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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 21.01.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-01-21
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188801216
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18880121
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18880121
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1888
- Monat1888-01
- Tag1888-01-21
- Monat1888-01
- Jahr1888
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 21.01.1888
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Eksch-r«t täglich früh 6'/, Uhr. Aet«tis« »>ß Lrprditi«, gahmrue^asse 8. SPNch-m»te« -rr Nt8«cN«>: Vormittag 10-12 Uhr. Nachmittag« S—8 Uhr. »Oe tt> Wwzsti ea>»el««»ter Di--vice»» »E Ich »u «ch,cch,a «ch» »««»»chch. 2a de» FMltlt» stk Ia^-Lmatz«: Vttch >1«»». N»i»> >Iil«I«H»ah> 1. «achartmchr. » pari. ». Köuig^latz 7» HW '/^ «»». KiMM Anzeiger. Organ fir Politik, Localgeschichte, Handels- und Geschäftsverkehr. A b onnement-prei» vierieljähritch 4'/- Mk, iucl. Briuaerlvdn 5 MI., durch dir Post bczogen K Mt. Jede einzelne Kummer SO PI Vrlegerrmplar IO Pi. Gebühren tür Trtrabeilage» lia Tageblatt F»>m,tt ge'aljti ahne PestbCikrdenrng 6V MI- mit Postbesörderung 70 Mt. Inlerate Sgespaltme Petitzsile -0 Pf. Größere Schriste» laui uw. Pruirverzeichiriß. Ladestariicher ». gifiern'atz nach Höhen» Law. Kerlamen »attr dem Redaeti onSstrich die «gespalt. 8e,le bOPs.,vor denFa milien nachrichte» dir Kgespaltrne Zeile 40 Ps. Juseratr sind stet« an die Erprlitt»» z» sende,. — Rabatt wird »ich, grgede». Zahlung prm»onm«ran,io oder d»rch Past- uachnabme. ^sri. Tonnabe»- den 21. Januar 1888. 82. Jahrgamz Zur -estlllgen Veachtimg. Unsere EKchitio» ist «»rgen Sonntag, den SL. Iannae, Bormittag- anr bi- ^ Uhr geiMer. Lxpe«Urivu S« Lelprlrsr 1'»g«d1»tt«8. «mtltcher Theil. Hch«it>«chw^ VN Mitglieder de« Na Ihr« and der Stadtverordnete« werden zu einer »-» d». ls». Mts., «ko,»« »7 Uhr im Sitznitgsfaale der Stadtverordneten brhuf« der Wadi der talbdiifchen Srmeinvedertrrter für den katholischen Schul- au«sch»v ahjchhaltenven gemeinschaftlichen Sitzung hierdurch ^ipzig, den 14. Scmuar 18SS. Der R«th tzrrGt«dt NetpitO. He» vr. Georgs. nitschel. belet-t Sei Pli». -Mische Sparcaffe <0eethp«tere unter giinstige« Bedingungen. ^ den t«. üannar 1858. Dt- Spar-rrfs-n-D-Ptttatio». Vttumtlmchmk Wir dringen hirrdurch znr vssenttichen Kenutnitz. daß in em Pserdestalle de« Fuhrwerköbesitzer« Otto O«kar Schlag irr. Brandvorwerkstraße 45. unter dessen Pferden die -kotz. 'rchurhett aavaedrochr« ist. Lnpiig, aN> 3am»ar 1588. Der N«th der «t»»t L-t«t- Or. lSeorgi. vr. Kretzschwar, Rfr. VIU VkllkMniNklchMis. Wir brivgm hierdurch zur allgemeinen Aenntniß. daß wir der auf dem südlichen Ve«ammg»plcm die Bezeichnung L» Straße sÜhrenorn Straße, welche den uenen Schlachthos westlich be grenzt» den Namen .^Altenburger Straße", und der Straßes, welche von der ersterrn ab nach Westen und zwischen der Stein» unv Scharnhorfistraße sich hinzirht, den Ramea „Hardenberg-Straße" beigelegt haben Leipzig, den 17. Januar 1888. Id L- Der Rath der Stabt Leipzig. 11r. Georgl. Lobse. Vekanülmchimg. Am 18. Januar d. I. verstarb unser Armenpfleger Herr Karl Antoa AalS, Kohlenhändler. Unser Armenweseu verlier, in ihm einen Mann, welcher treu feine« Amte« gewartet hat. Wir verfehlen nickt, »em nun verewigten unseren Dank in da« Jenseits nackzurusen für seine treue Mithilfe an dem nn« gemeinsamen Werk«. Leipzig, den IS. Januar >888. Da» Armrnblreetoria«. ik. 8. 88. Luvwig-Wols. Artu«. Gesucht wich der am 28. Aust 1849 zu Tilsit geborene Schneider geselle Julia» Sbaard Gustav Lauge, welcher zur Fürsorge für seine Familie anzuhalleu ist. Leipzig, am 17. Januar 1888. Der Rath her Gtaht L-tpzt«. <A»«e»a«t.) ch 8 II. 182 Ludwig-Wolf. Poppe. StVer-kka««tr — Irlpjlg. Wchut«,. de» »».»«.. Nachmittag, » »tzr. »ffeuttiche »l«»ar Atzung i« Ka»»»rt«e»«e. ragchurdn»',: verlcht de« F.nan^AaRchuffe« «der di, Jahre« rechuong sie 1887 und den Houshastpim, für 1888. Leipzig, dca SO. Jauuar 1888. >. A. Dehler» vors. Herzog, 8. Vttmnlmchaq. Bo» der «emeiude Lmdeaau soll sofort rin vauaust^er ml» eine« BnsaagSgehalt« voa 1900 ^ naschlirßllch «etleidua^geld onzeftellt werden. Geeignete, thunlichst praktisch ersatzrem Vaugewerkrn. welche sich um diese, Amt bewerbe, wollen» «erde» aus,«fordert, Gesuch, »ebst Znchuiffe» bi« zu« 28 Aanuar » K. bei an« eiuzurelchea. Li»d«>a», am >0. Zpuuar 1888. Le- »rmetnheoNath. Qurck. «v. voa der Gemeinde Lmdenau soll sosor» eia 8lrahe»»1-ter mst «tue« AnsangS-ehalt» von 840 ^ incl. Bckleidaugsgeld an- geftelli werden. I« Straßen- ond Schlrußenban lüchlige »id erfahrene vewerber, wttche sich um diese, Stint bewerte» wollt«, werde» ausgesordert, Gesuche »ebst Zeugniffen bi« »«» LL. -auvir h. -. del »»« eiuzureichen til' llldivli» um U). Januar 1888 Ler «emeiuve-Nith. Qu eck. G-v^ Bekr»itt«gcha«g. Oh tzleß» «ailwk,5<rw,nds-»,,, s,u „ Falge Adle»«»« de« früh,,» Inhaber« airf Mr Zett voa >0 Jahre», vom 1. lltztt >sd.J«. werde» «ns Verlange» die übrigen« z»r Gttflcht«» " «,ll,ae»dra Hachibedtng»»««» gegen Er d«ch di, P»st ü ^r ^ ^ ^ helirlch, vrgrmstr. Nichtamtlicher Theil. Die Steümi- -er Pole» zur -e-nmärttgen Arißs. Ein Moment, da« bisher nicht die entsprechende Beachtung gefunden dat. ist die Rolle, welche den Polen in einem Kriege iwischen Rußland und Oesterreich-Ungarn rufallen würde. Die au» Lemberg towmeuvr Nachricht, daß Gras Wielopol-ki daselbst sich aufgrhalten habe, »m mit dem dortigen Adel einen Gedankenaustausch über etwaige gemeinsame Schritte der Polen zu pstrgen, lenkt di« Aulmerksamkeit aus diese« Punrt, gleichviel, ob die Nachricht abgelengnet wird, wa« sehr wahrscheinlich ist, oder nicht. Wirlopolski soll Überall den Bescheid erhalten baden, daß die galizischen Polen unter den gegenwärtigen Verhältnissen an dem Audbrnch eine« Kriege« kein Interne haben und daher ihre Mitwirkung bei vorbereitenden geheimen Schritten ihrer Landsleute außerhalb Oesterreich« versagen müßten. Im Zusammenhang mit dieser Nachricht steht di« Haltung der polnische» Blätter Galizien«, welche eine starke Adneignng gegen «Ur abenteuerlichen Schritte zur Schau tragen und die Polen ermahnen, in der gegen wärtige» kriiischen Lage kalte« Blut zu bewahren. AIS Srnnv Vieser Mahnung«» mir» angegeben, daß in Warschau ge- druckte, mit polnischen uad österreichischen Wappen versehene Ausrufe verbreitet werden, in welchen bw Polen ansgesordert werden, fick im Krieq-salle gegen Rußland ;u erheben. Wenn die Polen Galizien« aus dielen Kkder andissen, dann wäre allerdings die Gefahr de« Krieae, sehr dirl näher gerückt, und die leitenden polnischen Blätter dieser vster» rcichischen Provinz tbun sehr wohl daran, ibre Landsleute vor unbedachten Schritten zu warnen. Eine Ausnahme von den polnischen Blättern Galizien« in dieser Beziehung macht d>« derhältnißmäßia unbekannte.Reform»" in Krakau, weiche die gegeumäriige Verwickelung als eine Folge der Tbriiung Polen» erklärt. Da« Ziel eine« österreichisch-russischen Kriege« muß nach der Ansicht der „Reform»" die Zurückdrüiigung Rußland« bi« dinier den Dniepr sein, um dasselbe von Europa adzugrenzen und seiner Eigenschaft al« europäischer Macht zu entkleiden. E« ist nicht zu verkennen, daß seil einiger Zeit eine er- böbte Regsamkeit de» nationalen Lebens der Polrn zu beobachten kst. Anzeichen davon sind auch letzthin in den polnischen LandeSlhkilen de, Königreich« Preußen dcrvor- getreten und in diesem Sinne verdient di« neulicbe Kundgebung beim Erzbischof Dinvrr volle Beachtung. Auch bei diesem Anlaß trat da« Streben der Abordnung hervor, da« rbe> malige Königreich Polen nock heule al« rin zusamm-ngebö rige« Ganze» in die Erscheinung treten zu lasten. Die Polen, welche beim Erzbischof Dinder ihre Beschwerden wegen Be- seilignng der polnischen Sprache an« de» Volksschule» der polnischen LandcSlbcile Preußen« vorbrachtei,, sührlcn sich durch ihren Sprecher Iackowski ausdrücklich als die Vertreter Gioßpoirn« ein. da« von jeher in dem Erzbischof von Posen Guesen seinen Vater, da» beißt sein naliouaie« Oberhaupt, erblickt habe. Die Kundgebung batte offenbar eine größere Tragweite, al« sie nach dem a»?gesproche»ei> Zweck zu baden schien, sie war zugleich rin Camnielruf, der aus Widerhall in Warschau unv Lemberg berechnet war unv diesen auch gewiß gesunden hat. E« ist bekannt, daß die Polen Galizien« mit ihrem Loose znssiedruer sind al« ihre LantSIcute in Russisch- und Preußiich.Polen und daß sie auch alle Ursache dazu habe», weil ihnen nationale Befugnisse eingeräumt sind, welche ihnen nn Sondertasein innerhalb der österreichischen Staats- gemeinfchasl gewährleisten. Da« macht sie unempfind licher gegen die nationalen Beklemmungen ihrer Stamme« genossen i» Rußland unv Preußen. Die staatliche Organ, satio» Preußens läßt ein solche« Sondervasein aus die Dauer nicht zu. und deshalb hat die preußische Regierung mit Rück sicht aus die während de« Eolkurkanipse» gemachten Erfah rungen die Nothwendigkeit erkannt, die Germanisirnna der polnischen LandeStlieile energisch durchzusiibren. Die Frucht der bisherigen Politik de« Grwäbrenlasten» hat Zustände gezeitigt, welche da« ColonisatibnSgesetz und eine Reihe anderer Maßregeln hervorgerufen haben, und wenn ietzt dl« Aus schließung der polnischen Sprache al» Unterrichl«grgenstand der Volksschule lebdasten Widerspruch der Polrn hervorruft, so ist da« nur ein Zeugniß für die Nolbwendigkeit der Maß regel. Preußen kann in seinem Gtaat-verbande nicht Be strebungen dulden, »reiche aus die Wiederherstellung de« Köniareich« Polen berechnet sind, die preußischen Slaatvbllrger polnischer Nationalität sind ebenso gnt deutsche ReicLSbürger wie die Wende» im Spreewalde und in anderen Theiien Deutschlands, die polnische» Soldaten habe» rühmlichen An- tbeii an den Schlackten genommen, durch welche die denlsche Einheit erkämpst worden ist. sie baden volle Gemeinschaft an allen Reckten und Pflichte» der deutschen Neich«bürgrr, und deshalb müssen sie aus Hoffnungen Verzicht leisten, deren Erfüllung nur die Auslösung de» deutschen Reiche« bringen könnte. In Russisch-Polen ist jüngst eine nihilistische Verschwörung entdeckt »nv ihr Au-bruch rechtzeitig verhindert worden. Der Nihilismus ist keine polnische Eigenthümlichkeit. er erstreckt seine Wirksamkeit bi« zu den donischen Kosacken, und sein« Vertreter sind ebenso in Odessa und Ebarkom, wie in Kiew und Warschau zu finden, aber revolntionaire Kiindgebunaen sind im Königreich Polen besonder» gesährlich, weil diese« Ge- biet die Grenze bildet gegen da« verhaßte Deutschland und Oesterreich. Die große Aufmerksamkeit. welche die russische Heeresleitung dem Königreich Pole» in militairiscber Beziehung widmet, ist nicht allein verurjacht durch Gründe der auswär tigen Politik, sondern sie ist auch dictirt durch die Gefahren, welche kle polnisch-nationalen Bestrebungen dem russischen Reiche bringen. Die Nolbwendigkeit, Polrn militairisch in Schach zu halten, ist auch nach Niederwerfung de« letzten pcl- nischen Aufstande» im Jahre 1883 noch nicht beseitigt, da« Königreich Polen gilt auch heute noch für Rußland al« ein erst halberoberte« Gebiet, welchem durch die erprobtesten Gkitrrale stet« dir Gewalt in schroffster Form gegenwärtig zu batten ist. fall« Neigung »urhauden sein sollte, sich dagegen an zulrbnrn. Ein Krieg Rußland« gegen Oesterreich-Ungarn und dessen Verbündete würde zugleich eine Prob« ans die Wirksamkeit der Russificirnngsdestrevunqen i» Königreich Pole« sein. Die Polen würden diesen Krieg al« den Ruf zur Wiederaosrichtung ihre« verlorenen staatlichen Dasttn« betrachte, und di« Besiegung Rußland« «ßrd« zugleich »W «, Steg de« PRenthum« ge feiert werde». E» ist klar, daß Rußland den Polen, welche n» Grenzlande wohne«, nicht die Entscheidung in dem Kriege überlassen würde, unv desbalb ist e« schon jetzt bemüht, nach soten national-russisch« Truppen au« de», Innern Rußland« u werfen und sogar den bewährten kaukasischen Regimentern bre Garnisonen an der Westgrenze anzuweisen, aber die Be- rölkerung de« Königreich« Polen bleibt polnisch, unv fl« würde diesen ihren Ebaraktrr im Kriege sicherlich zum Schaden Ruß land» an den Tag legen. Ein volle« Iahrbundert hat noch nickt hingereicht, die polnische Frage zu lösen; drei blutige Aufstände liegen bereit» hinter un«, und e» scheint» daß e« auch noch eine« vierten bedürfen wird, um die Entnationaii- riulig ond die volle Lerschmeizung der Polen mit den Staaten, welchen sie jetzt einverleibt sind, zu vollenden. Für Rußland ist dir Polenjrage am ernstesten und da« ist vielleicht uickt der letzte Grund, weicher die russische Regierung vor de« Wagniß eine« Kriege« zurückschenen läßt. * Leipzig. 81. Januar 1888. * Zum Sckutzr der Fischerei in der Nordsee ist ln diesem Jahre, wir schon erwähnt, die Krcuzercorvette „Victoria" bestimmt. Die mehrfachen Verstöße, welche sich englisch« Fischer» abrzeuge in den letzten Jahren gegen die Bestimmungen der utrruationale» Convention haben za Schulden kommen taffen, ind vielleicht, wie au» Wilhelm« Häven geschrieben wird, entscheidend für di« Wahl eine« größeren Respecl einflvßenden Schiffe« gewesen, welche« durch sein bloße« Erscheinen auf den FischgrÜnden schon zur Befolgung der Vorschriften feiten« der Fischersahrzeuge zwingen wird. Jedenfalls wird Deutschland aber von allen Nationen in der Corvette .Victoria" da« größte Schiff zum Schutze der Nordseefischere» stellen. Die .Victoria" ist, wie da« verschollene Schwcsterschiff.Augnsta", ranzösischen Ursprung« unv wurde, ursprünglich für die nord» amerikanische Regierung bestimmt, im Iabre >884 während de« deutsch-dänischen Kriege« von der preußischen Regierung ia Bordeaux angrkaust. Als aclive« Kriegsschiff kann die .Victoria" zwar keine Verwendung »lehr finden, ist aber dennoch, soweit e« sich mit dem Alter de» Schiffe« verein baren ließ, aus der Höbe geüallen worden und kan» noch lange Jahre seinen Zweck erfüllen. Da« Deplacement der ..Victoria" beträgt 1825 T>, die Ma'chiiienstärke t30v Pferde- kräste, die Teschützzodi tv »nb der BesatzungSetat 235 Mann. Gleichzeitig wird »>it drr Invirnftsteiiung dieser Corvette der praktische Zweck verfolgt, daß ein Tbeil de« Maschinen personal« An« AuSbilcung an Bord derselben erfährt. * Die ifdiammte „Krrisinn«"-Presse" ist bekanntlich entrüstet" über die in der Novelle zu dem Gesetz gegen die geinrrirgkfähriicben Bestrebnnacn der Socialdemokratie ge» machlcn Vorschläge. Charaklcristlsch für diese Entrüstung ist, daß die „freisinnigen" Kreise selbst ganz ander« über ähnliche Vorschläge bachlen. al« solche während de« Culturkompsc« al« Abwchrniiltcl auslaucbten. E», gewiß gut fortschrittlicher Geschichtsschreiber, der jetzige „freisinnige" Reichstags-Ab geordnete für Bremen. Proseffor Konstantin Butte, schreibt nämlich im 4. Bande seiner Geschichte der neuesten Zeit. Seite 40. Folgendes: „Schus die Einstihriinq der EivIIche einen Ersah für die vieler Orlen mangelnde Ibrtigkeit katholischer Geistlicher, so schien es aber weiter auch nSlhiq, den »ichi anerlaiinle», ungesetzlich er nannten oder vom Siaate obqeietzicn Biichöscn und Priestern wirksamer al« bi-h-r eataegenzuireien. Da« mildeste dazu aus- lcichciive Mittel war die Enlseriiuug derselbe» au« lbre» Diöcejen bezw Gemeinden, dieJiiternirnng an besinnnttenOrten und schlimmstenlaü« die Ausweisung au« dem Bundesgebiete. Die letztere wurde ia dem Gesetze, welche« der Biinvesralh aui Antrag Preußens dem Riichsiagc vorleglr, in der Wege herbeigesührt, daß eia Geistlicher, welcher den ihm angewiesenen Ausenihaltsorl verlasse, der ElacttS- angebörigkell verlustig gehen sollte, wodurch die LanbcSreglerung da, Recht erhielt, ihn als einen Ausländer »uszuweisea. Gewiß batte Peier Reichkusverger nichi gan» unrecht, wenn er meinte, diese Vor. läge würde noch vor wenigen Jahren jeden echten Liberale» zorn- rolb gemacht haben, die Karlsbader Beschistsse seien tm Vergleich mit diesem Gesetze Zwergenarbeit gewesen. Allein man konnte ihm erwidern, daß eS kein anderes Mittel gebe, die Staatsordnung aus- recht zu erhalte», nnd dost ichars geschnittene Wunden leichter beiten würden als die mit stumpfen Instrumenten beiftkbrachtku. Selbst aus dem Schooße der Foltschriltspariei wurde der Gesetzenlwni warm «ntrrstiitzt und endlich am 25. April 1874 mit 214 gegen 10t Stimmen angenommen." * Nach einer Meldung der .LandeSzeitirng" au» Straß bürg haben im Laufe der letzten Tage an verschiedenen Orten im Elsaß Haussuchungen stattgefunden. Im Zu sammenhange damit steht die VerkastunH de« Hilf« schreibcrs Dietz vom technischen EiseiibahiibetriebSburean in Slraßdurg. sowie der Ehefrau desselben, ferner de- Sohne« de« BroiiereibrsitzerS Wagner in Mutzig wegen Verdacht« de« Lanbesverralh«. Die .Straßburger Post" ersah»t noch, daß Dietz, der Vater von neun Kindern ist, rin Geständnis abgelegt bat. Er soll die im Bereich der elsaß-lolhringilchen Babnen für den Fall einer Mobilmachung getroffenen Maß regeln. wie Militairsahrpläne n. s. w.. gegen Geldcntschävigung an Frankreich verrathrn haben. — Zur Sacke melvrt da» Wolsssche Bureau: * Straßburg i. E, 19. Januar. Gestern Abend 8'/, Uhr wurde derIiistrnmenienniachi-rKarl Sire!ßgliih aus dem hiesigen Bahnhöfe bei der Rückkehr aus ici»»r Grsltiäfissiliale in Nancy ver döstet. Der „Straßburger Post" zuiolge ist rbensnlls gestern Abend der hiesige Brrttelcr der srouzosischrn Oittohu, Speckel, in Driiijch- Avrironit aus der Reise nach Pari» i» Hast genonimen nnd hierher znrückgrbrach» worden. Be>d« Verballungen sollen mil der Unter- iuchunq gegen den HilsSschreiber Dietz wegrn Landrsvrrrath« in Verbindung stehen. * Straß barg s. E., IS. Januar. Di« Meldung, daß der hiesige Verirrter der französischen Lstbohn, Speckel, verdasir« worden sei, ist mirichtig. Die .Allgemeine Zeitung" berichtet: * Stroßbnrg, 18. Januar. Nachdem schon seit mehreren Tagen hier, in Mutzig, Riedseltz n. s. w. Hausinchnagrn durch die Stoatsanwoltschait vorgenommen worden waren, rrsolqir die Verhaftung des iiiienbabndiätars Dictz und der Fra» desselben dahier und eines gewiffcn Wagner von Mutzig, Sohn eines dortigen Bierbrauer,. Dietz soll im Verbaw» sieden, die Bahnreqlrments sür die Mobilmnchnug, M lilairsohtteupläne ». s. « an Frankreich au-geliesert za baden. Das Gerücht, boß Dietz berrstt gestanden babe, ist verfrüht. Dietz nnd d-isen Frau sind in Bayern be- heimathet. Gegner ist verdöchl-g. sür Frankreich bestimmt« Bericht» über die Grenze brsördrrt zu haben. Man erwartet weite«« Brr hastungrn. « * » * Der rzrchiscki gesinnte Feudaladel Böhmen« ii verstimmt Auch er hat die Dankbarkeit de« czeckischen Volke, zu kosten bekommen. Wie stände e« denn heut« »m d>, ganz« czechvs!,«,sch« Herrlichkeit. Hütte der F»nd«l«»e1. deffen Ver bindungen bi« zur Krone reichen, sie nicht sorgfältig groß- ezogen? Aber da« czechische Kind Ist erstarkt und ballt die fände gegen seine Ernährer. Man batte dem Großgrund- iesiy in Böhmen ursprünglich eine Kode politische Partei- iellunq zugedackt. Er sollte ein Mittelglied zwischen Deulscheii und Ezechen werden. Seit er sich aber gänzlich aus die czechische Seile geschlagen hat, vrrlangi das czechische Volk von ibm in jedem Falle als Pflicht, wa« e« selbst sür seine Zukunsirpläiie al« »olbwendig erachtet. Al» dieser Tage im döbmischen Landtage der jungcrechische Antrag Baschaiy ver- handeit wurde, der unter der Fordrnmg rmer Gleickbercch- ligung der Sprachen die czechische Sprache gewissermaßen als Slaatvsprache behandelt sehen will, und al« diese in einem einhcillichen Oesterreich unmöglich« Forderung vom Groß- zrunkdesitz schweigend abgelehnt wurde, da erbob sich, wie »rkannt. ein großer Lärm in der Lanvtagssiube. Grcgr und Baschaly balllc» die Fäuste, von den Galerien schrie man: Schmach dem Hochadell und die Galerien mußte» geräumt werden; und auch in den atlcrechischeu Organen mußte dieser Adel sich abkanzeln laffcn. Da« aber ist eine zerecht« Vergeltung. Wenn der sogenannte czechische Grrßgrund- >esitz jemals seine Ausgabe al« politischer Mittler verstanden hätte, so wäre Manche« in Böhmen nickt geschehen. Der Adel war e», drr seine Verbindungen, insbesondere jene mit der Geisllickkeit. au«»ützte, um die naiionalczeckische Bewegung zu voller Kraft zu entfalten. Wa, ist ibm der Gesammt^ staat? Die verhaßten Gegner wollten sie stürzen und obenauf wollen sie beute bleiben. So wie sie ihre Erfolge nur mit )itse dr« Ezecheiithum« erreichen konnten, so können dies« auch nur mil drrsetden Hilfe festgehaltcn werden. Die Iungczechen werben der jeder Widerspenstigkeit de, Hockadel, nach der Peitsche greisen. Ebenso werden auch die Altczechen von Zeit zu Zeit den Versuch machen, sich wider die Gregr und Vaschaty zu stellen. Die treibende Feder in dem ganzen Uhr werk der czechischen Bewegung in Böhmen bleiben di« Iang- ciechen, die da» Volk regieren. So mußten sich denn «uch Ricger und „Politik" bequemen, die Forderungen drr Iung czechen gut zu heißen und den Antrag Basckatq zu dem ihrigen zu machen. So war e« und so wird r« immer sein, so laug« die Ezechen im böhmischen Landtage die alleinigen Herren ind und ihnen die Deutschen daselbst nicht al» ein ateich» berechtigter nnd, wa« da« Wichtigere ist, al« ein gleich- mächtiger Factor gegenüderstrhen. * Jubel« und Trauerkläuge zugleich schlagen die slowe nischen Blätter an. Sie triumpyiren über eine neue Eou- cession seiten« de« Iustizminister», de« Ezechen Prazak. Derselbe versügte ans Dränge» dcr slowenischen Abgeordneten, daß Sectionsrotb Levizknit al« Personalreferent sür Unter» teiermark im Justizministerium alle Iustizbeamte. die sich ihm vorsiellen, der mündlichen und schriftlichen Prüfung im Slo wenischen zu n»lerzieben Hobe. — Also soll e« in Unter- teiermark allgemach ähnlich werden, wie e« heute in Böhmen geworden ist. Die slowenischen Beamten können sämmtlich deutsch, eine slowenisch« Schriftsprache gab e« da vor drei Jahrzehnten noch nicht. — Die Deutschen verstehen natürlich nicht slowenisch, da in Steiermark bi« vor wenigen Jahren nur Deutsch die Amtssprache war. Eine Verdrängung der Deutschen, eine Heranziehung slowenischer Beamten wird die ^olge sein. Zugleich berichten die slowenischen Blätter eine iranermelduiig. Einer der slowenischen Führer, der Haupt gründe! der slowenischen Schriftsprache, dcr Hanptaaitatcr der Slowenen in Kärnten, Pater Andrea« Einspirier, ist am lsi.d. in Klagrnfurt gestorben. Er war, wiewohl selbst deutscher Abstammung, einer der ieidenscbastlicksten Gegner de« Deutsch» thiimS. Als e« galt, den Slowene,,, deren Wortschatz nur wenige hundert ViilgärauSdrücke betrug, eine Sprache zu schaffe,,, stano Einspieler mit Frnereiser in vorderster Reihe, Man entnahm der rzecbische», der kroatischen, der russischen Sprache Worlstämme, mengte Alle- zn einem neuen Brei und zwang die Gebildeteren drr Nation, die« neue Cprachkunstwerk sich anjueignen. Da« eigentliche Volk, der Bauer, der Klein bürger, versteht die« Gemengsel heute noch nicht. Aber wa« thulS? E« war Anlaß zur Gründung slowenischer Schulen da »nd nunmehr giebl e, sogar slowenische Zeitungen. — Den Pater Einspieler trifft anch die Haupischuid daran, wenn in da« bisker nicht gestörte Einvernehmen zwischen dtt dentschen Mehrheit nnd der geringen Minderheit der Slowenen in Kärnten sich Mißtrauen festgesetzt hat. Willis eigneten sich diese Slowenen biSkrr teiilsche Sprache und 6ult»r an und fuhren wohl dabei. Ietzt soll r« ander« tverden. * Während von einer Seite behauptet wird, alle Nach richten über die Entdeckung einer Verschwörung gegen den Kaiser von Rußland und die Verkostung von Ossteierei, seien erfunden, wird von anderer Seite versichert, daß die Meldnng über die Verhaftung von Ossicierrn sich vollkommen besiälige. Die Oi'sicicre geboren nicht der Garde an. sondern seien nach Petersburg comnianvirtc Ossieiere der Armee. In ihrer an dcr Mvika gelegenen Wohnung sei neben sehr eo»i- promiltirenven Briefen auch Dynamit gesunden worden. Gerüchtweise verlautet, im Narwa'jchen Staettbeile wäre ein ganze« Polizeiburenn al« politisch verdächtig auigrhoben unv Alle seien arrctirt worbe». Die« stehe Alle« in Verbinbung mit der jüngst gemeldete,, Arrrtirung eines FcloscheerS. * Zu dem Florentiner Streitfälle wird noch gemeldet: * Pari«, 18. Januar. („Kölnische Fritung"). EriSpi, der „Lakai Biemarck's", ist heute da- Stichwort in den Erörierungei» über die l euisie Wendung in dem Tire» zwilchen Lonsul und Präier in Florenz. Die sonst gemäß ate „Liberiö" prunk! mit ihrer Sei er gäbe: wa« sie lange rorauSiiesaq», sei eingetreteii, Bismarck schicke Italien als Bortrab Deniichlands gegen Frankreich in« Feuer. Be zeichnend ist, wie sorosälttq die frinzöüicke Presse immer »och den, von italienischen Blättern klar vargelegten Sachverüalt, ans dem allein die Verständigung sich ausdauen kann, au» dem Weqc gehl, «nd da« scheint mit Aviicht zu geschehen, denn die „Liberiö" warnt davor, die tunesiich.' Frage in drn Streit bineinzuziehe», obgleich dieselbe darin nailirgemu,j eine groß» Rolle spielen »in», weil di» italienische Anschauung sich vor Allen, ans das Aötomm n vom Jahre 1884 stützt Man müsse sich, so lautet die sranzöiische Forderung, einsach daraus vejchiüi-trn, die Frankreich „schuldige" Genugihuung zu ver langen , »nd inan solle diese Forderung uöthigrasall, mit der Aus weisung säinnttlicher Jialiener aus Frgnkrrlch unterstützen. M,a reite! indessen nicht schneller, al« die Roste lausen, uad ich hyh« Grund, onzunktmen. daß die Heiden beihriligte» Diplomaten tzt« ihrigen »och erchi fest nn Zugel haben. Wenn ich recht berichtet bin, gab nämlich der iwlieniiche Voiickaster Menabrea bet brm deutigea dlplematilcheu Lmviaag Flonren» dl« sriedsertigfte» Ver- sicheranaen nn» »beilt« mit, daß dem Richter Tosini wegrn seiurr neuro Drohung gegen de» sraiizkilitpeu Lonsul adermal, ein Ver weis ertheil« sei. Liwälinnag verdient die Haltung der royaliftische» Presse ln drn, Zivischrnsall. Sir wirst den Republikanern vor. haß Napoleon lll. bei der Ein,M»nq Jtalie, oulerslütz« nnd dabei HU Ueberlirseruvg drr Politik Frankreich, verleugnet Hab«, »rtche dr»
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