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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 22.03.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-03-22
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188803225
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18880322
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18880322
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1888
- Monat1888-03
- Tag1888-03-22
- Monat1888-03
- Jahr1888
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 22.03.1888
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Erste Seilage M Leipziger Tageblatt und Anzeiger. Ar 82. Don«er»tag den 22. März 1888. 82. Jahrgang. Zum 22. März. I« Friede» »oa Gharlotte»d«rK. Im Parke von Eharlottenburg Rauscht'- in enllaubtea Zweigen, Und durck der Baume Wipfel hörst Du leis Ve» Nachtwind streichen. Und durch den ganzen Garte» zieht Es wie ein hehre- Mahnen: Der erste Zoüernkaiser ruht Iu Frieden bei den Ahnen! Im Parke steht ein schlichter Bau. Den dunkle Säulen tragen. Inmitten aller Bäume stehst Du einen Tempel ragen. Hier ruhen, wie sie einst gewünscht» DeS Edlen Ellern beide. Und unser Kaiser Wilhelm schläft A» seiner Eltern Seite. » * * » Biel Tausend wallen im Jahre heran. Die hocdhehrr Stätte zu schauen. A» einst sie begrabe» den treu'sten Mann» Luise, die Zierde der Frauen. Und trittst Du beim Spätrothstrahle hier ei« Au sonnigem, herbstlichem Tage. So siebst Du, ve> klärt in magischem Schein Ihr Marmorbilv am Sarkophage. Mit Marmor und IaSpi» die Wände geschmückt. Bedeckt mit Spruche» und Bilder»». Es scheint Dir der Ort der Erke entrückt. Bergeblich, die Schönheit zu schildern! Wenn'- galt ein tiefernstes Entscheiden. Als einst der Franken Groll un» trieb zum Kriege Trat fromm er zu der Mutter Sarkophag. Die Hand am Schwert erflehte er die Siege; Gestiftet ward das Kreuz an diesem Tag. Er kehrte heim nach selt'nen SicgeStagen. Er kehrte heim, ein Kaiser und ein Heidt Bon» Botte, wie kein andrer Fürst, getragen. Nahm nicht für sich die Ehre er der Welt. Es drängte ibn, die Ellern zu begrüßen; Zu ibrem Grabe eilt' er an dein Tag: Den Lorbeer leae ich zu Euren Füßen. Turch GotteS Fügung ist getilgt die Schmach! Und endlich hat. der unter den Monarchen In aller Welt wir Keiner noch geehrt» Im hehren Alter eines Patriarchen Für sich nur diese stille Statt drgehrt. » * » Da ruhe sanft, mein Kaiser Du! Äm Frieden, der Dein Sehnen. Gott schütze Drise letzte Raft! Dir fließen unsre Thräncu. Uno wenn der Enkel einstens fragt Nach Deutschland» erstem Helden. So wird u»S stel» das Auge naß. Wenn wir von Dir ihm melden. Im Parke von Charlottcnburg Rauschl'S in entlaubten Zweigen Und durch der Bäume Wipsel hörst Tu leiS den Nachlwmv streiche». Und durch den ganzen Garten zieht ES wie ein bebre- Mahnen: Der deutsche Kaiser Wilhelm ruht I» Frieden bei den Ahucn. Vr. N. Traefe. « O Aus dem Lebe» -es Kaisers Wilhelm. N-ch«r»ik ver^-tnr. Berlin, 20 März. Die Erregung, welch« in vorher nie geahntem Maße unsere gesammte Bevölkerung erfaßt hatte, läßt allmälig nach, die langwallenven Trauerfahne» verschwinden, die grelle» Ruse der Eptrablatt-Verkäuser sind Verhallt, da- Leben geht nun wieder seinen regelmäßigeren Gang. Der bevorstehende 22. März wird uu» noch einmal mit voller Wucht und drückender Schwere den unersetzlichen Verlust, den mir erlitten, fühlbar machen, — wie hatten wir schon mit freudiger Hoffnung diesem Tage rritgegengesehen. Wie wollten wir an idm in stürmischem Drauge dem greisen kaiserlichen Herrn unsere Huldigungen darbringen, ihm innigster We,se zeigend, wie groß auch unser Schmerz, wie lies auch unsere Sorge um seinen kranken, ritterlichen Sohn Und nun — weiß verhüllt sind die Fenster seiner Zimmer, stall der Freudenglocke» ertönt dumpser Trauerklang von allen Kircken, n,cbl mehr sammeln sich dichtgedrängte Scbaaren um VaS Denkmal Friedrich'- des Großen, und nie mehr kann man mit leuchtenden Augen sagen: „Her wohnt unser Kaiser!" — nein, jetzt hcißl eS wekmülhig: „Hier wobnte er! Aber unauslöschlich lebt sein Büd in u»S sori, sein Bild, wie Wir cS noch vor wenigen Wochen freunvlich-milv hinter de» Scheiden seine- ArbeilSgemocbe» gesebrn und wie e- forlleben Wird im Gedächln'ß der sernslen Geschlechter. Wir sind in der Lage, zu diesem Bilde einige Züge aus bester, unantastbarer Quelle hinzuzusügeu. einige MiUveilungen aus der nächste» Umgebung de- verewigten HerrscherS staniineiid. welche sich aus den täglichen LebenSlauf de- Monarcbrn beziehe». Zunächst: Wie siebt eS in den von dem Kaiser bewohnt gewesenen Gemächern auS? — Dieselben wurden noch in der Nach! der Uebersilhrung »ach dem Dome versiegelt. Mit peinlichster Sorgfalt wurde darauf gesehen, daß im kaiserlichen ArbcilSzimn'tr auch nicht das geringste Stückchen geändert oder ander- gestellt wurde, der Raum soll genau so erhalte» bleiben, wie er bei der letzten Anwesenheit de» Kaiser» in demselben — an einem der erste» Märztage — war. Auch da» Schlaft und Sterbe zimmer sieht fast unverändert auS, da» schmale Feldbett mit einer grünfeivenen Steppdecke verbiillt, in einen Korb sind alle jene Gegenstände verpackt, welche der Kaiser in den letzten Tagen benutzt, resp. angehabt. Der einzige Blumen schmuck, welcher noch im Zimmer bängt, ist ein großer, mit Rosen durchflochtencr Lorbeeikranz >n>t tanger, sckmarz-ireißer Schleife; er stammt vom Fürsten Bismarck und war eine der ersten, wenn nickt d,e allererste Blunienspenve. die sogleich nach dem ringetrelenen Tode im Pala,S anlangte. Der Fürst muß den Kran, persö lick b,stillt haben, nachdem er am Morgen de» Todestages da» Palais verlassen. — Man hofft allgemein, daß diese Räume des Palais, welche für einen modernen fürstlichen HauSbalt dock nicht mehr auSreicbe», in ihrer gegenwärtigen Gestalt früher oder später dem Publicum zilgängig gemacht werden, äbnlich wie in Sanssouci. Mit »ollster Bestimmtheit können nur auch die Nachricht aufrecht erhalten, daß in der Nacht vom Montag zum Dienstag — vom L. zum 6. März — der Kaiser, ohne den Diener zu rufen, sein Lager verlast«» hat. und daß ihn dann der Kammerdiener zusammengebrochen vorfaod. Am »täcksten Morgen stellten sich ObnmacktSansälle ein; wiederholt bemerkte der Kaiser z» dem ihn pflegenden Diener: „Sage nur nicht- den Aerztea von der Nacht. — Du weißt schon — sie haben immer gleich solche Sorge!" —> Unbekannt bürste ferner sein, daß Generalarzt vr Leuthold die Hand VeS Kaiser« führte, als er seinen Namen unter das ihm vom Fürsten Bismarck vorgelegte ReichSlags-Bertagungs-Decret setzte; kurz vorher hatte der Monarch noch zw«, Briese — irren wir nicht, an den Prinzen von Wale» und den König von Portugal — unterschrieben. Die Dienerschaft hing an den greisen Herrscher mit chraukenloser Bekehrung; so wenig er es leiden konnte, wenn ich einer auS ihren Kreisen hcrvordräugte und sich geflissent- ich diensteifrig zeigte, so sehr belohnte er treue, ausdarrende — )ienfte. Bon jeglicher Reise brachte er seiner nächsten »ienst- thucnden Umgebung etwa- mit. nie versäumte er. wenn er lern von Berlin war. seinen Leiboiener zu fragen: Hast Du denn schon 'waS für Deine Frau, für Deine Kinder gekauft? und suhr, wenn die Antwort ver neinend lautete, fort: „Ra. den» laßt es nur. ich werde es besorgen", und mit größter Sicherheit konnte der Betreffende daraus rechnen, daß der Herrscher von seinem nächsten Aus gange verschiedentlich« Eri»nerung»gegensiä»de. wie Porte monnaies. Brechen. Ansichten rc.. »iilbrachle; er liebte es sehr, wen» dieselben den Orl de» Anscnthalleö trugen, EniS oder Wiesbaden oder Gastein ic. Nie hörten die Diener von ihm einen Beseht, jede Forderung wurde mit einem „bitte" ein- zekteivct. — Bekannt ist. wie sehr der Kaiser seine Klcivungs- iücke schonte und wie ungern er sie adlegte. ungern nur be diente er sich neuer Sachen, seine Taschentücher und seine Stiesel namentlich mußten lange, sehr lange auShalten und wiesen häufig mancherlei Reparaluren auf. Da» letzte Paar Stiesel wurde für Ve» Monarchen vor drei Jahren aeserligt; o oft sie der Diener brachte, so oft wie« sie der Kaiser zurück — zum ersten und — letzten Male legte man sie ihm nach 'einem Tode an. sie bildeten einen Bestandtheil seiner Parade- Ausstellung. Der weiße, breit gewundene und lange Sblip». den der Kaiser, wenn er im Bade weilte, trug, »st durch und durch von der Borstccknadel zer löchert und seine Faxon ist eine uralte; jede» Mal vor einer Badereise machte der Diener den Kaiser aus die Cravatte ausinerksani und srug. ob er nicht eine neue an- sckaffeu sollte, jedes Mal aber versicherte der Herrscher: Nu», diese eine Reise wird sie wohl nock aushalten" — und seit Decevnien siebt man aus den Elvilphctograpbien des Kaisers denselbe» SblipS. Witzige Bemerkungen machte der Kaiser selten, eine gute Anekdote aber vernahm er sehr gern und lachte herzlich darüber, so als in Kiel bei dem großen Festmahl gelegentlich der Nord-Ostsee-Caiiai Feierlichkeiten der Kaiser den ihm nahe itzcnken Prinzen Heinrich srug: .Wie eS denn eigentlich mit der Ehrlichkeit der Matrosen stände", und dieser ihm daraus hin folgende» Scherz erzählte: „Er, der Prinz, hätte mit einem Schiss in einem fteniden Hasen gelegen und ein eng lischer Eapilain batte ihm seine Aufwartung gemacht; ehe er die pnnzliche Eajüte betreten, hätte er seinen Prim tabak aus dem Mund genommen und in die Nähe des Eingang» hingelegt; als er die Eajüte wieder verlassen, fand er den Tabak an derselbe« Stelle und schob ih« auch sogleich wieder in den Mund; zu einem Matrosen aber, der dicht dabeistand, sagte er: „Ihr seid ja verdanimt ehrliche KerlS. bei mir hätte ick de» Tabak nicht mehr vorgesunden. Ihr primt wohl nicht?" Und der Matrose daraus phleg matisch: ..Grprimt hew ick rn woll. Herr Captei». aderst als eck Sei Kamen hörte, vebbe eck ein gl,ck wedder benclrgt!" Der englische Eapitain soll den Primtabak nicht eine Secunve länger im Mund behalten haben. — Der Kaiser lachte noch häufig in Eiinnerung an diesem Scherz. — Nach jener Kieler Neffe trat bekanntlich eine länger dauernde Ermüdung VeS hoben Herrn ein. und die Aerzte schoben VieS dem Umstande zu. daß sich der Monarch bei der Rückfahrt keine Ruhe gegönnt, sondern immer wieder und wieder die aus den Babnhösen harren den Bottsmasic». die Kriegervereine rc. begrüßt habe. Al mau die» ibm sagte, gab er die charakteristische Antwort „Dann will ich überhaupt nicht mehr reisen, wenn ich nicht mehr die aus mich so lange wartenden Menschenmengen de. grüßen darf." Die Spracbkcnntiiiffe deS Kaiser» waren nicht umsangi reiche, er konnte von sremden Sprachen »ur die französische, diese war ibm allerdings ebenso geläufig wie die deutsche. Aus eurer Hossestlicbkeit sagte er einst zu einer vornehmen englischen Dame: „Mit mir n üsien Sie schon deutsch sprechen, ich bin im Englischen Invalide", und ats ihn einmal die beiden ältesten Eölinc des Prinzen Wilbelm mit einigen eng lischen Brocken begrüßten, äußerte er zu ihnen: „Kinder, in Preußen sprecht deutsch. Euer Urgreßpapa kann kein englisch!" — Kaffee trank der Kaiser niemals, stel« Thce. Zum zweiten Frühstück, um die zehnte BormiltagSstiinde. wurde dem Kaiser in einer mit seinem Monogramme versehenen blauemaiilirten Taffe ein besonder» stärkender Trank gereicht, dessen Zu sammensetzuna wir hier mitlheilen können: er bestand au- drei Tbeelöffel Tvkaycr (den der Monarch seil Jahren von der Kaiseiin von Oesterreich zni» Geschenk erhielt), drei Tbeelöffel Cognac, drei Tbeelöffel Zucker und einem Eigelb, diese M.schling wurde tücbkig geschlagen. Frische- Obst und Süßigkeiten liebte der Kaiser ungemei» sic wußten stets in seinem Bibliothekszinimer sieben, auch eine Sandtorte fehlte fast nie. von der sich der Kaiser gern kleine Scheibchen abscknikt. Wenige Wochen vor seinem Hin scheiden kalte man bemerkt, daß die Torte noch andere Lieb haber gesunden hatte, und ein Kammerdiener sing einen der Attentäter — es war eine woblgenäknte Mau», die der Kaiser auch seiner Gemahlin, der .Königin", wie er sie stets nannte, als „seinen neuesten Stubengenoffe»" zeigen ließ Wenn gesagt wurde, daß der Kaiser bei seine» übliche» Tliee cibende» nur Militair« um sich gesehen, so ist kies falsch ein sehr häufiger Gast war zum Beispiel der einstige Erzieher de» jetzige» Kaiser-, Professor Ernst Eurlius. der oftmals noch Abend- durch einen D»ner in dar Palai» geholt wurde. Ictzl sind die Fenster, die stet» bis zur elfte» Nachtstunde erhellt gewesen, verhängt — sie werden sich ans lange Zeit hinau- nicht wieder öffnen! Paul Linde n ber g lerne» wird, um einst befehlen zu können. Ich hoffe, er wird seinem Namen und feiner Arme« Ehr« machen. Dafür bürgt mir der Geist, den Gott in ihn gelegt hat — nicht wir!" Und zu seinem Sohne gewandt fuhr der Bater fort: „Dir aber wünsche ich, daß Du dereinst dasselbe «fährst, was Dein Baker erfahren hat! Meine erren, ich spreche es Ihnen nochmal» au». eS ist die schönste reude Mein«« Lebens gewesen, zu scheu, wie die Treue und innige Theilnahme Meiner Untergebenen sich in schweren Tagen — in der Nähe und in der Ferne — nicht verleugnet bat! Da» wünsche ich auch Dir! Und so thue nun Deine Schuldigkeit!" — Kronprinz Wilhelm steht erst seit l l Jahren im praktischen Militairdieust. Er ist aber bereits am 2. Mai I88S bei der großen Kirchenparade des erste» GarderegimentS in Potsdam als jüngster Lieutenant vor dem Großvater init dem Regiment vorbcimarschirt und dabei dem OsficiercorvS vorgestellt worden. Damals machte auch der älteste Oisicier de» Regiment-, der General von Werder, die Parade mit, als einziger noch lebender Oisicier. der mit dem Regiment die Feuertaufe bei Grcß-Görsckcn empsangeu. Der König richtete damals folgende Worte an seine» Enkel: „Du. Prinr Friedrich Wilhelm, hast an diesem Tage zum erste» Male Deine» Degen im Regiment gezogen. An den ältesten Ossicier desselben gedenkend, wünsche ich Dir. Laß Du Deinen Degen bi» in rin späte» Alter in und mit dem Regimente tragen mögest und daß eS auch Dir einst ver gönnt sei. nach einer so langen Dienstzeit, wie die de» Generals v Werder, aus ei» neue» und glänzendes Eapilrl »n der Geschichte dieses braven Regiments zurückblickeu zu könne», wie dies dem General l888 beschieben gewesen ist/." In den „Dienst" trat Kronprinz Wilhelm erst im Jahre 1877. Am 9. Februar 1877 wurde er in Gegenwart des BalerS von de», kaiserlichen Großvater seinen mililcüriscben Borgesctzicn vorgestellt. In seiner Ansprache sagte Kaiser Wilhelm u. N. zu seinem Enkel: ..Da» GardecorpS, welchem Tu schon angehörst, und mit ihm da- Regiment, in welche» Du jetzt «»trittst, haben in hervorragender Weise zu den ruhmreichen Erjolgen der Armee deigrlragen. Die Zeichen, welche Ich auf Meiner Brust trage, sind der öffeut- lictc Ausdruck Meiner unauslöschlichen Dankbarkeit und Meiner nie endenden Anerkennung für die Hingebung, mit welcher die Armee Siez aus Sieg erfochten hat. Deine Iugeud ist in diese Zeit gefallen und Du hast in Deinem Baker ein ehrende- Vorbild der Kr,cgS- und Schtacktenleitunz. Nun gehe und tbuc Deine Pflicht, wie sie Dir gelehrt iverden wird. Gott sei mit Dir!" Noch an demselben Tage stellte der damalige Kronprinz seinen Sohn im Exercirbause den Ofsicitten vor. Er selbst, so führte er bei dieser Gelegenheit aus, habe die Schule de» Regiments diirchgemacht und könne seinem Selme nur Glück wünschen, daß er berufen sei, das selbe zu thun. Dieser würbe stolz sein, eine Uniform Zu tragen, welche er, der Vater, wäbrenv seiner gesammten Dienstzeit getragen habe. Prinz Wilhelm erhielt als Premier- likutenanl die Führung de- zweiten Zuges und that Von diesem Tage an den regelmäßigen Die» bergebrachle und schön» Sitten zu beseitigen, und den r«> ibs-n Anschauungen der Mehrzabl widerspräche.*) Im klebrigen kam die Deputation noch zu nachsfthcn.een Erwägungen. Ein directer Eingriff zur Drriuchknng rine- mcnschlichcn Körper» sicht nach der Ansicht sebr Vieler Niemandem zu. Es kann hiervon nur eine Ausnahme gemaäck werden in den Fällen, wo es für die W.ffcnschast »o.kwenvig ist. Im klebrigen kann man nur einen Ralurprvceß sich vollziehen lassen, den man nickt verhindern kann; wie ja auch die seit Jahrtausenden und »och heute übliche Elnbalsanuriing von Leiche» himveist auf ein Bestreben, die Körper Verstorbener, insbesondere solcher, denen eine besondere Verehrung zu Theil wurde, zu erhallen, anstatt sie zu vernichten. Die Anschauungen über unsere jetzige Art der Beslattung und Pflege der Grabstätten, wie die Erhaltung dieser letzteren selbst sind von unseren größten Dichtern »n geistlichen und nicht geistlichen Liedern so unzählig oft besungen worben, daß damit der Beweis wohl erbracht worden ist, in wie enger Verbindung sie init dem ganzen GemülhSieben des deutschen Volkes steb ri. Trauernden gegenüber, die einen Trost bann finde», au daS Grab ihrer Verstorbenen zu gehen und dasselbe zu schmückest, dürste auch der logischste Beweis, daß sic diese selben Gefühle auch beim Anblick eincr noch so würdig ausbewahrlen Urne empfinde» könnte», nicht verfangen, auch wenn derselbe nicht mit so materielle» Gründen belegt würde, wie um» wohl versucht sein könnte zu thun, nämlich mit de» Worten: „Ramn ist Geld." Tie Deputation glaubt, daß r» nicht richlig ist. wenn in der Petition von einer mächtigen Bewegung z» Gunstcn der Feuerbestattung gesprochen wird; sie ist vielmehr der Ansicht, daß dieselbe sowohl in der Presse, wie auch i», Übrigen gegenüber der Zeit vor ungesäbr zehn Jahren sebr zurück- gegangen ist. und weist daraus h»r, wie jene Prophezeiungen sich diSber nicht erfüllt haben, nach welchen die Bekenner dieser Anschauungen to an Zabl zniiehmen solllen, daß sie einen durchdrückenvcn Erfolg aus die öffentliche Meinung er zielen würden. Auch ist die Deputation der Ansicht, daß bei eincr sacul- tativen Feuerbestattung nur ein sehr geringer Gebrauch hier von gemacht werden würde; daß mithin die Auesübrung eine kostspielige, nur den Reichen mögliche bleiben würde, welch letzteren schon jetzt der Transport nach Gotha und die Ver brennung daselbst sreistände. Bezüglich der Ansicht der königlichen Staat-regiermrg sei noch bemerkt, daß sich der Herr Eommissar dahin anS- grsproche» hat. daß der Standpunkt der Regierung «eck der selbe ablehnende sei, welche» sie aus dem Landtage 1878 bei Gelegenheit der Beantwortung «»er Interpellation aus gesprochen. und daß sie nicht beabsichtige, in diese Maten« durch Verlegung eine- Gesetzentwurfs «nzugreiscn.- Tie Deputation sieht sich nicht veranlaßt, der Kammer vorzuschlagen, einen Wunsch auSzusprecken, welcher aus Aendc- rung dieser Absicht hinzieten würbe, beantragt vielmehr; die Petition de» Verein» „Urne" aus sich beruhen zu lassen. *) Die religiöse Seite der Frage ist »» der Ersten Kammer von !so beredtem Munde erörtert worden, daß in Bezug aus sie gleich falls auf die genannte» Mittheilungen verwiesen wird. Zur Frage der Feuerbestattung. Bericht »er Beschwer»«- «u» Betiti««» D«t»»»«t1«« -er Fwetten Kammer über die Petition »es Vereins skr «rssrm »es PestottnugSwescn» und facultat,»« Fe„«rde,t.„tu«,, —. .... — ^ - ..Urue '»«rresöcu. «trnedm.g-n, vrstattu«« «tttrift Virvettlioirr« wrqeu Lrlhettung der veilslons- """ > drrrchttgnn, an dH Krm.n,dc-ü-r°s-br°m,ru. ist KNlitairisches. * Kaiser Friedrich stel,» am 2. Mai d. I. SS Jahre lang im praktischen Militairdienst. Wie alle Prinzen beS preußische» Königshauses, so ist auch unser Kaiser mit dein tv. Lebensjabre mit dem Range eine- Lieutenant- in die Armee eingctreten, der praktische Dienst beim ersten Garde rrgimenl zu Fuß begann aber erst mit dem !8. Lebensjahre. Der 2. Mai ist für das erste Garkeregiment eftt Ebrentag. weil am 2 Mai t8tZ in der Schlacht bei Groß-Görschen dieses Garveregiment di« Feuertaufe erhielt. Am 2 Mai 1849 fand dann auch die Einsührung unseres jetzigen Kaiser in da- l. Garveregiment statt. Der damalige Prinz von Preußen, Kaiser Wffbeli». hielt bei dieser Gelegenheit an die im Lustgarten versammelte» Ossiciere des Regiment» eine Ansprache, welche der Ereignisse des Jahres 1818 gedachte und mit folge,,den W»Nen schloß: ,',S« übergebe ich Ihnen den» meinen Sohn in der Hoffauug. daß er Gehvrsain * Der Bcrein facultotive Feuerbestatlnng „Urne", gezeichnet Richard Schneider, z Z erst« Vo>sitzender, bittet in einem mit einer großen Anzabl Unterschriften versehenen Schreiben, der Landtag möge beschließen, da- königlich« Ministerium a»zugehe>i. dem Landtage als bald einen Gesetzentwurf vorzuleqen. welcher die Bestattung mittelst Feuer innerhalb de- Königreiche» Sachse» als zu lässig erklärt. Die Petenten beziehen sich aus die mächtige Betvegung. welche die B stattung der Todten mittelst Feuer anstrebt, daraus, daß bei an ansteckende» Krankheiten Berstorbenen durch diese Art der Bestattuug InseclionSkeiiiie an, besten unschädlich gemacht würden, und ferner daraus, baß in Großstädten die Beschaffung kcS Terrain- für Friedböse deveutenve Schwierig keiten bereite, weil in gesundheitlicher Hinsicht großeAnsprüche ge macht werden müßten. In letzter Beziehung verlange man bc sonder», daß der Boden derartig sei. daß er dem Vustzutritt ge »lügenden Widerstand biete, und daß die Gr»nbwässcr nicht ihren Ablaus nach einer Wasserleitung habe». Diese Schwierigkeiten veiursacbten große Kosten. De» Vorschriften der christlichen Religion, sage» Pete,ile», widerstreite die Feu«bestattu»g nicht, und sei eS dem ästhetischen Gesühle ansprechender, den Fäulniß proceß abzukürze»; sie schließen mit dem Wunsche, auch Sachse» möge sich, nachdem bereits in anderen Ländern mit der Feuer bestattuug vorgegangcn worden sei, dem Fortschritte der Eultur nicht länger verschließen Waren bei der ersten Verhandlung diese- Gegenstandes in der Deputation einige Mitglieder derselben der Ansicht, daß man die saeullative Feuerdeslattu»g wohl zulassen könne, so kamen dieselben doch später davon zurück, nachdem insbesondere auch von Seiten de- Herrn königlichen RegierungscomniissarS noch daraus hlugewiesen worden war. daß. wie dies auch in der Petition gesagt ist. die Erlassung eines Gesetze» in diesem Falle notbwcudig sei, und daß eine solche Gcsetzge Vcrhältniß zum praktischen Bedürfnisse große S keile» habe. Dir Deputation erkannte einstimmig an. daß nach ihrer Ansicht eine Nothwenvigkeit zur Erlassung eines die-bezüg ticken Gesetzes nicht vorliege, vielmehr Manche- dagegen spreche. Bezüglich der von den Petenten angesührten sanitären Gründe trat man dem bei, WaS bei Gelegenheit der Ber Handlung dieses Gegenstandes in der Ersten Kammer gesagt worden ist, und wird hieraus, insbesondere aus die i» die Mittheilungen über die Sitzung vom 8. Februar diese- IalircS ansgcno»,menen Gutachten der Professoren Nägeli und Pettc» loser i» München verwiesen. Man war der Ansicht, daß bei der Bauart so vieler Dörfer »»iv kleinerer Städte nicht allein in Sachsen, sondern auch in vielen ander-'» Gegenden DeuIschlandS. nach welcher die Kirche mit dem Friedhöfe in der Milte de- Ortes und wcuiSglich etwa- höher gelegen sei, sich eine schädliche Wirkung hiervon ulinnlcrbrochcn zeigen müsse, wenn eine solche wirklich vorhanden sei. daß aber derartige Erfahrungen nickt constalirt worden seien, daß vielmehr wobt «»cm jeden Mikglicre der Kammer derartig gelegene Orte bekannt sein würde», deren gesundheitlicher Zustano nicht- zn wünschen übrig lasse. Auch dem in Beziehung aus den criminellen Stand puncl der Frage in der Elsten Kammer Gesagten trat die Deputation bei. Man hob noch besonder» hervor, daß hierbei nickt allein an BergijkungSsalle gevackl zu werben braucke, sondern auch an alle jene, wo der Tod durck Verletzungen berbeigesUlirt wurde, von denen nickt sofert, ouck nickt turch eine Leichen schau, zu erkennen war. ob sie zufällig. oder durch eigene Hand, ober durch Tritte berbeigesülirt würden, zu deren näherer Feststellung vielmehr bisweilen erst ein spater, viel leicht nur zufällig sich Herausstellen der Umstand und eine noch malige Erörtern,»g an.per Leickc führten. Dir Deputat»»? hält »icht"dasür. daß der Staat souack Beraulaffuug Hobe zu einer Gesetzgebung, die geeignet sei, alt- aebung »n schwierig- * An den gegenwärtig versammelten Landtag waren von dem Directvrium sächsischer Gemeinvebeamlen in Leipzig, einer Aiizabt Bürgermeister mittlerer un» kleiner Städte, von mehreren Gemeindevorständen. welche zugleich Pension sur die Hinterlassene» wünsche» , und von einzelnen Beamten Petitionen wegen Ertbeilnng der Pensions berechtigung an die Gemeiiive-Berutsbeamten gerichtet worden. Gegenwärtig liegt der vom Abg. llr. Schill verfaßte Bericht der PetitionSvevulation der Zweiteu Kammer über diese Angelegenheit vor. Die k. StaalSregierung, welche bekanntlich Über die Frage der Pensionirung der Geineinkebcamten durch die KreiSdaupl- mannschasten und AmtSbaiiptmannsctasten nach Gebör der KkeiS- und Bezirksausschüsse ei»« Enquete veranstaltet bat. tirß in der Deputation eine Erklärung abgcbeu, in ber cs u. A. heißt: Das Ministerium stehe noch aus dem Staadponc» des Antwort- schreibens vom vorigen Jahre an die Petenten. Es hält die Frage noch nicht sür klar, eS nimmt daher Anstand, dieselbe „n (Ueietzeo- Wege zu reguliren. Bei dem tetzlen Landiage hal dasselbe die Be rechtigung der Pensionirung unter gewissen Berdälmissen als ivünichenSwerth anerkannt, aber auch zugleich, daß eS kaum i»ö stich sein werde, aus de,» Gesetzeewege vorzugehen. Erwägungen dabei, ftatigesunden. Es sind sehr verichiedene Ansichten zu Tag« gekom men. L ne Majorität der Behörden hält dafür, daß die Frage kaum jetzt schon aus gesetzlichem Wege zu erledigen sei, ohne die Inleressen der Gemeinden zu schädigen. Besonder« die Bedürsnißsroge wird verschieden beantwortet. Eia Theil der Behörden hält die Frage im großen Ganzen nicht für brennend. Das Bedüriniß richtet sich nach den localen Verhältnisse», die» mactn ein Borgehea aus gesetzlichem Wege schwierig. Dos Ministerium erkennt an. daß unter gewissen Verhältnis» n die Gemcindkbeaiiiien der Hilfe bedürfen. Eine Mehrzahl der Be hörden kommt daraus, daß es wünschenswert!, sei, die Gemeiade- derussbeanite» zu vensioniren. Die D finilion ist aber im Allgemeinen schr schwer, wer Brrussbeamter ist, wer nicht, es ist dies sogar local vrrich eden zu beantworten. L»> Theil der Behörden sagt bezüglich der Gemeiudevorstände: Diejenige» sind als Berussbeamte anzuieben, die sich vorwiegend oder gusichlicßlich inst olsiciellen Gemeindesachen beschäftigen, andere sagen: diejenige ist Bccus-'bcamle»stellu»g. dit die volle Tbätigkeit eines mit inilllereii Geisteskräften AuSgestaitete» aussüllt. Ein Tbrst der Behörden schlägt vor. die Frage localstatuiarijch zu beaniwoil,». Die Regierung beabsichiig«, in dies« Frage nicht in d,e Aut» nowie der Gemeinden einzugreisen. Bezüglich der übrigrn G'meindrbkamten schlage» die meiste« Behörden gleichfalls vor, die Frage, wer Berussbeamtcr sei, local- stalularisch sestzustrlle». Bezüglich des Alters, i» dem die Pensionirung eiiizulicte» Hab«, schlagen die meisten Behörden daS 80. Jahr vor. Bezüglich der Form, in welcher vorzngeben sei. glaubt man. daß die Sache reine Geineindesache sei. Staalsbeihstfe ist nicht zu em- pfthlen, schon deshalb nicht, weil alseann auch die Slädte mit rev dirter Städte»,dnung Anivniche erheben würden Eine ftudilseiiakmc der Allersrenlrubank sei schwierig, da bei dieser die Rente erst in lpäterem Aster eintrete. Tie Regierung vrlkeimt nicht die schwierige matcrlcklc Lage vieler Gemeindebramtei, und würde eS gern sehen, wenn local- staliituiisch vorgegange» würde. Die Gemeinden würden wohl dahin gelangen könne», ohne daß die Lasten zu schwer würden, da eS sich doch meist u n Gemeinden mii größerem Budget handele. Bezüglich der Frage, ob Geineiiidcvorstättden bei Nichtwiederwaht eine Enischäoigunq zu gewähren sei, Io stimme doch die Erlheilung einer solchen nicht gut mit dem Begriff deS Ehrenamts überein. Sehe svwer wäre hier die Frage auch nach welchem Zeitraum eine solche Entschädigung zu gebe» lei. Nach sechs Jahren wäre wohl zu srüh, da die Gemeiudevorstände osl erst lange Zeit braunsten, uni sich in ihr Ami einznnrbeiten, dieselben auch nach sechs Jahren doch leicht ihren allen Berus wieder ergreifen könnten. Die Deputation saßt da» Ergebniß ihrer Bcrathungen in folgenden Sätzen zusanimen: l> E> ist nicht mir im Koben Grade wünschenSwerth. daß den Berilss-Gemeindebeamten der AiNieiiideii mit der Städteordiiiing tür mstilere und kleine Siädle und der Landgenieindeoldnun, Penssons- berechtiginrq sür den Fall eintrerender Jnvalidiiäl oder bel Erreichung einer g w ssea Altersgrenze eriheilt werde, sondern es ist «»ch d«t
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