Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 24.06.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-06-24
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
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- Public Domain Mark 1.0
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- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188806247
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- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18880624
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1888
- Monat1888-06
- Tag1888-06-24
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- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 24.06.1888
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8884 Sachsen. * Leipzig, 23. Juni. Da» königliche Ministerium des Innern hat den nachstehend genannten, in dem Baugeschäjt der Firma Otto Steib hier länger alS dreißig Jahre be schäftigten Arbeitern, den Maurerpolieren Christian Schmidt zu Großzschocker, Heinrich Becker zu Leipzig. Christian Pausch zu Leipzig, Gottlieb Kluge zu Altschönesetd und Karl Zehr zu Connewitz, sowie dem Maurergesellen August Weiser zu Leipzig au» Anlaß langjähriger treuer Arbeit in dem genannten Geschäfte als Auszeichnung die große silberne Medaille „Für Treue in der Arbeit" verliehen. Gleichzeitig hat die königliche Kreishauptmannschast den ebenfalls bei obengenannter Firma beschäftigten Arbeitern, den» Gärtner Franz Reiche zu Plagwitz und dem Maurergesellen Karl Wirth zu Schkeuditz, wegen ihrer gleichfalls langjährigen treuen Arbeit BelobigungSdecrcte ertheilt. Die Genannten erhielten am vergangenen Mittwoch an hiesiger RatbSstelle die ihnen verliehenen Auszeichnungen ausgchändigt. Ferner hat daS königliche Ministerium dem bei dem Holzbändler 82. Niemann hier als Pferdeknecht länger als dreißig Jahre beschäftigte» Christian Ludwig Jur ich zu Connewitz auö Anlaß langjähriger treuer Arbeit bei einem und demselben Arbeitgeber die große silberne Medaille „Für Treue in der Arbeit" verliehen,' welche dem Genannten ebenfalls am ver gangenen Mittwoch durch den Rath der Stadt Leipzig über» geben wurde. * Markranstädt, 23. Juni. Unser künftiger Bürger meister. Herr Schrön-Apolda, wird nach einem hierher ge richteten Schreiben am 2. Juli in unserer Stadt eintresscn und am Tage darauf soll die Einführung in sein Amt erfolgen. Herr Bürgermeister Härtel, der mit diesem Tage auS der lange Jahre innegebadten Stellung scheidet, dürste übrigens der Senior aller Bürgermeister unseres KrciscS sein, den» er steht gegenwärtig im 75. Lebensjahre. Mögen dem rüstigen Beamte» noch fernerhin viele Jahre im Kreise seiner Mit bürger beschicken sein. * Wurzen, 22. Juni. In, Lause der vergangenen Woche wurde die Reparatur der erst im Jahre 1874 neuerbauten Stadtkirchenorgel vorgenonimcn, und zwar ist vorläufig nur daS Nolhwendigste gescbcben. ES sind 2 doppeltwirkende Luftpumpen in der Größe von 7l cm Lichtweite bei 5V cm Kolbenbcwegung ausgestellt worden, und ist cS nun einem Bälgetreter leicht gemacht, zuni vollen Werke (27 klingende Stimmen) ausreichenden Wind zu liefern, während früher 2 Mann dazu kaum im Stande waren; denn hatte man früher in 1 .Secundc >/, cbm coniprimirte Lust, so bat man jetzt in derselben Zeit cbm. also die doppelte Menge. Auch ist die Führung der Bentile in den Pcdalwindlaben gegen früher eine sichere geworden. Die ganze Reparatur macht den Eindruck des Soliden und gereicht dem auSsübrenden Orgelbaumeister Hildebrand- Leipzig. welcher bereits vor einigen Jahren die hiesige Domorgel in trefflicher Weise reparirl bat, zur be sonderen Ehre. Freilich bleibt eS wünschenswert!). daß möglichst bald eine durchgreifende Reparatur des ganzen Werkes, welches theilweise aus schlechtem Material und in lüderlicher Weise hergestellt ist. geschieht. Sieht man dock schon äußerlich dem Werke die Nothwendigkeil der Reparatur an, man beobachte nur. wie die Pseisen im Prospect sich ge senkt haben und Knicke bekommen. Im Innern bedürfen die Bohrungen der Windladen in den oberen Octaven dcS ge- sammten Werkes, nm den Pseisen mehr Wind zusühren zu können, nothwendig der Erweiterung u. v. a. m. Als Curiosikät sei noch bemerkt, daß die offenen Bässe der Orgel sämmtlich nicht stimmbar sind. . *.Zwickau» 22. Juni. Wegen Uebcrnahme der tech nischen Oberleitung dcS Baues des neuen Wasser werks für hiesige <stadt hat der Stadtrath mit Herrn Baurath Saalbach zu Dresden, welcher bereits daS Bor und Tctqijprojcct für dieses Wasserwerk auSgearbcitet, Ver Handlungen gepflogen, welche zu der Vereinbarung geführt haben, dgß genanntem Herrn die fragliche Oberleitung unter näher sestgcstellten Bedingungen für ein Honorar von 35 000 -L übertragen wird. Has Honorar ist nach 3H'» Proc. dcS auf eine Million Mark (abgesehen von den Grund crwcrbungskosten) berechneten Bauaufwandes angenommen worden, als ein Satz, der auch in anderen größeren Städten für dergleichen Bauten gewährt wurde. * Crimmitschau, 22. Juni. Der Frauenverein zur Unterstützung armer Wöchnerinnen hat in seinem letzten BereinSjabre 136 bedürftige Wöchnerinnen unterstützt und daraus die Summe von 732 16 ^ verwendet. Der in stiller christlicher Nächstenliebe wirkende Bercin hat in diesem Zeitraum (April 1887 bis März 1883) eine Einnahme von 1544 57 incl. lctztjährigen Bestandes zu verzeichnen gehabt und verbleibt ihm sür daS Jahr ein verfügbarer Be stand von 812 41 womit er gewiß manche Thräne der Roth und der Sorge zu stillen vermögen wird. — „Zahlen beweisen" und daS Zusammengehen großer Jnteresseukrcise bringt den. Einzelnen Nutzen, das zeigt sich auch in der hiesigen „Schutzgemeinschaft für Handel und Ge werbe". Seit dem Bestehen derselben (1. August 1865) sind derselben von den Mitgliedern 97 051 2 ^ zum Jncasso übergeben und davon 44 748 57 eingeholt worden. An Mitglicderbeiträgcn sind in dieser Zeit eingegangen 8314 93 ^ und ist der Verein Mitglied der Schutzzcmeinschasl sür Handel und Gewerbe in Deutschland. Meerane, 22. Juni. DaS Dictrichstist am Alt markt, welches ein neues freundliches Gewand angelegt hat, ist auch im Innern mehrfach reslaurirt worden; besonders hat der Geioerbeverein 5 Zimmer für MuseumSzwecke und zw-r soweit Herrichten lasten, daß nunmehr die Ein hriuzmig zmd Aufstellung von Museumögegenstänbcn erfolgen kaim- Nvch bepor jedoch mit dem letzteren begonnen wird, sind die Vertreter der Stadt, welche dem Gcwcrbevercin in bereitwilligster Weise bei Lösung der Localfrage entgegen gekommen siud, sowie eine Anzahl Fabrikanten und Kausleute, welche sich sür did Sache intcressiren, und namentlich auch die unmittelbar bethciliglcn Jnnungsvorstrher oder Repräsentanten gewerblicher Berussarten eivgeladen worden, zunächst eine Besichtigung ver Räume vorzunehmen, sodann aber auch an einer Perathung über weitere zweckmäßige Ausstattung der Räume tlMlzuuehwen. Ba)> Elster, 22. Juni. Da» yon Herrn Nlbin Höra im Au;klage deS Herr» Theatcrdirector kluger in Pirna unterhalb deS SchillergartenS hiet Erbaute Theater ist nun mehr sertiggestcllt. Es ist ein '«wsaHxr Holzbau mit Roh ziegelmiübau von; nicht zu großem Umjaügp, der aber den hie sigen Verhältnissen vollkommen genügen wird. — Am Freilag früh ist der Kleber Fischer au» Zette ritz in Großstädten von einem Bau gestürzt und als bald an den Verletzungen verschieden. Fischer stand in den 40er Lehrjahren, er war verheirathet und hintcrläßt seine Frau nltt zwei Kindern. — Vorige Mittwoch versuchte im Schwcinestalle des Gast hosö zum Adler zu Stollberg ein 47jähriger Bursche sich zu erhängen. Er wurde aber noch lebend abgejchnittcn »nv ist gesänglich eingezogen worden, weil er im Verdachte steht, eine Uhr gestohlen zu haben. Reichenbacb. 22. Juni. Heute früh in den zeitige» Morgenstunden ist das an der HainSdorser Straße unter Nr. 11 gelegene Wohnhaus deS Herrn Materialwaaren Händler» Julius Hermann Ziegenbalg nebst Hintergebäude ein R cru b derFla >» nien gcworven. Bereits NacblS '/»l 2 Uhr war in dem direct nach der Straße führenden VerkausSladcn besagten Hauses ein Brand entstanden, aus welchen Nachbarn durch bervorquellendcn Rauch aufmerksam geworden waren E» erfolgte ein kurzer Feuerlärm und die beiden zunächst stehenden Spritzen Nr. 4 und Nr. 1 trafen aus der Stelle ei», ohne indrß m Verwendung gesommea zu sein, da man die Gefahr inzwischen bereit» bemrisiert hatte. Dennoch war da» Anwesen dem Untergang geweiht, denn einige Stnuden später — e» war gegen 3 Uhr Morgen» — drang die Helle Flamme au» dem Dachfirst hervor. Obwohl die einzelnen Züge der städtischen freiwilligen Feuerwehr »ach erfolgtem Alarm sofort wieder am Platze er schienen, konnten sie eS doch nicht mehr verhindern, daß die Flammen, welche sich vermuthlich lange schon im Innern verhalten hatten. daS Gebäude völlig verzehrten. Bei der herrschenden Windstille brannte da» Vorder- und Hinterbaus, ohne eine allzu starke Gluth zu rutwickcln, nieder, und die Feuerwehr richtete ihre Thatigkeit in der Hauptsache aus de» Schutz der Nachbargebäude, wa» ibr auch gelang, und später aus daS Umlegen auS der Brandstätte emporrageudcr Mauer- theile. Eine zahlreiche Volksmenge unistand den Brandbeerd. Außer den Waarenvorrälben, dein Inventar re. des Herrn Ziegcnbalg, welche Gegenstände versichert waren, sind auch nicht versichert gewesene Quantitäten Farben, Lacke re., welche Herr Maler Demmrich mielbweise dort unlergebracbt hatte, durch die Flamme» mit zerstört worden, lieber die Entstehung dcS Brande» hat man bisber nichts Zuverlässige» erfahren können. (Reichend. Wocheubl.) ch Plauen, 22. Juni. Eine Lehre für» ganze Leben hat heute ein hiesiger Schneider erhalten. Derselbe begab sich am 23. Februar d. I. nach OelSnitz i. V.. um von einem jungen Mann, dem er einen Anzug gefertigt batte, den Restbetrag der Koste» in Höhe von 23 .L cinzuziehe», tras aber nicht diesen, sondern besten Mutter, eine alle Frau, zu Hause an. Er forderte nun unter bedrohlichen Reden vo» der Frau die 23 -6. schließlich gab ihm dieselbe die Hälfte (t l,50-L), der Schneider forderte aber noch 2^ und setzte seinem Verlange» abermals eine Tröstung hinzu. Die Frau hatte schon den letzten Pfennig im Portemonnaie zu- samiiiengeslichl, um ll,50 »6 zusaniinenziibrnigen, konnle daher nicht mehr geben. In ihrer Angst ries sic einen Man» a»S de», Hause in die Stube, der de» Schneider gehen stieß, waS dieser selbst ans daS Geheiß der Frau nocb nicht Istat. Der Schneider wurde beute vom sticsigcn Landgericht wegen vollendeter und versuchter Erpressung, sowie wegen Hans- sriedensbruchS zu 3 Monaten und 1 Woche Gcsängn.ß verurtheilt. -- Meißen, 23 Juni. DaS Mineralbad Gruben, welches am >5. Juli 1883 eröffnet worden ist. erfreut sich sowohl wegen seiner aninutbigeii, idyllische» und gesunden age. wie wegen feiner überaus rcichballigcn und wirksamen Quelle — der stärksten Eisenquelle, welche bisher ausgesunden worden ist — und wegen seiner i»äß>gcn Preise eines von Jahr zu Jahr steigende» Zusp.ucbS. Namentlich die Frauen welt kommt gern »ach Grnbc» und kehrt »och lieber wieder, weil sür deren niannigsache Leiden durch den Auseillhalt da selbst und die Vciiutzinig der Mineralquelle stets ein überaus günstiger Er'olg erzielt wird. Aber auch als Luflcnrcrt und Sommerfrische empfiehlt sich Bad Grnben nach jeder Nicstiung bin. Die in seiner unniiltclbarcn Näke befindlichen schönen AnSsichtSxuncle, welche herrliche Fernsichleu über die altestr- wnrdiqe, weinuinrankle Sacbscnstatt Meißen, de» durch aller Art Schiffe und Boote belebten Elbstroi» und daS malerische Elbthal biS zu den Bergen der Sächsischen Schweiz hinaus gewähre», bieten sür größere und kleinere Wanderungen und Ausflüge verschiedenartige lostncndc Ziele. Durch Elbdampftr. deren Landungsplatz nur 20 Minuten vom Bad entfernt liegt, ist bequeme Verbindung nicht nur niil Meißen, sondern auch niil der Residenzstadt Dresden. DampsschissbillctS, zu ermäßigten AbonnemcntSprcisen, sind im Bade zu haben. Postsendungen außerordentlich bequem, da sich im Bade selbst Postagentur befindet und täglich zwischen Meißen zwei Mal Verkehr stattsindet. Die Mineralquelle, welche zufällig beim Graben eines Brunnens gesunden wurde, hat sich nach einer von dem Herrn Hofrath vr. Fleck in der königt. chemischen Centralstellc sür vsscnlliche Gesundheitspflege in Dresden anS- gesührten Analyse, deren Specmlergebniß vom Besitzer Inter essenten gerne gedruckt zugcstcllt wird, alS die eisen- und manganrcichste aller derartigen bisher bekannten Quellen er wiesen. Dresden, 22. Juni. Nachdem heute Vormittag Ihre Hoheiten der Herzog von Aitenburg und der Herzog von Anhalt ans Schloß AlbrechlSbcrg eingetroffen Ware», fand daselbst i/rl Uhr Mittags die Taufe der jüngstgebvrcnen Prinzessin am ossenen Sarge ihrer Mutter statt. Zu Häupten deS SargeS, der ringS von Blumen in reichster Fülle umgebcn war. stand ein Crucisix mit der Jnscvrist: 22. Juni 1872, hatte dock gerade an diesem Tage, an welchem nun ihr Kind unter so traurigen Umstände» gelaust werden sollte, vor 16 Jahren die Mutter ihren Tausbund in der Consirmation besiegelt. E-5 war eine tiescrgrcisende Stunde, als Herr Consistorialratst Superintendent 1). DibclinS aus Grund dcS BibelworleS JcsaiaS 54, 10: „ES sollen woyl Berge weichen und Hügel hinfallen, aber meine Gnade soll nichi von dir weichen, und der Bund meines Friedens soll nicht binsallen, spricht der Herr, dein Erbarmer" die Taus rede hielt. Die Prinzessin empfing als einzigen Name» den ihrer Mutter „Maria"; die Großmutter, Ihre königl. Hoheit Frau Prinzessin Friedrich Karl vo» Preuße», hielt da» Knrd im Augenblick der Taufe; als Tauspalhen waren anwesend: Ihre Majestät die Königin vo» Sachsen, die Erbgroß- herzogin von Oldenburg, die Herzogin von Anhalt, die Fürstin von Sondershausen, der Herzog von Aitenburg und der Prinz Friedrich Leopold von Preußen. Hierzu kommen als ab wesende Pathen die jüngste Schwester der Heimgegangenen, Frau Herzogin von Connaught und die Schwester deS vcr- wittweleil Prinzen Albert, Frau Herzogin von Dalecarlicn Nachdem die hohen Familiengtieder von der Leiche Abschied genommen halten, wurde der Sarg in Gegenwart nur der allernächsten männlichen Anverwandte», der Aerzte und des Geistlichen geschlossen. Uni r/»2 Uhr fand da»» der Abschied«- golleSdicnst statt. ES wurden zwei Verse deS Liedes »JesnS, meine Zuversicht" gesungen; Herr v. DibclinS knüpfte an die» Hoyenzollernlied an. berührte im weiteren Verlaus der Ncdc auch den Sachscn-Ernestinischen Wahlspruch b'icteliter et couLtantor (Treu und beständig), alleS unter Bezugnahme auf daS äußere und innere Leben der Heimgegangene» Prinzessin, stellte aber vor Allem ihr ganzes Leben und Sterben in das Licht des GotteSworteS Jerein. 3l, 3: .Ich habe dich je und je geliebct; darum habe ich dich zu mir gezogen auS lauter Güte." Der Gesang .Wie sie so saust ruhn" beschloß, nach dem die Leiche eiugesegnel war, die wehmülbige Feier. Morgen früh nach 6 Uhr wirs die Leiche auS dem Schloß, in welchem die Prinzessin glückliche Jahre zugcbracht hat, nach Aitenburg übersührt werden. Königliches Schöffengericht. Einen ganz heillosen Skandal verübten in der Nacht von» 85. zum 26. Februar mehrere Studenten. Dieselben kamen in der fidelsten Stimmung der Welt „von der Kneipe" und im Sporer gaychen paisirte cS einem derselben, daß er die Straße mit einem disccetei» Orte verwechselte. Ein hinzutaminender Schutzmann wir mit der Auijübrung de- betreffenden Bruder- Studio durchaus nicht ^ einverstanden, sondern machie denselben in böslicher Weise darau ausmerkiam, bah er sür diese Stras-ncoatraveution 1 ./I Strafe zu ^ zahlen habe. Unter allgemeinem valloh seiner Conimklitonen zahlte der Unvorsichtige die Buße uno entsernte sich, nachdem er da- ominöse QuittungSzetlelchen erholten, schleunigst von der Unglücks, stelle. Doch die Studenten sannen aus Rache, kehrte» kurzer Hand um, gruppirten sich im Kreise um Len Schutzmann uud tanzte« I unter ohreazerreißendeni Gebrüll uud Gejohle »in den Beamten herum, wie weilaod das Volk Israel um da- goldene Kalb. Von wiederholte» Rudegeobten de- Schutzmann- nahmen die Herren nicht die geringste istotiz, doch al- der Schutzmann einigen von ihnen die Arrelur ankündigte, nahm die ganz: Gesellschaft wie au Lommaudo ReißauS. Nuumehr gab der Schutzmann da- bekannte durchdriugeab« Pseisensignal und daraufhin aeiang e- auch einem anderen Schutzmann am Neumarkt einen der Schnellläufer zu fassen Der Betreffende wollte seine Karte nicht zeigen, sondern ging ruhig mit uach dem Naschmorkt. Wie sich herauSstellte, war der Arreftat e!n -tuä. jut-.Earl v. U. Am Naschmark» schloß sich noch einer der Uebellhäter. derstuä. meä W.. seinen, Coinmilitonen v. U. an und reizte diesen aus, nicht weiter müzugeheu, er je, ja überhaupt nicht arrctirt,c. W. gab seiner Behauptung noch einen ganz besonderen Nachdruck dadurch, daß er de» Schutzmann aus die Hacken trat; sür dicses Heldeiistückchen wurde er nunmehr ebenfalls arrelirt. In der Haus flur der Polizeiüauvlwache giug jedoch der Tanz erst richtig los. Herr von U. halte sich beim Einmarsch in diese, an der Thur heftig au den Kops gestoßen und wurde alsdann, während drinn M.'S Vernehmung stattjaud, von einem Schutzmann mehr nach dem Hintere» Korridor zurückgedrängt, da ihn die Beamten ün Fluchtverdacht hatten. Es waren etwa 5 Schutzleute auweseud und zwischen diesen und von U. kam e- min zu einer regel- rechten Prügelei, in deren Verlaus eS aus beiden Seiten blutige Köpfe setzte. Eine später von Herrn v. U. an die Polizei, direclion eingereichte Klage über das Benehmen der Schutzleute wurde als unbegründet znrückgcmiesen. Nun hatten sich die beiden Herren vor Gericht wegen Beamienbeleidigung, Widerstandes gegen d>e Staarsgkwalt und nächtlicher Ruhestörung zu veranlworten. Mit Rücksicht aus die Erregung, in der sich die Angeklagte» befunden, billigte ihnen der Gerichtshof Mildernde Umstände zu uno verurtheilte v. U. zu 110 ^i. W. zu 30 Geld» cvent. 20 bcz. 6lüg>ger Gesängliißstrase. ^^ königliches Landgericht. III. Strafkammer. Eine „Mietbsgeldlckwindlerin" stand i» der Person der bereit? mehrfach vorbestrafte» D-enstniagd Pantine Richter vor dem königl. Landgericht. Tie Angeklagte gehört zu jener Clasft vo» Schwind, lerinnen, welche sich bei Herrschaften verdingen, um lediglich den sogenannte:» Mieihsihalcr zu erhallen und dann ans Nimmerwieder sehen zn verschwinde». Auch d:e Richter halte die Gut'besitzcr der umliegenden Dörfer in recht nuverfroieucr Weife gebnuidfchatzt. In ca. 20 Fallen verübte sic d e Betrügereien, indem sie sich bei diesen» Lekonem als Hau'niagd, bei jenem als Küch.'iiinndchcn ver dingte und nuürlch dann sogleich ein „Trausgeld" verlangte, weiches ihr anäi größientlieüs verabfolgt wurde. Sie vewpraÄ alSdann ain Abend am nächsten Tage oder 15. bez. 1. des Monats ..aiiziiziehen", da sie erst ihre Sache» bolen müsse, die bei dem Gutsbesitzer T re. stände». Diese Angaben waren durchweg er logen, denn die Angeklagte, welche bei Beginn ihrer Sct»vinde!tour erst s»:z vorher an» der Strafanstalt eiillasftn worden war, besaß N chls weiter , als waS sie aus dem Leibe irng. Außerdem hatte sich dirjelbe noch eines Diebstahls schuldig gemacht. Sie kam Mitte April zu der Lermieiher in Frau hier, und sr.igtc wegen Stellung nn. Als sie sich später ans der Z.'iche» Wohnung entsernte, nahm sie einen Korb und ein Kopftuch niil; beide Gegenständ, repiäicn- tircii allerdings nur einen geringe» Wertst. Da die Angeklagte ihrer Strailstaten in alle» Punkten geständig war, billigte ihr der Gc- richtsnos nochmals milde»,ide Umstände zu und vcrurtv-iltc sie wegen einfache, Diebstahls und ActiUiS nn Rnckjulle zu 2 Jahren Ge- säiigniß. von welcher Straft 1 Monat als dnrcy die Unter- juchungsl a'i für Verb,ißt erachtet wurde. Das Gericht hatte Betrug »» mil d stcus 18 Fällen und in fortgesetzter Reihensolge angenommen. V. Straslanimcr. I. AlS Racheoct qnal.ficirt sich die ,iachste>»de Strasthat mehrerer Handarbeiter aus S-obliS bcz. Möckern. Am Ab nd des 2. Leccmb-r v. I. besand sich der Unlcrossicier W. vom 106. Regiment im Gasthos zuni Anker in Möckern, als gegen 10 Uhr sich einige der Anwesenden i» seine Nahe drängte» und ei» Gespräch begannen, dessen I- halt wenig schme ch lhast sür den Unleroisicier war und welches dieser zweifelsohne böre» mußle, da er kaum 2 Schritt von der diseniirenden Giuvpe stand. So z. B. ließ einer der Ac- thciligien folgende Bcm rknng vom Stapel: „Und wenn der . . junge auch die Schale» (Tressen) am Kragen hat. kriegt er ch seine Keile, mit solche» Brüdern werden wir noch fertig!" W. sah sich nach dieser Aeuß rung im Saale des GasthosS nm, ob etwa »och ein Uutercistcier zugegen sei, dem diese liebenswürdige Be merkung gellen könne, da jedoch kein Solcher anwesend war, mußle er nunmehr mit Bestimmtheit annehmen, daß die Beleidigung aus ihn be zogen sei. Ohne etwas hierüber zu crwädnen, verließ er das Local und ging nach Leipzig herein. Gegen '/.I Uhr begab er sich aus den Heiimveg und langte kurz nach 1 Uhr in Möckern an. hoffend, daß Leute auS dem Anker die Geschichte vergessen hüllen. Loch halte er sich gewaltig verrechnet, denn wenige Minuten später stürzten sich mehrere Männer, welche sich hinter einer Mauer ver- borge» gehalten hatte», aus ihn und richteten ihn nun arg zu. Das Se'tcngewehr z„ ziehen, war er verhindert, da ihm einige ciircr Angreifer die Arme hielten, währrnd ihn die Anderen mit »ngc.iühlic» Faust- und Stockschläge» tractirien. Glücklicherweise h^tie aber der Mißhandelte drei der rohen Patrone erkannt und merk- würdiger Weise hatte» diese drei auch beim 106. Regiment gestanden. Einer war sogar in der Coiporalscliaft W's gewesen, alle drei waren aber erst vor Kurzem zur Reserve emlasien worden. Nach erstatteter Anzeige gelangte die Sache am 24. April cr. zur Hauptvcrhandlung vor daS königl. Schöffengericht, w lcb.es die drei oben Erwähnten, die Hand arbeiter Gebrüder Nöhnert und Hermann Carl Grübsch aus Gohlis, der gelährlichei, Körperverletzung schuldig befand und die RöbnerlS zu 5- bez. Owöchcntlicher Gesängnißstrafe, Grübsch zu 14 Tagen Gesängniß verurtheilte. Letzterer hatte gegen dieses Erkeiinli»b Berufung eingelegt und so halte sich das könrgl, Landgericht in l dieser Sache zu befassen. Doch auch in dieser Ver handlung siel die Beweisansnahme zu Uiigunsten des Angeklagten aus, so daß auch das Berufungsgericht zu keiner anderen Auffassung der Sachlage gelangen konnte. Herr Rechtsanwalt Freytag II be antragte >» längerem Plä doyer völlige Freisprechung deS Ange klagten, die Staatsanwaltschaft hingegen Verwerfung der Berufung, der Gerichts! oj erkannte letzterem Anträge gemäß und verwarf das Rcchlsiiiiitel unter voller Bestängnng des ersliiisianzlichen UrtheilS. II. Des Vergehens gegen 8. 16 bez. 147,1 der ReichS-Gc- werde-Ordnung, betreffend das gewerbsmäßige Schlachten von Vieh ohne Conceision, war der Bäcker Friedrich Hermann Knoblauch ous Eylhra beschuldigt. Am 14. Februar er. schlachte!« der Angeklagte in ler Scheune seiner Nachbarin R. eine ku!>, welche er wenige Tage vorder von dem Gutsbesitzer M. daselbst zum Preise von 100 ,/t gekauft halte, ohne den hierzu ersordcrllche» polizeiliche» Schlachischein zu besitzen. Den größten Theil deS Fleisches verkaufte cr wieder an den Gutsbesitzer M. und gab ihm dieser 30 pro Pfund. Tie Kuh war niil 12 ./t versteuert worden und kam Knob lauch nach Abzug sämmtlicher Nebenkosten gerade aus sein Geld, den» das übrige Fleisch batte er sür seine» Ä-dars behalten. Der Orlsgendarm criiihr nu» ober von dem Handel und erstattete A» zeige, woraus die Sache am 2. Mai er. vor dem AinISgericht Eglhra zum AuSrrag gelangte, Knoblauch des Vergehens gegen die oben angezogcnen Paragraphen schuldig besundei» und zu 40 Geld strafe verurtheilt wurde, (liegen dies Erkeinilniß hatte Knoblauch Berufung eingelegt und erhärte in der diesbezügliche» Verhandlung, daß er zum Schlachten der Kuh gezwungen gewesen sei. da das Thier seit dem Tage, wo er es von M. gekauft, kein Futter mehr angenommen habe, die Kuh sei von ihm eigentlich zur Milch nützunq gekauft worden; hätte er sie unter solchen Umständen also nicht geschlachtet, so wäre ihm ein ganz beträchtlicher Schaden er- wachien, da die Kuli unzweiftlhaft verhungert wäre. Der Vertreter des Angeklagten, Herr Resercndar vr. Wachtel (sür Herrn Or. Hebine), sührte dies Argument auch als von schwerwiegen der Bedeutung sür die Entlastung de- Angeklagten an und beantragte aus Grund dcS Gesetzes vom 28. Juli 1864 die Frei sprechung seines Clienten. Auch die königl. Staatsaawaltichast stellte keine» Gegenantrag, übcrließ vielmehr die event. Bejahung der Schuldfragc dem Ermessen des Gerichtshof. DaS königl. Land gericht hob denn auch das Erkeiininiß erster Instanz völlig aus und sprach den Angeklagten mit nachstehender Begründung kostenlos frei: „Nach dem Gesetz vom 28. Juli 1864 ist ein gcwecbs niaß geS Schlachien ohne Concessiou nur dann aiiznnehmcn, wenn Jemand im Laufe eines Kalenderjahres mehr als 3 Stück steuerpflichtigen Viehes schlachtet! Dies ist bei dem Angeklagten nicht der Fall, ebenso wenig, wie cr das Fletsch gewerbsmäßig verkauft bat, denn in der Uebcrlassung de- FleiicheS an den Verkäufer dcS Object- sei eine gewerbsmäßige Ver Pfändung ohne Coiiceision nicht zu erblicken. Der TolnS des Gesetzes sei i» diese!» Falle »ich! vorhanden, bez. die Anklage nicht gedeckt, weshalb auch leine Äestrasung erfolgen könne." Vermischtes. -- Unsere Kindermoden. So lange die Mode bc> steht, wird eS an Alb:r»beiten darin nie fehlen, und eS hat eigcnllich gar leinen Zweck, wen» dagegen geeifert wird. Den Frauenmode» soll aber auch durcbeuS nicht zu »ahe getreten werde», da« hieße tauben Ohren predigen. Diese Frage zu erörtern, liegt auch hier gar nicht in der Absicht; eS sollen einige Maknworte zun» Schutze der Kinder, zunächst der kleine» Mädchen, und mit »bnen de» ganzen jungen Geschlechts, eine Stätte finden. Die Wahl ver Farbe der Kleiber sür kleine Mädchen scheint manchen Müttern arge- Kopfzerbrechen zu verursachen; denn eS gehört offenbar ein langer Entschluß dazu, die Kinder wie buute Hanswurste anzuzichen. Geradezu abschreckend aber und sür die Augen der armen Kleinen höchst gefährlich ist e«. wenn diese von Kopf bi» Fuß in hochrolhcn Kleidern stecken. Man weiß wirklich nicht, ob sich jene Mütter mit den armen Sprößlingcn brüsten wollcn, oder ob sie von ihrer Mode-Intelligenz einen neuen Bewei/1 abzugedc» gesonnen sind. Eine andere recht schnöde Unsitte aber ist da- Anziehen der kleinen Mädchen mit zu kw.zen Kleidern CS soll hier durchaus nicht angeregt werden, die Kleinen »nt Schleppklridern zu versehen, denn dann sielcsalleS freie Bewegen und Hcrumtumineln fort. Aber dieser Zweck wird doch nicht minder erreicht, wenn die Röckchen eine Hand breit über den Fußknöcheln endigen, statt, wie dies jetzt geschieht, kaum die Knie zu bedecken, bis wohin auch alle Unlerrvckchen und die Höschen reichen. DaS sieht nicht nur häßlich, und ordinair aus. sondern es ist bei der gegenwärtigen scbnekl wechselnden Witterung geradezu gesundheitsschädlich. Denn wenn auch die Beine — wenn eS überhaupt geschieht — vem Strümpfen oder Gamaschen von Wolle bedeckt sind, so ist dies niemals ein hinreichender Schutz gegen die Wiltcrungseinflüsse in der Mittagszeit und den kühleren Abenden, und Krankheiten sind daS Ergebniß jener verkehrten BekleidungStveise. ES ist dieS aber daS Schlimmste noch nicht, der tve,blicken Jugend droben noch weit ärgere Gefahren; daS Gefühl der Scham kann nicht auskommen, oder wo cS bereits vorhanden, wird cS wieder getödlet. Nicht unsere ärmere Bevölkerung oder den soge nannten Mittelstand trisst dieser Vorwurf, gerade im Gcgen- tbeil, die besseren Kreise der Gesellschaft handeln in so un verantwortlicher Art und Weise an ihren Kindern. Man besuche nur die besseren Coneertlocale, da wird man nicht nur ganz kleine, sondern auch Mädchen biS ,',u zehn oder zwölf Jahren in solch anstößiger Tracht sinde». welche im Lausen wie im Sitzen die Hälfte deS bloßen K-irperS den Blicken Aller prciözcben. Gerade in Großstädten, wo die Frechheit der Slraßenbnbcn schon im frühen Alber beginnt, sollten die Mütter doppelt vorsichtig sein uud alle Gelegenheit vermeiden, daß daS Schamgefühl verletzt werde. Ver höhnen und beschimpfen nun jene Barschen die Mädchen, so kaben nicht die Buden den Hauptanstoß begangen, sondern die Eitern, die ibre Kind,!r in so n»sch:cklicker Weile aus die Straße schickten. Br.cbt nun ein so sein- gekleidelcS Mädchen der gebildeten Stände in Thräncn auS. so sind daS nicht Thräne» bcr erwachenden Scham, sondern deS AergcrS und keS Zornes, daß ei» gemeiner Slraßenbnrsche daß Modedämchen verspotten darf. Und damit verhärtet sich noch die Schamlosigkeit und steigert sich zum Standesdünkel. Die jedes Jahr an den Kindern be gangene» Verbrechen der schändlichsten Art rcsnltiren nur zu oft auS dieser Motelhorhcit, unv eS wird hohe Zeit, daß man wieder zu einer veriiünstigeu, nicht aller Moral »ns Gesicht schlagenden und der Gesundheit schadenden Klcidcr- trachl sür unsere Kleinen zurnckldhrt. WaS aber steht von Mädchen zu erwarten, die nickt schamhast erzogen werden? Eme gewisse Sorte von Damen rccrutirt sich nicht nur aus den unteren Ständen», nur zu häufig entsprießt ne Familien der besseren Ewsien. und an ihrem Elend tragen lediglich die Mütter mit ihren verkehrten Er- >ebu»g4theorieli und ihrem alle Scham untergrabendcu Anputz die Hauptschuld. Wobl werden viele über daS vor- lehcnd Gesagte mitleidig die Achseln zucke» und daS beliebte Pessimismus" oder „Kleinigkeiten" fallen lassen. Nun, die pätereu Folgen dieser „Kleinigkeiten" werden sich nur zu früh zeigen, und „au den Früchten werden wir sie erkennen!" Gn: gleiche Modcthorbcil ist daS Hcrumlaufenlassen der Knaben mit neck nicht biS zum Knie reichenden Hosen. Auch hier sind Erkälluiigen sehr leicht und häufig, und nebenbei wirkt cS immerhin abstoßend, die Kleinen mit nackten Beinen hcrum- lausen zn sehen. Auch hierzu wird man mit der in neuerer it beliebten „Abhcirtungklhcorie" austischcn wollen, eine Handlungsweise, die viel besser mit dem Worte „AbhärtuiigS- ouniniheit" zu bezeichnen wäre. Ebenso große Mißzustäntc Kerrschen beziehenlftch dcS Tragens von Schuhwcrk. Ten kleinen Mädchen sowohl alS den Knaben mutbet man nur zu häufig zu. ihre Füße — dcS guten Aussehens halber — in Schraubstöcke, anstatt in bequemes Schuk- werk zu stecken, und dann müssen die Acrmstcn mit schmerzverzcrrtcn Gesichtern und nackten Beinen weile Land partien mikmackc». Werden nun noch den Mädchen und Knaben »euinodische Kopfbedeckungen aufgesetzt, welche den onncnstrahlcn ungehinderten Weg zu den Augen lassen, so ist der ganze Anputz fertig — die gnädige Mama sreut sich iliigchcuer über ihr Motetabenl! Wenn man über solche Thorbcile» und solchen Anputz nicht manchmal lachen müßte, wirklich man käme in die Versuchung, sich zu ärgern und an dem Verstand jener Mütter zu zweifeln. Berga a. d. Elster, 20. Juni. Am Montag zwischen 2>/r und 2^/4 llhr Nachmittags ging in unserem Elstertbale eine Wasserhose mit Wirbelsturm (Trombe mit Tor nado) nieder. Der Regen goß in Ströme,,. Der Wind chlug rasch von Noro no ch Nordest um. Ein eige»thümticbes Brausen erscholl. Der Regen versiegte urplötzlich. Die Wolken slürmlcn aus und nieder, flogen durcheinander wie Bälle, dann entstand oberhalb Berga, über der Höhe des WactftelbcrgeS, ein Trichter in Größe einer Zuckertüte, Mil lionen von Regentropfen umwirbellen, gleich Bienenschwärmen, denselben. Bald sorrnte sich alle- zu einem Ganze». Der Trichter, begleitet von einem Geräusch, als gebe ein schweres Schloßenwcllcr nieder, setzte sich in der Richtung nach Schloßberga zu in Bewegung, nahm nach oben, in, Zu- lammenbaiig mit den Wölken, immer größere, zuletzt ge waltige Dimensionen an, sein unterer Thcil hing in Form einer Säule »ach der Erde herab, ohne sie jedoch zu streifen. An der Gicbelsroiite dcS Schlosses brauste die Erscheinung vorbei, wandte sich unterhalb deS Schlosses, indem der dabei auftretenve Wirbelstiirni zerstörende Wirkungen seitwärts nach Berga hin äußerte, der Höhe deS BaderbergeS zu unv näherte sich dann, Zerstörung bringend, dem Thale. Glück licherweise sind nur einige Häuser der Stadt, die dem Bader berg nicht fern, oder unmillelbar an besten Fuße liegen, ge streift worden. Schon an der oberen Grenze der Stadt hat der Wirbel an Dächcru Schaden verursacht, kräftige Bäume wie Streichhölzer geknickt und zerschlissen. Am Bab^rhach trat eine Frau in die HauSthür, in der Meinung, eS brause ein schweres Echloßemwctler beran. Vor ihren Auzen prasselten die Ziegel von den Dächern und starke Bäume stürzten im Nu entwurzelt nieder, ebenso schlugen hinter dem Hause im Garten 33 bis 50 cm starke Apfel bäume dröhnend j^r Boden, doch zum Glück seitwärts dcS Hauses, dessen Bedachung arg mitgenommen wurde. Auch an einer anderen Stelle weiter nach Elster zn, geht die an gerichtete Verwüstung mitten durch einen Garten. Nebst anderen Baumen ist ein kerngesunder, mächtiger Apfelbaum wie spielend in Höhe einiger Meier über der Bodcnstächc abgedrcbt. Die Dächer der nebenan liegenden Gebäude sind theilweise abgedcckt. Von hier auS hat die Trombe augen scheinlich ihren Weg über die Wiesen nach der Elster zu ge nommen. Sie hat mit ziemlicher Genauigkeit die Richtung von Nordest nach Eiitwest eingehalten. Leute, die in einiger Entsernung diese Naturerscheinung beobachteten, sahen thurm hoch »n derselben Bauiiiäste wirbeln, andere sahen Acste über den Nathhauslhurm fliegen. — Anläßlich des 40jährigen RegierungSjubiläumS veS Kaisers von Oesterreich, unter kessen Regierung die Fran- kirung mit Briesmarkcn am 1. Juni 1850 »n Oesterreich ein- gesührt wurde, veranstaltet daS „Internationale Post- wertbzeichen-Museum" zu Wien-Unter-Döbling eine JublläumS-Poslwerthzeichen-AuSstellung. Dieselbe enthält außer vielen postalischen ultd philatclistischen Gegenständen eine sonst nirgends mehr so vollständig bestehende Sammlung aller in Oefterrelch-Uirgarn zur Ausgabe gelangten Post- und Tele graphen-Werthzeichen. Postkarten, Couvert-, Streifbänder, Stempelmmckcn. auch Curiositäten. insofern dieselben in Bezug aus die RemerungSzeit siebe», sie bietet ei» Bild der bisto- risLen Enlwjckclung beü Postw-seo- und drr österreichischen Geschützte pK tetzlen vier Jatzriebntz.
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