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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 14.09.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-09-14
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188809142
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18880914
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18880914
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1888
- Monat1888-09
- Tag1888-09-14
- Monat1888-09
- Jahr1888
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 14.09.1888
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8544 * Taucha, 12. September. DaS 1. Bataillon de« 7. In fanterie-Regiments Nr. 106 „Prinz Georg" nebst Regiments- pab, welche vom 1. ds. MtS. ab in unserer Stadt und den benachbarten Dörfern GraSdors und Cradefeld Quartiere be logen hatten, sind heute Morgen nach Holzhausen und Baals- vorf abgerückt, um weitere DivisionS-Manöver auszusühren. Trotz des kurzen AusentbalteS hatte sich zwischen HauSwirthen «nd den eingezogenen Gästen ein recht angenehmer Verkehr ent wickelt, was aus der einen Seite dem liebenöwürdigen Auf treten der Herren Osficiere und Mannschaften, andererseits der überaus gastfreundlichen Gesinnung unserer Einwohner schaft zuzuschreiben war. Wir senden ihnen ein kräftiges Hurrahl »ach. DaS militairische Treiben erregte bei Jung nnd All besonderes Interesse, um so mehr, da seit 9 Jahren in Taucha Einquartierung sich nicht befunden hat. Die Leistungen der Militaircapellc unter Leitung ihres bewährten Dirigenten Herrn Musikvirector Matthey wurden mit allge meinem Beifall ausgenommen. Wurzen, 12. September. Ein plötzlicher unerwarteter Tod konnte am Montag Nachmittag überein junges Ehe paar kommen. Herr Lehrer Schellhorn in Scbmvln wollte mit seiner Frau im Kahne nach Debnitz übersetze», wobei aber beim Aussteigen an dem steilen User infolge Abbrcchens eines ZmeigcS die Frau Schellhorn rücklings in die hier gegen 3 m tiefe Mulde stürzte und vor den Augen ihres Mannes im Waller verschwand. In vollständiger Kleidung stürzte dieser sofort ihr nach und brachte sie einige Secundeu über Wasser. Beide versanken aber wiederholt, km die Frau ihren rettenden Mann fest umklammert hielt. Erst nachdem sich dieser unter dem Wasser wieder frei gemacht hatte und nun Von hinten zusassen konnte, war e- ihm möglich geworden, wieder aufzutauchen und mit Aufwand der letzten Kräfte das Ufer zu erreichen und sich und seine Frau zu retten. Für «nS, die wir am andern User standen und nicht helfend cin- Irrten konnten, war dies ein verzweifelnder Anblick. Wir Wollen wünschen, daß die junge Frau hierbei nicht zu Schaden gekommen ist. (W T.) — In den letzten acht Tagen wurden in Meißen von der Elbe drei Leichen männliche» Geschlechts a»S Land gespült. — Ei» beklagenswerther Borsall wird aus Klotzsche berichtet. Tort sind am Montag Bormittag zwei 13 Jahre alte Mädchen in einem kleinen Steinbruchtciche ertrunken. Die Kinder waren früh in den Wald gegangen, um Holz zu suche». Als sie Nachmittags nicht zurückkehrten, suchte man nach ihnen und fand zunächst die beiden Körbe derselben am Rande deS Teiches. Weitere Nachforschungen führten zur Auffindung der beiden Leichen. Die Körbe der beiden Mädchen Waren bereits Mittags von Arbeitern an dem Teiche gesehen Worden, doch war Niemand aus die Vermuthung gekommen, daß sich dort ein Unglück ereignet haben könnte. Ueber die Einzelheiten deS traurigen Vorfall- fehle» bisher alle An- haltSpuncte. Beide Mädchen sollten nächste Ostern eonfirmirt Werden. v. Pirna, 12. September. Ihre k. k. Hoheit, die Frau Großherzogin von Toscana hat vor ihrer Abreise aus Pillnitz den Personen des Hosdicnstcs, sowie auch der Dienerschaft wcrthvolle Geschenke überreichen lasten. Die hohe Frau sand bei dem diesmaligen Aufenthalte an unserem Hose und den damit verbundenen Ausflügen rc. eine ganz besondere Befriedigung. — Der heutige Tag konnte für viele Familien unserer Stadt leicht verhängnißvvll werden. Kinder fanden in den sogenannten Hoffnung-Anlagen ein Geschoß — wie sich dann herausstellte, ein vollständig geladenes Shrapnell — und bombardirten dasselbe ahnungslos mit großen Steinen. Eine Explosion, welche unter solchen Um ständen so nahe lag, würde jedenfalls eine verheerende Wir kung geübt haben: ein glücklicher Zufall wollte es jedoch, daß ein Schutzmann des Wegcö kam und den Kindern sofort das Handwerk legen konnte, worauf alsbald die erforderliche weitere Untersuchung eingelcitet wurde. Die Frage, wir daS Geschoß an den genannten Ort gekommen, beantwortet der heute Abend erschienene „Anzeiger" bereits dahin, daß dasselbe von den letzten Schießübungen in Zeithain hierher gebracht und dann bis jetzt in einem hiesigen Mastenquartier aus bewahrt, später aber aus demselben entfernt wurde, nachdem in Folge der in Ihrem Blatte ausführlich berichteten Leip ziger Shrapnell-Asfaire mit schwerer Besetzung eines UnterosficierS in den einzelnen Quartieren Nachforschungen nach Geschossen angestellt worden waren. — Nach dem Dresdner Carolahause übersührte man von hier auS einen 20 jährigen Arbeiter, welcher in einer Steinsägerci im be nachbarten Naundorf in Folge des Umfallens zweier Stein platten verunglückte. — Ein Gefangener, welcher der Strafanstalt zu Hohnstein übergeben werden sollte, hat gestern bei dem Transport im UebersahrtSkahn bei Rathen seinem Leben durch einen Sprung in den Elbstrom ein Ziel gesetzt. Der Lebensmüde versank sofort in der Fluth, so daß ein unternommener Rettungsversuch erfolglos blieb. -s- Dresden, 12. September. Heute Nachmittag wurde auf der Iordanstraße in der Neustadt der Grundstein zu einer neuen katholischen Schule gelegt. Dem feierlichen Acte wohnten in Vertretung des katholischen ConsistoriumS die Herren Superior Will, Vicariatsrath Lufst, Pfarrer Buck und Caplan Maaz, sowie die Mitglieder des katholischen Schulvorstandes bei. Das königl. Cultusministcrium war vertreten durch die Herren Geh. Schulräthe Berthelt und Eichenberg, während der Rath der Stadt Dresden durch Herrn Stadtrath vr. Nake vertreten wurde. Nach einem einleitenden Gesänge des Cäcilien Vereins hielt Herr Superior Will die Weiheredc unter Zugrundelegung der Bibelworte des t2l. Psalm und erinnerte daran, wie die im Jahre 1732 für daS rechte Elbufcr errichtete erste katho lische Schule lange Jahre in der Infanterie-Caserne Unter schlupf gesunden und erst im Jahre 1854 mit dem Bau der neuen Pfarrkirche in der Neustadt eine eigene Heimstätte erhalten habe. DaS Bedürsniß nach weiteren Schulräumen für die katholischen Kinder der Neu- und Antonstadt sei im Lause der Jahre immer dringlicher geworden, man habe Zuflucht suchen müssen in ermietheten Localen, bis es endlich der Gemeinde möglich geworden, die Mittel zu einem allen Anforderungen aus lange Zeit hinaus entsprechenden Neubau zu bewilligen. Nachdem der Grundstein, in den man außer ver Grundsteinlegungsurkundc eine Uebersicht über den der zeitigen Stand dcs katholischen Schulwesen- in unserer Stadt, sowie verschiedene Nummern hier erscheinender Blätter nieder gelegt hatte, geschloffen worden war, erfolgten die üblichen Hammcrschlägc der anwesenden behördlichen Vertreter. Mit dem allgemeinen Gesänge „Großer Gott, wir loben Dich", fand die Feier ihre» Abschluß. vermischtes. --- Berlin, l2. September, lieber die Ankunft der fürstliche» Gäste berichtet die „Post": Se. kaiserl. königl. Hoheit der Erzherzog Albrecht von O esterreich ist heule Mittag 12 Uhr 5 Minuten auf dem Anhalter Bohnhole hier eingetioffen Der der Obhut deS kaiserl. königl. Wagenmeisters der Franz Joses-Bahn. Franz Bujan, anvertroute rrzherzogliche Salonwagen war dem fahrplanmäßigen Zuge ein gesagt worden, welcher gestern Abend um 9 Uhr Wien verlassen hatte. Im Gefolge dcs ErzherzoaS befindet sich, wie schon erwähnt, der Hossecretair, Baron de PiSre, der Flügel-Adjutant Ober lieutenant Fischer, der Flügel-Adjulanl nnd kaiserl. königl. Kämmerer Major von Szmresü y. der vom Generalstabe den, Erzherzoge attachirte Oberst von Schönaich, sowie der Leibarzt des hohen Herrn. Der Militairbevollmächligte der hiesigen österreichisch-ungarischen Botschaft Oberlieutenant und Flügel-Adjutant Freiherr von Stei «lnger war dem Erzherzog bis Dresden entgegengesahren. Zum Empfange de- hohen Gastes hatten sich aus den« hiesigen Bah»do° Se. königl. Hoheit Prinz Albrecht, d-r Prinz von Hohenzollern der Oberstallmeister von Ranch, Gras Berchem, der Polizeipräsident Freiherr von Rnhthvsen, die zum Ehrendienst befohlenen Herren, der NeqimentSabjutant des Oüpr Gnadier-RegimentS Nr. 3, dessen Chef der Erzherzog ist, und einige hier anwesende österreichische Cavalkerie-Osficiere elngesuade». Der Erzherzog, der preußische Uniform uud den Orden kour I« wöril« angelegt hatte, ward, nach dem der Zug eingesahren, vom Prinzen Albrecht, der in Dragoner- Uniform erschien, herzlichst begrüßi. Alcdann ersolgte die übliche Vorstellung der Herren der Suite. Der Erzherzog fuhr vom Bahn- hos sosort nach dem königlichen Schloß, wo er im Flügel nach dem Lustgarten zu Wohnung nimmt. Heute Vormittag schon vor 7 Uhr war als erster der kaiser lichen Gäste zu den Manövern Seine Hoheit der Fürst Leopold von Hohenzollern, königlich preußncher General der Jnsanlerie und Chef de-Hohenzollernschen Füsilier-RegimentS, eingetrossen und verweilte Höchstderjelbe bis zur Ankunft der bayerischen Prinzen in den Fürstenzimiiier» des Auhalter Bahnhoses. Aus dem Bahnhöfe selbst sanken sich von 7'/, Uhr ab zahlreiche bayerische Osficiere in Parade-Uniform, sowie die hier anwesenden Herren der königlich bayerischen Gesandtschaft ein, um die Prinzen Arnulf und Alsons von Bayern bei ihrer Ankunft zu begrüßen. Unter den anwesenden bayerischen Herren befand sich auch Gras Berchem in der Uniform eine- bayerische» Major-, sowie der Generalmajor Ritter vor Lylander. Seine Majestät der Kaiser hatte mit Aller- büchstseiner Vertretung zum Empfang Sr. königlichen Hoheit den Prinzen Albrecht. Prinz Regenten von Braunschweig, beaus- tragt. Der Regent erschien kurz vor '/«ö Uhr in der Uniform de» 1. Garde-Dragoiier-RegiinentS mit dem breiten rothen Bande des St. Hubertus Orden-, begleitet von dem persönliche» Adjutanten Major von Mitzlaff, »nd begrüßte aus dem Perron den gleichfalls zum Eiiipsange anwesenden, L In suite des 52. RegimeniS stehenden General der Infanterie v. Wulfsen, Gouverneur des Javalidenhauses. Es waren ferner anwesend der Gouverneur von Berlin, General der Jnsanterie von Werder, geschmückt mit dein weißblaucn Bande des bayerischen Miliioir-Verdieiisl.Ordens, der Ehrendirnst und der Polizeipräsident von Berlin. Mit dem fahrplanmäßigen Courierzuge von München, in welchen ein Salonwagen eingestellt war, trafen die Pr-nzen ei». Se. königl. Hoheit Prinz Arnuls von Bayern trug die Uniform des 52. Jnsanterie-RegimentS mit dem Stern und Band des Schwarzen Adlcrordcns, schritt dem Prinzen Albrecht gleich nach dein Einlausen deS Zuges entgegen, und beide Prinzen begrüßte» sich besonders herz lich Prinz Arnuls reichte auch allen Herren der Umgebung die Hand, während Prinz Albrecht den Prinzen Alsons, in der Uniform eines Rillmcisters des bayerischen Reiterregiments „Prinz Karl von Bayern", gleich herzlich willkommen hieß. Stach einer Begrüßung mit dem Fürsten von Hohenzollern in dem Fürst, nzimmer geleitete Piinz Albrecht die hoben Gaste des Kaisers zum Schloß und begab ich von dort in sei» Palais in der Wilhelmjlraße zurück. Zum Ehrendienst sind Aller!üchst commandirt Word.»: Bei Sr. Majestät dem König von Sachsen der General der Jnsanterie Freiherr von Meerscheidl-Hülleffeiii, coinmandirendcr General des V. ArmeccorpS, und der Major v. Treu, ctatsmäßiger Stabsvsficier im Ostprcußiichen Dragoncr-Regiment Nr. 10; bei Sr. kaiserlichen Hoheit dem Großfürsten Nicolaus von Rußland: der General- Lieutenant von Secckl, Cominandeur der 10. Division, und der Oberst v. Villavme, Flügel Adjutant Sr. Majestät deS Kaisers und Königs und Militair-Bevollmächtigter in St. Petersburg: bei Sr. kaiserlichen Hoheit dem Erzherzog Albrecht von Oesterreich: der General-Lieutenant von Haenisch, Commandcur der Cavallerie- Division des XV. Armeecorps, und der Major von Bülow vom Großen Gencralstabe und bei Sr. königl. Hoheit dem Prinzen Lliristian zu Schleswig.Holstein-Sonderburg.Augustenburg: der Major von Strantz, etatsniäßigcr Slabsosficicr im 3. Gardc-Ulanen- Regiment. Altenburg, 12. September. An dem hiesigen herzoglichen Hoftheater wird nach allem Anscheine nach Ablauf der letzt beginnenden Saison ein Directorwechsel staltsiiide». Herr Kammersänger Glömme, der bisherige Leiter des HostheaterS, Kälte zwar gern die Leitung auch aus weitere fünf Jahre übernommen, sah sich aber außer Stande, aus die Bedingungen de- neuen Vertrag- eingehen zu könne». Hier ist man über die Wendung der Director- krifis sehr überrascht, weil die Verdienste, welche sich Herr Direktor Glömme um die hiesige Bühne erworben hat, allge mein anerkannt werden, und man hoffte, daß diese Er- kcnnlniß dahin sichren würde, den bisherigen Leiter auch auf fernere Zeit der herzoglichen Hosbühne zu erhalten. — Halle, 13. September. Am Donnerstag, den Oktober, wird Hierselbst ein konservativer Partei tag für die Provinz Sachsen abgebaltc» werden. Es werden dabei reden die Herren von Helldorsf-Bcdra und von Rauch- Haupt-Storckwitz. Goldberg, 10. September. Am 7. dS. wurde bei einem Gewitter zu Neudors auf dem Felde ein 8 Jahre alter Knabe, der einzige Sohn seiner Eltern, vom Blitz er schlagen. Schweidnitz, 10. September. Die Einführung der Biersteuer alS Communalstcuer vom 1. Oktober dieses IahrcS ab ist durch alle Instanzen genehmigt worden. ---- Breslau, 11. September. Die Ankunst Ihrer Maj. der Kaiserin und Königin Augusta Victoria in Primkenau ist, wie zuverlässig mitgetheilt wird, auf Dienstag den 25., oder Mittwoch, den 26. v., der Aufenthalt daselbst aus zehn bi« zwöls Tage festgesetzt. Von einem Besuche Seiner Majestät des Kaisers in Primkenau verlautet nichts. Die Kaiserin wird in Primkenau das strengste Jncognito wahren; jeder Versuch einer Belästigung der hoben Frau wird mit Entschiedenheit abgewehrt werden. — Ihre Maj. die Königin Carola von Sachsen trifft Donnerstag, den 13. d., früh gegen 7 Uhr, begleitet von Ihrer kaiserlichen "oheit der Frau Großherzogin von Toscana und deren echter, der Erzherzogin Luise, in Sibyllenort ein, um den Tag über aus dem dortigen Schlöffe zu verweilen; die Rückreise nach Sachsen wird au demselben Tage Abends gegen 10 Uhr angetreten. --- PeiSkerSdorf, 11. September. Hier sind zwei Menschenleben dem Hockwasser zum Opfer ge fallen. Die Frau des Holzschlägers Becker kam vom Be- gräbniß ihres Schwiegervater-, stürzte in den Bach und wurde mit den Fluthen fortgeriffen. In SteinseiffcrSdors ertrank ein Dienstmädchen. ---- Der in Rawitsck begangene Postdiebstahl ist, wie ein Telegramm der „Nationalzeitung" meldet, durch die Berliner Criminalpolizei entdeckt worden. Der Dieb ist ein früherer PosihilsSbote. Von den gestohlenen 41 000 sind 39 000 »F iu einem Stalle in Meseritz vorgesunden worden. lH München, 12. September. Am Sonntag erschoß sich ein sehr gut aussehender, etwa 24jähriger Mann aus dem Dampsschifsssteg bei Leoni am Starnberger See durch zwei Nevolvrrschüffc. Am nächsten Tage wurde die Leiche, die in de» See gefallen war. ausgesischl. Nach de» ge pflogenen Erörterungen ist der Unglückliche aus Leipzig. Aus einem hinterlaffenen Zettel hat der Selbstmörder um ein christliches Begräbniß gebeten. -- Au» der Pfalz, S. September. AuS den Wein lagen unserer Provinz lauten die Urtheile über daS voraus sichtliche Herbstcrgebniß sehr verschieden. Während aus der Gegend von Deidesheim berichtet wird, daß der Stand der Weinberge infolge der guten Witterung in letzter Zeit ein verhältnißmäßig recht befriedigender sei, so daß noch Hoff nung bestehe auf eine annehmbare Quantität, sowie gute Qualität, und dies gerade hinsichtlich der bevorzugte» Lagen zutreffe, besagen Nachrichten vom oberen Gebirge, daß dort säst ein vollständiger Fehlberbst zu befürchten ist. Die Trauben sind noch hart, die Beeren in der Größe außerordentlich ver schieden, so daß an eine auch nur einigermaßen gleichmäßige Reife selbst bei günstigster Witterung gar nicht zu denken ist. --- Wien, 10. September. Die zehnte Synode der österreichischen Altkatholiken trat am Sonnabend im neuen Rathbause zusammen. Der Präsident Sinnek betonte, daß die altkatholiscbc Kirche einen kräftigen Anschluß gewonnen habe „Wir sind", sagte er. „mit der protestantischen Ge mcindc vollständig einS im Inner», wenn unS auch Acußerlich keilen noch trennen". Einen Hauptpunkt der Tagesordnung bildete die Wahl eines BisthumSverweser-, als welcher Pfarrer Ccch von Wien bestellt wurde. AuS dem Rechen schastsbcricht ist zu entnehmen, daß die Gemeinde in Wien 2l00, die in WarnSdors 5000 Mitglieder und 1500 Ange hörige in verschiedenen Ortschaften zerstreut, die in Ried 889 Mitglieder zählt. Allgemein war die Klage, daß die Regierung den Altkatholiken alle möglichen Schwierigkeiten Superintendent vr Braasch auS Jena, die anglikanische Kirche durch den hiesigen BotschastSpfarrer und den angli- canischen Pfarrer iu Pest vertreten. Um dem Priestermangel abzuhklfen, hat der Synodalralh junge Leute nach Bonn zur Ausbildung geschickt, wo sie durch Bischof Reinkens geweiht wurden. Zu diesem Zwecke wurden 6031 verausgabt. — Prag, 10. September. Tie „Bvhemia" schreibt: „Unser Chesreoacteur Herr Joseph Walter litt seit mehrere» Wochen an schmerzvollen Krankheitszuständen, die ihm schlaf lose Nächte bereitete» und den sonst so wctteihartcn Mann der peinlichsten Unruhe Preisgaben. Gestern Morgen verließ Herr Waller nach einer abernialS ruhelos verbrachten Nacht seine Wohnung und ist bisher nicht zurückgekebrt. Wir können uns zu unserer tiefste» Betrübniß lcr traurigen An nahme nicht verschließen, daß Herrn Walter ein ernster Unsall zugestoßen ist." — New-Pork, 29. August. Die in New Hort lebenden Schleswig Holsteiner veranstalteten gestern Abend im Tcrrace Garden ihrem berühmten Landömannc, dem am letzten Freilag aber da» Wild ist schon vor Beginn der Jagd an einen groß'» Pariser marchauci äs cow«stiblez (Delikatesse,iyändler) verhau r!-. Man liesert beispielsweise „In plume et le poil", wie sich der s zösische Eportmaun ausdrückt, i»> Sommer, und erhält dafür an Wniter in seinem Pariser Hause den Fleischbedars nnentgeltucy g liefert. Ich hob schon hervor, daß die Damen sich jetzt, wie an allen Tvortgatlungen, so auch a» der Jagd viel lebhafter betheiligen, offenbar unter dem Einfluß der englisch n Sitte, welche daS Law». Lenins, kurz, säminlliche Rasenspiele, das Taub, »schicken, die Schnitzcljagü und selbst die in Frankreich sehr in Ehren gehaltene Parsorce Jagd zur selbstverständlichen Kurzweil der Frau erhoben hat. Noch vor Kurzem ist ein etwa-- lobhudelndes Werk „Iss kemme- ,lu spart" in Paris erschiene», das dem staunenden Philister diele modernen Amazonen nicht nur im Neglige, sondern sogar auch nn Bilde zeigt. Die Gräfin von Paris mag in dirser Beziehung wohl vorbildlich gewirkt haben. Büchse und Jagdslmie sind ihr vertrauter als dem voisichtigen Gatten das Sceptcr, das ee nur »m den Händ.n eines surchlsaincn Recrute» anznlassen wagt. An demselben Tage, ivo sie von ihrem jüngsten Sohne Ferdinand entbunden wurde, ging sie aus die Jagd. Unwillkürlich möchte ma» sie mit der Amazonca- towgm vergleichen, wenn diese nicht, wie ihr göttliches Vorbild hier cingekommenku Gehoimrath t>r. Esmarch und dessen,llcrade^ i» der Mutiei^chan enie^ Todsünde^ lrblickt^hätte Gemahlin, der Tante der deutschen Kaiserin, einen Co mm ers, . - --- welchem die hervorragenden SchlcSivig-Holstciner und auch der diesige deutsche Consul, Herr Marheineckc, beiwohnten. Die Lokalitäten, in welchen der CommerS stattstand, waren mit Flaggen nnd Wappen Schleswig Holsteins nnd anderer Länder keeorirt, und als Gebeimrath von Eömarch und feine Gemahlin, von einem Comitü begleitet, in der Halle er- chicnen, wurden sie von einer stattlichen Anzahl Schleswig- Holsteiner begrüßt. Nach einer Festrede des Herrn Mansfeld biett der Geheimrath Iw. Esmarch eine kleine Ansprache. Es wurden dann von dem deutschen Cvnsut Herrn Mar- bcinecke, von Herrn Amsten Namens der Veteranen und von Herrn Senecksen Reden gebalten, worauf Iw. Esmarch aus die in Amerika lebenden Schleswig Holsteiner ei» Hoch aus brachte. Die Gemahlin des Iw. Esmarch begab sich dann nach Hause, resp. nach der Wohnung des Iw. Lange, während der Gehcimrath noch mehrere Stunden gemüthtich unter den Landsleuten verbrachte. Der Geheimrath und seine Gattin, welche 300 Doll, für die Armen Nerv-Borkö gespendet hat, werden heute nach Newport und von da nach dem Innern des Landes abreisen. Die Jagd in Frankreich. * lieber die Jagd in Frankreich schreibt Eugen v. Iagow in der „Kölnische» Zeilung": Die Jagd ist in Frankreich zum Thcil acht Tage früher, zum Theil, nämlich in denjenigen Provinzen, wo die Ernte im Rück- iande war, am 9. Sepie,über eröffnet worden. Auch die Jagd ist von den bedeutsamen politischen und gesell- chasilichen Veränderungen, welche sich im Laufe eines Jahrbunderls vollzogen haben, stark in Mitleidenschaft gezogen worden. Dereinst war sie ganz uud gar i» den Händen des alten Adels, der all- mälig nicht nur leine politische Bedeutung einbüßle, sonder» auch von Jahrzehnt zu Jahrzehnt sichtlich verarmt ist. Seine Be- itzungen ginge» aus den Finanzadel, dem aus dreißig Meilen in der Runde von Paris die herrlichsten Edelsitze, die schönsten Jagden gehöre». Wenn der Naturalismus mit leinen einseitigen Kuust- bestrebungen die dichterische Jugend nicht so ganz verblendet tälte, o müßte sich unter ihr ein neuer Cooper finden, der mit mehr Energie, als es JuleS Sandeau in seiner „ilmnon äs kenarvsn" lethan hat, diesen Niedergang der uralten Besitzer Frankreichs childerte. Wer von uns hat in seinen Kindcrjahcen nicht daS nnigste Mitgefühl mit den letzten Mohikanern gehabt, deren Jagd gründe von dem unbarmherzigen weißhäutigen Eroberer immer mehr beschränkt werden: Mil einer „nouvolle noto", wie der Fran- vse sagt, ließe sich dieses romantische Thema ganz gewiß auch im Zande Boulanger'S verjüngen. Die große» Veränderungen unserer Zeit beschränken sich indessen nicht aus den Triumph der hohen Finanz aus dem Gebiete der „vSveris". Auch aus den unterstc» sranzösischen Volksschichten her- vor hat sich der Grundsatz der demokratischen Gleichheit bis aus die unglückliche» Hasen und Rebhühner erstreckt. Im Besitz eines aller dings 25 Frcs. kostenden Jagdscheins hat jeder Epieier das Recht, in einer bestimmten Lommune leinen Spitz als Jagdhund zu ver- werlhen und die Waden seines Nachbars de» bedenklichste» Gefahren auszusetzen. Das Soiniiagsjägerlhum blüht und der Hase dreht lächelnd seinen Barl. O, wenn er nur mit solche» Gegner» zu kämpsen hätte. Ein zweites und letztes kennzeichnendes Merkmal der modernen Jagdverhältnisse ist die reichere Bctbeiligung des schöne» Geschlechts an einem Vergnügen, Las man bisher durch das männliche Wort „Nimrod" veisiiialichle. Heute muß man nicht nur „Nimrod", son- Lern auch „Nimrodin" sagen, eine Bezeichnung, die allerdings ziemlich barbarisch klingt. Die Jagd ist in Frankreich, um es milde auszudrücke», sehr heruntergekommen, so sehr, daß die Zeiten nicht mehr fern sind, wo nur noch die sogenannten „relcrvirten Jagden" irgend ein nennens- wcrtbcs Ergebnis; liefern werde», bis cs vann schließlich überhaupt kein Wild mcbr giebt und der Markt nur »och zahme Kaninchen, Rind und Hammel seilbictet. UebrigeiiS sind es nicht in erster Linie die zwei großen oben erwähnten Veränderungen, welche die Jagd in Frankreich so ver schlechtert haben; die Wilddieberei ist die Hauptschuldige. Bevor wir uns mit ihr, mit den Jagden der Imuco ünrmoe und der Damen eingehender beschäftigen, eiwas Statistik, die mehr als eine lange Abhandlung beweist, daß die sranzösische Jagd den Bedürfnisse» des Landes nicht annähernd mehr entspricht. ES handelt sich natürlich um eine Statistik der Pariser Centralhallen, welche nicht nnr die Scinestadt, sonder» auch einen beträchtlichen Theil der Provinz mit ihren Fische» und ihren, Wild versorgen. Wenn eS nicht auS dem Rahmen unserer Betrachtung herausfiele, so ließe sich für den Fisch- fang derselbe Niedergang seststellen wie sür die Jagd. Paris bezieht trotz der weitgedehnte» Küsten Frankreichs und dessen sehr ent wickeltem Flußiystcm außerordentlich viel Waarc aus dem Auslande, so zahllose Lachse und Krebse auS Deutschland. ES fehlt eben an jedem Schutz der jungen Brut, und das, trotzdem es nicht an Schutz- gesehen sehlt. Aber diese bleibe» eben meist nur ein todter Buchstabe. Aus die Gefahr hin, langweilig zu sein, möchte ich eine Statistik der Wildgatlungen geben, welche das Ausland in einem der letzten Jahre den Pariser Markthallen geliefert hat. Sie gi bt übrigens gleichzeitig eine lehrreiche Vorstellung von dem Verbrauch einer Weltstadt. Das vielgcschmähte Deutschland hat den Lüwenantheil an dem finanziellen Genuß, dem Franzosen einen lucullischeii zu be reiten, und nichts ist drolliger, als einen echte» chauvinistischen Philister beim Verspeisen seines deutschen Hasen, der hier, leider Gottes, immer nur als Ragout (eivot äe liävre) aus den Tisch gesetzt wird, die Vorzüge des sranzösischen vor dem Prussien-Haseu rühmen »u hören. Deutschland sandte im Jahre 1884 nicht weniger als 576 000 lcg; an Wild, 6000 ItH mehr als im vorhergehenden. In diesem Ver» hältniß wächst die Zahl übrigens von Jahr zu Jahr. DaS gelieserte Wilo bestand aus 232 000 Hasen, 10000 Rehböcken, IW Wild- schweinen und über 1000 Hirschen. England lieferte die Fasanen und Auerhähne, im Ganzen 55 000 Stück. Holland schickte die gleiche Waare in geringerem Maße und dazu 57 300 Wildenten. Spanien hat die Specialilät der roihe» Rebhühner (70 000), dazu die der Schnepfen und Becassiuen (10 000). Italien ist daS gelobte Land der Wachteln 130 000). Rußland schickt weiße Hasen (3000) und Ungarn 2600 Fasanen. Im Ganzen empfingen die Pariser Markthallen weil über zwei Millionen Kilogramm an Wild. Rechnet man das Kilo nur »» zwei Franke», so ergiebt daS die ansehnlich« Gesammtsumme von süns Millionen. Aus diesen Zahlen geht hervor, daß Frankreich eigentlich nur den Bedarf an Rcbyühner» zu decken vermag. Das Hochwild und die Rebe sind stark vermindert, da Deutschland in die Lücke eintrelen muß. Die Wachlel, welche aus Afrika in großen Schwärmen kommt, ist in Frankreich zwar reichlicher vertreten als in Deutschland, ober sie bleibt im Wesentlichen in Italien. Die Snchjagd mit Hilfe eines mehr oder weniger findigen Hunde« ist die Lieblingsjagd de» Franzosen Bei uns in Deutschland gilt eS säst sür unwaidmännisch — wenigsten- in vielen Provinzen —, den Hase» vom Hühnerhund« au« seinem Lager auistören zu lassen. Man beschränkt sich ans die Drribjogd. Diese ist hier die Ausnahme »nd überhaupt erst ansgekommen oder allgemeiner geworden, seit die großcn Jagden in den Besitz der Knute üonvee übergeqangen sind »nd zwar hauptsächlich in Form de« jogenannten Kesseltreiben«, bei dem bekanntlich nicht di« Treiber, sondern die Schützen, de» auS- geschirärmten Tirailleuren der Infanterie vergleichbar, in geregelten Abständen Vorgehen, gleichviel ob es sich um Hasen oder Wachtel» handelt. In der alte» guten Zeit gab der W>rth seinen Gästen da« erlegte Wild mit aus die Reise. Di Knute üunnce versteht mit dem . — —o -i- » Geld« besser Ha«< z» halte». Die Pavillons, in der sie ihre Gäste mache Die evangelische Kirche in Deutschland war durch ' verewigt, sind tm Vergleich z» früher zwar zu Palöfte» »»gewachse». Uebligens opfert auch die Königin Isabella — bekanntlich eine Tante der Klonprälendentin — neben anderen Heilige» dem I eiligen St, Hubertus in ihrem prächtigen Park von Fonteuay, Ob die Damen Recht haben, sich mehr und mehr dem Jagdftwit zu widmen, das möchte ich nicht entschiide». Die neue Ze.t bringt o viel Neues, auch i» Sache» der idealen oder nicht idealen Er- ziehnng dcs Weibes, daß man die ganze „Frauensrage" durchsprechen müßte, um zu einem endqiltigen Unheil zu gelang n. Und ob es dann wirklich endgillig sein und als ein >o!ches anerkannt werde» würde? Iedensalls steht dies Eine sest: die Frauen Frankreichs habe» in den politischen Litlon.i ä In -4clnm iheei» Vaterlande inebr Schaden gethan als i» ihrem kurzen Recke und in den hübschen Knicsiiescl» der jranzösiiche» Jagd. All s Flauen- und Sonntag-- jägerthnni schädigt dieselbe nur i» geringem Maße, wen» man seine allerdings meist unwaidmännischen Gewohnheiten mit denen der Wilddiebe vergleicht. Die Wilddieberei hat in Frankreich — vielleicht abgesehen vo» der in den Pyrenäen betriebenen, wo sie mit dem Schmugglerwesen am innigste» verichwisterl ist, wenig von jener Romantik, mit welcher ein früherer Mobegcschmack seine Leser ergötzte, ist aber darum in der Praxis um so snrchibarer. Es giebt kaum ei» Dorf — und einzelne Döricr i» der Umgegend von Paris, wie Menden und Cläleuay, sind besonders verrufen —, wo es nicht ei» Viertel-, em Drittel-, ein voll-S Dutzend Wilddiebe gäbe, welche, säst iiuiiicc atilinarische Existenzen, selbst vor dem Morde nicht zurückicheueii. Der brave Roeänn, in Corsica, de» der Geiierolhenker Frankreichs, thcrr Deiblcr, dieier Tage um einen Kopi kürzer gemacht hat, ist — »nt ihnen vergliche» — ein Tugendbold. Rocchini mordete aus Faniilienhaß und Liebe — wenn man dem Deputirlc» vo» Eorsica, He-rn Artne, Glauben schenken darf —, aber die Wilddiebe sind keine Allmayers des Vagabundenlhunis und unüberwindlicher Arbeilsicheu, und seltsam genug — in dieser B ziehnng liegt wieder ein Vergleich mit den corfiichen Verhältnissen nahe —, die Bauern macken de» Hehler, vielleicht aus Furcht vor dem rothen Hahn, verbergen den Schuldigen, stall ihn zu denuuciren, und näliie» ihn wohl gar unentgeltlich, wie die corsische Bevölkeeung de» Banditen Rocchini in se nen Maquis. Der arme Forstousieher, der Gendarm, der berusenc Beschützer der Gemeinde, dars selbst »irgend- auf Schutz oder Unterstützung rechnen, nicht einmal aus Rache, wenn ihn eine hinterlistige Kugel trifft, deren er bei seine» einsamen Inspektionen durch den Wald stets gewärtig ist. Uud doch thut er, ähnlich wie der Pariser Schutzmann, seine Schuldigkeit, was um so verwunderlicher ist, als er von seinen Vorgesetzte» wenig vertreten, schlecht bezahlt wird und überdies weiß, daß eine Gattin im Falle seines gewaltsamen Todes nur »lit wenigen ' undcrt Franken entschädigt wird. Es vergeht in der That kein ,ahr, wo man nicht von einer Rachethai einer der Entd cknng aus- gesetzten Wilddiebes läse, der sür sein Mißgeschick natürlich „i'mals das Gesetz, sondern dessen Vertreter verantwortlich macht. Es versteht sich von selbst, daß es verschiedene Gattungen des „brnconaee" giebt, uäiniich den „eolleteur". de» „pannenuteur" und schließlich den „allütenr". Die beiden erst genannten Gattungen ind dem amerikanischen Trapper, dem Fallensteller verwandt. Fast immer haben sie auch ein Gewehr zur Stelle, das aber w,Niger dem Wilde als Dem gilt, der in ihnen sein Wild sieht, näml-ch dem Gendarmen. Ein einziger dieser Wilddiebe schädigt den Wildstand in Frankreich an einein einzige» Tage mehr als hundert Sonnlags- schützen das ganze Jahr über, denn es versteht sich natürlich von selbst, daß es sür sic keine Schonzeit und daß es in Paris und selbst i» den kleinen Städten unzählige Händler giebt, welche das natür- lich von jeder Steuer befreite Wild an den Mann bringen Be zeichnend sür diese Thatsachc ist eS, daß die Pariser Markthallen schon am frühen Mv'gcn deS Jagd-EröffnungStages mit Wild über- 'chwemmi sind, das zweifellos nicht alles um et» Uhr in der Nacht erlegt worden ist. Die PanneauieurS, welche in der Nacht mit Netzen den Wildsang betreiben, sind sür die Jagd die geiäbrlichsten. Sie haben das Gelände seit Woche» ausgekundschaftet, sie wissen, wo die Rebhühner. Völker lagern. Fast möchte ich sagen: meuchlerisch werden diese Nachts überfalle» und die Ausbeute unter dein Rnsennetze, das der Volksmund anschaulich als „clrsp ,les wort," bezeichnet, ist eine bedeutende. Auch nicht ein Mitglied dcs Volkes entkommt, um sür die Nachkommenschaft zu sorgen. Der „Colleieur" legl Schlingen (oollets), sei es aus Pferdehaar oder seinem Draht, i» denen sich, je nach der Gegend und nach der Art, wie sie gelegt sind, Rebhühner, Kaninchen, Hasen, ja, sogar Rehe sangen. Daß sowohl diese Fangmethode, wie die mit Netze» durch das Gesetz streng verboten sind, bedarf kaum der Ver sicherung. Meines Wissens ist das auch in Italien der Fall. Aber selbst dort sind langjährige Gewohnheit und Habgier mächtiger als daS Gesetz. Der Asfuteur verführt so, wie es bei uns bei der Pürsche aus Rehböcke geschieht. Durch das sogenannte Blatten, d. h. durch di- Nachahmung dcs Lockrufs der Ricke, bringt man den Bock m Schuß weite. In ähnlicher Weise verführt man hier auch bei der Wachu l- jagd. Zum Erlegen deS Fasans bedient fick der sranzösische Wild dieb einer besonderen Form. Er bestreicht den Laus seines Gewehrs mit einer phoSphorescireudcn Masse und kennzeichiiet dessen Korn durch einen Papierstreisen. Mit Leichtigkeit schießt er dann in der Nacht auS den Baumwipseln das edle Flugwild herab, daS bekannt lich aus seiner Schlaftrunkenheit schwer erwacht. Angeblich betäubt man dasselbe auch durch an lange Stangen befestigte entzündete Schwefelsiden, so daß eS säst in den Schooß der Häscher fällt. Ob vies Thatsachc oder nur ein Myihus ist, lasse ich dahingestellt. Jedenfalls ist diese Elaste der Wilddiebe zwar nicht sür das Wild, aber sür Gendarm und Forstbeamte» die gefährlichste, weil sie stets das Gewehr bei sich führt. Es ließe sich über diese Kämpfe ei c Reihe höchst aufregender Geschichten erzählen, von denen einzelne den Reuen Pitaval zu ergänzen verdienten, indessen ist der Brief schon lang geworden. Demnächst werden alle Pariser Blätter von den lustigsten Jagdgeschichtcn widerhalle», glücklicherweise nnr im Auszuge, was ihr Wese» eigentlich fälscht, sintemalen ihr de- zeichnendes Merkmal, zumal bei einem Jagddiner unter Herren, di« Endlosigkeit ist. Literatur. Maier-Rothschild» Handbuch der gesammten Haiidelswissen- schäften für ältere und jüngere Kauslcute, sowie sür Fabrikanten, Gewerbetreibende, Verkehrsbeamte, Anwälte und Richter. Bcarbcitet von Prof. l>r. M. Haushofer» llr. I. Landgras, Pros. H. Gicßlcr und L. F, Huber. Vierte neu bearbeitete Auslage. Berlin, Verlag sür Sprach- und Handelswisjenschast (Or, P. Langenscheidt). Voll ständig in genau 2l Lieferungen ä 50/H. Lieferung 2 bis 6 1888. — Tie Handclcwissenschastcn spielen im praküschen Leben eine ungemeia große Rolle, und es ist daher sehr nalürlich, daß ma» mehr und mehr darnach strebt, ihrem Studium in Handelsakademien und andere» höheren Handelslehranstalien bleibende, zweckmäßig eingerichtele Stätten zu schaffen. Aber nicht ein Jeder ist in der Lage, eine der artige Anstalt besuchen zu können; selbst gegenwärtig, nachdem die Zahl der bestehenden Institute zu diesem Behuse in Deutschland eine ziemlich bedeutende geworden, ist noch Mancher durch persönliche Verhältnisse verhindert, dicselben zu benutze». Schwerlich dürslrn in einem anderen Stande die >ungen Leute so häufig und so viel daraus angewiesen sein, sich durch Privatunterricht oder Selbststudium die wünschenswerthe theoreiische Belehrung zu verschaffe», we gerade im Handelsstande, Und auch ältere, diesem S ande ungehörige Leute fühlen oftmals daS Bedürsniß einer Belehrung aus dem r> > ,, oder den, andern Gebiete der ihr Fach betreffenden Specialwisj.»- schäften. Namentlich sür solche Fälle sehlte e« jedoch bisher a» einem Nachichlagebuch, es war vielmehr der die Belehrung Suchende aus Linz,lwerke a»gewiesen. so daß er sich daS ihm wünschensweri ye Gelammlmaierial nur mil bedeulenderen Kosten in einer relativ größeren Zahl von Büchern beschaffen konnte. Diesem Uebelstonde ist jetzt durch daS obige Untern, hmen de- um die Pflege der Handels- Wissenschaften ganz besonder- verdienten Verlags für Sprach- und Handclswissciischast (vr. P. Langenscheidt) i» Berlin abgeholse» worden.
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