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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 25.11.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-11-25
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188811254
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18881125
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18881125
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1888
- Monat1888-11
- Tag1888-11-25
- Monat1888-11
- Jahr1888
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 25.11.1888
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SI« den» überhaupt »»faaens Atn>» Sie wa« »olle», da»» komme» Sie m Uaisorm!" (Der Schutzmann war nämlich ia Eldil.) Der vüsfeNer. welcher ebeniall« Mitglied de» „Echo" ist. nahm später die Partei de» Schutzmann- und wurde darob vou iei»e» Kameraden gelchimpst und bedroht. Dieselben wollten Ichließltch d,S Büffet, biater dem sich der Büffeiier verschanzt hatte, stürme» und ver Tumult wurde so groß, daß der Schutzmann nunmehr energisch vorging und Feierabend bot. Der Saal wurde schließlich auch unter allgemeinem Halloh geräumt. Aus Grund erstatteter Anzeige de« Sch-tzmano- belegte der Semeindevorstaud acht Mitglieder de- „Echo" mit je 3 Tagen Hast. Hiergegen riesen die Betreffenden richterliche Enticheidung an. Da« lSnigl. Schöffengericht, welche« sich nun mit der Sache zn besoffen hatte, konnte nicht zur lieber» zeugung gelangen, daß bezüglich aller acht «nqeNagrea der Schuld» beweis erbracht sei und sprach demnach sechs kostenlos srei, «ährend e« Knoblauch zu 3 Tagen Hast und Kühn zu 6 Geldstrafe wegen groben Unsug« verurtheilte. — Loa der vierten Straskarnmer de« hiesigen käuigk. Land- gericht« wurden verorkheilt: 1) der Handarbeiter Iobann Wil- beim Weidner au« Koescha wegen Unterschlagung ,c. zu S Wochen 3 Tagen: 2) der Schreiber Christian Julius Paul Walther aus Mausjtz wegen Diebstahl» zu 5 Monaten, 3) der Steinbrecher Karl EhrensrieüGoldamnrcr au« Cammer« wegen Vergehen» gegen das Gesetz, betr. Sprengstoffe rc; 4) der Kansmann Nathan Sprietz au« Jaowrazlow wegen Urkundensäischung rc. »o 1 Jahre 3 Mo nalen; b) der Schlaffer Gustav Johannes Peter Demuth aas Oillwerda wegen Vergehens gegen das Socialistcngesetz zu 4 Wochen Gesäaguiß. — Traucrfeier des Leipziger Lehreroereins. z Leipzig, 23. November. Wie die Pietät eine Tugend ist, die icde» gesühiSvollen Menschen ziert, so hat sie vor allen Dingen der Lehrerstand.unter sich zu pflegen, der Stand, dessen Glieder eine so schwere und mühevolle Bahn zu durchlanien haben, daß Mancher schon im Ansang oder in der Mitte der Bahn dabin sinkt. Deshalb war uns auch gestern Abend wieder die Traverse irr. welche der Lehrerverein in seinem Vcreinthause abhielt, ein tiefergrcifendcr Act. Um 8 Uhr halten sich die Mitglieder de» Vereins in dem weihevoll decorirten Saale zahlreich versammelt, und der erste Satz der deutschen Messe von Schubert (vom Lehrergesaogvercin har monisch rein und gesühlvoll vorgetragea) erösfnete die ernste Feier Nachdem derselbe verklungen war, blieb zwar die eigentliche Trauer» rede weg. aber sie war ersetzt durch die Einleitungea zu Leu einzelnen LebenSläusen, welche vorgetragen wurden und beredtes Zeugniß ablcgteu von der Liebe und Dankbarkeit, welche dcu Geschiedenen in das Grab nochgesolgt ist. Der erste Redner war Herr Schön. Er leitete die ganze Feier ein durch «rgreisende Worte über die Flüchtigkeit und Vergänglichkeit de« Lebens, die Bibel» und Dichterworte beklagen, und ging dann über zu einem LeteuSbilde des entschlafenen College» Liesers. Derselbe, «in LchrerSiohn. war 1839 geboren, zeigte frühzeitig Lust zum Lehramt, beluchie das Seminar in Grimma (1854—58), ging nach bestandener Prüfung nach Rußland, kehrte aber bald zurück, und wirkt: dann 25 Jahre an Leipziger Schulen. Vou der 5. Be» zirkSschule kam er diese Oster» an die 4. Bürgerschule. Aber als er hier mit Lust und Liebe seine neue Wirksamkeit kaum begonnen hatte» raffte ihn der unerbittliche Tod am 28. Mai dahin. Sein ganzes Leben war Mühe und Arbeit. Sorge und Unruhe. Doch war e« auch reich oa Glück, da« er im Kreise seiner Familie, seiner Kinder, seiner Freunde sand. Sein Charakter als Lehrer und Menjch war lauter und wahr, ernst and edel, und sein ganze« Streben ver klärte sich im Glauben und in der Liebe. Außer seinem Schulamt verwaltete er auch 6 Jahre ein Armenpflegeramt und auch hier zeigte sich sein an Menicheoliede reiches Gemüth. Er war eia dankbarer Sohn, ein treuer Bater seinem anqeaommeaen Kinde, eia liebens würdiger SmtSgenosse, ein gottergebener Dulder. Mit den Worten : Sein Andenken bteibe in Segea und mir Gebet schloß der Redner. Der zweite Redner, Herr Bennewitz, widmete leine Worte dem verewigtcn College» Hugo Schütz. Derselbe wurde am 9. Februar 1843 ,n Weimar geboren, ging frühzeitig in die Schule der Leiden (er verlor den Bater), bezog vaS Seminar zu Weimar, wo verdienst volle Männer an seiner Ausbildung arbeiteten, und kam dann, nach dem er nach überstandener Prüfung im weimorüchcn Kreise, in Bautzen rc. einige Zeit thätig gewesen war, nach Leipzig au die 4. Bezirksichule. Er war eine echte deutsche Natur, sein Herz war «in Diamant in rauher Schale, sein Charakter treu und wahr. Die Schuir war seine Weit; sür sie rastlos sich zu mühen, sein Leben. Dnbci entwickelte er auch «ine reiche musikalische Wirksamkeit, und bei all seinen Verdiensten (um deu Quartetlverem rc.) blieb er ein Bild dcr Be scheidenheit. Gera hätte er aus Liebe zu deu Seinigcu länger ge lebt, aber nachdem iha schon 1835 und 86 schwere Krankheiten heim- gesucht hatten, fiel er der letzte» im Jahre 1883 zum Opler. Er starb am 25. März, 35 Jahre alt. Der Redner ries ihm eio: Ruhe saust t in das Grab nach. AIS dritter Redner sprach Herr Müller, welcher da? Andenken oa den verstorbenen College» Erler feierte. Geboren 1806 in Frei berg, besuchte dieser die dortige Schule, späler das Gymnasium und nach Abgang vou diesem die Universität Leipzig. Nach überstandener Prüfung (als Theoiog und Pädagog) wirkte er als Hauslehrer, an der Tdon'jchea Schule und dann an den Bürgerschulen Leipzigs (an der 1., 3., 2.). Auch ihm fiel das Loos nicht immer aus baS Lieblichste. Zu den derbsten SchickialSschlägen, die ihn trasen, ge hörte der Tod seine» Sohnes. Nach langer treuer Wirksamkeit wurde er 1875 pknslonlrt und lebte dann zurückgezogen in Eutritzsch, wo der Tod au ihn heran» trat, nachdem er 8l Jahre alt geworden war. Er war eine st-lle, friedliche Natur, voller BerufSsreudigkcit, und zu seine» Verdiensten »m da« Leipziger Schulwesen gehörte namentlich quch die Aus arbeitung de« sogenannten HulbucheS (Buch sür die 6. Classeu der Bürgerschule). Ehr« seiaem Anbeute»! Herr Wilhelmi setzte dem am 7. Ociober auö der Welt ge schiedenen College» Waak rin Denkmal. Der Verewigte erblickte da« Licht der Welt am 3. Mai 1841 iu Thonberg, besuchte die Schule de« Ortes, bereitete sich dann auf dem Seminar iür deu Ledrerberuf vor (1856—60) und ging nach bestandener Prüfung als Lehrer a» die 2. Bürgerschule ln Dresden und von da nach Leipzig, wo er au der erste» und dritte» Vezirksschuie «rsoigreich thätig war Seine Ehe, die er in Leipzig schloß, war eine sehr glückliche, der Schmerz über seine» plötzlichen, am 10 Ociober erfolgte» Hingang ,i» unendlicher. Sein treues Wirken, vanientlich seine ThäNgkcit als Gesanglehrer bleibt unvergessen. Friede seiner Aich«! Deo Lebenslauf de- verstorbeue» College» Scheib» er eotrollir Herr Grorgi. Mit 36 Jodreu, also in einer Zeit, wo der Mann erst seiae Hauptthätigkeit beginnt, mußte er. vou finstern Krankherls- schicksaleu verfolgt, den Weg zum frühen Grab« wandern. Sein »eist aber ist zurück-,ekehn zum Vater deS Licht». Sein Charakter war riu durchaus edler and fester, und wahrhaft bewunderaswürdig war es, wie er trotz seiner Krankheitslast doch mit der treuesten Hingabe thätig war, so daß die Kinder, die mit großer Liebe oa ihm hingen, selbst dann noch da« Ziel erreichten, als seine Kräfte bereit« mehr »ad mehr schwanden. Biel trug zum Gelingen seiner Wirksamkeit sein« beueidenSwertheLehrgabe bei, die sich bei allen Fächern zeigte. Im Jahre 1852 trat er ins Leben in Bautzen in einer Familie, die mit Stolz auf ihre Kinder blicken kann, da sie alle ia höchst geachteten Stellougea sind. Zuerst besuchte er die Bürger schule seiner Vaterstadt und dann da« S-minar. Im Jahre 1875 kam er nach Leipzig an die 2. Bürgerschule, an welcher er 1888 veusioairt wurde. Er ging heim am 23. Ociober, und ei» „Ruhe sanft!" und da» ehrendste Andenken solg» idm über das Grab nach Der letzte Redner, Herr Reicheubach, brachte dem heimgegaugeaeu Colleqru Gaablitz die Abschiedsopser treue» Andenkens dar. Alle, die denselben kannten uud verehrten, wurden durch die Nachrich von seinem Tode ties erschüttert, halte ihn dieser doch au« der kurzen Lebenszeit von 39 Jahren herausgerissen. Im Jahre 1949 zn Dresden geboren,bereitete er sich frühzeitig privatim Uild aut demSemiaar für den Lehrerberus vor. 1873 ward er oa dcr 3. Bürgerschule ia Leipzig angestelli. wo er 1875 ständiger Lehrer wurde. Seine T die sich oameatlich auch aus das Studium dcr neueren i erstreckte, war eine lehr aastrengende, so daß eia aufgeregter Zu stand davoa die Folge war. Mit ihm ist ein braver, edler Mensch heimgeqanqeu, der hob« Forderungen au sich selbst stellte, und der mit aller Lutschirdenheit DaS verfolgte, was er «iS gut erkannte. Treu war er ia ollen Dinge», und was ihm der Lehrerverem, den er mit testet«, die Comeniusstistung» die We-hnachtSbescheeruag tc. verdankten, wird sei» Andenken unauslöschlich erhalten. Iür die Eeinigea brachte er gern Opfer, und seine Kinder lagen ihm am Herzen. Treu sich selbst, treu seinen Idealen, treu leinen Freunden, denen er gern mit Rath uud Ibat bcistand, und die sein» Kollegialität. >r,aea Humor zu schätzen wußten, jo lebt er ia dea Herzen seiner College» sortk Der Choral: „ver weiß, wie nahe mir mein Ende" schloß die t«s rrgreisnrde Pieiäts-Feier. Abend im LehrcrvereinS« err l-ia. vr. Buchwald lhatigkeit, Sprachen Nachtrag. — Die Sache de« Evangelischen Bunde« Evatr»»I der deatsch-protestaatischen 9»t«/z ä» bat sich in letzterer Zeit im Vaterland« in recht erfreulicher Weise entwickelt; die Zahl ihrer Anhänger mehrt sich täglich, und säst überall in Deutschland sind Haupt» und Zweigvereine i»S Leben gerufen morden. Aber wunderbarer Weise be steht bis heule noch kein Zweigverein in Leipzig, einem der hervorragendsten Sitze protestantischen Lebens und protestantischer Wissenschast. Unter solchen Verhältnissen ist die akademische Ortsgruppe, die sich hier ge bildet hat. bestrebt, zur Forderung der aus Bildung eine» eigenen Vereins gerichteten Bestrebungen recht viele Mit glieder zu gewinnen und dies durch öffentliche Versammlungen zu erreichen, in denen Gelegenheit geboten ist, den Evange lischen Bund kennen zu lernen. Eine solche Versammlung findet, wie auS dem Anzeigentheil vorliegender Nummer er sichtlich. am nächsten Monta Hanse statt, und e« wird hierbei auS Zwickau den Vortrag halten. — Werner Alberti, der phänomenale Sänger, der vor wenigen Wochen hier in Leipzig einen so ungewöhnlich großen Erfolg erzielte und der aus seiner Tournöe durch Deutschland Aussehen hervorrnft, wie cS seiner Zeit ähnlich nur bei Wachtel der Fall war, wird binnen Kurzem noch einmal in Leipzig austreten. ES wird die» in einer Soirüe ge schehen, welche Ansang December zum Besten der „Unter- stützungScasse Leipziger Schriftsteller und Journalisten" in dcr Aiberthalle staltsinden wird. Herr Angela Neumann in Prag, dcr „Eittoecker" des „Wunder-Tenor", hat aus An frage deS EomilöS in licbeuSiviirdigslcr Weise telegraphisch dir Mitwirkung Werner Aiberlr'S bestimmt zugesagt, lieber daS weitere Programm der SoirLe. die eine der interessante sten dcr Saison zu werden versprich», werden wir noch be richten. — Mau schreibt uns a»S dem Bureau de» Stadt- theaterS: Diese Woche bringt eine Neueinstudirung und zwar die deS historischen DrnmaS: „Hie Wels, hie Waiblingen" von E. Tempelkhry. Die Regie liegt in deu Händen deS Herrn Regisseurs Mcery. — Carola-Theater. Heule, Sonntag, Abend verab schieden sich die ..Münchner" in dem Anzcngruber'schen VoikSstück „Der Pfarrer von Kirchscld" vom Leipziger Publicum, dessen Guust ihnen auch »» Verlause ihres dies jährigen Gastspieles treu geblieben ist. Im „Pjarrer von Kirchselv" werden die hervorragenden Kräsle ver Münchner noch einmal glänzend zur Geltung kommen und sich nach- hailig der Erinnerung emprägcn. — Mil dem Herannahen deS Jahrestage» der denkwürdigen Schlacht bei Bry-VillierS wendet sich daS allgemeine Interesse in erhöhtem Maße unserem Leipziger Scdiachlen- panorama „Vor Paris, die Sachse» am 2. December 1870" zu. lieber seinen künstlerischen Wcrlh herrscht nur Eine Stimme. Aus die Darstellung deS Kampfes um da» Hochplateau von BillierS kommen mir demnächst zurück. Heute wenden wir un» dem landschaftlichen Theile zu. der von un vergleichlicher Schönbeit und von einer Nalurtreue ist, wie! ie nur durch eingehende Stukieu an Ort und Stelle erzielt werden konnte. DaS Panorama giebt die südöstliche Um gebung von Paris wieder, wie sie sich von der Höhe von Billiers auS darstellt. Bewundernd steht der Beschauer vor dem an Nalurscböuheiten reichen landschaftlichen Bilde, daS sich von dieser Höbe auS vor seinem Auge öffnet. Nament lich ist eS ver Bück aus da» am Fuße de- Hügelrückens sich hinschiängelnde, mit zierlichen Villenanlagen Übersäle liebliche Marnethal, welcher die Aufmerksamkeit in hohem Grave scsselt und dcu Beschauer zu lauten Aenßerunger, deS Beifall» hinreißt. — Die Panoramen de» Krystall-Palaste« können nur noch beute Sonntag zu ermäßigtem Enträe besichtigt werden. Morgen treten die alten Preise wieder in Kraft. Der Besuch war in den letzten Tagen, besonder» am Freitag, ein außerordentiich starker und dürste» auch heute noch Viele die Gelegenheit benutzen, sür billiges Entrüe eine derartige Sehenswürdigkeit schauen zu können. ---- Mit der begonnenen Woche kann man im Kaiser panorama (Grim'uaische Straße 24) eine überaus interes sante Reise durch Schottland antrcten. In fünfzig der ausgezeichneten GiaSphologramme zieht im Panorama eine Sehenswürdigkeit Schottlands nach dcr anderen an unserm erstaunte» Äuge vorüber. Wunderbare, eigenartige Land- schaslöbiiver wechseln ab mit inlercssanlen Städlebildern. * Leipzig. 24. November. Sonntag, den 2. Dcccmber er., begeht di: Curth'sche Riege vom Leipziger Turn verein. Schrcberstraße, wie auch heute aus dem Auzeigen- theil deS BiattcS ersichttich ist. die Feier ibreS sünsundzwanzig- jährigen Bestehen» im Theatersaale deS Krystall-Palaste». Ein gewähltes und rcichbailiges Programm ist hierzu auf- gestellt worden. Daß die Riege ei» Fest, wie eS selten einem Zweige einer großen turnerischen Gemeinschaft zu Theil wird, zu feiern in ver Lage sich befindet, ist nur dem festen Zu sammenhalten der Mitglieder untereinander, trotz der Sturm» und Drangpcriode. welche auch der Riege nicht erspart worden ist, und der Anhänglichkrit derselben an ihre beiden Führer, Heinrich und Hermann Curlh. zu tanken. Die Letzteren waren stet» bestrebt, nicht nur der Turnerei voll und ganz zu dienen, sondern auch innerhalb wie außerhalb ibreS Wirkungskreises echt patriotischen Sinn zu pflegen. Leider ist dcr Erstgenannte in Folge der Verwundung, weiche er 1870 vor Paris erhielt, nicht mehr in der Lage, der Turnerei sich widmen zu können, desto freudiger ist dessen Nachfolger und gleichzeitig Mitbegründer der Riege seit jener Zeit sür dieselbe ein- qetretc'ii. Möge dieser Ehrentag auch zugleich eia Freudentag sür die Riege sein. — Wir mache» aus die Anzeige, betreffend Tanzunter» rlcht deS Herrn C. he PaSquali« au» Nom, aufmerksam. Derselbe gastirte früher am diesigen alten Skadttheater, außer dem an den Hcsthcatern zu Merniiigen, Dessau u. v. a. und halte die Ehre, s. Zt. vor den höchsten Herrschaften aus- treten zu dürfen. I Leipzig, 24. November. Gestern Mittag war der lSjährige Sohn eine» Handarbeiter» in der elterlichen Wohnuiig in der Mahlmannstraße damit beschäftigt, Christ- baumdillen mittelst einer Scheere ruzuschneiden. Dabei rutschte ihm plötzlich die Scheere ab, fuhr ihm mit der Spitze in da- rechle Wadenbein, und schnitt eine Schlagader durch. Der verletzt- Knabe niußie sofort in ärztliche Behandlung ge nommen werden. — Zn einer Wohnung der Dörrienstraße gab e» gestern Abend einen nicht geringen Schreck, als plötz lich im Hochparterre daselbst eine große Fensterscheibe klirrte und gleich daraus durch dieselbe ein Holzpantoffel in der Stube niederste. Wie sich ergab. Halle ein vorübergehender Bursche mit seiner Fußbekleidung unvorsichtig gespielt, dabei deu Holpanleffel in die Höhe geworfen und damit in da» Fenster getroffen. — Bei Ankunft de- BahnzugeS dcr Magdeburger Bahn in vergangener Nacht 12 Uhr 4 Min. wurde aus dem Bahnhofe der Name eine» jungen Passagier» ry»gen einer kaum glaublichen Ungehörig- keit zum Zwecke späterer Bestrafung polizeilich feilgestellt. Dcr Passagier war beschuldigt, aus der Fabrt zwischen Halle und Leipzig auS seinem Coupüe in ein NebencoupLe übergesticgeu zu sein und dort eioen andern Passagier in dcr gröblichsten Weise insullirt und mit seinem Stocke über Kops und Gesicht geschlagen zu haben. — Zwischen einer Anzahl junger Leute, welche bereits in Eutritzsch thät- lich ancinver gcralhcn waren, sand gestern Abend bei ihrer Aukuiist hier aus dem Augusiusplatz: ein weiterer grober Exceß stalk, indem die erhitzten Gcmüther den Streit hier sörtsetzlcn und abermals ein Handgemenge daraus entstand. Zwei der Belheiliglcn trugen blutig: Kopfverletzungen davon, die namentlich bei einem hiesigen HaiidlungscomniiS ärztliche Hilfe nothwendig machten. Seck» Theiinchmcr deS ExccsseS. der übrigen» einen großen Menschrnaujlaus veranlaßt hatte, VMden zur NamenSseststellung der Polizeiwache zu- gesührk. — Ein bereit» mehrfach bestrafter Handarbeiter au» Wildenhain wurde dieser Tage abermals wegen Betrugs polizeilich hier ausgeariffen. Er balle nicht nur bei einem hiesige» Fleischer, sowie Fischhändler aus fremde Namen und im angeblichen Aufträge Anderer Waare auf Credit entnommen, sondern auch auf falsche Vorspiegelung hin in verschiedenen Wohnungen, wo er sich ringemiethct. von seinen WirthSleutcn kleine Darlehen zu erlangen gewußt und erstere darum betrogen. — Außerdem wurde eine Näherin au» Breite,iberg in Bayern gestern gefänglich eingrzogen, weil sie ihrem LogiSwirlbe einen Ueber- ziehcr vom Borjaale weggestoblcn »nd durch Versatz zu Gelte gemacht halte. — Zn der Magdeburger Straße in Gohii» hatte am vorgestrigen Tage ein Manrcrpolir, Namen« Kr ödrl ouS Kreudnitz. da» Unglück, von einem Baugerüste zwei Slock hoch herabzustürzen und sich außer inneren Ver letzungen einen Kniescheibenbruch zuziiziehen. Ec mußte mittelst KrankcntransportwageiiS im diesigen Krankenhaus unterqebracht werden. — Ebendaselbst fand gestern ein 24 Zahre alter Fleischergeselle, NamenS Münch auS Liebcrtwolkwitz, Aufnahme wegen einer Schußwunde im linken Fuße, die ihm in Connewitz ein Freund dciin un vorsichtigen Schießen mit einem Tesching zugesügt halte. — Ein 17 Zahre alter Dienstknecht, Namen» Krake au» Com michau, bei einem hiesigen Fnhrwerksbesitzer beschäftigt, ver unglückte heute Nachmittag, al» er Erde nach der ver längerten Kaiser - Wilhelmstraße hinsuhr und dabei sich aus die Deichsel seines Wagen» gesetzt hatte. Sein Wagen erhielt plötzlich bei dem bolperigen Wege einen so heftigen Anstoß, daß er von dcr Deichsel herabgeschleudert wurde und ihm die Näder über beide Oberschenkel gingen. Schwerverletzt wurde der Verunglückte mittelst KrankentranSportwagrn» in LaS Krankenhaus gebracht. — Im Albertgarten zu Anger-Crottendors veranstaltet heute der Zauberkünstler Mällini zwei Vor stellungen. — Zm „Sächsischen Hos" in Schöncfeld findet beute eine von, „Krcuzlisch 257" veranstaltete Abend- unterhallung unter Mitwirkung künstlerischer Kräsle statt. * Seiler Hausen. 25.Novbr. Zum Besten der vom hiesigen Frauen - HiljSverein zu gründenden Kleinkinder» Bewah ra ilsta lt hat sich die Gesellschaft „Olympia" in Leipzig sreundiichst bereit erklärt, ihren XXlX Theater abend am heutigen Sonntage im hiesigen Schützenbause abzuhaltcn. Es komme» dabei nach Vortrag eines ProiogS daS Charakterbild „Docker Robin" und das Charakter, geinälde „Di? Grille" zur Aufführung. Hoffentlich ist der Besuch dieser WobllbätigkeilS-Loistellung ein recht zahlreicher. — AuS Eutritzsch wird unS vom PreßauSschuß zur Goscnfeier geschrieben: Am 1. Lecdr. d. I. sind es 150Jahre, als die erste Gose Ia der jetzigen Gosenschävke in Eutritzich an zwei Leipziger Handwerksmeister verickiäukt wurde. Den biederen Meistern bal die wlutzscher Gose aber deriuußen gemundet, daß, als sie arg bekiieipt die Thorwache vassiren wollten, arretirt wurde». Der Rapport der Thorwache gab Veranlassung zu Nachforschungen über dies neue Bier und erst trieb die Neugier und nachher die Gewohnheit da nach Goie dürstende Publicum nach Eutritzich, und heule noch ist auch Euiritzsch der On geblieben, wo die meiste Gose consumirt wird. Eine Anzahl hochachtbarer Männer und Goseusreunde haben sich nun entschlossen, dielen Tag festlich zu begehen und werde» wir unseren Lesern von best unterrichteter »eite in den nächsten Nummern Mittheüungen über das Fest-Programm bringen können. Eine 8 Seilen enthaltende, elegant auSgestallete humoristische Fcst- zeilnng mit 60 Illustrationen wird an bestininileu Tagen in Eutritzsch erscheinen und ist der Erlös hierfür zu wohithatigen Zwecke» bcst nimt. Die Döllat tzer Goie n brauerei hat in entgegc»- konimcndster Wcije dem ComilS 7000 Gosen Festgose und einen namhosien Geldbetrag zur Abhaltung einer Art Volksfest zur Ver tagung gestellt und wird zum 2. Drcembcr das gaaze goscntciiikcude uud goseusreundilche Publicum emgeiadea werden. Vermischtes. N. Der «athariaeatag (der 25. November). Eine sranzüsiiche Redensart heißt: „coitker 8»ioto-OutüSrmk", w-S so viel sagen will wie „alte Jungfer bleiben". Spruch und Deutung siud auch im Reichsland die gleiche». Eine Menge LoikSgcbräuche sind »i den einzelnen Gegenden damit verbündet». Die Uover- heiraihete» treffe» z. B. in b:n Töriern des Stein- und Krausthals am Vorabend des Kathario.ulageS zusammen, um die sogcuannten Kalhariaenseoer" anzuzündea. Da» ist eine Art Tugeudprobe. denn eia höchst moiwirter Aberglaube besagt, baß dasjenige Mädchen, welchem beim Rundlanz um da» Feuer der Rauch in« Gesicht schlägt, eines Brautkranzes nicht mehr würdig sei und dem- zujolge auch nicht der Gemeinschast St. Katharinas angehörea könne. Viele, deren Gewissen IN dieser Beziehung nicht ganz rein ist. bleiben daher den varabendlichen Veriammlungen fern. Der Schande dcr öffentlichen AuSschlii ßnug will sich doch Keine auSsctzcn. Früher ware.i besonder« strenge Ceremonicn damit verbunden. Es wurde ihnen eine rothe Kappe auieesctzi uud vor der Kircheuthür heruater- geriffen, auch am Kaiharincnlage ei» Strohlranz an die Hausthür ge- »agelt, anstatt eines solchen aus Laiinenzweigeu, wie bei den ordenilicheo Mädchen. Diese nehmen aus dem Kranz eia Reis und zünden eS auch a» den» Feuer an. Welcher Zwrig am raschesten verbrennt, dessen Besitzerin wird am ehesten Heirathen: verbrennt er nur zur Holste, so wird sie vor Ablaus d«S Jahres einen „Schatz" finden, doch brennt er blos au, so ist es ei» schlimmes Zeichen. Dcr Chor der wohlmciarndea Freundinnen singt dann: „Jongser. Jungier, sei aus der Hutl Es stehet der Kranz dir gar so gut. Idm drohet aber eine Gesahr, Ehe verlausen ist das Jahr. Drum riiliim dich ia Acht» Sei wohl bedacht, Damit nicht einst der Teufel lachtI" Während eS im anderen Falle heißt: „Jungfer, Iungser, jreu' dich fürwahr: Dir winket die Brautkron'» eh' vermnkt da- Jahr! Seht, wie die Flamme so lustig glimmt» Daß sie di: HochzcitSsackel entzünd't Ter Span ist vei bräunt, Der Likbstr im Land. O heil'ge Ka!har-n' v ^ Wir bitten sür ihn!" Einige zünden auch Kerzen an uud lasse» sie zu Hause vor dem Heiligenbild verbrennen. Düse Kerze» sind bunt bemalt: Rusen- guirlanden schlingen sich um flammend« Herzen, bet manche» ist eia kleiner MelaUring mit eingegojsrn. Das Schmelzen und Nich!» schmelzen des Reises wird verschiedentlich gedeutet, in de» meisten Fälle» gilt erster«» als Glück briogeiid; die Hiaderuiffe werdro vor der treuen Liebe vcrichwinden. Die mit H.rzen verzierten Wachslichter werde» vorzüglich denen gewählt, die sich über uuerwiderte Neigung zu brklagr» h Sie murmeln dann beim Beten der Litanei Del vecchio's Lunstausstclluug. Mit einer gewissen Abwechselung im Motiv bring! Nathanael Sichel diesmal einen „Liedlingsblume" betitelten weiblichen Studiea- kops, e-ne auS ganz dunliem Hiniergrund prächtig herausmodcllirte, den Dust einer Threrose mit schelmischem Lächeln einsaugende, reizende Blondine. An dcr gegenüberliegenden Wand des ersten Saaleö ist neu ausgestellt eia mit kräftigem Vortrag und schöner Behandlung der Lichlwirkungcn ge,»aller „Abend am Köniqssee bei Verchl-'sgad:»" von Splittgerbcr, Auch im zweiten Saale ist ieffelnbcs Neues zu bemerken; Io das große Bild des jüngeren Bennewitz von Loescn „aus dem MarcuSlhurm zu Venedig". Man befindet sich in dem Raum, in welchem die großen Glocke» von San Marco hängen, mit der imposanten, zwischen den Säule» freien Ausblick ans die Dächer der Stadt und den blitzenden Spiegel dcr Lagunen grwä'irenben Architektur und der kunstvollen, zu den obere» Räumen führenden schmiedeeisernen Treppe und sieht einen geistlichen Herrn in roiheni Gewände und drei! krämpigcm schwarzen Hute übcr eine Karle der Umgegend der Lagunen stabt gebeugt, um sich sür de» Ausblick topographisch vorzubcreiten. Das Ganze ist ei» durch und durch tüchtiges, beioudcrZ coloristisch ebenso seinsüiiiig wie fesselnd behandeltes Stuck Malerei. Bon dem ans dein Gebiete der Schaimalrrer clalfischrn Otto Gebler ist ein Thicrnück mit Winiersliniriiung „iäilüpsriger Weg''ausgestellt, eine in winterlicher Landschasi aus dem EiSipiegel eines Baches dcinttreibendc Schafherde. Tie Glätte LcS Weges bringt di« vorderen Thicre zuin Slusgleilcn und Hinstürzen. Schrägüber vom Gebler'schcn Bilde bängt eia neues Bild von Fr. Proelß in Frankfurt a. M., eia reizender werblicher Sludirnkopf, wie alle Figurenbilder dieses MalerS vou vollendeter Turchseekung und liebenswürdiger Charak- lerisirling. ein munteres obcrbayeris.chcS Dirndel, das. mit ver- schränklen Armen dositzend, dea Ve chauer unter dem grünen Hütchen hervor mit den schclinifchstcn Augen von der Weit anbückr. Evenjo drall wie niedlich modelürt sich dies Köpfchen auS dem Hintergrund heraus. Im dritten Saale begegnet man gleich rechter Hand einem mit seinem Naturgefühl gemalten großen LnudichasiSbilde von Felix Possart „Am Fuße dcS Schlosses Laufen". Das Tosen und Schäumen de« mächtige» RhcinsallcS ist. jo glaubwürdig solcher Nalurvorgang wohl überhaupt vom Pinsel deS Maler- ge schildert werden kann, hier gewiß geschildert. Guten Lontrast gegen diese wogende, zersitäumende Wafferwelt bildet der steile düstere Laufencr Uierseis rechter Hand. Ein Bild von ebenso ein- sccher Anordnung wie fesselnder W-rkung ist der gegenüber befindliche „Abschied" von Walther Witting in Dresden, der schmerzliche Abschied, den von einer in schlichier, schmuckloser Zelle mit hell- getünchten Wänden aus dem Sterbelager liegenden Nonne eine ihrer geistlichen Mitiäiwcstern, schnierzerfiillt über die Sterbende gebeugt, nimmt. Mit Weiß. Schwarz und Grau hat der Maler meisterhaft bausjuhaltea gewußt. Etwas an di- Manier des Münchner« Henniugs eriuuert die „brrite Brücke ia Potsdam" von Fritz Rumps in Lharloiteuburg, eia hübscher Bück von der mit Steiligrupven römischer Krieger geschmückten breiten Brücke die i» Abendücht ge- hüllte „am Canal" entlang führendeAlleest,aß: hinab. Aul der Stnsfelei im dritte» Saal siebt ein iu Pastell ausgcsuhrleS sein charaklcrifircudes Brustbildniß „Kaiser Wilhelm II." von der Hand des durch stille prächtigen Portraitarbeiieo und Figurcnslndien schon längst wohl bekannten H. Behmer in Weimar. Recht fesselnd» Sachen erwarten den Beschauer an der Wand für Kleinmalerei, so zunächst zwei ungemein schneidig: KrieaS- episoden-BiIdchea des Schlachtenmalers Th. Rocholl, „aus Nc- cognoscirung" und „aus Vorposten", ferner das reizende Madchcn- köpschea „Heckeurösel" vou Wilhelm Süß, eine „Poiiamciilär- scenc vor Paris, 1870" »on Pros. Ludwig Broun in der ihm aus diesem Gebiete eigenen Meisterschasl gemalt, eine intercsiaale Freilichtmalerei „Abeudstimmung" vo» Paul Thiem und Carl Schulze'iche Landschaften, eine Dorsidhile und eine G-birgslaiid» schast in der bekannten Carl Schulze'scheu, etwas dccocal.ocn, aber ungemein gesälligen und onbeimeinden Manier. Nicht vergessen sei zum Schluffe aus die treffliche Bild-ranswahl sür die bevorstehend« Berloosuug animerkjai» zu ii.achcn. Da begegnet man zunächst zwei prächtigen kleineren Lai dichastc» vrn Swierzewski, daun einem schön«» großen Aquaiellolatt Hermann H-ubner'S, das „Suldenlhal mit den Ganipenhvic»". Ferner sind ausgewählt an Oelbildern riae anmnihige „L-'N>chast ans dci:, Bregenzer Walde" von Sind Poeppel, eine F. Ebct'iche „FrühIiiigSlandichujl", zwei Hochgebrrgsbilver von F. Tb.LompIo a, uämlich sein „Rosengarten bei Bozen" und „Blick aus die Lreuio- gruppe", zuletzt »och eine recht anziehende Paul Koken'icke „Dorf- Partie". Diese Auswahl dürste doch gewiß Manchen lüstern zur Entnahme rineS Looses machen. , Ad«ls Weisk«. vo» habe». „So wie die Flamme schmilzt die Kerz', „So rühr' die Lieb' da- kalte Herz!" besragt, Da» Kotharinenvrakel wird auch dort öesrägt, wo noch kein bestimmter „Gegenstand" vorhanden ist. Ci» Stückchen Glas, das drei Tage und drei Nächte über in der Kirche unter der Bltardecke verborge» gelegen haben muß. nachdem es vorher ebenso lange aas dem K irchdos vei scharrt war. wird über die Flamme gehalten. Die Gebilde, die der Rauch aus da- Glas zrichurt, solle» die Züge des Zukünftigen vorstellen. Auch auderer Zauber wird an diesem Abend getrieben, derselbe wie am Johauuts- obend. U. A.: Nenn Grashalme werden ans dem Kirchhof gepflückt und za einem Kranz verknüpft, deu sich das Mädchen an einem Kreuzwege über den Kops wirst unter Anrufung der heiligen Katharine. Bleibt der Kranz an ihrem Kleide hängen, so bleibt sie ledig, fliegt er fort, so nicht. Die Richlnng, die er bann gcuommeu, deutet an, ob sie im Dorse heiralhet oder nach auswärts. In dem Dorse Otrott, daS sich durch große „Gläubigkeit" und guten Roth- wein auSzeichnei, werben an diesem Tage die Fensterläden blau ge strichen „gegen Hexenspuk uud Zauberet", deua die Leute sagen, „Wenn a Madl die Ehrbarkeit verliert, isch's TenselSmetrer" uud „jeder Schaiksknecht muß dreimal den Pfosten anlugen, ehe rr'sch Fcnscvlcr ausmacht. Die Färb' sticht ihm dann in die Lugen und er geht in sich; er sei sonst schon toialemeut verdorö'a". Beim Früh- läutea am Katharinenmorgen ziehen die Mädchen ta Processiou nach der Kirche, wo die „Haubcnausjetzung" statlsiudet. Jedes unbescholtene Mädchen unter 29 Jahren trägt bet dieser Gelegenheit eine rvihe Kappe, über 29 Iadre eine weiße, die mit sehr vielen Rüichen ausgeplitzt ist. Diese 29 Jahre sind daS kritische Aller. Jüngcrmachen kann sich keine. Die älteren Juugsern haben die Slamimascl des ganzen Dorfes im Kops uud selbst da« Register wird nöthigensalls hervorgeholt. Die au der Altersgrenze Stehenden müssen hervortreten und wird ihnen von dem ältesten Mädchen unter srommcn Sprüchen die rothe mit der weißen Mütze vertauscht. Sie sind nun alte Jungfern, ob sie sich als solche suhlen oder nicht. Heirathct eine solche „alte Jungfer" später, so wird ihre „Kappe" der heiligen Kalherine ge- weiht und kommt dem ärmsten Dorfmädchea zu Gute, die berechtigt ist, dies Zeichen ihrer Würde zu tragen. Der „Jungsernball" am Abend im Krug, bei dem die Männer nur Zuschauer sein dürfen, beschließ! das Fest. ES soll aber schon österS vorgckommen sein, daß gerade bei diesem Tanz „unker Madels" Mancher seine zukünftige „Elleliebste" entdeckt hat» die unter der weißen Kappe gar io versührcnsch, bausmülieriich dreinschaute. Die Civiliiation, die Alle« gleich macht, dringt jetzt auch ia die Felsenschluchten des WaSgcnwaideS. Die Bäuerinnen tragen nicht mehr täglich die ver- schiebensarbigkn Kappen, doch am St. Katharinen versäumt «S keine. „Jeden, Sünder Barmherzigkeit", lautet ein müdcS Sprichwort von jeuieitS des Rheins. Jeder Sünderin wird auch verziehen, zumal wenn es sich um das „päcliä wiz-ncm" handelt. Doch dle altelsassische Ueber- lieierunq läßt noch bis zum Grabe oder bi» inS hohe Alter eincn Unter schied best-hen. „A Mad'l, daS sautirt hat", erhält mit 29 Jahren ihre Kappe, aber sie ist — schwarz, und sie besitzt nur daS Recht, iu den hintersten Kircheustüdlcn zu sitzen. Wenn sie im Lause des Jahres heirathet, wird idre Kappe am nächsten Kaihariacnwachl- abend verbrannt. Die Schande ist damit gelöscht und selbst dem engherzigen Sinn der Dörfler Genüge geleistet. Es dauert eben lange, bis es geschieht. Das «Debet um Tugend wird daher in diesen Thäieru mit wahrer Inbrunst am „Patrourutage" gebetet: „Gieb Liebe meinem Herzen, Ich bitt' Dich, heilige Kalh'rin, Bewohr'S ver citel Schmerzen Und daß ich nicht iu Sünde bin. Gicb, daß ich in Reinheit diene Dir jetzt und für und sür. Doch zu der Stütz', Kathrine Gieb einen Manu auch mir." X Weimar, 22. November. Heule, ia feiner zweiten (bez. 14., da er am 26. März d. Z. nur vertagt worden) Sitzung hat der Landtag de« Großherzogthum» die Neu wahl deS Landtagsvorstandes vorgenommen. Das Resultat war, daß die Herren LandgericktSpräsiVent vr. H. FrieS, al» Präsident, Rittergutsbesitzer Hugo Müller und Rittergutsbesitzer Georg Frhr. v. Roten Han, al» Bicrprä- sidenten, wicvergewählt wurden. Ferner wurde in zweiter Lesung die Verwilligunq von jährlich 2261 40 aus weitere 5 Jahre sür die Auszeichnung verlkunstdenkmciler in Thüringen ausgesprochen, vorausgesetzt» daß auch die nnl- beihciligtcn thüringischen Regierungen ihr« Beiträge writervcr- willigen. Dem nächsten ordentlichen Landtag bei dessen erster Ein- berusuiig wird die Regierung einen bereits angekündigteu Entwurf eines Gesetze», betreffend die Ausführung de« Reichs- gesetzes vom 23. Juni 1880 über die Abwehr und Unter drückung vo» Viehseuchen, vorlegen. — Abg. Zung- beinrich interpellirle die Negierung darüber, „welche Stellung sie zu dem Eisenbahnprojecl« Eisenach-FriedrichS- wcrth nehme". Zn der ersten Sitzung wurde eine Vorlage, belressend den Bezug von Tagegeldern, Nachtgeldern und Reisekottenvergütungen durch die Mitglieder der Bezirksausschüsse, an den AvnlinistrativgesetzgebungsauSschuß verwiese», und an den Finanzausschuß ging nach erster Lesung der Gesetzentwurf, betreffend die Aushebung der von andern Berechtigten als der großherzoglichen Staatscaffe sür dir Be»utz»ng össenllicher Wege und Brücken erhobenen Ab gaben. Tie Aushebung soll nach Mittheilunz der Regierung schon l. Januar 1889 erfolgen. Die betreffenden Gemeinden iii.b Privaten sollen entschädigt werden (zur Bertheiluog sind 50 000 ^2 vorgesehen). — Gotha, 24. November. Die „Eob. Ztg." schreibt unter dem vorgestrigen Datum: Zu der am heutigen Tage stattfindenden Feier der sünszigjabrigen Zugehörigkeit Seiner Hoheit de» Herzog» zur königlich sächsischen Arm« ist als Abgesandter Seiner Majestät des König- v»n S«chs« Her»
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