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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 24.07.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-07-24
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188807249
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18880724
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18880724
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1888
- Monat1888-07
- Tag1888-07-24
- Monat1888-07
- Jahr1888
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 24.07.1888
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iUrfcheint täglich stütz 6'/, Uhr. Nrdirlioi, und LkyrdMi« Johaune-gasse 8. Sprechkon-en der Rrdartioa: vormittag« 10—18 Uhr. Nachmittag« L—S Uhr. tziir tl» Atta»,»« ri»,6-»e»-r Lil-nuicript« »acht «ch d>« «trvact»» »Ich« »avucdicch. A«««h«e »er für »te «ichftf«>>e«h« Ru««er bestimmte« Inserate a» w»chr«ta,e« bt» S Uhr Nachmittag», an L«un- und Festtagen stütz tzts '/,v Utzr. 2n den /Uialen für 2ns.-Annahme: Ltt« Ule«», UntversitLtSftruh« 1. v«ut» Lösche, Katharineustr. 23 pari. u. König-Platz 7, nur bi«'/,tz Utzr. Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichtc, Handels- nnd Geschäftsverkehr. AbonnOmnutAprsI« viertrljLhrliL 4»/, Mk. sarl. Brinqerlohu 5 Mk.. durch die Post bezog» 6 Mk. Jede einzelne Nummer M) Ps Belegexemplar 10 Ps. ttzebützren tür Extrabeilage« (in Tageblatt-Format gesalzt) ohne Postbesörderilug 60 Mk. mit Postbesörderung 70 Mk. Inserate 6gespaltene Petitzeile 20 Pf. «rStzere Schriften laut uus. PreiSverzcichoin. Tabellarischer u. Zifferusatz uach Höhen» Loris. Reklamen »uter dem RedactiouSstrtch die «gespult. Zeile bOPs.,vor deuFamilieanachrtchteu die Sgrspaltrue steile 40 Ps. Jusrratr sind stet« au die «r»etzttio» ,« sende». — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung pruvrmmorunäo oder durch Post- Nachnahme. LV8. Dienötag den 24. Juli 1888. 82. Jahrgangs Amtlicher Theil. Vekannlmachung. Die Entschädigung für die in der Zeit vom SS. biS mit RS. Juli dieses Jahres allhier an der Arndt-, Brandvorwerk«, Brau, Dufour-, Elisen- ftraße, am Aloßplatz, an der Grassi-, Harkort-, Hohen, Kaiser Wilhelm-, Koch-, Körner-, Lützow-, Mahlmann, Moltke-, Lchenkendorfstraße. am LchleuHiger Wege, an der Lidonten-, Etmson- stratze, am Tüdplatz, an der Süd- und Zeitzer Straße einqnarliert gewesenen Truppen vom Königlichen R. Jnfanterie-Aegiment Nr. Itt7 kann in den nächste,» Tagen bei unserem Quartieramte. Stavlhaus. 2. Etage, Zimmer Nr. 1U7, erhoben merken. Der den Ouarlierzetlel Bvrweisende gilt zur Empfang nahme berechtigt. Leipzig, am 2l. Juli 1888. Der Rath der Stadt Leipzig. XM. 6538. vr Gevrgi. Lauiprecht. Vekanntmachnng. Wegen Herstellung einer Wasserrohr, bzweigung wird die Kloskcrgaffe von Mittwoch, den dft. MtS. ab auf die Dauer der etwa 4 Tage in 'Anspruch nelimenden Arbeiten für den durchgehenden Fährverkehr ge sperrt. Leipzig, den 23. Juli 1888. Der Rath der Stadt Leipzig. IX. 5497. 1)r. Georgi. Hennig. Gesucht wird der am 27. Juni 1849 zu Osterfeld geborene Maurer Friedrich Hermann Vngelhardt, welcher zur Fürsorge für seine im hiesigen Eximtlirtenhause untergebrachle Faiiiilie anznbaiten ist. Leipzig, den 20. Juli 1888. Der Rath der Stadt Leipzig. (Armeuamt.) ä..R. VNI. 1441/1086. Ludwig-Wolf. Rühl. SirbSatlls-Bekanntmaitmns. Mestoblen wurven laut liier erualteker «„zeige: 1) Ein Teckbett, ein Unterbett, zwei ftröfiere und zwei kleinere Kopfkissen mit rochen Jnl.ts. aus einer Wohnung in Nr. 11 der Berliner Straße, im Avril ksS IahreS; 2) ein kleiner goldener Ring mit roikein Stein, aus einer Wohnung i» Nr. 2 der Leplaystraße, vom 13. Mai bis 9. dis. Mts.; 3) ein vierrädriger Handwngcn mit Kastenaussa», außen blau und innen grau gestrichen und neuen Radreifen, vom Wagenplape am Dresdner Bahnhoi, in den letzten 14 Tagen; 4) ein Paar Taincn-Lticsrlette» n»l Lacklederbesatz und roihem Futter, aus einer Wohnung in Nr. 10 der Haiiistraße, in den letzten 10 Tagen; 5) ein kleiner rotblcderner Handkoffer mit weißem Bügel. Verschluß und Ledcrh nkcl, aus einer Wohnung ia Nr. 53 der Nord straße, am 12. dis. Mts.; 6) ca. 15 Lchock Eier, aus einem Eisenbahnwagen im Magde burger Bahnhos, am 16. dss. Mis.; 7) eia zweirädriger blaugestrictiener Handwagen mit Kasten aussatz und der Firma „Oeor^ Uvkmaua", aus dem Grundstück Nr. 9 der Kurvriuzstraße, am 16. dis. Mts.; 8) acht Flaschen verschiedene Spirituosen, süns Flaschen Apfel wein, ein Füßchen vrathcriiigc, zw i Psund Knackwurst, clica 100 Stück Eigneren, zehn Liück beulslie Aiisc und vier Siückche» Butter mittelst Einbruchs aus einer Bretterbude in Nr. 27 am Tösener Weg, in der Nackt vom 18. bis 19. dis. MIS; 9) e'' schwarzieidener Tamc»-.licgc»scht»m mit schwarzem Stab und grrogenem Horngriff aus dem üteilauraiionS-Garten im Bähe- »ischen Bahnhos, am 18. dss. MtS; 10) vier weißleinene Frauenycmden, Ll. kV roth gez., zwei dergl. Hemde» mit Spitzen besetzt, dreizehn Mädchenhemdrii. theilS von Shilling, theils von Leinwand und «Heils von roth- grstreislem Barchent, drei Paar weiße gestickte Mädchenhosen und ein Paar desecie ManiiSdosc» von carrirten, Sioff, aus einer Wohnung in Nr. 30 der Körnerstraße vom 19. bis 20. bis. Mts.; 11) ein fast neuer, schwarzer Tnchrock, im Henkel „Voire IHprix", eine dergl. Weste und ein Kinderröckchcn von bunt- carriricm Barchent, aus einer Wohnung in Nr. 13 der Uferstraße, am 20. dss. Mts. Nachmittags; 12) zwei grauwollcne Pferdedecken mit blauen und gelben Streife» und grauem Leinwaudsuller >,1l. 8ekr»wm. Leipzig Nr. k", blau gez.. aus einem Hose in Nr. 11 am Dösener Weg, am 20. ds. Mis. Abends; 13) ein neuer, glatter, goldener Trnnring, aus einer Wohnung in Nr. 1 am Neukirchhof, am 2l. ds. Mts. Mittags; 14) ein Tommcrüberzietzer von dunkelgrauem Stoff mit schwarzem Fulter, einer Reibe schwarzen übersponnenen Knöpfen und Lederhenkel, aus dem großen Saale in der Lentralhalle, vom 22. k»S 23. bis. Mis. NachiS. Etwaige Wahrnehmungen über den verblieb der gestohlene» Gegenstände oder den Thäter sind ungesäumt bei unserer Lriminai- tibi Heilung zur Anzeige »u bringen. Leipzig, am 23. Juli 1888. Ta» Polizeiamt per Etatzt Leipzig. I. «- Juuck, Pol.-Nath. M. Wollnuilgs-Vemiethllilg. Die im Unioersitätsgrundstück, Ritterstraße Nr. 16, RoiheS Eolleg benannt, in der 2. Etage des linken Seitengebäudes befindliche Wohnung, bestehend aus 2 Stuben. 3 Kammern, 1 kleinen Küche, Holz- und Bodenraum, wird am SO. Leptembrr tz. I. mielhsrei. Dieselbe soll am SV. diese« Monat«. Borwittag 11 Uhr, im Uuiversitäts-Rentamie an den Meistbietenden, jedoch unter Bor behalt der Auswahl unter den Licilanten, anderweit aus drei Jahre vermieihet werden und sind Miethliebhaber geladen, in diesem Termine st>tz emzufinden und ihre Gebote abzugebea. Die Miethsbedingungen können bereit« vorher im Universitäis Rentamte eingesrhen werden. Leipzig, am 21. Juli 1888. UuttzerfitLtS-Kentamt. Gebhardt. Vekanntmachuns. Die Quartier^kntichädigung für die vom 3. bis 14. dss. Monats hier einquartiert gewese»,» Unterosficiere und Monaschastea kann in der Zeit »»« rr. Iuli tzt« IS. August Pies.« Iatzre« gegen Rückgabe tze« vuartier-Vttzet« im Gemeiadeamte, Par» lerrezimmer Rr. 1, «ährend der gewöhnlichen Lassenzeit (9-1, 3 bi« 5 Uhr) erhob«, werdeu. Gohit«, am 21. Juli 1888. Ter Ge»et«tze»«rftantz. Singer. Brgk. Nichtamtlicher Theil. Die Laiserbegegnung und die Machte. Die Heiden Hauptzwecke der Kaiserbegrgnuug sind die Trennung Rußlands von Frankreich und die Verständigung zwischen Rußland und Oesterreich-Ungarn über einen wockus vivönäi auf der Balkanhalbinsel. Die öffentliche Meinung Europas stimmt darin überein, daß beide Zwecke durch die Begegnung nicht unmittelbar erreicht, sondern nur ungebahnt werden können und daß die Voraussetzung der Annäherung an daS vorgestcckte Ziel da« herzliche Einvernehmen zwischen den Kaisern von Deutschland und Rußland unk da« volle gegenseitige Vertrauen derselben ist. DaS „Journal de St. PöterSbourg" drückt diesen Gedanken mit größerer Zuiückhailung, aber darum nicht weniger verständlich auS, indem es sagt: „Wenn die Einmütbigkeit der Souveraine sich ebenso getreu in den Gesinnungen der Bevölkerung widcr- spiegelt, so kann man vertrauensvoll auf eine »eueAerä freund» schastlicher Beziehungen rechnen, die unter den gegenwärtigen Umständen ein um so größeres Gewicht habe», als sie ein sicheres Unterpfand für die Ausrcchihallung des allgemeinen FrievenS sind, nach welchem sich die ganze Weit sehnt." Wir wissen auS ke» Aeußerungen der halbamtlichen Presse Oeüerrcich-UngarnS und Italiens, daß beide Mächte eS wohl zufrieden sind, wenn cS Kaiser Wilhelm gelingt, eine Vcr» ständigung zwischen Rußland und Oesterreich-Ungarn über die Grenzen ibrer Balkanpolilik vorznbereitcn, das heißt, bei seinem kaiserliche» Beiter den Wunsch zu einer solchen Ver ständigung zur Reise zu bringe», geleitet durch die Ueber» zeuguug. daß der Zukunft Rußlands und seinen Interessen damit am Besten gedient sei. E« ist etwas ganz Andere-, sich aus den Standpunct zu stellen, auf Grund deS Bünd nisses dreier Großmächte den Verzicht auf vaö Protectorat Rußlands über Bulgarien zu verlangen, oder in freundschaft licher Weise Mittel und Wege in« Auge zu taffen, wie sich ein lies in alle Verhältnisse Europas eingreifender Streit i» friedlicher Form schlichten läßt. Schon die Geneigtheit dazu ist ein großer Gewinn für den europäischen Frieden, und wen« man den von allen Seilen hervorlretenden Anzeichen Glauben schenken darf, dann ist diese Geneigtheit heule auf russischer Seite vorhanden. DaS „Journal de St. PLterSbourg" verschweigt die Schwie- «-igkeil nicht, welche vorher gehoben fein muß, ehe dem Wunsch die Thal folgen kann; die Schwierigkeit liegt darin, ob ei» großer und leider maßgebender Theil der russischen Be völkerung für eine solche Wendung der Dinge zu gewinne» ist, und ob andererseits in Oesterreich-Ungarn Zugeständnisse zu erzielen sind, welche sich der vom Fürste» Bismarck i» seiner Rede vom 6. Februar dargelegtcn Auffassung über de» Sin» der auf Bulgarien bezüglichen Bestimmungen deS Berliner Vertrages nähern. DaS ist cS, waS das Journal meiit, wenn es von der Ueberemstimmung zwischen den Souverainen und den ihrer Leitung anvertraulcii Völkern spricht. Die Partei, welche hinter der „Moskauer Zeilung" steht, strebt ganz anderen Zielen zu, als die sind, über welche die Kaiser von Deutschland und Rußland höchst wahrscheinlich lheor-tisch einverstanden sind. Diese Kluft zu Überdrücken, ist die Ausgabe der russischen Negierung, wöbet sie deS diploma tischen Beistände- Deutschlands sicher ist. Die Gestaltung der bulgarischen Verhältnisse scheint den Wünschen Rußlands entgegen zu kommen. Die neuesten auS Bulgarien eingctrossenen Nachrichten lasten erkennen, daß sich dort eine Katastrophe vorbereitet, die kaum noch abzu wenden sein dürste. Die Namen Stambuiow, Karawelow und Zankow werden seit einiger Zeit miteinander i» so nahen Zusammenhang gebracht, daß an der vor handenen Absicht, eine Verständigung der drei Personen herbeizuführen, nicht mehr gezwcifclt werden kann. Gelingt diese, dann würde nur der jähe Sturz Slambulow'S, der unter Billigung der öffentlichen Meinung Bulgariens erfolgte, den Prinzen Ferdinand noch ferner am Ruder erkalten können. DaS neulich bekannt gewordene Telegramm Theocharow'S an Stambulow, welches ihn zum Verbleibe» auf seinem Posten ermulhigte, hat bereit- auf die bevorstehende Wendung vor bereitet, und cS kommt hinzu, daß jetzt auch noch ein Streit zwischen Bulgarien und der Pforte über die bulgarische Besitz ergreifung der Babn Bellova-Vakarel entstanden ist. welcher in einer sehr scharf gehaltenen Note der Pforte an die bul garische Regierung Ausdruck gefunden hat. Bon bulgarischer Seite ist bisher kein Versuch gemacht worden, de» um lausenden beunruhigenden Gerüchten entqegenzutretcn, sie scheine» also nicht grundlos zu sein. Aber von der Ab dankung deS Prinzen Ferdinand bis zur Einsetzung eincS Rußland und Oesterreich«Ungarn genehmen Nachfolgers, welcher seine Stellung lediglich alS Werkzeug Rußlands aus- saßt, ist ei» weiter Weg, bei Vesten Zurücklegung auch Bulgarien selbst Rücksicht zu nehmen ist, uno 'wenn aus Stambulow. Karawelow und Zankow über die Unterwerfung unter den Willen Rußlands einverstanden sind, so braucht sich daS bulgarische Volk noch nicht den Abmachungen der drei Männer zu fügen. Auch Frankreich hat noch keineswegs auf die Hoffnung Verzicht geleistet, Rußland aus seine Seile hinüberzuzieheii. wie die Berichte sranzösischer Zeitungen über die Kaiser begegnung in Peterhos zeigen, welche besagen, daß die Be gegnung der Herzlichkeit entbehrte, und daß sie resuitatloS verlausen werde. Daß hier inehr der Wunsch der Bericht erstatter ihre Feder geleitet bat als die Pflicht, den That- sacken entsprechende Berichte zu liefern, ist klar, aber darum darf man doch sicher sein, daß die französischen Berichte in Moskau ein Echo finden werden. Sicher ist mir, daß die der Erhaltung des Friedens günstigen Bestrebungen i» den maßgebenden Kreise» Rußlands gegenwärtig weit mebr Boden gewonnen haben, alS noch vor kurzer Zeit der Fall war, und da dieselben in der Stimmung der russische» Bevölkerung NorvrußlaiidS einen kräftigen Rückhalt finden, so ist die Erwartung berechtigt, daß sich aus der Begegnung der beiden Kaiser auch politische Folgen von Belang ergeben werde». Günstig für die Gcsammllage ist es, daß nirgends ein Zweifel darüber geäußert wird, daß der Friede für die nächste Zeit gesichert sei. und ebenso ist e» bezeichnend für die Lage, daß die dem Frieden skiiibljcben Kräfte, keinen Versuch macken, zu Worte zu kommen. Die AbrüstungSsabel, welche der „Matin" ausgetisckt bat, ist vo» keiner Seite ernst genommen worbe», man hat sie überall als DaS erkannt, was sie ist. als eine verzweifelte Aeußerung, das über den diplomatischen Verhandlungen in Pelerhos nnd ZarSkoje-Selo schwebende Dunkel zu lickten. Daß Frankreich dabei nur passiv in Be tracht gekommen sein kann, ist eine Thatsache, welche durch kein journalistisches Manöver auS der Welt geschafft werden kann. Der europäische Friede ist so lange gesichert, als Frank reich keinen Bundesgenossen unter den europäischen Großmächten gefunden hat und als Rußland Oesterreich-Ungarn gegenüber den Grad von Zurückhaltung in Geltendmachung seiner ver meintlichen Rechte auf Bulgarien beobachtet, welcher vo» Oesterreich-Ungarn als unerläßlich betrachtet wird. Nach beiden Richtungen hin eröffnet die Kaiserbegcgnung so günstige Aussichten, daß Europa vertrauensvoll auf die weitere Ent wickelung der schwebenden Fragen blicken darf. * Leipzig, 24. Juli. * AuS militairi scheu Kreisen verlautet, daß mit den jüngst vom Kaiser vollzogenen Verabschiedungen und Ernen nungen die Reihe wichtiger Personalveränverungen in den höhere» HeereS stellen noch keineswegs abgeschlossen sei. Doch dürfte» weitere Ernennungen erst nach der Beendigung der bevorstehenden Manöver erfolgen. * Tie Deutsche Colonialgesellschaft zählt schon l6 3l3 Mitglieder und diese Zahl ist in ununterbrochenem Aussteigen begriffen. Der Afrikasorscher Premier-Lieutenant Wißmann, der sich einige Tage in London. Brüssel und Köln ausgehalten hat, weilt jetzt in Berlin. Bon seinen in Madeira erhaltenen Verletzungen ist er, abgesehen von einer gewissen Steifheit deS ArmeS, vollständig gcnesen. * Beim orientalischen Seminar beginnen die Ver hältnisse sesterc Gestalt aiizunehmcn. Die Professoren I»e. Arendt für daü Chinesische und Or. Hartmann für das Arabische, welche von vornherein bei Errichtung des Seminars die beiden etatmäßigen Lehrerstellen inne hatten, sind dem Vernehmen nach seit einigen Wochen cndgiltig angestellt. Bisher wurden sie, alS commiffarisch berufen, im Ressort des Auswärtigen Amts geführt, nämlich Ilr. Arendt alS Gesandt schafts-Dolmetscher zu Peking und De. Hartmann als Kanzler- Dragoman beim Confulate zu Beirut. Die mit dem Etat für t888/89 geschaffene dritte clatSmäßige Lehrerstellc am Orientalischen'Seminar ist noch nicht besetzt. * AuS Metz, 19. Juli, wird der »Schlesischen Zeitung* geschrieben: Tie hiesige Protest Partei, welche ein Jahrzehnt laug sämmt- liche Gemcince-. Bezickslags- und ReichstagSionhien beherrschte, ist in starkcm Niedergänge begriffen. Theils dnrM Tod, theils durch Auswanderung der bewährten alle» Führer, welche keinen ent sprechenden Ersatz durch jungen Nachwuchs sanken, sind ihre Reihen stark gelichtet worden, während umgekehrt daS deutsche Element iiiiiner mehr in den Vordergrund tritt. Der härteste Schlag wurde der genannten Partei dadurch versetzt, daß sie bei den letzten Gemcjndcrailiswahleii wcilauS in der Minderheit blieb und deshalb den früher unbeschränkten Einsliiß aus die städtischen Angelegen- heilen und damit eines ihrer Hauptagitalionsmittcl cinbiißte. So dann hat es auch der verständigere Theil der Bevölkerung endlich satt, sich an Knndgcbungeii zu betheiligen, weiche zum mindesten niitzlos sind. Am 4. und 5. August bietet sich übrigens der Prolest- partei eine günstige Gelegenheit z» erproben, was ihr von ihrem srüheren Einfluß geblieben ist. An diesen Tagen findet nämlich hier eine Neuwahl sür den Bezirkstag stall, nachvem das Mandat des seitherige» Abgeordneten Antoine erloschen ist. Wie verlautet, be- steht die Absicht, den Letzteren wieder zu wählen. Bekanntlich ist Antoine wegen seiner deutschfeindlichen Gesinnungen vor etwa einem Jahre auS dem ReichSlande ausgewiesen worden und hält sich seit dem in dem bcnnchbartcn Luxemburg aus. Da ihm unter solchen Umständen die Ausübung seines Mandats unmäglich gemacht ist, so ivüide seine Wiederwahl nichts weiter als eine deutschseindliche, an sich allerdings sehr harmlose Demonstalion bedeuten. Soweit sich heute schon bcurtheilen läßt, ist es indcß mehr als zweifelhaft, daß die Protegier eine Mehrheit zu ihren Gunsten erlange» werden. * Einige Blätter batten behauptet, der Graf von Paris werde in der Schweiz keinen Aufenthalt nehmen, weil der BundeSrath ihm dagegen Borstelluuqen gemacht habe. Der Bundesrath läßt hieraus durch eine Mittheiliuig an die schweizerische Presse ausdrücklich erkläre», daß er, bis jetzt noch gar nicht in die Lage gekommen sei, sich irgendwie mit dem Grasen von Paris und dessen AnsentbalkSabsichten zu beschäftigen. Weder der hiesige Botschafter Arago, »och der eidgenössische Gesandte in Paris haben diese Frage irgendwie aulgeworfen. Die Schweiz fleht den französischen Prinzen grade so offen wie jedem andern Ausländer. Sollte der Graf von Paris, der im Herbst nach der Schweiz kommen wird, hier daS Asyireckt mißbrauchen, waS aber nicht anzu- »ehmen ist. erst dann würde der BundeSrath Anlaß erhalten, Schritte zu tbun. * Die Mittheilung der Mackenzie-Presse, ihr Gönner sei von Ihrer Majestät der Kaiserin Friedrich aus- gcfordert worden, eine Entgegnung aus de» deutschen amt lichen Bericht über die Krankheit des hochsejigen Kaisers zu schreiben, scheint wieder Schwindel gewesen zn fein: Wenigstens wird jetzt der — gleichfalls mackenziesrommen — „Neuen Freien Presse" auS London gemeldet: In den hoben socialen, sowie poliltschen Kreise» herrschen ganz bivergirende Ansichten darüber vor, welche Haltung Sir Morell Mackenzie gegen über dem Berichte von Professor Bergmann und College» einnehmen solle. Die höckstgestellten Persönlichkeiten, auch der Premier-Minister, sollen die Anschauung vertreten, Mackenzie könne die ossinelle Schrift nickt unbeantwortet lassen, sondern müsse e.ne Entgegnung veröffentlichen. Andere ebenso hohe Personen halten dafür, Sir Morell solle keine Erwiderung piibliciren. — Wie man daraus sieht, ist in London von dem angeblichen Befehl der Kaiserin Friedrich gar nicht mehr die Rede. * Zu Paris ist am Sonnabend Duclerc nach längerer Krankheit gestorben. Karl Theodor Engen Duclerc war am 9. November 1812 in Bag»ürcS-ve-Bigvrre in den Hochpyrcnäen geboren. Nachdem er unter bitter» Kämpfen um das tägliche Brod seine Studien beendet hatte, fand er im Jahre 1838 Beschäftigung als Corrcclor an der Zeitung .Le Bon SenS* und wußte sich durch Fleiß und Begabung bald zu der Stellung eines der ersten Redakteure ausziischwingen. Seit 1838 arbeitete er an der „Revue de ProgröS" und war zugleich a» der Herausgabe des ^viotionnairo politigne" schriftstellerisch betbeiligt. 1840 trat er in die Nedaclion deS damals neck einflußreichen „National" ein, wo er sechs Jahre hindurch voikSivirlbschaftliche Aussätze verfaßte, die in der pol'ttschen Weil Aussehen erregten. Tue Ereignisse deS Jabre« 1848 riesen Duclerc in« öss-ntliche Leben, am 25 Februar wurde er beigeordneter Bürgermeister von Paris, am 6 März wurde er als Unkerstaaissecretair i» daS Finanzministerium berufen. Bon jetzt ab führte ihn seine Laufbahn schnell auf wärts. Nachdem er sür dieLandeS in die constiluirenbc Versamm lung gewählt war, übernahm er am 10. Mai daS Portefeuille der Fmanzen, dessen Hauptstütze er schon alS UnterstaatSsecretair gewesen, und hatte als Mitglied der Executiv-ComMission in den Junitagen wiederholt Gelegenheit, sich durch Geistesgegenwart und persönlichen Muth auSzuzeichnen. Ebenso thatkräftig aber bekämpfte er dann die NeaclionSmaßregeln, legte, alS seine Mühe erfolglos blieb, sein Amt nieder und zog sich nach Auslösung der constituirenden Versammlung in daS Privat leben zurück, wo er eine Zeit lang bei finanziellen Unterneh mungen in Spanien thätig war. Nach dem Kriege von 1870/71 wählten ihn die Departement- Lander und Nord pyrenäen in die Nationalversammlung. Duclerc nahm sür den letztercn Wahlkreis an und übte als Führer der republi kanischen Linken und durch sein Ansehen in Finauzaugelegen- heiten großen Einfluß aus die Volksvertretung. Seiner Wahl zum Viceprüsidenten der Nationalversammlung folgte im Jahre 1875 die zum lebenslänglichen Senator. Auch in dem neuen Senat, der ihn ebenfalls zum Vicepräsidenlen wählte, blieb er seiner bisherigen politischen Richtschnur treu und weigerte sich im Juni 1877, der vom Cabinct Broglie ge forderten Auslösung zuzustimme». Im Jahre 1882, nachdem der Kampf zwischen den Radikalen und den Opportunisten bereits be gonnen hatte, berief ihn Präsident Grevy am 8. August zur Bil dung eines CabinetS, da- derselbe der Mehrzahl nach auS Gam- bettisten zusammensetzte. Eine Zeit lang schien eS, als ob Duclerc wirklich der Mann wäre, die ungeberdige Kammer zu zügeln, selbst der für Frankreich so ungünstige ÄuSgang der cgyptlschen Frage übte keinen Rückschlag auf sein Ministerium, und auch i» der Frage der Unabjetzbarkcit der Richter wußte er sich mit der Kammer abzufindcn. AtS aber im Januar 1883 Prinz Jeronie Napoleon sein Manifest veröffentlichte und die Radikalen unter Floquet'S Führung die weitgehendsten Aus nahme» und VerbannungSgesetze in Vorschlag brachten, konnte Duclerc seine vermittelnde Stellung nicht mehr halten, und noch ehe die Entscheidung in der Prinzenfrage getroffen war, legte er am 28. Januar, krank und ermattet von der Last der Geschäfte, sein Amt nieder. * Das spanische Cabinet hat gegenwärtig nach zwei Seiten auf einmal Front zu machen: gegen die Umtriebe des CarliSmu« und ZorilliSmuS, sowie gegen den Fehlbetrag im StaatöhauShaltSetat. Weder auS der einen noch auS der anderen Richtung droht zwar für jetzt eine ernst ru nehmend« Gefahr» aber der parlamentarische Boden ist seiner ganzen Natur nach kein besonder- zuverlässiger, am wenigstens dort» wo der Begriff der Staatsautorität, sowie die Achtung vor derselben noch eine Neuerung in dem Ge wissen der Nation, in deni Empfinden de- Volke« ist, und wo sich noch keine unbedingt sichere gleichgeartete, fast geschloffene Regierungsmehrheit hat heranbilden können. Die gegenwärtig« Lage Spanien- und deS CabinetS Sagasta weist aus möglichst behutsame, aber doch feste Handhabung deS SiaatS« ruderS hin. Don Carlo- hat eine Proklamation erlassen, in welcher er zum so- und sovielten Male dem „revolutionären Geist" den Krieg bi« aus- Messer verkündigt; und eine Manifestation de- revolutionären Geistes erblickt bekannt lich der CarliSmuS in der Herrschaft der konstitutionellen Monarchie durchaus nicht minder als in irgend einer Er hebung republikanischer oder anarchistischer Tendenz. Die Anhänger Zorilla'S sind wieder einmal durch den Umstand in Aufregung verseht, daß ihr Herr und Meister sein Haupt quartier in größere Nähe der Pyrenäengrenze verlegt hat. Herr Sagasta steht aus daS unruhige Treiben der Gegner deS modernen spanischen StaatSwescnS mit der Ruhe eine» guten Gewissen» und beschäftigt sich um so angelegentlicher mit den Gesetzentwürfen, die er den CorteS zn Beginn der Wintersessivn vorzulegen gedenkt. Darunter nehmen — au« Ersparnißrücksichten — Beschränkungen deS TruppenstanteS und der Heercöausgaben einen breiten Raum ein. DaS Gerücht spricht von der beabsichtigten Verringerung der Effektivstärke um 25 000 bi- 30 000 Mann, die entweder durch Auslösung der entsprechenden Zahl taktischer FormationS- einheiten, ober durch eine hochgradige Schwächung der CabrcS btwirkt werben kann, unter beiderlei Gestalt aber sehr entschiedenem Widerstand in den fachmännischen Kreisen dcS Heere« selbst begegnet. Man giebt dort denn auch noch nicht die Hoffnung auf, daß eS dem Ministerium gelingen werde, durch minder einschneidende Maßregeln der finanziellen Schwierigkeiten Herr zu werden, schon um des willen. weil eine HeereSreduckion im erwähnten Umfange die Zahl der aus Halbsold gesetzlen Officiere und Unterosficiere erheblich vermehren und den Umtrieben der extremen Parteien ein höchst bedenkliche« ActionSfeld eröffnen müßte. Eine Art von Trost finden die Freunde der militairischen Interessen darin, daß auch mit der beregten NcductionSmaßregel Sagasta seinen Zweck, das budgetäre Gleichgewicht herzustellen, nicht erreichen wird, umso eher also geneigt sein dürfte, wegen diese- dclicaten PuncteS mit sich reden zn lassen. Wie dem anch sein möge, so bleibt doch der unbefriedigende Stand der Finanzen ein mißliches Ding, der dem spanischen Cabinet die Aussicht auf einen glatten und normalen Verlaus der winter lichen Cortes-Sessionj schon jetzt einigermaßen zu trüben ansängt. Jur Laiserreise. * Au» Peterhof wird der „Post" vom Sonntag gemeldet: „Se. Majestät der Kaiser Wilhelm und Se. königl. Hoheit Prinz Heinrich besuchten heute die evangelische Pcler-PaulSkirche in Alt-Pcterhof. Beide trugen Marine- Uniform. Der Geistliche, der die Herrschaften am Portal erwartet halte, küßte dem Kaiser die Hand und hielt eine Ansprache an ihn. Um 10 Uhr machte Se. kaiserliche Hoheit der Großfürst Thronfolger dem Kaiser Wilhelm einen Besuch. — Um 12 Uhr finde! ein Dejeuner aus der Terrasse de« großen Palais Pelerhos statt; um 6>/r Uhr Abend« Gala-Diner von 200 Gedecken im PeterSsaale. Dann folgt eine Illumination, die, »ach den Vorbereitungen zu urtheilen, großartig werden muß; daraus wahrscheinlich noch spät Abfahrt nach KraSnoje- Selo, wo nach dem Souper bei Sr. kaiserlichen Hoheit dem Großfürsten Wladimir übernachtet wird. — Um II Uhr war noch Gottesdienst in der Capelle de« großen Palais des russischen Kaiserpaar«, die Großfürsten und Großfürstinnen. Kaiser Wilhelm und Prinz Heinrich nebst Gefolge wohnle» demselben bei. Am Dienstag vor der Abfahrt findet noch auf offener See an Bord S. M. Panzerschiff „Baden" Diner re. statt. Heute Abend um l l Uhr bestimmt Abfahrt nach KcaSiiofe-Selo." Die „Post" bringt nock auS der Feder ihres Special- corresponventcn die folgende Schilderung eines AbendeS im Schloßpark von Peterhos:
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