lange nachdauern, bis in das Frühjahr hinein. Für jetzt muß man daraus bedacht sein, die Kräste de- Papste- soviel wie möglich zu schonen. Es stellt sich nach Empsiagcn und Allocutionen eine körperlich- Ermattung ein, aber nur von kurzer Dauer, dann ist e» da- Nahe» einer neuen Pflicht, der Neiz oer Abwechselung, die de» Pipst zu neuen Anstrengnngen kräftigen Gestern ließ er sich i» einer Sänste hinab in die Petrr-kirche tragen, »in an der Eonsejsion St. Petri die Messe zu lesen — sür die italienische» Pil grime, wie e-hieß. Es war tn,--eine intime, in der großen italienischen Gemeinde vorgeheude Feierlichkeit, zu der sich aber doch etwa 20,000 Menichenzusainmengesunde» Hallen: dieselbe» la»te» D monstralione» im Gotte-Hause wie bei der große» Julnlaum-incsse. Es mag da- alS national betrachtet werde», außerhalb de- Val:eans wie der Peters- kirche ergiebt sich keine Gelegenheit, bei der da- Bock dem Papste seine Verehrung und Anhänglichkeit öffentlich zum Ausdruck bringe» kann; auch da- zugegeben, aber eine Verletzung religiöse» GesühleS bleibt c- sür den Fremde» bei alledem. Diese Messe ward sür die ita lienischen Pilgrime gelesen. Der Papst ging dabei zu Fuße durch die Kirche, und nach der Messe fand ein Frühstück statt. Die Etiquette de- römischen HofrS läßt n.cht zu, daß der Papst mit Anderen zusammen speist, er lebt nicht, wie e- in, alten Studenlenliede heißt, herrlich in der Welt, er giebt keine Gast- Mäkler, und wenn den Abgesandten fremder Fürsten nach dieser Richtung eine Aufmerksamkeit erwiesen werden soll, so fällt diese Pflicht dem Cardinal-Staalssecretair zu, wie denn auch Rampolla heute eia große- Diner gab. Vorgestern war er mit den Unler-Staatsjecretairc» bei Herrn v. Schlüzer zu Tische, der dem Grasen Brühl zu Ehren ein Diner gab, bei dem auch die Fürst bischöfe von Bre-lau, Prag, der Bischof von Straßburg zugegen waren. Der Papst führt das mäßigste uud, wenn mau will, eiu- sachste Leben. Auch bei diesem Riusresco, das ihm von den Capitel- hcrren von Et. Peler angebote» war, saß er au einer erhöhten Tafel für sich allein, an einer zweiten, tiejcr gestellten die Cardiuäle, an den Tasrl» läng- der Wände die Herren seines Hoses und de- Capitels von St. Peter. Es war in dem herrlichsten Speiiesaale, den man sich nur denken kann, in der an die Sakristei anstoßenden Aula Capitolare, einem von Marmor und Gold strotzenden Raume, mit den Bildern von Giotto. Was das Stoffliche anbelangt, so hielt sich da- in streng kanonische» Grenz--»: Chocolade, Milch, Kaffee, Gebäck, Sandwich-, Butter, Süßigkeiten uud römischer Landwein, Gcnzano (Marke Jacobiui) und Bordeaux. In einem anstoßenden Saale waren auch Tische sür die Herren und Damen des römische» Adels ausgestellt, soweit dieser dem päpstlichen Stuhle ergeben. Der Schluß de- Papstscstes gestern am Heiligen Dreiköniq-tage war eine Eröffnung — nämlich der Ausstellung von Gegenständen, welche dem Papste zu seinem Jubiläum verehrt worden sind. Man hatte im Ansange geglaubt, mit einigen Sälen de- VaticanS aus kommen zu können; aber allmälig wuchs die Zahl der Anmeldungen und Sendungen derart, daß man an die Errichtung eines eigenen Gebäude- zwischen den Museen denken nnißie, und schließlich reichte auch da- nicht mehr au-, so. daß man sich qenölhigt sah, das Museum Chiaramonte mit in de» Ausstellungsbereich zu nehmen. Noch gestern, als am Eröffnungstage, lagen 400 Kiste» unauS gepackt. Die meisten Gegenstände dienen kirchlichen Zwecken, doch habe ich bei flüchtigem Einblick etwa au hundert Sopha- kiffen gesehen. Die Zahl der Meßgewänder und Paramente ist säst unübersehbar. Sie werde» an auswärtige Missionen und arme Gemeinden verschenkt werden. Die V.-rtheiluug geschieht nach bestimmten Grundsätzen. Die Gesuche müsse» direct an den Papst gerichtet, aber von dem betreffenden Diüccsanbischos befürwortet werden. Etwa 20 Glocken sind auch all Geschenke eingeaange». Sie sollten sämmtlich in dem Moment läute», wo der Papst den Aus stellungsraum betreten würde. Aber die- geschah nicht, indem der Papst später kam, als man erwartet hatte, umgeben wieder von seinem Hose, de» Cardinälen, dem diplomatische» Eorps, dem römischen Adel. Er setzte sich aus einen in der Sülls ck'iumv-,-ur errichteten Thron und hörte die Anrede de- berühmtesten geistlichen Redner» Italien-, deS Cardinal- Schiasfino. Ich kann mich nicht erinnern, je ein schönere- Organ gehört zu haben, voll Schmelz. Weichheit, Kraft und jedes Ausdrucks fähig. Aber auch der Papst hält ihm. dem Redner, die Waage, weniger im Glanze der Stimme, die laut, tics, aber etwa- »rocken klingt, al- tu der Kunst der Rede, in der Schönheit und Gewandtheit de- An-drucks, in der Slhlistik. Da- Italienische des Papste- kann auch ein Neuling in der Sprache verstehe». Wie viele und wie lange Anreden bat der Papst in diesen Tage» gehalten und wie frisch klang noch die Stimme, wie kräftig war noch die Rede, kräftig auch im Geiste! Bei der Ceremouic schien er sehr gut gelaunt, es wurde eine neue Hymne an ihn iu Musik ausgesührt, dazu schlug er mit leiser Handbcwegung de» Takt. Aber schließlich wurde er doch etwas müde. Die italienische Ausstellung durchschritt er noch zu Fuß, dann aber ließ er sich in einer Sänfte »ragen, in seiner weißen Soutane, »uit dem weißen Mantel und dem rothcn Hute. Als er an die deutsche Ausstellung kam, wurde er von« Comilö derselbe» dem Fürsten Löwenstem und dessen Gemahlin, im Name» dcS Tamencomitös, von dem bayerischen Reichsrall.spräsidenten Frhrn von und zu Franckenstein, Herrn Cähensly aus Lmibvrg a. d Lahn und dem römischeu Buchhindler Splithöver, einem Westsale», begrüßt. Bei dem Comits befand sich auch Gras Brühl mit seinem Sohne, dem Garde» du Corps Rittmeister, die Beide unausgesetzt große Auszeichnungen von Seiten de- römischen Hose- genießen Tie Geschenke der Souveraine sind in einem besondere» Saale an gelegt und unter diesen glänzt die Mitra von unserem Kaiser obenan Sie ist nebst der Tiara der Stadt Paris daS schönste Geschenk. In der deutschen Ausstellung erregt die höchste Bewunderung ein Altar aus der Tiöcese RegenSburg, über und über in Gobelinstickerei an geführt, und eine Nachbildung der Straßburger Münsteruhr, die eben auShob, al- der Papst die An-stellung betrat. Interessant ist ein Album in einem Schrein, welches in künstlerischer Darstellung aus 500 Pergamenlblätler» die Organisation der katholische» Vereine Deutschlands repräsenlirt; auf dem Schrei» befindet sich ein ver goldete-, emaillirte- Pult de- Kölner Goldschmiede- Hetmerling, welches die Haudhabuug dieser Blätter erleichtert. Nun ich hier am Ende meiner Relation über da- Pabsljnbiläum angekommen bin. muß ich bei einem Rückblicke aus DaS, was ich gelelien, beobachtet, gelesen uud gehört habe, nur sagen, daß es eine Blindheit wäre, den großen poetischen Effect leugne» zu wollen, den die römische Curie durch die Organisation dieses Festes vielleicht weniger den Italienern, alS den Angehörigen anderer Völkergrupven, Engländern und Anierikanern gegenüber erzielt hat, die nach Rom geleitet wurde», um hier die Größe und Macht der römischen Üirctie inne zu werde». Während aber Leo Xlll drüben in St. Peter die Huldigungen der katholischen Well empfing, fuhr das politische, osficielle Italien »ach dein Qnirinal, um dem Könige und der Königin seine Reverenz zu erweisen; dem Schlußsest i»r Vatican folgt inorgen im Pantheon die feierliche Todtenmesse sür Victor Emanucl — hübe» und drüben, welche wunderbaren Gegeu- ätzel Und doch dürste es vielleicht gar nicht z» schwer halte», LaS einigende Moment sür dieselben zu finde». * Nom, 10. Januar. Der Papst empsuig heute in Gegenwart von sechs englischen Bischöfen 450 englische Wallfahrer. Ter Herzog von Norsolk überreichte eine Adresse, in deren Beaulworlnng der Papst über die gegen wärtige Lage der katholischen Kirche in England und deren wachsendes Gedeihen sprach. vermischtes. ----Berlin. 10. Januar. Die Besserung in dem Be finde» deS Kaisers ist heute in erfreulicher Weise fort geschritten. Se. Majestät hatte außer durch den Schnupfen und dessen begleitence katarrhalische Beschwerden, Husten und Heiserkeit, auch durch heftige Blasenschmerzen zu leiden. Aber ein zweitägige- Verwesten in» B >t bat diese llnler- leidSbcschwerden beseitigt. Die vorige Nacht hat der Kaiser auch im Ganze» gut geschlafen. Mit Sicherheit ist »nnmehr anzunchmcn, daß der Kaiser noch im Lause dieser Woche wieder völlig hcrgestcllt sein wird. ---- Oberammergau. 6. Januar. Vor wenigen Tagen starb hier im Aller von 72 Jahren der ehemalige Zeichnen lehrer und Bildschnitzer Tobias Flunger, der in de» PassionS spielen im Jahre 1850 der Darsteller der EhristnSrolle, l870 und l87l der Junger Matthäus war und in den plastischen Vorstellungen als MoscS allgemeinen Beifall erregte — Der Reischerverein zur Erbauung einer Prole stationSkirche in Speyer wird in spätestens drei Jahren zur Ausführung seines Unternehmens schreiten können. Estischließ lich eines VennächliusseS von 200,000 E, welches vor längerer Zeit Eommerzienralh Hetze! i» Neustadl an der Hardt zu diesem Zwecke bestimmte, beträgt daS Vermögen dcS Vereins 605,253 -E und ist im Jahre 1887 um 27,282 .6 gewachsen. Mit dem Ban der Kirche soll nicht eher begonnen werden, bis die Bausumme von 700,000 beisammen ist. Man beabsichtigt zur Förderung der Sache an verschiedenen Orlen Ausschüsse zu bilden. ---Brussel, 9. Januar. Die Antwcrpener künst lerischen Kreise haben zu gleicher Zeit zwei herbe Verluste beklage». Der ausgezeichnete Knnstschriststeller Herr Adolphe Sivet ist. 70 Jahre alt. gestorben. Er hat daS »Journal deS Bcaux ArtS" begründet, dasselbe b>S zu seinem Tode geleitet und viele Schrijtcn über Kunstgegenstände veröffentlicht. Sein bedeutendstes Werk ist daS historische Wörterbuch der Maler aller Schulen. Der Proscssor an dcr Antwcrpener Akademie DjYckinanS, ein tüchtiger Maler, ist vorgestern gestorben. --- lieber de.S Dreikönigskuchen fest im Drury La ne Theater wird der „Kölnischen Zeitung" auS London, 7. Januar, geschrieben: Es ist halb zwöls Uhr Nachts. Der Vorhang fällt soeben nach Schluß der Weihnacht-Pantomime vom gestiefelten Kater im Drury Lane Theater; aber wie sich die Zuschauer verlausen und die Wagen vor dem Säulenporlal sortrollc», rückt ein zweites Publicum Hera», hüpst leichtfüßig au- den Gefährten und tänzelt die Stiegen hinan in- Foyer, und wer sich aus Physiognomie» versteht, findet bald heraus, daß, wenn die ehrbaren Philister ausgezogen sind, dasür da- ebenso lnchilebige wie untadelig gekleidete Volk dcr Schauspieler und Schausp-elerinne» als »littcrnüchtticke Gäste eingezogen ist. Und aus der Bühne und im Znschauerraum erhebt sich ei» Klopsen und Ränmeii und Schieben; die Heinz lmännchcn de-Allcrwelttieseraiitcn Whitclcy sind a» der Arbeit, heben die Sitze, ebnen den Bode», baue» drei stöckige Gerüste bis zur Spitze deS Bühnenhintergrundes und vcrtheilen lange Tischrcihe». Chattipagnerbalaillone kommen angewackclt, stellen sich reihenweise ans und schauen vergnügt aus die Fülle der Speisen, die sich untcc ihrem Schutze wie von selbst entwickelt, die Hummer Mayonnaise, die Austcr>ipnstet,-»,die Geflüqrlkugcl». die Fasandröschen die Gclö -, der Hiinbccrrahi»!chaum, die Berge vonFrüchicn und Süßig keitcn, alles unter den Strahlen stetig wechselnder Lrchlsarbcn, die von beiden Seiten des Bnhiieiiraiides auSgche». Und als dann »och rcchiS die Leibqardistcncapelle in rothen Uniformen Platz genommen hebt sich dcr Vorhang über der schimmernden Ba.-.ketteinrichlung und ein Bcijallgekiatsch von Hunderten schön gepuderter Händchen, und vor die Rampe tritt der Schauipieler Fernande;, Werst aus einen mächtige» Kuchen, der im Vordergründe dcr Bühne prangt, und hält eine Rede aus Baddelcy. Wer ist Baddelcy? Ich las den Namen aus niciuer Einladung: „Dreiköiiigsempsang bei Augustus Harr,-. Auschncidrn des Baddeley-Kuckeus"; fragte neugierig meinen Zuust- genossen von der „St. James' Gazette" nach Name» und Act diese- dunkel» Zeitgenossen und erhielt folgende Auskunft: Robert Baddelcy war ein Schlaumeier, der n»t 100 LstrI. das erreichie, was andere mit Tausenden vergeblich erstrebten, nämlich sich ei» dauerndes An gedenken bei der Londoner Schauspielerwelt z» schassen und ewige Reclame sür sich zu machen. Als er 1,794 gestorben, fand sich in seinem Testamente das Verniächrniß von 100 Lstrl. dreiprvccntiger Bankaclien, deren Zinsen alljährlich an, Dreikönigsabcud zur Be. wrrlhung des Schauspiclcrpersonals in, Garderobczimmer mit Kuchen und Punsch verausgabt werden sollen. Er selbst schwang übrigens den Bratenwender und die Wichsbürste, ehe er die Bühne betrat. Lange Zeit war er Koch bei Lord North und Samuel Foote; der Sprung auS der Küche aus daS Theater schien ihm zu gewagt, und so verdang rr sich als Leibdiener bei einem Heren, der eine Reise ins Ausland beabsichtigte. Drei Jahre lang blieb er abwesend von England, in der stille» Hoffnung, daß die Zeit daS Andenken an ciiie Küchenvergangcnheil verwischen werde; aber vergebens. Die Kritik eriinierte sich seiner einstigen Besibäsiigung mit stetiger Vor- lrebe, wenn sic auch anderseits nicht verkannte, daß er sich aus seinen Reisen eine vertraute Kenutiiiß mit der Darstellung von Franzosen und Juden erworben. I» der That war der Jude „MoseS" in Sheridan- Lästerschule seine beste Leistung. Sein Veunächtnrß. mochte eS nun wohlwollend oder rachmchtig genannt sein, ward jedenfalls beeeinvilligst entgegengenommc». Achzig Jahre lang ward yinc Ge- Wildheit Dreikünigsabend ausgebracht; aber da sich für die 3 Lstrl. Anisen lucht allzu viel Kuchen und Punsch lause» läßt, blieb die Feier durchweg aus das Personal de- Drury Lane Theaters beschränkt, bis vor einige» Jahren die Zügel der theatralische» Regierung aus den prachtlikheiiden Direclor Augustus Harris übergingen. Harris machte den Baddclcy-Kuche» zum Vorwand. i»n den gcsammten Schauspieler- wird Londons niilsammt seinen persönlichen Freuden zu cmein Riese»- soupcr und Ball emzuladcn. Und so bemerlie man vorgestern unler den Laieiivcrehrer» dcr Schauspielkunst den Mnharadjah von Kutsch, Behar, den Prinzen Victor Dhulip Smgh, die LordS Londcsborough, Tarbut, Wallscourt, Hay. Maudevrlle, den General Münian, den Admiral Inglesield, den Minister Rnchie, den Arzt des Krouprinze» 2>r Morcll Mackenzie und viele andere, die. wie gesagt, von Baddelcy so viel wußten wie von« Manu IM Monde. Der Schau spieler Fcriiaiidez hielt also eine geschickte Rede ans de» Schlaumeier, der dem Feste den Name» gab; August»-- Harris lud die Gäste ei», vom Kuchen zu kosten, und letztere stiegen daraus daS dreistöckige Gerüst hinan, speisten und zechten bis 2 Uhr und tanzten aus Bühne und Zuschauerrauni, bis gegen 4 Uhr die Gardisten mit dem üblichen Ouck 8avo tüe tjueon den Kehraus anstimmte». Mancher ernste Kritiker uud Journalist ergab sich dabei den Augen einer Schauspielerin, deren Talent er bis dahin aus der Nähe nicht würdige» konnte, so groß ist dcr Segen des persönlichen Verkehrs im Tanzanschlusse. --- San Nemo, 10. Januar. DaS Befinden dcS dentscheu Kronprinzen ist heute noch günstiger als bisher; er sühll den HalS beträchtlich sreier. Daß rin schweizerischer Arzt, Schnull, hier cingetrcssen sei und ein neues Heilverfahren vorgclegt habe, ist gänzlich unhegründck. --- Die Bevölkerung Jerusalem-, welche sich bei dem dichtgedrängten Bcisammenwohnc» der Familien und dein bedeuten teil Zn- und Abzug gewisser BcvölkerungStheilc nur schwer festst Uen läßt, beträgt ungefähr 31,000 Köpfe, davon nngesähr 9000 Mvhamedancr, 18,000 Inden und höchstens 000 Christen. Die Juden geben allerdings ihre Zabl höher an mit 28, ja 30,000, aber mit Unrecht In großer Mannig- saltigkeit sind die christlichen Bekenntnisse vertreten: daS evan gelische mit einer deutschen, daS rcsormirte mit einer englischen Kirche; dir lateinische» (römische») Christen mit einem Patriarchen, vier Kirchen und Klöstern dcr Franziskaner »nv Jesuiten und einein Gctbsemanc-Garten; die griechisch-katho lische Kirche mit einem Patriarchen und mehreren Bischöfen in zwei Richtungen, der national-griechischen und der russischen, mit drei Kirchen uud einem Garten Gethsemane; die arme nischen Christen mit zwei Kirche», einem großen Kloster und einem Garten Gethsemane; die koptischen Christen mit einem Patriarchen, der nur in Festzeiten da wohnt, und einen» Bischof, einer Kirche und einem Kloster; die griechisch-unirten Christen mit einem Bischof und einem Kloster; die syrischen Christen mit einem Bischof, einer Kirche und einem Kloster. Alle diese Kirche», mit Ausnahme rer evangelische», haben gemeinsamen Anthcil an dcr Kirche de- heiligen Grabes. Daneben giebt cS in Jerusalem noch eine ganze Anzahl christ licher Seelen, z. B. der dculschc Tcmpcl, die Amciillc», die Acventisten, sogar dir Mormonen haben in lctzlcr Zeit an- gesangcn, in Palästina und Syrien Anhänger zu werden. Landwirthscbaftlicbes. Washington. 7- Januar. Laatcnstand. Die von dem landwirlyschnsttichen Departement ansgearbeilctcn Schätzungen des mit Mais, Weizen und Haser bestellte» Areals und der Production ergeben, daß daS mit Mais bebaute Areal 72,000,000 Morgen und die Production l.456,000.000 Bush-Is umsaßic; in» Weizen ist ein Areal von 37,400,000 Morgen bestellt; dcr Ertrag betrug 456 Mrll. Bushels. Berichte über das Wiulerwcizcnarcal lassen erichen. daß ein durchschnittlicher Rückgang von 1—2 Proc. vorhanden ist, wäll- rend der Turchichnillsstand 95 ist. Dcr Stand des WiiitcrroggcnS stimmt genau mit dem von Weizen überein. 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