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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 17.08.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-08-17
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188808171
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18880817
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18880817
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1888
- Monat1888-08
- Tag1888-08-17
- Monat1888-08
- Jahr1888
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 17.08.1888
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.V» 23V. Vierte Skilage zum Leipziger Tageblatt und Anzeiger. Freitaft den 17. August 1888, 82. Jahrgang. Volkswirtschaftliches. Ml» für dies»» Lheil bestimmte» Sendungen stob zu richte» au den verantwortlichen Redakteur desselben E G. Lau« ill Leipzig. Telegramme. Berlin, 16. August. Tie „Nordd. Allg. Ztg." bemerkt gegen, über den gehässigen Aeußerungen der „Moskauer Zeitung" anläßlich des Gerüchtes über den Abschluß eines Handelsvertrages zwischen Deutschland und Rußland, baß solches völlig aus der Luft gegriffen sei. Der Vertrag sei niemals angeregt worden und werde nicht angeregt werden. Die ökonomische Freiheit, welche Rußland gegenüber den deutschen Angriffen vertheidigen solle, sei für die deutsche Wirthschastspolitik ein Erfordernis, von größter Be- deutung. Deutschland beabsichtige nicht, sich diese Freiheit durch den Abschluß eines Handelsvertrages zu verkümmern. 1V-n. Prag. 16. August. (Privat-Telegramm.) In der Neu anlage des Nelsonschachtes bei Offegg an der „Dur-Bodenbacher Bahn" ist man gestern in einer Tiefe von 234 m auf Kohle ge stoßen, die von vorzüglichster Qualität sein soll. Der Wasserzu fluß ist kaum neu nenswerth. Fremdsprachliche Annoncen und unser Export. Das Wiener „Handel-musenm" bringt den nachstehenden Auf satz. welcher auch den betreffenden deutschen Kreisen leseuSwerth er scheinen dürfte. Es kann von Niemandem geleugnet werden, daß der Einfluß falsch übersetzter und von Äermanismen durchflochtener Briese, An- kündigungen und Preislisten auf den damit angestcebten Ersolg cm ganz bedeutender, auS der Praxis nachwelsbarer ist. Bon absolut barbarischen Co»stru-Nonen und vollkommen sinn lose» Ausdrücken wäre hier ganz abzusehcn, denn Jedermann wird zugeben, daß ein mit den Worten: „IVe taüe oureelvo» tds libsrl? lo iutroäucs ^ou iu kchs per«ou nt ZIr. X. our xeneral nxsnt, »bo is vräervä to touuäor a tilinl bou->s in >uur piaes" ein- gesührter Berlrcler zwar »ul großer Heiterkeit ausgenommen wurde, aber auch unter de» moralischen Nachwirkungen emrr solchen Stil- bluthe zu leiden haben Miißic. Wer Gelegenheit batte, in Oesterreich und Deutschland geschriebene sremdiprach ge Briese zu lesen, wer die Annoncen in Adreßbücher» ausmerkiam bcirachiet, der kan» neben vielem wiikUch Vorzüglichen auch eine beträchtliche Menge von höchst ungesch-ckl und sichtlich an der Hand des Wörterbuches Zusauimengeleimtem finden, und es wirst sich von selbst die Frage aus: „Können solche Anzeigen ihrem Zwecke entsprechen; sind sie geeignet, den sremdländischen Käufer zu einem Versuch zu animiren?" Daraus muß mit einem entschiedenen „Nein^ ge- antwortet werden. Man wird einwenden, daß der fremde Käuser sich durch der- eleiche» Nicht abschrecken lassen wird, wosern ihm nur Qualität der Waare, Preis und Eonditione» Couveuienz bieten. Wem wird er aber bei sonst gleichen Bedingungen den Vorzug geben? Doch wohl Demjenigen, der ihm die Bequemlichkeit der Correspondenz in seiner eigenen Sprache bietet und bei dem er keine aus krasser Un- wissendest entstehenden Jrrlhümcr und Streitigkeiten zu bejürchten hat. ES wird gewiß Niemandem einsallen, einen Reisenden »ach England zu entsenden, der der Landessprache nicht mächtig ist. I» einem bekannten Adreßbuche finden wir bei oberflächlicher Durchsicht folgende Blüthenlese: Ein Fabrikant nennt sich selbstbewußt: älninikacturer akter bis oren System. Eine Glasfabrik offen«: ülnsrvaro kor bouseäceepiuz-s »Irinluiix anii costeebouses und theilt mit, daß ihre Fabrik in Dow .4u»lria liegt Die Erzeugung einer Brauerei äspasss plus äs 300000 lleokolstres, während die Malzfabriken von L. A. Z. L Co. raecnmLnäan» i »ni proäottj. Neben einem bltablissement konäös 1850 finden wir die elegante Wendung bltablisbiuenr establisbeä 1850. Eine Firma »ennt ihre Fabrik ein Llablissewent ä'uus iostal- lation xrauäiose, und ei» neuer Sprengstoff wird niit den schönen Worten angepriesen: Lss estets erplosit's sout plus jutenses qus ls Dz-nnwite. DaS Adreßbuch selbst enthält ein Röxistrs äss ürmes statt eines simplen Jnd x und ein Zupiilömout ä 1a Oronps I. In einer stark gelesenen Zeitung, deren Redaktion selbstredend nicht sür die Prosa der Inserate verantwortlich gemacht werden kann, annoncirt man 8oaps anä I'arknmerics, Oerssiu »nä Dnraküu kor «xporliiix. wnx tapers, smootbs auä aäorueä und — es ist entsetzlich — Obristwns-beirinoaiiillesl Dies hindert aber eine» Eoncurrenten nicht, gleichfalls Oaväles kor tks Obristmns-vven-benm und Lerezin- Irtieels kor exportiux zu osferiren. Deren Qualität ist xanmteä! Ei» Glaswaarensabrikant zeigt au, daß seine kekxveries in Bödmen liegen, und fügt hinzu: Depot cbemieals pbnrmaceutierrl nrticles ok xlaes; in französischer Svrache scheint er nur Äürmer zu erzeugen, den» er nennt sein Etablissement eine kakkueris äs ver. Ein Farbensadrikant geht so weit, daß ec seinen Abnehmern »ich! nur die Gebrauchsanweisung, sondern sogar die Enthebung von allen Postgebühren verspricht: Instruction» (anstatt äirsetjons) kor uss gratis anä kres pvütaxe; seine Waare ist zu verschiedenen Preisen von 16 breurers »t Kilo upwaräs zu habe». Weiß Jemand, was Ordinal llats ok xurums stirian Olotb sind? Dieselben werden zu einem äloävrateä evstprics angeboten! Unter deni mysteriösen „ck. L li. ?r." kann sich weder ein Eng länder, noch ein Franzose vorstellcn, daß die betreffende Firma eia kaiserlich-königliches Prtvilegmm besitzt. Doch genug der Beispiele; dieselben haben hoffentlich gezeigt, wie schlecht es aus diesem Gebiete aussieht, und da es nicht genügt, zu tadeln, ohne Vorschläge zur Besserung zu machen, so wollen wir mit letzteren auch nicht zurückhalten. Der empsehlenswertheste Weg ist wohl der, daß jeder Kaufmann die wichtigsten fremden Sprachen er lernt, und es ist — wen» auch der schwierigste und unangenehmste — gewiß der beste. Geschieht auch an unfern Schulen heute bereits sehr viel in dieser Richtung, so weiß man doch, daß der Schüler — selbst an der Handelsschule — dcm Lehrer entwischt, sobald die Theorie bewältigt ist. Zur Praxis, d. h. zum Lesen von fremdsprachigen Anzeigen, Preis listen und modernen Geschäftsberichten bleibt wenig Zeit mehr. Der Kaufmann aber bar, wenn er nicht daS Glück batte, lange Jahre in fremden Ländern sich mit deren Sprache innig vertraut zu machen, An deres zu thun und muß sich aus bezahlte Kräfte verlassen, und bei diesen wieder ist der Theoretiker, der iu der Schule ausgebildete Commls dwRcgel, der gereiste und sprachgewandte aber die seltene Nus nähme. In der Regel wird bei Anstellung jener Leute in Bezug aus die Anforderungen an deren Sprachkcnntnisse recht leichtfertig vorgegangen. Mau begnügt sich mit cincm englisch, französisch, italienisch geschriebenen Dienstvffert, und der junge Mann, wosern er sonst entspricht, richte: sich an seinem Tische behaglich ein, wo das Wörterbuch und das „Handbuch der Corrcsvondenz in süns Welt sprachen" immer zur Hand liege». Der Chef ist in der Regel der betreffenden fremden Sprachen nicht besser mächtig als sein An- gestellter und also gar nicht in der Lage, dessen Arbeiten aus ihren Werth zu prüfe». Vor Allem ist es also nothwcndig, Leute hcranzubilden, welche die wichtigsten Sprachen vollkommen und auch in commcrzieller Hin sicht genügend beherrschen, und dies ist nur dadurch zu erreichen, daß an de» Handelsschulen die zeitraubende Lecture von poetischen und belletristischen Musterstücken sollen gelassen und der Schüler sür sein Fach, sür dieses aber gründlich vorgebildet werde. Hamlet und Phödre möge» dem Privalstudium überlaffen bleiben, dafür aber Zeitungen und aus dem heutigen Verkehr ent nommene Lesestücke und Geschäftsbriefe verarbeitet werden. Es sei hier keineswegs gesagt, daß die Theorie cursorisch durchzumachen wäre, allein sie darf nur so weit die Schüler begleiten, bis die Grund regeln der Syntax erlernt und i» Fleisch und Blut übcrgegangen sind. Ist der Lehrer ein Plan» der Praxis, besitzt er kauimännischc Routine und Erfahrung, dann ui» so besser; von dem Moment aber, wo dle praktische — commerzielle Lecture beginnt, dann muß der Lehrer ein solcher sein, der >n> Stande ist, jeden gelesenen Gegen stand nicht grammatikalisch, sondern kaufmännisch belehrend zn be sprechen; nur dann wird der Handelsschüler die fremde Sprache n cht nur verstehen, sondern auch gebrauchen lernen, ohne sich in der Praxis der Läch-rlichkeit prüszugebea. Die bisherigen Aussührnngen gelten vorwiegend der kousmünni- scheu Correspondenz in jrcinden Sprachen; mir den Anzeigen und Reklamen steht er anders. Aus diesem Felde kann der beste Handels schüler nicht- leisten, hier kann nur der langjährige Praktiker mit Erfolg auiireten. Wir besitzen «uskuast-bureaox über alle möglichen beim Welthandel iu Betracht kommenden Factore»: Zoll-, Fracht-, Credit-J»sormations- bureaux; sollte es nicht einem wirklichen Bedürfnisse entsprechen, wenn eine Stelle geschaffen wird, die unter ihrer osficieven Veramwortung gegen mäßig bemessene Gebühren Anzeigen in den fremde» Sprachen versaßt und Preislisten. Kataloge. Musterbücher so adjustir», daß sie ungescheut in die Welt hinausgesendet werben könne», ohne das Odium der Lächerlichkeit aus sich zn lade»? Ein solches Bureau, zu dessen Creirung hiermit die erste An- regung gegeben sei, müßte von vornherein daraus verzichten, die ihm übergebene» „Annoncen" zu übersetzen, denn gerade in der lieber- sctzunq, in der sklavischen Uebertragung deutscher Constructionen in die sranzösjsche oder englische Sprache liegt der Krebsschaden. Der betreffende Kaufmann Hütte dem Bureau einfach seine Firma, die von ihn, zur Anzeige gebrachten Artikel und diejenigen Vorzüge derselben, die er betont wünscht, sowie event. Bezugsbedingungen ,c. mitzutheilen und es den, Bureau zu überlassen, den Stoff — eS sei der Ausdruck hier gestaltet — kunstgerecht zu einer wirksamen und tadellosen Slnnonce zu verarbeiten. Vermischtes. * Leipzig, 16. August. Die Geschäftsräume der hiesigen Reichs- bankhanptstelle bleiben am 18. d. M, dem Tage der Enthüllung des Siegesdenkmals, von 10 Uhr Vormittags bis 3 Uhr Nachmittags geschlossen. *— Reichsbank. Der PrivatdiScont ist auf 2'/, Proc. erhöht worden. *— Von der Börse. Tie Börse darf den ganzen heurigen Sommer in ihrem Kalender roth anstreichen. Die sonst sterilste Geschäftszeit des Jahres ist ihrem Charakter vollständig untreu ge worden, gerade in dieselbe fällt diesmal ein nach jeder Richtung hin bedeutender Ausschwung des Börsenverkehrs und -ine Preisum- wälzuug, wie sie aut dem Effektenmärkte selbst außerhalb der tobten Saison zu den größten Seltenheiten gehört und nur durch ganz außerordentliche Ereignisse hervorgcrujen zu werden pflegt. D>e neue „Epoche" datirt bekanntlich vom Tode Kaffer Friedrich'- III. her und dauert sonach schon volle zwei Monate, ohne während dieser Zeit eine mehr als vorübergehende Unterbrechung erfahren zu haben. Die einzelnen Höhepunkte der Bewegung wurden erreicht, als über die friedlichen Ziele der deutsche» Politik auch unter dem neuen Kaiser kein Zweifel mehr zulässig war, als jerner mit der Ankündigung und dem nachherigen Stattsinden der Peterhoser Entrevue daS Signal zu einem Aufschwünge des Rubels gegeben und durch den Ausfall der Ernten nicht nur die Möglichkeit, sondern auch die Wahrscheinlichkeit eines regen Exporlverkehcs klargestellt wurde. Das Eigenihümlichc der gegenwärtigen Hausse ist, daß sie nicht gleichzeitig sämmtliche Effectcngebicte umsaßt, sondern kategorien- weise vorgeht. So geriethen zuerst die leitende» Bankpapiere und dann die Aktien der Exportbahnen ins Steige»; hieraus kamen Jndustrie- werthe nnd dann wieder die Aktien der sogenannten Milleibanken an die Reihe; endlich ist, und dies bildet vorläufig den harmonischen Abschluß des Ganzen, die Hausse auch bei den Renten aagelangt. Geht man heute den Details der Bewegung nach, so trifft man aus allen Gebieten des Speculations- und Anlagemarktes auf ganz be deutende Preisverschiebungen. —u. Miigrl» b. Oschatz, 16. August. Um verschiedene größere Bauten ouszusühre», beabsichtigt man auch hier, die Genehmigung der Vorgesetzten Behörde vorausgesetzt, eine Anleihe in der Höhe von 80000 auszunehmen. Als dringliche Bauten sind zu nennen: die Wasserleitung, die Beschleußung der gesammten Stad», der Straßen- durchbruch vom Marktvlatze aus und die Erbauung einer Querstraße. Das auszunehinende Capital soll durch Amortisation gedeckt werde». *— Chemnitzer Actieuspinnerei. Aus Chemnitz wird uuS geschrieben: „Es dürste viele» Ihrer Leser von Jnterejsc sein, zu erfahren, daß die Chemnitzer Actienspinnerei im erste» halbe» Jahre 1888 »ach reichlichen Abschreibungen einen Reingewinn von 7 Proc. erzielt hat und daß die Aussichten sür daS zweite halbe Jahr noch günstiger sind, da nunmehr sämmtliche neuen Maschinen in Thätig- keit sind." (-) Zwickau, 1b. August. Die große mechanische Weberei in Schedewitz, welche halbwollene Kleiderstoffe und namentlich Zanellas erzeugt, beklagt sich in ihrem Berichte an die Handels kammer Plauen sehr üher die nachtheilige» Wirkungen der Zollpolitik. Einmal beschneidet die Schutzzollpolitik der Nach barstaaten den Export ganz wesentlich, dann aber haben sich die deutschen Spinnereien, trotz de» ihnen gewährte» langjährigen Zoll schutzes, noch nicht soweit vervollkommnet, daß sie die feineren Nummern Keltcagarne Herstellen könnten. Dieselben müssen noch immer aus England bezogen und hoch verzollt werden. Wenn so nach die genannte Fabrik verlangt, baß wenigstens sür die nach dcm Auslände gehenden Waaren der bezahlte Garnzoll zurückgezahlt werde, so ist das jedensalls eine gerechte Forderung. Dadurch wird die inländische Spinnerei nicht benachlheiligt, die Webereien aber werden im Auslände leistungssähiger. -r- A»S öcm Erzgebirge, 15. August. Die Posameuten- industrie, die so viel Kräfte in ihren Dienst gestellt hat, ist Heuer noch etwas lebhafter in Anspruch genommen als im vorigen Jahre. Man würde schlgehen, wenn man daraus aus einen großen Ver dienst der Fabrikanten schließen wollte; denn der Wettbewerb der böhmische» und der Barmer Industrie macht sich überall bemerkbar. Vo» Amerika und England aus hat die genannte Industrie größere Bestellungen, meist jedoch nur in billiger Stapelmaare, erhalten. Die in Frankreich jetzt als hochmodern auslretende» Kleider zeigen zwar viel theuren Besatz; aber da dieser nie einen großen Bedarf bilden kann, hat er snr uns weniger Werth Wie die „Leipziger Monatschrift sür Textil-Jndustrie" m ttheilt, werden in der kommen- den Frühjahrsmode besonders die Coachot« und Netzarbeiten. wie die Galons, AgrömentS, einige Perlenmuster rc. eine Rolle spielen, und unsere Fabrikanten richten sich aus die Herstellung dieser Dinge ein. Daß malte und halbmatte Waaren schon in letzter Zeit den schillernden Besätzen vorgezogen wurden, ist wiederholt erwähnt worden; man glaubt, daß die Vorliebe für diese Art Besätze in Zu kunst weitere Fortschritte machen wird. —r. Lennenseld i. B.. 1b. August, lieber die hohen Muster st» esen und die Mißbräuche, die mit den Mustern im Buckskin- aeschäfte getrieben werden, wird allgemein geklagt. Die Handels kammer in Plauen giebt dieser Klage Ausdruck, indem sie daraus htnweist, daß die Zwischenhändler Muster in großen Mengen gratis beanspruchen, ohne daß sie Bestellungen, die dem Werthe der Muster entspreche», machen können. Manche Zwischenhändler treiben sogar Nebengeichäsle damit, indem sie die Muster au englische, französische oder österreichische Concurrenten verkaufen. Bielsach ist cs vor- gekommen, daß ein deutscher Fabrikant die von ihm bezahlten Muster in den Mustersammlungen ausländischer Fabrikanten Wiederfindel. dl Sächsisch-Thüringische Portland - Lemennabrik Prüßing L Co., Göschwitz Der AuftichtSrath bringt zur Kenntniß, daß die außerordentliche Generalversammlung vom 11. d. Mts. die Erhöbung des NcticiicapitalS um 100 000 »l beschlossen habe; die außerdem zur Fabrikerweiterung erforderlichen 150 000 sollen mittelst 5 proc Anleihe beschafft und den Commanditistcu eben- salls zur Zeichnung angeboten werde». 6) Wlkimar, lb. August. Die Einsükrung einheitlicher Normaltarife sür die Personen- und Gepäckbeförderung soll, wie bereit« kurz telegraphisch gemeldet, aus allen preußischen StaatSbahncn am 1. April k. I. erfolgen. Es sind dies die Kilometer-Sätze von reift. 9. 6'/, und 4'/, sür die drei Classen der Schnellzüge, von resp. 8. 6, 4 und 2 sür die vier Classen der Personenzüge und von '/, für je 10 Icx Gepäck-Hebers rack». In Thüringen kommen nur die Linie» Gera-Pößneck-Saalseld-Eichicht, Neudietendors-Plaue-Ilmenau und Fröttstädt-Friedrichroda in Be tracht, welche letztere Bahn am 1. April k. I. >n Staatsverwaltung übergeht. Aus den beiden erste«» Linien beträgt die Fahrpreis- Herabsetzung sür die vier Wagenclaffen resp. 11,12,13 und 16ft, Proc. aus der Linie Fröttstidt-Friedrichroda dagegen sogar für die drei ersten Wagenclaffen resp. 47, 40 und 33'/, Proc. und für da« Ge päck bO Proc. Die vierte Elasse ist hier noch nicht eingeführt *— Flora-Garten-Gesellschaft Das Etablissement „Flora in Charlottenburg ist wieder in den Besitz einer Actiengesellschast übergegangen und trägt letzt die obige Firma. Laut Handelsgericht, licher Eintragung umfaßt da» Grundkapital 300 <XX) öl; das ge- sammle Gartengrundstück mit allen darauf befindlichen Gebäuden und allen vorhandenen Zubehörnngcn an Wirthschaftsinvcntar, Restauration--Meublement, Palmen und sonstigen Pflanzen geht schuldenfrei für den gering erscheinenden Prei« vo» 190000 ^l an die Gesellschaft über. Den Vorstand der leweren bilden die Herren Bankier Hermann Paasch und der Gärtnereibesitzer Julius Rilmeyer zu Charlottenburg. *— Deutschland- ZuckerauSsuhr. Im Monat Juli diese- Jahres wurden ausgesührt 39 510 028 üx Rohzucker und 16 124 622 kx Zucker anderer Art, ferner in dem Jahre vom 1. August 1887 bis Ende Juli 1888 3S2 985 709 üx Rohzucker gegen 499 226 502 kx im Vorjahre) und 165 511 382 kg Zucker anderer Art (gegen 164 624 813 kx). Im Juli d. I. fand eine tarke Steigerung des Zuckerexvortes statt, welche sich durch das In- krasttreten der ermäßigten Aussuh, Vergütung am 1. August d. I. erklärt; es wurde» nämlich im vorigen Monat 109 708 Doppel-Ctr. Rohzucker und 68 782 Doppel-Ctr. rassinirter Zucker mehr exportirt als »n Juli 1887. Der Gesammtexport in der abgelausenen Campagne ergab gegen 1886/87 einen Ausfall von 1 453 542 Doppel-Ctr. *— Nach der im ReichS-Eisenbahnamt ausgestellten Nachweisung der aus deutschen Eisenbahnen — ausschließlich Bayerns — im Monat Juni d. I. beim Eisenbahnbetriebe (mit Ausschluß der Werkstätten) vorgekommenen Unsälle waren im Ganzcn zu verzeichnen: 5 Entgleisungen aus freier Bahn. 13 Entgleisungen und 10 Zusammenstöße in Stationen nnd 105 sonstige Unsälle (Ueber- ahren von Fuhrwerken, Feuer im Zuge, Kesselexplosionen und andere Ereignisse beim Eisenbahnbetriebe, sofern bei letzteren Per« onen getödiet oder verletzt worden sind). Bei diesen Unsallcn sind im Ganzen, und zwar größtentheils durch eigenes Verschulde», lo3 Personen verunglückt, sowie 15 Eisenbahnfahrzciige erheblich und 72 unerheblich beschädigt. Von den beförderten Reisenden wurden 4 ge- tödlet und zwar entfallen 2 Tödtungen aus de» Verwaltungsbezirk der königlich » E>senbahii-Di«cl>o» zn Berlin und je eine Tüdlung aus die Verwaltiiiigsbezüke der königlichen Eiienbakn-Directionen zu Magdeburg und zn Köln (linksrheinisch). Von Bahubeamle» und Arbeitern im Dienst wurden beim eigentliche» Eisenbahnbetriebe 20 gelödtet und 60 verletzt, von fremde» Personen (einlchließlich der nicht im Dienst befindlichen Äahnbcamten und Arbeiter) 8 getödtet und 10 verletzt. Außerdem wurde bei Nebenbeschäftigungen 1 Be amter verletzt. —w. Von der deutschen Schnumweinfabrikation. In gleich erfreulicher Weise wie >m Vorjahre hat sich daS Geschäft auch in neuerer Zeit weiter entwickelt. Erneut wird constatirt, daß, Dank den Bestrebungen der deutsche» Fabrikanten, nur tadellose Qualitäten herzustellen, der Branche immer weile« Kreise solcher Consumenten zugesüh« werden, welche sich seither ablehnend gegen das deutsche Fabrikat verhallen haben, wenngleich in der Bekämpfung des alt- eingewurzelten Vornrlbeils, speciell in unserem engeren Vaierlande, ein schweres Stück Arbeit zu verrichten ist. Nachdem daS Inland ich immer mehr dem heimischen Produkte zugcwendet hat, ist unsere Fabrikation in der Lage, auch im Auslände die Cvncurrcnz mit den ranzösischcn Schaumweinen erfolgreicher aufzunehmen. Trotzdem macht der Export noch einen ziemlich kleinen Procenlsatz der Jahres- expcdition ans, da eS auf den überseeischen Märkten lur die deutschen Favrikanten sehr schwer ist, mit den billigen französischen Mousscur, besonders aus der Saumurgcgcnd, in Concurrenz zu treten. Selbst England, welches unsere Spärkling Hocks früher gern aufnahm, wendet sich in neuerer Zeit dieser billigen Waare mehr und mehr zu. Die eingetretenc Besserung in der Gclchästslage macht sich indessen bereits in einem merkbaren Grad von Ueberproduction fühlbar, welche Preisunterbietungen im Gefolge hat und das reelle Geschäft vorzugsweise dadurch erschwert, daß sich die Snrrogatsabriken (Sod.r- wasscrmanier) in einer überraschenden Weise vermehren. Die Ver- legung von Filialen französischer Champaguerfabriken auf denlschen Boden hat sich bis jetzt als ungefährlich heran «gestellt. Dieselbe war von Anbeginn an auf falsche Voraussetzungen basirt. Solche Fabriken bemühen sich, gedrängt durch stockenden Absatz, halbfcrtige Waare den denlschen Häusern zu osferiren. *— Tabakprobenverkehr. Die Bundesrathsaiisschüsse für oll- und Stcucrwcsen haben für den Tabakvrobenvcrkchr folgende estimmungen festgesetzt, welche vom 1. Oktober d. I. ab für das ganze Zollgebiet in Kraft treten solle». „Kaufleuteu, welche nur mit ausländischem Tabak Handel treiben, denselben unmittelbar aus den Ursprungsländern beziehen und nur an Kaufleute weiter verlausen, kann von der obersten Landes-Finanzbehörde widerruflich gestattet werden, ans der öffentlichen Niederlage oder den ihnen be willigten, unter amtlichem Milverschluß strhenden Privatlagern ent nommenen Proben von Tabak sür eine in jedem Falle z» bestim mende Frist unverzollt in der Art in den freien Verkehr zu nehmen, daß sic dieselben inzwischen nur in einem ein- sür allemal anzu- meldcnden Raume ausbewahrcn dürfen. Vor der Ablassung der Probe» aus drin Aerschlußlager ist das Gewicht derselben von der Zollbehörde sestzustellen: auch sind sie von der letzteren mit Jdenti- tätszeichen zu versehen, falls sie nicht bereits JdentitätSzeichen an sich tragen, welche nach näherer Bestimmung der obersten Landes-Finanz- behürde als Ersoy sür die zollamtliche Jdemisicirung angenommen werden lönne». Für diejenigen Tabnkproben, welche nicht innerhalb der vorgeschriebenen Frist in das Verschlustlager znrückgcsührl werden, sowie für dns bei der Zurückftilining etwa Vorgefundene Minder gewicht ist der Zoll zu entrichte». Die Ablassung der Proben vom Verschlußlager und die Conirolirung des Wiedereingangs zu dem selben kann dem mit der Bewachung des Lagers betrauten Beamten überlasse» werden. — Nach näherer Bestimmung der obersten Landes- Finanzbehörde kann gestattet werden, daß Tabakproben aus einem unter amtlichem Mitvrrschluß stehenden Privatlager von dem mit der Bewachung desselben betrauten Beamten unter Erhebung oder Aiischreibung des Zolles in den freien Verkehr gesetzt werden. Soll eine Versendung von Proben aus dcm Lager nach dem Auslande erfolgen, so finden hierauf die allgemeinen Bestimmungen Anwendung." *— Nach dem „Deutschen Handclsarchiv" dauern die hauptsäch lichsten Ucbelstände. unter welchen bisher die Einfuhr nachZanle xu leiden hatte, nämlich die hohen Wechselconrse nnd Zolle, noch immer fort, ja aus manche Artikel ist der Eingangszoll so hoch, daß er gleich einem Einsuhrverbote wirkt. Der Werth der lßesammt- einsnhr belief sich während des Jahres 1887 auf 2 897 700 .äl gegen 3 779 100 in 1886. Für das abgelausene Jahr wird, nach dem Bericht, Deutschland zum ersten Male in dem amtlichen Ein suhrregister als Bezugsland ausgesührt, was daher rührt, daß manche aus Deutschland kommenden Waaren mit Ursprungszeugnissen ver sehen sein müssen, um die Vergünstigung der BcrtragozöNc zu ge- nießen; alle übrigen deutschen Waaren erscheinen dagegen nach wie vor unter den Rubriken Oesterreich oder Italien, weil sie über diese Länder eingeführt werden. Nach privaten Angaben betrug der Werth der Einfuhr von Deutschland in 1887 30 8«t0 Die Artikel der Einfuhr waren folgende: Manusacturwaarcn im Werthe von 17 320 Eisenwaaren im Werthe von 6160 .X, Knrjwaarcn im Werthe von 3410 >i, Chinin, Essenzen, Claviere zusammen im Werthe von 1980 .sll, Lampen im Werthe von 1930 ./< WaS die Ausfuhr betrifft, so zeigte dieselbe sür das Jahr 1887 eine beträcht liche Zunahme. Der größte Theil der Korinthenerntc wurde noch vor Ende des Jahres ausgesührt; auch war die Ernte selbst größer als im Vorjahre »nd erzielte etwas höhere Preise. Das Ergebnis) der Zante-Korinthenernte war in jeder Hinsicht, sowohl bezüglich des Ertrages, der Qualität nnd der Preise, günstig. Nach Deutsch land wurde» Korinthen zusammen im Werthe von 755 790 .st aus geführt. — Währ »b des Jahres 1887 verkehrten In dem Hasen von Zante 236!» Schiffe (796 Dampfer von 553 305 Tonnengehalt und 1573 Segelschiffe von 58 345 Tonnengehalt, wovon 4 Dampfer von 2831 Tonnengehalt und 3 Segelschiffe von 404 Tonnengehalt die deutsche Flagge führten. D. Salz- und Kohlenproduction im OberbergamtS- bezirk Halle pro II. Quartal 1888. Steinsalz: Neusörderung 43955 t (gegen 1887 — 2281 t). Absatz I2 3>, t (— 2?>83 ,); Kalisalz, Neusörderung 208 092t (-i-234li>»> , Absatz: 207 827t (Z- 23 807 t); Siedesalz: Neuproductton 24889 t (— 1719 »), Absatz 22077 t (— 1721 t); Vieh- und Gewerbesalz: Neu productton 2798 t (Z- 32 t), Absatz 2715 t (— 197 t). — Stein kohlen: Neusörderung 5589 t, Braunkohlen 2 829 477 t; Absatz an Steinkohlen (Durchschnittspreis 9,56 >t pro Tonn«) 3877 t (Z- 48 t) im Werthe von 37 077 >l. 2 677 873 t Braunkohlen (4-102 674 t) (Durchschnittspreis 2,45 öl) im Wen he von 6 559 643 Mark An Bestand verblieben am Quartalsschlüsse 1932 t Stein kohlen (gegen Beginn des Quartals Z- 929 t), 264 977 t Braun kohlen (- 134 600 t). G Lützendorser Kohleawerke. Wie schon mitgetheilt. Hot eine außerordentliche Generalversammlung der Gesellschaft unlängst die Liquidation beschlossen. Der Abschluß pro 8l. März d. I. weist einen Verlust von 34SI9 .öi! aus, nachdem 39 796 .si von den Generalunkostcn und 9557 von den Abschreibungen in Anspruch genommen sind. Der Ueberschuß der Betriebsconten hatte nur 18114 belraqen. Das Actiencapital ist 310000 >t. außerdem besteht eine Obligationsschuld von 147 000 Frankfurt a. M-, 15. August. Johann Georg von Hoyder, früher Senior des HauscS Grnnelius und Präsident der Darnistädler Bank, ist heute im Alter von 75 Jahren gestorben. *— Eine der wichtigsten Fragen, welche den in wenigen Tagen unter dem Schutze dcs deutschen Kaisers in Frankfurt a. M. zuiammcntretenden III. Internationale» Binnenschiff fahrt S-Con greß bewege» wird, ist die.der Berb esserung der Statistik des Schissfahrtsverkehrs, welche schon die beiden vorangegangenen Congresse, de» zu Wien und den zu Brüssel be schäftigt hat. Für den jetzigen Kongreß ward RegierungSrath Ar thur von Studnitz in Dresden als Referent über diese Frage be stimmt. Ter von ihm zu erstattende Bericht liegt uns bereits gedruckt vor. Ec weist zunächst die Nothwendigkeit der angeregten Ver besserung nach und zeigt dies an dem gegenwärtigen Stande der in Deutschand zur Zen siir diese Statistik gütigen gesetzlichen Bestim- mungen. Daran schließen sich die vo» einer Commission des „Cen- tralvereins sür Hebung der deutschen Fluß- und Lanalschiffsahrt", deren Referent gleichfalls Herr von Studnitz war, au-ge- arbeitete» aus die schwebende Frage bezüglichen Vorschläge, nus welche eine kritische Revue der in andern Ländern (England, Schwede», Oesterreich, Holland, Italien, Ver. Staaten von Nord amerika, Cauada, Indien, Frankreich und Belgien) bestehenden bezüglichen Statistiken solgt. Als Länder, welche die zur Zeit un streitig beste Binnenschiffsahrts-Stalistik besitzen, nennt Dr. von Studnitz Belgien und Frankreich. Die Schlußanträge des Herrn Referenten, welche dein internationalen Charakter des Longresses gemäß in deutscher, englischer und französischer Sprache abgesaßt wurde», lantcn: 1) Eine brauchbare Statistik des Binnenschifffahrts- Verkehrs muß die wirklichen Leistungen der Wasserstraßen in Tonncn-Kilometern sesistellen. 2) Die Statistik des Binueiffchisssahrts- Verkehrs muß, außer über die Gesammt - Leistungen der Wasser straßen, auch über den Verkehr der einzelnen Häsen Auskunft geben. 3) Die gewonnenen Resultate müssen übersichtlich und möglichst schnell veröffentlicht werden. 4) Internationaler Vereinbarungen bedarf nur die statistische Erfassung desjenigen Verkehr», weicher die Laudes grenze überschreitet. Z Ter Jahresbericht der Handelskammer ;u Bingen am Rhein sür die beiden Jahre 1886 und 1887 weiß von einer Besserung in Handel und Industrie nichts zu melden, beklagt viel mehr, daß die Herabsetzung des Zinsfußes wegen der dadurch be dingten Einschränkung der kleinen Capitaiisten dem wichtigsten Ge schäftszweige des Bezirkes, dcm Weinhandel, der überdies bei zwei ungünstige» Ernten mit verdoppelten Schwierigkeiten zu kämpfen hatte, sehr fühlbar geworden sei. Ein wichtiges Hinderniß der ge- siiiidcn wirthschastlichc» Entwickelung erblickt sie in der neuen Zollpolitik, welche bald in diesem, bald in jenem Lande zum vermeintliche» Schutze der Industrie oder Production jährlich sich »lehrende und wachsende Schranken aufbaut und einen wirth- schastlichen Kriegszustand in Europa herbeigesührt hat. Sie bezweifelt, daß dieser Zustand dem Erdtlieile, wie den Einzel- länderu zum Segen gereicht, und weist daraus hin, daß selbst die weilgehendstc» Zugeständnisse bei den Agrariern nur das Verlangen nach neuen Zöllen wachrusen, gleichsam als ob dieser Durst ein unlöschbarer wäre! Köln, 15. August. Slach Angabe der „Köln. Ztg." wandte» sich lhci».westfälische, meist der Maschineniudustrie angehörige Firmen an den Haodelsmiuister mit dem Ersuchen, gegen den Walzwerk verband', sowie überhaupt gegen derartige Vereinbarungen Stellung zu nehme!,. Hamm. 15 August. In der heutige» AussichlSrathssitzung des estsälischen Drathindustrie-BereinS wurde beschlossen, der Generalversammlung die Vcrtheilung einer Dividende vo» 4 Proc. sür das abgelausene Geschäftsjahr vorzuschlagen. Rnhrort, 15. August. Die Dividende der Rheinischen Stahl werke zu Meiderich-Ruhrort sür 1887/88 ist heute mit 9 Proc. der voraussichtlich am 20. September slattfindenden Haupt Versammlung vorzuschlagen beschlossen worden. (Für daS Vorjahr wurden 11 Proc. gezahlt.) Z Die Fabriken von Briefumschlägen haben infolge des sich jährlich steigernden Briesverkehrs seit einer Reihe von Jahren, so auch im letzten genügende Beschäftigung gehabt. Trotzdem ent sprach der Gewinn nicht immer den materiellen Aufwendungen. Es liegt dies, wie der Jahresbericht der Elberselder Handelskammer anssührt. an denjenigen Fabrikanten, welche vor allein aus Erreichung großen Absatzes ausgehen und zu dem Zwecke die gangbarsten Sorte» ohne Gewinn verkaufen. Dieses Verfahren wurde keineswegs vo» den mit niedrigen Löhnen arbeitenden Berliner Fabriken beobachtet, sondern gerade von solchen, die seit Jahren vollauf beschäftigt sind. Diese Verleugnung der ersten kausmänni- scheu Regel — »ach der man jede Gattung seiner Waare sabricirt, um daran etwas zu verdienen — würde unerklärlich sein, wenn nicht diesen Fabrikanten lediglich das Ziel vorschwebte, dem Nachbar Anstrüge wegzusangen, gleichviel ob sie unmittelbaren Nutzen davon haben. Die gut sundirien älter» Fabriken der Branche werden dadurch nicht wesentlich berührt, kleinere Fabrikanten, welche weniger leicht ihre Papiere wechseln oder ihr Absatzgebiet erweitern können, müssen jedoch unter solch kurzsichtigem Verjähren manchmal schwer leiden. Die Rohstoffe zur Herstellung des Papiers haben eine steigende Tendenz: es ist zu hoffen, daß damit der das Louvertgeschäst schädigende andauernde Rückgang der Papierpreise sein Ende er reicht hat. *— Ueber die Geschäftslage im Jahre 1887 äußert sich die Handelskammer zu kiel in ihrem Jahresberichte am Schluffe einer zusaiiimenfassenden Uebersicht über die Ergebnisse der wich tigsten Gcwerbzweige: „Vereinigt man die Einzeiberichte zu einem Gejammtbilde, so glauben wir, daS Jahr 1887 in geschäftlicher Hinsicht als ein im Allgemeinen befriedigendes bezeichnen zu dürfen. Der bereits zu Ende des JahreS 1886 erwähnte Still stand in der bis dahin rückläufige» Bewegung machte im Lause des jüngsten JahreS, weingsleiis vorübergehend, sür einzelne Zweige einer austvärtsgehenden Richtung Platz. Jusolqe davon trat im Spätherbst eine größere Lebhaftigkeit und Regsamkeit zu Tage. Vermochten auch einzelne Branche» daS Jahr nicht günstiger wie das Vorjahr abzuschließen, so lag sür andere wiederum eine mehr oder Mindee n-ahr»ehnibare Besserung vor. Die Ernte war geeignet, durch ihre Ergiebigkeit de» Landlenten einen annähernden Ersatz gegenüber der» Ausfall infolge der niedrigen Productenpreise zu ge währen. Der iailearbciiciide» Bevölkerung ist eine reichliche und im Ganzen lohnende Beichäsligung geboten worden. Die fernere Entwickelung der wirlhschaftlichcn Verhältnisse unseres Platzes hängt von mannigfachen Einwirkungen ab und läßt sich deshalb im Ein zelnen nicht genau vorher bestimmen. In erster Linie stehen zwei Ersocdernisje, welche der gesummten nationalen Arbeit gleich wichtig sein werden: die fernere Ausrcchterhaltnng des Friedens und eine Periode der Stetigkeit und Festigkeit in der Zoll- und Handelspolitik des deutschen Reiches. Für die Stadt Kiel insbesondere, und wir dürfen wohl sage» für eine» großen Lheil der Provinz Schleswig-Holstein im Allgemeinen, kommt hinzu die Ausbildung der Verkehrswege, welche bestimmt sind, die vorhandenen Q -llen wiilhichasilicher Thäligkeit zu erhalten und neue zu erschließen." *— Daß die hohe» Getrcidezölle, welche allmälig in einer Reihe europäischer Siaalcn eingesührt worden sind, eine tiefgreifende Störung in den gesammten internationalen Getreide handel hineingclragcn haben, die eine gesunde geschäftliche Ent wicklung nicht aus'om»»» läßt, tritt immer deutlicher hervor. Sehr treffend schildert der Jahresbericht des Vorsteher-Amts der Danzigrr Kausmannschast diesen Druck, welchen die Getreide zölle der verschiedenen Länder in ihrer Gcsanimtheit aus die Preis bildung de« Weltmarktes ausübe». „Je größer die Zahl der- lentgen Staate» wird, welche durch mehr oder minder hohe Zoll schranken die fremde Gctreideeinftihr von ihren Grenzen abzuhalten suchen — im vergangenen Jahre ist »un auch Oesterreich und neuer dings Schweden in die Reihe dieser Staaten eingetreten — je schwieriger und stockender mithin der Abfluß der an den Weltmarkt kommenden Zufuhren nach den verschiedenen Eonsumtionsgebieten sich gestaltet, um so mehr verstärkt sich naturgemäß d,e rückgängige
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