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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 19.09.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-09-19
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188809191
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18880919
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18880919
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1888
- Monat1888-09
- Tag1888-09-19
- Monat1888-09
- Jahr1888
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 19.09.1888
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ÜV58 Keine andere Partei hat bisher Gelegenheit genommen, in so ausführlicher, in« Einzelne eiodringender und alle Gebiete de« Innern StaalSIebens erschöpfender Weise ihre Grundsätze und Ziele vor den Wählern darzulegen, und wir glauben auch, leine andere Partei ist dazu im Stande, denn keine steht gegen wärtig innerlich so einig und geschlossen da wie die nationalliverale. Namentlich die konservative nicht, die kurz zuvor einen Wahl aufruf erlassen hat, dem man die mühsame Verkleisterung tiefgehender Gegensätze nur zu deutlich anmerkte. Wir haben das Vertrauen, daß der „ationalliberole Ausruf im Lande lauten Widerhall finden und dazu beitragen wird, die Wahl bewegung i» die richtigen Bahnen zu lenken. Gemäßigtere Stimmen auch von rechts und links erklären, daß da« Pro gramm viele Ziele und Forderungen ausstelle, die einen ge meinsamen Wirkungskreis auch mit Männern anderer poli tischer Richtung «rössnen, wenn sie nicht durch die Kluft einer vollständig entgegengesetzten Welt- und Staatsanschauung von den Gemäßigtliberalen getrennt sind. ES sollte auch nicht ein enges, doktrinäres, in abgestandenen Parteischlagwörtern sich bewegende« Programm geliefert werden, sondern eine Grundlage, auf welcher Männer von vermittelnder Richtung, die da» besonnene Erhalten mit dem zeitgemäßen Forlschreiten in verständigen Einklang zu bringen wissen, den Boden zu gemeinsamer Arbeit finden können. Nur die „Extremen" aus alle» Seiten, die fortschrittlichen und konservativen Radikale», wie auch die Ultramontane» werden in dein Programm Nicht« finde», waö sie anzieht. DaS ist selbstverständlich; rS sind diejenigen Richtungen, welche die nationalliberale Partei stets als die grüßten Feinde einer gefunden StaatSentwickelung mit allen Kräften bekämpfen wird. In dem seit langer Zeit im Besitz der nationalliberalen Partei befindlichen Wahlkreis Rinteln (Grafschaft Schaumdurg) hat eine VcrtraucnSmännervcrsamnilung der konservativen und sreiconservativen Partei beschlossen, dem langjährigen verdienten nationalliberalen Abgeordneten vr. Oetker einen deutschconservativen Candidale» in der Person eine« Bürgermeisters Dobme gegenüber,ustcllen. Mau wird davon Notiz nehmen inüssen, wenn den National liberalen wieder vorgeworsen wird, Uebergrisfe aus konser vatives Gebiet zu machen. Die Aussichten für Herrn Do. Oelker sind übrigen«, wie uns berichtet wird, durchaus gut. Daß Herrn Richter'» Ansichten in recht wichtigen Frage» sich keineswegs mit denen anderer „Freisinniger" decken, hat in recht ergötzlicher Weise seine Kritik des uationalliberalen Wahlaufrufs gezeigt. Während die ..Lossilchc Zeitung" dieses Actenstück nicht genug loben kau», dessen Objektivität. Sachlichkeit und liberale Richtung wiederholt rühmt und schließlich so weit gebt zu sagen, daß jeder freisinnige Mann dieses Programm unterzeichnen könne, läßt die „Freisinnige Zeitung" an deniselben kein gutes Haar. Die „Vossische Zeitung" weiß sich schließlich nicht anders zu helfen al« mit der abgestandenen Redensart, aus Worte sei nichts zu gebe». Timten beweisen. Vielleicht folgern die Fortschrittler daraus, daß sie selbst am besten sich jedes WablaujrusS enthalten. Wir können damit zufrieden sein. Die Thalen der uationalliberalen Partei haben »och niemals und werden auch niemals mit ihren Worte» in Widerspruch steoen. Die Fortschrittler möge» nur ebensalls so «onsequent und „principientreu" bleiben wie bisher: Nicht» Positive» sagen und nichts Positives thun, einzig groß in der „positiven Negation". Daö Programm für den Liberalismus ist da und Männer genug mit der Kraft und dem Willen eS durch- zusührcn; wer sich bei Seite stellen will, mag eS thun. Aber wir sind der Uebcrzeugung, die bessere Einsicht dringt trotz Herrn Richter und der „Freisinnigen Zeitung" immer mehr durch und eines TageS wird er mit „seinem" Organ isolirt dastehen. „Noch eine Säule zeugt von ... erträumter Pracht" Oie Weltausstellung in Melbourne. L. Melbourne» 9. August. Leit der Ankunft in Melbourne am 13. Mai sind beinabe 3 Monate vergangen, inzwischen ist die Ausstellung am 1. August programmmäßig eröffnet worben. Wer Melboure vor acht Jahren, bei Gelegenheit der damaligen Ausstellung kennen gelernt hat, wird, bei dem Vergleiche von damals und heute, über de» enormen Fortschritt staunen, welcher in der Entwickelung de- Ortes sowohl als auch hinsichtlich des industriellen Aufblühens sich kennzeichnet. Fast übergroße Lpeculation bat sich de- Grund und Badens bemächtigt, in den lebhaftesten Straßen in bester Lage, z. B. m Collins Street, sind kleine, alte Häuser mit etwa üO Fuß Fronte und ISO Fuß Tiefe, 7500 Quadratsuß Grundfläche für den enormen Preis von 2000 L per lausenden Fuß Fronte, also für 100 000 L verkauft worden. Aus Quadratmeter berechnet ergiebt daS einen Preis von circa 144 L oder 2880 ./i per Quadratmeter. In entfernten Vororten, welche mittelst Eisenbahn in 1b bis 20 Minuten erst zu erreichen sind, ist der Preis sür den laufenden Fuß Fronte bereits 40 L bis ISO L je nach Lage. Die Folge davon ist, daß in dem Mittelpunkt der Stadt, da wo der Hauplverkedr ist, die Häuser überaus hoch gebaut werden, um den theacren Grund und Boden rentabler zu machen, man dequüat sich icho» kaum mehr 3 und 4 Etagen zu bauen, 6 und 7 Stockwerke sind bereits nichts Seltenes mehr. Zum Glück sind die Hauptstraßen sehr breit, 90 bis 100 Fuß (27'/,—30 w) breit, so daß, wenn in solchen Straßen einst alle Häuser so außergewöhnliche Höhe erreichen, was sicherlich geschehen wird, eine Beeinträchtigung der äußeren Erscheinung der Straßen nicht eintreten wird, sie werden hell und luftig genug bleiben, bei den» eleganten Baustile aber, werden sie dereinst europäischen Großstadtstroßen, mit Palästen be säumt, an die Seite gestellt werden können. In den letzte» Jahren ist die Stadt lang und quer, bis in rut- iegene Vororte mit Tramways (Straßenbahnen) durchzogen worden, von denen nur wenige nach dcu Vororten führende Pscrdeeiseubahnen sind. Diese Tramways sind wegen der hügeligen Straßen nach dem Muster der sogenannten Seilbahnen in San Francisco ange legt. Zwilchen den Eisenbahnschienen liegt eine geschlitzte Schiene, linier derselben ist ein Unterbau, in dem »ia unendliche» Seil laust, das voiz, einer sehr starken Dampsmaschioe (deren eS au verschiedenen Stationen eiue Anzahl gieb») getrieben wird Vor dem Personenwagen ist der Domp angehangeu, welcher eiue Klammervorrichtuiig trägt, mittelst deren der Führer den Wagen au das Seil anklammcrt, das ihn daun mitnimmt. daS LoSlasseu der Klammer uad die Bremsvorrichtung bewirken da» Stillstehen und über Kreuzungen bringt die Wagen die Lausgeschwindigkeit hinweg. Di' ganze Einrichtung ist höchst jinurrich, aber kostspielig ia der Au- läge iowodl wie in der Unterhaltung und nur der rege Berkehr, der bis Mitternacht reichlich Passagier« sür den Personenwagen, der unser» Lserdebahnwagen gleicht uud dem Domp, aus dem die Sitze offen seitwärts liegen, zuführt, kann diese- so zweckentsprechende Unternehmen realavel machen. Die Fahrgelegenheit ist rascher als Pservebakm und billig, man bezahlt 3 Pence — 25 ob man 2 oder LS Minuten, wie z. B. nach Hamthorn fährt. Seit der Ausstellung 1880 tft über Australien uad sei« Städte so viel geschrieben und gesprochen worden, e» sind durch illustrirte Zeiljchristen die Beschreibuugeu durch bildliche Anschauung so viel sack milerstützt worden. Laß eS kaum völhig erscheiut, um das Bild zu vervollständigen, mehr al» eben gesagt von Mel bourne und seinem Hasen Port " Philip gen Süden mit dea Orien WilliamStown und Saadridye (jetzt Port Melbourne genannt), seinen Bergzüge» — Dandeaoug uad Plenty-Range» — im Norde», seinen netten Vororten, seinem prächtigen Botaaischea Batten uud dergleichen zu erzählen. Im Mai war die Witterung noch leidlich gut und wann, Juni brachte viel Regen, der ja gerade sür diese» Laad eia groß» Segen ist. Juli war auch noch regnerisch uud kalt, seitdem habe» wir früh viel Nebel und recht kalte Tage, früh bi» herab zu 3* R. Wärme, die sich Mittags in der Sonne allerdings biS zu IS—18* steigert, bei de» lustig gebauten Häusern uud dea sehr unpraktischen Kaminen will rS Loch kaum gelingen, sich ordenllich zu erwärme». Im AuS- pellungsgebäude ist die Atmosphäre nicht angenehm, da» »»unter, drochenc Herbcischaffe» von Gütern und Materialien ersordett offene Tbüren, es ist daher zugig uad kalt in den Räumen, nur die leb« hasle körperliche Bewegung, welche die Arbeit mit sich brachte, er» möglichte eS, 10 biS 19 Stuadeu daria aoszuhalten. Nun zur Ausstellung selbst. Bei Aukuust am 13. Mai war da» Hauptgebäude, dasselbe welches 1880 erbaut warbt, m»t den hauptannexen fertig, au drei Seiten wurde aoch eiue Menge derselben errichtet, so daß man damals schon sehen kouute. die Ausstellung werde fast doppelt so groß wie die' 1860«r sich er wecken. Der vergleich mit »tchsrr>.«ichsWmg«st.d-rfUttitkrrfi,»1 sei» and et« Vorstellung de« Umsouse« der hiesige» Ausstellung gebe». Die Ausstellung 1851 in Londor». die erste internationale, bedeckte mit geschloffene» Bebäudeu 20 Acker eagl. Laad, die Loa- do«r von 1862 22'/, Acker, die Melbourner von 1880 22 Acker, die ia Philadelphia 48 Acker, die Pariser 1878 100 Acker iuel. der Bitten and Separatbauteo, die jetzige Melbournerlj3ü'/, Acker. Einen großen Theil der deutschen Ausstellungsgüter brachte mit uns der „Hohenstaufen", und da die Entladung binnen 2 Tagen ge schehen sein mußte, begann dir drängende Arbeit auch schon mit dem Morgen des 14. Mai. Die Güter wurden per Eisenbahn bis zur Stad». HobsonSbay au der Uarra-Narra geliefert uad stauten sich >r> dem Zollschuppen in unbequemer Weise, so daß bei den vielen zu erfüllenden Formalitäten die^ Herbeiichoffung biS'in da- AuS- stellungsgebände mit mancherlei Schwierigkeiten verknüpft war. Bon Leiten de- deutschen Reicht- ist die dekorative Ausschmückung der deutichcii Abiheilung, wie man hier sagt, des deutschen Hoses, eine oiißerordcnllich reiche und geschmackvolle, der Claviersaal hat noch aus keiner Weltausstellung seine- Gleiche» gehabt. Mit diesen Decorationen konnte sosort oiigefangk» werden und mit dem AnSpackea der Schaukästen und Schranke bereit- Anfang Juni. Hierbei zeigte sich sür das Arrangement der Mangel an Zeichnungen oder Photographien dieser Behälter unter Angabe der Maaße, wo- durch sehr viel Hin- und Herichiebci», mithin überflüssiger Tron-port uud Kosten verursacht worden ist» um in den allgemeine» Eindruck Symmetrie zu bringen. Unter der vorzüglichen Leitung des Herrn ReichScomniissarS Regierung-rothS Wermuth, und seiner bestrickendrn Liebens würdigkeit, haben alle Vertreter deutscher Firmen mit außerordent lichem Eifer gearbeitet. Den dekorativen Theil leitete der Regierungs- baumeister Herr Jaffa ia allgemein onerkanntee genialer Wecke, die Seniäldeqalleric ganz selbstständig der dazu Lelegikte Maler Herr SchnaSAlquist voizüglich und die hiesigen Zeitungen waren voll der Anerkennung über den Schmuck und die rasche systematische Arbeit im deutsche» Hose. Güter, welche der „Hohenstaufen" in Bremen nicht Halle laden könne», brachte die englisch.' „Valetta", daun kam die deutsche ..Nürnberg" herein, danach die englische „Victoria" mit dem Reste, endlich die deutsche „Habkburg" uad dte englische „Rome" erst 14 Tage vor Eröffnung. Aber der deutsche Hof war am 1. August sertig! Keine uua»»gepackle oder leere Kiste war zu sehe», Alles war sür den Beschauer comvlei ausgestellt, der Claviersaal pranqle in seiner ganzen Schönheit und Fülle, uad Deutschland trug dcn Ruhm davon, die > einzige scrlige Ausstellung ausweise» z» können hüd'ch in allen Theilen. Freilich ist in der l die Nacht hinein, am letzten Tage bis de» Morgens gereist, nachdem i« Restaurant de« vahrrischen Bahn hof S da» Mittagsmahl eingenommen worden war. Der Speisesaai de» BahnhosS-NestauranlS war von der GeschästS- leitung mit der Büste Sr. Majestät und reichen Pflanzen gruppen sinnig geschmückt. An dem Mittagsmahl „ahmen u. A. die in der Begleitung de» König» und de» Prinzen befindlichen hohe» Militair», Se. Excellenz der KrirgSminister General der Eavallerie Gras von Fabrik«, Se. Excellenz Gcnerallicutenant Gcneraladjutant von Carlowitz, General major Intendant der Armee Schurig, die Flüqeladjutanlen Obersilieutenanl Müller von Berncck und von Schimpfs und Obcistallmeistcr von Ehrenstcin Tbeil. Die reich auSgeslattete Tafel zählte im Ganze» l5 Gedecke. Vor der Abfahrt der allerhöchst,'» unv bobe» Herrschaften batten sich »r» Bahnhof zur ehrsurchtSvolle» Begrüßung eingesunden die Herren R-icbS- gerichlspräsibent Wirklicher Geheimrath Vr. von Simson Excellenz und OberreichSanwall Tessendorfs, Geheimer Re- oierungöralh Gumprecht, Oberbürgermeister vr. Georgi, Polizeivireclor Brelschneiver. Oberpostvireclor Walter. Geh. Oberberzralh Pros. vr. Zirkel (als Vertreter de« Rector magiiik), LandgerichlSpräsident Schurig und Oberstaatsanwalt Häutzschcl. während der Tafel concertirte die Capelle de» l34. Insankerie-RegimenlS. * Leipzig, 18. Seplember. Die 4. Elaste der 114. königl. sächs. Landes lotterie wird am l. und 2. Oktober dieses Jahre« gezogen. Die Erneuerung der Loose ist nach tz. 5 der dem Plane zu dieser Lotterie angesüglen allgemeine» Be stimmungen vor Ablauf deS 22. September 1883 bei dem Colleckeur, Vesten Name unv Wohnort auf dem Loose aus- gedruckt und ausgcstempelt ist. zu bewirken. Ei» Interessent, welcher diese Erneuerung versäumt oder sein LooS von dem nurgcdachlen Colleckeur vor Ablauf de« 22. September nicht er halle» kann, hat sich „ach Maßgabe veS angezogenen tz. 5 bei Verlust aller Ansprüche an daS gespielte LvoS an die königl. Lollerie-Tircction noch vor Ablaus deS 27. September l888 zu wenden. * Leipzig, 18. September. Die Abeiidiinterhaltung. veran- , . . wie j de:.,: aua> das Programm in sorgsälligcc Weis- zusammen > dcn Ruhm davon, die > * Leipzig, 18. September. Tie Abeiidiinterhalt . Alle- sauber und ! welche der Stammrisch zum Kreuz Nr. l37 im Tivoli ve btzten Woche bi? in i st.illck balle, erfreute sich eineö recht hübschen Besuch«, irgens /,4 gearbeitet ! auch daß Programm in sorgsälligcc Weise rusami lischen „Massilia" abgeliescrt worden, sie werden, dem Publicum un-i 2uarlc.lv.rein „LiederselS . welcher sich schon oft merk ich. ,ingereiht. i unter der DrecLion de« Herrn Wohlgemnlb bewährt hat. In den andern Höfen wird noch flolt auSgepackt und gearbeitet.» brachte seine Miuuiieril in bester Wecke zur Alissiidruiig und Am Eröffnungstage war jedoch übeeall dnS Hauptgebäude sertig, l der G»ikarre-Club unter Leitung des Herrn O. Schick bewies, vwie die sehr lenze und breite Hwpnveiiue, tke Xvouue ok ka- l daß dem immerhin spröden Instrumente eine Fülle von 3cci kiou» genannt. ' ---- Die Erössnungsseierlichkeit war in der That großartig. Eine Menge Handwerker und andere Vereine hatten sich z» cineni jugc vereinigt, dazu das allerdings hier nicht zahlreiche Militair und die Malioien aller Kriegsschiffe, welche im Hasen lagen. Gegen '/,I2 Uhr erschien der Gouverneur mit seinem Gefolge, dabei ine säii'Mtlichen Minister, die Gouverneure der anderen Co!o- nien Australiens, Commissare der fremden Länder, die Herren deS Melbourner Ausstellungs-ComneS, die Consu n re. Aut dein Wege durch die Lvenus ok Nationa wurde der Gouverneur mit Musik und von dcn Coniiiiistaren begrüßt und im Hauvtgebäude »ahm die ganze unisormirte oder besternte hohe Gesellichost mit ihren Damen aus einer dazu errichteten, mächtigen Tribüne Platz. DaS Parterre im Hauvtgebäude war mit den geladenen Gästen, den Mitgliedern der Commissionen, de» Vertretern der Aussteller oder diesen selbst besetzt, Alle mit ihren oder mit geladenen Damen. Die Galerien schmückte daS Publicum, LaS 20 .6 daran gewendet hatte, Zuschauer zu sein. Eine riesengroße Orgel steht ii» westlichen Tran, iepie. davor ein amphitbcatralischeS Orch-ster, aus welchem die circa 8t>0 Sänger Platz fanden, oben die Herren, links dar»ntrr Sie Damen, Sopran im weißen Kleid mit blauer Schärpe, rechts Alto weiß mit rother Schärpe (die Farben der Colonie Victoria), unten daS Jnstrumental- orchcster von ca. 70 Mitgliedern. Einen Tbeil der Direktion batte ein Rdr. Cowen. welchen ma» sür eia Salaic von 5000 L von London hat komme» lassen, um während der 6 Monate die Concerte in der Ausstellung zu leite». Die Feierlichkeit begann mit einen« vom Präsidenten gelesenen Gebete, darnach wurde der 100. Malm gesungen. Hieraus folgt-, von Cowen componirt, ein Dankgebct, Gesang mit Musik und Orgel, daraus eine Cantate von Mr. Knig componirt und dirigirt, nachdem vorher der Präsident »er Ausstellung dem Gouverneur die goldenen Schlüssel zum Gebäude unter Amprachc überreicht, der Gouverneur seine Gegenrede gehalten und a» die Königin ein Tele gramm bezüglich der Eröffnung abgesandt hatte, das »ach 36 Mi nuten in London eingetroffen ist. Zum Schluß wurde ein Halleluja gesungen. Man kann nur sagen, die ganze Feier war großartig, festlich, uud die Musik, wie daS allgemeine Urtheil auch aller hier an- wesende» Fremden ist, vorzüglich, wie aus diesem Gebiet- überhaupt jetzt hier mehr geleistet wird, als man bei u»S vermulhcn mag. Nach diesem Eröffnungstage haben sich die osficiellen Einladungen gedrängt. Diner und Ball beim Gouverneur, zu Concert vom Lresickeut ok tke l-e^islati v Lounsel und Spealcor ok tks kouse eiit- geladen, Diner in der Town Hall vom Mayor der Stadt gegeben, Diner von dem AuSstcllungscomitö gegeben, Alle- bis heute, deu 9. August, eS folgt noch ein Ball beim Mayor in der Town Hall. — In der Town Hall ist ein wirklich großartiger Saal mit Rieica- orgel. man benutzt ja hier wie in England dieses Instrument anstatt Orchesterinusik und spielt Alles bis zum Walzer darauf, was aus uns Deutsche, die wir die Orgel nur in der Kirche gewöhnt sind, «inen eigenthümlichen Eindruck macht. DaS ist Australien? So wird Mancher daheim fragen. Eine Aus stellung. die sich nicht zu schämen brauchte in Europa als inte», nationale auszutreten und dazu dieser Pomp in einer Stadt, die noch kaum 50 Jahre alt ist, die in ihrer Anlage, ihrem Verkehre, mit ihren Gebäude» und mit ihren Einrichtungen es werth wäre, selbst als AusstclluiigSobject zu dienen, an dem Alle studiren können, was Menschen aus eigener Kraft in so kurzer Zeit zu schaffen ver mögen, das ist Melbourne! Was wird bei diesem giaantischen Fortschritte diese Stadt, diese» Land in 20 Jahren sein? Ohne Zweifel muß man den hier lebenden Menschen zugestehe», daß sie von außerordentlicher Energie beseelt sind, und wünschen, daß sie sich in llnternebmungslust und Spekulation nicht übernehmen. Aber iu einem Lande, in dem die Natur oberirdisch und »ocb mehr unterirdisch solch- Schätze hänsle, ist kaum zu besürchten, daß des Guten z» viel qcthan werde. Ja Westaustralien sind neue Goldfunde gemacht worden, in Südaustralien »nd Neu-Süd-Wales ist ein ungewöhnlicher Silberreichthum er- schloffen, Kupjer, Zina, Kohlen und Viele» mehr birgt der Erde Schooß und dazu die reiche Weide, die Nahrung giebt für Millionen von Vieh: sind doch in den gesammten Lojonien medr als 80 Mill. Schafe, die durch ihre Wolle allein drS Lande- Reichthum mehre», daS Alles läßt die Zukunft Australiens als gesichert erscheinen. DaS Deutschthum hier zu Laude hat ia den letzten Jahren ent schieden fester Wurzel geschlagen und wie dasselbe sich angehörig zum heimischen Kaiserreiche fühlt, hat sich sichtlich offenbart bei drr Trauerseier um dea jüngst verstorbenen edlen Kaiser Friedrich IU. Nicht unerwartet und dennoch lies schmerzlich «ras un« die Kunde von dem Heimgange unsere- Kaiser-! — In der Ausstellung wurde die Arbeit unterbrochen uud der Zugang zum deuticheu Hose mit Trouerdecoration, wie auch die Büge de» Kaiser- damit ver sehen. in der deutschen Kirche war Trauergottesdienst. Altar und Kanzel in Trauerdecoration, die kleine, sehr hübsche deutsche Kirche konnte die Trauernden nicht soffen, im deutschen Turnverein, dessen Saal sinnig mit Trauerdecoration versehen worden war. war eine ernste Frier veranstaltet worden, Alles war herzerhebend und zeigte, mit welcher Liebe die Deutschen in diesem seraen Lande au ihrem Kaiserhaus« und an ihrer Httmath hängen. So hat auch der allgemeine tiefe Schmerz die Lichtseite, zu er kennen, daß wir nicht mehr unser der Gott Lob vergessenen Zeit leben, zu drr der Deutsche kaum wogte, sich deutsch zu nennen, das nationale Gefühl ist auch hier in alle Herzen eiugekehrl. Einigkeit macht stark! In einem Toaste, den der Gouverneur von Tasmanien jüngst beim Diner de» Mayors sprach, wie« er aus da« Beispiel Deutschlands bin, daran tnüpiend, daß die australischen Colonie» dahin streben sollten, eine einzige große, vereinte, nicht länger >a siebe» getrennte Colonie zu sein! CS beginnt nun die Zeit, von der gelungenen Ausstellung Früchte eioziisammeln, e« wird hoffentlich gelingen! Ueber die Einzelheiten der Ausstellung berichte ich später. vahsr. Lachsen. * Leipzig, 18. September. Wie wir berrit» in voriger Nummer berichteten, sind Se. Majestät der König und Se. königl. Hoheit Generaifeldmarsckall Prinz Georg gestern Nachmittag von hier mittelst Extrazug- nach Plauen i. B. u'id Wohlklang zu cullvcken ist. welches auch im größere» Saale eiilsprcchcnv ivivkl. Nach dem Ccnccrt fand Ball statt. Wünschen wir. d?ß der sür die Bcschecrung armer Kinder bestimmte Rcinerlrag ein recht großer geworden sein möge. --- Infolge d-r ciuSgekekmle» baulichen Arbeite», welche gegenwär.ig »in Paulmerhof der Universität ausgesührt werben, baden auch die sonst zur Messe dort bcsiiikiiche» Uiiisaiigreichen Verkaufsstellen der Lederhändler keine Aus slelluna finde» können und eS soll auch der Platz zwischen de», Bornerianum und dem Convict bei alle» kommende» Messe» sreiblciben. Damit ist indessen die Messe noch keine« weg« ganz auS den Höfen der Uiuvcrsilät verbannt; Venn zwischen dem Manricianum und dem Bornerianum habe» die Lederhändler rc. »ach wie vor dort ihren Stand. — WaS übrigen« die bauliche» Arbeiten aus den« Paulinerbos anbelrifsk, so schreiten dieselbe» augenscheinlich aus« Bests vorwärts, so daß dieselbe» »nt dem Beginn des Winter semesters, der bekanntlich ossiciell aus den 15. October fest gesetzt worden ist, leendct sein dürsten. — Die Wiesen am Schleußiger Wege, soweit sie von dem den Rennplatz abgrenzenden Wassergraben abgeschloffen sink, haben sich nach lheilweiser Abernlung de» GrnmmeiS in Spielplätze umgcwandelt, aus welche» sich Schaaren von Kindern auS de» nah-gelegenen Straßen deö SüdvicrlclS -igvtzen. Diese Spielplätze sind ein wahrer Segen sür dcn Kinderrcichthum Vieser Vorstadt, indem sie zugleich die Straßen von dem lärmenden Treibe» deS jugendlichen Nachwuchses besreien. Erfreulich ist es. daß die ncucn Straßeiinnlazeu die genannte» Spiclplätz: nur wenig leeinlrächligen werden und daß namentlich ten Kinder» die große Wieseiifläche, welche zur Winterszeit zum Wafferbassin sür EiSvcrgnügen sür Kinder verwendet wird, diesen erhalten bleibt. — Die Ueberbleibsel der Canäle, welche da« Absall- wasser der Pleiße vom Kopswebre und vom Kirschwehr in sich ausnahmcn, werde» nächstens ebensalls verschwinde» Die Ausfüllung dieser alten Fluthbetten ist schnell von Statten gegangen und mit ihr hat die Umgebung ein gänzlich ver änderte« Aussehen erhalten. In Scbleußig beginnen bereit» die Villenbaue, und die Hauptstraße de« Torses wird jetzt mit bossirtcn Steinen gepflastert. ---- Im Rittergule Hohburg bei Wurzen steht ein Stand bild VeS Hofnarren Joseph Fröhlich, auch Graf von Sau magen genannt, der an den Höfen König August'- deS Starken und besonders dessen Sohne« und Nachfolgers in der Regierung eine namhafte Nolle spielte. Wie daS Stand bild »cich Hohburg gekommen sein mag. wird sich schwerlich ermitteln lasten. Wir möchten glaube», daß eS von dem unser» gelegenen Rittergule Nischwitz, welches einst dem Premierminister Grasen Brühl, unseligen Andenken«, einem Gönner deS Hofnarren Fröhlich, gehörte, nach Hohburg ge bracht worden ist Ueber daS genannte Standbild, sowie über Fröhlich selbst behalten wir un» Ausführlicheres vor ---- Chemnitz, 18. September. Gestern schloß Herr Direktor E. Karl die Sommersaison am Thalia- Theater in Chemnitz. Al« Abschieds-Borstellung und zum Besten des Aibcrtzweigvereins gelangte da« Lustspiel „Der Landwirth" von Ihrer königl. Hoheit weil. Prinzessin Amalie von Sachsen zur Aufführung. Mit derselben Bor stelluny beendete Herr Hosschauspiclcr E. v. d. Osten sein Gastspiel. — Die Wintersaison am Stadttheater unter Dircction des Herrn Louis Schindler beginnt am 29. September. * Zwickau. 17. September. Al« Nachfolger de« im Monat Juli d. I. verstorbenen ersten technischen Beamten für da« Bauwesen hiesiger Stadt, Stadtbaurath Schramm ist in der heutigen RalhSsitzung der Bauingemeur-Assistent und geprüfte Civtlingenieur Herr Karl JuliuSKretzschmar, z. Zt. bei dein Sectionsbureau in Schwarzenberg, als Stadtbaumeister gewählt worden. * F reib erg, 17. September. Wie ein Lauffeuer ver breitete sich gestern früh in unserer Bcrgstadt die Nachricht von der Auffindung der Leiche der tt Jahre alten Tochter de« verstorbenen GoldarbeiterS Röder in der Jauchengrube eines in der Fischerstraße gelegenen Hause«. Der Bruder der kleinen Elsa Röber, bei dem dieselbe bisher gewohnt hatte, zeigte Sonnabend Abend tO Uhr der Polizei an, daß sich seine Schwester um 6 Uhr aus seinem Hause spurlos entfernt und „och nicht wieder eingesunden habe. Am Sonn tag früh 8 Uhr entdeckte der Besitzer deS Hause«, in weichem Herr R. daS erste Stockwerk bewohnt, im Abort deS Erd geschosse« die Kleider deS vermißten Kinde», welche« bald daraus, nur mit Hemd, Beinkleidern und Stiefeletten bekleidet, in der Jauchengrube entseelt gesunden wurde. Die Engigkeit deS AbortS und verschiedene andere ausfallende Umstände, die bei der volircilichen Aushebung ermittelt wurden, ver- anlaßten da» Einschreiten der königl. Staatsanwaltschaft und gaben zunächst dem Gerücht Nahrung, daß ein Mord vor liege Diese« vielverbrcitetc Gerücht hat sich jedoch aiS un begründet hcrau-gestellt, da die von der königl. Staatsanwalt schaft bei Gericht beantragte Section der Leiche de» unglück lichen Kinde« nickt« ergabt wa« der Annahme eine« Selbst morde« widersprocken hätte, der freilich mit einer in diesem jugendlichen Alter rätselhaften Kraftanstrengung und Willens kraft auSgesührt worden fern muß. Stollberg. 18. September. In arge Aufregung wurde vor Kurzem ein Landwirth in einem Stollberg benachbarte!» Dorfe versetzt. Derselbe hatte in einen gefüllten Kornsack eine eben gelöste größere Summe Geldes gelegt und dieselbe mit einer leichten Schicht Korn bedeckt. A!« der Landwirth nun da» Geld seinem Verstecke entnehmen wollte, war dasselbe verschwunden. Trotz eifrigsten Suchen« wollte e« sich auch nicht wieder sinden, und der Cigcnthümer nahm an, daß ein Diebstahl vorliege und sing bereits an, seine 500 zu be trauern bez. Lärm zu schlagen. Glücklicherweise sollte die tragisch angehauchte Geschichte noch einen heiteren Schluß haben. Bei einem nochmaligen gründlichen Nachsuchen fand ich da« Geld und zwar an seiner richtigen Stelle. Unser Landwirth hatte eben den Sack verwechselt. Kluge Leute be haupten. daß er an seinem Schreck selber schuld sei, da ein Kornsack entschieden sich nicht als Geldbörse eigne. Es ist eben das alte Lied: Wer den Schaden hat, dass für den Spott nicht sorgen. Nadeberg, 17. September. Unserer Polizei ist e« gestern zeiungen, sechs der Socialdemokratie angehörige junge öeute, welche von Dresden gekommen waren, um hier ein an die Wähler de« 4. Wahlkreise« gerichtete» und mit Hoch aus die Socialdemokratie schließendes Flugblatt zu verbreiten, auszugreisen und daS Vorbaben derselben zu vereiteln. Auch der frühere Flllirer der hiesigen Parteigenoffen, welcher unserer Stakt seit Jahr und Tag schon den Rücken gekehrt, war am gestrigen Tage anwesend, wird aber gewiß gesunden haben, daß sür ihn und sein Streben die Verhältnisse nicht günstiger geworden sind. L. Pirna, 17. September. Im Lustschlosse Pillnitz and gestern die letzte größere Hostasel für die diesmalige Periode deS SommcrhoslaqerS statt, da nach der Rück kehr von den vogtländischen Manövern Se. Majestät der König die Villa in Strehlen bezieht. Letztere hat wieder verschiedene Verschönerungen rcsp. Neuausstattungen eiiahren. und zwar aus ganz spccielle eigene Angaben deS Königs paare«, da» bekanntlich mit besonderer Vorliebe in Strehlen weilt. — Ein „Segler der Lüste", der nach beendetem Fluge müde zur Erde gekommen war, wurde heute früh auf dem benackbarten Lobmener Revier in den Bäumen hängend ausgesunden. Es war dies der seiner geringen Tragkraft halber vom Feldschlößchen in Dresden aus ohne Begleitung ausgestiegene Lustvallon des Aeronauten Wolfs, welch letzterer heule gewiß sehr erfreut gewesen sein dürste, al« er von der hiesigen „A»>zciger"-Redaction die Mitlheilung empfangen konnte, daß der Gemeindevorstand Hehregott zu Mühlsdorf den Ballon, au dem jedoch die Gondel fehlte, in Verwahrung genommen habe. — Die am gestrigen Sonntag in Sckwei; cr m ühle im Bielathaie abgehaitene 11. General» Versammlung de« GebirgSvereins sür die Sächsisch- Vöhiuischc Schweiz wird bei Alle», die daran theilgenommen, die besten Eindrücke hinterlassen haben. DaS einleitende ge sellige Zusammensein am Sonnabend fand durch die reizende Illumination deS romantisch gelegenen CurortcS eine will kommene Verschönerung, während sür den Sonntag Vor mittag ein Concert der Königsteiuer Stadteapelle q-raiigirt war. Die in der 3. NackmiltagSstunde begonnene eigentliche Generalversammlung brachte zuerst den »blichen Beschluß, betreffs Absendunguiig eines HuldigungS-TelegrammS an den prinzlichen Protector, woraus Begrüßungen durch den Vorstand der Section Schweizermühle rc. mit nachfolgendem Vortrag des Jahresberichts erfolgten. Der Verein zählt zur Zeit 1618 Mitglieder, welche sich in 26 Einzelsectionen ver- tkeilcn; in Bezug auf die Finanzen ergaben sich 6782 Einnahme, denen 5018 Ausgabe gegenüberstehen. Viel Beifall sand hieraus „Papa Geucke". der touristische Praktikus, sür seinen instructiven Vortrag über Wegematckirung und Wegweiser, m welcher Hinsicht »ach dem Beispiel der AHren- section Gmunden daS sogenannte Farbesystem unter vielseitiger Zustimmung warm empfohlen wurde. Die betreffenden Aus führungen gewannen selbstverständlich an Reiz dadurch, daß man e« mit einem Redner zu thun hatte, der „über BeiH und Thal" wabrlich Bescheid weiß. Der CentralauSschuß deS Vereins besteht auS den Herren Prof. vr. Lehman». Lehrer Groschel. Postagent Sammler, Rechtsanwalt Roch, Dircctor vr. Muth und Kaufmann Geucke; die nächste Generalversammlung soll in Stadt Wehlen stattfinden. — Heute begann unser Herbst-Jahrmarkt. An Zufluß von Leuten aus der Nachbarschaft fehlte e« bei dem schönen Wetter nicht; die Kauftust ließ jedoch stark zu wünschen, so daß auf der ganzen Linie eine große Jcrcmiade begann. Man ist hieran bereit- gewöhnt. Oeffenlliche Glaserversammlung. * Leipzig, 18. September. Anläßlich der von dea Glasern i»S Leben gerusenen Lohnbewegung wurde gestern Abend in dem Saale zur „Flora" «ine öffentliche Glasergehilfenversammluug abgehalten, die von etwa 170 Personen besucht war uud von den Herren Kaitneqießer» Reiter und Schütze geleitet wurde. Nach den, der Versammlung bekannt gegebenen Stand deS Streike« haben in der vergangenen Woche 120 Gehilfen die Arbeit niedergelegt: von diesen sind 50 abgrreist, 25 haben durch den Arbeitsnachweis der Gehilfen Arbeit erhalten und arbeiten nach dem Lohnsatz drS GesellentarisS, während 25 nach aoSwärtS nutergebracht worden sind, so daß noch 45 Gehilfen strecken. Andererseits haben nach diesem Berichte 26 Arbeitgeber, bei denen gegen 100 Gehilfen in Arbeit stehen, den Tarif der Gehilfe» angenommen. Die Versammlung faßte dann einstimmig eine» Beschluß, nach welchem die Gehilfen olle- Mögliche zu thun versprechen, um die »Humanität", die sie bi« jetzt bei der Lohnbewegung gegen die Arbeitgeber an den Lag gelegt haben, auch fernerhin zu beobachten und nochmal« mit der Innung wegen der Annahme des GesellentarisS in Verhandlung treten zu wollen, damit die gute Meinung, welche in weiteren Kreisen der bisherigen Haltung der Gebilseu eataegeugebracht worden sei, auch fernerhin erhalten bleibe. Die Lersammlnng beauftragte hieraus den Geielleoau-lchuß, in diesem Sinne mit der Innung weiter zu verhandeln. Weiter wurde noch beschlossen, eine Liste in Umlauf zu setzen, durch welche eine genaue Uebersichl erlangt werden soll über die Zahl der Gehilfen, die nach dem Meistettarif, beziehentlich über die Zahl, die nach dem Gehilseutaris arbeiten, sowie über die Anzahl der noch Streikenden. An die noch nach dem Meiftertaris arbeitenden Gehilfen wurde die dringende Mahnung gerichiet, sich der Bewegung anzuschließen, wa» von diesen mit der Erklärung ausgenommen wurde, daß sie erst die begonnenen Arbeiten settigstelleu wollten uad dann der Aufforderung »achkommeu würden. * Ja die gestrige Darstellung über dte Entstehung de« Glaser- streike« ha» sich ria siuustöreadrr Schreibfehler ringeschlichen. In der Schilderung des Schluffe« der Versammlung»»»» 8. September muß e- heißen: Nun wurde, nachdem in jener Versammlung bereit« der größte Theck der Sehilsru die Plätze (also nicht dea Saal, e« war die Aufmerksamkeit nicht mehr nagetheilt vorhanden) verlassen hatte, von Seiten eine- Gebilseu an die Versammlung die Frag« gerichtet, ob sie damit einverstanden sei, am Montag, den 10. Sep tember, ia den Werkflelleo.wo der Meister den Gehilfen gegenüber den Tarif nicht unterschrieben habe, die Arbeit eiazuftellca? Aus dem Geschäftsverkehr. k Am heutigen Mittwoch Abend findet, wie auch au» dem Aazeigeutdeile der vorliegenden Nummer zu ersehen ist, im „Schloßkeller" zu Reudnitz wieder ein sogenannte» Winzer fest, Verbünden mit Concert, statt. Der »mfichtige Wirtb de« Etablissements, Herr Hermann Kießig, ei, in seinem Fach« tüchtiger und langjährig erprobter Geschäftsmann, hat es verstanden, während seiner hiesigen Thäligkeit eia gewählte» Publicum an» allen Kreisen der Bevölkerung an sich zu ziehe», da er in Bezug aus Keller und Küche selbst dea verwöhnteste» Gaumen besriedige» kann. Und Io ist oach für beule wieder eiue Wein- uad Speisekarte zusammeagestellt, welch« durch ihre Güte sowahl wie PreiSwürdigkeit >«dein Anspruch« gerecht werden wird. Erwähnen w»r noch, daß in de» aas da« «eichmackvollfte decorittrn Räume» sich »um Feste eia« Gruppe junger Damen za einem Ensemble vereinigt hat, um durch Ballet-Anssühraagn! und Lebend« Bilder dasselbe »o verherrlichen, so dürste wohl ein Hinweis an dieser Stelle auch küp Hst jetzt znp Messe sich hier aushaUendra Fremde, angebracht sei»
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