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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 10.09.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-09-10
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188809104
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18880910
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18880910
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1888
- Monat1888-09
- Tag1888-09-10
- Monat1888-09
- Jahr1888
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 10.09.1888
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Erste Mage zum Leipziger Tageblatt mb Anzeiger. ^ 254. Montag den 10. September 1888. 82. Jahrgang. Ulli! n. mv. tt88, 16. lien l preisen iK. :parirt, mvr genau mit nur läser» sec Vor st litt ruiil, ,r. 1812. ch-A.8l5. 50 a», Kr billig, s, sowie sokianncS- »Ilvr. »R 18 sertintrr rerung. >>«7.50. . Lame»: 1 >l 3.5«. „(Leder) 2.5V. VV, lv, rv » abel, ^ hlenstk. OS. »lrnttr. 32. Jur preußischen Wahlbewegung. KI-6. Berlin, 8. September. Die Wahlbewegung in der Stadt Berlin ist. wie auch im Lande, noch nicht recht in Fluß gekommen. Die Socialdemokratcn. die bei den ReichStagSwahlen der Wahlagitation in der Hauptstadt eine be sonders Ubhaste Tonart zu gebe» pflegen, scheiden bei den LanktagSwahle» säst ganz auS. Wenn sie sich überhaupt an den Wahlen betheiligen, werden sie. dem Zuge ihres Herzens folgend, die Deutschsreisinnigcn unterstützen. Die letztere» glauben» im Vertrauen aus den langjährigen ununterbrochenen Besitz, der hauptstädtischen Landtagsmandate sicher zu sein und sind mit Agitation noch wenig hervorgctreten. Sie werden den Berliner Wählern wohl wieder die großen Staatsmänner HermeS, Knörcke, Langerhans. ParisiuS ». s. w. präsentiren. Indessen so ganz sicher dürste der deutschsrcisinuige Sieg auch bei den Berliner La»d- lagSwableu nicht mehr sein, wenn die ankern Parteien Zusammenhalten, namentlich im ersten Wahlkreis, der drei Abgeordnete zu stellen hat. Dieses Zusammenhalten wird allerdings gerade i» Berlin in der Regel sehr erschwert durch die eigenthilmliche Gestalt, welche hier die conservative Partei und Bewegung zum Thcil angenommen hat und welche durch die Namen Stöcker und v. Hammerstein sich kennzeichnet. DaS ganz besonder« die Berliner Wahlen charakterisirende Vordrängen der bochreactionären und anti semitischen Richtung in der conservativen Pawei war bisher meist ein Hindernis; für de» festen Zu'ammenschlnb aller antisortschrittlichen und antisocialistischc» Elemente und deren Sieg. Wenn die conservative Parteileitung davon absieht, Caiididaden dieser extremen Richtung de» Wählern von ge mäßigter Gesinnung ausdränge» zu wollen, so lömrte mit Aussicht aus Erfolg in den Wahlkampf eingetrelen werden. Nalionalliberale und Freiconscrvalive werden in Anbetracht ihrer verhälknis;»iäßigcn Schwäche in Berlin, die ihnen wohl bewußt ist, hinsichtlich der Ausstellung von Eandidatcii ihrer besonder» Parteirichtung keine übermäßige» Ansprüche machen, sie werben auch geneigt sein, zur Unterstützung entschiedener Eonservativer die Hand zu bieten, nur dürfen diese nicht der oben gekennzeichneten cigentbünilichen und im Grunde gar nicht auf conservativem Boden stehenden Spielart angehören. Bei de» letzten Reichstag-Wahlen in Berlin sind im ersten Wablgang inehr Stimmen aus «onservative und national liberale als aus deutschsreisinnige Candidaten gefallen. DaS legte Zengniß von der uiigemein starken Zahl antifortschrilt- I'.cher Wähler ab. Bei Mäßigung und vorsichtiger Tactik ist bei den Berliner LandtagSwahlen die Eroberung einiger fort schrittlicher Mandate nicht ausgeschlossen. Gegen die beiden fortschrittlichen Vertreter dcS Wahl kreises Hanilu-Soesi (Traeaer und Uhlendorfs) werden die Nalionalliberale» im Verein mit den Conservative» eigene Candidaten ausstellen. Einer derselben ist der Nation ak tiver ale Gyninasialdireclor Schmelzer in Hamm. Der zweite Candidat wird voraussichtlich der sreiconservativen Partei entnommen werden. Der conservative Wahlaufruf. * Von alten Parteien sind die Conservativen zuerst mit eine», Wahlaufruf an die Oesfenllichkeit getreten. ES ist anzuerkennen, daß derselbe dem ferneren Zusammen wirken der nationale» Parteien einige entgegenkommende und verheißungsreiche Worte widmet. Als die nächsten Be strebungen der conservativen Partei zählt der Ausruf auf: eine Reform der dirccten Steuer», insbesondere der Gewerbe steuer und der Grund- und Gebäudcstener, sowie des Ein- schätzungSvelfahreils bei der Classcn- und Enckonimcnsteuer, ferner wirksamere Erleichterungen der Communalverbände durch weitere staatliche Ucberwcisungeii. Auf dem Gebiete der Schulpolitik wird das Festhalten an der konfessionellen Volksschule betont, dagegen der Scbnlantrag deS CenlrumS zurückgewiese», allerdings i» einer Weise, der mehr Ent schiedenheit und Vollständigkeit zu wünschen wäre. Für den Erlaß einer den ganzen preußischen Staat umfassenden Land- genieindeordnung sieht der conservative Aufruf kein Bebürsniß. Für die evangelische Kirche wird eine staatliche Dotation und freiere Bewegung gefordert. Ob sich damit die conservative Partei die Forderungen deS Antrags v. Hammerstein in vollem Umfang oncignet, läßt sich nicht erkennen. Ueberhaupl treten auS den dehnbaren Wendlingen des Ausrufs die posi tiven Ziele der conservativen Partei nicht immer mit der wünsch nSwcrlhcn Klarbeit hervor. Wir lassen nachstehend den Wortlaut dieses Aufrufes folgen: Das preußische Volk ist binnen Kurzem berufen, Neuwahlen zui» Hause der Abgeordneten zu bewirken. Die Herzen der Wähler sind noch ersülli oon tiefer Trauer über Len innerhalb weniger Monate ersolgten Heimgang zweier Kaiser und Könige, der unerreichien Vorbilder ihres Volkes, aber neben dieser Trauer steht die freudige Zuversicht, daß aus den selten Grundlagen. welche durch das ruhmreiche Regiment des Kaisers und Kön gs Wilhelm I. zum Segen unseres Volkes gelegt sind, nach den anc-diücklichcn Verheißungen seines Enkels, unseres cihabenen Kaisers und Königs Wilhelm kl., weiter gebaut werden soll. Diese Verheißungen, welche unserem Volke die Stetigkeit einer besonnene» monarchischen Entwickelung verbürgen, sind es, welche de» Weg vorzeichnen, den auch die Wähler bei der bevorstehenden Wabl einzuschlagen haben. Sie bieten die Möglichkeit, daß bei dem Wahlkunipfe alle diejenigen Parteien auch ferner zusamnienstchen, welch- für die Bewahrung eines starken königlichen Regimentes, sür die Pflege der Liebe zu unserem eigenen preußischen und weiteren deutschen Vaterlande und sür die Erhaltung christlicher Zucht und Sitte in unserem Volke seither zusammen gestanden haben. Tie conservative Partei bietet Allen die Hand, welche mit ihr diese Zücke zu erstreben gewillt sind. Deutschlands Fürsten, welche ich einmüthig bei der Thronbesteigung um Kaiser Wilhelm H. ge- chaart, mögen den preußischen Wählern eia leuchtendes Vorbild rückhaltloser Hingebung an das Vaterland auch bei der bevorstehen den Wahl sein. Du conservative Partei hält daran fest, daß eine Reform der bestehenden direkten Steuern ein dringendes Bebürsniß ist. Die Gewerbesteuer ist veraltet. Die Grund- und Gebäudesteuer wirkt als Znschlagssteuer um so drückender, als der Grundbesitz in seinen Ertiagen immer mehr zurückgeht. Da» Einschätzungsverfahren der Elasten- und Einkommensteuer ist unzureichend geworden, die Ab« slujung der Steuersätze erweist sich als unrichtig. Neben der Reform der direkten Steuern sind im Falle verfüg barer Mittel wirkiamere Erleichterungen der kommunalen Verbände bei Deckung ihrer jchwerlastenden Ausgabebcdürsnisse durch lieber» Weisungen aus Staatsfonds seiner geboten. Die Leistungen sür die Volksschule bedürfen weiterer gesetzlicher Regelung. Nicht nur ist die Bcitragslost der einzelnen Schulunter- belinngSpslichligen ln ihrem Verhältnisse zu einander vielfach un- hnlibar geworden, sondern rS mangelt auch an den ausreichenden geictzlichen Unterlagen sür die innere Gestaltung der Schul- gemeinden selbst. Die conservative Partei tritt im Interesse der religiös-sittlichen Iiigenverziehuiig und im Anschlüsse an die historische Entwickelung <ür die consessionelle Volksschule ein, sie kann aber zu einer gesetz- lichen Regelung deS Verhältnisses der Kirche zur Schule, wie sie der Antrag der Cknlruwsparlei soidert, die Hand nicht bieten. Für den Erlaß einer den ganzen prenßnchen Staat umsastenden Landgemeindeordinuig sehen wir kein Bebürsniß. Die Freiheit der Enlwickklung unserer ländlichen Verhältnisse ist gegenwärtig „ keiner Weise behindert, sie beruht vielmehr aus geiunden Grundlagen. Dagegen glauben wir, daß da. wo Landgemeinden und selbstständige Gulabez rkk örtlich gemeinsame vsteniliche Ausgaben zu ersüllen haben, die Möglichkeit geboten werden muß, auch beim Widerspruch der Belh«>l«gten statutarisch gemeinsame Ernrlchtungen ins Leben zu rusen. Da» verlangen der evongektschen Kirche nach einer Dotation halten wir, wiederholte» Zusagen entsprechend, sür ein gerechte». Ebenso glauben wir, daß der Staat in der Lage ist, solche Wünsch» der evangelischen Kirche aus eine freiere Bewegung zu ersüllen. welche durch deren geordnete Organe ausgesprochen und ein Zu- animenwirken von Staat und Kirche zu fördern geeignet sind. Wähler, das sind sür die conselvative Partei die nächsten erslrebenswerlhcn Ziele. Wer diese Ziele mit verfolgen und im Allgemeinen eine besonnene Forleniw ckelung unserer inneren Ver hältnisse fördern will, schließe sich uns an. Christenlhum, Vater land, Monarchie, das ist und bleibt unser Losungswort. Berlin, den 8. September 1888. Der Vorstand der conservativen Fraction deS Abgeordnetenhauses. v. Rauchhaupt, v. Minnigervde. Grimm, v. Hammerstein. Korsch. Gras Limburg-Stirum. v. Liebeimann. Sack. v. Wedell-Maichrw. Lolonialpolitischcs. * Telegraphischen Nachrichten auS Zanzibar zufolge haben an einem einzelne» Pmicte Unruhen stattgesuuven, deren Spitze sich gegen die Uebernahine der Verwaltung durch die Deutsch Ostasrikanische Gesellschaft kehrte. Irgend ernstere Bedeutung wird dem Geschehenen in sachkundigen Kreisen nicht beigeincsien, zumal »ach den der Ostasrika- iiischen Gesellschaft zuzcgaiigenen Mittheilniigen der Sultan dem Generalvertreter der Gesellschaft Truppen zur Verfügung gestellt hat, welche die übrigens nur wenig zahl reichen Meuterer bereits mit Erfolg zu Paaren getrieben haben. Man darf wob! amichmeil, daß der Ernst, den so wohl der Sultan als auch unsere Kriegsschiffe bei dieser Gelegenheit an den Tag gelegt haben, den unbotmäßigen Elementen jener Landstriche zur heilsamen Lehre dienen werde, daher den» auch in de» Kreisen der Ostasrikanischen Gesellschaft dieser Zwischenfall nicht eben mit ungünstigen Augen betrachtet wird. ES steht solchergestalt noch am ehesten zu erwarten, daß die arabische wie auch die Neger bevvlkcrunq sich der Erkcnntniß von der Macht erschließt, welche hinter den, deutschen Namen und den dort engagirten deutschen Interessen steht. * Am Sonnabend fand eine Plenarversammlung deS DirectionSratheS der Ostasrikanischen Gesellschaft satt, in welcher beschlossen wurde, die ordentliche und außer ordentliche Generalversammlung aus den 28. September anzusetzen. In der erster»» soll über die von der NevisionS- Eommissiou als richtig befundene Bilanz Beschluß gefaßt werden und in der letzteren solle» Statutenänderungen bc- rathen werden, von welchen die wichtigste die ist, daß sich die Gesellschaft aus Grund deS lctzle» EolvnialgcsetzeS in eine ReicbScorporation umwandeln will. — Außerdem hat der Dircctionörath beschlossen, sich bei dem Ei» in Pascha- Unternehmen mit dem Betrage von 30 000 .E zu be- theiligea. Altes Theater. Leipzig, S. September. Der Schwank „Die b laue Grotte", von Emit.Pohl, nach dem Englischen bearbeitet, fand gestern Abend eine gethcilte Ausnahme. In der Thal »st d>e Komik dieses Schwankes eine sehr sorcirte, und wenn auch das Tohuwabohu einzelner Scenen aus empsänglich- Gcmüther seine Wirkung nicht verfehlte, so machte doch diese Hetzjagd toller Situationen im Ganzen einen unbehaglichen Eindruck. Die Gattin Isabella dcS Senators Heimchen hat die Uhr der Zeit etwa« zurückgestellk und dabei auch ihre» Sohn auS erster Ehe als coixus ckolicti in Mitleidenschaft gezogen. Der Cinundzwanzigjährigc wird sür einen Fünfzehnjährigen auS- gegebcu, »uiv der harmlose Kleine erfreut sich der Gunst der Damen, besonders seiner Elavierlehrerin, und wird von ihnen ehegt und gehätschelt. Dies Alles ist »»wahrscheinlich und at einen etwas unfeinen Beigeschmack. Nun begiebt eS sich, daß ein Generalconsul. der bei der Taufe dieses SobncS zu gegen war, am Horizont aristaucbt und von Heimcheii zu Mittag cingrlade» wird. Frau Isabella erschrickt darüber nicht wenig und bietet Alles aus, ihn vorher zu sprechen, damit er nicht aus der Schule plaudere und sie com- promittire. Wäbrcnd sie ihn in der blauen Grolle, einer Restauration, in welcher bisweilen Hazard gespielt wird, aus- sucht, geräth auch ihr Gatte dorthin, indem er sich von seinem Stiefsohn, dem einundzwanzigjährigc» onkaut terriblo, ver- sührcn läßt. Und die Schwester Isabella'». welche diese dorthin begleitet, trisst daselbst ihre» frühere» Berlvble»; nach gegenseitiger Verständigung wird die Enllvbung wieder rückgängig gemacht. Nun greift die Polizei ein. welche die Spiclerbande der blaue» Grotte verhaften will. Ein lärmendes Durcheinander bildet den zweiten Anschluß, und der dritte Act klärt die Verwechs lungen auf, nachdem Vater Heimchen, sich unter einer Bracke versteckend, zwar de» Verfolgern entgangen ist, aber »i sehr fragwürdiger Gestalt erscheint und der Sohn mit einem »orinalen Katzenjammer sich cinsindet. Für einen Spaß, der auS ein paar Verwechslungen hervorgeht, ist daS Ganze zu gedehnt, und die Auösühr»»g ist oft plump und geschmacklos. Der alte Heimchen, ein sehr schwacher Gatte und Vater, kann allenfalls sür einen Lnstspielcharaklcr passircn, und Herr Büller spielte ihn, das klägliche Opfer seines Stiefsohne», mit der ganzen rührenden Gebrechlichkeit, welche diesem un selbstständigen Familienvater eigen sein muß. Sehr komisch war er im letzten Act, in seiner Entrüstung über den Polizei- sccrclair, der fortwährend ein verdächtiges Individuum aus dem Strich bat, das Niemand Anderes war als Heimchen selbst, den sein Sohn mit jenem mißliebigen Namen in die blaue Grotte eingesührl. Dieser Sohn, der aus Conlo seiner vermeintlichen fünfzehn Jahre nach allen Seiten hin sündigt, wurde von Herrn Hänselei frisch und lebendig gespielt. Nehmen wir noch Herrn Odo von Knarre hinzu, einen ctioaS unangenehme» cholerischen jungen Herrn, der in der Pvlizeistube wie ein wilde» Thier im Käsig hin- und herläust und welchen Herr Straß mann durchaus in schwankartiger Weise spielte, so sind die eigentlich komischen Personen des Stücke« erschöpft. Diese ValcSka von Sckivnholz ist, so stürmisch sie sich eiiisührt, doch eine etwas blaffe Figur, auS welcher auch Frl. Witt trotz aller Lebendigkeit nicht» machen konnte, unv noch blässer ist die Clavierlebrerin Iva Lultchcn. welcher Frl. Körner wenigstens beim Begum des SlückeS einige komische Nuancen zu geben suchte. Die alte Frau Isabella wurde von Frl. Truhn etwas zu ernslhast genommen. Herr Treutler als griesgrämiger Senator Buller und Herr Vorcherdt als diplomatischer General-Consul, der im zweiten Act Alles aus» Beste arrangirt unv de» SportSman auf dem Balcon verregnen läßt, deckten ihre Rolle. Die „blaue Grotte" wurde durch Herrn Quincke (Restaurateur) und Herrn Grein er (Oberkellner) angemeffe» verlretcn, die Polizei besonder- durch Herrn Abots Müller, der dem Polizeisecretair Sichcrmann ein recht behäbige» Anscben gab, und durch Herrn Tietz, der den Pvlizeiwachlmcister Finkig energisch vurch- sührle. Auch gegen daS präcise Eingreifen der crei Polizei- diencr (Herren SLiniedecke, Laiigenhan und Tschurn) läßt sich nicht» einwenden. Der Abel de» Herrn Wack war e», naiver Diener, der da» Hauswesen des Herrn Heimchen kritisch zu würvigen wußte, und das gewandte HauSmäcchen Lotte des Frl. von Romberg prcsitirte nach Kräften von der minorennen Liebcuswürdigküt de» „Fünfzehnjährigen". Rudolf von Gottschatt. Musik. Neues Theater. Leipzig, 0. September. Wenn unser trefflicher Bassist Herr Grengg, dessen Austritt cmS unserem Opernvcrbande nun ganz fest steht, immer io vorzüglich ersetzt würde, als e» gestern Abend Li"-' Herrn Köhler in der Rolle dcS van Belt geschah, da i könnten wir seine» Verlust leichter ver schmerzen. Herr Köhler faßte die Rolle von Grund aus anverS an al» sein Vorgänger, und doch erzielte er eine sebr gute Wirkung; daS macht seinem Darstellungslalent alle Ehre. Bei Herrn Greng berubt die glückliche Wirkung in dem scharfen Widerspruch zwischen der stets hohcilSvollcn Haltung des van Bell und seiner sonstige» Albernbeit, bei Herrn Köhler kündigt sich die Albernheit vcS van Belt auch gleich in Haltung und MaSkc an. und wenn man sich a» kiese Auffassung gewohnt hat. kann man auch ibr volles Lob spenden. Ta» Publicum amusirle sich köstlich über den „ge strengen" Herr» Bürgermeister, der uns die Ueberzeugung ausnöthigt, daß eine gute Obrigkeit allerdings nur zu den „Vcriiiulhuiigen" gehört, u»V Herr Köblcr erntete »aiiient- lich »ach der großen Arie reichen wohlverdienten Beifall. Derselbe lohnte auch Herrn Perron nach dem Zarcn- licde in rauschender Weise. Herr Perron war sonst als Zar zu jugendlich, wohl auch oft zu weich. Regenten wie Pclcr !. waren auS Stahl und Eisen geformt. Nichtsdestoweniger war die Anssaffnug Misere» mit der herr lichste» Stimme begabten Sängers sehr sympalhisch, und man tan» nur nut einem Gefühle VcS Stolzes aus die Thatsachc Hinweisen, daß Leipzig zwei ganz hervorragende Barytonisten seiner BUlme verpflichtet sicht. Neu war auch Herr Hübner alS französischer Gesandter. Hier vermißte inan allerdings die seine Darstellung-kimst deS sonstige» Vertreters dieser Partie. Herrn Hedmondt, sehr. Herr Hübner sang seine Romanze zwar sehr hübsch, »amciillich durch seine Nuancen überraschend, >»> Nebligen fehlten der Partie alle Pointen. Die sonstige Besetzung ist als gut bekannt, ausgezeichnet wurden während de» SlückeS nanienllich Frl. Arlner n»d Herr Mario»; ausfallend war eS aber, daß bei de» Akt schlüssen säst gar nicht applandirt wurde. Herr von Fielitz »»igle seine ganze Geschicklichkeit auswendeii, »>» die Aus führung zum guten Ziele zu führen. I» de» Ensembles zeigten sich große Unsicherheiten, deren Beseitigung von mehr als gewöhnlichem Geschick des CapcllmcisterS zeugte. M. Krause. * Taucha, 9. September. Die Gelegenheit der Anwesen heit dcS 106. Ilisanterie-NegimentS i» Taucha und Umgegend verschaffte unserer Bewohnerschaft jüngster Tage einen musikalischen Kunstgenuß, indein die Capelle des genannten Regiments unter der vorzüglichen Leitung des Herrn Musikdircclor Matt Hey einein allseitigen Wunsche nach Veranstaltung eines Militair-ConcerteS entsprach. Der Saal dcS SchützcnhauscS war von einem zahlreichen, gewählte» und dankbaren Publicum besetzt und auch an gesehene Familien auS der Umgebung hatten sich eingcsunden. Der Barbarossa-Marsch, eine eigene feurige Coiiiposilion dcS Herrn Director Malt Hey. leitete das Conccrt ein und eS folgten im weitere!. Verlause in geschickter Vertbeilung die Ouvertüren zu „Egmont" und „Telt", WotanS Abschied und Fcuerzauber, Fanlaffe auS „Mikado" u. s. w. Der Vortrag sämmllicher Nummern war rin durchweg ausgezeichneter unv der Capelle und ihrem Dirigenten zur Ebre gereichender; dies wurde bezeugt durch den stürmische» Beifall, der jeder Nummer folgte. Der Abend wird allen Besuchern als ein herrlicher, genußreicher in der Crinnerung bleiben. XV. Generalversammlung des deutsch-österreichischen Alpenvcreins. k. Lindau, 8. September. Ter Einladung der hiesigen Seclion deS AlpenvereinS war in> vergangenen Jahre Erfolg zu Thcil und unsere sreundliche Seestadt zur Abhaltung der diesjährigen (15.) Generalversammlung dcS gesamintc» Vereins erwählt worden. Nach maiiiiicksachcn Vorbereitungen zeigte sich gestern die Stadt zur Empfangnahme fertig. Reicher Flaggenschiiiuck, Bluinclidecorationen, Ehrenpforten gaben äußerlich bereits Beweis, daß man sich aus Ankunst der Gäste freue und am gestrigen Abend sanv ein herzliches Be- grüßungSscst im Thealersaale statt, bei welchem nicht nur ausS Freundlichste der Vorstand der hiesigen AlpcnvereiiiSscction, Aiiitsrichler Lunglemeyer, sondern auch als Vertreter der Stabt Herr Bürgermeister von Lossow, einen Willkommen- gruß darbrachte, indes; durch Vorsnhrung von Alpcnscenen (Prolog und 6 Ausführungen) den erschienenen Festgästen (gegen 400) eine vergnügte Abendunterhaltuiig bei ausgezeich neter Verpflegung geboten wurde. Am heutigen Tage fand früh die übliche Vorbesprechung sür die morgende Generalversammlung statt, welche bezweckt die Debatten abzukürzen und in vertraulicher Weise die An sichten der einzelnen ScctionSvertreter zu klären. — DaS Wetter war gestern Abend biü heute Mittag das übliche dieser Saison, strömender Regen begleitete den Weckruf, der früh durch die Straßen vom städtische» Musikcorpö gebrach! wurde, vereitelte einen geplanten Morgcnspaziergang und dic Morgcn- musik am Hafen, nur gegen Mittag hellte sich der gänzlich umzoaene Himmel etwas aus und so fuhren die Festgäste »ach dem Mittagessen auf 2 reich beflaggten Dampfern heule um 3 Uhr ab, um der benachbarlen lieblichen österreichischen Stadt Bregenz einen Besuch abznstatte». Die Rückfahrt erfolgte bei strömende» Regen, welcher die mit große» Opfern ge plante große Stadt- bez. Secbcleuchtung, verbunden mit Bovtregatta leider wesentlich beeinträchtigte. k. Lindau, 9. September. (Telegramm.) Heutige Generalversammlung dcS deutsch-österreichische» Alpen- vercinS erwählte Vertreter der Sectio» Austria i» Wien zum EentralanSschuß und bestimmt Bozen alS Ort für nächst jährige Generalversammlung. Universität. Tckppelsubiläuin der tztchcimräthe vt>. vaur und Roscher. L.VVtr. Leipzig, 10. September. Am Sonnabend und Keule, Montag, war es zweien unjeree ausgezeichnetsten Professoren der theologischen und der philosophischen Faculiät vergönnt, den 50. Jabrestog ihrer Promotion in Gießen »»d in Güttingen bc. gehen zu können. Geh. Kirchenralh Pros. Oe tlieol. et pliil. Gustav Aböls Ludwig Baur, Director des Seminars sür praktische Theo- logie und gleichzeitig deS Prediger-Lollegium» zu El. Pauli, war an seinem Iubeliage hier anwesend, Geh. Raih Pros. vr. pH., jur. et von. pudl. Wilhelm Roscher dagegen ist auf einer Badereise begriffen, kann also die Glückwünsche hier »ichl enlgegennchmen. Die eigentliche Leipziger Feier dieser beiden Erinaerungttag'- wird, wie erwähnt, bis nach den Ferien vcriagt und dürste am 20. October d. I. veranstaltet werden. Die Kichencr philosophische Facultät. deren Decanat jetzt von dem Pros. vr. Braune (früher in Leipzig) verwaltet wird, ließ ihre Glück- und Segenswünsche sür den erstgenannten Herrn Jubilar schrisilich aussprechcn. Geb. Kirchenralh Pros. v. Fricke graiulirle Namens der Leipziger theologischen Faculiät. welch-r Geh. Kirchcn- raih 0. Baur seit 1870 anqevört. Einzelne hier anweicnde Docenleu und Professoren derselben Jacnllät schlossen sich dieser collegialischc» Huldigung an. Zahlreiche Briese und Telegramme von Lollegen, Freunden und Schülern sammelten sich aus dein Gabentische an. AuS der hessischen Heimalh kam «in Feftgruh seiten» de« grob- herzoglich hessischen Minlsterpräsideniea I. Finger, welcher den Herrn Jubilar seit 47 Jahren kennt und verehrt, wie er in seinem Schreiben kund gab. Die grobherzogliche Regierung übersandte zu- gleich das Comiburkreuz dcS BerbienstordenS Philipps de» Großmüthigen. Geh. Kirchenrath 1). Baur halte zwanzig Jahre an der Universität Gießen als Doceni, außerordentlicher u»d ordeni- iicher Professor gewirkt, che er nach Hamburg und hierher beiusen ward. DaS königlich sächsische Lullusiiiinisterium schickte ein Glück wunschschreiben, in welchem 0r. von Gerber, Excellenz. seinem früheren College» von der hiesigen Universität aufs Herzlichste seine freudige Tkeilnahme ausdrückte. Seitens des evangelisch-lutherischen Landesconsistoriums gratulirie in den schmeichelhasicsten Worten dessen Präsident v. D. v. Berlepsch. DaS goldene Jubiläum erhielt auch noch sichtbarlich Ausdruck durch eine» von zarter verwandter Hand gespendeten „goldenen" Lorbeerkrain. sinnig und schön hergcstellt auS frischen Blättern des 4,aiiiu» nobilis I-. Wer den Herrn Jubilar zu kennen das Vergnügen hat, wird die liebencivürdige und joviale Art sich denken können, mit welcher er olle persönlichen, herzlichen und ehrenvollen Huldigungen im b» glückenoen Kreise der Seinigen enigegennahm und, das attische Salz Nicht sparend, mit gewinnendster Freundlichkeit dankbar erwiderte königliches Landgericht. Ferien-Ttraskammer I. Um die Mittagsstunde des 28. April d. I. nach Ankunft des Berliner Zuges hatte der Droschkenkutscher Friedrich Bürkncr aus Sellerhausen Fahrgäste in sein Geichirr ausgenommen und suhr eben w'er den Viaduci die Berliner Straße herein. Vor Bürkner suhr eine andere Droschke und vor dieser ein Lastgcschirr, neben welchem ein gewisser M. ging, den jedoch daS Lastgeschirr überholte, wahrend die erste Troichke, deren Führer den Passanten bemerkte, noch recht zeitig auezuwcichen vermochte, Bürkner aber dem M. in diesem Augenblicke so nahe war, daß er das Geschirr nicht mehr zum Stillstand bringe» konnte, zumal an der fraglichen Stelle die Fahr, bah» abschüssig ist. Al. wurde zu Boden geworfen und erlitt einen complicirtea Beinbruch. Bürkner stand daher wegen fahrlässiger Körperverletzung vor Gericht; allein nach dem Ergebnisse der Verhandlung vermochte das Gericht nicht zur Uebcr- zeuguiig davon zu gelange», daß Bürkner die ihm obliegende Bor sich! als Geschirrsuhrer außer Acht gelassen, daß vielmehr hier ei» unglücklicher Zufall obgewaltei habe. Demgemäß wurde Bürkner von der erhobenen Anklage sreigesprochcn. II. Der Handarbeiter Heiiirich Schwarz aus Kroschen-Niesten war beschuldigt, aus einer Ziegelei bei Eutritzsch eine Schippe, sowie in der Nacht vom 7. zum 8. Mai d. I. in Gemeinschaft mit einem gewisse» N. »n Rittcrgnte Scehauscn verschiedene Effecten gestohlen und dabei Schränke erbrochen, auch Geschirrtheile muihwillig zer schnitten zu haben. Der Angeklagte leugnete beharrlich beide Dieb stähle und will die Schippe ,n einer Lehmgrube gesunden haben. Hinsichtlich des letztere» Diebstahls und der Sachbeschädigung halte Schwarz im Lnuie der Untersuchung den schon genannten N. be zichtigt. Melcher ledoch nachmals wieder entlasten worden war. Zur Berbandlung war nun auch N. als Zeuge vorgeladen, allein nicht erichienen, vielmehr halte derselbe sich, wie scstgestellt worden, aus seinem Wohnorte eniscrni und sein Aufenthalt ist nicht zu ermitteln gewesen. Nach dem Ergebniß der Bcwcisausnahme wurde der An geklagte nur hinsichtlich des ersterwähnten unbedeutenden Diebstahls sür übersührt erachtet und z» 3 Tagen Gesänguißstrase ver- unhcilt, welche jedoch durch die Uniersuchungshasi als bereit» ver büßt erachtet wurden. Der Gerichtshof bestand aus den Herren LandgerichiSdirecior Bartsch (Präsid.), Landgcrichisräilicn Wols, Or. Bellmann, Büttner und von Sommerlait ll.; die Anklage führte Herr Staatsanwalt vr. Thuine. ——» Sachsen. " Leipzig, 9. September. Der Fürst von Schaum» burg-Lippc nebst Gemahlin und Dienerschaft kam gestern Nachmiltag 4 Uhr 6 Mi». Pon Greiz mit der Bayerischen Bahn hier an und suhr 7 Uhr 40 Min. mit der Magde burger Bahn, nachdem in dem Hotel des letzteren BabnhosS daS Diner eingenommen worden war, weiter nach Bückcburg. «A * Leipzig. 9. September. Die feierliche Eröffnung der Leipzig-Plagwitzcr Verbindungsbahn findet am 1K. September statt. Mittags 12 Uhr erfolgt die Abfahrt de« FeffzugcS vom Bayerischen Bahnbos in Leipzig, 30 Minuten spater die Ankunft aus dem Bahnhof Plagwitz-Lindenau ver köiiigl. säck's. StaatScisenbahn. wo durch Herrn Genieinde- vvrstand Cichonus die Begrüßung der Festgäste erfolgt unv eine kleine Erfrischung eingenommen wirv. Aus l Uhr Nach mittag« ist die Abfahrt beS Eröffnungü-FestzugeS von Plagwitz- Lindenau nach Leipzig festgesetzt. Bei Ankunft dcö FesizugeS auf dem Bayerischen Bahnhof stehen Wage» zur Fahrt nackr dem Hotel de Pruste bereit, wo um 2 Uyr Nachmittags das Festesten beginnt. * Leipzig, S. September. Bereits gestern war der Termin zur Anmeldung der im Kriege von 1870/71 gefallenen Sohne Leipzig«, deren Namen aus Votiv- taseln in der hiesigen ThvmaSkirche verewigt werden sollen, abgelauscn. Trotzdem erfolgten heute noch eine An zahl Ai'mcldungcii, denen daS Pfarramt zu St. Thomae die Berücksichtigung nicht zu versagen sollen glaubte. Unter diesen Umständen wird sich die Zahl der überhaupt statt- gejunvcnen Ailinclbungen erst später mittheilen lasten. ---- Wir weisen daraus bin. das; seitens der Dircction dcS Stadt-Tbcatcrö die Abonnenten ersucht werden, in diesen Tagen die AbonneinentSbillctS sür vaS IV. Quartal in der Zeit von 10—3 Uhr an der Abendcasse des Neuen Theaters (Vorderhaus) in Empfang zu nehmen und zwar möglichst in der Reihenfolge, daß heute, Montag, die BilletS der 3. Serie und morgen, Dienstag, diejenigen der 4. Serie abzuholen sind. — Stadt-Theater. Da eS, wie unS die Dircction mitlbeilt, in der kümmenden Mcßwoche unmöglich sein dürste, die Brüll'sche Oper „DaS goldene Kreuz" zu geben, so ist dieselbe, außer wie ini Wochenrepertoire vorgesehen, sür Donnerstag, auch noch heute im Neuen Theater angefetzt und findet deshalb die heutige erste Wiederholung LeS Schwankes „Die blaue Grotte/' im Alten Theater statt. --- Herr Hoflieferant Friedrich Wilhelm Krause hier richtet an unS die felgende Zuschrift: „I>n Anschluß an den Artikel über „Holsteiner Austern" vom l. Sep tember er. ist in dieser Saison aus Holsteiner Anstern noch nicht zu rechnen. CG. Kuhnert Söhne, Hamburg, die bisherigen Pächter der Schleöwigschcn Bänke, schreiben mir vom 5. ds.: „Nachdem die Holsteiner Ansternbänke unter sucht worden sind, ist seitens der konigl. Regierung vorläufig noch eine 3jährige Schonzeit angcordnct, da der Befund noch nicht zufriedenstellend."" — Der „Verein für HandlungS-CommiS von l858" (mit dem Sitze i» Hamburg) verzeichnet in seine», neuesten Bericht die erfreuliche Thatsacbe. daß er am 15. August die 27 000 Stelle seit seinem Bestehen besetzt bat. Es ist die« ein Zeichen des Wohlwollens und Vertrauen» der Prinzipale gegenüber dem Verein. Auch in Bezug aus die vom Verein unterhaltene PensioriScasse (Invaliden-, Alters-, Wittwen- und Waisenversorgung) weist der Bericht befriedigende Resultate aus. — Heute, am 10. September, begeht Herr Joseph Kleppe, Schuhmachermcister, sein 50jährigeS Meister- und Bürger-Jubiläum. ) Leipzig, 9. September. Ein Dienstmädchen auS Allfürstenhütte, welches von der StaalSanwaltschast zu Ehemnitz wegen Diebstahl» steckbrieflich verfolgt wird, wurde
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