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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 15.04.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-04-15
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188804154
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18880415
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18880415
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1888
- Monat1888-04
- Tag1888-04-15
- Monat1888-04
- Jahr1888
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 15.04.1888
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<Ursch,l«t tLgttch stütz S'/, Uhr. KriaNion und Lrpkditton Ioha»e«gasie 8. APrrchknildkn drr Urdartiou: Bormillag« 10—12 Uhr. Nachmittag« 5—6 Uhr. M »u »wag-»« ,>»,el»»-ter Mmi-Kttpte «acht IN» du Uedocil«» antl »crviadlich. »,,«tz»r »r, ssir »tr ,4chftf»l,en«» Kuiuuikr tzrslt«»te» Iulerutr a» ->»«rn»agr« di» S Uhr Nachmitta,». »uioau- uudSrtttagen stütz tzi»'/,VU»r. 3u b.'n Filialen für Ins -Annahme: ltt» >lr«m, UniversitStsstraß« 1. 1'oniS Lösche, lkatharinenftr. 23 pari. >», Küuig-plutz 7, nur bir'/,3 Utzr. rwMtr TagmM Auzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- nnd GeMtsverkehr. Abonnement«pr«l» vierlrljährlich 4»/, Mk iacl. Brruacrlohu 5 Mk., durch dl« P»st bezogen 6 Mk. Jede einzelne Nummer 20 Ps Belegexemplar 10 Ps. Gebühren für Extrobeiluur» jiu Tageblatt-Format gesatzi) »tzn« Postbesörderung 60 Mk. «tt P.stdesörderuug 70 Mk. Inserate Sgrspaltene Petitzeile SO Pf. Größere Schriste» laut »ul. Prei«verzeichniß. Tubellarischer ». Ziffrrusa» auch hüdrrm Tarrk. Xrclamen uuter dem «edac ti oaSftrtch die «gespalt. keile 50 Ps.,vor druFamrlteuuachrichte» die kgespallen« Zeile «0 Ps. Inserate sind strr« an die Erpcditt«« zu lendeu. — Rabatt wird »ich« gegeben. Zahlung prneoumornnäo oder durch Post- uachuahmr. IVO. Sonntag den 15. April 1888. 82. Jahrgang. Amtlicher Theil. Ist Zur Feier des Geburtstages Sr. Majestät des Königs von Sachsen wird Montag, den 23. April dsS. Js., -kacbmittag« 3 Uhr ein Festmahl im Etablissement von Bonorand stattfinden. Diejenigen Herren, welche sich daran betheiligen wollen, werden ersucht, die Tafelkarten zu bis zum Abend des 21. dss. Monats auf unserer Nuntiatur im Rathhause zu entnehmen. Daselbst werden auch Bestellungen auf Tafelplätze angenommen; ohne vorherige Bestellung werden Plätze nicht belegt werden. Leipzig, den 10. April 1888. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Georgi. Hcntschcl. Srßrlltliche Sitzung -er Sta-tveror-uelen Mittwoch, d-o 18. April »888. Abend» v>/, Udr, t« Taale der vormaligen Handelsbürfe, an» -kaschmarkt«. Tagesoro nuna: 1. Bericht de« Bauau«schuffe« über Erlaß einer von Herrn Glasrrmeister G Kittler verwirkte» Convcnlionalstrase. II. Bericht de« Bau» und OekonomieauSschuffe« über: Conto 10 „Wohlsahrt-polizei" Einnahmen II und AuS- gaben IH Pos. >2. 16—IS, X Pos. 55. 5«. 77—83 de« bie<jShribrn Haushallplane« und die Vorlage, betr. Errichtung eine« Frauenaborte- in den Anlagen an der Schillerstraße III. Bericht de« Bau- und bez. Finanzausschüsse« über: Eonto SS „Wasserleitung" und Specialbudqet: „Wüster» lritung" de« Haut haltplane« aus da« Jahr 1888. IV. Bericht de« Berfastung-auSschuste« über den Entwurf einer Bestimmung zum Regulativ für Gast» und Schänkwirthe, Eondiloreien. Wein- und Kaffeeschänken. V. Bericht de« Verfassung«» und Finanzausschusses über Ansehung der jeweiligen THUrmer aus den hiesigen Thürmen nach Maßgabe ihre« Gehaltes al« Tbürmer und Glöckner al» pension-berechtigte städtische Beamte und Pension-a,Währung an die Wiltwe Menge. VI. Bericht de« Finanz» und Bauautschuste- über: Die Rückäußerungen de« Ratbe« zu Conto 3l Ausgaben Pos. „Frankfurter Thorbaus" und Pos. „RrichSstraße S, 5, 7, S" der 1886er Stadtcastenrechnung. VN Bericht dev Finanzausschüsse« Uber Erlaß von Grund« crwerbSabgaben nnd Gewährung einer jährlichen Bei hilfe an die diesige Handelskammer für Zwecke der Handel-lehranstalt. Maniilmiichniig. Da» IS. Stück de« vierjährigen Netchs GcsctzblattcS ist bei un» eingrgangen und wird bi« zum 8. Mal d». I». auf dem Ralhhanssaale zur Einsichlnahine öffenttich aushängen. Dasteibe entbäll: Nr. 1792. Gesetz, betreffend die unter Ausschluß der Oeffent- lichkeit staltsinbenve» Gericht-Verhandlungen. Vom 5. April >888. Nr. t793. Freui'dschaslSvertrag zwischen dem Reich und dem Freistaat Ecuador. Dom 28. März 1887. Leipzig, den 12. April 1883. Der Rath der Stadt Leipzig. I)r. Georgi. Krumdiegel WaldpSanren- Leipziger Forstreviei verkauf. Bon dem Leipziger Forstreviere Connewitz können in diesem Frühjahre durch ven Revierverwalter Herrn Schön» Herr >n Lonnewitz-Leipztg nachstehende Holzpflanzen zu den beigesetzten Preisen gegen Baarzahlung oder Nachnahme und vorherige Anmeldung, sowie gegen Vergütung der Selbst kosten für Verpackung und Tran«port zur Bahn, bezogen werden: ennr 10000 Holzarte» ». Sämling«. Linjähr. Elchen. Euere, peckooeulut» dO>X)E,weijähr. 70000 «000 SO 000 10000 1000» SUOO 2000 20000 10000 LOOO dkki>ähr. zweijähr. Rüster», vtwau oumveer. n». . Höd« n> em 20- 30 SO- 50 60—100 SO- bO 10— 1b 15- 25 Ib— 25 25— 40 2b— 30 aeiii<i Mk. v, einjähr. Eschen, ?r»Li»u, euael zweijähr. » - » . . einjähr. Gran-Eschen, Vruuio. pnbeue. zweijähr. - - zwei,. Roßkastanie«, X« huppoeuut. einjähr.Ficht.,Xdi«»oel».<Rothiaane) — zweijähr. « » . » 10— dreijähr. » » « » 15— b. verichulte vklanzeu. bVOOErchen-Butirbuß zu Nemilen- und Stummelpflanzungen, 5—8jihr, tOOOGem. Eichen, isturioa» «oest . SOoOl - - , Autichuß . . . t 000 Grantschen, Vruuiou» pnbeue. . 2000« - . , Anschuß . . . Mi Birkea, 8»1ul» »Ib» .... ZOO^Lindrn, Tür» ssrausik. .... S»0 Roßkastanien, Xe«, krppoenet. . Fichten mit Ballen, 1. Wahl . ll. » 75-200 150-200 75-200 150 -200 75-150 250-»« 250-300 250—800 75—100 75—100 125—,50 l75- 200 225—300 tHvn. Mi. EM 25 - 50 40 - 50 40 -50 40 -30 25 - 60 50 1— SO l 50 — 1Ü00 1000 1000 s(X)! - B 100> . . Die Fichten mit Lallen eignen sich besonder« zu Park> anlagen. Leipzig, am IS. Februar >888. , DeS RathS Forstdeputatio». LtolkliolMuction. Mittwoch, den 18. April e. sollen von Nachmittag« 3 Uhr an im Forstreviere Connewitz. Abth. 2t» ca. tzöv Hanfe» klein gemachte- harte* Stockdolz unter den im Termine öffentlich ausbängenden Bedingungen und der üblichen Anzahlung meistbietend verkauft werden. Znsammenknnft: auf dem Holzfchlage an den Heidaer Wiesen und der Linie bei Connewitz Leipzig, am ll Avril 1888 De* Math* Aorftdepntatio» Vekannlmachung. Die Pflasterung der Eisäffe- Straße aus deren Strecke von und einschließlich der Kreuzung mtt der Sebanstraße bi« und mit der Kreurung der Wettiner Srraße mit bossirten Steinen ll. Clasfe soll au einen Unternehmer in Accord verdungen werden. Die Bedingungen für diese Arbeiten liegen in unserer Tief- bau-Verwallung, Ralhhau« 2 Etage, Zimmer Nr. l4. au» und können daselbst eingesehen, resp. gegen Entrichtung der Gebühren entnommen werden. Bezügliche Offerten sind verki-gelt und mit der Aufschrift „Pflasterung der Cisäfser Straße" versehen ebendaselbst und zwar bis zuin 30. April 1888 Nach mittag« 5 Uhr einzureichen. Der Rath bchätt sich da« Recht vor, sämmtliche Angebote abzulchnen. Leipzig, den 13. April 1888. De» Rath* der Stadt Leipzig Id 1018 StraHeubau-Deputaitoa. Erstatteter Anzeige zufolge ha» die Therese Rusner an« Ober- teich da« am 4. August 1884 von der Simeinde-Brrwoliung zu Pechosrn für sic au«,,kstellle Dienstbuch vor einig«! Zeit in hiesiger Siad» verloren. Wir bitten, da« Buch lm Auffindn,g«salle o» an« obzulleser». Leipzig, am 12. April 1888. Da« V-lizeiamt tzer Ltatzt Leipzig. 1820. Breischneider. Ggmllr. Vekanntmachullg. Die t« diesem Iakre ersordeiüchr» Fnureu mit zwei hier vor handene» Straßen-Lprengwagen sollen andermett vergeben werden und wir b ttea. Angebote mit Bedingungen in u»serem Rathhause, erhöhtes Parterre, Zimmer l, tzlS 2S. April »s». S«. abzugeben. BolkmarSdors, den 12. April 1888. Der Gkmelnderath. Lodse, Gemen,devorftand. IS. Vekanntmachung. Stück de« ReichSgejeyb.iiiteS von diesem Jahre, ent- Da« hallend: Nr. 17S2. Gei-b, betreffend die unter Ausschluß d-r Oeffenthchkeit staitfiiidenden Gerichtsvei handlungen. Dom 5 Apr l 1883. Nr. 17S3. Fr uubschaiisveitrag zwischen de,» Reiche nnd dem Frei staat Ecuador. Vom 28. März 1887, ist bei Unterzeichneter Behörde eingeaaiigcn und liegt z« Jeder, mann« Einsicht 14 Tage lang im hiesigen Gemeindeamt, Zimmer Nr. 1, öffentlich au«. Volkmar-bors, am 12. April 1388. Der tztemeintzerath. Lohse, Genieindevorstand. Dir haben beschlossen, sobald als möglich einen zweiten Stroßen- wüiter gegen ei» Jabre-gebalt von 800 ^l onzuftellen. BewerbungSgrinche nebst Zeugniffrn nnd kurzem Lebenslauf sind bi« Sonnabend, den 21. Ap il d. I., Abends 5 Uhr, in unserem Ratkidause, Zimmer Nr. 1, abzugeben. Bolkmarsdors, am 13. April 1888. Der «emeinderath. 1234 1. Lohse, Gemelnoc-Bolstand. vckanntmachnng, Pte öffentliche« Impfunpe» tzetreffentz. Die -ffkiitlichrn unentgeltlichen -«pfunnen «it ttaltz« ltzmphr fiiidru in tztcseui Aatzre vom 1» Mat tzts 4. Ault tausrntzrn Jahre» an jede« Mittlnach »«« Nachmittag« S—4 llbr im kleinen Laair der Deutschen Reichshalirn hierieidst statt, zu welche» Termine» a>e hier anitzältltche« gintzrr, welche ». im vorigen Jahre geboren sind und d. früheren JabrgSngen zwar »»gehören, aber noch nicht, be ziehentlich noch nicht gthSrig der gmpspslicht Genüge geleistet haben, von den Eltern, Pslegeeltern und Vormündern bei Vermeidung der i, 4. 14, Absatz 2 de« Reichlimpsgeietz«« vom 8. April 1874 aage- drohie» Strafe» behns« der Jinpsung de« Jmvsarzke vorzo- sühren sind. Die zur Impfung gelangeadea Kinder müsse» Jinpsung folgenden nächste» Termine zur Revision Vorgestell» werden. Die Befreiung von der Jmps»ng ist durch ärztliche« Zengniß nachzuweisen. Im Uebriae» wird noch besonder« d»ra»s avimerksam gemacht, tzatz teinr tzcsantzere Ausfardernng weiter an »ie Eitern »c. zu« Erichrinrn «tt ihren Impsiinge« in tzen antzeranmtrn Termine« ergeht, »ie,eiben »irimebr selbst für tzi» Jmpkung itrrr Kintzer. beziehentlich für tzie Brschaffiing brs Nach weise« ützer Griiügelrkftung tzer Imtzspfiicht »esarg» sein Müffrn. An« Hüuser« nutz Familie«, in welchen ansteckende Krankheiten, al« Tiptzetzeri»«». Masern, Scharlach, Diarrhoe »c. herrscht«, tzürse» ptntzrr in keinem Fair in tza« Jmpsioeal grtzracht »rrtze«. Bolki»ai«dors, am 14. April 1888. Der Gemeinde-VOrstand. Lohs». Mck i» dem ani die o» dem Jmpsarzte Hohcnkkinkr bta-tanlkitze. Ao» der hiestacn zum Lourse von 93 at-faclegien I'/,Prake,ti,r> Eta»tanlcih« Ist »och eia Theil zu begeben und e« »riolgt der Errkmis durch di« Tparcaffe hierfelbst. Die Anleihe ist in Abschnitte» zu 1500, 1000 »ad 300 Al ein gei heilt. H«d«»fte>, boi rbem.ih. de» 1». April 1«. Der Dtndtrath. Ds»te,tz»»«r, Bürgermeister. Submifßon. Uoterzeichneter Gemeinderath hat di, Anschaffung eines Sprengwagen«. welcher 2 cbm Master ausnehmeii kan», beschlossen. Es soll die Lieserung dieses Wagens dem Mindestfordernden — Auswahl Vorbehalten — vergeben werden. Offenen sind verschlossen und mit der Ausschrist ..Sprengwagen" bi» zum 20. April birsrS Jahres Abend« S Uhr anher ein- zureichkii. GvhiiS, am 14. «pnl 1868. Der «emeinderath Singer. Ltz. 5ttöil>rikfs.CrlcdilliiNll. Der von u»S ge-ien den früheren Praum ister Theodor Oschatz. geboren zu Plane ani 3. November 1857, unterm 22. Februar 1888 I erlassene Steckbrief hat sich erledigt. Delitzsch, den 12. April 1886. Königliches Amtsgericht. Nichtamtlicher Theil. Die Kanzlerkrisis und die öffentliche Meinung. Nachdem die KcinzlerkrisiS glücklich zum Stillstand ge komme» und damit in der Haupliache beendet sei» dürste, ist der Zeitpunkt eingetretcn, um sich ihre Bedeutung und ihre Wirkungen klar zu mache». In dieser Beziehung bient der gestern von u»S mitqelbeilte Artikel der .Norddeutschen Allge meinen Zeitung" als Wegweiser. A>« Kern dieses Artikels ist der folgende Satz z» betrachten: .Als Nalhgeber de« Kaiser in Fragen der auswärtige» Politik ist der Kanzler amtlich verpflichtet, zu Ihn», wa« in seine» Kräften steht, um den Frieden de« deulschen Reiche« vor Störunge» zu sichern.' Einzig und allein unter diesem Gesichtspunkte ist da« Heiralh« project de« Prinzen Alexander von Battenberg zu betrachten. Es war au den Kanzler amtlich die Frage herangetretcn, ob die Vermählung de« Prinzen Alexander mit der Prinzessin Viktoria vo» Preußen die Beziehungen de-deutschen Reichs zu den auswärtigen Mächten verändern und de» Frieden in Frage stellen könne. Drr Kanzl.-r mußte demgemäß seinen amtlichen Pflichten entsprechend seine Meinung rückhaltlos äiißern und die Gründe derselben darlegen. Wo starker Widerstand zu besiegen ist, müssen gleicharlige Kräfte in Bewegung gesetzt werden, um diesen Zweck zu erreichen, und de« kalb konnte an öffentliche Millhe»l»ng der Thalsachen, weiche der Krisis zn Grunde lagen, nicht verzichtet werden. Wenn mit Gchkiinhaltung der Veranlassung de« Conflicle« auSzukommen gewesen wäre, dann würde die Sache im engsten Kreise zum Austrag gebrach! worden sein, aber e« galt, der Schaffung unabänderlicher Thalsachen entgeqenzutrelen, und da« war nur möglich, wenn durch öffentliche Ankündigung de« Bevorstebenden ein Gegengewicht gegen die insgeheim thätigen K,äste in die Waagschale geworfen wurde. Wenn die Verlobung, wie beabsichtigt, bereit» am 5. April, dem Geburtslage deS Prinzen Alexander im .ReichSanzriger veröffentlicht Worte» wäre, dann war alle weitere Mühe, die Folgen des Ereignisses abzuwenden, umsonst. Am l April mar schon Alle» sür die Abrrise des Prinzen Alexander nach Berlin vorbereitet, am l2. April sollte die Königin vo» England dort einlreffc», eS war all» geboten, schnell und energlsch zu Hand, ln. wenn die vom Reichskanzler gefürchtete Wirkung abgewendet werden sollte. Ein so erfahrener Staats inaiin wie Fürst BiSmarck wird gewiß VaS Richtige getroffen und seine Schrille so eingerichtet haben, daß sie dem ange strebte» Zweck angepaßt waren. AlS die .Kölnische Zeitung den Sachverhalt mitlbcilte, mar Gefahr im .Verzüge", und deshalb ist die Veröffentlichung erfolgt. Wa« aus dem Spiele stand, läßt sich ermesse», wenn man den Artikel de« „Journal de St. PdlerSbourg" über da« Heirathsproject liest: die Frucht einer seit drei Jahren plan- niäßig betriebenen Politik wäre verloren gewesen, der vom Kaiser von Rußland mit unauslöschlichem Haß beehrte Prinz Alexander war aus dem beste» Wege, der Gegenstand der schmeichelhastesten Huldigungen zu werden und sür da« ihm widerfahrene Unrecht die denkbar höchste Genugtbuung zu er halten. Diese Gestaltung der Sachlage abzuwenden, mußte der Kanzler Alles daran setzen, und wie jetzt seslstcht, ist der Erfolg nickt auSgeblieben. Die Politik ist eine Kunst, welche mit den Regungen de« Herzen» nicht« gemein hat. sic ist Sache de« kalt rcchneiiden Verstände«, und veSbaid bat man politische Maßregeln mit den Zügen, welche der Schachspieler lhut, treffend vergliche». Wenn auch in unserer Zeit glücklicherweise die dynastischen Interesse» nicht mehr über da« Wohl und Wehe der Völker entscheide», so sind doch die Fürste» nicht in dem Maße Herren ihrer persönlichen Neigungen, daß sie Verbindungen emgehen könnenohlieRücksichlaus die politischen Folgen. Inder Vergangen heit wurden Helrathen zwischen Fürstenhäusern nach der An sicht deurlheilt und geschloffen, welche sie für die Machlver größerung der betreffenden Dynastien darbotcn. Sv wurde dem Hause Habrburg der zui» Wahispruch erhobene Rath ertheilt: „Du kolix Xurtria mitm" (Du glückliches Oesterreich heiratbe!). Und Schiller läßt den Priester auSrusen, dem der Gras von Habsburg sein Pferd Überließ, damit er dem Kranken Labung bringen könne: ,Jb" seid ein mächtiger Graf, bekannt Durch ritterlich Walte» im Schweizerland; Euch blühen sechs liebliche Töchter. So mögen sie, ries er begeistert an«, Sechs Kronen euch bringen in euer Han« U»b glänzen vir späl'sten Geschlechter." In dem Versaff»»g«staate der Gegenwart ist dieser Stand punci nicht mehr ballbar, da« Jnterrsse der Dynastie ist mit dem de» Volke» gleichbedeutend, und die Gesainmtwoblsabrt ist da« höchste Gesetz, rem sich alle persönlichen Wünsche und Interessen unterorvnen müssen. E« gibt wohl kaum ein Land i» Europa, in welchem kaü regierende Han- eine so große Liebe und tiefe V-rebrnng genießt al« da« deutsche Reich, dovoo hat der Tob Kaiser Wilhelm'« die umsassendsten Be weise zu Tage gefördert. Da« Wohl und Webe Ka ser Friedrich'« und oer Mitglieder seine« Hause« liegt allen Deutschen so sebr am Herzen wie va» eigene Äe schick, da« deulscde Reich gleicht in dieser Beziehung einer großen Familie, m welcher der Kaiser al« der Bater I angesehen wird Nun gestaltet sich freilich da« Familien I leben nicht »ach den Regeln de« Schachspiel«, Liebe nnv Haß unrigung und Abneigung finden auch in den GemÜthern ürstlicher Personen ihre Stätte. L« ist gewiß unendlich beklagenSwerlh, wenn höhere Rücksichten der Gesammlwohl- sahrt de» Verzicht aus Herzenswünsche verlangen, und da« geht natürlich nicht ohne lebhafte Kämpfe ab' E« ist die denkbar rauheste und härteste Collision der Pflichten, welche einer liebenden Mutter zugemuthet werden kann, wenn sie da« Glück ihrer Tochter dem StaatSinteressc opfern soll. Da« deutsche Volk weiß die Größe de« Schmerze« und der Entsagung, welcher der Kaiserin zugemuthet worden ist, voll auf zu würdigen, aber da« Opfer war nicht zu umgeben unter ven obwaltenden Umständen. Daß niedrige Leidenschaften in diesen großen tragischen Conflict, vor ivelchen da« brutsche Kaiserhau« und mit ihm da« deutsche Volk >n diesen Tagen gestellt war, in selbst süchtiger Absicht einzugreisen trachteten, kann nach der leider nicht zu vermeidenden tbeilweisen Entartung der menschlichen Natur nicht Überraschen, da« ändert aber an der Thatsache nicht», daß da« deutsche Volk in seiner großen Mehrheit sich während diese« ConfliciS aus der Höhe gezeigt hat, welche ihm von der Geschichle angewiesen ist. Die Würde drr Krone geht au« dieser Krisi« ebenso un angetastet hervor wie die Liebe de- deutschen Volke« zu seinem Kaiserhause, und daneben hat auch noch die Werthschätzung und Dankbarkeit sür den großen Reichskanzler au«re>che»V zur Bethäliguiig Raum. Wir haben e« bereit« früher gesagt und wiederholen e« bei diesem Anlaß, daß im deutschen Reiche Pflichttreue und Vaterlandsliebe die bestimmenden und vor- nebmsten Kräfte sind und daß neben ihnen persönliche In teressen keine Bedeutung beanspruchen können. Im deutschen Reiche muß jeder waffenfähige Mann in jedem Augenblick bereit sein, Gut und Blut für Kaiser und Reich zu opsern, ein solcher Opsermuth »st aber nur dann ausrecht zu erhalten, wenn volle Einigkeit besteht zwischen Regierung und Volk, wenn da« Verlrauen vorhanden ist, daß der Ruf ^ur Ver- tbeidigung de« Vaterlande« gegen fremden Angriff nicht ohne Nolh ergehen wird, baß vorher alle Mittel der SlaalS- kunst erschöpft sind, bevor an die Entscheidung der Waffen appellirt wird. „Nicht Roß, nicht Reisige Sichern die steile Höh'. Wo Fürsten stehn, Liebe de« Vaterland«, Liebe de« freien Mann- Gründen den Wie Fel» im Meer. * Buch von osflcivser Seite wird mm bestätigt, baß die Kanzlcrkrisi« zum Stillstände gekommen und in Wege ge leitet ist, welche eine Verschärfung derselben nuSschliehen — Die „Post" schreibt: Daß die Kanzlerkrisi« ia einer de« Interessen and dem Nohle Deutschland« entsprechenden Weise Ihren Abschluß erreicht ha», unterliegt glücklicher Weise keinem Zweifel. Die sormelle Seite der Sache bat kein besondere« Interesse und e« ist angesichts dieser That» iache mnßig, näher nachzusorlchen, welche der verschiedenen in-and außer- H-Ib der Presse verbreit«»» Versionen wirtlich zutrifft. Jeder valrottische teulsche athmet erleichtert aus und sieht der wetteren Entwickelung der Dinge mit größerer Zuversicht entgegen. Wir unsererseits haben gleich bei der ersten Nachricht der „Kölnischen Zeitung" dem Vertrauen Au-druck gegeben, daß, wie groß immer die Schwierigkeiten der Lage sein inöchten, es der erleuchteten Vaterlandsliebe Sc. Majestät des Kaisers und des Kanzlers gelingen werde, den Weg zu der dcm Vaterland« ollcin ersprießlichen Lösung derselbeu zu finden. Gleichwohl bars trotz des befriedigenden Abschlüsse- der Kr>si« der Annahme nicht Raum gegeben werden, daß nunmehr alle Gefahr sür die Zukunft ausgeschlvssen sei. Hoffentlich wird der jetzt erledigte Zwischeniall auch eine vorbeugende Wirkung haben, allein mit billiger Sicherheit darf daraus nicht gerechnet werden, und eS wäre thörichl und pflichtwidrig, sich nun i» Sicherheit zu wiegen. Vielmehr gilt es, die Angen offen und daS Pulver »rocken zu halten, um im Falle erneuter Gefahr mit voller Energie und Wirkung an deren Beseitigung Mitarbeiten zu Helsen. Die nationale Presse Deutschlands kann ans die letzte Woche mit Genugthuung zurück- blicken; einzelne wie immer bedauerliche Ausschreitungen kommen nicht in Veiracht gegenüber der wirkungsvollen Unterstützung, welche sie einer Lösung der Schwierigkeiten, wie sie dem Interesse Deutschlands und Preußens, wie seine- Herrscherbauses entspricht, angedeihen ließ. Dies« Unterstützung war um so dankensweriher und ersreulicher gegenüber den planmäßigen Bestrebungen der von den Vertretern de- PolonismuS und des Welsenihum« secundirten deuischsreisinnigen Presse, de» Sachverhalt wie den Stand der öffentlichen Meinung in Deutschland zu verdunkeln. Jetzt ist olle Verhetzung und alle Schweiswedelei verlorene Liebes müh gewesen,- die so heiß ersehnten und nunmehr ernstlich erhofften Ministe,Portefeuilles bangen noch immer in unnahbarer Höhr, und die jetzt unverhüllt heivorgelretene zügellose Begehrlichkeit, welche selbst nicht davor znrückiä»eckt, ihre selbst- und parteisückiige» Plane aus Kosten der Sicherheit und Wohlfahrt Deutschlands zu verfolgen, wird schwerlich dazu beitrage», die Aussichle» aus Berwirklichung der Zukunsl-iräume zu erhöhen. Die Entlarvung diese- Treiben« und seiner Maulwnrs-arbeit ist eine erwünschte Nebensruch» .der Wirren drr letzten Tage. Wie diese selbst in ihrer ivmplomatischen Bebrütung, so mahne» auch die Wahrnehmungen über die planmäßigen, complolortigen Be- strebnngen. die Vertrauensstellung deS Kanzler« zu erschüttern, zu einem immer festeren und entschlosseneren Zusamnirnhalten der nationalen Parteien. Die trennenden Momente treten wen zurück an Bedeutung gegenüber der Aufgabe deS Tages, der im besten Sinne deutschnationalen Polttis im Innern wie nach außen, deren ver- aniwonlicher Träger Fürst Bismarck ist, eine sichere und kräjiige Stütze zu se>n. Die „Kölnische Zeitung" meldet ans Berlin vom Freitag: Die Freude über die Vertagung der BaUenbergischen Frage aus unbestimmte Zeit und die dadurch crsolgte Weqräumung der Kauzlerkeise wird leider getrübt durch die inngstcii Nachrichten über da- Befinden de- Kaiser-. Nach einer Zeitdauer von Wohl- befinden sühlte sich plötzlich der Kaiser wieder von Alhivungsbe Ichioerden belästigt, die ihren Grund in einer eingelretenen Ver- engernng der Lu'trähre batten. Das tückische Hebel hat also leider Fortschritte gemacht. Um jeder plötzliche» Gejahr vorzubeugen und dem Kaiser alle AihmunaSbeichwerden zu beheben, Hai benle Prosessor v. Bergmann eine neue, etwas ander« gesonnte Röhre in den H-.l- und die Lusleöbre de« Kauer« eingelülpt. Da- gute Allgemein- b-finden des Kaisers ist durch dies« Vornahme nicht gestört worden, doch verblieb der Kaiser aus Wunsch der Aerzte nach der an sich unbedeutenden ärztlichen Vornahme den Rest de« Tage« über zu Belt. E« sei a»«drücklich bemerkt, daß von zuständiger ärztlicher keil« schon vor Wochen einer Verschlimmerung de« örtlichen Leidens um di» Mitte diese« Mnnai« entgeqengesehen wurde und daß die Peisvnen, di« eS zunächst angeftt. tavon srübzeit'g ven iländial waren Die Form, >» welcher die Kanzleckriie beigclegt wurde, wird in den Blättern verschieden dargestellt. E« kommt nicht viel daraus an. Wir wissen, daß Kaiserin »no Kanzler a» ihrem grund sätzlichen Standpnnei festhalten, daß aber die Kaiserin die Eni- scheid,ing in das einiache Wart ihies hohen Gemahl, legte und
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