Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 04.05.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-05-04
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
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- Public Domain Mark 1.0
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- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188805040
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18880504
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18880504
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1888
- Monat1888-05
- Tag1888-05-04
- Monat1888-05
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- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 04.05.1888
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Erschein täglich früh S'/. Uhr. Ueö«ti»» «h LrpehU«» Jvhan^tgast« 8. SPrrchst««den der Ned«N»,: vormittag« 10-12 Uhr. «achmtttag« b—« Uhr. ötir u, «^»ttei^, MM »* . . -«für M« »»«M»t^,tzg »ochrnt«,«, tzt« llhr "l!>ch»!tt»»?. »,»«»«. »»»Sem«,«» früh tzt»'/,» Uhr. S» »e» äUikle, str I,s.-L,»«h»r-. vtta «e»n». Vniversttöttstraße 1. . e«»t» Ltzsche. Katharinastr. 23 pari. ». K»^g«vlatz 7, »»r bi«Uhr. ripMr.TagMM Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Kandels- «nd Geschäftsverkehr. AbonnementspsstA vierieliährtich 4'/, Mk. t»rl. Bringerlohn 5 Mk., durch die Pest bezogen 6 Mi. Jede einzelne Nummer 20 V velegeremplar 10 Pi. Gebühre» für Lrtrabetlaae» (iu Tageblatt-Format gefalzt) «hne Postbeiörderuag KO Mk. «tt Poftbesördenurg 70 Mk. Inserate Sgespaltene Petitzeile 20 Pf. Drohe« Schrift«, la»t ms. Prrt-verzeichniß- Tabellarischer ». Ztffernsatz »ach hohen» Larif. Urliamen »»ter de» Ned«e»to,«strich dt« «aespalt. Zeile 50 Pf-, vordenFamiltennachrichte» dir Kgrfpaltea« Zeile 40 Pf. Inserat« si»d stet« a» die Gype-itt«» »« feude». — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung pe»«Luiu«r»o>io oder durch Post- »achnahmr. irs. Arettag den 4. Mai 1888. 82. Jahrgang Amtlicher Theil. Wege« Neioiguna der Localitäten bleibe, die grr»Oe am 7. d«. Mt«., di. Gtadte«ffr, Sttttumg». »»chhaltrrrt und Sportelcasfe K- a» v. d«. Ml«, ge- schlosse«. Leipzig, de, 2. Mal 1883. . . Nekl>»»lmachnig. Die Araukengeltzrr-AuSzahluug findet vo» jetzt ab Sou», abeud« wieder vou früh 8—IS und Nachmittag« vo, 2—5 Uhr statt. Während der MittagSstnndrn vo» 12—S Uhr bleibt da» varea» geschlossen. Leipzig, »m 28. April 1888. Die vrl«kra«kenr»ffe für Leipzig »»» L»grg»»tz. Albert vrockyan«, Borsitzender. StUIische Lr»tilrii«ch»kismip-L»l>«ll. Nachdem Herr Iolt«» »«ch«a««, Ritterstraße 37. dl» do» ihm feit dem Jahre 1881 in dankenSwerther weise geführt« Annahmestelle unserer ArbeitSnachweisungSausiatt n»ederg«leat und an seiner Stelle Herr F. R Böhme, Ritterstraße 18. fich «it entgegenkommender Freundlichkeit zur Uebernahme dies« Annahmestelle bereit erklärt hat, bringen wir die« zur Krnntniß unserer Mitbürg«, mit d« Bitte, von der Ein, richtuna uusrrer Anstalt «cht fleißig Gebrauch machen zu wolle». Gleichzeitig bringen wir bei dies« Gelegenheit in Tr» innrruug, da- außer in der Centralstelle. Stadthaus, 1. Etage, Zimmer 85. Arbeitsangebot« bei den 8 Filialen unserer Aa- >>alt, di, sich bei den nachstehend genannten Herren befinden, «»tgegengenommen werden: F. VI. Böhme, Rittrrstraß« 18. «. Hshlfetd, Nanstädter Steinweg 17. Gebr. Kretzschmar, Südvlatz 11. A. L> dketchert, Neumarkt 1. ü». A. DIudolph. Gerberstraße 15. Gebrüder Sptlloer, Winvmühlenstraße 37. H. Unruh, Weiistraße 33. Znltns Atuk, Querstraße 1. L«Pz»^ den 1. Mai 1883. DaS Ar«endtrectorta»». Ludwig-Wolf. Zschau. Di« Ausführung der Etetmnetzarbeite» für da< Dampskessethau« rc., das Werkstattgebäude und da« Eondeusatorgrbäridc bei dem Erneuerung-bau der I. Gas« anstatt soll zasaarme» an einen Unternehmer in Aecorv verdungen werden. Die Bedingungen und Zeichnungen für diese Arbeiten liegen im Bureau der Gasanstalt II in Connewitz au« und kvnneu daselbst eingeseben resp. entnommen werden. Bezügliche Offerten sind versiegelt und mit der Aufschrift: ,^Da«pfkrsselhauS rc. — Stetnmetzarbeitr» für die A. Gasanstalt" versehen iu der Nuntiatur de« Rathe«, Rathhau«, 1. Etage, »nd zwar bi- zum Donnerstag, den 17 Mai d. A, Nachmittags S Uhr einzureichen. Der Nath behält sich jede Entschließung und intbesoudtte da« Recht vor, sämmtliche Offerten abzulehnen. Leipzig, am 1. Mai 1888. DeS RathS der Stadt Leipzig Deputation za de« Gasanstalte«. Vekannlmachlmg. Die lu-sührung der Erd» und Maurerarbeiten für VaS Dampfkesselbau« rc., da« Werkstatlgedäude und da« Coudeusatorgebäude bei dem Erneuerung-bau der I. GaS» auflalt soll zusammen an einen Unternehmer in Accord der- duuae» werden. Die Bedingungen und Zeichnungen für dies« Arbeiten liegen im Bureau der Ta-anstalt II in Connewitz au« und könne« daselbst eingesehen resp. entnommen werden. Bezügliche Offerten sind versiegelt und mit der Aufschrift: „Dampfkesselbaus re. —Erd» «ud Maurerarbeiten für die I. Gasanstalt" versehen in der Nuntiatur de« RatheS, Rathhau«, 1. Etage, nutz zwar bi« zum Donnerstag, den L7 Mat d. I., Nachmittags S Uhr, einzureicheu. Der Rath behält sich jede Entschließung und insbesondere da- Recht vor, sämmtliche Offerten abzulehnen. Leipzig, am 1. Mai 1888. DeS RathS der Stadt Leipzig Deputation za den Gasanstalten. Am 88. März d. I. bot sich der nachstehend beschriebene Sym nasinst Gart vtt« krvubirgel am der Wohnung seiner hier wohn« hastr» Estern heimlich entiernt ond ist bi» jetzt nickt zurückgctehrk hat auch kenn Nackricht o» lein« Altern gelangen lassen. Da die von »n« ungestellien Recherchen bieder ohne Resultat aebNede« sind, so ergeht diermit die öffentliche Aufforderung, etwaige Wahrnehmungen über den verbleib de» vargedachten tkrontztegel »Ngesäumt dem Unterzeichneten Amte mitzutheileu. Leipzig, am 28. April 1888. Da« Paltsei-Amt der Statzr Letpitg. N. 2458. vrrtichneider. Faldir. P«rs»»alb«schreibong: Alt«: >8 Jabrr; Große: 1.70 Gehallt kraklig; Haar«: blond; Stirn: n edrig; Augenbrauen: blonde Au«»: bla»; Nase »nd M»„d: gewöhnlich; Zähne: gut; Kinn! rnnv; Gesicht: r»nd, voll: Sesichissarbe: blaß. Besoaverr denn- zetchen: mehrere Leberflecke im «esichi. Kleid»»«: du»k!,r Winierüterzeher, dunster A»z»g, daokle Sloffmütze »nd Halbstieseln. Seftnde« wurde i» htrst^r Stadt am 20. d. M. et, kk-Markschei« «nd «m 2K. d. M. et, Betrag von 88 Mark in Sold. Di« »»bekannten Eige,tbümer dieier Geldbeträge wrrde» Hi«d»r0 «»igrsordert, fich grhsrtg legilimirt t» unierer Eriminal-Abibeilung recht»,ittß ,» melden, da andernsall« weitere Vertagung über dt« Fundobjert« «ettoff«» werden wird. Sech^ dm 80. April 1888. Das Paitzetam» dar Stadl Setpzt,. Nr. 107« I». vretschnetder. Michael. Holz-Auclion a»s Naniihoscr Staatosarftredter. «»»tag. den 14 Mat dsS. vou vormittag» 8 Uhr «» olle» die i» den Abtdeilungen 3 15, 24 »»d 88 des Forstrevier« ousbereitetea Hölzer, als: 286 nu eichene, birkene und erlme Brmoscheitr, 50 » kieferne Beennscheit», 83 . rtcheae, birkene und erlme vrennknüppel, IIS » kieferne vrennknüppel, 156 - eichene Zaiken. 747 . barte« Abroumreistq, IN Wellhdt. eich., birkene» «ud erleue« Abramureisi^ 80,5 - kirserne« Adranmreisig, 1S8 n» eichene Stochcheite »ud tzachpä»e, er»er sollm Dienstag, den 1k. Mat tzfs. 8« ebensall» von vormittag« 8 Uhr a» die in der Abtheilung 30, 40, 43 und 46—53, 38 Stück eichene Klötzer, 13—82 am stark, 8 —S «la«g(Iuugeicheu), 44 . . . 23—101. . 3^—8. . 18 »Weißbuchen«< 13—24 » » 3 —8« » 6 rm eichene Notzickeite. 3 Hdt. sichle»« Reisstangen. S—S ow stark, 2—8 » la»G ^?L.ej««°°,cheitt. 2S2 ' Wn«) «"»»knüppel. 44^ We« ) «braumreisig meistbietend gegen sosortig« Bezahlung nab unter dm sonst vor Le- iina der Aucilou »och bekannt »« machende» vedingungea ver» iciger« werben. versammln»,: Montag, de, 14. Mai. aus dem Holzschla, in Abtheilung 3 am Uebrrgaugr der Metßaer-Borsdorser Disruvaha und Albrechl-Hainer Aller, »nd Dienstag, den 15. Rai, ans dem Schlage in 43, unweit de« Rundtbeil« am Ammelehatner Wege. AatzlsttRe im Gofthote zur „Stadt L'lvziq" 1» Na»nh»s. »rr«ttüb,rickrtitu»«en stutz unzilistsstg. «Ukkunst erthkilt die Unterzeichnete Nevierverwaltuna. Astnigliche starftredierpermaitun, Nannhas «»» »stntgl. Aarftrentamt Wurzen, am SS. Avril 1888. Leutbold. Beißier. Vrkanntmachung. Da« dem Dirnstmödcheu Bertha Id« Müller, geboren am 22. Januar 1870 zu Wurzen, unterm SO. Mai 1884 »nd Nr. 757 au-gesiellie und in Leipzig verloren gegangene Dienstbuch wird, nachdem der Müller et» neue« Dienstbuch erthrtlt worden ist, hiermit ür niigtltig erklärt. Wurzen, den 1. Mat 1888. Der Statztrnth. Muhle. Löffler Nalhskküerverpachtllng in Vad vibra. Mit dem 1. Octobrr cr. wird die hiesige, bisher schwunghaft be- triebene -iatbskeller» und Sammerwtrthschast im vkrgergarten, ingleichen die städtische Vraurrrt, welche letztere je nach Umstände» getrennt verpachtet werden soll, pachtlos. Zur onderweiteu Verpachtung dieser Grundstücke aus 6 Jahre ist Dermin Mittivach. den 18. Mat ar^ varmtttags 18 Uhr im diesigen RaihSkeller anberaumt worden und wird hierzu eingeladen Bedingungen können bet uns eiugesehen, auch gegen Entrichtung der Lopwlien abschriftlich bezogen werden. Bad Bibra, am 13. April 1888. Ter Magistrat. Pieroh. Nichtamtlicher Theil. Line neue englische Wthrvorlage. Die englische Regierung hat dem Unterhause gestern einen Gcseyentwuif zur Vergrößerung de« Heere« vorgelegt. E« klingt wie ein Märchen, wenn von Vergrößerung de« enst« tischen Heere« berichtet wird, denn diese Angelegenheit ist in so trostloser Weise vernachlässigt und versumpft, daß sie durch Errichtung neuer Regimenter und Bereitstellung der dazu erforderlichen Summen nicht erledigt werden kann. Der Fehler liegt iu den englischen Anschauungen von der Stellung der Armee und über den Kriegsdienst. Der englische Sinn für persönliche Freiheit und Unabhängigkeit sträubt sich gegen den Gedanken der allgemeinen Militäirpflicht, und diese Ab neigung sinket ihr« Hauptstütze in der Natur de- Landes als Znselreich. Englands Kraft liegt in seinen Colonien, Indien, Eapland, Australien und Canada sind die Besitzungen, denen seine Wünsche und Hoffnungen gewidmet sind, und wenn seine Colonialpolitik in Egypten aus unerwarteten Widerstand gestoßen >st, sa haben die dort im Laufe der letzten sechs Jahre gemachten Erfahrungen doch nicht eine so tiefe und nachhaltige Wirkung hervorzubringea vermocht, daß die englische Ne gierung sich zu einer Systemänderung i« ver KriegSvciwaltung entschlossen bätte. Auch die neue Vorlage stellt keinen Systemwechsel dar, sondern strebt nur eine Vermehrung dc- Söldnrrbeere» an. I» England liegt die Kriegsverwaltung in den Händen von Eivilisten, der finanzielle Gesichtspunkt ist der maßgebende und deshalb fehlt eS auch iu alle» Zweige» de- Kriegsdienste- am Rvlhigsten. Die Sachverständige» kommen erst in zweiter Linie »n Betracht, der Obcrbesehlsbaber der Armee ist rin alter gebrechlicher H.rr, der seine Stellung nicht im Sinne eine« General» aus dem europäischen Festlande, sondern als Sinecnre ausfaßt und noch der ganzen Sachlage auch nickt ander« aussaffeu kann. Man braucht sich bloß der Vorgänge im Sudan zu erinnern, um darüber Klarheit zu erkalten, va j militairische Angelegenheiten i» England al« Nebensache be trachtet werden, daß au ein rechtzeitige« thatkrästige« Aus treten zur Vermeidung von Demüthigungen und Niederlagen nicht zu denken ist. daß die englische Regierung höchsten« im Augenblicke der Nolh zu Gcldopsern bereit ist, daß England überhaupt der Meinung ist. eS sei besser Soldaten zu lausen, al- die Interessen de« vaterlande« mit dem Blute seiner Bürger zu vertheidigen. Der Kriegsdienst gilt nicht al« eine Pflicht, sondern al« em« Form de« Sport« und kriegerische Expeditionen in Asien und Afrika haben für die daran be- theiliqten Führer stet« den Beigeschmack eine» Abenteuer». Daß mit so unzureichenden Mitteln nur au-nahm-weise und unter besonder- glücklichen Umständen Erfolge zu er» zielen sind, haben die verhängnißvollen Feldzüge in Afgha nistan und im Sudan gezeigt, und auch die Eroberung von Oberbirma ist unter Uinstänven erfolgt, die der englischen !krirg«leitung nicht zur Empfehlung dienen können. ES ist mhin gekommen, daß die Gegner England« nur mit Ent- chiedenhrit auszutrrten brauchen, um de» unblutigen Erfolges »ch«r zu sein. Die Engländer können sich zum Beweise der lkichtigkeii ihre- System- nicht auf die Mißerfolge der Fran- osen in Tonkin und in Madagaskar berufen. Die englische lkation ist zur Coionisirung weit bester befähigt alS die französische, das lehrt rin Blick auf den Umfang und den Stand der englischen Colonien. Die Franzosen besitzen nicht den erforderlichen Grad von Zähigkeit, um an den gewonnenen Errungenschaften sestzuhalten wie die Engländer, und unter rngliichrr Führung läßt sich auch eher eine kosmopolitische Gestaltung der Gcsammtverbältniffe erreichen al« unter französischer. Dafür bietet oer verlaus der Entwickelung in Nordamerika den bündigsten Beweis. In den vereinigten Staaten von Nordamerika bebauptet noch heute dat englische Element die Herrschaft, während da« sran- ivsische vollständig in den Hintergrund gedrängt ist. New« Orlcan« ist nur noch an dem Kleichlaul mit dem Namen der bekannten französischen Stadt erkennbar, dem Wesen nach ist New-Orlean« eine englische Colonie wie ganz Nord amerika trotz seiner längst vollzogenen LoStrrnnung vom Multerlande. vom Standpuncte der allgemeinen Entwickelung de« Menschengeschlecht» ist die selbstständige Gestaltung englischer Colonien zu neuem unabhängigen Staat-Wesen nur wünschen« werlh. Tie E'genart der Cölonistcn wird dadurch nicht bcein> lrächtigt, die Begründer der neuen Staaten alS Pflanzschulen europäischer Cullur in fremden Ländern verlieren dadurch nicht» a» ihrem nationalen Verdienst und die Grsammtentwick- luna erhält dadurch einen neuen werthvollcn Antrieb. Nirgend« sonst auf der Erde hat der Fortschritt aus industriellem Ge biete solchen Aufschwung gewonnen, so große Triumphe ge eiert al« in Nordamerika, und dort war e» dir Verschmelzung englischen und deutschen Wesen«, welche sich in freier, von keiner staatlichen Becinfluffung eingeengten Bewegung voll- rogea hat. E« hat auch nicht an einem großen Entscheidung-- mps« gefehlt, welcher bekanntlich mit dem Siege de« Norden« über den Süden, der europäischen Thatkrast und Betriebsam keit über Ausbeutung der menschliche» Kraft durch Sklavenarbeit beendet worden ist, aber eS bleibt trotzdem die Frage offen, ob dieser Kampf durch eine ander« Politik Englands oder wenigsten« durch bessere Organisation der nordamerikanischen Union nach geschehener LvSlösung vom Mutterland« nicht hätte vermieden werden können. Die englische Colonisation hat mit Recht die Bewunderung aller anderen Nationen erregt, aber eS hasten ihr trotzdem die Unvollkommenheiten an, von welchen kein Werk der Menschen frei ist. England ist heute an einem Wendepunkt seiner Entwickelung angelangt, wo e« sich entscheiden muß, ob e« da« Erworbene seslhalten uud verbessern oder bester geeigneten Nachfolgern da« Feld räumen soll. Die Ent wickelung in Nordamerika kann England al« Fingerzeig dienen für Da», was ihm in Zukunst zu thun obliegt. England hat seit langer Zeit sein Hauptaugenmerk auf Indien gerichtet, und daß eS in diesem Staat-Wesen die Quelle feiner Kraft erblickt, beweist die Annahme de» Titel» als Kaiserin von Indien für die Königin von England. England ist nicht der Meinung, daß sich das von Nordamerika gegebene Beispiel der LoStrennung vom Multerlande iu Indien erneuern soll, an dieser Colonie hält England mit dem Entschluß fest, sie bis zum letzten Blutstropfen gegen Rußland zu vertheidigen. Tie Gefahr eines Zusammenstöße- mit Rußland ist in den letzten Jahren in drohende Nähe gerückt, der Kamps, welcher vor nunmehr drei Jahren zwischen Afghanen und Rüsten be Ak Tepe und Pulilhisti stattsand, war die Einleitung de- EntscheidungSkaurpseS, welcher eine» Tage» von Rüsten und Engländern über die Herrschaft in Indien geführt werden wird. Für diesen Kamps muß sich England vorbereiten, und die beste Vorbereitung würde darin bestehen, wenn eS sein Landheer nach festländischem Muster organisirte. WaS Gladstone einst in der „Fortnightly Review" Uber die Thei iung Asien- unter die drei Coiicurrenten England, Rußland und Frankreich gesäbelt hat. kann kaum einen theoretischen Werth beansvruche»; in einem Kampfe gegen Rußland mu z England zu Lande unfehlbar unterliegen, wenn e» seine HeereS- organisation nicht nach dem Muster der übrigen Großmächte einrichlet. Die Inselnatur England» erstreckt ihre Wirkungen nicht so weit, daß sich diese Macht über alle Anforderungen der Gegenwart aus militairischem Gebiete kalt lächelnd bin- wegsetzen könnte; da» gegenwärtige europäische System beruht auf der Macht der Großstaaten, ihren Besitzstand mit Waffen gewalt zu behaupten, diejenige Macht, welche sich davon auSschließeu zu können glaubt, thut da- aus Gefahr ihrer Existenz. - Leipzig 4. Mai 1888. * Zu den Stichwahlen schreibt die „Nationalliberale Correspondenz": Die ReichStagSwahl in Altena-Jserlohn hat wieder ein mal die Frage nach dem Werth de» Instituts der Stich Wahlen angeregt. Der nationalltberale Eaiididrt hat die meisten Stimmen erhalten, gleichwohl ist Gefahr, dah er bei der Stichwahl durch daS Zulamiiiengehen aller übrigen Parteien in die Minderheit kommt und geschlagen wiid. Diese Parteien haben innerlich keinerlei Gemcinschasl mit einander; sie stehen sich in säst allen Principienseagen aus« Schroffste gegenüber. Nur der Haß gegen den leitenden Staatsmann und die Berlre», einer q-mSßi,»en nationalen Politik süh t Deutschfrei sinnige, Ultramontaue und Socioldcmokrate» zu>ammen nur Opposition und Negation, »irgend« innere sachliche Ueberein stimmui-g in politischen oder wirtbichafil cheii Fragen bringt diese grundverichi denen Richtungen aus einen Aug.'nblick zusammen. E« ist überaus bezeichnend, daß die deutschsreisinnige Agitation bei dieser Wahl vorzugsweise mit Waffen vorging (Brod- und ScknapSver thenerung), welche die befreundeten Nliramontanen viel empfinblich-i treffen muhten al« die Naiionallibcralcii, zu deren Bekämpfung si- bestimmt waren. Und in einem locialdemokratilchen Waylansr» war der schöne Satz enthalten, von allen Parteien sei die deutschsreisinnige die heuchlerischste und volksfeindlichste. Da« hindert aber Ultramontaue und Socialdenwkralen nicht, hinterher Mann tür Mann sür Herrn Langerhan« einzutreten »ns einen deutichiktisinuizen Sieg zurecht zimmern zu Helsen. Da« muß zu einer tiesen politischen Latsill- üchung und Eorruption führen, zn einer grenz-nlolen Verwirrung aller Begriffe von politischer Moral »ud Ehrlichkeit. E« ist be zeichnend, daß e< gerade die deutschfrelstnntqe Partei ist, welche von dieser Einrichtung verhültnißmötzig die größten Bortheile hat. Die Mandate, die sie au» dem Schlamme der Stichwahlen rettet, vermögen die deutschsreisinnige Partei allein noch einigermaßen em Lcben zu erhallen. DaS E> sordern'ß einer absoluten Mehrbeit ist ein aa»z will kürliche« und künstliches doctrinärr« Priucip, welche- thoisäcküch in den meisten Fällen dahin führt, die vorherrschende politische Richtung eine« Wahlkreises einem wüsten »usammeahanglosia Conglomcrai der egeasätzlichsten Elemente au«zuttesrru. Ja dem vielgepriesene» cou- «itillionrllcn Musterstaat England kennt man diese Einrichtung icht; wer die meisten Stimmen hat, ist gewählt, wie c« sür den einfachen natürlichen Menschenverstand eigentlich selbstverständlich ist. Ebenso wird et in verschiedenen drutschen Staaten gehalten. Die Bestimmung, daß di« „relative" Mehrheit genügte, würde dazu sühren, daß die wirklich nahestehenden and ln entscheidenden Frage» üb.» einstimmenden Richtungen sich vo» vornherein verein gten; natürliche und berechtigte Wahlbündnisse würden an die Stelle von inncrlich ungesunden und unmoralischen trete», and unser ganzer öffentliche« Leven und Partciwescu könnte dadurch nur gewinnen. * Bei der am 28. Avril im Wahlkreise Altena- Iserlohn stattgehabten ReichStagSwahl wurden nach amtlicher Feststellung inSgesammt 21 405 Stimmen ab gegeben; davon erhielten Commerzienrath Herders auS Jser« oyn (national! ) 8719, vr. Langerhan» aus Berlin (veutsch- reil.) 8442 Stimmen, v. Schorlemrr-Alst (Cent.) 1812 und Reist aus Köln (socialdem.) 2376 Stimmen. * Wie die „National-Zeitung" vernimmt, gehört zu de« Personen, deren Nobilitirung in Aussicht steht, auch Professor -r. Gneist, dem di« Freiherrnwürd« rrtheilt werden soll. * Unter der Ueberschrift „Ela Tontraft" veröffentlicht die „Nalionalzeitung" die folgende, ihr zugegangeve Zu« 'christ- „In einem wunderlich-scharsea Gegensatz za der hoch ehrenvollen und sympathischen Ausnahme, welche Karl Schurz, der Besreter Aottsried Kinkel'«, tu diesen Tagen hier bei uo« gesunden hat, steht ein Schreiben Friedrich Techow'S an« Lausanne, welches die „Bolk-zeilung" in ihrer Dien«tag».Nummer bringt. Fr. Tcchow ist jener vsficier, welcher im Jahre 1648 am Tage de- Zeughau-sturmeS, außerdienstlich im Zeughaus« anwesend, den daselbst commanbirenden Hauptmann von Natzmer zur Kapitulation veranlaßt«. Zur Entlassung au- der Armee und zu 15jähr.gem Sesängniß verurthetlt, büßte er seine Straf- in Magdeburg ab, wußte sich derselben aber durch die Flucht zu eutziehen und nahm 1849, tu die Dünste der revolntionairrn Regierung in Baden eiu- tretrnd, an den Kämpfen dalelbst, speciell bei Waghäusrl u. s. w. Theil. Rach Niederwerfung de« Ausstaade- gelang es ihm zn ent kommen. Er ging nach Australien, und kehrte jetzt, als 73jährtger Brei«, nach Europa zurück, um sein Vaterland, gegen da« er sich damal« so schwer versüntigt. uud etwa noch vorhandene Freunde und Berwandte vor seinem Tode doch noch einmal wirderzuseheu und seiner im AuSlaude geborenen Tochter zu zeigen, resp. sie da mit bekannt z» machen. Da er ober öabta bedeutet worden war. daß die mittlerweile erlassene» Amnestien aus ihn keine Anwendung fänden, richtete er unter dem 23. März ein Snadengesnch an Kaiser Friedrich. Daraus ist Vrr früher gegen ihn erlassene Steck brief erneuert worden — schwerlich mit Wissen de« Kaiser«. Hier bet Tcchow also ein Steckbrief, kort bei Sckur» ein Fest- diner und eine Audleuz beim Fürsten Bismarck I Da« sind t» der Thal arge Lontraste. Freilich, die beiden Männer selbst sind ja auch verschieden. Der Eine ist ein ausgezeichneter SloatSmanu geworden, der Andere «tu einfacher Bürger geblieben. (Wäre Schurz rach Australien, Trchow nach Amerika gegangen, stünden die Sachen, wer weiß e«, vielleicht umgekehrt.) Auch die vergehen der beiden Männer sind verschieden. Hoch- verräihec und Staatsverbrecher sind sie zwar Beide gewesen. Uud Leckow'- vergeben wiegen doppelt, >a dretsoch, wollen selbst sageu ganz uiiverbältnißmäßtg viel schwerer, weil er Oslicier war. Immerhin aber, auch Schurz war zum Wenigsten dienstpflichtig, wo nicht gar schon Freiwilliger, hat sich aber trotzdem actio an dem Zeughaussturm und ebenso auch an den Kämpfen in Baden be- tyeilizt, hat sodann einen königlichen Beamten bestochen und Kinkel au« dem Gesängniß in Spandau befreit. Wenn über allem Dem da« Gra- so dicht gewachsen ist, daß man ihn jetzt, iiahezn osficiS«, hier Hot so aufnehmen und feiern können, wie dies zu unserer Freude aeschehen ist, — ei, so hätte man Friedrich Trchow trotz der größer» Schärfe, mit der seine Lhatcn zu beurlheilen sind, wohl auch so weit verzeihen können, daß nian ihm in aller Stille da« ersehnte Wiedersehru der Hcimath und der etwa noch lebenden Sein gen, die Znsühnmg seiner unschuldigen Tochter in deren Mitte, gestattete. Vierzig Jahre vorüber! Und doch noch onverjährtl Doch »och — ein Steckbrief l Und WaS für Jahre I Ist nicht alle« Da«, was bama!« erstrebt und erträumt wurde, seitdem durch Kaiser Wilhelm, seinen Kanzler und seine Paladinezur Wirklichkeit geworden ? So moiichcr j8l8 »nd 1849 zum Tode verurthellte Hockverrätber ist bei unS seilst sogar seildem z» hohen Ehren gelangt. Soll dem 73 jährigen Greise allein, der sich von Australien her ausgemacht l at, »», die Träume seiner Jugend bei un« verwirklicht zu sehen, die Jugendschuld wie cm Dämon M't flammendem Schwerte enlgegentrelen und den Eingang verwehren? während seinem badischen Kampfgenossen gleichzeitig hier in Berlin die höchsten Ehren erblühen, an demselben Orie, wo sie beide, von unserm Standpunkte auS, sich dereinst arg versündigt haben, während sie doch immerhin, von dem ihrigen au-, sich um ihr Volk verdient zu machen glaubten. Wie wahr empfunden sind doch wahrlich die Worte, mit denen In der unübertrrfflichen Ballade unsere« Fontane König Jacob die Bitte de« ihn um Gnade auflehcnden Grasen Dougla« gewöhn: „Der ist in liesster Seele treu, der die Heimath so labt wie Dnl" Dollle die i» grellem Eoniraste hierzu stehende Beantwortung von Techow'S Appell an die Gnade unsere« hochherzigen Kaisers durch die Erneuerung eine« — Steckbriefe- nicht doch irgendwie aus einem Irrthum beruhen?" * Die .Norddeutsche Allgemeine Zeitung* schreibt ossiciöS: „Die.Germania" bringt nach ihrem römische:, Gesinnungsgenossen, dem .Moniteur de Rome", die Nach richt. daß rn der Erzviöcese Gnesen-Posen noch keine einzige Ordens Niederlassung wieder habe eröffnet werben können, obgleich der SocialiSmuS sortsahre, in der Provinz Posen Fortschritte zu machen. Selbstverständlich druckt die .Germania" diese unwahre Behauptung ab. obwohl eS ihr ei» Leichte- gewesen wäre, bei ihren polnische,, Mitarbeitern sich lic geeignete Auskunft zu verschaffen. Auch nach Erlaß d>s Gesetze» von 1875 sind zahlreiche kraiikenpflegeiide Nieder lassungen bestehen geblieben, 3 der grauen Schwestern, 2 der Mägde Maria-, 9 der Vincentinerinnen. Seit drin Jahre 1880 sind neu errichtet worden 2 Niederlassungen der Elisa- bethinerinnen (Ostrowo, Frauftadt) und 2 Niederlassungen der Borromäerinnen (Rokitten und Kempen)." * lieber die willsürliche Behandlung eine» deutschen Reisenden an der französischen Grenze wird der .Straßburger Post" geschrieben: Am 25. v. M. wurde auf dem französischen Grenzhahnhose Igney-Avricourt der Schrift setzer Benno Littaiier an- BreSlau, im Begriffe, seinen in Re»»- nwbnenkeu Schwager zu besuche», von der französischen Grenzpolizei zurückgewiesen, obgleich Lillauer i», Besitze eine» regelrechten, von der Polizeidircction in BreSlau ausgestellten ReisepaffeS und genügender Geldmittel sich befand. ÜS wurde
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