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Typographische Mitteilungen
- Bandzählung
- 20.1923
- Erscheinungsdatum
- 1923
- Sprache
- Deutsch
- Signatur
- Z. 4. 6055-20.1923
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id51204371X-192300005
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id51204371X-19230000
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-51204371X-19230000
- Sammlungen
- Gebrauchsgraphik
- Kunst
- Saxonica
- LDP: SLUB
- Strukturtyp
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- Ausgabebezeichnung
- 5, Mai
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- SLUB Dresden
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AUS DEM WERKSTATT DES DRUCK“ MASCHINENBAUE MS D as vieldeutige Wort »Druck« ist uns allen geläufig aus dem 1 alltäglichen Sprachgebrauch und in der weiten Welt der [ Technik immer wiederkehrend auf den verschiedensten Ge bieten, in immer w echselnder Bedeutung. Auch in unserm Fach bezeichnet es das fertige Erzeugnis sowohl wie den mechanischen Vorgang, durch den dieses Erzeugnis sein Dasein erhält. Wenn wir jetzt vom Druck sprechen, so w ollen wir Übereinkommen, dass dieser Vorgang allein gemeint sein soll, der die Voraussetzung fiir die Ent stehung eines jeden Druckerzeugnisses bildet und somit so alt ist wie dieses selbst. Oberflächlich betrachtet, ist es die einfachste Sache von der Welt, über die es eigentlich nichts zu sagen gibt. Man legt die Druckform auf eine harte flache Unterlage, färbt sie ein und presst eine andre Platte dagegen, die gleichzeitig den Papierbogen enthält, bis die Pressung gross genug gew orden ist, um den gew ünschten Erfolg zu erzielen. So haben die ältesten, heute noch als merkwürdige Museums stücke zu betrachtenden Buchdruckmaschinen gearbeitet und so arbeitet im Grunde die allgemein bekannte Tiegeldruckpresse jetzt auch noch. Genau so? Nun, ein Unterschied ist doch dabei, der wichtig genug erscheint, um einen Augenblick bei ihm zu verweilen. Die alten Buchdruckpressen waren Spindelpressen, hergeleitet von Wein- und Obstpressen. Durch Drehung der senkrechten Spindel, durch Wuchten an dem sie bewegenden Hebelarm, dem Pressbengel, wurde die erforderliche Pressung hervorgerufen. Glaubte man dies erreicht zu haben, so wurde die Spindel wieder rückwärts gedreht; sie kehrte auf dem gleichen Wege um und wieder zurück zur An fangsstellung. Dieser mechanische Vorgang ist jahrhundertelang so beibehalten w orden und gilt heute noch für manche Arten von Druck erzeugnissen. Dann erschien die durch Elementarkraft, jedenfalls von einem in ständiger gleichförmiger Drehbewegung befindlichen Organ aus angetriebene Tiegeldruckpresse und damit kam in den Druckvorgang selbst eine einschneidende Änderung. Ein \ organg ans dem täglichen Leben möge den Unterschied klarmachen: Das Beispiel des Wandrers oder des Spaziergängers, der einen Berg hinaufsteigt, soweit ihn seine Kräfte tragen können : sind sie erschöpft, so wendet er sich und kehrt auf gleichem Wege wieder zurück. Anders der Wandrer, dessen Wegziel jenseits des Berges liegt; jener muss über den Berg herüber, ein Umkehren gibt es nicht für ihn, wenn er sein Ziel erreichen will. Er hat daher vorher zu prüfen, ob seine Kräfte für die Überschreitung des Berges ausreichen. Das Beispiel versinnbildlicht den Betrieb durch Elementarkraft. Er schafft ununterbrochene Bewegung, einen Bewegungskreislauf: auf einer Stelle dieses Kreislaufes erfolgt dann das, was man bei der Tiegel druckpresse haben will, der Druck. Also, bei der Handspindelpresse wird der Drucktiegel so weit vorgetrieben, bis der drucktechnische Zweck erreicht ist. Dann erfolgt Umkehr und Rückgang. Die mecha nisch angetriebeneTiegeldruckpresse muss bei ihrerununterbrochenen Bewegung »über den Druck herüber«. Dieser Fachausdruck besagt, dass im Augenblick des Überschreitens der höchsten Pressung zw i- schen Tiegel und Druckfundament bzw. Form, der drucktechnische Zw eck vollkommen erreicht w erden muss, ohne dass die Presse oder deren Einzelteile dauernde Formveränderungen oder Verbiegungen erfahren dürfen, so dass der gleiche Weg der Presse noch viele Male mit gleichem Erfolg zurückgelegt werden kann, ohne dass sie Über lastungserscheinungen erkennen lässt. Ein bekanntes Naturgesetz sagt, dass nie zwei Körper zu gleicher Zeit die gleiche Stelle im Raume einnehmen können. Es heisst das, das Gesetz von der Undurchdringlichkeit. Selbst die stärkste Pressung zwischen zwei Körpern kann nur erreichen, dass der weniger wider standsfähige der beiden unter V olumen- oder Formveränderung nachgibt. Kehrt er nach Aufhörung der Pressung von selbst wieder in seine frühere Form zurück, so nennt man ihn elastisch. Das ist es, was wir hier haben müssen: eine starke Pressung zwischen zwei Körpern und ein selbsttätiges, unverändertes Zurückgehen in die frühere Form. Wir müssen also bei der Tiegeldruckpresse mit der Eigenschaft der Elastizität an irgendeiner der beim Druck in Betracht kommenden Stellen rechnen. Wo ist nun diese Stelle? In erster Linie im Tiegelaufzng und in der Zurichtung. Beide be stehen ans Papier, Karton oder einem ähnlichen Stoff von geringer Festigkeit, der sich unter starkem Druck zusammenpressen lässt, wenn auch nur wenig. Nun weiss jeder Fachmann, dass aus Gründen, die hier als bekannt vorausgesetzt werden und die hanpt sächlich auf dem Entw ickiungsgebiete der Reproduktionstechnik liegen, die Aufzüge immer straffer, härter und unnachgiebiger werden müssen. Man konnte in immer geringerw erdendem Masse die einen ununterbrochenen Maschinengang erst ermöglichende Nachgiebig keit im Aufzug finden. Die nächste Folge w ar nun, dass anstatt der Elastizität des Aufzugs die Maschine schon bei verhältnismässig kleinen Druckformen in einer die Erreichung des Druckzweckes bc einträchtigenden Weise in Anspruch genommen w urde. Was musste also geschehen? Die elastische Nachgiebigkeit der Maschine musste verringert w erden, übersetzt in den Sprachgebrauch des täglichen Verkehrs: die Maschinen mussten in allen in Betracht kommenden Teilen verstärkt werden. Das ist. veranlasst durch die veränderten Anforderungen der Drucktechnik der Weg, den alle gutgebauten Tiegeldruckpressen zurückgelegt haben; ans ihm sind die heutigen gegenüber der früheren Bauart wesentlich verstärkten Modelle ent standen. W ie steht es nun aber bei den Maschinen mit geringerer Elastizität mit dem Gesetz der Undurchdringlichkeit? Naturgesetze sind unbedingt. Sie können durch keine Umwälzung ausser Kraft gesetzt werden. Die Presse muss bei dauernden Arbeiten immer über den Druck herüber, und so, ohne Schaden zu nehmen. Sie muss »durchziehen«, wie man zu sagen pflegt. Ist also die geringe Nachgiebigkeit des harten Aufzugs und des Druckbogens selbst — so klein sie an sich sind — unter dem Einfluss des im Augenblick des eigentlichen Druckes sehr stark an wachsenden, durch die aufge speicherte Arbeitsenergie des Schwungrades unterstützten Kraftzu flusses erschöpft, so muss die ebenfalls sehr verminderte Elastizität der Presse doch wieder einsetzen. Hauptwelle, Kurbelräder, Kurbel zapfen, Zugstangen und Tiegel müssen alle zusammen ein wenig durchfedern, jeder fiir sich nur sehr wenig; alle zusammen aber doch genug, so dass die Maschine unter starker momentaner Pressung und höchster Beanspruchung aller Teile über den Druck herüberkommt. Bei einer baulich gutdurchgebildeten Tiegeldruckpresse ist also das Druckerzeugnis unmittelbar ein Ergebnis der Elastizität der am Druck beteiligten Maschinenelemente. Die Eigenschaft einer gewissen Durchfederung ist keine schädliche, sondern eine unbedingt notw en dige, ohne die eine solche Maschine nicht bestehen kann. Wäre es möglich, eine Maschine zu bauen, die ohne jede Spur von Elastizität ist, so könnte man auf ihr wahrscheinlich überhaupt nicht arbeiten, da man den Zeitpunkt, an dem die geringe Nachgiebigkeit von Auf zug, Zurichtung und Papier vollkommen aufgebraucht ist, nie genau bestimmen könnte und nach der Erreichung dieses Zeitpunktes müsste eine solche Presse unweigerlich entweder stehenbleiben oder an irgendeiner Stelle brechen. Es zeigt sich jetzt, dass der Druckvorgang bei einer ununterbrochen arbeitenden Maschine kein so einfacher ist, wie es auf den ersten Blick erscheinen möchte. Nun haben wir uns zu fragen, welche Lehren ziehen der Maschinenbauer und der Buch drucker aus diesen eben entwickelten Erkenntnissen? Voran jener, der eine Presse bauen soll, die so stark wie möglich, aber doch nicht zu stark, d. h. immer noch in von ihm vorauszubestimmenden Grenzen und in bew usst herbeizuführender Weise elastisch sein soll. Hier, in dieser mit voller Absichtlichkeit herbeizuführenden Zw eckmässigkeit, liegt seine Kunst, bewährt sich seine Erfahrung. Schon die Auswahl der zu verwendenden Baustoffe muss seine grösste Sorgfalt in An spruch nehmen. Die Elastizität ist eine der w ichtigsten Eigenschaften der verschiedenen Baustoffe: die genaue Kenntnis ihrer Gesetze ist unerlässliche Vorbedingung für die Auswahl des richtigen Stoffes an der richtigen Stelle, dann die richtige Bemessung der einzelnen für den Druckvorgarfg in Betracht kommenden Einzelteile in Stärke und Ausführung,'nicht zuletzt endlich die Genauigkeit der Bearbeitung und Zusammenpassung selbst, die es erst ermöglicht, dass alle Be anspruchungen auch wirklich so erfolgen, wie sie vom Erbauer ge dacht und vorausgesetzt sind. Es würde über den Rahmen unsrer Betrachtung weit hinausgehen, wollte man in allen Einzelheiten dem unablässigen Zusammenwirken von Vorausberechnung und Nach prüfung, Theorie und Erfahrung nachspüren, wie sie beim richtigen Aufbau einer an sich so einfachen Maschine wie einer Tiegeldrnck presse, angewendet w erden müssen. I\ ir wollen nur eine Stelle dieses Arbeitsganges näher ansehen. Es wurde vorhin bei unsern Erwä-
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