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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 19.09.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-09-19
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188809191
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18880919
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18880919
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1888
- Monat1888-09
- Tag1888-09-19
- Monat1888-09
- Jahr1888
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 19.09.1888
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der Wunsch gelten, daß e» auch in der kommenden Zeit seine» Nuhiue» als Jndustriestätte siet« eingedenk scm möge und der Segen Gotte» über dem Orte und seinen thätigen Bc- wohnern walte. Leipziger Lehrerverein. Am vergangenen Donnerstage sprach Herr Herrscht „Heber die neben und außer dem Unterrichte nöthigen Veranstaltungen der eigentlichen Erziehung oder Zucht". » „Erziehung" ist das Losungswort der moderuen Pädagogik, nachdem inan früher fast uur an der Verbesserung der Unterrichi«. Methoden gearbeitet hat. Allenthalben vernimmt mau noch heule die Stage, daß namentlich in den höheren Schulen zu viel studirt, zu wenig erzogen werde. Erziehung ist die höchste Ausgabe der Schule. Wenn auch die Unterrichtsarbeit die Hauptihätigkeit des Lehrers bleiben muß, wenn auch die eigentliche Erziehung vor Allem ins HauS gehör». Io ist doch gerade in unserer Zeit, wo eS für viele unserer Zöglinge de» Begriff Han« in seiner idealen Bedeutung nicht i»ehr giebt. die Frage am Platze, welche Veranstaltungen der Schule neben und außer dem Unterrichte zu Gebote stehen, um zu erziehe». Davon bandelt nun auch der letzte Theil der Pädagogik Herbart'S und Ziller'S. Die eigentliche Charakterbildung oder Zucht. Der Lüwcnantheil an der ErziehungSausgabe sällt dem Unter, richte zu. Daher auch der Name „erziehender Unterricht". Neben diesem steht die Regierung der Zucht zur Seite. Die letztere, die unmittelbare Charakterbildung, dient theilS, damit man den Unter richt onbringeu könne, theil-, daß ein Anfang von Charakter sich durch Handeln oder Nichthandeln schon jetzt erzeuge oder nicht er- zeuge. Regierung hat Ruhe und Ordnung herzustellen. damit der Unterricht seinen ungestörten Verlaus nehmen kann. Die Zucht hat für denselben die rechte Stimmung und Ausmcrkjamkcit zu schaffen. Der Zögling muß allmälig dahin gebracht werden, daß er eS sich selber nicht verzeiht, wenn er einmal unaufmerksam wird. Durch die Zucht muß aber auch der Charakter unmittelbar gebildet werden. Sie richtet sich also aus „da- entschiedene Wollen oder Nichtwollen der Person". An die schon in srühen Jahren sich in der Seele findenden Begierden und Neigungen knüpft sie an. Gute Neigungen werden zn erhalten und zu verstärken gesucht. Durch gleichmäßige Lebensart, Entfernung alles zerstreuenden Wechsels, seste Lebens- ordnungea läßt sich daS erreichen. Der Erzieher bleibe sich mög lichst gleich, so daß sich an seiner Autorität der werdende Wille des Zögling- empor rankt. So kommt Gedüchtniß in die WillenS- rcgungen. Hcrbart nennt dies die haltende Zucht. Der Charakter ist Wollen. Dieses entsteht erst durch Handeln. Der Erzieher hat also für Activität deZ Kindes zu sorgen. Die Zncht muß daher Spiel und Beschäftigung begüniligen. Zu der Gelegenheit zum Handeln muß der Factor dcS Gelingens kommen, soll Entschiedenheit in daS Wollen gebracht werden. Der Zögling werde daher ost in solche Lagen gebracht, wo er nach eigenem Er- messen mit Erfolg handeln kann. Bald wird er inne werden, was er lieber wolle oder lieber ovscrc. Die verschiedenen Regungen stellen sich allmälig in eine Rangordnung, hierbei bat die Erziehung dafür zu sorgen, daß ein richtige- Verhältniß zu Stande komme. Diese Arbeit heißt bei Herbart bestimmende Zucht. Die Schule will nun sittlich religiöse Charaktere bilden. Wie nun der Gedankenkreis keinen rechten Werth besitzt, der nicht von einem rechten Interesse getragen wird, so kann auch der Charakter nicht vor dem Forum der Sittlichkeit bestehen, wenn er nicht aus wahrem Interesse hervorgegangen ist. Bildet man das Interesse, so auch das Gemülh. Wenn nun der Unterricht durch die in ihm enthaltenen Beziehungen zur Sittlichkeit das Gcmüth zn er wärmen weiß» führt er zur Klärung und Läuterung der Gefälle. Hat der Erzieher sür Uebermittelung von sittlichen Begriffen Sorge getragen, so kann die Zucht weiter arbeiten. Es bilden sich all mälig Vorsätze, Grundsätze sittlichen Inhalts. Die Zucht hat nun regelnd zu verfahren. Der Zögling lerne allmälig, sich den er. wordenen Maximen selbst zu unterwerjen. Es dars ihm von letzt ab kein uaconsequenteS Handeln mehr durchgelassen werden. Durch Sprüche. Sprüchwörter oder irgend eine classijche Form werden die leitenden Grundsätze sixirt. Der Lehrer beginnt, dem Schüler ein Freund und Beralher zu sein. Hat sich der Zögling eine Reihe wahrhaft sittlicher Maximen zu eigen gemacht, so bleibt nur noch die letzte Stuse der Charakter- entwickelung übrig. Diese besteht in der völligen Unterwersung „»«er die Grundsätze, die Einrichtung des gesammtca Handelns nach denselben. Diejenigen Regungen, welche nicht im Dienste deS sittlich religiösen Leben- stehen, müssen entweder zu sittlichen erhoben oder ganz aus- gerottet werden. Dies gehört nach Ziller znm Proceß der innern Wiedergeburt. Ein freier» pslichtgemäßiger Gehorsam ist das Er. gcbniß derselben: „Folgsam fühlte ich immer meine Seele am schönsten srei." Damit daS Errungene nicht verloren gehe, ist fortgesetzte Selbst, bcobachtung nöthig. In dem Kampfe mit den widerstrebenden Neigungen, der immer bei den letzten Phasen der Charakter- entwickelung stattfindet, nimmt die Zncht eine unterstützende Haltung eia. Warnungen und Strafen machen sich nöthig. Gelingt der Kamps, so entsteht die Charakterstärke der Sittlichkeit, das letzte Product der Zucht. Bei der Charakterbildung ist auch aus d>e Pflege der Gesundheit Rücksicht zu nehmen. Es sei hier nur die Abhärtung namhaft gemacht. In welchem Alter jedes Mal Eingriffe der Zucht zu erfolgen haben, läßt sich nicht genau bestimmen. Herbart deutet an, daß em zmöljjähriger Knabe schon ansange» könne, sich selbst einigermaßen z» bestimmen. Bei manchen Menschen kommt es nicht einmal bis zu den Grundsätzen. Ter Herr Reserent geht nun näher ein aus einen Aussatz Ziller'S über die Theorie pädagogischer Reisen, io dem einige Thütigkeiten der Zucht einer genaueren Besprechung unterzogen werde». Sehr eingehend hat auch Beyer in Jena die erziehliche Bedeutung von Schulreifen, Gärten, Thierpflege, Werkstatt und Schullaboratoriui» behandelt. Auch Salzmanu'S und Stvy'S Verdienste um die Zucht sind sehr zu würdigen. Mit einem Hinweise aus die beiden Männer Herbart und Ziller, deren Gedanken in einer Reihe von Vorträgen dem Vereine geboten worden sind und deren ganzes Leben der Arbeit gewidmet gewesen ist, der wir Alle dienen, schließt Redner. Der Vorsitzende spricht dem Herrn Referenten den Dank des Vereine- an-. An den Vortrag schloß sich eine längere Debatte an. --- 0. Llek. Circus Corty-Mhoff. * Die Vorstellungen des Circus Eorty-Althoss in der Alberthalle finden täglich lebhaften und wohl verdienten Beifall; man könnte fast glaube», daß mit Dem jenigen, waS wir bisher im Circus gesehen, die Kraft und Kunst der Menschen und Pferde erschöpft sei, und doch weiß der jugendliche energische Leiter. Herr Pierre Althosf, immer wieder Neue-, Anziehendes und Fesselndes zu bieten. DaS Programm der Montags-Vorstellung z. B. war ganz besonders reichhaltig, und erwähnen mir die trefflichen Leistungen der Damen Helene Di», Louise Gierach und Louise Renz, der Herren Pierre Allhoff, Panaili Rizca und de- Mr. A. Loyal. Eine wirkliche Glanzleistung bildete auch das Auftreten der Turnerkönige Gebr. Stephan am dreifachen Neck; e- kann allen Anhängern und Freunden der Turnerei wirklich empfohlen werde», sich diese Gymnastiker einmal anzusehen. Diese Programmnummer bat noch die Eigenart, daß al- Dritter der Clown Little Fred in der Nolle deS Komiker» austritt und dadurch der ganzen Dar stellung einen humoristischen Anstrich giebt; allein bei schein barer Unbeholfeuheit zeigt er sich doch auch al» tüchtiger Turner. Stürmischer, vielfacher Hervorruf lohnt diese Bor« jührung. Erwähnt seien noch die trefflichen Clown», welche nicht wenig zur Erreichung und Erhöhung der heiteren Stimmung im Zuschauerraum beitrugen. Wir find sicher, daß bei der Reichhaltigkeit de- Gebotenen Jeder hochbefriedigt den Circu» verläßt und empfehlen deshalb den Besuch der Vorstellung aus daS Wärmste. Nachtrag. * Leipzig, 18. September. Ter Rath der königl. sächsischen Akademie der bildenden Künste zu Dresden, gez. Prof. vr. Ernst Hähnel» erläßt folgende Bekanntmachung: Bon einem Sunstsreuude ist zur Hebung der FreSco- "sekret ein« Stisnng gemacht worden» deren jährliche Zinsen ^00 betragen. Davon soll in jedem Jahre eia Bild in auSgesührt «erde», nach Befinde« mehr als »er llchtch, «e»n»r, tft »er. da» Vrtvatl»,,., t, ihr.» Wohuräumen Bilder gemalt werden, z» wclckie» sie selbst den Gegenstand bestimmt haben. Die Akademien zu München. Berlin, Düsseldorf, Karlsruhe und Dresden habe» ihre Mitwirkung zur Durchsuhruug der Slistung sür einen bestimmten Bezirk zugesagt, und es wirb abwechselnd i» jedem Jahre eine von ihnen eine» jungen Knuftlcr mit der Herstellung cincs solchen Knnstwerks beaus tragen und die Ausführung leiten. In diesem Jahre geschieht dies von der köuiglich sächsische» Kunjiafademie zu Dresden. Kunsijreunde, welche im Königreiche Sachsen oder in den Ihüringiichen Herzoglhümern oder in dein H.rzogihnnie Anhalt oder Braunschweig ooer endlich in den Fürsteullnimern Neuß ein Haus besitzen, worin sie einen Raum durch Fre-coinalerei geschmückt habe» möchten, werden nun aus- gejvrderl, sich bis zum 1. November dieses Jahres bei der oben genannten Behörde schriftlich zu melde» und ihr zugleich Mit- theiluiig zu machen über l) den darzustellenden Gegenstand und die gewünschte An der Darstellung (Figurenbild. Landsckiast, Dekoration), 2) die Grüße, Gestalt, Lage des Raumes und der Wandstäche, durch Einsendung eines Grund- und Aufrisses, 3) die Höhe des Betrags, welch n sie etwa bei größerer Ausd hnnng der Arbeit beizusteuern gewillt sind. Die Kosten sür die Vorbereitung der Wandfläche, Herstellung der Gerüste und Beschaffung der nöthigea Requisiten hat der Besitzer des zu schttiückiiideo Gebäudes zu tragen. AuS diesen Meldungen wählt die Kunstakad.mie die ihr zur Berücksich- tigung am passendsten scheinende aus und beaustragt nach dem Obigen einen ihier jeweiligen oder ehemalige» Schüler mit der Ausführung. Die geehrte» Siadlräthe, Herren Bürgermeister und Gcmeindevorstände, Kunsthändler, Künstler und Kunstsreunde werde» gebeten, in ihren Kreisen dieser Aufforderung eine recht weite Verbreitung zu verschaffen. -- In der Nacht vom 30. September zum 1. Oktober und in der Nacht vom 7. zum 8. Oktober dieses Jahres werden anläßlich der Leipziger MickaeliSmcsse Per- sonen-ExtrazUge von Leipzig, Dresdner Bahnhof, nach Niesa und Döbeln zur Einlegung kommen und zwar: aus Leipzig, Dresdner Bahnhos, Abends 11,30, in Riesa 1,20 Nachts, der Zug hält an allen Unterwczsstationen und Halte stellen außer Sommerfeld, und aus Leipzig, Dresdner Bahn hof, AbeiidS l l,45, in Döbeln l,52 Nachts, der Zug hält an allen Verkehrsstellen. Beide Züge können auf die gewöhn lichen Tour- unv TagesbillelS beuutzl werden. --- Sladlthe ater. Wie schon »iilgetheilt, kommt am Sonnabend im Alten Theater die vieractigc Posse: „Die Hochzeit des Reservisten" zur ersten Ausführung. Die Hauptrollen sind besetzt init: Herr» Bült er. der einen Ari»cetiescranl-n spielt, Herrn Hansel er (Civil-Jngenieur Dunkelmann), Herr» Ernst Müller (Feldwebel in einem österreichischen Jägcrbalaillon), Frl. Körner (Opernsängenn Hedwig Ebiari), Frl. Witt (Valentine) und Frl. GöbrS (Rojcl). Die Regie liegt in den Händen deS Herrn Regisseur Grünberger. ----- Im Trichineuschauanit dcS städtischen hiesigen Schlacht- hoseö wurden gestern TienStag durch den dortsctbst an- gestellten Trichiuenschaner Herrn Bernhard Rcnler in einem einem Fleischermeister aus Mockau gehörenden Schweine Trichinen in geringer Anzahl gesunden. Es ist dies seit Eröffnung LeS Instituts der dritte Fall. — Nachdem am Montag die Requisiten sür die Equili bristen Stear und Miß Lylia liier cinlrasen, konnle am Abend desselben TageS das erste Auftreten dieser Truppe im großen Saale der Ee u tr a lh a lle, sür welche bekanntlich die Künstler engagirt sind, erfolgen. Nach den Berichten aus den Weltstädte», in denen di« Künstler bisber ausgetreten, konnle man auf etwas Großartiges gespannt fern, und aller dings bat die erste Vorstellung gezeigt, daß Herr CariuS dem Programm eine neue Glanznummer cinvcrleibt hat. DaS, waS die Künstler dein erstaunten Publicum zeigen, ist völlig neu und reißt zur Bewunderung hm. Der Erfolg des erste» Auftretens war daher langanhallcndcr stürmischer Beifall. --- Mit dem Beginn der Messe sind nun auch die .Neichshalten" (Kellergeschoß von Hotel de Polognr, Hainstraße) wieder eröffnet und dem Besuche deS PublicumS zugänglich gemacht worden. Verschiedene Künstler - Specialr- lätcn sorgen sür beste Unterhaltung in den .Neickshallen" und auch tie leichtgeschürzte Muse wird vertreten durch ver schiedene GesangSkraste. Taö Programm, welche- den all abendlichen Borstcllungeu zu Grunde liegt, ist ein mannig- salligcS und abwechselungsreicheS. Humoristische Vorträge reiben sich an anderweilc künstlerische Darbietungen, so daß die Ausmcrlsamkeit der Besucher nach jeder Richtung gesesscll wird. Bezüglich alle« Weitere» ist aus die betreffende» An zeigen hiiizuweisen und eS verbleibt uur »och, auch an dieser Stelle die Meßunlcrhaltungeu der NeichShallcn de» Freunden derselben in Erinnerung zu bringen. --- Nachdem der VerwaltungS - Ausschuß deS Börsenvcreins der deutsche» Buchhändler sei» Ein- vcrsiändniß damit erklärt hat, daß der große prächtige Fcstsaal im deutsche» Bucbhäudlcrhause sammt den ihn »ach allen Seiten hi» umgebende» Neben sä len an ange sehene Lereine und Gesellschaften mielhweise überlassen werde, in der Pächter dcS im Buchl änvlcrhause befindlichen Gutenbergkcll erS, Herr Albert Ncumever. ermächtigt worden, jede Auskunft wegen gewünschter Ucberlassuiig der Säle re. zu erlheilen und die Bewirthung zn übernehmen. Uebcr die praktische Anlage dcS Bnchbändlerhanseö. die Pracht seiner Räume und deren Ausstattung ist seiner Zeit ja auS- sührlich berichtet worden, und eS erscheint wohl ein Hinweis daraus angczeigt, daß besonders auch sür auswärtige Corpo- rationen und Gcscllschajtcn, welche ihre Wankcrversamm- lungen rc. gern in einer im Mitlelpnnct Deutschlands ge legenen Stadt abhalte», hierzu daö Buchhändlcrhauö sich vortrefflich eignet, zumal der Wirlh, Herr Neumeyer. eS sich ernstlich angelegen sein läßt, die Befriedigung der Besucher zu erlangen. * Leipzig, 18. September. Eine merkwürdige Geschichte bat sich jüngster Tage hier zugetragcn. Eine amerikanische Familie, welche in einem hiesigen Hotel Wohnung ge nommen und eine kleine Cassette mit werthvollen Schmiicksachen im Hotel zur einstweiligen Verwahrung übergeben hatte, war abgereist, ohne sich die Cassette auS- handigen zu lassen, und erst in Berlin wurde dieselbe ver mißt. Die in der Begleitung der Familie befindliche Gc- sellschasterin fuhr unverzüglich hierher zurück, nahm die Cassele in Empfang und fuhr wieder nach dein Berliner Balmhdsc. Nach Abfahrt de» ZugeS vermißte die Gesell- scbaslerin die Caffcttc, die sie in vcr Droschke hatte stehen lasten, und so ging'S mit dem nächsten Zuge nochmal» hier her zurück. Die betreffende Droschke war nun aber mittler weile von einer anderen Dame» der Gattin eine- hohen Beamten, benutzt und von dieser die Cassette gesunden worden. Die Finderin hatte die Cassette an da« Polizeiamt abgeliefert, woselbst sie der in nickt geringer Angst befindlich gewesenen Gesellschafterin jener Familie auSgebändigt werden konnte. Hoffentlich ist bei der Rückreise nach Berlin die Castelle nicht abermals vergessen worden. I Leipzig. 18. September. Gestern Nachmittag ver unglückte ein Handarbeiter von hier dadurch, daß er in der Nilterstraße beim Ausladen von Leder vom Wagen stürzte und sich anscheinend eine Verstauchung de» Rückgrates.zuzog, so daß er mittelst Wagens nach seiner Wohnung gebracht werde» mußte. — Vom 15. b>S mit 17. d. M. sind aus der Dresdner Bahn 23700 Personen angekommen und 23 100 Personen sortgesabren, aus der Magdeburger Bahn aber während dieser Zeit 22 200 Personen zu- und IS 300 Personen abgereist. — Ein Laufbursche au» Podelwitz, welcher Stellung bei einem hiesige» Wildprethändler batte und diesem 17 Geld und eine Anzahl Rebhühner stahl, wurde von der Criminalpolizei in Hast genommen. — In der Bayerischen Straße wars gestern ein mit Heu beladener Wagen um, so daß der Verkehr säst zwei Stunden lang ge stört wurde. * Leipzig, 18. September. Don der zweiten Straf kammer deS hiesigen königlichen Landgericht» wurden heule verurtheilt: 1) der Fabrikarbeiter W.lhclm Mar Hecht au» WolsShain wegen Urkundenfälschung zu 6 Monaten. 2) der Markthrlser Karl Emil August Herzog von hier wegen Bedrohung zu I Monat Gesargniß; I) der Hand arbeiter BvleSlam Czekalüki auS Wielichewo wegen Dieb stahls rc. zu 1 Jahr 2 Monaten Zuchthaus. * Reudnitz, 18. September. Am gestrigen Abend brach in dem Hause Constantinstraße 10 Feuer auS, durch welches ein nicht unwesentlicher Brandschaden verursacht wurde. — In der Zeit vom Sonntag zum Montag ist in ciuem hiesigen Comptoir ein EinbruchSbieb stahl verübt worden und sind durch Ausbrechen der Schreibpulte verschiedene Geld beträge gestohlen worden. Der Thaler ist ermittelt und be findet sich in Hast. — Am vergangenen Sonnabend Abend wurde eine, den ganzen Tag über vermißt gewesene, hier wohnhafte ältere Wittwe nach Ocssnung der verschlossenen Slnbenlbür bewußtlos im Bette liegend ausgcsundcn. Nach Untersuchung des Arztcö stellte sich heraus, daß die Frau vom Schlag getroffen worden war, weshalb ihre Ucbcr- sührung ins Krankenhaus erfolgte. * Eutritzsch, 18. September. In vergangener Nacht wurde aus den, Bahnkörper der Thüringer Bahn zwischen GohliS und Eutritzsch ((in der Nabe des Durchganges) ein Verunglückter ausgejunden. Derselbe, ein schon seil Jahren hier m Arbeit stehender Schuhniachergesclle. batte sich durch den gestern Abend gegen 1l Uhr bce Strecke passirenvcn Eilzug überfahren lasten und war am Hmierkepse lödilick verwundet unv an Händen unv Füßen verstümmelt. Der Leichnam wurde einstmeilen in der hiesigen Leichenhalle unter- gebracht. Ter Verunglückte war in den letzte» Tagen der maßen schwermülhig, daß er ga»z gegen seine Gewohnheit säst mit Niemanden sprach. — Am vergangenen Sonntag Vormittag 9 Uhr stürzte die bei dem Gutsbesitzer Lehmann in Königs Hain in Dienste» stehende Magd beim Hcrunterholen von Heu von dem Seitengebäude durch eine Außenöfsnung herunter aus daS Hospflaster. Dabei wurde derselben die Kopfhaut voll ständig ausgespatten unv von dem hcrzugehvllen Arzt zugcnäht. o. Pausa, 18. September. Am Mittwoch, den 3. Ok tober. wird der G»stav-Adotf-Vereiu der Ephorie Plauen >n hiesiger Stadt sei» JahreSjest begehe». Tie Fest- Predigt hat Herr ArchlviakonuS Kesselriug-Plaue» über nommen. — DaS diesjährige Erutejcst wird mit dem aus den 30. September lallenden Kirchweihfeste verbunden. — Am Sonntage wurde hier eine Frau auS den» Dorfe Linda zur Haft gebracht, welche ihren Mann in mörderischer Absicht in einen im Keller befindliche» Brunnen gestoßen und hieraus die Flucht ergriffen hatte. Glücklicher Weise ge lang cö dem Manne, sich zn retten. Derselbe ist bejahrt und scuie Frau bedeutend jünger. Sie sind kinderlos. h Dresden, 13. September. AuS allen Theilen Deutsch lands und einigen Städten Oesterreichs hat sich eine Anzahl von Verehrern Ludwig Nichlcr'S zu einem Ccmiko ver einigt, welches die Eruchtnng eines würdigen Denkmals sür den Meister in Dresden anstrcbt und an alle Freunde der Knust einen Ausruf zur Unterstützung der Sache erlassen hat. Der Rath der Stadt Dresden hat fick zur Gcwäbrnilg eines Beitrag« von 5000 -«2 zu de» Kosten des Denkmals bereit erklärt, unter der Voraussetzung, baß dasselbe auf einem öffentliche» Platze Dresdens errichtet wird. — Der Stadt DieSde» sind sür die Slattbibliolhek ein in vorzüglicher Weise hergcsiclltes Album der sächsischen Stäblewappcn nnv eine Snminlung von Dresdner Denkmünzen, Münzen und Marken zum Kauf augcboten worden. Für daS erster« wird ein PreiS von 1500 sür daS letztere ein solcher von 1800 gesordert. Die Denkmüuzensamnilung ist eine ocr vollständigsten aus diesem Gebiete u»d wird eine schätzenöivcrlhe Bireicbcrung der städtischen ortSgeschichtlichen Samiuluiig bilde»; daS Wappenbuch ist ein auf Grund cin- geheiitcr geschichtlicher Nachforschungen hcrqestellteS Werk, auS welchem die zuverlässige Kciinlniß der Wappen der sächsischen Städte geschöpft werden kann. Dcr Rath zu Dresden genehmigte in seiner letzten Plenarsitzung den Ankauf LeS AibumS und dcr Sammlung zu dem geforderte» Preise. Vermischtes. ----- WaS doch gelogen wird! Die „Norddeutsche All gemeine Zeitung" schreibt an hervorragender Stelle: „DaS „Berliner Frcmvcnblalt" bringt eine Erzählung von einem „kleine» Nellcrmißgeschick", welche« dem Kaiser am Tage dcr Parade über daS drille ArmcccorpS bei der Rück kehr vom Paradesclv begegnet sei» soll. Diese Erzählung beruht, wie u»S aus zuverlässiger Quelle mit- gelheilt wird, in allen ihren Einzelheiten voll ständig auf Erfindung." — ES war dort erzählt, als der Kaiser, vor der ersten Compagnie deS LeibregimcnIS reilcnd. bis in die Nähe der Schützenstraße gekommen war. hätte sich sein GoldsnchS, durch irgend ein Geräusch erschreckt, gebäumt. Dcr Kaiser hätte daS Pferd hcruntergezwungen, durch den rasche» Druck aber sei ein Riemen der Zänmung gerissen. Aus die Frage deS NeitknechlS habe der Monarch taut und vernehmlich geantmorlel: „Nein, daS ist nicht nöthig, man soll cs nur wieder zusammenknüpscn I" Inzwischen hätte eS doch Ausenthalt gegeben, die Truppe hielt. Der Kronprinz von Griechenland sei schleunigst aus den Kaiser zugeritten unv habe sich über die Ursachen dcS Zwischenfalls nnter- richlet, welcher von Beiden anscheinend mehr von der heiteren Seile betrachtet wurde. Die französische Presse sprach bereits von einem Attentate!! — Berlin, 17. September. Morgen früh begiebt sich von hier aus auch der preußische Gesandte beim Vatikan, Herr von Scklözer, nach FriedrichSruh. Derselbe kehrt Ende der Woche hierher zurück und begiebt sich dann un mittelbar auf seinen Posten »ach Rom. — Dcr Besuch des Grase» Kalnoky bei dem Fürsten Bismarck wird zwei bis drei Tage währen. Zufällig traf auch im vorigen Jahre dcr österreichische Minister mit dem preußischen Gesandten v. Schlözcr in FriedrichSruh zusammen. --- Berlin, 17. Seplcmber. Im Lessingtheater gc- langle gestern, wie die „Vossische Zeitung" berichtet, bei aus- vcrkanslem Hanse Oskar Blumenthal'S siinsacligeS Lust spiel „Anton Antony" zur ersten Aufführung. Ter Erfolg begünstigte die ersten Acte, wo die glückliche Charakteristik de» Titelhelden, eines komödiantischen Tragöden, und, damit ver bunden. zahlreiche witzige Bemerkungen allgemeine Heiterkeit verursachten. Je weiter aber die Handlung sich abspann, desto weniger verschlugen die Einzelscherze. Man konnte sich nicht von der Wahrheit der Vorgänge überzeugen, und nach Schluß begegnete den BeisallSspendern ei» lebhaftes Zischen. Vom zweiten Acte ab erschien mit den vielfach gerusencn Hauptdarstellern auch dcr Verfasser. DaS Spiel war vor trefflich. Herr Drach lieferte in dem Titelhelden eine so ergötzliche wie lebenswahre Zeichnung, den» daS Unwahre unv Unechte ist hier gerade die LebenSwahrheit. Wenn der Fant allgemach langweilig wird, so liegt eS daran, daß der Charakter sich schon in de» ersten Acten auögeqeben hat. Vortrefflich mar auch Herr Staegemann in der Rolle eine» behaglichen RaisonneurS. Die Herren Blencke und Schönfeld hatten wenig Gelegenheit, aus dem neuen Schauplatz mehr als ibre wohl bekannte heitere Laune zu bezeigen. Frau Claar-Delia gab mit altbewäbrter Gewandtheit eine junge Wittwe. Herr Possart mit kluger Enthaltsamkeit einen Regisseur. Fräulein v. Dierke» verbält sich in der Rolle einer wenig wahrschein lichen Schauspielerin noch recht spröde gegen den Con- versationSIon, während Frl. Petri eine kleine Schwärmerin mit feinen Mitteln giebt. --- Berlin, 17. September. Die gestrige Eröffnung von Ludwig Barnay'S Berliner Theater an Stelle de» bisherigen Walhalla-Tbeater« war einer der bedculendsten Bühnen-Ersolge der Stadt. Beim Eintritt wurden alle Damen mit Blumensträußen emvsanqen, den Herren eine duftende Blülhe überreicht. Dcr künstlerisch auSgestattele Frsttheaterrettel trug «in kurze» Festgedicht Witvrnbruch's. welche« d«« Bestimmung der neuen Bühn« al- Volk-» lheater kennzeichnet. Dcr Zettel briliik zugleich die statt liche Liste de» großen Personals: Außer Tircclor Barnay und Regisseur Ellmcnreich, Hedwig Nicmaiin, Clara Ziegler und Friedrich Hasse 24 Damen und 30 männliche Darsteller. Eine glänzende. auS ollen Kreisen der Kunst und Literatur gebildete Gesellschaft war bei der Eröffnung anwesend. Na- menttich bemerkle man hervorragende Mitglieder aller anderen Berliner Bühnen. Schillcr-Laube'S .DemetriuS" sand wür digste Darstellung. Nach dem ersten Acte würben die Darsteller, dann stürmisch Barnay geruscn Clara Ziegler als Marsa zeigte noch vielfach die allen Schattenseiten ihres Spieles, aber auch liefere» Eindringen in den Dichter als früher und erntete auch neben manchem Widerspruch reichen Beifall. Nack Schluß der bis kurz vor 11 Uhr Nacktö dauernden Vorstellung wiederholte sich stürmischer und begcisicrlcr B-i- sall dcS PublicumS, daö unaufhörlich Varnay rief; dieser erschien zuletzt und wollte in einer Ansprache danken, brachte aber in bezeichnender Naivelat des erfolggekrönten Schau spielers nur die freudigen Worte: „Ich bin sehr glücklich" hervor, waS ihm daS dankbare Publicum gern gönnte. ---Berlin, 16. September. Wie wir früher schon be richteten, hat dcr deutsche Technikerverband vor längerer Zeit eine mit dcr Unterschrift von etwa 4000 deutschen Technikern bedeckte Petition an den deutschen Reichstag gerichtet, in welcher gebeten wurde, bei der Abfassung VeS Bürgerlichen Gesetzbuches, bezw. der Novelle zur Gewerbe- Orvnuug dahin wirke» z» wollen, daß die deutschen Tech niker hinsichtlich ihrer Küildiguiigsverhältniffe zu ihren Piinci- palen de» Handlungsgehilfen gleichgestellt würden, also euch sür sie die sechswöchige Kündigungsfrist vor Ablauf des Kaleudcr- vierteljabreS gesetzlich festgesetzt werde. Veranlaßt wurde diese Petition durch den Umstand, daß die rcchttiche Stellung der Techniker zu ihren Principalen eine äußerst zwcisclhajte ist, da in Strcilsällcn je »ach der Auffassung dcS Richters bald die Bestimmungen der Gewerbe-Ordnung, bald die Bestimmungen ocS allgemeinen LandrecktS zur Beurtbciluiig lnrangczogen werde», so daß danach dcr Techniker, welcher keinen besonderen Vertrag mit seinem Principal abgeschlossen bat. nach vorheriger vicrzehntägiger Kündigung, bezw. jeden Tag, entlassen werden kan». Im Eulwursc deS bürgerlichen Gesetzbuches, wie selchcr jetzt er schienen, ist nun diese Petition, deren Berechtigung vom Reichstage sowohl in der Commission, als auch im Plenum aui 18. Marz 1886 ausdrücklich anerkannt wurde, allerdings berücksichtigt, jebech nicht m der vom deutschen Tcchuiker- verbaude erwarkelen und den tbalsächlichcn Bedürfnissen ent sprechende» Weise, insofern als »amlich eine vierzehntägige KiintigungSsrisl vorgesehen worden ist. Dcr Centralvorsiaud des dentfcu ui TechnikerverbandeS (Berlin 0, Große Prä» siveiilenstraße 7) hal daher beschlösse», eine nochmalige Petition an den deutschen Reichstag zu richte», in der die Unzuläng lichkeit dcr im Entwürfe des Bürgerlichen Gesetzbuches vor gesehenen Bestimmung »achgcwiesen und eine wiederholte Begründung der früheren Wünsche gegeben werden soll. E> Dessau, 18. September. Eine unglückliche Thal hal am Soniiabeud Nachmittag zwei hiesige Familien un glücklich gemacht. Zwei in einem Hause wvbne.-.de Arbeiter familien lebten in Unfrieden miteinander. Bei einem neuen Wortgefecht am Sonnabend ergriff der Eine der Bclhcilizten einen Revolver und schoß die Ehefrau dcS Gegners i» den Kopf, so daß alsbald der Tod der Frau eintrat. — Bad Laudeck. 15. September. »Vossische Zeitung". Ein erschütternder Vorsall hat unser Bad. daö jetzt nur noch wenig Gaste beherbergt, heute in größte Aufregung versetzt. In enicr der hiesigen kleineren Villen wohnten alS eiiizige Gäste 2 Brüter und 2 Schwester», sämiiillich aus Polen, koch nicht miteinander verwandt. Der jüngere dcr beiden Brüder verliebte sich in eine dcr Schwestern und glaubte diese Neigung erwidert zu sehen. AIS er vor einigen Tagen eine Reise unternahm, soll dcr ältere dcr Brüder dein Mädchen seine Liebe gestanden haben und auch erhört worden sei». AlS der jüngere Bruder, von seiner Reise gestern zurück- gekehrt, dies vernahm, hat er sich heute Vormittag nach einem Wortwechsel niil seinem Bruder ins Herz geschossen und lebte nach Eintreffen dcS sofort hiiizngerusencu Arztes nur ucch fünf Minuten. Daö Mädchen aber nab», henke Nachiuittag Arsenik zu sich, und nur dem schnellen Eingreifen dcS Arzlcü gelang eS, dasselbe vorläufig zu retten. — Den» min, 16. September. Aus dem Hose dcr hie sigen Zuckerfabrik zeigt sich eine weiße Sckwalbe. Die Farbe dcS Körpers ist mattweiß, die Flügel sind hellgelblich gejärbt, der Kops ist ein wenig dunkler. DaS Tbicrebcu luinniclt sich munter mit den andere» Schwalben herum. Der Anblick des weiße» Thicrchcns zwischen seinen dunklen Geursseu ist ein ganz cigeuthümlicher. — Stuttgart, 16. Scptcmber. Ein schweres Eisen bahn Unglück ereignete sich beute früh zwischen 6 und 7 Ubr ans dcr Station Unterböbingen (zwischen Gmünd und Aalen). Dcr uni 4 Uhr 30 Min. Morgens von hier ab gehende Pcrsoiiciizug stieß aus <zcnan»ter Station mit einem Gütcrzug zusammen. Der HilsSconductcur Beck und ein kleiner Sohn dcS Fabrikanten Ziegler von Cannstatt blieben aus dcr Stelle todt, vier Personen, darunter Herr Ziegler und noch ein weiteres Glied seiner Familie, wurden schwer. sü»s Personen leicht verwundet. Daö Wagcnmatcrial erlitt schweren Schade». WaS die Ursache deS Unglücks anbclangt, so hört man, daß dcr Gütcrzng niit Nangircn beschäftigt war und bei den» herrschenden Nebel zu weit über eine Weiche, d. h. auf daö Pcrsvncnzugöglciö hinübcrgcsahren war und so mit dem herankominendcn Pcrsoncnzug zu- samnicnstieß. » ----Wien, 16. September. DaS „Correspondenz-Vnrcau" berichtet über die hervorragende Leistung eines General- stabö-OfsicierS anläßlich der Manöver bei Bclovar. Gcneralstabs-Hauplman» von Gerhanser bat nämlich von dem Maiiöverselde bei Windisch-Fcistritz in Steiermark bis aus daS Manövcrscld von Belovar m Begleitung seines Pfcrdcwärlcrs eine» außerordentlichen Di stanz ritt auS- gesührt. Der Haupt»,ann ritt nach Schluß der Manöver von Winvisch-Feistritz um 5 Uhr Nachmittags weg und langte »m Vr3 Uhr AbcndS in Pettan an. Bon dort ritt Hauptmann Gerhanser am 12. d. M. um 6 Uhr früh ab, nahm die Route über WaraSdin-Ludbreg und Kovrcinitz und traf nach 9 Uhr Abends desselben TageS in Belovar ein. Dieser Distanzritt am >2. d. M. betrug mehr als 15 Meilen oder mehr als 120 Icm in Einer Tour. Hauptmann Gerhauser brachte beide Pferde in bester Condition an da» Ziel und machte beite Manövertage von Belovar anstandslos mit. Der Kaiser zeichnete diese cavallcristische Leistung durch huldvollste Aner kennung aus. Der Distanzritt bildete das Tagesgespräch im ganze» Hauptquartier. ---- Bücklamarkt, 16. September. Aus der Westbahn hat sich gestern wieder ein Eisenbahnunsall zugclragen, bei dem die Passagiere — bis aus wenige leichte Verletzungen — wohl mit dein bloßen Schrecken davongekonimen sind, der aber schwere Verw»»- dun-ien mehrerer Leuie vom Zug-Personale, arge Beschädigungen des BahnmalerialS und eine weseniliche Slürung de» Betriebes zur Folge hatte. Der Postzug Nr. 12, welcher m Salzburg um 6 Ilhr 55 Minuten Abends abgehl, soll fahrplanmäßig uni 8 Uhr 41 Mi nuten in Bücklamarkt eintreffcn, hatte aber gestern von Frankcnniaikt aus eine Verspälnng. in Folge dessen der vun Linz kommende Lastrn- zug Nr. 171 in der hiesigen Station die Kreuzung abzuwarten hatte und verschoben wurde. Der diensthabende Beamte hatte zu beiden Seiten durch Haltsignale die Station gedeckt, doch hatte derselbe es unter lassen, akustische Signale zu geben. In Folge des herrschenden Nebels dürsten die Maichn»ensührer des Zuge» Nr. 12 — dieser hatte nämlich, da er stark belastet war, eine Borspannmaschine — die Haltesignale übersehen haben und fuhren, um die Verspätung ein- zubringrn, in die Station mit verqrüßerter Geschwindigkeit ein. Ter Lastenzug fuhr dem „ZwSlfer" wohl mit geringerer Fahrgeschwindig- keit entaegen, doch war ein Bremsen nicht mehr möglich, und die beiden Züge stießen »nt großer Wucht auseinander. Alle drei Masbinen wurden im Moment zur Seile geschleudert, di« vorderen Waggon» thürmten sich auf und wurden zertrümmert. Im »rü«n Augenblicke war es nicht m»gltch» die Katastrophe in
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