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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 18.11.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-11-18
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188811186
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18881118
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18881118
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1888
- Monat1888-11
- Tag1888-11-18
- Monat1888-11
- Jahr1888
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 18.11.1888
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Fünfte Geilage M Leipziger Tageblatt und Anzeiger. 323. Sonntag den 18. November 1888. 82. Jahrgang. Zur Latze. ** Berlin, 16. November. Wir leben in einem mo narchische» Staate unv nicht in einer Republik, da» ist unser Gluck, da» ist aber auch ein Glück für Europa, und die Zu versicht in die S'ärke unserer Monarchie ist r», weiche zugleich mit dem letzten Regierungsivecksel Handel und Wandel ,enc» Auischwung gab. dessen wir un» ersreue», die Eikeiintniß. dag Kaiser Wilbeim II. ,»it starker Hand da» Srepker hält, nt c», weiche un» die Bürgschaft bietet für möglichste Erhallung de» Frieden«. Nicht »ft genug kann diese Wahrheit den Fortschrittler, gegenüber wiederholt werden. Sic spielen so gern die Beleidigten, wenn sie als versteckte Republikaner bezeichnet werden, und doch tragen sie de, jeder Gelegenheit alle- Mögliche dazu bei. um der Welt klar zu mache», daß sie mindestens daS Wesr» der Monarchie verkennen. De»» wir i» Deutsch land habe» auch keine Scheinmouarckie wie die Engländer, welche sich de- parlamentarischen Systems ..erfreuen". In England ist die Kione lediglich ein Schaustück und der Träger derselbe» hat blo« zu repräscntire», i»> Nebligen aber der >cweiligeu Mehrheit de- Unterhauses sich zu fügen. In venlschland n»d seine» einzelnen Slaaten regiert der Lanbrs- sürst in der Thal; der Kaiser ist kein schemenhasteS Wesen, sondern ein wirklicher Regent von Fleisch und Bei». Und f, soll und muß cS auch in alle Zukunft bleiben, so entspricht es der Ueberlieserung nnd dem Nationalcharakler der Deutschen. Daß der Denlscbc überall aus da- Wort seines Kaisers lauscht, wird aus daS Ersreulichste von allen Orten her in den letzten Tagen wieder bestätigt. Wir haben gestern constalirt, daß die Berliner sich jetzt angelegen sei» lassen, mehr Kirchen z» bauen, nnd Magistrat und Sladiverordneten- Bersanimlang gehen bei diesem löblichen Bestreben Hand in Hand. Heute weist die„Norddeulsche Allgemeine Zeitung" darauf hin, daß die Berliner Communalverwaltung endlich daran geht, die so viel beklagte Mictbssteucr, welche ganz besonders auf die ärmsten Elast,n der Bevölkerung drückt, wenn auch nicht so fort abz,,schasse», so doch wenigstens z» resormire». Die zur Ausarbeitung von Vorschlägen »iedergesetzte, aus Mitgliedern beider Eomnninalbehörden ziisamiiiengesitzte Deputation schlägt vor, diese Steuer zunächst bei M etbswerthen bis zn 300 vom 1. April nächsten IahreS ab sortfallen zu lassen und zu gleich die erste Sluse der Gemeinte-Einkommensteuer auf- znhebeu. Hier muh daran erinnert werde», daß der preußische Staat mit dem Erlaß der untersten Elassensteuerstnfen längst vorangegangen. und daß er dazu nur in der Vage war rn Folge der Ziiwendnngen au- dem Reiche, und daß dieser Steuererlaß bewilligt wurde gegen die heftigste Opposition der Fortschrittspartei. Jetzt schlagen die „Freisinnige»" iu der Stadtverwaltung vor, denselben Weg zu gehe». Wenn inan weiß, wie schwer die Fortschrittler zu lerne» geneigt sink, wird man doppelte Gcnuglhuung über diesen wirklichen Forischrilt empfinde». ES ist der mächtige Wille des starken Regenten, welcher auch aus commuualem Gebiete so segensreich zum Durch bruch kommt, und cs ist die Fortsetzung der Ausführung VeS großen BeimächlnisicS deS Kaiser- Wilhelm I., eS ist die weitere Ausführung der historischen kaiserlichen Botschaft, welche sich hier geltend macht. Die Hohcnzollern sind die Beschützer der Armen, und wie Wilhelm I. zuerst die prak tische Lösung der socialen Frage in die Hand genommen und erfolgreich gefördert, so dürfe» wir vertrauen, daß Wilhelm II. sie für Deutschland sieg- und segensreich zu Ende führen wird. Unser Kaiser herrscht und regiert, ein preußischer König, ein deutscher Ka iser. Z» BrcS- lau bat er gestern seiner hohen Befriedigung über den AuS fall der doriigen Wahle», über die Einigkeit der nationalen Parteien Ausdruck gegeben. Klar n»v wahr hat er wieder allen BerdirnkelungSversucheu von „freisinniger" Seite vor gebeugt. Das Volk liebt seinen Kaiser nnd da« Volk ist ihm dankbar für seine klare Meinungsäußerung. DaS Volk »reiß jetzt genau, welchen Weg eS zu gehen hat, und bester noch als bisher wird es de» richtigen Weg erkennen, die reichSsrind lichen Sümpfe und ihre Irrlichter meiden. Der Weg der nationalen Parteien ist die Kaiferstraße. kil-t! Berlin, 16. November. Bei allen in jüngster Zeit ftait- gehabte» Nachwahlen zum Reichstag hat sich eine ausjallend geringe Wahlbetheiligung im Vergleich zu den all gemeinen Wahlen, insbesondere denen vom Februar vorigen Jahres gezeigt: sie betrug mitunter kaum bO oder 60 Proceut der damals abgegebenen Slimmenzahl. DaS beweist offenbar wieder, daß das Bott im Allgemeinen ioahlmüde ist und es wird ihm mit der Verminderung der Gelegenheit zum Wählen offenbar ei» Gesollt» geschehe» sein. Cs kommt, um gerade bei Nachwahlen die Theil« nahme stets zu mindern, hinzu, daß jeder WSuler sich sagen muß das Ergebniß in diesem einzelne» Wahlkreise kann das Gesummt, bild der parlamentarischen Vertretung uoinSglich wesentlich um gestalten. In. Lause einer Legislaturperiode mögen, wenn eS doch kommt, rin halbes Dutzend Mandate von einer Partei auf die andere übergehen; das wird niemals so inS Gewicht fallen, daß davon die grasten Entscheidungen im Reichstag abdängen werden. Diese Erwägung hält aber zahlreiche Wähler ab, sich dcr Mühe der Slimmabgade zu unterziehen. Wen» man bei den jüngsten Nach wahlen ganz delonders bei den „Cartclparleien" einen beaeutenden Rückgang der Slimmenzahl gegenüber den vorjährigen Wahlen be hauptet, lo mnssin wir die Berechtigung dieser Behauptung bis zu etaem gewissen Grad anrrkenne». Rur darf man daraus nicht folgern, daß di: Wähler sich innerlich von dieser politischen Richtung obzuwendrn be ginnen. E>» großer Theil der Wählerschaft, und gerade der seiner inneren Gesinnung nach zu den gemästiglen Richtungen gehörige, ist eben onS der angeborenen Bequemlichkeit und Gleichgijiigkeit nur schwer heraus, zurcisteu. I» Zelten mächtiger allgemeiner Erregung, wie im Februar vor. Js.. gelingt das wohl, in ruhigeren Zeiten aber, wo graste Entscheidungen nicht nnniiitelbar aus dem Spiele stehe», haben geiade die grmästigten, init den, Gang unseres politischen Leben« im Allgemeine» znsciedenen Parteien einen überaus schivrre» Stand gegen dir natürliche Indolenz starker Wählerschichte» DaS ist gewst bedau'rlich, ober eS liegt iu der Natur der Sache, daß die extremen politischen Richtungen ihre An Hänger weil mehr onzuseucr», auszuregen und zu fanatisiren vermögen. Es mag ein Trost darin liege», dost, so oft große uationalc und staailiche Lebensfragen austreten, wie im vorige» Februar, die säumigen und theilnabmlosen Wähler massenweise aus gerüttelt niid sich ihre» Pflicht bewußt werden. Man mag daraus das Vertrauen schöpfe», daß »> Stunden der Nolh und Geiahr das Volk unter alle» Umständen sich die richtige Vertretung schaffen wird. Nbrr wünschenswert!! wäre cS freilich, wenn auch im ruhige re» Laut dcr politischen Dinge, nicht bl.S bei besonderen Aras, anspannniigen, zahlreichen Wählern ihre staatsbürgerlichen Pflichten lebendiger »n Bewußtsein stünden. Der deutlchsreisinnigc „Fränkische Courier" in Nürn berg veröffentlicht, w:e mir aus dem „Franksurter Journal" ersehen, einen ihm von emein angesehenen Berliner Parteigenossen zu- gegangrnea Artikel, ivelchec Enge» Richter und die „Frei- iinnige Zeitung" heftig angreist. Herr Richter wird schars zurcchtqewiksea, weil er die gegnerischen Prestftimmen als „Gewäsch" bezeichnet hat. Der Artikel fordert, daß die Elemente milderer Art Einfluß aus di« Parteileitung nehmen und inii Vertretern liberaler Grundsätze in andeie» Parteirn Füllung unterhalten. Diese Kund gebung erregt um so mehr Ausiehen, als Herr Richter ein lang« mhriger Torrespoudeut deS „Fränkischen Courier" ist und die Redaktion dieses Blatte- seit Jahren den wüstesten Fortschritt-lau Richter'- noch zu üderbieten versucht und dadurch Viele» zur gegen- festigen Verbitterung der beiden in Rnrnberq bestehenden liberalen Lrrieie» betgeiraqea hat Der preußische „Dentich-Freistan" wncd ich wohl nuch jetzt nicht dem Terrori-mu- Richter» entziehe« kdi neu; «» der Forischrtit-vartei in Franken, die in bayerischen Unqele^ndet-ea sich »iemal-von den NaNoualliberalea getrennt hat, dürste aber du» Ergebniß der letzten preußischen Wahlen kaum spurt»- daBtder^hen. Moderne Chinesen. * „bsiüil liuluaui ulieuum u WS puw" (Nichts, was d.n M nschki. betrifft, ist für mich eine sreuide Angel,gruben) - das ist ein vor zügliches Tbrma snr lateinische Gvinuasiasten-Aussätze. Ich selbst habe (so schreibt O. I. Bier bann» in der „Neuen Freien Presse") de» Satz bei einer solchen Gelegenheit ehedem geradem tollkühn ver- iochten. Die ganze Latinität von Cicero bis zu »userein Conrrctor mußte ihre pomphaftesten Periode!,, ihre zierlichste» Nebergänge, ihre verschiNitztelieu Antithesen hergeben, um nachzuweiie», daß mein Herz von einer Wellweilheit ohnegleichen und daß ich wahrüch würdig lei, eudlich einmal ein anderes P-ädicat im lateinisch.'» Style zu erhalten, als „bemühe annähernd genügend". Aber die schöne Zeit dieser seitenlangen wunderbaren Schachtelsätze, deren jeder sich aus nahm wie eine Rieiciikiste, in welcher sich ein ganzes Musterlager von kleineren und kleinsten befand, ist vorbei; mer» dicker vier- bündiger Ewers ist verkamt und versperrt mir nebst sen»u andere» College« in SchweiuSleder nicht mehr die Aussicht i»S Leben, ja da» Herz selbst bat leinen Jd,alismuS verloren, der sich chwuiigbast über sämnttlichcS Gewirr und Geiäih der Wirklichkeit n wundertwr klare Höhen kühne.' E ndildunq erhob. Selbst dcr Herr Conrector, dessen rothe Tinte nur sonst so kläglichen Respekt einslößte, würde mich heule nickt mehr zur Acrsechiuug jene- römische« Diktums vermögen. Mancherlei ist daran ichuld. Nicht wenige A ubrruiige» europäische» Menschenlhums habe» Mich dazu gedrängt, meinen Gyninasiasten-Standpunct auizngebe» und niksu iherz sür unfähig zu erkläre.,, das G-iammt-Meuschlich- mit oll seine» widersinnigen Abenteueilichkeite» in sich auszunchnie», aber die Hauptschuld trage» die Chinesen. Seitdem ich mit unseren inon otiichen Brüdern elwas bekannter geworden bin, die doch alle Merkmale des nalurwisienschasilichen Gattungsbegriffes Ikomv »upieiw ausweiikn. weder wild noch nucullivirl. und uns dabei last in alle» Dinge» so direct gegensätzlich sind, muß ich das lmmimuw jenes Satzes »imdestcns se>,r einschränken. Rein, die beinahe 4M Millionen Schlitzaugen »na Gelbbäutc des oft asiatischen Riisenreiches haben keine Anwnnschait daran', allzubald verständnißinniz an unsere „westlichen" Herze» gedrückt zu werden. Sie wünsche» rs freilich auch mit nickten Es gtebt wohl einzelne späiliche R,Präsentanten des Chintsenthums. w.tche, in sta.tlicker Mission in die „westliche Fremde" geich ckt, mit Vergnügen be merke», daß wir einzelne nicht zu verachtende Dinge erfunden haben, die sich ganz gut genießen lassen, z. B. Bier, weibliche Minxn, Eisenbahnen, Betten, welche weich, Oelen. welche warm sind, Slraßenreinigung und dergllich-n sinnsällig angenehme Sachen, ja eS giebt sogar einige Han-Söhne, welche während ihres Aufenthaltes unter den „rolhborstigen Barbaren" die westliche Lultuc freundlich zu schätze» sich den Ansckkiu gebe», in gerade zu revolutiouairer Kühnheit wohl auch einmal d » Zopf ouswckeln und unter einem Ch inderhut verbergen, wodurch dann ganz von selbst die Vertauschung ihrer Flattergewäiider mit nnserrm Besellichastsanzug bewirkt wird — aber von dem Augenblicke an, wo ihre Filzsohlen wieder den alte» Bo^en deS Reiche« der Mitte betreten, sl,eg« der ganze westliche Forischritisspuk in alle Wurde, und die Herren Marquis w. finden daß es sich wahrlich nicht lohne, Kops und Knaps (nämlich den Mandarinen-Mütz, »knaps ihre» Range», auszuopsern für die Institutionen der westlichen Frackmenschen. Noch qanz ander- ober sieht eS natürlich in denjenigen chinesiicheu Köpse» aus, welche Europa nur aus Bücher», vom Hörensagen oder aus der Anichauung einiger weniger Repräsentanten des sern-n Aus landeS kennen. Diese haben zumeist die abeiiteuerlichsten Ansichten über uns, Ansichten, deren Möglichkeit wir rrst nach einiger B trach tung begreifen. Es braucht lange Zeit, ehe der kolossale C»»ur dünkel eines Volkes verfliegt, tvclcheS aus eiuc Jahrtausende lange, säst unbestrittene Machtstellung innerhalb seines Gesichtskreises zurückblicki und dessen direkte Anschauung sremdtändischen Wesens künstlich unmög lich gemackt wurde. Was man den Söhnen Han's noch vorvierzigIat.ren als die Wahrheit über Europa bieten konnte. lehrt rin aus den Vn rziger Jahren stammendes chinesisches Geogravhiewerk. I» diesem werden Eu.fländec, Franzosen und Holländer geschildert als an sich un cultivirte, arme Völker, denen erst durch gnädige -lus.iierkiamkeit und kulturelle ErzieduiigStliätigkeit der chinesischen Regierung ein Hauch von Gesittung eingeflößl sei, während die übrigen europäischen Nationen sich noch im wilden Zustande befänden, in Baumhahlen oder Erdlöchern wobnten, ganz oder theckweise unbekleidr» gingen und von der Anwendung deS FeuerS nicht- wüßte«. Es war mir interessant, zu beobachten, welchen Eindruck derartige ch nesüche Märchen aus gebildete und mit europäischen Verhältnisse» vertraute Chinesen machte», »nt ich setzte daher meinen in diesen Spalten bereits einmal vorgestellte» nordchinesischen Freund in die Verlegen hei», mir über diese geographischen Leistungen Rede zu stehen. Ich fragte ihn, ob er dies geistvolle, wahrheitsliebende und offenbar sehr anziehend geschriebene Buch kenne. Er verneinte dies und machte den Versuch, die Zeit der Abfassung jenes Werkes um ein paar Jahrhunderte zurückzuschiebeu. Als ihm die- nicht gelang, gab er unter maunigsachen niim schen Zuldoten folgend« Erklärung: „Dieser Mensch, glaube ich, hatte sehr wenig zu Idun, aber er wünschte Geld zu haben. Er setzte sich hin und dachte bei sich; diese west lichen Fremden, waS sind denn daS für Leute? Ich kenne sie Nicht, obwohl ich em stndtrter Man» bin . . . (Nachdcnkl chcr Blick nach oben ) . . . Nein, ich kenne sie wahrhaslig gnr nicht. Sollten sie aber wohl Wohnungen haben? (Sehr nachoenklicher, langer Blick nach oben.) ... Ich habe sie freilich nicht gesehen, aber wäre es angemessen, anzunehmen, daß sie Kleider trügen? (Zeichen eiirigen Schreibens ) Sie haben keine Wohnungen, sie haben keine Kleider, sie haben überhaupt gar nichts, das weiß ich nun ganz bestimmt." Man ersieht daraus, das, mem Freund auS Peking ein sehr boshasler Herr ist, aber e? scheint mir, daß der die chiuesiichen Genossin deS überall Schule machenden Jacques Chauvin nicht schlecht kennt. Die Haupt-Chauvinistrn sind natürlich auch im Reiche dcr Mitte die osficiellen Zeitungsschreiber, die Preßbcamlen, welche dnsür sorgen, daß fromme Gesinnungsiüchtigkeit gut chinesisch regelrichlig genährt und erhalte» werde. D'esen Zeitungen, voran die P kn,g Zeitung, verdanken wir die Kennkniß der prächtigen oifi ielleu lle theile über die „gehorsamen" Engländer während der Opium-Kriege welche „aus Befehl" der Mandscku-Majestät schleunigst und artig auS dem Pei-Ho zurückgingen. Freilich, sie ließen sich sür diesen Beweis ihrer guten Erziehung 2ä Millionen Dollars bezahlen, aber wage ja Keiner zu glauben, diese Summe sei etwa eine Kriegs schatzung gewesen, Dem, „der unter dem Himmel sitzt", auserlcgt von dem srechen Britenvolke. Die blöde, wüste Wutlichkeit inag sür solche Auslegung spreche», bis zum Throne des Himmelssohnk- dürsen irdische Realitäten von derartiger Unverschämtheit nicht drm gen. Was thun, in aller W-ltl Diesi westlichen Krämerseelen drohe» mit ihren ung-müthlichca Kanonen und wünschen Geld, aber die Mützenkiiöpse, ja die Maudal inenköpse selbst zittern und wackeln bei dem Gedanke», dieses Ge!v unter den Bedingungen dcr Wirklichkeit von Sr. Moj. zu erflehen. Doch chinesische Diplomatenküpse sind erfiadungs reich, wenn rs gilt, diese Köpse dem Batcrlande zu erhalten. lieber fließend vs» Mitleid für dir bedauern-werthea Söhne Jug-Kuo» (England), welche, von Hunger gepeinigt. auS ihrem armen Lande bis zu den» gütigen Herrscher Chinas wandelten, trugen die Räthe de? Tsung-lt-yam.-n (Auswärtiges Amt) dem Kaiser die Bäte vor diesen huugcigeu Barbaren jene bescheidene Summe gnädigst gewähre» z» wolle» zum Ankäufe von etwcs Reis. Dann würden sie zufrieden und gehorsam das Hi,nnrtijch^ Reich von ihrer peinlichen Anwesilihe, befreien. Das Volk sah die englischen Schiffe umkehren und den Pei-Ho hinaussahren, in der Peking-Zeitung standen der englnchc Hunger und die kaiserliche Gnade zu lesen, und jedes chin fische Herz war stolz aus seine Milde, seinen Reichtimni und seinen S eg, Freilich, es solglen ans diese 2.'> Millionen Dollars später »och ein mal 4 Millionen Totzlö derartiger Reisgelder, das sremdcnseindüche Canton wurde in Grund uad Boden geschaffen, die unbezwinglichea Mandicknireu des kaiserlichen Heere» beständig in die Flucht gejagt die Engländer, diesmal mit einer anderen Sorte westlicher Barbaren den Franzosen, verbündet („ein rohe» und lärmende» Bolk" heiße» diese in jener Geographie), fuhren nicht nur wiederum in den Pei-Ho ei», sondern wagten e» sogar, sich aus dem kaiserliche» Gommer- palake eigen l ändig allerlei hübsche Dinge zu holen; der Kaiiee bekam angesichl» dieser Fataliiäten eine sehr zeitgemäße »nd ganz undezwmgsiche Sehnsucht »och seinen Jagdgefilden in der Mongolei und begab sich mit unkaiserlicher Eile nach dem Jehol; die europäi schen Kanonea richteten ihre hungrigen Mündungen gegen das „Gand- neftthor" und das „Tbor der östlichen Bequemlichkeit" — kurzum, es geichad Das, wal mau euphemistisch die Oeffnung China» nennt; aber viel Rrspec» bat der Durchschnitt».Lhinesi doch nicht dar «n- bekomme». Roch immer brauchte e» monatelauger Ber- handlungea, um europät'chen Gesandten die nnerdörte Grinde zo bewirken, die Mavd'chu-Majestät von Lnqesicht zu Angesicht zn sehen, und zwar, ohne vorder neunmal dte Erd« mit der Stirne berührt zu haben, nach ble,e» nrun relpeervolle, Verbengnngea — aber als dte auswärtigen Vertreter noch Errrichuutz dieses «habe»»» ielro die Peking-Zeitung zur Hand nalnncn, da kühlt sich ihre Genuglburmg sebr ab. denn sie ersuhrca da im schönste» Edictftyl. wie allem Volke der Mitte vsficiell und sehr vergnügt »ritgetheilt wurde, daß die Völker Europas dein Sobne de- Himmels ergebenst sich genaht tällen in Gestalt ihrer V rtreler durch Er- chemrn derselben inr Pavillon dcr — tributären Bölkeischasten. Ja. sie sind groß, die bezopsie» Diplomaten, in de> Kunst, unter tausend Hö lichkeiten den Ausländer zierlich an der Rase im Kreise hernnizujuhic», und ricsengivß ist »och imiuer ihre Einbildung und ihre Hass»»»g. Rußland dal ihnen zwar in seinem beknnnte» Ad- nindu'.igstrieb ihre Ain»r-Piov »zen weggcnomnieii nnd mit > »stücken Baucrn bevölkert, aber au! den chinesische» Karlen gehören diese Gegenden eben noch sa z»m Himmlischen Reiche wie Elsaß-Lothringen aus den kariliograpdischen Leistungen dcr Patrioten-Liga zu Frank reich. und niiadläjsiq ströme» Zopslentc über die Grenze. Und nun gar die Tonkin - Affaire mit Frankreich! Kein Chinese zwcikclt daran, daß in diesem Kriege China die sranzösiiche Republik ebenso geschlagen habe, w e Deuilchland daS französische Kaiserreich 1870 und 1871, und die chinesi'chen Chauvinisten treffen sich hieibei wunderbar nahe mit de» siaiizvsiiche», welche bekanntlich den AuS- gang deS Uebersalle» von Lang-song Fen», fluchend eia zweites Sedan nannten. In diesem chinesische» Chauvinismus liegt als» emmal eine Achnlickkeit init enroväiichen Dingen Das Gebiet der Politik weist »och eine zierliche Pflanze aus, zu welcher China einen Pcnda it besitzt. Zwar eine pannionqoliiche Partei gabt es nicht, aber inr Grunde sind die meisten Chinesin ähnliche Rnssehcißiporiie wie die L-rseckiter d s Panslawismus, und ie glaube» ivabricheinlich auch an eine mongolische „Ti>lturn»ssiou" wie die Schwärmer des slawüchcn Größenwahns an eine slawische. DaS ist eigenilich recht fatal sür die L.tzlercn, da China »och östlicher liegt uls Rußland, immer noch nääer also dem Horizonte, hinter welchem die neue Sonne ansgehen soll. Wenn da»» die Panslawisten ihren großen Ciilluischubgiiach Wester, be'.innen werden wird »och hinter ihnen her der Pnnnoagvlismus geschoben koruinen. li) stiiNiste» könnt n sich das wnudecvost anomalen: erst wird Europa inst suseligem Wodka üderschw mmt. dann nr t dnitigein Thce; erst knurren und knarren die slawi'chen Consonaiiten-Cunuilatioiicn über den unglücklichen Erdiheil dahin, da»» zische» d,c chmesüch n Ei»- tsiben fauchend einher; erst dräut die Brriwildiiiß russischer Be- haarungSlülle, da»» grinst die gelbe chinesische Glattliäul gsiit, erst knallt die Knuie, dann weht der Zopf. O, eine schimmernde Perspective! Nur der eine Gedanke ist ganz cnlsctzlich. nämlich daß dann u»sire llr Ur-Ureiikeliiinen längere Fi,igcrnäg l als Füße Imben und sich die niedlichen europäische» G sichlche» »nt porzellniisarbener, dicker Schminke überkalkcn werden. Auch glaube ich. daß eS lauge Nicht so hübich klingen wird, wenn sie sagen: „IVv ai ni" statt: „Ich liebe dich." Gemeinnützige Gesellschaft. * Leipzig, 17. November. Die gestrige Versammmng der Gemeinnliyigen Gesellschaft war sebr zahlreich besucht. Aus der Tagesordnung stand daS iutercstanke und wichtige Thema der Leipziger Canalsrage, worüber Herr Re- gicrungSbaunieister Petri aus Magdeburg, em durch seine sisherigen Arbeite» auf dem Gebiet VeS C.malwcseuS wohl bekannter Fachmann, einen recht instrucliven Vortrag hielt. Der Herr Vortragende betonte in der Einleitung seiner AuSsühruiige», er habe die erste Anregung zur Herstellung eines neuen hydraulischen Hcbewcrlc- sür Canalschiffe auf einer Studienreise in England erstallen und sei dann mit dem Glusonwerk in Buckau bei Magdebung in Verbindung getreten. Die Leipziger Canalsragc sei ein Theil der deutschen Canal- frage, welche seit etwa 20 Jahren lebhaft erörtert werde. Waffe: gesüllten Grube schwimmen. Der Aus rieb derselben ist so groß, daß er dem Gewicht der b weglicke» Theile nebst Waffcr- süliung der Schleuß-' kainmec das Gleichgewicht hält. Durch Ver mehrung oder Berm'nderung ber WaffersüNnng der Kammer, bereu Wasserspiegel am Ende de- Hubes z» diesem Zwecke um etwa 7v inm unter bezw. über dem Wasserspiegel dcr beirrffenden Canal- hallnn i eingestellt wird, ergiebt sich d e b wegende Kraft. Diesig entspi 'ckt einem Wossirverbrauch für eine Schlrußliiig vo» ru id üUclnu. D-e Bewegung wild durch 4 Wassirdruckcyüiider geregelt, deren Kolben mit der Scklkußeukamincr fest verbunden sind. Die Räume oberhalb und unterhalb der Kolben sind mit Wasser gesüllt und durch eine Rohrleitung verbunden, in welch« eine Slcuerborricktung eingeschaltet ist. Mit Hille derselben kann man die Oeffnung, durch welche da- durch die Bewegung deS Kolbens verdrängte Wasser strömen muß, verändern, so daß die Bewegung dee Kolben und dnmit der Schleußenkammer geregelt oder auch ganz uuleebioche» werden kann. Während der Bewegung >oi,d die waagerechte Lage der Scblcußen- kainuier außer durch die Wassirdruck-Steuervorrichtung durch zivei straff g-spaiiiilk D.ahticile erzielt, welche über je vier Rolle», die zu beide» S ile» dcr Schleußenkammer an den Pfeilern angebracht st»), lause» Die Kammer ist an senkrechten Seilstrünge« befestigt. So bald daher ein Ende der Kammer voreile» will, wird da; andere durch das Seil »achgezogeu. Es ist dervorzuhebe», daß diese» S'il in keiner Weise zum Tragen dcr Kammer dient, sondern »in a>S ein Theil der Führung zu betrachtcu ist. Die Steuervorrichtung wnd dnich eine» Manu bedient. Die Steuerventile sind tu das dte obere» und d,e untere» Räume der Cyliuder verbindende Rohrnetz eingeschaltet. Durch Rückschlag- und Sicherheitsventile ist Betriebs störungen vorgebeugl. Zur Ausgleichung der durch die Dicke der Kolbenstange bedingien ungleichen Raume oberhalb und unterhalb des Kolbcus dient ei» ausgrstellier WasscrbclMter. Die Cylindrr und Kolbenstangen sind so bemessen, daß sie bei regelmäßigem Beiriebe ganz mäßig beansprucht werde». Sie dunen außerdem unter Benutzung von Hochdruckwasser als kräftige Hebe vorrichtung bei Reparaturen, Unsällr» oder linregelmäß»,ketten. Die Schlknßeukammec »nd d e Canalende» sind durch Schützen abzuschließ ii, welche durch Wasserdruck bewegt werden Der Anschluß der Schlettßenkaniiner an die Canalrude» reinigt in einer schiäg » Fläche. Um den Anschluß in verschiedenen höhe» zu klniögiich'N, ist ein brweglichcr Keil zwischen die Ende» der Schleußriikummer und des LanalS eingeschaltet. Die Hubgeschwindigkeit betiägl O,! ,a in der Eecnnde. so daß bei 16 m Hud' öhe die Duner deS Hui S 2'», und die der Schleußnng elwa lö Minuten brträgt. Durch die große Länge der Schwimmer wird di« Schleuß »- kamiiier gleichmäßig »»lerstützi nnd leicht an Gewicht. Jedoch erhält dadurch die Grube eine große Ausdehnung, so daß sie bei gleich zeitiger großer Tiefe einen wesentlichen Theil der Banaussii! rung bilde» wird. Die vortheilhasteste Ar», in wrlcher sie anzulegen ist, wird im gegebenen Faste vo» der Bodcnbeschnssinhett abhängig >e»i. Dcr Wasserstand in der Ginbe muß niedriger als der umerr Cnnal- spieget sein, damit die Schleußeakamnier nicht durch das Emtaiich u iu das Unlerwassir den Austrieb zu stark vergrößert. Die G ube muß daher sowett wasserdicht sein, daß dieser Spiegeluntecschicd zu erhalle» ist. Zum Bewege» der Fahrzeuge dienen Wasserdruck-Spills, welche nebst den übrige» Wasserdruck-Vorrichtungen das Kiastwasscr vo» einer Dampsiiiaichiuenanlage nebst Preßpunipe u»b Krasüammlcr eihalten. Die Kosten deS einsachen Hedem rks belaufe» sich aus 1 >6ö000>l Die Hauptrolle bei Anlegung eine- CanaieS. so bemerkte Redner Weiler, werde iuiiuer die Sicherheit des Betriebe spielen, und au- diesem Grunde sei mau in neuerer Zeit » ehr und mehr von geneigten Ebene» abgekomincn, den Schleusten au der n Stelle den Vorzug gebend. Redner hält b i seinem Hebewerk jeden größeren Unfall sür ausgeschlossen, höchstens könne einmal eine kurze BelriebSttörung Vorkommen. Die Anwendung solcher mechanischen Hebewerke werde sür die welche seit etwa Wie sich daS Verhältniß zwischen den Eisenbahnen und den Canäle» in Deutschland gestatte» werde, diese Frage zu be-1 o V^c.vrrn .verve ,ur me antworten, müsse der Zukuns. Vorbehalten bleiben Ohne ^ Zweifel habe aber e... vazu berufener Mann. Staa.-minifter ^ chl.-stl ch de« Vorzug erbatte von Baett.cker ein wahres Mart aeivracken indem ,r ans > ^"clürsc rnchliche UeberlegUNg. d,c Svsien,rage werd^„ch«r »och manche Ucberraschung bringen Wen» das Eist.r L>aale- Project vorgezogen werben sollte, dann würden in dcr Saale vicliachc Negulnungen, Durchstiche, Anlegung von AuSweicke- slellen nöthig sein, Redner hofft aber, daß die« ohne allzu große Koste» zu erreichen sein wird, und die preußische Slaat»- regicrung werde im Interesse ibrer eigenen Lankc-kheile sicher nicht abgeneigt sein, sür ein bessere- Fahrwasser in der Saale EtwaS zn tbun. Schließlich betonte dcr Beitragende noch, ein sehr wich tiger Puiicl sei auch der. daß Lciprig keine Sackmasterstraße, soudern daß eS einen Canal mil DurchgcmgSverkehi erhalte unv zwar durch die Fortsetzung deS Elstcr-Saale-CanalcS, wenn Vieser gebaut werden sollte, nach Riesa. Ein Canal, welcher in gerader Linic die Saale bei Merseburg mit der Elbe bei Riesa verbinde, daS sei recht eigentlich der Ibcal- canal der Zukunst. Mit dem Wunsch, daß die Stabt Leipzig reckt bald ihren Canal erhallen möge, schloß ber Redner unter lebhaftem Beifall der Zuhörerschaft seine Ausführungen. An de» Vortrag knüpfte sich eine lange' und lebhafte Debatte. Herr vr. Genscl: AuS dein Vorträge habe sich mit tröstlicher Zuversicht ersehen laste», daß wir eine» Canal haben könne» und baben wüsten. „Der Worte seien aber nun genug gewechselt, lastet unS endlich Thaten sehen." Herr Stadt- rathScbars vermißte biS jetzt noch daS umsastende und energische Interesse der Bürgerschaft von Leipzig, welche« dcr Caualsrage gebübrc. Redner richtete einige Fragen in technischer Hinsicht an de» Vortragenden unv betonte, technische Schwierigkeiten seien hübe» und drüben, diese technischen Schmierigkeiten bildeten heute aber kein unüberwindliche« Hindcrniß mehr; die Hanpt- srag- sei. wa« dient Leipzig- Interesse, und zum Anderen sei die Frage der Verzinsung de« ausgewendeten Capital« von ausschlaggebender Bedeutung. Herr Petri gab die gewünschte Auskunft und betonte, die technische Seile werde immer er heblich ins Gewicht falten. Herr Ingenieur Kunze brachte einige Zweifel hinsichtlich der Kostenberechnung deS Herrn Berichterstatter« zum Ausdruck, welche Herr Petri zu ent kräften versuchte. Herr Rechtsanwalt Zinkei seu wie« daraus hi», daß auS dem Vorträge die erfreuliche Thatsache hervorgegangen sei, daß man aus Herstellung langer horizon taler Flächen bedacht ist und die lleberwintung de« Gefälle« durch hydraulische Hebewerke aus einen einzigen Pnnct con- centrirt. TaS sei auch da- einzig Richtige, um Canäle mit Vvrlheil anzulegen. Redner macht noch auf den Umschwung ausmerlsani, der sich neuerdings in betreff der Kelle bei ber Schleppschifffahrt vollzogen hat, und er meint, daß man bei langgestreckten horizontalen Canallinieii an, besten kleine Vugsir-Dampser anwenden wird. Herr Obcrbcrgralh Cred »er sragl, woraus die Voraus setzung beruhe, baß man bei beiden Canalprojcclen ans lockere» Boden, aus Sand und Lehm stoßen werde. Im Gegentbeil. er sei der Meinung, daß in gar nicht bedeutender T>ese festes Gestein den Arbeiten sich in den Weg stellen werte, insonderheit bei Durchbohrung de« Höhenrücken» zwischen Mulde und Saale werde man aus Porphyrmaffen stoßen. ES sei entschiede» davor zu warnen, den Kosten anschlag aus dir Annahme lockeren Untergründe- zu stütze». von Boetticher, ein wahre» Wort gesprochen, indem er aus dem Leulscken Canalcongreß in Frankfurt a. M. sagte, der Streit darüber, ob Eisenbahnstraßen oder Wasserstraßen vor- zuriehen seien, sei ein recht mllßiqer, denn beide würden recht gut nebeneinander bestehen können, und da. wo ein dichte» Eisenbahnnetz vorhanden, habe sich bereit- gezeigt, daß ein umfänglicher Wastcrvcrkehr erhalten bleibe, wie z. B in Berlin. Man werde mit der weitere» Entwickelung de» CanalwcsenS wahrscheinlich ganz ähnliche Ueberraschungen wie mit dem Eisenbahnverkehr er leben. an Vesten gewaltige» Umfang früher Niemand gedacht habe Die Canäle würden hauptsächlich zum Transport von billigen Mastengütern dienen, unv eS sei eigentlich zu ver wundern, daß nicht noch mehr Canäle in Ausführung be griffen sind. Allerdings dürfe man nicht verkennen, datz eine so wichtige Frage nickt über das Knie aebrocken werden dürfe, und es sei um der tieseinsckneivenden Interessen willen, die bei der Anlegung von Canälen in Frage kommen, ein gewisse- Zögern gerecklserligt Darüber, daß eine so alte und bedeutende Handelsstadt wie Leipzig einer Wasserstraße bedürfe, werde wokl Niemand im Ziveisel sein: nur dadurch könne sic weiteren Schädigungen durch den Umscylageverkchr in Berlin, Magdeburg, Riesa rc. entgehen. Zwei Projecte seien e«, sür welche die fertigen Vorarbeiten vorliege», die Linie Leipzig-Wallwitzhasen und Leipzig-Creypau (Elster-Saale-Canal). Beide Projecle seien im großen Ganzen durchgearbeitek, die Linien sestgestellt, und allenfalls nur kleine Abänderungen könnten daran noch er folgen. Die Kosten der Linie Leipzig Wallwitzhasen seien aus 17—18 Mill. Mark, diejenigen de« Elster-Saale-ProjeclcS aus 5 Millionen Mark berechnet. Die ersterc Linie habe de» Vortheil. daß sie möglichst gerade auf die Elbe loSgeht, aber cS müsse der beträchtliche Höhenrücken zwischen ber Mulde und der Saale hinter Eutritzsch überwunden werden und dann begreife die dircclesle Linie nicht immer die kürzeste Vcr bindung in sich. Redner bemerkt, nach seiner Berechnung er fordere die Znrücklegnng der Strecke Leipzig-Barby mittelst deS Wallwitzyajener EanalS 3I'/r Stunden Fahrzeit, wobei er eine Stunde Fabrzeit aus 6 Icm rechne. Ans der andere» Linie über Merseburg und Halle werte die Fahrzeit nur uner heblich geringer, etwa l—2 Stunden, sein. Die Baukosten beider Canäle würden erheblich in daS Gewicht fallen. Redner glaubt, daß bei beiden Projekten der Voranschlag be lrächtlich werde überschritten werden. Für da» Project nach Wallwitzhafen habe besten Bearbeiter, Herr Wasterbau- iuspeclor Georgi. Schiffe mit 4000 Clr. Tragkraft an genommen. diese Tragfähigkeit reiche aber unter den heutigen Verhältnissen nicht au« nnd e» würden Schisse mit mindesten» 6000 Ctr. Tragkraft verwendet. DaS Verdienst gebühre beiden Projekten. daß durch dieselben man in technischen Kreisen der Frage, wie die Schwierigkeit der Höbennber- windung durch Hebewerke zu beteiligen, näher getreten sei. Der Redner ging hieraus zur Schilderung de» von ihm in Verbindung mit dem Grusonwcck in Magdeburg her gestellten Hebewerke- über, wobei ihm zur Eulänlerung ein« Anzahl von bildliche» Tafeln, vor Allem aber rin sehr sauber und anschaulich gearbeitete» Modell daS ganz auSzeze.chnet Darlegungen de» Vorredners sür sehr sunktwn.rl«. diente. W.r e.ttnebmen den EUauterungen ^,.^„..0 ^ ..„bedingt nisilng se..., den L7w°h.' da, Bestreben, sür Canäle, deren Verkehr d.e An-s ""'"»'."uv ll-ncm zu, untersuchen. Herr S.sd.ra.h briuqunq zweier Schleußenkammer,, nebeneinander nicht erfordert, »ur Berrtngernug der Baukosten Hebewerke mit nur einer Schleußen- I komme» erbaue» j» könne», al- auch da-Bestreben, den eigentlichen Apparat znr Hebung und Senkung der Schleußenkammer möglichst I etnsoch zn gestalten, führte zu dem Entwürfe. Der Grundgedanke der hydroftatifchen Waage mußte bleibet verlassin werden uad die An-sührnng einer Kammer mit Preßkolben, welch« durch Preßpumpen- Druckwaffer gehobcn werd«,, wäre durch die großen Betriebskosten »nwtrthfchoftlich geworden. Ein in dem „Wochenblatt für Baukundr" angeregter Gedanke wurde daher weiter versolgr und führte »u der j vorliegende» zum Potent onaemeldeien Lösung. Die lo 4 Führungen geführte Schleußt,ikamn.er wird mittelst S? Säulen durch 2 Hohlcyttnder unterstütz,, welche in einer mit ^ Scharf: von autorilalivrr Seite sei früher schon anerkannt worden, baß. wenn der Canal nach Walliritzbosi» gebaut weide. Leipzig >1» Stande sei, seine Handelsbeziehung.-,, dir et bis zur Ost see hinaus auSzudehnen. Nun sei aber daS preußische Canallystem feststehend, e» macke Berlin zum Miltelpuncl. so daß diese» gleicksam wie eine Spinne erscheine, und wir in Leipzig seien daraus hingewiesen, an dieser Thalsacke so. wie e» unsere Intereste» erfordern, zu participiren. Der preußische Staat scheue in der AuSbauunq seiner Canäle keine Opscr, möchte e» dock endlich in Sachsen auch so sein, damit unser Leipzig, welche» binnen Kurzem, nach Einverleibung der Vororte, die drittgrößte Stakt in Deutschland sein werde, die ihm so
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