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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 22.06.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-06-22
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188806226
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18880622
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18880622
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1888
- Monat1888-06
- Tag1888-06-22
- Monat1888-06
- Jahr1888
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 22.06.1888
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brechen. Noch am IS. Juni, am Sterbetage Kaiser Friedrich'«, druckte die „Pall Mall Gazette" einen Berich» über eine lange Unter, rekuag, die ibr Vertreter kurz vorher in Berlin nick Mackenzie ge habt hatte. „Als Sir M. Mackenzie (im Mai vorigen Jahre- in Berlin) eintraf," so heißt cS in dem Berichte, „nntersagte er nicht ohne Weitere- die Operation, wie ost behanptet worden. Er richtete ,'niach die Frage an die anderen Aerzte, ob denn, ehe eine solche meist tüdtlich auSlausend« Operation beschlossen worden, ein Versuch gemacht worden sei, die Wucherung ia der Kehle einer mikroskopischen Untersuchung zu unterziehen, wodurch allein sich da» wahre Wesen der selben seststellcu lasse. Sie antworteten: nein, sie hätten eine solche Untersuchung nicht vorgevomvicn. Daraus wurde vereinbart, eine solche Untersuchung vorznnehmea. ES waren zwei deutsche Lrosessoren zu gegen, die HalSlpecialisteu waren: diese sorderte Ilr. Mackenzie aus, die Operation ausznsübren. Beide erklärten, daß sie nicht im Staude seien, die Operation auSzusühren, eine Operation, die jedes beliebige Mitglied des Londoner HalShoSpitalS ohne Weiteres anSgelührt hätte und die jeder beliebige Student nach einem Jahre Unterricht mit Leichtigkeit hätte anSsührcu können. ES ist eine sehr einsache Operation, sie besteht darin, daß mau eine Zange in den Schlund hiuabläßt und ein Stückchen oder sozusagen ein Probemuster der Wucherung berausbriugt. Vr. Mackenzie sührte sie am nächsten Morgen aus ..Daß diese Darstellung von Mackenzie selbst herrührt, be weisen erstens die einleitenden Worte der „Pall Mag Sozette". die sie als „deS DoctorS eigenen Bericht über des Kaisers Krankheit" ihren Lesern empfiehlt, beweist zweitens die volle Uebereinstimmung mit einem scüheren Berliner Briese deS „British Medical Journal", der von Mackenzie längst verleugnet worden wäre, wenn er nicht von ihm anerkannt werden müßte. Der Mann also, der eine Krank- heit ein Jahr laug behandelt Hot, ohne, wie er nach dem tödtlichen Ausgange derselben selbst eingestehen muß, das Wesen derselben er. kannt zu haben, und der sich, so lauge eS eben anging, als den Lebensretter ousspielte — der Mann wagt eS, deutsche Aerzte von bewährtem Ruse als Schulbuben zu bebandeln, die von ihrem Fach nicht so viel verstehen wie ein englischer Student von zwei Semestern. DaS deutsche Volk wird ausathmen bei der Nachricht, daß Herr Mackenzie den deutschen Boden verlassen hat, aus de», er so viel Unheil, so viel Leid gestiftet. Wir wählen absichtlich die Worte einer uns fernstehenden Correspondenz, die, am 14. November vorigen JabreS geschrieben, noch heute vollkommen zutressen. Da> mals schrieb die „Wiener Politische Correspondenz": „Die deutsche Nation steht aus einer zu hohen Bildungsstufe und eS wurzelt in derselben ein zu hohes Gerechtigkeitsgefühl, alS daß man dem englischen Arzte zur Last lcgeu wollte, es sei ihm nicht gclungea, die Heilung des Kronprinzen herbeizusühren; was man i!:n, vorwirft, ist. daß er, gegenüber den Ansichten wiffeulchasllicher Autoritäten allererste» Ranges, die jedem Arzte Achtung und Vor sicht hätten abzwiagea sollen, die von jenen anempsvhlcne Heil methode beiseite schob, das von ihm geprüfte Uebel als ein leichtes erklärte, welches seiner Behandlung in Bälde vollständig weichen würde, und daß er auf diese Weise bei dem Kranken selbst und bei seiner Umgebung eiu Gesicht der Beruhigung hervorries, welches den Ausschluß einer andern und, wie sich jcpt leider herausgestellt hat, weit bessern, einzig guten Heilmethode zur Folge hatte. Der Leichtsinn Mackenzie'S, den nichts rechtsertigen kann, da die gewöhn liche Klugheit ihn vor jeuem Jrrthum hätte bewahren müssen, der verhäugaißvolle Folgen zu haben droht, stempelt ihn in den Augen des deutschen Volkes zu eiaem Schuldigen, der sich dea tiesstei, Groll zugezvgttt hat." („Kölnische Zeitung.") Musik. * Der unermüdlichen Thätigkeit des Herrn Lange, Besitzers von Bonorand's Etablissement im Nosenlbal, ist es gelungen, eine der hervorragendsten Militair-Musikcapellen Deutschlands zu gewinnen. ES ist dicS die Eapelle deS 1. Badischen Lcib-Grenadicr-RegimentS Nr. 109 aus Karls ruhe. Näheres Uber diese Eonccrte werden wir in einigen Tagen mittheilen. In der abgelaufcnen Spielzeit wurden nach den Mltthcilungcn des „Berl.-Taaebl." im Opernhause zu Berlin an 220 Abende» 41 verschiedene Werke gegeben, darunter 89 den Abend füllende, in solgeuder Reihenfolge: Aida 7 Mal, Troinpctcr 17 Rial, Mar- garathe 10 Mal, Carmen 14 Mal, Wildschütz 3 Mal, Lohcngrin 11 Mal, Negimcntstochter 8 Mal, Siegfried 5 Mal, Lustige Weiber 4 Mal, Czar und Zimmermann 2 Mal, Prophet 7 Mal, Undine 4 Mal, Troubadour 4 Mal, Freischütz 6 Mal, Johann von Lothringen 4 Mal, Robert der Teufel 2 Mal, Martha 8 Mal, Figaros Hoch zeit 5 Mal, Stradclla 4 Mal, Hugenotten 4 Mal, Violetts 3 Mal, Fidelio 3 Mal, Don Juan 10 Mal. Walküre 9 Mal, Donna Diana 3 Mal. Maurer 2 Mal, Merlin 4 Mal, Tristan und Isolde 2 Mal, Waffenschmied 16 Mal. Tannhäuser 4 Mal, Zaubcrflöte 4 Mal, HanS Hciling 3 Mal, Turandot 5 Mal, Rhcingold 10 Mal, Lucia 1 -Mal, Nachtwandlerin 1 Mal, Tcll 1 Mal, Fra Diavolo 3 Mal, Fliegender Holländer 1 Mall. — Außerdem kaincn die ein- actigen Opern Verlobung bei der Laterne 4 Mal und Betrogener Kadi 2 Mal zur Vorstellung. Zum ersten Male überhaupt wurde von dcu ausaesührten Werken Th. Rchbaum's Turandot gegeben; -um ersten Male erschienen auf der königlichen Bühne Waffen schmied und Rhcingold. Neu cinstudiri wurde HanS Heiling. Dem nach war das Repertoire weniger mannigfaltig als in früheren Jahren, da wir z. B. 1879 noch 54, 1880 50. 1881 54, 1882 56 verschiedene Opern auf dem Repertoire hatten. Auffallend wenig Vorstellungen kommen aus Wagner's Werke, wenn wir von dem noch nicht vollendeten Ring des Nibelungen absehcn. Sie wurden in den genannten Jahren 32, 36 und 32 Mal, in diesem Jahre nur 18 Mal gegeben. Rienzi und Meistersinger fehlten ganz. Ebenso fehlte Gluck, von der unbedeutenden Operette Kadi abgesehen, ganz. Weber war nur 6 Mal im Freischütz vertreten, Lortzing dagegen 25 Mal in 4 Werken. Es fehlen die Coniponisten Boieldieu und Halevy, und Ander erscheint nur 5 Mal in 2 Werken, während er z. B- 1880 mit 5 Opern 21 Mal, 1882 noch 16 Mal vertreten war. — Die Namen Spohr, Rubinstein, Goldmark, Brüll, Mehul, Spontini, Chcrubini, Thonias befinden sich auch nicht mehr aus dem Opernrepertoire. — An Gästen traten in dieser Spielzeit nach ein- ander aus: Herr Fr..Ernst, Frl. Sander, Herr Krüger, Frl. RuSca, Frl. Gleiß, Herr Schinkel, Herr Wcrtheimer, Herr Götze, Fräulein Rochelle, Frau Sucher, Herr Vogl, Frau Sthamer, Frl. Lkwna, Frau Scmbrich, Herr Schott. Frl. Kayscr, Frl. v. Ehrenstein, Herr Elmblad, Frl. Neubcrg, Herr Matthias, Herr Nitter-hanS, Frl. Broch, HerrHedmond t, Herr Seidel, Frl. Clement, FrauMoerdrS, Herr Litter, Frau Pierson-Brethol, Herr Strcitmann, Herr Schwarz. Literatur. Die „Gesammelten Schriften und Dich- tuagea von Richard Wagner" (Leipzig, E. W. Fritzs») sind nun mit der Lieferung 28 bis zum 9. Bande gediehen. Waren die größeren schriftstellerischen Arbeiten Wagner'S, darunter das epoche- machende Buch „Oper und Drama", der Inhalt der vorgehenden Lieferungen gewesen, so bringen die unS neu vorliegenden die klei. nerea Schriften deS Meisters, in denen wiederum manch' eiu großer und tiefer Gedanke niedergelegt ist. An der Spitze deS neunten Bandes finden wir jene Strophen an das deutsche Heer vor Paris, welche die ungeheure Thai deS deutschen Heeres preisen. Mit der Beuribeiluuq deS Liedes „Die Wacht am Rhein" sind wir nicht rrcht einverstanden. Mag sein, daß der Kuiistwerth des genannten Liedes weder nach seinem poetischen, noch nach seinem musikalischen Gehalte eia bedeutender genannt werden kann, so haben doch die naiv Volks- thümliche Fassung oud die leicht bchaltbare, kräftige Melodie, die unter der Wucht odßerordeutlicher Umstände in daS Bewußtsein der breiten Schichten des Volkes gelangte, lebhaften Beifall gesunden. Ja, wir finde« heute im benachbarten Oesterreich „Die Wacht am Rhein" al» populäre» Lied vor, gesungen von Leuten, die echt national deutsch denken und die diese» Lied nicht als Bannerlied occeptirt hätten, läge nicht an dem Liede der Beifall einer Nation. Daß sich die „Wacht am Rhein" nicht mit dem großartigen Nationalhymnus „Ein' feste Burg" messen kann, ist selbstverständlich. Aus der Zeit deS herrlichen nationalen Aufschwunges stammt auch jene- Lustspiel in alter Manier: „Eine Kapitulation", das in ergötzlicher Weise die fatalen Ver legenheiten der in Paris eingeschloffenea Franzosen aus eine grie chisch gedachte Volksbühne bringt. Di« Pariser hatten sich ja schon vor Beginn deS Feldzüge» über da» als absolut sicher vorausgesetzte Unalück der Deutschen lustig gemacht, so daß in dem Gedanken nichi- Anstößiges liegen konnte, non einmal den tadelhasten Hochmulh der Franzosen, ihre Eitelkeit und in- Ric'enhaste gehende Selbstüber schätzung dem öffentlichen Gelächter preiszugebeo. Do» ganze Stück ist im Geschmocke de» AristophaneS geschrieben; die groteske Komik erinnert an dessen „Wespen . Man lacht aus Kosten Victor Hngo'S, und Gambetta'S, welch letzterer aus einem Luftballon, welcher wegen seiner unverkennbaren Familienähnlichkeit mit dem Geschlecht« der Windbeutel außerordentlich drastisch wirkt, zu unglaublichen Ihatea sich aosschwmgt. Bon prächtiger Wirkung ist auch der Lhor der Nalivnalgarde, der in gewaltigen, anapästüchen Metren icandirt ..Republick, Rrpublickl Republik!, blick, blick! u. s. w I. Offcubach commandirt eftie französische Quadrille, zum Schluß verklärt sich Victor Hugo in bengalischem Feuer. Wagner bot da» Stück einem größeren Berliner Borftadtlheoter anonym an; e» wurde jedoch zurückzewiescn, eine Wendung, die oäm-ulllch einem jungen Freunde des Meister- zu gute kam; dieser junge Freund soll!« nämlich die oölhige Musik componireu k la Offenbach, was ihm durchaus nicht gelinge» wollte, „woraus wir deun erkannte», daß zu Allem Genie uud wahre Nalurbestimmung gehören, welches beides wir nun in diesem Falle Herrn Offenbach aus vollem Herzen zuerkannten." Eine Huldigung aus warmem Herze» und innigstem Verständaiß bringt Wagner dem großen Toahere» Beethoven in seiner wundervollen Schrift „Bcetbovco", die in schärjsteu Contourea ein Bild deS „entzückten Träumers" ent wirft. der, ungestört vom Geräusche de« Lebens, nun einzig noch den Harmonien seines Innern lauscht, aus seiner Tiefe nur einzig uock zu jener Welt spricht, die ihm nichts mehr zu sage» hat. So ist der GeoiuS Beethoven'« voa jedem Außer-sich befreit, ganz bei siai »nd in sich. Der Beethoven damals mit dem Seherblicke des Tiresia» gesehen hätte, welche- Wunder müßte sich dem erschlösse» haben: eine unter Menschen wandelnde Welt, da- Au-sich der Well als wandelnder Mensch! Und min erleuchtete sich des Musikers Auge von innca! Jetzt wars er den Blick auch aus dte Erscheinung, die, durch sein inneres Licht beschienen, in wundervollem Reflexe sich wieder seinem Innern mittheilte. Jetzt spricht wiederum nur das Wesca der Dinge zu ihm und zeigt ihm diese in dem ruhige» Lichte der Schönheit. Jetzt versteht er den Wald, den Bach, die Wiese, dea blauen Aether, die heitere Menge, da- liebende Paar, den Ge- ang der Vögel, den Zug der Wolken, das Brausen deS Sturmes, die Wonne der selig bewegten Fiuhe. Da durchdringt all sein Sehen und Gestalten diese wunderbare Heiterkeit, die erst durch ihn der Musik zu eigen geworden ist. Selbst die Klage, so innig ureigen allem Tönen, beschwichtigt sich zum Lächeln: Die Welt gewinnt ihre KindeSnnschuld wieder. „Mit mir seid heute im Paradiese" — wer hörte sich dieses Erlöserwort nicht zugeruken, wenn er der „Pastoral-Symphonie" lauschte? Sehr interessant ist jedcnsallS auch die Parallele, welche Wagner zwilchen seinem ge liebte,, Beethoven und den verehrten Meistern Haydn und Mozart zieht. Haydn war und blieb ein fürstlicher Bedienter, der sür die Unterhaltung seines glanzlicbenden Herrn als Musiker zu sorgen Halle. Cubmiß und devot, blieb ihm der Frieden eine-Z wohlwollenden heiteren GemütheS bi» tu ein hohes Alter ungetrübt. Seine wahrhaft edlen Meisterwerke schrieb Haydn erst als Greis im Genüsse eine- auch durch auSwärligca Ruhm gesicherten Behagens. Mozart'« Leben aber war eia Kamps um daS Leben; er findet den Musikdienst bei einem fürstlichen Gönner unerträglich und giebt Concerte in Akademien; das flüchtig Gewonnene wird der Lebenslust geopfert, seine schönsten Werke hat er zwischen dem Uebcrmuthe des Augenblickes und der Angst der nächsten Stunde entworsen. WaS ihm sein Kaiser vorcnlhält, bietet ihm der König von Preußen: er bleibt „seinem Kaiser" treu und verkommt im Elend. Wie ganz anders Beethoven in allen Stücken! Der krittlige Jnstinct seiner Natur bewahrte ihn in gleicher Weise vor der Unterthänigkeit Haydn'S, wie vor dem Sichsclbslverzehreu Mozart's. Ter Trotz gegen die Welt war aus sein Antlitz geschrieben. Wahrhast groß ist Alles, was Wagner über einzelne Werke des Meisters sagt, z. B. über das l)is woU - Quartett, die Lconoren - Ouvertüre u. s. w. Wir können nnr zu Einen« ratl.en: Lesen, und abermals lesen! Vom höchsten Interesse siud ferner die Bemerkungen zum Vorträge der neunten Symphonie, die Aussätze „lieber die Bestimmung der Over, Ueber Schauspieler und Sänger, Erinnerungen an Auber, ver schiedene Sendschreiben u. s. w." Pfodl. ch Musikalische Schriften in einer culiurgeschicht- lichen Bibliothek (BrockhauS' Antiquarium). — Eia dieser Tage auSgcgebeoer antiquarischer Katalog von F. A. BrockhauS' Sortiment und Antiquarium unter dem Titel „Culturgeschichte" interessirt auch Musiker. Unter den 36 Rubriken desselben (!) befindet sich auch eine über Geschichte des Theaters und der Musik. Unter dieser Marke sind 114 Nummern zusammengestellt. Die Breitkops L Härtcl'sche „Allgemeine Musikzeitung" ist hier in ihren ersten 46 Jahrgängen mit dem Register zu Band 1—30 aufgesübrt (180 ^i). ebenso die vergriffene Ausgabe derselben Firma von Otto Jahn'S „Mozart" (36 >t), E. A. Hagen'S nur in 100 Exemplaren gedruckte Geichichie des TbcaterS in KönigSberg-Dcnizig (40 >1). ES begegnen u»S außerdem Schriften von Robert Schumann, L. Ticck, Otto Banck, Franz Brcndcl, Theodor v. Küstner (über seine Theater- leming in Leipzig re.). Heinrich Laube, Julius Vabst (Dresdner Hoftheorer-Piologe und Festspiele), N. SinceiuS (Aphorismen über das Dresdner Theater), A. v. Molzogen (Wilkelmine Schröder. Tcvrient). Die Bolkslieder-Literatur ist in der Sammlung reichlich bedacht. In einer anderen Rubrik („Urgeschichte u. I. w.") begegnen unS die Gesänge der srüdcrcn Sclauen in den Bereinigten Staaten, wie sie, Texte und Melodien, im Jahre 1867 zu New-Aork erschienen („Aars soaxs"). Volksliederbüchcr sind unter der Rubrik „Votkstbiimliche Literatur" 40 ausgenommen, deutsche wie fremdländische. Bon Arnim's und Brentano's „Wunderhorn" wird hier z. A. die erste Ausgabe (selten) angebolen (25 ^k). Man böre ferner. UnS Sachse» gehen di- „Volkslieder der Wenden in der Ober- und Niederlausitz, herausgegeben von Haupt und Schmaler" (Grimma 1812—43) näher an. DaS Werk ist vergriffen (25 >1). Russische Lieder übersetzt uns I. Altmana in seiner „Balalaika", „Böhmische Rosen" bietet Id» v. Düringsfeld, and:rc Uebertragungea I. Wenzig, verschiedene Schlachtgcjünge (englisch) C. A. Fanshawe, schottische Gesänge A. Whitelaw, portugiesisch- Th Braga, deutsche Lieder ins Französische übersetzt S. Albin, französische Dumcrjan und Novl Segur, venezianische I. B. FoScarini, serbische Talvj und V. St. Karadichitich (letzteres Buch in seltener Ausgabe, Leipzig 1824—33, 45 ^.), altgriechische H. Köster, kretische A. JeannarakiS (Leipzig, 1876), englische Lieder und Melodien auS den letzten drei Jahr hunderten I. L. Hatton, csthnische H. Nens, Lieder der Bialo- Chrobaten. Masuren und der Kleinruffcn vom Bug u. s. w. K. W. Wüjcicki, Volkslieder der sicbenbüraffchea Zigeuner endlich H. v. Wlislocki. Zwanzig Werke behandcl» nur deutsche Lieder, voran Herder'S Volkslieder in neuer Ausgabe von I. Falk und Uhlaud'S Werk über alte hoch- und niederdeutsche Volk-liedec. Neue Kullstsachcn. Ein Bild, welches wohl allen Patrioten Freude bereiten wird, ist das jetzt im zweiten Schaufenster von Del Vecchio's Hof- kunslhandlung ausgestellte lebensgroße Kiiiesiückbild unseres „König Albert", von R. Kon leih in Ocl ausaesührt. Es stellt den Herrscher iu landschaftlicher Scenerie, in Uniformrock und Mantel, helmbedeckten HauvIcS und den Feldstecher in der Rechten haltend, dar, den Blick ernst inS Weite gerichtet. DaS Bild bekundet übrigens zum ersten Male, und gewiß in weit höherem Grade als das neu- liche Kaiser-Wilhelm-Dildniß, daß der Künstler nicht mehr die Technik des seit lange mit großem E-solge geübten Malens der zarten Haut uud gefälligen Formen junger Frauen gestalten unwillkürlich auch aus daS männliche Bilaniß über trägt. sonder» endlich die entsprechenden künstleriich:» Au-druckSmittel für das Herbe und Strenge an Krieger- und Hcrrjchergcstalten ge- sunden hat. Dasür legt dieser „König Albert" vollgiltiges Zcugniß ob. Voa der Hand des Bildhauers A. Lehnert» eines Schülers unserer Kunstakademie und im Besonderen unseres Professor M. zur Straßen, sind wieder zwei schneidige Bildnißa»besten vollendet worden. Die eine davon, die Büste deS jüngst verstorbenen, um die ernste Seite ia Leipzigs musikalischem Leben so hoch »er- dienten Musikdirektors Professor C. Riedel, ist schon einige Z it im Schaufenster einer hiesigen Kunsthandlung zur Schau gestellt gewesen. Sie bekundet, wie der Künstler mit gleich ernster wie liebevoller Vertiefung in da- Eigeuwesen de» Dargestcllten eine glänzeude Beherrschung der plastischen AuSdruckSmittel sür die künstlerische Verlebendigung dieses Wesens verbindet. Ganz dasselbe haben ja übrigens seine prachtvollen Büsten der Frau Reicher-Kiadermauu und Franz v. LiSzt'S bekundet, beide in Marmor ausgesührt. Ganz dasselbe bekundet auch, und gewiß ia nicht minderem Maße, Lehnert's allerneueste Arbeit, seine im Aufträge der Hintcrlasseuen ouSgesührte, soeben im Tbonmodell vollendete Portraitbüste deS jüngst dahingeschiedene» „Geheimen Medicinalrath vr. Wagner". Vorläufig möge diese kurze Hin deutung aus den lebensvollen, durchgeistigten Lortraitkopf des gcist. vollen Forschers und Arzte- genügen. Nach Vollendung und Aus stellung des GhpSabgusseS soll diese wundervolle Bildnißarbeit ei»- geheodcr gewürdigt werden. Adolf WeiSke. Königliches Landgericht. IV. Strafkammer. I. Der Steinsetzer Friedrich Wilhelm Haacke auS Callnberg war im April v. I. beim Bäckermeister B. i» Reudnitz aushilsSwcste als Kutscher engagirt. und so halte er auch am Nachmiltag de« 16. April Asche aus einem Keinen Rollwagen abgefahren. Aus dem Rückwege fuhr er im schärfsten Trabe die Wilhelmstraße entlang und bog, ohne die Fahrgeschwindigkeit zu mindern, in die Carlstraße ein. Die aus dem Fahrdainme stehende 2'/,jährige Frieda K. konnte nicht mehr auSweichen, auch die Passanten vermochten daS Kind nicht wegzuziehen, da das Geschirr binnen wenigen Augenblicken schon heran war. DaS Kind wurde vom Pserde umgeranut und ging der Kleinen eiu Wagenrad über die Schulter, wodurch sie einen Bruch des Schlüsselbeins davontrug. DaS Geschirr wurde daraus von de» Zeugen dieser Scene ausgeholtcn und der Name deS Kutschers sestgestcllt. Haacke hatte sich nun Wege» fahrlässiger Körperverletzung zu vrranlwortea. Den Thatbestaad konnte er nicht leugne», da durch die eidlich abgehörtea Zeugen sestgestellt worden war, daß Haacke im scharsen Tempo um die Straßenecte gebogen sri. Zu seiner Entschuldigung machte der Angeklagte geltend, daß da» Pserd sehr leicht scheue und er es am sraglichen Nachmittag nicht mehr zu erhalte» vermocht habe. Der Gerichtshof berücksichtigte diesen Umstand, ebenso wie die nicht besonder» schwere Verletzung, welche das Kind davou- gelrageu, als strasmilderad uud erkannte aus 30 Geld-, eveo». 6 Tage Gesängnißstrose, sowie aus riar an dea Vater de- verletzten Kinde» zu zahlende Geldbuße voa 11 ^ li. Wegen wilseutlich salscher Anschuldigung hatte sich der Schriftsteller Reiudol» Hermann Tdom, aus Bromberg ge- bärtig und bereit» wegen Beleidiquug mehrfach vorbestraft, zu vcrant- worieo. Gegenwärtiir verbüßt Thom eine ihm am 27. Februar d. I. vom Landgericht I in Berlin zuerkauntr viermoiiatige Gesängnißstrose wegen Urtundensälschung und Betrugs. Der Angeklagte wurde deshalb zur Aburtheiluug aus her Strafanstalt vorgcjührt. Seiac Thal ist ganz unerklärliey, man könnte höchsten» einen ziemlichen Grad voa Bosheit als Blweggrnnd zur salschcn Anschuldigung onnehmeo. Der Sach- verhalt ist folgender: Am 3. September lies beim hiesigen Polizei- Amt eine Beschwerde über den Schutzmann Sch. eia. versaßt und unterzeichnet voa dem Angeklagten, worin derselbe ungesähr folgende Darstellung über ein Zusammentreffen mit dem Schutzmann Sch. gab: In den Morgenstunden de» 3. September sei er (Thom) ruhig die Slernwarlenstraße entlang nach ieiner Wohnung gegangen uud habe alsdann die HauStkür gerade auflchließea wollen, ol» mit eioem Male ein Schutzmann über die Straße „herübrrgetorkelt" sei, ihn an der Brust gesoßt and ohne Weitere» mit den gemeinsten Schimps- redcn belegt habe, auch hätte er mtter alles Umständen mit zur Wache gehen sollen. Als er dem Schutzmann daraus eine genügende Legitimation vorgezeigt, habe dieser in seiner „geistige» Umnachtung" daS Legitimation-papier auch noch arg lädirt. Weiter zieht Thom in dein ziemlich langes Schriftstück die gauze Sach« inS Lächerliche, gebraucht Ausdrücke wie „der benebelte Hüter der öffentlichen Ordnung steuerte im Zickzack weiter, nachdem er mich genügend beschimpft zu haben glonbte", oder „obgleich ich mir während meines Auseiithalls s» Pleiß-Alhca ein gute- Stück sächsischer Ge- M ithlich'eit angecigaet, ging die Semüthlichkeit dieses Diener» der heiligen Hermandad über die Hutschnur" re. Ia der Schluß der Eingabe ist sogar ente indirekte Verhöhnung deS gesammteu Leipziger PolizciwrsenS, wie überhaupt tu jedem Satze ironische Be- merkungea vorkommro. In der Verhandlung gab der Nu- qeklagte zu. das Schreiben versaßt zu haben, aber uur der „reinea Wahrtleit gemäß!" PaS Zeugcnverhör liefert« freilich gerade dea Beweis des Gegentheil«. Der eidlich abgehörte Schutzmann Sch. schilderte den Vorst,ll folgendermaßen: Als er die Steruwarten- straße entlang patrouillirte, habe er einen gewaltigen Scandal ge- hört und, näher eilend, den Angeklagten vor seiner HauSthür stehend und taut schimpfend angctroffen. Er habe Thom die» verwiese», doch habe dieser immer weiter scaadalirt, so daß er (Sch.) zur NamenS- seffitellung veischreiteu mußte. Diese Angaben uuterstützkc der Schutz mann N., welcher kurz vor Sch. die Sternwartenstraße gegangen war, in allen Puucteu, deun auch er hat Thom scandalirend an- geiroffen und ihm dies verboten. Von seinen Vorgesetzten wurde Sch. als pflichttreuer, nüchterner Manu geschildert, welcher bisher nie Anlaß zur Unzufriedenheit gegeben habe. Auch die erstattete Anzeige, welche Schutzmann Sch. in jener Nacht über den Vorfall schrieb, weist feste, ruhige Schristzüge aus. Sonach fiel die BeweiSausaahme völlig zu Ungunsten deS Angekagtea au» und trug das Gericht auch kein Bedenke», trotz Thom'S be harrlichen LeagneuS, die Schuld als voll erwiese» anzusehen. DaS Unheil lautete auf 2 Monate Gesängniß als Zusatzstrafe zu den «hm vom Landgericht l Berlin zuerkannten 4 Monaten Gesängniß. Außerdem wurde dem Verletzten daS Recht zu- gesprochen, sich aus Koste» deS Berurtheiltea eiue UrtheilSabschrist auSsertigen zu lassen. III. Des Betrug» war der schon einige Male wegen EigenttmmS- vergchenS vorbestrafte Mühlenbaumeistcr Karl Hermann Julius Willeweber aus Buttstädt angeklagt. Der Angeklagte hatte ia der H.'jcheu Dampsbraaerei in Rochbtz einen Fahrstuhl zu bauen und war zu vielem Zwecke mit der Firma E. in Chemnitz wegen Lieserung des Materials i» Unterhandlung getreten. Die Koste» de« Bauwerks halte Willewebcr aus 875 veranschlagt, inclusive jämmilicher zum Betriebe eines Fahrstuhles erforderlichen Ein richtungen. H. hatte sich mit dem Anschläge einverstanden erklärt und halte Willeweber auch den Fahrstuhl bis aus die noch fehlenden AuszugSseile fertig gestellt. Er begab sich nun zu dem Drahtseil, fabrikaitten T. in Nochlitz und entnahm bei diesem 3 Drahtseile im RechuuiigSbctrage von 75,60 ^l, die er aus H.'s Lonio eiutragea ließ. Nu» halte er aber die gesammten Kosten de- Fahrstuhls aus 875 veranschlagt, wie durste er also aus H.'S Rechnung noch Droh.seile entnehmen? Zwar blieb der Angeklagte bei der Behauptung stehen, H. habe ihn beauftragt gehabt, 3 Seile bei C. zu entaehnien, was wiederum H. enlstlsicdcn in Abrede stellte und eidlich erhärtete. Willcwcber hatte sich sovach des Betrugs schuld g gemacht und er folgte vemgeuiäß seine Beruktheilung zu 3 Monate» Gesängniß als Zusatz zu der ihm laut Unheil deS herzoglichen Landgerichts Altenburg vom 6. Deeember v. I. zucrkaunleu 1jährigen Gesäugnißstrase. Der Gerichtshof bestand aus den Herren Landgerlch '.Direktor Bartsch (Präsid.), LandgerichlS Näthcn Dielitz, vr. Siegel, Dr. Fraoze und Woljram; die Anklage sührte Herr StaalSanwalt vr. Nagel. Nachtrag. * Leipzig, 2l. Juni. Gestern Abend 9 Uhr 49 Min. traf mittelst der Magdeburger Bahn Se. königl. Hoheit der Erbgroßberzog von Oldenburg nebst Gemahlin mit Gefolge und Dicnerschasl hier ein »nd reiste mit der Dresdner Bahn um 10 Uhr 1l Min. Weiler nach Dresden. * Leipzig, 2l. Juni. Bei dem am nächsten Sonniag ia der Nicolaikirche für die ThomaS-und Nicolai gemeinde stattsindenden ossiciellen TrauergotteS- dienstc zum Ehrengedächtniß Seiner in Gott ruhenden Majestät deS deutschen Kaiser- Friedrich III. wird, wie wir hören, Herr Superintendent I). Pank dieTrauerseslpredigt Hallen, wahrend der Thomanerchor zwei Musikstücke: „Ich weiß, daß mein Erlöser lcbl" von I. M. Bach und „Siehe, wir preisen selig", auS dem Oratorium Paulus von Mendels sohn zur Aufführung bringt. Nachmittag >/g3 Ubr wird sür die vereinigten Militairvereine in der Pauliner» kirche gleichiallS rin TraucrgotleSdicnst abgebalten werden, bei welchem Herr vr. Krömer sür den beurlaubten Divi- sionSpsarrer die Predigt übernommen hat. Der Thomanerchor hat auch für diesen ÄolteSdienst eine Motette sekundlichst zu- gcsagt. * Leipzig, 21. Juni.Zum Schluß der gestrigen Sitzung der Stadtverordnete» entspann sich über den Umbau der Plagwitzer Wildsluthbrücke eine ziemlich lebhafte Debatte, welche wir gestern der vorgerückten Zeit halber nickt skizziren konnten. Wir lasten daher heute einen kurzen Bericht folgen. Nack der Vorlage soll der Umbau der Plagwitzer Wildsluthbrücke mit einer Kostensumme von 277 647 34 » conto Betrieb, die mit je 50 000 -/! aus die Jahre 1888 bi- 1892 und mit 27 647 34 ^ auf da» Jahr 1893 ver- thcilt werden sollen, ouSqesührt werden. Der OekonomieauS- schuß. Res. Herr Stadtv. Pommer, beantragte, diese Vorlage zu genebmigen. Herr Stadtv. Herrmann war erstaunt über die große Summe, welche der projectirte Umbau kosten sollte, und bemerkte, daß daS frühere Project des NatheS bedeutend bistiger gewesen sei. Dieses Project sei damals auf Betreiben de- Ockonomie-AuSsebusseö abgclehnt und der Nath zu einer weiteren Vorlage ansgesordert worden, welche nun in vor liegender Gestalt sich zeige und einen Mehraufwand von 50,000 „L gegen die frühere heische. Auch bczweisclte er, daß die geforderte Summe au» dem Betriebsfonds sich nehmen lasten werve. Der Herr Referent erklärte den höheren Be trag daraus, daß die neue Vorlage eine Vergrößerung der Brücke im Auae habe, und daß in Folge beste» die im früheren Project zur Benutzung heranaezogenen Pfeiler nicht benutzt, sondern durch neue, wie sich schon durch die Regulirung de» Flulbbette» nöthig mache, ersetzt werden müßten. Gegen die Ausführungen de» Herrn Stadtverordneten Herrmann wandte sich auch Herr Stadtrath Mechler, welcher auSsührte, daß die Kosten ruhig auS dem Betriebsfonds ge nommen werden könnten und daher die Vorlage den Steuernmschlag auf die Bewohner nicht berühren würde. In, klebrigen sei die Verbreiterung der Brücke eine sich Jedem aufdrängende Nokhwendizkeit. Der Verkehr habe dort große Verhältnisse angenommen, die Pferdebahn gehe jetzt ganz nahe an dem Fußsteig vorüber, und Sonntag» sei die Passage zu weilen gefährlich. Man halte ja auch allgemein an dem SM» Principe fest, die Brücken ia der Breite der Straßen aazu- legen. Die von Herrn Herrmann befürwortete Ersparniß betrage jährlich 10 000 aus fünf Jahre, eine Summe, welche thatsachlich zu gering sei, um ihr gegenüber die Vor theile einer verbreiterten Brücke aufzugeben. Herrn Herr- mann konnten diese Ausführungen nicht genügen, er ersab auch auS den Aeußerungrn deS Vorredners, daß der Nath in dieser Frage selbst nicht einig gewesen sei. und er befür wortete daher, sich an die frühere RalhSvorlage zu chatte» und damit 50 000 uk zu sparen. Eine Brücke in der Breite von 17 Metern sei genügend. Dem gegenüber vertheidigte der Referent den Standpunkt ve» Ausschusses und sührte noch an. daß seine» Misten» ia Plagwitz eine größere Bahn- bosSanlage in Aussicht stehe, welche vielen Verkehr an sich ziehen werde, und die« ein Grund mehr mit sein müsse, die neue verbreiterte Brücke zu genehmigen. Da- Collegium beschloß auch demgemäß. -Leipzig, 2l.Juni. Die neueste Nummer der„Deut- schen Turnzeitung" enthält an ihrer Spitze folgende Kund gebung: An dte deutsche Tornrrschast. Zum zweiten Male in diesem Jahre steht da» deutsch» Volk und mit ihm die deutsche Turnerschaft tcauerud an der Bahre eine« geliebte» Oberhauptes de- Deutsche» Reiche-. Der herrliche Sohn unsere» ewig unvergeßlichen Kaiser» Wilhelm de» Siegreichen ist einem tückischen Feinde trotz heldenhaften Wider- stände» erlegen und nach kaum hunderttägiger Führung de- Reichs- regimente« seiaem edleu Later ta dir Gruft nachgefolgt. E«u echter Sprosse de« HohcazolleruhauseS. dem Preußen und da» »eue Dentsch« Reich Größe, Macht und Ruhm verdanken, ist auch Kaiser Friedrich unS ein Vorbild edlen EiuoeS, rittcrlichen MuibcS und uubeugsamer Pflichttreue geworden. Auch ihm, dem Miibegiünder de» Reiche-, obgleich ihm nicht vergönnt war. iu jahrelanger Herrschaft seinem Wolle» rin fegen», reiche» Vollbringen folgen za lasten, wird da» deutsche Volk und die deutsche Turaerschast Verehrung oud et» trene» Andenken bc- wahren. Karlsruhe, 16. Jnot 1888. Alfred Maal. Vorsitzender de» Ausschusses der deutschen Turnerschaft. * Leipzig, 2l. Juni. Der ärztliche Rechtsschutz- Verein sür Leipzig und Umgegend hielt, wie unö erst heute milgcthcilt wird, am 9. Juni seine 12. Generalver sammlung ab. Nachdem vr. Schumann, vr. Schildbach und Prof. vr. Wagner gestorben und vr. Daubler und Vr. ManaelSdorf weggezogen, verblieben am Schluß des Rechnungsjahres 1887/88 79 Mitglieder — also 5 mehr als im Vorjahre. Bon diesen hatten 52 dem SyndicuS des Berein» 511 Sachen im Betrag von 10 986 übergebe», davon waren in 302 Sachen 4044,75 ^ nach erfolgter Mahnung und in 168 Sachen 2704 nach Klaganstellung eingegangcn, also zusammen 470 Sachen mit 6748,75 etwa 6l'/r Proc. Ende Mai n. c. schwebten noch 99 Sachen im Betrag von 3056,50 außer welchem nach den bisherigen Erfahrungen gewiß noch circa 50 Proc. einaehen dürsten, sind ja aus die Geschäftöperiode 1886/87 nachträglich noch 1293,35 vereinnahmt worden, so daß in diesem Zeitraum die Gesammtcinnahme sich auf 77>/, Proc. der angemeldeteu Forderungen stellt. Ueberhaupt kann der Verein, welcher nunmehr über 10 Jahre besteht, mit seinen Resultaten nur zufrieden sein, da bis jetzt von den angemeldetcn Arzt honoraren 75—80 Proc. cingingen; gewiß ein günstiges Er- gebniß. wenn man bedenkt, daß eS sich meist um Fordcrnngcn handelt, welche vorher nur mit vielen Umständlichkeiten zur Geltung gebracht wurden, meist aber verloren waren. Von den Einnahmen, welche der Verein gehabt, wurde wie in früheren Jahren ein großer Theil zu Unterstützungen von Wittwen verstorbener Mitglieder bestimmt. — DaS wegen Ableben Sr. Majestät deS Kaiser» ver schobene I. Stiftungsfest deS Tapezierer-Gesangvereins wird nunmehr programmmäßig am Sonnabend, den 23. Juni, bei Bonorand abgehalten werden. — Wer da» hochinteressante Schauspiel der Seelvwen in unserem Zoologischen Garten noch nicht gesehen hat» dem können wir nur rathen, sich damit zu beeilen, da die gedachten Thiere nur noch bis nächsten Sonntag ge zeigt werden. * Leipzig. 21. Juni. Infolge bedeutender Regen- Niederschläge in den letzten Tagen sind die Flußbetten westlich und nordwestlich unserer Stadt mit größeren Wasscr- mcngen «mgesüllt, wie auch die an denselben gelegenen Wiesen bei Plagwitz - Linvcnau rc. vom Wasser vielfach bedeckt sind. Der letztere Umstand, obwohl er im Sommer sich öfterer zu wiederholen pflegt, kommt dieses Mal den betreffenden Wiesen- besitzern ganz besonder» ungelegen. Da» Hobe Gra» ist nämlich in den letzten Tagen gemäht und zweck» Heubereitung aus den Wiesen zu Hausen ausgestapelt worden. Das ein- gctretene Hochwasser hat nun da» von der Sonne fast schon getrocknete Heu vielfach weggeschwcmmt und somit den Betrefsenden nicht unerheblichen Schaden zugesügt. Gestern waren zahlreiche Personen beschäftigt, da» Heu dem Wasser zu entreißen und an gesicherten Orten zu bergen, WaS freilich uur unvollständig gelingen wollte. — DaS Gebäude der alten Thoroalschole, dessen Beseitigung nach Fertigstellung der Renovation der Thomas- kirche wohl alS beschlossene Sache betrachtet werden darf, kann mit seiner Vernichtung zugleich eia Jubiläum be gehen. ES wurde 1732 begonnen und 1738 auSgebaut» und hat sich bis zur neuesten Zeit wenig verändert. Da« vorher hier gestandene Schulgebäude gehörte dem Jahr« 1553 an; doch hatte sich hier schon während der ganzen Klosterzeit, also seit dem 13. Jahrhundert, eine von den Augustincr- möncken unterhaltene Schule befunden, au» welcher auch daS Alumoeum hervorgegangen zu fein scheint. — Wie bekannt, wird nächsten» da» Herrn Hoflieferant Linke gehörige Hau» am Nanstädter Steiuwege abgebrochen und durch einen Neubau ersetzt. Hierbei möchten wir nicht unerwähnt lasten, daß dieses Hau» einen geschichtlichen Anhauch hat, indem iu demselben der am 24. Oktober 1813 von den Fischermeistcrn Christian Ludwig Friedrich Johann Adam Volk, Johann Christian Meißner. Johanu Benjamin Meißner und dem Gesellen Johann Carl Reichert aufgefunveiie Leichnam de» in vor Elster ertrunkenen Fürsten PoniatowSky in der Wohnung de» Fischermeisters Meißner darin so lange niedergelegt wurde, bi» der preußische Gouverneur von Harden berg die Uebcrsührung in ein Gewölbe am Naschmarkte unlcr dem Rathhause — jetzt hat Bergmann und Barth dastelbe inne — anordnete, lieber diese Verwahrung der fürstlichen Leiche ia der Fischerstube, welche nur wenige Stunden währte, erzählte man sich vor Jahren wunderliche Dinge. I Leipzig, 21. Juni. Gestern Bormittag kam in der Hospitalstraße wieder einmal der Fall vor, daß ein kleine» 8jährige» Mädchen beim Ueberschreiten der Straße direct in ein daherkommendes einspänniges Kutschgeschirr hineialief und überfahren wurde. Obwohl da» Geschirr voll ständig über da» Kind hinwegqegangen war, hatte e» nach Ausspruch «ine» herzugeholten Arzte» doch keine erheblichen Verletzungen, namentlich keinen Gliederbruch, erlitten, da nur die Wcichtheile de» Körper» von den Rädern betroffen worden waren. — In dem Garten einer Restauration der HoSpi tat st ratze begingen gestern Nachmittag zwei daselbst bedienstete Kellner die gejäbriiche Unvorsichtigkeit, den Hund ihre« Dienst herr» aus zwei Mädchen von 10 und 11 Jahren, Geschwister, al» diese den Garten eben betreten hatten, zu Hetzen. Dabei wurde da» jüngere Mädchen von dem Hunde in den rechten Oberschenkel gebissen, zum Glück ober nnr leicht verletzt, wahrend die ältere Schwester unbeschädigt vavonkam. Die Namen der beiden Kellner wurden durch einen Schutzmann zum Zwecke der Anzeige notirt. — In der Nordstraße gingen gestern Mittag zwei Wagenpferde, die einige Zeit ohne Aussicht gelaffen worden waren, plötzlich durch, rannte» einen GaScandelaber über den Hausen und wurden endlich, ohne weileren Schaden anoerichtet zu haben, in der Nähe der Hum boldtstraße wieder ousgehalten. — Im Laus« de« gestrige» Abend«
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