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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 19.09.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-09-19
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188809191
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18880919
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18880919
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1888
- Monat1888-09
- Tag1888-09-19
- Monat1888-09
- Jahr1888
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 19.09.1888
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S670 * Zur Lage in Rumänien wird der .Politischen Eorre- spondenz" au» Bukarest vom 15. September geschrieben: Die Einberufung der Kammern zur Enlgegeuuayme der küaig. lichen Auflüsungsordre findet io Gemäßheit der vom Könige im vorgestrigen Miuisterrathe genehmigten Vorlagen am 20. September statt, während die früher für deu 16, 17. und 18. Oktober in Aussicht genommenen Neuwahlen aus den 24., 25. und 2V. Oktober verschoben wurden. Damit hat die Regierung den letzten TbeU ihrer bei Ueber- uahme der StaotSgeschaite eingegangenen Beipflichtungen rriedigt und wird »S nun Sache der Wähler sein, durch ihre Stimmenabgabe bei den Neuwahlen rin inappellable» Urttieil über den ferneren Bestand de» Cabiuet» Rofelti-Carp obzugeben. Dasselbe hat seine erste Verpflichtung, dem Lande die Ruhe wiederzugeben, mit redlichem Bemühen und gutem Erfolge eingelöst, und wenn auch noch au» einzelnen Gegenden der Moldau beunruhigende Shmpiomc neuer Bauernbewegungen gemeldet werden, so ist doch bei Würdigung dieser Zwischensälle nicht zn übersehe». daß es i» Rumänien Leute genug giebt, welche sich um eines momentanen Bortheils willen kein Gewissen daraus machen, fremde» Wühlern in die Hände zu ardeilen. Die große Masse der Bevölkerung, welche weder am alten Hader der Partei, noch an de» Pbantastereien lächerlicher Throncandidatcn vom Schlage des Prinzen Euza oder des Prinzen G. Bibescu irgend welches Interesse hat, steht de» beruhigenden Erfolge» des Ministeriums Rosetti-Larp fympalhiich gegenüber. Letztere» denkt auch, wie au» verläßlichster Quelle versichert wird, durchaus nicht daran, bei de» Wahle» zur neue» Volksvertretung sür oder gegen die eine oder die andere der bestehenden Parteien eiiizutreten, sondern begnügt sich (wie schon in einem früheren Briese aiigedeulct wurde) damit, der Bevölkerung jene Gesetzvorjchläqe bekannt zu geben, welche «S den neuen Kammern vorzulegen gedenkt. Tie Männer der heutigen Regierung haben nicht um ihre Portefeuilles geworben; sie sind ihnen von selbst durch da» Vertrauen der Krone zugelallen, al» die Bildung einer Parteircqicrung ebenso unmöglich war, wie die Zusammenstellung eines CoalilionS-CabinetS. Sie werden auch ohne Zögern ihr Mandat in die Hände des Staats oberhauptes zurücklegen. wenn sich die Majorität der neuen Volks vertretung gegen ihr parlamentarisches Nrdeitsprogramm aussprechea sollte. Ist aber hierfür eine Majorität vorhanden, so wird die Regierung Rosetti-Carp auch nicht fragen, ob die Mitglieder derselben s über dieser oder jener Partei angehört haben. Was sie aber von allen Volksvertretern ihrer Majorität verlangt, ist unbedingte An hänglichkeit an den König und die Dynastie und Zustimmung zur bisher befolgten Politik des Friedens und d>r Neutralität. Und darum müssen auch die Gerüchte als Erfindungen zurückgewieien werten, welche von einer beabsichtigten Wahlallianz zwischen der Regierung und der früheren „vereinigte» Opposition" zu berichten wußten. Dean hat auch letztere die ofsenkundig antidynastisch gesinnten Elemente von sich abgcstoßen, so giebt es doch in den Reihen der „vereinigten Opposition" noch Persönlichkeiten genug, welche, gleich N. Blaremberg und P. Gradisteanu, die Feind- jchast gegen Dcuischland und Oesterreich-Ungarn als Programm der äußeren Politik Rumäniens pcoclamiren möchten. * Von kompetenter türkischer Seite wird die „Politische Corresponden;" ersucht, jene Nachricht der „Daily News" al» im Ganzen und Einzelnen ersunve» zu bezeichnen, wonach der Herzog v. Edinburg während seines Auseuthaltcs in Konstantinopcl de» Sultan gefragt hätte, ob eS der englischen Flotte im Falle einer russischen Occupation Bul gariens oder einer russischen Flotten-Demonstration im Schwarzen Meere gestattet wäre, die Meerengen zu passircn und sür den Fall der Bejahung der Frage dem Sultan die Erneuerung der Verhandlungen in Betreff EgyplenS und die Räumung dieser Landes durch England binnen Zahrcösrisl zugesagt hätte. Da diese Ansrage nie gestellt wurde, ist auch die weitere Behauptung als Erfindung anzuschen, daß die Pforte diese Vorschläge der russischen Bot schaft in Konstantinopcl milgethcilt und später geantwortet haben soll, daß die Passage durch die Meerengen der eng lischen Flotte nicht bewilligt werden könne. fländea gegenwärtig eine übermäßige und in diesem Berufe eine oußerordtniilche Masse von halb und noch weniger beschäftigten Arbeitskräften aagehäusr ist, da« sieht jeder Mcnlch mit gejunden Sinnen. Prosessor Lexi» versucht in seinem kurzen, ober darum nicht minder lehrreichen Aussätze über die Breslauer Verhältnisse sür diesen bestimmten Ort eine Berechnung, wie viel Delailliftea im dortigen Malerialwaarenhandel uagesähr genügen würden, indem er dabei die Umsätze und die Benheilung der BerkausSfteNen des dortigen EonsumvereinS zu Grunde legt, der Ende 1887 nicht weniger als 26 577 Mitglieder, also etwa «in Zwölftel der Bevölkerung von Breslau umsaßie. Lexi- rechne» au», daß nach diesem Maßstab« elwa 250 Läden das BermittelungS- geschäst aus dem Gebiete des Coionialwaarcnhaudel- in BreSlou ohne Schwierigkeit würden bewälligea können, während thai- sächlich etwa 600 solcher Handlungen bestehen. Aber andererieil» muß man lagen: wenn nun diese scheinbar überflüssigen Familien, die doch auch ibrerje ts Waaren verbrauchen und der GcwerbS- ihütigkeil Anregung geben, eüva durch die Ausbreitung des Consum- vereins über ganz BreSlau wirthschasilich kalt gestellt würden, dann wäre allerdings eine „rationelle" Ordnung in diesem Zweige des Detailhandels erreicht; indeß, wohin mit den herau-gedrängten Pei- soue» bei der allgemeinen Uebersüllung? Die unerbittliche ralio der Bolkswirthschast verichlingl in der Industrie so viele kleine Exi stenzen, diese suchen Zuflucht im Zwischenhandel, und gerade mit daher rührt besten Uebersüllung; wenn nun dieser Proceß auch noch im Handel vor sich geht, so werden immer mehr Kräfte srci, sür welche die Verwendung immer schwieriger wird. Uedrigens weisen die Verfasser, deren Arbeiten wir soeben be sprochen hoben, übereinstimmend nach, daß die Ersparniß, welche eine derartige „rationelle" Organisation deS Kleinhandels, ioweit eS die sogenannten Material- oder Coloaialwaaren betrifft, niit sich bringen würde, sür die einzelne Haushaltung nicht sehr fühlbar sein würde. Etwas Anderes ist r» mit dem Fleisch- und Brodverkaus. bei dem eS sich doch übrigens gar nicht oder wenigstens nicht in der Hauptsache um „distributive Gewerbe" handelt, die der Verein sür Socialpolitik als Gegenstand seiaer Enquete bezeichnet, sondern u»> eine industrielle Thätigkeit, die geioohnheilsiuäßig mit dem un- mittelbaren Verkauf der Product« an die Con umenten verbunden ist. Die oben bezeuhaeten Aussätze von Gerlach und Ludwig Wals hierüber sind sehr leicnswerth. Sie kommen Beide zu dem Ergebiiiß, daß da- Publicum allerdings die Arbeit der Fleiicher und Bäcker recht theuer bezahlen muffe, auch von einer Bervilligung durch Con- curreuz hier »ichlS oder wenig zu erworie» sei. An eine gewaltianic Einschränkung der Zahl der Gewerbetreibende» kann aber doch auch hier Niemand denken. Wohl aber kann wenigstens beim wichtigsten Lebensmittel, dem Brod, durch obrigkeitliche Vorschriften über die Art deS Verkaufs den Consumenten eiwas genügt werden, wie daS schon mehrfach und auch im Rcich-Iag durch den Lohrcn'schcn An trag angeregt ist. Ob cs dem Verein für Socialpolitik gelingen wird, praktische Vorschläge sür die Berwerlhiing der Ergebnisse seiner verdienstlichen Untersuchungen zo machen, daraus darj mau gespannt sein. Marine. * AuS Kiel, 16. September, wird der .Vossischen Zeitung" geschrieben: Früher als eS ursprünglich beabsichtigt war, sind in diesem Jahr« die grüßen So mm er Übungen der Flotte beendet, aber die diesjährige NebungSzeil ist vielleicht inhaltsreicher als irgend eine der frühere» gewesen. Sie ist geschichtlich merkwürdig durch die Kaiscrsahrl in der Ostsee, und sie ist ausgezeichnet durch zwei große Manöver, die jedenfalls dargctban habe», daß in der deutschen Fiolle Alles klappt. Achnliche Anfordernngen, wie sie in diesem Jabre vier Monate hindurch au die deutsche Manövcrflotte gestellt wurden, sind an keine andere fremde Uebuiigsflolte gestellt worden, wenigstens nicht in demselben Zeiklaum, und unsere Flotte bat »icmals versagt. Man mag eS gern als einen glücklichen Zufall preisen, daß wir wieder von jeder ernsten Havarie verschont geblieben sind, ober man kann nicht übersehen, daß in der ganzen UebungSzcit eigentlich niemals eine Maschine unklar geworden ist. Dies Ergcbniß ist außerordenllich. Man braucht »ur die englischen, die sranzösischen und italienischen Flottcn- bericbte zu lesen, um zu wissen, wie groß der Procenlsatz der Schisse ist, welche un Lause der UebungSzcit dienstuntauglich werde», und zwar in den meisten Fälle», weil die Maschinen in Unordnung gekommen sind. Bei uns kommen derartige Störungen eigentlich nicht vor. ES geht Alles mit der Sicherheit eines Uhrwerks, welches tadellos erhalten und icgulirt wird. Daß solche Ergebnisse nicht erreicht werden ohne den vollen Einsatz der ganzen ManneSkrast. ohne Be geisterung sür de» Beruf, ist ganz selbstverständlich, aber wir Lculjche könne» uns doch freuen, daß dies Leben und Streben »l der Marine vorhanden ist, so daß Deulschland in einigen Jahrzehnten aus diesem Gebiete dieselbe Höbe crrungeir bat, welche andere Nationen erst in Jahrhunderte langer Arbeit erstiegen. Locialpolitischcs. * Untersuchungen über de» Einfluß des Zwischenhandels aus die Preise hat der Verein sür Socialpolüik anstellen lassen »nd will auch in seiner Generalversammlung Ende dieses Monats darüber verhandeln. Die Ergebnisse dieser Untersuchungen sind in zwei Bänden niedergelegt *). von denen der erste lediglich über die Preiie einiger Malcrialwaarcnhändlcr in Aachen (bearbeitet von R. van der Borght) handelt; der zweite, soeben ausgebene. bringt vier ver schiedene Abhandlungen, welche Kleinhandelspreise in Magdeburg (bearbeitet von A. Bayerdörffer) und in Breslau (W. LexiS), Fleischpreise in Halle (O. Gerlach) und Brodpreise in Leipzig (Ludwig-Wols) betreffen.. Di« Arbeiten über die Preise in Aachen und Magdeburg sind niit einer Wahrbast beängstigenden Fülle von Zahlen auSgestattct und führen den Leser schonungslos bis in die Preise von Korinthen und Mohnöl hinein, bei denen sich ein festes Verhällniß von Groß- „iid Kleinhandelspreisen ebenso wenig Nachweisen läßt, wie bei deu wichtigeren Artikeln deS täglichen Bedarfs. Man kann wohl sagen, daß diese mühjamen Untersuchungen zu nichts Anderem führen als was sich Jeder bei einigem Nachdenken von selbst sagen kann: Die Detailpreise müssen um so böher über den Großhandelspreisen sichen, je mehr Detailiisten sich von ihnen nähren müssen. Sie werden sür die einzelnen Artikel nicht nach bestimmten Regeln gebiitct. sondern sind sür den Einen sehr weit, sür den Anderen weniger weit von den Großpreisen entfernt, und sind auch sür die einzelnen Artikel zeitlich bald mehr, bald weniger vom Großhandelspreise, der ja fortwährenden Schwankungen unterliegt, abweichend. Der Kleinkausmann bestimmt die Preise so, daß er denn Geiommtverkaus seiner Artikej, EniS ins Andere gerechnet, bestehen kann und sein Publicum zahlungswillig blcibt.MBoa einer genauen Ealculotion kann schon deshalb keine Rede sein, weil die Preise >m Kielaba,idel immer runde sind; und die Abrundungen haben um so mehr Einfluß, halten dir Kleinvreise von den Broß- vreiien um so weiicr eolserut, je größer die kleinste Münzeinheit ist. In dieser Beziehung sind z. B. die Völker mit Fraakea-Rechaung, deren Centime kleiner ist als unser Pseaniq, bester daran wie wir Den Schwankungen der Grobpreise folgen diejenigen der Slcinprcise in weilen und unregelmäßigen Abständen. Irgend eine Regel daiür» ein w:e großer Auftchlog aus den Großpreis denn eigentlich Volks- wirthschasilich gerechtfertigt sei. läßt sich gar nicht finden; man müßie denn etwa die Zahl der Detaillisten begrenzen, ihnen bestimmte W. aren und einen bestimmten Kundenkreis zürnenden können. Daß die Zahl der Kleinhändler mit täglichen Gebrauchtgegew * Wie wir bereits milgethcilt haben, dürfte die Bearbeitung der Jahresberichte der Fabrikinspectorcn sür 1887 dem nächst erscheinen. In der Einleitung zu derselben werden behandelt: die Einlheilung der Aufsichtsbczirke, die Zuständigkeit der Aussichts beamten und die Thäligkcit derselben, die Uebersicht über die vor- genommenen Revisionen, sowie der Stand der Industrie und des Arbeitsmarktes. Was die Eintheilung der Aufsichtsbezirke betrifft, so hat dieselbe im Berichtsjahre insofern eine Aenderung erfahren als die bisherigen beiden Aufsichtsbezirkc des Königreichs Würitem berg, Neckar-, Jagst- und Douaukreis und Schniarzwaldkreis, zu einem Aussichtsbezirke vereinigt worden sind. Die Zahl der Auf- sichtsbezirke beträgt in Folge dessen zur Zeit 48, welchen die Zahl der Favrikaufsichtsbeamten entspricht. Von den letzteren entfallen aus Preußen 18. auf Bayern 4, aus Sachsen 7, aus Württemberg, Baden, Hessen, Mecklenburg Schwerin, Sachsen-Weimar, Oldenburg, Braunschweig, Sachsen - Meiningen, Sachsen - Altcnburg, Sachsen- Coburg-Gotha. Anhalt. Schwarzburg-Sondershausen, Schwarzburg- Rudolstadt, Waldeck-Pyrmont, Neuß ä. L., Reuß j. L-, Lübeck, Bremen und Hamburg je einer. An Hilfskräften sind den Aussichts beamten beigcgebcn: in Preußen 5, in Sachsen 14, sowie 7 chemische Sachverständige, in Württemberg, Baden, Bremen und Hamburg je ein Hilssbcamter. Die Zahl der den Aufsichisbeamten bcigegcbenen Hilfskräfte hat in Trier-Aachen, sowie Düsseldorf im Berichtsjahre wieder eine Vermehrung erfahren und die Aufsichtssührnng wesentlich gefördert. Zum ersten Male ist von dem neu er nannten AussicbtSbeamten sür Lübeck für daS Jahr 1887 ein Bericht erstattet worden. Der Umfang der Thätigkeit der Auisichtsbeamten hat in den größeren Bezirken wesentlich zugenomme». So. wie für das Vorjahr, so wird auch für das Be richtsjahr als hauptsächlichste Veranlassung dieser Zunahme die Theil, nähme der Beamten an den Aufgaben der Bcrufsgcnosscnschaften bezeichnet, nicht nur bei den Uiisalluntersuchungen, sondern auch in olchcn Füllen, in welchen es sich um den Erlaß von Unsallver hütungsvorscliristen handelte. Hierzu kam neben der Vermehrung der den Aufsichisbeamten unterstellten Anlagen für manchen der- elben ein nicht »nerbebliches Wachsen der schriftlichen Arbeiten. Auch die aus die Keffelrevisioncn zu verwendende Thätigkeit nahm deren Zeit zum Theil erheblich in Anspruch. An einmaligen Neun ioncn sind von sämmtlichen Aussichtsbcamten 22 846 und dement prechcnde mehrmalige, sowie 257 nächtliche Revisionen vorgenommen worden. Die danach vcrhältnißmäßig gering erscheinende Zahl der nächtlichen Revisionen wird in den meisten Berichten damit be gründet, daß Nachtarbeit in der Regel nur wenig üblich und die Kinderarbeit von derselben im Allgemeinen ausgeschlossen sei und daß namentlich auch in Zuckerfabriken die Beschäftigung von Frauen zur Nachtzeit ganz erheblich nachgelassen habe. Was die persönlichen Beziehungen der Aufsichisbeamten zu den Arbeitgebern und zu den Arbeitern anlangt, so hat in mehreren Aussichtsbezirken, so in Pommern und Hamburg, der Verkehr mit den Arbeitern seit dem Inkrafttreten des Unsallversicherungsgcsetzrs abgenommen, in anderen Bezirken hingegen war der Verkehr der Beamten mit den Arbeit gebern wie mit den Arbeitern theils wie in den Vorjahren ein reger, so namentlich in den Aufsichtsbezirken Dresden und Zwickau, thcilS ebenso wie das Vertrauen zu den Beamten in der Zunahme begriffen. Vorgefundene Unzuträglichkeiten abzustellen, waren die Arbeitgeber im Allgemeinen stets bereit. Im Aussichtsbezirke Mindcn-Münster hat sich die daselbst vor einigen Jahren getroffene Einrichtung, daß nach Beend!- gung der Besichtigung einer Anlage die Vorgefundenen erheblichen Mängel im Beisein des Arbeitgebers oder dessen Stellvertreters zu sammengestellt und ein Termin vereinbart wird, bis zu welchen» die Beseitigung derselben anzuzcigen ist, gut bewährt, lieber die Revisionsthätigkeit der Ortsbehörden im Allgemeinen liegen nur wenige Angaben vor. Für Berlin jedoch ist die Zahl der von den Polizeibcamten vorgenommcnen Revisionen ziemlich genau ermittelt worden. Dieselbe beträgi sür die daselbst bestehenden 1480 Fabriken, welche jugendliche Arbeiter beschäftigen, 14 688. Die Zahl der übrigen polizeigewerblichcn Revisionen war nicht mit Sicherheit fest »stellen. Es kann aber angenommen werden, daß jede der in Serlin bestehenden 3267 Fabriken durchschnittlich füns Mal im Jahre revidirt worden ist. ») Band SS und 37 der Schrift«» de» Verein» sür S»rtol-»littk. Leipzig, Luncker >»d Humdko». 1333. >- Berge»' von Alfred Oehlschlegel angenommen. — In Berlin ist die Lroll'jche Oper mit Meyerbrer'« „Prophet" geschlossen worden. Den Johann sang Herr Moran. die FideS Marianne Brandt, die Bertha Fräulein Larlotta «rossi. — Prof. vr. August Wilhelms, der berühmte Geiger, ist, sür eine« der neuen Abonaements-Eoncerte unter Arthur Nikisch'S Leiiung giwonnen. Prof. Wilhelms ist seit drei Jahren nicht mehr in Berlin ausgetreten, und eS wird daher seinem Kommen mit großem Interesse entgegengeseheu. — An Stelle de- Herrn O'car Eichbcrg, de« gegenwärtige» Redakteur« der „Neuen Berliner Musik- zeilung", hat der bekanaie Musikschriststeller Dr. W>ih. Lang. Haas die Redaction der Programmbüchrr sür die Berliner Phil, harmonischen Concerte ül>erno»»nen. Langhaus hat sich namentiich durch seine im Anschluß au die Musikgeschichle von Ambros verfaßte „Geschichte der Musik des 17., 18. und 19. Jod» tmndcits" eine» Namen als Musikhistoriker erworben. Die Reihe der Solisten sür die genannten Concerte unter Ha»S von Büiow'S Leitung ist nunmehr definitiv scsi- gestcllt. und zwar werden austreten: Eng. d'Aibcrt, Han no» Bülow, Joses Joachim, EharieS Davidoff, der Tenorist van Tyk, der Barylonisi Blauwaert, Franz Ondricer, Marie Soldat, Elolilde Kleeberg. Carl Halir und der ttamniervirluoS Alfred Grün- eld. — Cnbulka's „Glücksritter" im Friedrich Wilhclm- tädiisch-n Theater in Berlin hat auch bei der ersten Wiederholung ehr gesallen. Das alle Plätze füllende Publicum wurde von der »insisalisch reizend illustrirten Handlung wie von der prächtigen Ans- sühruiig und von der wirklich splendiden Ausstattung zum größten Bcisall angeregt und zeichnete vor Allem doS brillante Damen-Lrio Osfcney, Lejo, Herger, den neuen Tenoristen bei Zopp und die allen heiteren Lieblinge Wellhos und Klein aus. Unter den Be- iuchcrn de« Hanse- wurde mit besonderem Jntcrcsse wieder Prinz AisonS von Bayern bemerkt, der die Vorstellung vom Anfang bi« zum Schluß mit seiner Anweienheit beebrte. — DaS Hosiheater zn Mannheim bereitet N. Waqner's „Tristan und Isolde ' und P. Cornelius' „Barbier von Bagdad" zur Aunühranq vor. — Marcella Sembrich gastirt in den Monaten Jaimar und Februar in Rußland und wird dann voraussichtlich eine größere ikandinav sche Trurnäe unternehmen. Ende dieses Monats be- qicbtsich d:e D va von Cernobbio am ComerLee nach ihrem Domicil Dres den zurück, um ihre Vorbereitungen sür die deuische Tournö- zu treffen. — Herr Mierzunnski soll mit der große» Pariser Oper wegen einet dancriiven Engagements in Unterhandlung stehen. — Saint Saöns hat seine Oper „Heinrich VIII" umgearbeitet und in drei Acle zusamnikligezogen; sic wird in dieser Spielzeit in der Großen Oper z» Paris auigcsührt. — Ein reicher Favrikant in Leeds, Herr Sainio» Fox. hat der Londoner Royal Akademie 30 000 L zu», Zweck eine- Neubaues geschenkt. * Leipzig, 19. September. Stadttheater. Mit Rücksicht aus eine größere MannigsaltiAkeit de» Metzrepertoire» im Alten Theater kommt heute. Mittwoch, dort der aus gelassene Schwank „Die blaue Grotte", morgen Don nerstag aber „Die Schwätzerin von Saragossa" und „Fortunio'SLied" — die beiden reizenden Operetten — zur Ausführung. "Leipzig, 18. September. Ein hoher Genuß wurde gestern Nachmittag den Passanten de» Platzes vor dem Bayerischen Bahnhof zu Theil. Während nämlich Se. Majestät König Albert im Verein mit Sr. königl. Hoheit Prinz Georg, Generalseldmarschall. und hoher Gefolgschaft, vom Manöverfeld zurückgekehrt, da» Mittagsmahl im BcilmhosS- restaurant rinnahmcn, concertirle die ausgezeichnete Capelle deS 134. Infanterie-Regiments unter Leitung de» Herr», Musikdirektors Jahrow im Garten deS Restaurant». 88- Au» Brüht bei Köln kommt die Nachricht, daß daselbst der Vater de« Pianisten Loai» Brassin (gestorben al« Lehrer am Eonservaiorium zu Brüssel), der ehemalig« Sänger und Schauspieler Görard Brass,», im Alter von 78 Jahren verstorben ist. Brassin war längere Zeit am Leipziger Stadttheater thätig; er gab den Teiramund bei der ersten hiesigen Aufführung de» „Loheugrin" und galt al« einer der besten Don Joaa-Säager seiner Z«,t. ' * Im Wiener Operuhau» sand die huudertpe Aufführung der „Zauberflöie" (im neuen Hanse) statt. Im Kärnthnertbor er schien da» Werk zuerst 180t am 24 Februar uud wurd« SS» Mal »webe». — Da« Theater a» der Wie» zu Wie, ha» di«Operette, „Der Schlossert«,ig" p„ Eduard »r,«s»r »ud,„Da SchA« »f» Oie Leipzig-Plagwitzer Verbindungsbahn. *Zn der am Sonntag erfolgten Eröffnung derLeipzig- Plagwitzer Verbindungsbahn ist eine Festschrift erschienen, welche die folgende» interessanten Angaben enthält: Schwierigkeiten aus seiner Bahn zu überwinden, mit Aus dauer »ach dem gesteckten Ziele zu streben, diese- trotz aller Hemmmsse zu erreichen unv somit schließlich zu einer feste» Grundlage und Stellung zu gelangen, gilt im Leben de» einzelnen Menschen mit Recht als bas Zeichen eines ener gische» Charakters und als Vorbedingung einer gesicherten Zukunst. WaS sür den Einzelnen, hat auck Geltung sür die Gesaiiimtbcit. in unserem Falle für die Gemeinde. Wen« wir die Enlwickcluiigsgeschichle von Plag Witz in den letzten Jahre» an uns voriibcrziebcii lasten an dem heutigen Tage, der durch die Einweihung der ne ne» Bahnstrecke „Plag witz.Leipzig. Bayerischer Bahnhof" so eigentlich aiS ein Marislein in dein Leben der jungen Gemeinde dastcht, da müsse» wir sage», daß ein gesundes Vlut in diesem Gemein wesen puistrt, daß liier eine Industrie durch eigne Krast und eignes Wollen geschaffen ist, wie wir sie in gleicher Ent wickelung kaum wieder finden. Vor 25 Jahren kannte man Piagwitz nirgends in den serncn Ländern, ja selbst in unserem enger» Baterlande wußte man nickt viel davon; heute gehen seine Waaren und Fabrikate hinaus in alle Welt, in Amerika wie in Australien hat der Name Plagwitz einen guten Klang. So dürste cs von allgemeinem Interesse sein, am heutigen 16. September einen Blick zu tlm» in die Zahlen, welche unS die Statistik deS November 1887 über die hier bestehenden Betriebe bez. Industriezweige angicbt. Die Zahl der Fabrik-Betriebe beläuft sich darnach aus 105 und der »n ihnen beschäftigte» Arbeiter bez. Ar beiterinnen auf die Summe von 5887. Diese 105 Betriebe verthcilen sich in folgender Weise auf: 1 Kammgarnspinnerei (in Kleinzschocher). 1 Wollgarnsabrik mit Dampsjärhcrci, I Vcrsandt-Gcscüäst, 1 Siosfwäschc-Fabrik. 1 Gummiwäscbe- Fabrik, 1 Fabrik mit Eisengießerei sür Gcrälhe und Ma schine» zur Bodenbearbeitung. 1 Dampsmaschinen-Fabrik, 1 Werkzcugwaschinensabrik, 2 HoizbearbeitnngSmaschiiien- sabriken, 2 Drahtbcstmaschinensabrlkeii. 1 Strickmaschinen- sabrik, 1 Fabrik für OelgaSwerke, 1 Fabrik sür Ziegel- Maschinen und Transmissionen, 1 Fabrik sür tynamo-clektrisckc Maschinen, 6 Maschinenbauanstatten, 5 Eisen- und Melall- gießercie», 1 Glacö- und Chromopapiersabrik, 2 Pianosorte- mechaniksabriken, 1 Fabrik sür medicinische Thermometer, 2 Fabriken sür polirte Messing- unv Nickclbleche. 1 Stahl feder- »nd Federhaltersabrik, 2 Fabriken sür Master- und DampshcizungSanlagcn, 1 Fabrik sür Thür- und Fcnster- armature» aus Horn und Metall, 1 Parquet- und Slab- sußdodensabrik, 1 GypSdiclcnsabrik, 2 Eenientwaarensabriken. 2 Gummiwaarensabriken. 2 Lederwaarensabriken. 1 Vclociped- sabrik, 1 Schirmsiocksabrik, 1 Fabrik für persorirtc Stuhl sitze. Lehnen und Bänke, 1 Fabrik sür Chrisibaumartikel, 1 Tapetenfabrik. 1 Cartonnagcniabrik, 1 Scbäftesabrik und Grosto-Handlung sür sämmlliche Schuhmackerartikel, 2 Rauch waaren-Zurichtcreien und -Färbereien, I Stärke-, Waschblau und Bleichsodasabrik. 1 chemische Fabrik und Import auS ländischer Mineralöle, Vaselinpräparate :c., 1 Gruveösenfabrik, 2 Farbeholzmüblcn (1 liegt in Kleinzschocher). 1 Catechu- fabrik, 1 Judigosabrik, 1 Glycerinsabrik, 1 Farbenfabrik, 1 Seiscnpulvcrsabrik. 1 Harz- und Fichtenrassinerle. 1 Koblew staubmüble, 1 Kamiiisabrik, 1 Treibricmenjabnk. 3 Kisten und Kossersabrike». 1 Geschästsbücherfabrik. 1 Patentbuch stabeusabrik, 1 Mineralwastersabrik, 1 Dampsdierbrauerei, 1 Siegeloblateusabrik. 1 Tischdeckensabrik, 1 mechanische Seidenstickerei, 1 mechanische Kunststickerei, 1 xylographiiche Anstalt, 5 Gravir-, Ciselir- und Prägeanstalten. I Holzbild- hauerei, 3 Bildhauereien, Stuck- und Sleinmctzgeschäste, 2 Buch- und Sleindruckereien, 1 Dampswasch» unv Bade anstalt, 1 Seidensärberei, 1 Wollwäscherei, 1 Bausabrik, 7 Baugeschäjte. 3 Zimmerergeschäsle. Die Zahl der in den angeführten Betriebe» vorhandenen Dampfkessel beträgt ca. 80. Außer den 5887 angegebenen Personen werden bei 108 Gewerbetreibenden noch 535 weitere Leute beschäftigt, während 220 ebenfalls hierorts befindliche Gewerbetreibende keine fremden Personen beschäftigen. Demnach beläuft sich die Gesammtzaht der hiesigen bez der „Plagwitz" sirmirenden Fabrikanten. Handels- und Gewerbetreibenden auf 433, bei welchen zur Zeit 6422 Per sonen thätig sind. Von diesen wohnen jedoch nur 2000 in Plagwitz, während mehr al- 4000 in 58, zum Theil an grenzenden, zum Theil sehr entfernt liegenden Ortschaften ihren Wohnsitz habe». AuS diesem Umstande ergiebt sich der ganz enorme Verkehr sowohl in den Morgenstunden bei Be ginn, al» auch in den Abendstunden bei Schluß der Fabriken und Geschäfte; auffallend stark ist der Verkehr auch zur Mittagszeit. Die oben angegebenen Zahlen, welche im Laufe der letzten Jahre stetig steigende gewesen sind, werden namentlich in diesem und im nächsten Jahre wiederum einen hohen Zuwachs erhalten durch Vergrößerung bereit» bestehender Etablissements wie der Firmen „Sächsische Wollgarnsabrik", „MeyLEolich" „Philipp Pennin" u. A. Die Fläche der OrtSslur von Plagwitz ist eine be schränkte, nur ca. 9847 »; da» vorhandene Bauareal ist in Folge der starken Bevölkerung nur noch gering; zählt doch Plagwitz bereit» 456 bewohnte Gebäude uns ungefähr 13 606 Einwohner. Wie di« Bevölkerung grsti«g«a ist, zrigt a« dr»tlichfl«n folge«d« Tabelle. ^ Di« Einwohnerzahl b,tt»g im Jahre l834 inSgesammt 187 - - 1843 . 275 - - 1816 . 328 - - 1852 . 337 « » 1855 » 387 - . 1858 . 457 « « 1861 - 826 » B 1864 » 1665 - » 1867 . 2033 « - 1870 - 2534 » - 1875 - 3896 » - 1880 . 6963 - - 1885 - 9l80 Ganz bedeutend ist die Zunahme im letzten Jabrzchnl bez. vom Jahre 1875 an gewesen; sie betrug in dem Lustrui» von 1875 bis 1880: 3067 und in demjenigen von 1880 bi« 1885: 2217. Wenn die Zunab»,e der Bevölkerung in den beiden folgenden Jahren der biö jetzt beobachteten entspricht, so wird Plagwitz am l. December 1890 eine Einwobnerzaht vo» wenigsten» 14 000 Seelen haben, d. h. sich um 5009 Ein wohner in ven 5 Jabren vermehrt haben. Zu Anfang de» Jahres 1884 gab e» i» Plagwitz nock kein selbstständige» Postamt. Nur dem tbatkrästigen Ein- grciseii mehrerer Plnqwitzer Großindustriellen war eS zu banken, baß am 1. October >884 in dem zu jenem Zeit punkte eben vollendeten Nathhause ein Postamt II. Clasie ür Piagwitz eröffnet wurde. Im Jabre 1836 fand im hiesigen Postamte die Einrichtung eine» Telephonamte» statt, welche» gegenwärtig über 70 Tbeilnehmern in Plagwitz, c'indenau, Leutzsch. Kleinzschocher und Markranstädt zur Ver mittelung untereinander und mit Leipzig dienl. Der im Orte herrschende starke Geschäftsverkehr bringt e» mit sich, daß bei dem hiesigen Telcphon-Vermittelung»-Amt zur Zeit täglich gegen 1600 Verbindungen herzustellrn sind. Am 1. April 1887 ist da» Postamt Plagwitz in ein Postamt I. Elaste uiiigewanbelt worden, eine unmittelbare Folge de? täglich steigende» Verkehr». Welch einen bedeutenden Umfang dieser Postverkehr in dem letzten Jahre angenommen bat, werden die folgenden Zahlen selbst beweisen. Ausgegeben bei dem Postamt Plag witz wurden »n Jahre 1887: Gewöhnliche Briese .... . .. Postkarten. . . .... . . Z:..Äss. Drucksachen . » »rj. ... » . . . Waarenproben . . . . P '» Gewöhnliche Packete . ^. Briese mit Werthangabe. ... . Packete mit Wcrthangabe Packete mit Nachnahme Zriefe mit Nachnahme Posiausträge . ; Postanweisungen » . Telegramme 595 790 233 376 843 334 26 988 292 545 5 522 mit Marl 3 727 350 i .... S07l mit Mark 79 846 i .. . » . « 5t 038 4 623 mit zusammen Mark 617 344 ........ 6113 .. »^». . . » 27 048 mit Mark 1 476 683 7 200 Dagegen sind in demselben Jahre hier eiagcgaogen: Gewöhnliche Briese Postkarten. . , Drucksachen Waarenproben . . . .7.^.^.^..... . . Gewöhnliche Packete . '. . . . Briefe mit Werthangabe .' * * * 54t N6 25 l 264 116 662 11 700 76 861 5 092 mit Mark 8 760 304 Packete mit Wcrthangabe mit Mark Packete mit Nachnahme r. . . . 2 096 507 810 817 » »22 33 112 2 085 208 060 245 137 Briese mit Nachnahme - »V. . . . . . - ' " >> 7 ' mit zusammen Mark Postaufträge . . Posianwcisungen .... ^ ' 4—> mit Mark 8 885 282 Telegramme . > . r-» .... 7 678 J»i Abonnement bestellte ZeilungSnummern . . 46 583 Außer der schon erwähnten Erbauung de» RathhauseS in den Jahren 1883/84 sand nach der Bildung der selbst ständige». von Kleinzschocher abgelöste» Parochie Plagwitz in sen Jabren 1886 bis 1833 der Bau der schönen OrtSkirche statt, sowie die Anlegung eine- größeren Friedhof». Auch die Errichtung von Kranken«, Armen» und Feuerlösch- an st alten fällt in diese Jahre. Plagwitz besitzt in Gemein- cliast mit Lindenau einen Fcuertetegraph. eine äußerst on- erkennenSwerthe Einrichtung, die gleichfalls in den letzten Jahren durch da» Zusammentreten der größeren Fabrik- und Geschäftsinhaber geschaffen ist. Die VerkehrSverhältnisse deS Orte- mit Leipzig im Allgemeinen gestalten sich günstig. Plagwitz (-Lindenau) ist StationSort der königlich säch- stsche» Staalsbahn, Linie Plagwitz »Gaschwitz und nunmehr auch Plagwitz-Leipzig-Bayerischer Bahnhof, nebst ausgedehn ten ZweigleiSaiilagrii mit Ladestellen I, H, Hl (Lindenau), sowie StationSort der königlich preußischen SlaatSbahn, Linie: Leipzig-Zeitz-Gera-Eichlcht-Probstzella. Weiter befindet sich in Piagwitz ein umfangreiche» Depot der Leipziger Pscrbe-Eisenbahn. Von hier au» gehen die Linie»: „Plagwitz - Leipzig - Neuschöuescld«BolkmarSdors" uud „Lindenau-Leipzig-Thonbcrg". Die sonst innerhalb und außerhalb de» Orte» zu be- fördernden zahlreichen Güter der verschiedenen Etablissements werden, soweit die- nicht durch die Zweiggleise bez. eigenen Geschirre und PackettranSportwagen geschieht, durch mehrere hier bestehende größere Spedition«« und FuhrwerkSgeschäfte an ihren Bestinimung-platz gebracht. Nicht unerwäbnt sollen schließlich die auf der bi» jetzt vollendeten Strecke de» Elster - Saale - EanalS lausenden zwei Dampfer bleiben: sie befördern zur Zeit die niit Erdreich beladenen Kähne der „Leipziger Westen» - Baugesell- schast", vormals vr. Carl Heine. Die angegebenen Zahlen und Thatsachen, wie die ganze Entwickelungögeschichle unsere- Orte» werden Jedem, der ein Interesse sür Handel und Industrie und dcren hohe Bedeu tung hat, ein ansprechende» Bild geben: Alle» zeigt, wie Plagwitz au» der Kraft seiner Bewohner hervorgegangen und durch diese groß geworden, immer mächtiger vorwärts strebt und nicht zufrieden mit dem Errungenen, nur in dem Suchen und Streben nach dem Besseren und Vollendeteren sein Ziel er blickt. Vor kaum einem Menschenalter ein sumpfiger, morastiger Platz mit wenigen ärmlichen Bauernhäusern, ist eS durch eigne Mittel zu einen, der schönsten Orte von Leipzigs Umgegend geworden. Neben der Fabrik, neben der rastlosen Thätigkeit in Handel und Gewerbe hat hier auch der GrschäslSherr seine Erholungsstätte; prächtige Villen bilden ganze Straßen und geben diesem Theile de» Ortes da» Aussehen einer schönen Parkanlage. So können wir mit gerechtem Stolz aus Plagwitz schauen. Wenn eS dereinst seine Selbstständigkeit ausgcben wird, un» mit der Stadt Leipzig und den anderen Vororten zu einem großen Gemeinwesen vereinigt zu werden, bann wird eS der Stadt eine willkommene Vergrößerung bringen: eine stener- krästige Gemeinde, eine hochentwickelte Industrie, einen blühen den Gewerbestand; so wird eS für alle Zeit einer der be deutendsten Stavttheile Leipzig» sei» und bleiben. Die beute eröffnet« Eisen bah „strecke bat zu dem biSber Geschaffenen und Errungenen ein neues Glied hinzu- gesügt; der Verkehr, welcher in den letzte» Jahren unter der mangelhaften Eisenbahnverbindung niit Leipzig nach dieser Richtung zu leiden hatte, führte duich sein stetiges WachSibum schließlich die Behörde dazu, auch hierin Abhilfe zu schaffen uud drr Industrie von Plagwitz di« vrrbindungSbabn zu bauen. Dafür sprich« wir d«r hihen königliche» Regierung »usrrn Dank a» dstsrr Stell« a»s. Für Ptugwitz aber mag
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