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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 27.06.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-06-27
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188806274
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18880627
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18880627
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1888
- Monat1888-06
- Tag1888-06-27
- Monat1888-06
- Jahr1888
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 27.06.1888
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SS40 hat durch ihre ganze ebenso ruhmvoll« wie rlustußrelche vergangen- heit hindurch bewiese», daß sie ebenso denkt —. die oberste Ausgabe auch der Abgeordnete» sei, dem Vaterland« zu diene». Und wen» Herr v. Bennigsen und Herr Miguel der Meinung sein sollten, daß sie und die Partei, der sie augehören und die sie sühre», dem Vaterlande und der Sache der Ordnung und Freiheit ersprießlichere Dienste leiste» können, wenn sie außerhalb des Ministeriums stehen, so werde» sie durch nichts zu bewegen sein, in das Ministerium eia- zutreteu. Wäre dem anders, so wäre vielleicht der eine oder andere von ihnen längst schon Minister geworden. Sollte einmal der Rus an sie zu einer Zeit ergehen, wo sie erkannten, als Mitglieder des Staatsministeriums besser sür das Vaterland und das Gemeinwohl arbeiten zu können, als außerhalb desselben, so werde» sie diesem Ruse solgen. Wir haben im klebrigen den Eindruck, alS hätte die politische Dreieinigkeit» die durch „Kreuzzcitung", „Germania" und „Freisinnige Zeiiung" vertreten wird, vor den porleseuillelosea Herren Bennigsen und Miguel mehr Angst und Sorge, alS wir vor einem ganzen Ministerium Hammerstem - Wiudthorst. Richter empfinden würden. Daß die Nationalliberalen im Parlament dasür sorgen werden, daß die kirchliche und die politische Reaction in unserm Lande nicht mehr auskommt, weiß man aus allen Seiten, und darum haßt man sie sowohl dort, wo man diese Reaction wünscht, wie dort, wo man sich eiogestehen muß, daß man zu ohnmächtig und zu sehr bloßgestellt ist, um selber sie verhindern zu können. * Ucber den Vorfall in der Bahnhossrcstauration zu Frei bürg i. B. enthält die „Frankfurter Zeitung" von Herrn Muth, akademischem Disciplinarbeamten, nachfolgende Darstellung: „Der Vorfall ist nicht durch daö Bestreben, den angeblichen Franzose», der übrigens in Mülhausen wohnt und einen italienischen Namen trägt, mit seiner Dame von dem Tisch zu entfernen, sondern dadurch hervorgerusen worden, daß einzelne von den zum Thcil etwas stark an geheiterten Studenten an den fremden Herrn daS Verlangen stellten, seinen Hut hcrunterzunehmen. Aus seine Weigerung, trotz der Bitten seiner Frau, dies zu thun, wurde dem Herrn dann allerdings der Hut mehrmals vom Kopf herunter genommen, aber nicht hcruntergeschlagen. Nichtig ist auch, daß der Herr ausgesordcrt worden ist, deutsch zu sprechen. Davon hat aber die Untersuchung nichts ergeben, daß der Herr alö Franzose schlecht behandelt werden sollte. — Daß die Studenten streng bestraft worden sind, ist bereits bekannt. — In Bezug aus die falsche Darstellung deS Bcl- sorter Vorfalls durch den Freiburger Correspondentcn deS Frankfurter Blattes, die schon von dem Herrn Reichskanzler berichtigt worden ist, erhält dieses jetzt folgende Meldung auS Freiburg: „Die Herren Heiser und Maizier (zwei von den damals gcmißhandelten Studenten) haben unfern Korrespon denten ausfindig gemacht und ibm eine Berichtigung ab- genvchigt, die heute (am 23. d. M.) bei unS eingelauscn ist. Durch ein Telegramm unseres Correspondenten waren wir bereits vorher unterrichtet, daß diese Berichtigung erzwungen wurde und daß die Staatsanwaltschaft in Freiburg selbst, der die Sacke vorgctragen wurde, von dem Abdruck derselben abgcrathen hat." Die „Frankfurter Zeitung" druckt denn auch die Berichtigung nicht ab. Neues wird diese ja kaum enthalten; indeß ist eS bemcrkcnSwerth, wie daS Frankfurter Blatt AuSflückte sucht, um nicht cingcstehen zu müssen, daß cS in seiner Franzoscnfrcundlichkcit sich diesmal durch klein städtischen Klatsch aus das Eis hat locken lassen. * Der Ingenieur Dittorio Brocca bat die Studien sür ein gewaltiges Project vollendet. ES handelt sich um nichts weniger als die Verbindung des Tyrrhenischen mit dem Adriatiscken Meere durch einen Meercanal, der jede Flotte in die Lage setzt, von einer Küste zur andern Küste Italiens überzusetzen, ohne den langen Weg um Eap Leuca herum zu machen. Dieser Eanal würde seinen Ausgangs punkt nehmen von der Nähe von Castro aus der tyrrhenischen MeereSseite und bei Fano ins Adriatische Meer münde», er hätte die Länge von 282 Kilometern, die mittlere Breite von 100 Metern und die Tiefe von 12 Metern, so daß er auch den größten Panzerschiffen Italiens, wie dem „Duilio" und der „Jtalia", zugänglich wäre. In seinem Durchlaufe soll der Canal benutzt werken zur Trockenlegung des Sees von Bolscna und deS Trasimenischen SeeS, so daß diese beiden Gegenden gleichzeitig bonisicirt und planmäßig bewässert würden. Der Kostenanschlag sür den gewaltigen Plan be zissert sich aus 500 Millionen; 5 Jabre hindurch würden 20 000 Arbeiter dabei beschäftigt sein, Italien würde einen an Häsen reichen Canal mit gemauerten Usern und schweben den Brücken gewinnen. Dabei kommt nicht nur ein dem Handel, sondern auch der Küstenvertheidigung forderliches Werk in Betracht. * Die Nacbn.'ehcn der spanischen Ministcrkrisis haben, so wird aus Madrid gemeldet, etwas den gewaltigen Ein druck vermindert, den der Tod des deutschen Kaisers aus die Gemüthcr auöübte. Kaiser Wilhelm II. wird in deutsch freundlichen Blättern und Kreisen mit warmer Thcilnahme begrüßt, sowie namentlich durch die „Epoca", die „Ocur rencias" und „Estandarte". Ter sranzvsirende „Impareial" bemüht sich in einem verständigen Leitartikel, die kriegerischen Prophezeiungen zu zerstreuen. Indessen ist cS erklärlich, daß die Spanier über diesen Ereignissen im Auölande nicht die wichtige Entwicklung ans dem Auge verlieren, die sich im Parteilichen ihres Landes vollzieht. Martinez Campos hat schon fast init dem Cabinet gebrochen und dieses gewinnt rmmer entschiedener die Unterstützung des im Heere sehr einflußreichen Generals Lopez Dominguez. dessen Anschluß an die Partei Sagasta'ö diesem das Heer und die liberale öffentliche Meinung gewinnen würde. Ter ehemalige Führer der Linken und der später» Resormistenpartei erklärte kürzlich, daß er die Regierung in allen liberalen Reformen unter stützen werde, und Morct antwortete ibm, er möge dieselbe nicht bloS unterstützen, sondern möge sich derselben mitwirkend anschließen. Diese Liebeserklärungen sind so vielversprechend, daß der Herbst schon den General als Kricgsminister be grüßen dürste, wenn der würdige O'Ryan, der übrigens «uSgezeicknet spricht und der Kammer Achtung einzuslößcn verstanden hat, mit Ehren sein Vcrmittlcramt nicdcrlcgcn darf, daS er nur von patriotischen Beweggründen geleitet Übernahm. ' * In Bezug auf den Versuch eines deutschen Hauses, sich die Guano-Ausbeute aus den mehrfach erwähnten Alca- tras-Jnscln zu sichern, wird der „Post" geschrieben: Im October v. I. wurde seitens eines Hamburger Unternehmers eine Expedition ausgerüstet, um die Ausbeutung der aus den Alcatras-Inseln (kleinen, erst kürzlich entdeckten Felsenriffen vor der Küste von Französisch-Scnegambicn) befindlichen Guanolagcr in Angriff zu nehmen. Noch che die Expedition an Ort rmd Stelle anlangte, hatte indeß die französische Colonial Regierung von dein Vorhaben Wind bekomme» und sich beeilt, von den Inseln sür die französische Republik Besitz 'zu ergreifen. ES wurde eine Fahne ausgepslanzt und die Bewachung derselben 4 Schwarzen von Rio Nuncz, der nächst gelegenen Colonie, onvertraut. Zugleich sollte die Ausbeu iung der Guanolagcr durch eine französische Compagnie be gönnen werden. So kam eS. daß, alö die deutsche Expedition bei den Inseln anlangte, sie am Laden von Guano verhindert wurde und unverrichteter Sache wieder abziehen mußte. Sowohl die französischen Behörden als die französischen Unter nchmcr müssen sich aber seitdem merkwürdig wenig um die Inseln bekümmert habe», denn, wie auch in der „Post" auS sührlich erzählt worden ist, sind die dort zurückgclasscnen Schwarzen bei Gelegenheit eines Besuches, den ein sranzö sischer Aviso vor einigen Wochen den Inseln machte, am Fuß deS Flaggenmastes als Leichen vorgefunden worden. Man hatte sie zuletzt im Januar mit Master und Lebensmitteln versehen und sic nachher einfach vergessen. Für den deutschen Unternehmer ist eS sehr zu bedauern, daß es ihm nicht ge lungen ist, sich die Priorität des Besitzes zu sichern, und daß ihm so ein Gewinn entgangen ist, der die aus die Expedition verwendeten Kosten vielleicht reichlich gelohnt haben wurde Marine. ' Wilhelmshaven, 25. Juni. Se. köuigl. Hoheit Kronprinz Constantin von Griechenland, Herzog von Sparta, hat sein Reiseprogramm. nach welchem die Abreise nach Heidelberg bereits am 24. Abends erfolge» sollte, geändert und seinen Besuch deS KriegSbasens noch um einen Tag verlängert. Gestern feierte Se. köuigl. Hoheit Prinz Georg von Griechenland, Cadet au Bord der oänischeu Corvette .Dagmar", seinen Geburtstag an Bord deS Panzer schiffes .König Wilhelm" im Kreise höher deutscher Össiciere und den dänischen Osficieren der „Dagmar". Die Festtafel war aus dem breiten Oberdeck unter schattenspendendem Sonnensegel arrangirt. Am Nachmittage folgten Kronprinz Constantin und Prinz Georg von Griechenland, sowie Prinz Pheen von Siam und die Össiciere der .Dagmar" einer Ein ladung zum Diner bei Sr. Excellenz dem Bice-Admiral Gras von Mont» im StationSchesgebäude. Die bohen Gäste ver weilten bis zur späten Abendstunde im Kreise ihres liebens würdigen Gastgeber«. Heute Morgen um 9 tlhr machten Ihre königl. Hoheiten Kronprinz Constantin und Prinz Georg in Begleitung de« StationSchesS Graf v. Monts mit dem Panzerschiff „König Wilhelm" eine Fahrt in See. von welcher letzteres Nachmittags zurückkehrte. Kronprinz Constantin chifsle sich kurz daraus auS und hat sich mit dem Abcndzuge nach Heidelberg begeben. Die dänische Corvette „Dagmar" hat heute Nachmittag nach btägigem Aufenthalt auf der diesigen Rhede den Kriegshasen wieder verlassen und ist zur Fortsetzung ihrer Reise in See gegangen. Die fürstlichen Gäste haben während ihre» kurzen Aufenthalts im hiesige» KricgShasen soviel neue und freundliche Eindrücke empfange», daß sie gewiß um eine angenehme Erinnerung reicher geworden ind und gern an diese Tage zurückdenken werden. Tie Aus nahme der dänischen Össiciere und Mannschaften und der Verkehr mit den deutschen Kameraden mar ein so herzlicher und ungekünstelter, daß Alle, welche ihren Fuß in da» gastliche Wilhelmshaven gesetzt haben, voll des LobeS sind. ES bars wohl erwartet werden, daß die Rhede von Wilhelms haven oder Kiel alljährlich ein Kriegsschiff unserer Nachbarn im Norden als Gast sehen wird und daß die kameradschaft lichen Beziehungen, welche zwischen den dänischen und deutschen Osficieren in diesen Tagen angekuüpst sind, die besten Früchte tragen werden. Lunst - Gewerbe - Museum. «Leipzig, 26. Juni. Ai» letzten Sonnabend fand die ordent liche Generalversammlung des Knnst-Gciverbe-MuseumS statt, in welcher folgender Jahresbericht, sowie die Rechnungslegung erstattet wurden. Nachdem in der vorletzte» Generalversammlung die auSscheidenden Mitglieder des Verwaliungsraihes w edc>gewäl,Ii worden waren, bat der letztere aus seiner Mitte auch den gejchänssührenden Ausschuß wieder in der bisherigen Weise zusammengesetzt. Aus dem Ver- wallungsralhe ist jedoch Herr Baedeker »achmalS auSgeschiedeu; eine ErgäuzungSwabl hat noch nicht statigesundcn. Die Zahl der Mitglieder hat im Lause des JahreS eine stärkere Vermehrung erfahren als in irgend einem Jahre seit Eröffnung des Museums; es sind 33 neue Mitglieder eingetrcten, während 8 aus geschieden sind, davon 2 durch den Tod. An, Schlüsse des Jahres 1887 betrug die Mitgliederzahl 217, davon 11 aus Lebenszeit (nach 8. 4 des Statuts). Die Jahresbeiträge der übrigen Mitglieder haben ich von 3249 aus 3601 X, also »m 355 erhöht. Von dem königl. Ministerium des Innern ist dem Kunstgewerbe, muleum zufolge des unter dem 28. November v. I. eingereichien Gesuches, daß die Staatsbeihilse, wenn möglich unter Erhöhung des eilherigen Betrages, sür die Finanzperiode 1888 bis 1889 sort- gewäbrt werden möge, und des damit verbundenen aussührlichen Berichtes über den Stand und die weitere» Ausgaben des Kunst gewerbemuseums »och eine weitere Staatsbeihilse sür die Finanz- Periode 1886/87 im Betrage von 2000 X bewilligt worden. Ferner hat der Rath der Stadt mit Zustimmung der Herren Stadt verordneteu den jährlichen Beitrag aus städtischen Mitteln von 1888 ob von 3000 ^l aus 6000 erhöht. Dagegen ist durch die Aus lösung der Kramerinnung der von dieser seither gewährte jährliche Beitrag von 300 wenigstens vor der Hand in Wegsall gekommen Mit herzlichem Daiike wird sodann des BermüchtnisjeS von 3000 ./» gedacht, welches der Anstalt aus dem Naclilaß des am 28. Januar d. I. verstorbenen Herr» Hofrath Or. Pctschke zu- geflossen ist. Dasselbe kommt jedoch, ebenso wie die Erhöbunq des Beitrages der Stadt, erst dem nächsten Rechnungsabschluß zu Gute. Im Jahre 1887 war das Museum, abgesehen von der Schuld an die Allgemeine Deutsche Crcditanstalt von »OOo./l und der Schuld an die Sladtbibliolbek von 3000 -si, aus Anlaß der Uebcrlasjung der seiner Zeit vielbesprochenen Gliederpuppe an Herr» Eugen Felix, mit einem Vorschuß des Schatzmeisters an 158818 em- gelreten. Dieser letztere bat sich aus 51.65 „st vermindert, dagegen hat dos Kuiistgewerbemuseuni sich gcnöthigt gesehen, bei der All gemeinen Deutschen Creditanstalt, nachdem 3000 ./L zurückgczahlt worden waren, anderweit 4000 darlehnsweise auszunclimen. so daß deren Forderung sich aus 7000 .äl crbübt hat. Ter im October 1873 zur Begründung des Museums gesammelte Garantie- sonds an 12 750 war bis Ende 1887 durch Schenkung, Rück zahlung und Anrechnung aus Jahresbeiträge bis aus 50 getilgt. Im Ganzen war die finanzielle Lage eine derartige, daß min sich mit Len Ankäufen für die Samnilunqc» ans das Aeußerste be schränken mußte; es sind daraus dieses Mal nur 1938,74 ver wandt worden. Gemäß der vom Schatzmeister Herrn Stadlrath Hugo Schars bewerkstelligten Ucbersichl balancire» die Einnahmen und Ausgaben mit 18 564 Besucher sind 6452 gezählt worden, gegen 6087 im Vorjahre. Die Unzulänglichkeit, ugnientlich die äußerst »laiigelhasic Beleuchtung der Räume, in denen die Sammlungen untergebracht sind, wird jedoch immer fühlbarer; um so freudiger begrüßt der Verein die Aussicht aus den baldigen Beginn des Neubaues — des von der Stadt geplanten Grassi-Mujcums. Erst nach Vollendung dieieS Baues wird es möglich werde», die Anstalt »ach alle» Seile» hin nutzbar und insbesondere auch die Bibliothek zugänglich zu machen, was jetzt wegen deS beschränkten Raumes säst ganz aus geschlossen ist. Zur Einholung von Rath und Auskünften ist das Bureau, auch von Gewerbtreibeiiden, in erfreulichem Maße benutzt worden. An die Stelle des Herrn Architekt Weidenbach, welcher hierbei in Gemeinschaft mit Herrn Professor zur Straßen tbälig war. ist seit 1. März 1887, da jener durch die Ausdehnung seiner sonstige» Tbütigkcit sich genöthiqt sah. dieselbe auszugeben. der aus dem städtischen Bauamte ongcstcllte Architekt Herr Max Bischof getreten, wovon der geschästslübrende Ausschuß unter dem Danke »nd der Anerkennung sur das ersprießliche Wirken deS Herrn Weidenbach Mittheilnng macht. Die „Beretusmittheilungen". welche den Mitgliedern in Verbindung mit dcm Kunstgewerbeblatte zugeslellt wurden und die eine Ausgabe von 876.65 erforderten, haben die Vereinszwccke i» sehr wirksamer Weise gefördert. Die UnterrichiScurjc sür Damen im kunstgewerb- lichen Zeichnen sind durchschnittlich von 20 Schülerinnen besucht worden. Der bisherig- Leiter dieser Curie, Herr Pros. Schcssers. mußte sich in den letzten Monaten des Berichtsjahres wegen eines schweren Leidens, welches am 2. Februar d. I. den Tod dieses ver dienten Lehrer» hcrbeigeiühri Hai, durch einen seiner Schüler, Herrn Weißhahn» vertrete» lassen; dem letzteren ist bis aus Weiteres die Forlsührung des Unterrichts übertragen worden. Im Sommer des Berichtsjahres halte Herr Hauvtniann a. D. von Ubisch, welcher sicv zum Zwecke kunstgewerblicher Studien hier aushält, sich zur unentgeltlichen Kaialogisirinig der Ornamentstich- So mm ln ng erboten, und es war dieses Anerbieic», welches die längst ersehnte Möglichkeit gewährt, die kostbare Smimlung nutzbar zu machen, dankbar angenommen worden. Nachdem in, letzten October unter Mitwirkung des Herrn Geh. Hoirathcs Professor Or. Springer der Plan sür die Arbeit in eingehender Berathung sestgestellt worden war, ist diese selbst von Herrn von Ubisch mit unermüdlichem Flcißc gefördert worden, so daß sie nunmehr in. Wesentlichen vollendet vor- liegt. Es sind hierbei zugleich willkommene Fingerzeige dasür ge- boten worden, in welchen Richtungen die Samniliing »och zu er gänzen sein wird. Aus Wunsch des Verfassers w»d der Katalog zunächst noch einer sachverständigen Beiirthriluiig unterworien werden, und wenn diele günstig ausiälli, soll demnächst der Druck beginnen. B s Ende 1887 waren süe Kiichbinderlöhne (Ausbringen der Blätter u. s. w ), sür Lartons, Pap.kästen u. s. w 960.48 ^l ausgegebe» worden und angesähr ein gleicher Betrag sollt aus das Jahr 1888. Schließlich ist noch zu erwähnen, daß am Veranlassung des königl. Ministerium» de« Innern vom Verein in Gemeinichast mit dem Kuuft-ewerboenia »« Lreöde» do< Lomilö sür da« Königreich Sachsen zur lkhellnahme an öer dlesMrkgen Münch««»« Hewerbe-Ausstellung gebildet worden ist. Der geschästssührende Ausschuß wird gebildet aus den Herren Or. zur. Gensel, Vorsitzendem. Hugo Scharf, stellvertretende» Vorsitzenden und Schatzmeister, E. A. Seemann. Schriftführer, Heinrich Flinsch, Arwed Roßbach. — Die ausjcheidenden Mitglieder des Verwaliungsraihes wurden sämmtlich wieüergewähli. Mit der Plüsung wurden die Herren Alfred Becker und Gustav Meyer betraut. _ Sechster Jahresbericht des Deutschen Samariter-Vereins zu Liet. * Soeben ist der 6. Jahresbericht des Kieler Ceittral-BorstaudeS deS deutschen Samariter.Vereins (1887/88) erschienen und verdiem jedenfalls eine kurze Besprechung. Der 50 Truckseiien umfassende Bericht beginnt mit folgenden be- herOgenswerthen Worten: „Tie stetig sortschreilende Weiterem- Wickelung deS Samariler-WesenS hat sich auch in dem verflossenen Jahr wieder in der entschiedensten Weise der unbesangenen Beob achtung ausgedrängt. Möglich, daß die vielfach drohenden KriegS- gcjahren die Gedanken mehr nach diesem wichtigen Felde mensch licher Fürsorge gelenkt haben; aber auch abgesehen hiervon, ist es augenscheinlich, daß das Vkiständniß sür die Bedeutung der Samo- riteetbäiigkeit als ein nicht uur sür den Kricgssall und nicht lediglich von einem Sanitätspersonal, sondern von allen Menschen anszuübeiides Liebeswerk sich weiter und weiter Bah» bricht, und die Zweifel und Be denken, welche sich gegen die Aussübrbarkeit geltend gemacht haben, nunmehr völlig geschwunden sind. — Die unbeirrte weitere Verfolgung de» dem deutschen Samariter-Verein zu Grunde liegenden Gedankens und die Offenkundigkeit der Wohlthate», welche sich aus dieser Thäligkeit ergeben, haben dem Verein daS wohlwollende Interesse nicht nur der Bevölkerung, sondern auch der bebördlichen Kreise und deren obersten Leiter, welche gewohnt und berufen sind, alle Dinge vom Standpunkt des praktischen WertbeS z» prüfen, in so hohem Maaß gewonnen, Laß der Borstand berechtigt ist, darin eine er neute »nd entscheidende Gewähr sür den Bestand lind die erfolg reiche Weilerenlwickluiig seiner Thäligkeit zu erblicken. AlS bejon- der- ersrrulich dar» noch hervvrgehoben werben, daß die Gemein samkeit de» Grundgedanke,>s, welche den Deutschen Samariter-Verein in enge Beziehung zu den Gesellschaften vom Rothen Kreuz setzt, von Seiten der Letzteren mehr und mehr gewüroigt wird, indem sie bestrebt sind, einen Theil ihrer Kräsie gleichfalls in dem Sinne auszubilden, daß sie bereits im Frieden zur Ausübung praktischer Hillsleistung i» Unglückssällen befähigt und berufen sind. — Der Beistand deS Deutschen Samariter-Vereins dars danach mit dem Eigebniß seiner letzijährigen Tbäligkeit vollauf zufrieden sein und mit gegründeter Hoffnung aus die Zukunft in die weitere Fort setzung derselben cinlieteii." D e Hauvtleistnng deS Kieler Vereins im Jahre 1887 war, wie wir ans dem Berichte weiter entnehmen, die Veitkeilung von ge druckten Anweisungen zur Wiederbelebung scheinbar Er trunkener. Diele Anweisungen aus lackirtcn Blech werden wohl schon Manchem unserer Leser in unserer Stadt und aus Ausflügen ausgefallen sein. Sie sind mit der Bestimmung vertheilt worden, a» Wafferläusen, Vadrplütze» u. dergl. an einer beliebigen Stelle, an Bäumen, Mauer» rc. angebracht zu werden. Die meisten dciitsche» Ministerien, viele Staats- und Gemeinde behörden. Privatinslilule und Personen haben solche Tafeln erhalten bez. kommen lassen. Die stattliche Zahl derselben ersehe man aus dem Berichte selbst. Hier sci nur bemerkt, daß an 10950 Orten Deutschlands solche Rcltungsanweisunqen angehestct worden sind. In Sachsen haben das königl. Siaatsministerium 512, Privat» institute und Perionen 606 Er>mplare erhallen und anschlagen lassen. Dabei ist der Bedarf noch lange nicht gedeckt und hat sich der Vorstand demgemäß hieraus eingerichtet. Bezüglich des Samariier-llnterrichts weist der Bericht wieder bedeutende Leistungen aus. In erster Linie hat die deutsche Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger in den Küsten- slaiionen den Unterricht sorttühren lassen und gicbt hierüber der abgedruckte Reisebericht des Oberstabsarztes I)r. Kley i» Lüneburg interessante nähere Ausschlüsse. Bcmerkenswerih ist folgende Stelle darin. „Geradezu erstaunt war ich in manchen Fällen über das richtige Verständlich und das auffallende Geschick bei Anstellung der praktische» Uebungen." DaS ist uur eine neue Bestätigung der alten, bei allem Sanioritcr-Unteir cht gemachten Erfahrung! Schlichten Leuten mit gesunden Mciischciwcrsland steht oft das Verständlich für die Samariter-Sache näher, namcnllich wenn im Unterricht das bei den Aerzten so beliebte geleinte Kauderwelsch unlrrbleibt, als manchen, „Gelehrten", der durch die geistige Ueberbürdung syste niatöch dumni geworden ist. Weiter ersahren wir aus dem Bericht, daß der Kieler Verein an 59 Uiiterrichtsorten 196 Feuerwehren durch 47 daselbst wohn- haste und mehrere vom Centralvoi stand abgesandte Aerzte hat unter richten und mit dem nüttiigen Lehrmaterial versehen lassen. ES wurden in Kiel Lehrcurje sür Studirende, sür die Arbeiter der kaiserlichen Werst, tue Sludirenve der Theologie und freiwillige Krankenpfleger abgekalten. Es schließe» sich alsdann einzelne Be richte über die Thäligkeit der als Samariter ausgcbildctca Gcns- dannen, Eisenbahn- und Posibeamten an. Ucber die sonstigen Vorgänge und Bestrebungen im Samariter wese» solgen nun, alphabetisch geordnet, kurze Berichte aus 58 Orten im deutschen Reich, dann aus Dänemark, Italien, der Schweiz, Rußland, den Bereinigten Staaten von Nordamerika und aus Süd amerika. Des hiesigen Vereins wird als eines bedeutsamen gedacht, doch dursen wir das Nähere als »»seren Lesern aus den von uns gebrachten aussührlichen Berichten bereits hinläuglich bekannt vor aussetzen. Nur Berlin finde hier noch Erwähnung. Der Samariter- Verein der Neichshaupliiadt zählt gegenwärtig 464 Mitglieder. 17 Untcrrichiscnrle wurden abgehalten, darunter ein solcher sür Ihre kaiserl. Hoheit die Kronprinzessin (jetzige Kaiserin» Wittwc) und Ihre königl. Hoheit die Prinzessin Victoria (jetzige Kaiserin) mit deren Hofstaat. 1110 Damen »nd 1019 Herren betdeiligten sich am Unterricht. Der Branddirector Stube berichtet über den Samaritcr- Unterricht bei der Berliner Feuerwehr, daß im Februar und März in 2 Ledrcurscn weitere 57 Feuerwehrleute ausgebildet worden ist, „da sich ein Bcdürsniß »ach Vermehrung der dieses Dienstzweiges kundigen Mannschaften geltend gemacht hat". Von den 5 Coinoagnie» werden je ein kleiner Verbandkasten beim Ausrückca milgesühet. Eine Nachmessung der vorgckoilimenen Unglückssälle um saßt 32 Personen. Bezüglich der königlichen Polizei in Berlin wird berichtet, daß der Oberst Heignet die Bestimmung getroffen hat, daß jeder zeit aus jeder Polizriwache wenigstens als ei» Samariter ausgcbildetcr Beamter anwesend ist. Es sind bis jetzt rund 500 Beamte auS> gebildet und in 23 Revieren transportable Verbandkästen vorhanden Seit 1886 sind vom Polizeipräsidenten Erbebungen über die von den Schutzleuten geleisteten Saniariterdenste ungeordnet. Im vor liegenden Bericht werden 30 verschiedene Fälle ausgesührt, bei 6 Sklbstinordvcrjuchen (5 Wiederbelebungsversuche mit Erfolg), 10 Körperverletzungen, 6 Kramp'ansällen, 2 Beinbrüchen, 5 Ohn machtsaniällen und ein Fall von Erstarrung durch Kälte. Beiläufig gesagt, ersieht man aus dem Berliner Bericht, wie weit mir i» Leipzig wieder einmal «u gemeinnützigen Dingen schon seit Jahren Berlin überholt haben. Als Nachtrag ist dem Bericht noch die im Mai d. I. erfolgte Berdaiidlung ini preußische» Abgeordnetenhaus beigelügt, die wir bereits aiissührlich mitgeiheill haben („Tageblatt" vom 10. d. M.). Wenn wir linier Referat über die außergewöhnlichen Leistungen des Deutschen Samaritervercins hiermit schließen, wollen wir nicht vergessen, das auch der Leipziger Samaciterverein seinen redlichen Anlheil an diesen Erfolgen hat. Königliches Landgericht. V. Strafkammer. l. Aus seltsame Weise machle» der Handarbeiter Wilhelm Heinrich Voigt und der Kalkdcenuer Emil Robert Tromme in Geithaiii am NeuiahrSobend d. I. ihrer Freude Lust. Die Beide» waren aus einem Kindtaufsscymaus gewesen und mochten wohl des Guten eia wenig zu viel gethan baden; denn alS sie au» dem Gasthoi kamen, schimpften sie ohne Weiteres aus den ihnen begegnenden Maurer W. los, der seinerseits die Schimpsrcden auch nicht unerwidert ließ. Vorläufig blieb es bei Drohungen, denn W. lies davon, als sich die Beide» über ihn Herinachen wollten. Letztere ließe» von der Bersolgung ab und W. kehrte zurück, um seine» im Gasthose hängenden Hut zu holen. Kaum war er jedoch wieder hinaus, so verließen auch die Angeklagte» das Local und ver- tolgten W. Ans der Chaussee Holle» sie denselben auch ein und überfielen ihn nun in iolcher Weise, daß W. gar keinen Widerstand zu leisten vermochte. Die beiden Kumpane warfen Len Maun zu Boden, traten ihn »ui den Füßen und schlugen ihn mit den Fäusten derartig inS Gesicht, daß er, auS Mund und Nase deftig blutend, dalb olinmächiiq liegen blieb. Dies ist der Vorgang, wie ihn W. schilderte, und erhärtete derselbe seine Aussage eidlich. Die Angeklagten ihrerseils bestritlen, W. überhaupt Miß Handel» zu haben, sie wollen von demselben zuerst angegriffen wor. de» sei« «nd sich «or gewehrt habe». Die Auösage» der übrige» Zeugen llesetten jedoch de» Vetves» de» SegeotheN» und erka. » daS Amtsgericht Geithaia am 28 März er. de» Angeklagten weg n Körperverletzung je 14 Tage Gesängaiß und 50 ÜL Gelt- st rase zu. Gegen dieses Eckeantniß hatten nun beide Ar- geklagte Bcrusuug eingelegt. Ja der diesbezüglichen Verhandln»,, jührlen sie dir bereits oben erwähnte» Ausrede« wieder zu ihrer Veriheidigung an und bäte« um Freisprechoog. Diesem Anträge konnte das königliche Landgericht «un allerdings nicht ftattgcbe», denn die Beweisaufnahme lieserte auch nicht den geriagsten Pnnci, welcher zur Freisprechung hätte sühren können. Im Gegeniheil qualificirte sich die Handlungsweise der Angeklagten als eine überaus rohe, der gegenüber auch die ausgeworseue Strafe alt durchaus angemessen erschien. Demzufolge wurde da« Rechlömittel der- worsen und den Angeklagten die Kosten auserlegt. Vermischtes. -s- Halle a. S.» 25. Juni. Im Hotel zum „Kron prinzen" Hierselbst tagte gestern Nachmittag da» Wahl- comitü der Nation alliberalen Partei in derProvinz Sachsen, um eine Berathung über die bevorstehenden Lank- tagSwahlcn zu pflegen. Die LanvtagSabgeordneten Herren on Benda, Dürre, Duvigneau und Friedberg wohnten der Sitzung bei. Nachdem unser LandtagSabgeord- nctcr Herr Professor vr. Friedberg die Anwesenden aus daS herzlichste begrüßt, übernahm Herr Stadtrath Duvigneau- Magvcl'urg den Borsitz und machte die Mitglieder mit den, Zwecke der Versammlung bekannt. DaS Wahlcomitö besteh! auS hundert Parteigenosten, in den verschiedensten Orten der Provinz wohnend. Ein Zehner-AuSschuß steht dem wieder vor und teilet die Geschäfte; derselbe besteht u. A. auS den Herren Duvigneau-Magdeburg. Amtsrichter Pieschel- Ersurt, Bangnier Bethcke-Halle, vr. Spiering- Halbcrstadt, Dürre, Voigtcl» Listemann-Magdeburg. Nachdem die Wahlkreise eingetheilt und die in denselben zu entwickelnde Tbäligkeit deS Näheren besprochen, wurde der Zehner-AuSschuß ermächtigt, je nach Bebürsniß kurz vor den LandtagSwahlcn eine allgemeine Versammlung von Parlci- genostcn entweder nach Magdeburg oder nach Halle ein- zuberusen. Die Candidalenjrage wurde wohl gestreift, doch weiter nicht Stellung dazu genommen. - In dem letzten Jahresberichte der Geographischen Gesellschaft in München ist eine vorircsfliche Abhandlung des StadtichulraM Or. Nohmeder über das Deutschthnm in dcrZips in Ungarn veröffentlicht. Der Versasser hat die Zips selbst bereist und kein» aus eigener Anschauung Land und Leule; darum ist auch das Bild, das er von denselben entwirft, ein überaus anziehendes und lebendiges. Vcsondeis interessant ist in der Abhandlung die Schilderung der leqenwärtigcn Lage des Dcutichlbums in jener Sprachinsel im Sübosien der hohen Tatra. Die Zips batte bei der letzien Volks zählung 174000 Einwohner. Davon sind nur 61 000 Deutsch : 112 000 sind slawischen Stammes, zum kleineren Thcil Ruthen n, zum größeren Thcil Slowaken. Am schwächsten sind die Maqya en mit 1300 Kövsen vertreten. Es ist bekannt, daß inan mil Deutsch durch ganz Ungarn reisen kann, mit Magyarisch aber nicht, und durch die Zips erst recht nicht. Wcchl liest man an den Bahnhöfe,i .Bcmenrt" und „Kimenet", wohl sind die Straßenbezeichmingen in Kesmark und besonders in Leutschau thcilwcise niagharisch, des gleichen die Aufschriften an den öffentlichen Gebäude» und an Denk mälern, wohl spielt zeittveise in Kesmark und Leutschau «ine magyarische Schauspielcrtruppe; auch trifft man in letzterer Stadt, am Sitz der Comiiaisbehörden, eine magyarisch sprechende Tischaesellschast. Aber alles Dieses könnte doch nur einen sehr vbciflächlichen Beobachter verleiten, zu glauben, daß man sich in e,ner magyarischen Gegend befinde. Magyarisch sind blö der Adel« das staatliche Beamtenthum, die Össiciere und d:c Prosessoren an den drei staatliche» Lehranstalten zu Iglo, Kesmark und Lculscvau. Das Magyaicnihum macht in der Zips nicht nur keine Fortschritte, sondern cs hat sogar von Jahrhundert zu Jahrhundert an Terrain verloren. Unter den 224 Ortschaften der Zivs sind gegenwärtig nur »och 20 rein deutsch, eine überwiegend deutsche Be- völkerung 150—80 Pro ent) baben 17. mehr oder minder starke deutichc Minoritäten 8 Orte. Der Nationalität entivricht im Allgc- meinen das Bekenntniß: die Deutschen sind evangelisch, die Slaw.n katholisch. Allerdings giebt es bin und wieder auch Ausnahmen. Es finden sich deuiiche Katholiken in Kirchdraus, Wallendors, Lcut- schau, Kesmark, Pcprad, G orgenberg u. a. O.. umgckehrt sind auch manche ilowakische Dörscr protestantisch. Magyarische Ortschaften giebt es in der Zips nicht mehr; was also nicht deutsch ist. das ist slawisch, enlwcder von jeher oder im Lause der Zeit slawisirt. Im Ganzen sind 22 ehemals deutichc Ortschaften heute vollständig slowakisirt. In einer Anzahl anderer, ehemals theilweise deutscher Ortschaften sMarksdors, Thomasdors) ist das Tratsche im Slowakenihum gleich- jalls spurlos untergegangen. Wieder andere ehemals rein deutsche Städte haben mehr oder minder starke slawische Minoritäten (Bela, Michelsdors, Tentschendors rc.), >a selbst slawische Majoritäten b> kommc». Mehrere deutsche Orte sind ganz verschwunden (Alzenau, Stegdors u. a.). Eine Zunahme deS Deutschlhums gegen frühere Jahrhunderte zeigen nur wenige Ortschaften, z. B. Leibitz. Wagen drüffel. Schwer zu sagen ist eS, wie sich die Zukunft de» Deutsch- thums in der Zips gestatten werde. Die Bestimmung des ungarisch n Schulgesetzes vom Jahre 1879, wonach die magyarische Sprach: auch in allen Volksschulen des Landes als obligatorncher Unter- richtSgegenstand gelehrt werde» muß, beeinträchtigt die Erfolge des UnterrichlS in der deutschen Sprache außerordentlich, und zwar zn Gunsten des slawischen Idioms. Die Zeit, welche dcm Magyarischen zugewendel werden muß, wird dem Deutsche» entzogen; die Schüler bleiben unsicher in der Auflassung des Gedruckten oder Geschrie benen. in der Rechtschreibung, im mündlichen und schriftlichen Gedankenausdruck. Dies macht sie weniger widerstandssähig gegen das Slawische, daS durch alle Poren eindringt. Was sie ober im Magyarischen lernen, ist werthlos sür sie, denn es ist in kürzester Zeit wieder vergessen. Der ganze magyrilche Unter- richt gleicht nach dem bezeichnenden Ausdrucke eines alten evange lischen Ps-irres „Erbsen, die an die Wand gcworscn werden". Noch einichnkidender sind die Bestimmungen des ungarischen Mittelschul- gesctzcs von 1882. wonach sür die oberen Clasjen auch der deutsche» Gymnasien zu Iglo und Kesmark Magyarisch alS Unterrichtssprache zu gellen hat. Ferner bat die Verdrängung der deutsche» Sprache aus Verwaltung und Rechtspflege und aus dem Verkehr der Be hörden den Werth und die Bedeutung derselben tief erschüttert. Auch die wirthichaftlichen Verhältnisse der Gegenwart tragen zum Rück gänge tes Deut chilnims bei. Gewerbe. Handel und Bergbau liegen darnieder, Hunderte ron Zipfern wandern alljährlich aus, in Pest leben allein 5400 Deutsche ans der Zips- An Stelle der cms- gcwonderten Deutschen treten aber überall Slawen. Sollte das Deirflchthum der Zips durch die Ungunst der wirtbschoftlichen Vcr- bältnisse und durch die Gewaltmaßrcgelu der Magyaren noch weile- ren Schaden erleiden und im Laufe der Jahrhunderte wohl gar zu Grunde gehen — dem Maqyarenldum sollt eS bestimmt nicht an- beim, es wird von der slawische» Fluth verschlungen werden. Seit Jahren arbeiten aber wackere Männer in der Zips, evangelijüc Geistliche und Lehrer, oa der Wiederausrichtung des so weit ver- schlagen«» deutschen Stammes, und mancherlei Erfolge haben sic schon errungen. So dars man die Hoffnung nicht sinken lassen, daß einst auch sür daS Z Pser Dcutschthum bessere Zeiten kommen werden. — Coblenz, 22. Juni. Die Tranvenblüthe ist an, Rhein und an der Mosel in schönster Entwickelung, und wenn VaS seit vorgestern beständige warme Wetter noch einige Tage andauert, so dürste die Traubenblüthe im heurigen Jabre eine erfreuliche Gleichmäßigkeit aujweisen. Damit ist die Hoffnung des Winzers, die infolge der vorhergegangenen un gewöhnlich starken Negengüffe erheblich gefunken war, von Neuem beleb», zumal die Gescheine außerordentlich reich haltig sind. ---- In den 50 Gouvernements de» europäischen Ruß lands giebt es 38 531 ortbodoxe Kirchen mit 44 559 Geist liche», 6442 Mönchen, 1287 römisch-katholische Kirchen mit 1453 Geistliche». 708 protestantische Kirchen mit 471 Pastoren, 37 armenisch-gregorianische Kirchen mit 84 Geistlichen; 349 Synagogen; 3957 Moschee» mit 7877 Dienern de» Wortes. ---- Der »freie Kosak" Asch inow hat im ».Rusikl Kurjer" wieder ei» Lebenszeichen von sich gegeben. Er theilt mit, daß er und seine Begleiter sich irgendwo am Indischen Ocean niedergelassen und dort die „Staniza Moskwa" be gründet haben, und zwar aus afrikanischem Grund und Boden, im Lande eines wuhamedanischrn. jedoch schwarzen Sultans, nicht allzu weit von Abessinien. — Ein llrlbeil über die Leipziger Oper vor hundert Jahren, von 1787, da» vor unS liegt, macht dem damalige» Publicum kein Compliment. E« wird über die Boadim'sche »Opera Buffa" gesagt, daß sie uur Lest« für dolllosuuen
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