Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 07.11.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-11-07
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
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- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188811078
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- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1888
- Monat1888-11
- Tag1888-11-07
- Monat1888-11
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- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 07.11.1888
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Erscheint täglich früh 6'/, Uhr. Nkdartion nnd Expedition JohaaneSgasse 8. Sprechllundrn der Nedartion: Vormitlags 10—12 Uhr. Nachmittags b—6 Uhr. FUr tt« NiMaad« ktngrtandtrr M-initcrchre micht ftch di« ltiedaction nicht »crdindtlch. Anna»«e «er für die nSchstsvlgentze Nuutinrr »estlmmten Inserate an lküoäieutagril bis S Uhr Nnchuiittag», an Loni» und Festtagen früh bis Uhr. 3u den /ilialen für 2ns.-Annahmr: Llta Kleniin, Universliättstraß« 1. Louis Lösche. Kalhartaeostr 2.1 pari un>- König-Platz 7, nur bl> '/,S Uhr. Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- nnd Geschäftsverkehr. Abonnement-prei» vierteljährlich 4»/, Mk. iacl. Bringerloh» 5 Mk., durch die Paff bezogen 6 Mk. J?de eiazeiae 2!ummer 80 Vk Belegeremplar 10 Ps. Aebühren für Extrabeilage» (in Taqedlati-Format gefalzt) Ohne Postbetörberung 60 Mk. «it Postbesörderuag 70 Mk. Inserate 6 gespaltene Petitzetle 80 Pf. Größere Schristeu laut uns. Prei-verzeichui». Tabellarischer o. Zisfernsatz »ach hoher« Tarif. Uerlame« uater dem «rdactiouSstrtch die s^s»«lt. Zeile VOPs„ vor den Familie» »achrtcht», die Kgespaltene Zeile 40 Pf. Jaserate sind stets an die vrdedt««*» M sende». — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung pntevuwerunäo oder durch Post- Nachnahme. .f° 3l2. Amtlicher Thctl. vle kkln -er wie-emöffining -er Ixlhkrklrche wird, so Gott will, «I«n LR. L8SS, Ve»ru»Itt»U«» V T1I»r stattslnden. Der Unterzeichnete Atrchenbandereti» beehrt sich, ,u der r>etl» riahuie an dieier Feier hiermit ergebenst einzuladeu. Fu> die Herren Mitglieder der Kaiserlichen, R-nigltchen und LtäSNsaien Nehörde», des Ltficierrorp« und der Uuidersiiäi, des Ltadtverordncten - voUcguuu» »nd der ktrchrnvo. stände Wersen, ioweil es der beichränkte Raum ge- statiet, Pliitze ans »»S vor dem-lltarraume vnrbebalten werde». Die gerb ten Fi itiheilnetimer werde» kisiicht, den Zugang zu denselben durch das no> döstliä, gelegene BeichlhlNiS zu nehme». Den MitilitcSrr» des K,rcheudau»erei»S wird anheimgegeden, Hai»««?» den 8., uns stio-iliog;, den 9 oldvenib r, bei Heren K'iere»!'. ch'iiheer kierrmnnn. ThnmaSkirchhni Nr. 2.1 fr zwei F> ,>p>«gr»m»ic nli-»i.oi,n. welche dis 'Uhr allein ;«»> i».»«n»t ni Lch ff und t-mpore» der Kirche berechtige«. Punctlim '.0 Uhr unrd Vir Kirche der übrigen Gcniriude geölt,nt wrrScn. Leipzig, am 8. November 1888. Der K rchenbanveretn daselbst. I). Land, Vocsitzeudcr. Vclrannlmachuug. Nachdem von unS heute der Mechaniker Herr Karl Biirga Heinrich Trahl hier, W:esenstraße 24, als gewerbsmäßiger Trichincnschauer in Pflicht genommen worden ist, so bringen wir solche- hiermit zur öffentlichen Kenntniß. Leipzig, am 30. October l888. Der Skatd der Stadt Leipzig. VIII 207t. vl. Georgi. Or. Kretzschmar, Ass. Hanntmachun57 Von dem unterzcichnelc» Armenamle sollen im Stadt hause allbier Donnerstag, den 8. November ». Dorm, von S Uhr an, eine Partie aerragene Kleidungsstücke, Möbel, Hau»- uns Küci,e»geräthe, Betten, R Aquarium, 3 Heldruckbilder und dergi. mehr melstdtciend versteigert werben. Leipzig, den 2. November >883. DaS Armenamt. L ud,vig - Wois. Junghähnel. Dclranntmachung. Wegen Reparatur des ASplaltb-tagS in den Durchfahrten An der Pleiße 1V und Dorotheenplatz Ä/ri werden diese Tmchfahrtc» von Mittwoch, den 7. dieses Monats, ab aus etwa 2 Tage für den gesammten Fährverkehr gesperrt. Leipzig» am 5. November 1888. Der Rath der Stadt Leipzig. IX. 9469. I)r. Georgi. Hennig. AIS herrenlos befindet sich seit Ende letzter Messe in unserer Verwahrung ctnk knie mit wollene» lküaaren, welche da- Signum „Borsi.yt" und „Berlin >4. X. 332" trägt. Der L.genthumer hierzu wird hierdurch ausgesordert, sich gehörig legilimi« rcäilzeiiiq zu melden, da andernfalls weitere Verfügung getroffen werden wird. Leipzig, am 5. November 1888. TaS Polizeiamt der Stadt Leipzig. Bretschaeider. M. Nichtamtlicher Theil. Zur Revision der französischen Verfassung. Der Ausschuß der französische» Depulirtenkammer für die VersasimigSreoision hat sich am Sl. October mit sechs gegen eine Stimm? dahin schlüssig gemachl, daß die sranzksilch? Verfassung zu rcvidireii sei. und sich dann bi« zur nächste» Woche vertagt. Der Beschluß hat in Paris einen schlechten Eindruck gemacht, und der Senat sieht sich dadurch genöthigl, den gegen fern Dasein gerichteten Angriff kräftig abzuwehren. Der bekannte Finanzmann und zu wiederholten Male» Finanzminister Lson Sah bat sich in diesem Sinne geäußert und wird jeoensolls eine Hauptrolle in dem bevorstehenden Kampfe übernehmen. Bekoniillich liegen dem Ausschüsse mehrere Anträge aus Nevision der Verfassung vor, aber nur der Antrag Floquek's macht positive Vorschläge zur Abänderung; außerdem ist sein Antrag für dringlich erklärt, und schon aus diesem Grunde muß er zuerst in Betracht gezogen werden. Man hat dem Ausschuß für die BerfassungSrevision den Beinamen Be- slattungSauSschuß gegben, in diesem Falle aber mit Unrecht, den» er kau» sich nach dem Beschluß vom 31. October nicht mehr der Verpsl chlung entziehen, mit Ernst an die Prüfung dcS vorliegend,:» RwisionSentwursS beranzutreten. Freilich ist damit noch kein Termin für das Ende der Berathung gesetzt, aber die Sache kommt jetzt wenigsten« in Fluß, und die Entscheidung muß früher oder später erfolgen. Man bat den Floquessche» Entwurf aus keiner Seite ernst genommen, die Ernennung der Minister ans Zeit, die tbeilwe ke Ergänzung der Kammer in zweijährige» Terminen, die Aushebung aller Rechte, welche der Senat bisher gehabt hat, bis »uf das der Warnung in Finanzsragen sind so ein schneidende Vkiändcruiigcn de« StaatSgrundgesetzeS, daß ihr Zustandekommen geradezu unmöglich genannt werden muß. um so mehr, alS diese Vorschläge den Stempel der praktischen UnauSsührbarkeil an der Stirn tragen. Schon daß Cle» menceau sich für den Floquei'schen Entwurf erklärt hat. in der Hoffnung, dadurch den extremen Bestrebungen die Ober- band zu verschossen, bat gegen diesen Entwurf lebhafte Be« denken wachnisen müssen, und Floguet hat sich genktbigt »eschen, zur Abwehr des ihm dargebrachten Einverständnisse» Mittwoch den 7. November 1888. 82. Jahrstang. de» Führer- der äußersten Linken die Nothweudigkeit einer I Einigung beider Kammern über ihren Slanvpunct in der > Revisionsfrage vor Zusammentritt de» CongresseS anzu-1 erkennen und zur Richtschnur zu geben. Damit ist aber nicht» gethan, denn der Senat wird niemals sein eigenes TobeSurtheil unterschreiben, und schon au» diesem Grunde ist die Befolgung de« Rathschlage« Flvqucts unmöglich. Der Beschluß de» Revisionsausschusses ist ein Beweis für die Verwirrung und Zerfahrenheit, welche in Abgcorvneten- kreisen herrscht. Die Kammer fühlt ihr Ende herannahcn und möchte doch ihre Daseinsberechtigung erweisen; aber gerade an« den verfehlten Versuchen, diesen Zweck zu erreichen, läßt sich ihre Unfähigkeit, etwa» LcbenssähigeS zu schaffen, erkennen Die Kammer quält sich gegenwärtig ab, eine bessere Finanzverwaltung anznbahnen, sie kann sich aber nicht zu der Einsicht erbeben, daß die fortwährende unsruchlbarc Steige rung der Ausgabe» für Kriegszwecke Vas Land finanziell ruiiuren muß »nv baß »nt dem Verlust de» Wohlstände« unlösbar der Verlust der politischen Freiheit verbunden ist. DaS Land sieht sich schon seit Jahren nach einem Netter au? seine» Nötbcn um, und wenn dieser Reiter auch nicht im Stande ist, die Hoffnungen, welche aus ihn ges-tzt werden, zu erfülle», so ist doch die Sehnsucht „ach einer Verankerung de- bestehende» Zustande« so stark, daß schon dadurch der Bestand der Republik aus da« Aeußcrste gefährdet erscheint. Boulanger kann mit Befriedigung aus seine bisherigen Er folge bucke», es ist ibm gelungen, das Ministerium saminl dem Präsidenten der Republik fast ausschließlich mit der Ab- w'br seines Einflusses zu beschäftigen. Alle Reisen, welche Carnot unternommen hat, alle N.ven, welche die Minister in verschiedene» Städte» und bei mannigfachen Gelegenheiten geballrn haben, viertle» in der Hauptsache dem Zweck, die Bewegung zu Gunsten Boulanger'» zum Stillstand zu bringen oder ihr eine andere Richtung zu geben. Endlich griff Floquet, in der Gefahr, sein Portefeuille zu verlieren, nach dem Strohhalm der Verfassung-revision, lediglich in der Ab sicht, Boulanger und seinen Anhängern ein willkommenes AgitationSiniltel zu entziehen. W e der Augenschein lehrt, ist ihn» das nicht gelungen, denn Boulanger hat dadurch Anlaß b sunden, an dem Entwürfe Floguel'S eine nicht minder wohl feile al» berechtigt« Kritik zu üben. Boulanger hat die Aus arbeitung Floquet'» lächerlich genannt und alS einen Beweis von M-ßtraue» gegen die öffentliche Meinung bezeichnet, zu. gleich hat er aber feine republikanische Gesinnung an den Tag g-legt und di« in Frankreich so beliebte Redensart von der VolkSsouverainetät wieder in Umlauf gebracht. „Nationale Republik", „ruhmreiche Mission Frankreichs" — da- sino Köder, aus welche der eitle DurchschnittSsranzose leicht und gern anbeißt, und diese hat ihnen Bonlangtr vorgehalten. Die Revision der Verfassung, wie sie Floquet meint, ist nicht« als ein Versuch, die Dauer seiner Ministerschnst zu verlängern, ausführbar sind seine Vorschläge nicht, wie schon ein fluchtiger Blick aus die Grundzüge derselben lehrt, also halte Boulanger leichte- Spiel, die Lächerlichkeit de- ganzen Vorgänge« darzu- Ihun. Der Diktator der Zukunft ist keinesivegS ein klarer, politischer Kopf, der Floquet an siaatsinännischcn Eigen schaften überlegen ist, aber der Platz, aus welchem er sieht, giebt ihm ein natürliches Uebergewicht über alle verfehlten Versuche Floquet'S, sich den Schwierigkeiten der Lage gegen über zu halten. Boulanger hat den Vorzug, seinen Weg in der Armee gemacht zu haben, er hat ferner de» Vor.ug, die ihm günstigen Verhältnisse mit größter Rücksichtslosigkeit ausbeuten zu können, weil man von ihm keine schöpferische Tbätiakcit al- Staatsmann ober Gesetzgeber verlangt und e,wartet, sondern nur kitkneS Aui'trelen gegen die herrschende Parteiwirthlchaft und Ablehnung aller Anstrengungen der politischen Gegner als verfehlt und nicht zeitgemäß. In dieser Beziebung hat sich Boulanger alS ein durchaus brauchbare? Werkzeug der Zeitstcömung bewährt, und darum hat er auch eine Zukunft. Er kann von seinem sicheren Standpunkt au- mit Verachtung aus alle An strengungen seiner Gegner hinabblicken, weil er in der glücklichen Lage ist, sich nicht aus dem ihnen bekannten Boden und mit den ilinen gewohnten Waffen niesten zu brauchen. Die Opportunisten stehen vor der Gefahr, ibre» Einflnß cin- zubüßen. und deSbalb wüsten sie zu dem Mittel greisen, die vorhandene Kammer so lange wie irgend möglich zusammen- zubalten, weil sie nicht wissen, welche Ergebniste Neuwablcn bringen werden. Nach dem Vorgänge de» 19 August müssen sie Wahlen erwarten, welche Bonlanger zum Herrn der Lage machen. Boulanger ist heute seinem Ziele so nabe, daß er sage» kann: Floquet und Carnot hätte» sich verbunden, um ibm seinen Weg so bequem wie möglich zu macken. Tic VersasiungSrevision, welche Floquet zuerst mit aller Krasl bekämpfte, ist heute von ihm selbst i» die Hand genommen, und die Kammerauslösung wird an dem Tage nicht mehr abtuwenden sein, an welchem sich herausstellt, daß die Ver- sasiniigSrevision von der vorhandene» Kammer nicht a»S- gesübrt werden kann. Boulanger wird gezwungen, seinen Einfluß geltend zu machen, er mag wollen oder nicht. * Leipzig, 7. November. * Wie man bürt, beabsichtigt Sc. Majestät der Kaiser selbst die bevorstehende ReichStagSsession zu eröffnen. * Die ReichStagSwahl in Ansbach-Schwabach hat zum Sieg deS volk-parteilichen Candidaten Kröber geführt. Wie vorauSzuscben gewesen, hat wieder die ganze bunte Gesellschaft, deren Vertreter bis zum Februar vor. Is. den Reichstag beherrschten und durch ihre Wirksamkeit de» Unwillen der deutschen Nation heraussvrdertc», Demo traten, Deutschfrcisinnige, Socialdemokraten und Ultramon tan«. einmüthig zusaminengestimmt, und da ist den» freilich der Candidat der nationalen Parteien unterlegen. Der Wahl kreis gehörte zu den allerunsichcrsten für diese letzteren. Er war säst immer fortschrittlich oder volkSparteilich vertreten, und nur bei der vorjährigen ReichStagSwahl war cS mit großer Anspannung der Kräfte bei der damats so hochgehen den patriotischen Erregung gelungen, einen nationalgesinnteu Abgeordneten durchzuvringcn. So zieht denn wieder ein Vertreter der VelkSpartei, die bekanntlich bei den vorjährigen Wahlen vollständig auSgemerzt wo den war, in den Reichs tag ein. Es wäre auch schade gewesen, wenn in dem bunt scheckigen Bild der Opposition diese anmuthige SpecieS dauernd ganz gefehlt hätte! * Die in Bel fort ge«i«handelten Studenten haben nachstebend« Eingabe an den Fürsten Bilmarck gerichtet: „Frei bürg >. tz, den 30. October l888. Die Endes unterzeichneten gestatten sich in aller Ergebenheit, einem hohen „Neichekanztcr-Amte" zur geneiglen Kenntnißnahme zu unter- breiten, baß laut Erlasses de« großherzoglicken Justiz- Ministeriums vom 23. d. M.» dasselbe die Belforter An gelegenheit. soweit sie das diesseitige Ministerium berühre, al« erledigt balle, nachdem alle Bemühungen, einen fron- zvsischen NechlSanwalt zur Vertretung zu gewinnen, erfolglos geblieben seien. Albert Heiser, Aaä. rer. oat. Max Maizier, stuct. rer. uat. F. Mußmann, stuck, rer. uat. Fritz Heiser, »tack, jur." * Wahlproteste gegen die neuen Abgeordneten- Wahlen dürsten nur in wenigen Fällen zu erwarten sein. Nur ganz vereinzelt verlautet von Unregelmäßigkeiten und Walilbeeinsiusinngen, die zur Anfechtung einer Wahl führen dürsten. Ob die Wahlbeeinslussungen der Bischöfe von irgend einer Seile zum Gegenstand eine« Prolest-S ge- macht werden, wird abzuwarten sein. Jedenfalls wirb sich im Abgeordnetenhaus« Gelegenheit finden, sie der gehörige» Beleuchtung zu unterziehen. * Die herkömmlichen Uebersichten über die Ge- schäslStbätigkeit deS preußischen Abgeordneten- bauscS in der letzten ordentliche» und der außerordentlichen Session sind soeben erschienen. Dieselben sind i» der bis herige» Art aiigcsertigt und zeriallen in die Rednerliste, die Uebersickt über de» StaatsbauSvalrr-Etat und die Haupt- Übersicht. D>e Arbeit ist i» gewohnter Genauigkeit und Uebersichtlichkeit von dem Bureauvireclor Geh. RechnungSrath Klei,,sch,nidt angesertigt. * Wie rücksichtslos die Deutschfreisinnigen mit ihren Parteigenossen zweiten Range« uiiiaeken. wenn ihre „großen Männer" in ihren angestammten Wahlkreisen durch- grsallen sind und nun einen anderweiten parlamentarischen Unterschlupf bade» möchten, das zeigt sich i» Breölau und Kiel. Dort soll Herr von Saucken-Iulicnfelde be seitigt und durch den in Hamm-Soest durchgefallenen Herrn Tr arg er ersetzt werden: in Kiel soll Herr Stetig den, >» Altona um sein Mandat gekommenen Herrn Hänel Platz machen. * Die .Freisinnige Zeitung" deS Herrn E. Rich ter eifert „gegen die Freigebigkeit städtischer Be hörden". wobei sie u. A. sagt: Freigebigkeit ist eine schöne Sache, aber nur, wenn au» eigener Lasche gegeben wird, nicht auch, wenn sremde Taschen dazu in An- spruch genommen werden. Politische Corporationen wie der Staat, die Provinz, der kreis, die G incinde habe» nicht das Recht, srei- gedig zu sein, denn der Haushalt derselben beruht überall aus der Erhebung der Steuern, welche unter Androhung von Zwang eilige, trieben werden, rvlr sind auch entschieden dagegen, daß die politischen Aemeinden den Kircheng-mein den den Grund nnd Boden aus öffentlichen Plätzen zn kircvenbauten nnentg ltlich abireien. I» allen voibezeichneten Richinngen ist u. A. die Stadt Berlin in den letzten Jahren in ihrer Freigebigkeit mehr und mehr auf eine falsche Bahn gerathen Je schwieriger eS ist. in einzelnen Fällen Einhalt zu ttm», um so mchr muß die Richtung, in die ma» hineiiigerathen ist, grundsätzlich bekämpft werden. Wik glauben auch nicht zu irren, hierin der Stimmung weiter Kreise der Berliner Veoölkerunq Ausdruck zu geben. Ein Conimentar zu diesen Glossen deS demokratischen BlaitcS ist überflüssig; — dieselben nievrigcr zu hängen, genügt. Zu dem wenig erquicklichen Streit darüber, ob man 1870 die süddeutschen Staaten znm bedingungslosen Eintritt in den damaligen Norddeutschen Bund hätte zwinge» lönne» und sollen, wird der „Kölnischen Zeitung" aus Süvdcutschlanv geschrieben: Daß die liberale Partei in Bayern, welche damals bekanntlich den Nainen „deutsch? Fortschritt-Partei in Bayern" führte, mit ver- schiedenen der für Bayern ausbedungenen Vorrechte nichts weniger als emv-rstOiiden war. crgicbt sich sehr deutlich au» d-m Minder- heitsgiitachteii des Ausschusses, »ad dasselbe gilt von der Rede, welche Barn, al» Vertreter der Aueschufiniinderheil in der bäuerischen Kam- wer am ll. Januar 1871 hielt. A»S leiden Qirllen gebt aber unwiderleglich hervor, daß an die völlig unveränderte Annahme der damaligen nordveulschen Verlafjung in Bay-rn nicht zu denke» gewesen wäre, und selbst mit den Zngeständnissen. welche nach der sörderaliven Seite und den particularistischen Neigungen entsprechend in der, Beriailler Bereinbarungea gemacht wurden, gelang e» doch nur. die Annahme der Verträge mit zwei Stimme» über die versaslunqSinäfi'ge Zweideittel-M'hrheit (102 zu 48) durchzusrpen. Ohne Zweitel Hütte bei Ablehnung der Vorlage und daraus ersolgler Kiinmeranslöi'ung eine neugewählte Kammer mehr als die nölhige Zweidriitcl - Mehrheit gebracht, aber wohlver standen sührte die Krone von Bayern damals den Kamps gegen die Widersacher, »nd die Verfassungsänderungen und Reservatrechte wirkte» alS schlagende Gegengrünve gegen die »ltramonlanen prcufien- seindliche» Ueberireibunqen und Unwahrbeilen. Alle» dies wäre anders gewesen, wenn man gegen den Willen der Krone und die altgewohnten Borurtbeile in den Massen der Bevölkerung rücksichts los den Eintritt Bayerns hätte rrzwingen wollen. In dieser Ueber- zeugnng haben damals die Wortführer der licberalen Kammerpartei in Berlin nach besten Kräfte» für nie Annahme dir Versailler Ver- träge durch de» „»rddeutschcn R-ich?tag gewirkt, »nd dte Folqeceit hat bewiesen, das) die große Mehrheit des Norddeutschen Reichstags recht gethan bat, indem sie diesem Rathe des befreundeten Abge ordneten aus Bayern folgte. Bon der allgemeinen europäischen Seite der Frage seken wir dabei ganz ab. Es ist ein ewig denk- »nd dankwürdiger Beweis von den richtigen fiaatSmännischen Politik de- Reichskanzlers, daß ma» damals die süddeulschen Staaten und nameinlich Bayern mit gutem Willen z» sich kommen ließ; die ganze innere Eotw'ckelnng seitdem. soweit sie sich aus die Kräftigung der nationalen E'nbeit durch Gesetz nnd Gewöhnung beziedt, ist aus da» damals geübw sunriter in mocka znrückzusühren. * Dem .StacitSanzciger für Württemberg" zufolge ist der Präsid"»l deS StaalSministeriumS, Freiherr von Mitt- nncht, ans Wunsch des König« cin, Sonntag nach Nizza abgereist. — Der „StaalSanzeiqer" bringt ferner folgende Miltheilung: „Gegenüber der Behauptung auswärtiger Zei tungen über angeblich von Sr. Majestät dein König co»- tralurtc, daS ollerböckste Privatvermöge» belastende Verlund- lichkeiten sind wir von zuständiger Seite zu ver Erklärung ermächtigt, d»ß die fragliche Bebauptung jedes lhalsächlichen GrunveS entbehrt." « » * * Die österreichische Socialdemokratie giebt ein sebr benierk-n-wertb-S LeöenSz-ichen alS internationa!? Partei von sich, die erste Gesammtkundgebung seit längerer Zeit. Er veröffentlichen nämlich die Rebaclionen der süns Zeilsckrislen .Gletchbeil" in Wien, „Ardeiterstimme", „DoikSirennv" unk , Rovnost" (Gleichheit) in Brünn und „HiaS Lidu" (Volks- stimme) in Proßnitz (man vermißt die Partei-Organe von Prag, Reichenberq) einen Ausruf zu einem „Parteitag der österreichischen Soeiolvemokratie" für die Togc vom 30. De- eember bi» l. Januar. Um ein Verbot zu vermeiden, werden alle Ihcilnehmer, die sich melden, mit namentlichen Ein ladungskarten ausgestattet. Ort und aenaue Tagesordnung will man erst später bekannt geben. In dem Ausruf wird beklagt, daß die Entwickelung der Socialdemokratie in Oester reich nach kurzem Aufschwünge durch ungünstige Verhältnisse und durch Uneinigkeit gehemmt worden sei, der Parteitag bezwecke nun „die Vereinigung der clasienbewußten Arbeiter schaft zu einer wirksamen zirib-wußlen socialbemokratischen Arbeiterpartei". Mit dem Anarchismus findet sich der Ausruf in folgenden geschraubten Sätzen auf ebenso sanft« mülhige als zweideutige Weise ab: „Mehr und mebr wurde eS Ueberzeugung der Massen der bewußten Arbeiterschaft, daß die Partei ebenso die Pflicht hat, Schritt zu Hallen mit Ver durch die fortschreitende Proletari sirung täglich wachsenden Entschlossenheit der Arbeiter- classe, als eS ihre Pflicht ist, in zäher, unverdrossener Arbeit ihren Zielen nachznstreben, wo sprunghafteSVor- gchen nur fruchtlose Opfer schafft." * In Vertretung des Kaisers Franz Joses begiebt sich Erzherzog Wilhelm, begleitet vom Kammervorsteher Baron Koblitz und einem Ebrencavalier. in den nächste» Tagen nach Kopenhagen, um dem Regierungsjubiläum des Königs beizuwobnen. * TaS durch den Telegraphen bereit« auszugsweise wieder- gegebeue Rescript Kaiser Alexander'» an Herrn von Gier» hat in der Urbersetzung deS St. Petersburger „Hrrotd" folgenden Wortlaut: Nikolai Karlowitsch. Heute sind eS 50 Jahre, daß Sie Ihre Dienste dem Ressort deS Ministeriums des Auswärtigen geweiht haben. Indem Sie mit ausgezeichnetem Eifer die verschiedenen Stufen der diplomatischen Laufbahn erstiegen, erregten Sle die hohe Ans- merkiamkeit Meine» in Gott rnbevden Vater», der Sie znm Gehilfen des Ministers der auswärtigen Angelegenheiten ernannte. Aus diesem Posten, wie auch in der wiederholten Leitnnq des Ministeriums während der Abwesenheit des verstorbenen Reichskanzler», haben Sie von Neuem Ihrem Eifer in der Erfüllung Jkrer Obliegenheit, n be wiesen. Ihre ausgezeichneten Elgenschatten, Ihre umsassendei, Kennt nisse nnd Ihre Erfahrung bewogen mich im Jahre 1882, Ihnen den wichtigen Posten des Ministers de» Neußerrn anzuvertrauen. Von dieser Zeit an waren Sie mein nächster Mitarbeiter, der gewissenhaitesle Ausführer Meiner Pläne ln der internationalen Politik, und Ich konnte Mich von Ihrem unermüdlichen Arbeite» in d:r Leitung der äußeren Angelegendeite», wie sie der Würde und dem Nutzen deS Reiche- völlig entsprach, überzeugen. Indem Ich Ihnen an dem heutigen, für Sie so bedeut»,Igsvollcn Tage Mel» Wohlwollen und mein« aufrichtige Erkenntlichkeit iür Ihren loöens- wenden, dem Throne und Paterlande ergebenen Dienst zu bezeigen wüniche, ernenne ich Sie zum Ritter de» Orden» I. Elaste deS Heiligen, apostelgleichen Fürsten Wladimir, dessen Insignien an bei sol,e». Ich verbleibe Ihnen unverändert wohl gesinnt — Das Original ist eigenhändig unterzeichnet: „mit, Sie aasrichtig schätzend Ihr Alexander.« KulaiS, den 13. October 1888. * Die Festlichkeiten zu Ehren de« RegiermigSjubilLarn« deS Königs von Griechenland haben mit dem von den städtischen Behörden am Sonntag auf der Akropolis ver anstalteten Fesimabl und dem daran anschließenden Feuerwerk ihren Abschluß gefunden. DaS Feuerwerk, welchem auch die königliche Familie beiwohnte, verlies glanzend. Bei dem dem König dargebrachten Fackelzuge erschien derselbe aus dem Balcon und richtete eine huldvolle Ansprache an die Fackel träger. Die Bevölkerung brachte dem König und der Königin ununterbrochen lebhaft« sympathische Knndgehnngen dar. Der Herzog und die Herzogin von Edinburg verlassen heute Athen. Aus dem englischen Admiralsschiffe fand heute Mittag ein Dejeuner statt, welchem der König und die Königin bei wohnten. * Inder französischen Depulirtenkammer bringt Iaraucmart einen Antrag ein. in welchem die Regierung ausgesordert wird, ein Verzeichniß aller pcnsionirten Civil- bcainten, deren Pension den Betrag von 1000 Francs über steigt. der Kammer als eine Anlage zum Budget vorzulegen. Ennco d'Ornanv beantragt die Veröffentlichung eines Ber- reichnisseS der seit dem 2. Dccembcr v. I. Pensionirten. Rouvicr bekämpft den Antrag, der nur zur Erregung von Haß und Streit sichren iverde. Barrö beantragt die Ver öffentlichung eines Verzeichnisses sämmtlicher pcnsionirten ohne irden Unterschied und ohne Rücksicht aus die Höhe der denselben gewährten Pension. Der Finanzministcr Peytral weist daraus bin, daß dies viel Zeit und Arbeit kosten werde und halt eS sür angezrigt, die Anträge durch eine Commission prüfen zu lassen Die Kammer stimmt dem Anträge Iacquemart'S und den von Cuneo d'Ornanv und Barr« dazu gestellten Unteranträgen zu und verweist dieselben an dic Ab- theilungeti. welche eine Commission zur Borberathuug der selben ernennen sollen. Der Präsident Molinc zeigte der Kammer an, daß die Quästoren Madier de Montjau und Malm, sowie der Bicepräsidcnt der Kammer, Auatole de la Forge, aus ihrer Dcuussion brbarrte», wahrend die übrigen Mitglieder des BurcauS ihre Demission zurückgezogen hätten. Die Wahl eines neuen Vicepräsidentcn und von zwei neuen Quästoren wurde auf nächsten Donnerstag festgesetzt. — Die Wahl de« Dcputirten für Cochiuckina, Ternisien, wurde nach langer Debatte sür ungittig erklärt. * Nach einem Madrider Telegramme berichten dortige Regierungsblätter aus Anlaß der Verlobung dcS öster reichischen Erzherzogs Leopold Salvator mit der Tockter Don Carlo«, daß Kaiser Franz Joses aus drücklich erklärt hätte, eS entbehre dicfe Verbindung jeden politischen Charakters, und daß er nur AtphonS Xjll. als legitimen Herrscher anerkenne und bei einer neuen karlistischen Erhebung Don Carlos daS AuseulhaltSrccht in Oesterreich entziehen würde, sin Wien zweifelt man. wie der „Kreuz- zeituug" von dort geschrieben wird, die Glaubwürdigkeit dieser Meldung an. Wen» indessen dem Kaiser von Oester reich zugesckricben wird, daß er AlvbonS Xlll allein alS legitimen König anerkenne, so ist da« etwa- so Selbstver ständliches, daß, wenn nian cS auch nur mit einer willkürlich coustruirtcu Aeußerung de« Kaiser» zu thun baden mag, der Inhalt derselben jedenfalls den herrschenden Anschauungen entspricht. Auch bat eS vollkommen seine Richtiglcit, daß der erwähnten Verlobung keine votitische Bedeutung beizu- mcsien sei, da cS sich, wie der Wiener Corrcspon ent berichtet, lediglich um einen Hcrzensbund handelt, welchen Erzherzog Leopold Sa>vator mit der in den Wiener höchst-n Kreisen wegen ihrer hervorragenden Eigenschaften allseitig gefeierten Prinzessin Btanea von Kastilien eingegangcn. Wenn man Überhaupt diese Verlobung in irgend einen Zusammenhang mit der Politik, der aber, wie gesagt, nicht besteht, bringen will, so könnte die- nur durch den Hinweis darauf geschehen, I daß die Familie de« Herzog- Carlo» durch diese Berlobung
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