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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 23.11.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-11-23
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188811234
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18881123
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18881123
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1888
- Monat1888-11
- Tag1888-11-23
- Monat1888-11
- Jahr1888
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 23.11.1888
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Dritte Mage zum Leipziger Tageblatt and Anzeiger. 328. Freitag den 23. November 1888. 82. Jahrgang. Dir Denkschrift zum LIat für die Verwaltung der kaiserlichen Marine auf das Ltatsjahr IM 190 hat folgenden Wortlaut: Ls ist in dir Deiksihrift »um Eia« der Warlneverwoltung dom Etat-jahre 1887/88 bereit» daraus hingewiesea worden, tu wie hohem Grad« andere Marinen durch Neubauten moderner schwer- bewaffneter «ad schurller Schiffe die deutsche Mariae aberfliigelt habe». Um dies« r-ats-ch« ßa »erauschauiiche». ist e« erforderlich, in eiae ernste »ad sorgsälttge Prüfung der vorhandenen Schiffe und Fahrzeuge der kaiserlichen Marine einzutretca und diele dem vor handenen bezw. im Bau befindlichen Material audrrer Flotten gegenüberrostellen. Alls dea früheren, oft erwähnten Flotte», gründung-plan jetzt noch Bezog zu nehme», erscheint au» den in der oben erwähnten Denkschrift bereit» gedachten Gründen nicht rathsam, weil einerseits dieser Gründungkplan ein vollständig audere», jetzt veraltete» Material an Schiffen und Armirungen vorsehend, durch die Fortschritte der Technik sowohl, wie auch durch den ver änderten Charakter der vorau-sichtlichen Kriegführung zur See hin fällig geworden ist und andererseii» die Ausgaben der Marine durch Ausdehnung »»serer überseeische» Beziehungen eiae E Weiterung er> fahren habe». zur See ist in llem. wa» da» > bi» vor kurzer Zeit allen anderen Marinen voran». Die möglichst schnellt Bereiistellung dieser Desenslvmittel hat iudeß die Befriedigung anderer, sich immer dringender geltend machender Bedürfnisse zunächst in de» Hintergrund drängen müsse» und hat hierunter namentlich die eigentüchc Schlachtflolte gelitten. Einer solchen kann aber im Hinblick daraus, daß eine wirksame D> sensive nur denkbar ist, wenn sie durch eine kräftige Offensive unter stützt werden kann, ebensowenig enlrathen werden, wie einer ge nügenden Anzahl moderner geschützter Kreuzer zum Schutze de» eigenen und zur Schädigung de- feindlichen Handels. Ein den Aaforderungea der Neuzeit vollkommen entsprechende» Schlachtschiff besitzt die deutsche Flotte nicht. Seit dem Jahre 1884 ha« der Bau solcher Schiffe bei un» geruht und sür die «heil» nicht mehr vorhandenen, theil» unbrauchbar gewordenen Schiffe „Prinz Adalbert", „Großer Kurfürst". „Kronprinz". „Friedrich Karl" und „Hansa" ist ein Ersatz bi» jetzt noch nicht in Angriff genommen. Unsere Schlachtflolte besteht in ihrer Masse aus »och brautbbarea, aber nicht mehr zeitgemäße» Schiffe», deren Minderwertdigkeit in deinselben Maße zunimmt, wie andere Nationen aus dem Gebiete de» Baues von Schlachtschiffen fortschreiten. Man kann sich dem Ernste dieser Thatsacke nicht verschließen und es muß au»gesprochen werden, daß e« di« höchste Zeit ist, nunmehr mit dem Bau nicht eine», sondern niedrerer, allen Anforderungen der Gegenwart geuügender größeren Schiffe schleunig vorzugehen. Ss muß für die Schlachtflotte wenigstens rin Kern vollwerthiger Schiffe geschaffen werden, an welchen die minderwerthigen sich an« lednen können und dadurch bei gemeinsamer Aktion in ihrcm Ge- sechtSwerth gehoben werden. Ist dieser Kern starker moderner Schlachtschiffe einmal geschaffen, so kan» im langsamen Tempo weiter gearbeitet, r» kann den Fortschritten der Technik dann Schritt vor Schritt gesolg« werden ohne Ueberstürzung und unter voller Ausbeutung aller bei un» und auderen Ratio»«» aus diesem Gebiete gemachten Erfahrungen. Die Marineverwaltnug beabsichtigt nicht, Schiffe von so beben- dender Größe zu bauen, wie Italien sie besitzt und noch baut. Die SchifsSgrößen, b>» zu denen wir aeheu können, sind un» durch die Verhältnisse unserer Küsten und Häsen vorgezeichnet, diese gestatten un-, Schiffe bi» zu einem Deplacement von 9000 bi» 10000 t zu baue», eine Größe, welche im klebrigen vollkommen genügt, um gut manöverirende, schwer armirte. allen Ansprüchen der Neuzeit ent- iprechende Schiffe von hinreichender Geschwindigkeit zu bauen, alle Fortschritte der Technik bei ihnen zu »oller Amvendung zu bringen. Sowohl da» Beispiel anderer Rationen und die bei ihnen gemachten Erfahrungen, al« eigene eingehende Untersuchungen und Erwägungen baden un» jetzt den Weg erkennen lassen, aus dem bezüglich der P inzerschiffboutea vorgegaugen werden muß, und können damit dir in dieser Beziehung noch in der Denkschrift de« Jahre» 1887,88 zum Ausdruck gelaugten Bedenken nunmehr als überwunden ange- sehen werden. Wir können daher mit der Ausführung der in der Admiralität entworfenen und nach allen Richtungen hin wohl er wogenen Lonstructioaen Vorgehen, sobald der Mariueverwaliung di« Mittel hierzu zur Verfügung gestellt sein werden. Wenn im Etat 1889/90 vier solcher Schiffe eingestellt sind, so ist da» geschehen, um damit mit einem Schlage eia aus völlig gleichen Schifft» bestehendes Geschwader al» Kern der Schlachtflolte zu schaffen. Auf solche Gleichförmigkeit iu der Zusammensetzung der einzelnen Geschwader, au« denen eiae Flotte gebildet wird, muß aber vom taktische» Gesichl-punct au» der größte Werth gelegt werden. Mit dea für den Küstenschutz im engeren Sinne gegenwärtig vorhandenen Pnnzersahrzeugrn verhält er sich ähnlich wie mit den Schlachtschiffen. Der grüßte Theil derselben ist, wenn auch noch brauchbar, so doch theil» veraltet, theil- den an sie zu stellende» allgemeinen Anforderungen nicht mehr hinreichend gewachsen. Da gegen steht zu erwarten, daß die Fahrzeuge von der Llosje de» jetzt im Bau begriffenen Panzerfahrzeuge- 0 allen Anforderungen der Lüstenvertheidigung in vollem Maße entsprechen werden. ES ist die Herstellung 10 solcher Fahrzeuge vorgesehen und scheint e» im Hinblick aus die Minderwerthigkcit der gegenwärtig vorhandenen Panzerfahrzeuge nothwendig. Mit dem Vau der übrigen 9 Fahrzeuge so schleunig als möglich vorzugehen. ES wird dann, abuesehen von dem noch rückständigen Bau einiger TorpedodivisionSboote und von den im Laase der Z-it naturgemäß gelegentlich notdiorndig werdenden Ersatzbauteu, noiucntlich sür die schneller sich abnutzenden Torpedo boote, rin vorläufiger Abschluß in der Beschaffung von Fahrzeugen sür die Küstenvertheidigung im engeren Sinne eintrrten können. Die Kreuzersregatten haben schon seit einer Reihe von Jahren nur noch für kchulzwecke und im überseeischen Dienste al- Flagg schiffe re. Verwendung gesunden. Einen Ersatz für ausgebronchte Schiffe dieser Llasse zn schaffen, liegt nicht in »er Absicht. Die Marineverwaltung beabsichtigt viel- mehr, die Kreizersrrgatten de» Schulg-Ichwader- nllinälig durch Panzerschiffe zu ersetze» und au» dem Svulgeschwader eia perma- neute» Uebung-geschwader zu machen. Wie der Necrut der Armee i» dem Verbände, in dem er vor de» Feind gehen soll, aus- und svrtgebildet wird, so muß auch da» Personal der Marine, so bald dasselbe die erste vorbereitende Aulbildung empfangen hat. da weiter fortgebildet werden, wo seine Tdäiigkeit sür den Krieg in Anspruch genommen werden soll, also aus Schlachtschiffen. Es erscheint die» gegenwärtig um so notbwendiger, al» die Ausbildung in der Takelage bei den Marinen der Neuzeit gegenüber den sonstigen Anforderungen immer mehr in den Hintergrund tritt. Aehnlich verhält e- sich mit den Kreuzercorvetten. Vollkommen brauchbar für de» Kreuzerkrieg könne» von ihnen nur drei bezeichnet werden. Drei weiter« können noch in dem ersten Stadium de» KreuzerkriegeS verwandt werden, die übrigen sind hierfür unbrauch bar. Gegenwärtig fi nden drei solche Sch'ffe noch Brrw.'udiliig im überseeischen Dienst. ES liegt aber in der Absicht, auch diese, wen» e- die Verhältnisse gestalte», zurück zu beordern und da, wo nöthig, durch kleine Kreuzer zu ersetzen. Die als völlig brauchbar bezeichnet«» drei Schiffe genügen aber angesichts der energische» und erfolgreiche» Bestrebungen anderer Nationen aus diesem Gebiete bei Weitem nicht. Konnte» biSkcr sür den Kreuzerkrieg wenigsten« die schnelleren unserer Eorvetten »och in Betracht kommen, so kann Hieivan nicht mehr die Rede sein, seitdem selbst untergeordnete Marinen sich in der Lage befinde», mit schwer armirten geschützten Kreuzern von großer Getibwindigkeit und Kohlencapacität in allen Meeren auszutreten, und seitdem die Geschwindigkeit der HandelSdampf.r, welchen die Kriegsschiffe zur Erfüllung ihrer Bestimmung übrrlcgen sein müssen, eine erhebliche Steigerung ersahrrn hat Der Ersatz von eigrntlichen Kreuzern durch im Kriege armirte schnelle Kauffahrtheidanipser ist, wie bei anderen Nationen, so auch bei uns erwogen und ins Auge gesagt worden. Je eingehender wir uns aber mit dieser Frage beschäftigt haben, desto mehr hat die Ueberzeuguug Raum gewonnen, daß von solchen Kauffahrtei schiffen und ihren sür den Krieg unvorbereiteten und uugeschnlten Betatzungen «in irgend vennenSwerther Erfolg nicht zu erwarte» sieht. Dieie Erwägungen zwingen dazu, mit dem Bau einer ent sprechenden Anzahl Schiffe vorzugehen, welche sür den Kreuzerkrieg geeignet und im Stand« sind, sowohl Deulschtands Handel zu schützen, wie den de» vermuthlichen Gegner- zu schädigen. England hat in dea letzten Jahren den Bau von 10 solcher schnellen geschützten Kreuzern Iheils vollendet, theilS in Angriff ge »ommen, besitzt außtidem »och 22 theilwcise geschützte, d. h. über Maschine und Kesseln Mit Schutzdeck versehe,ik Kreuzer, Frankreich besitzt IS, Italien 15, Spanien und Amerika je 11 und Rußland 4 geschützte Kreuzer oder bat sie in Aussicht genommen. Hiernach düif» di« Zahl von 10 Kreuzercorvetten sür die deutsche Marine nicht zu hoch gegriffen sein, eine Zahl, aus welche die drei » ch brauchbaren Schiffe zu bringen find, so daß noch 7 solcher Schiffe zu baue» wären. (Schluß folgt ) Militairisches. * Der Wehrausschuß des österreichischen Abgeord netenhauses hat, wie bereits berichtet, die aus den Einjährig- Freiwilligendieust bezüglichen Bestimmungen der Wehrvorlage mit allen gegen eine Stimme angenommen. Aus den Verhandlungen ist hervorzuheben, daß der UnterricbtSminister, welcher vom Aus schuß mit Rücksicht ans die Wichtigkeit des Gegenstandes sür die stuvirende Jugend zu der Berathung eingeladen worden war. de» vorgeschlagene» Verschärfungen, vornehmlich auch der Unterbrechung während der Dienstzeit zustimmte. Er beries sich daraus, daß die Einjährig-Freiwilligen die Universitäten gar nicht oder sehr schlecht besuchen. — Die Gutachten der juristischen Facultäten gehen dahin, daß die Bereinigung dr» MisitairdiensteS und des Studiums eine lehr nachlheilig? Rückwirkung auf den Besuch überhaupt aus- geübt hat. Schon eine olficielle Veröffentlichung de« Unterrichts ministerium« im Jahre 1878 bezeichne den vorerwähnte» Zustand al« unhaltbar. Diese Erscheinung betchränke sich nicht blo« aus Oesterreich. Autoritäten wie Schulte, Goldschmied und viele Andere gäven bri Besprechung der Reform der juristischen Sind»» in D uisch- land der UeberzerigungAu-üruck, daßdaSFrerwilligeujastr sür dieStudien last ganz verloren gehe. Besonders wahiend LrS SoininersciiicstcrS <man denke z. A. an die Lagerübungen, weile Manche re) sei der Besuch der E.IIegic» seilen» der Freiwilligen uastezr, undenkbar. Für die Uiiterrichispermaltung ergebe sich aber noch ci» wichtiges Moment, jenes der Erziehung. Der Mililairdicnst sei ein ganz hervorragendes Erziehungsmittel. Die Erfahrung lehre, daß derselbe nicht bloS in physischer, sondern auch in geistiger und sittlicher B zichnng nicht zu unterschätzende Bortheile zur Folge habe. CS müsse übrigens »och daraus hurgewiejcn wcrd n, daß eS ei» nicht richtiger Slandpuncl sei. die Bkgüiistiinng des FrenvrlligcujahreS gleichsam als Entgelt de» SlaatrS sür Höhere Leistungen auzusehe». Vielmehr habe Jeder mann dem Staate zu leisten, ivas seiner eigenen Individualität ent spreche. Tie UutviisitälSjiigeiid habe rben dem Staate ihre Intelli genz zur V rlügung zu stellen, wie andere ihre physische Eignung. Die U»terrichtsv>rwai>»ng habe Nicht gezögert, de» Ltaiidpuiicl de« Gesetzentwurf« vollständig z» accevliren. Iin U brigen sagte llr. von Gaulich. >»d«i» er aus seinen bck»i»len Erlaß an die aka demische» Behörden verwies, die Grwäliruiig rhun ichster Erleichte rungen zu, aUcrdiiigS ohne darüber Anskuriil zu geben, worin diese bestehe» sollen. Da die Regierung aus der unverättterten An- »ahme des Gesetze» besteht und dis Parteien auch cnlichlosjcn sind, sie zazugestrhen, so bleibt dem Prrlameut nichts übrig, al» seine Wünsche, unter dsuen auch die der »ichtveulschen Jrac.ionc» brzüg- lich der Sprachcnsrage sich befind.-», i» Resolutionen niederzulegen. vermischtes. — Entsetzliche Leiden balle die Besatzung der englische» Barke „Glenmore" zu bestehen, welche am 8. April bei Cap Diego an der s tida ui e r > ka ui sch c n Küste scheiterte. Nach lOstüukige»: angestrengte» Nudern erreichten die Schiff brüchigen die FlinderS-Bai. wo sie zum Glück eine Kiste Curry fanden, welche mit einigen Beeren istrc Mahlzeit bildete. Bo» da fuhren die Seeleute nach St. JohuS, wo die argen tinische Republik einen Leuchllhurm errichtet hat. Dank der guten Pflege erholten sie sich von ihren Strapazen. Man sagte ihnen, daß der Dampfer, welcher alle 8 Monate von BuenoS-AyrcS Lebens,»itlcl bringt, in wenige» Tage» fällig wäre. DaS Schiss ging aber unter und so schwanden die Vorrathe alliuälig, bis Seegras. Fische und Sccvögcl ihre Nahrung bildete». Die Seeleute blieben 2 Monate aus der Insel und der Winter, welcher dort 9 Monate dauert, brach schon an, als ein vornbelscgeindcS Schiss in Sicht kam. Zelni Matrosen fuhren ihm entgegen, ihr Boot kam aber niemals wieder zurück, so daß die gssammle Bcmaiinung desselben wahr scheinlich ertrunken ist. Endlich Milte September langte der Dampfer vo» Buenos AyrcS au. welcher sie auinabm und weiter beförderte. Der zweite Steuermann deS ..Glenmore", welcher bei seiner Ankunft in Liverpool den obigen Bericht erstattete, fügte noch folgende Erzählung hinzu: „Während unseres Aufenthaltes aus der Insel tyeillen unö die Leurbt- tlmrmwärter »nt, daß vor 1>/r Jahren die Besatzung zweier Schisse aus Slaten-Island, etwa 25 Meilen vom LcncliNhnrni, gelandet sei. Wenige Wochen daraus wären 10 von den 82 Ankömmlingen nach dem Lcuchlthurm, von dessen Dasein sie zuvor nichts gewußt hätte», gekommen und erzählte», daß ihre 18 anderen Kameraden gestorben seien. Ter Tampser auS Buenos AyrcS habe dieselben kann an Bord genommen. AIS später die Leuchtlhurmwärtcr die Stelle besucht hätten, wo die Schiffbrüchigen gelandet wäre», sanken sie dort drei Fässer, wrlche dcm Anscheine nach mit Rindfleisch gefüllt waren. Bei näherer Untersuchung stellte sich ker Inhalt jedoch als Menscheuflcisch heraus. Der Schluß liegt zn nahe, als daß er ausgesprochen zu werde» brauchte." — Eine Annonce»-Expedition in Kamerun. Unter dieser merkwürdigen Spitzmarke schreibt ein soeben auS Ncndcutschland heimgekehrtcr Beamter de« Herrn Wörma»»: Signale z» verstehen, ist nicht Jedermanns Sache; das erführt ost ein sonst recht »inkikalisch r Soldat beim Exerciren. Wie weit »u» aber auch unsere Kameruner LandSlcutc sonst in eulturcller Beziehung hinter uu» zuriickslehe», in E nein sinv sie uns sicher über: i» der AuSbildnng und im Brrständnisse einer vollständigen Signalsprache. Wen» mau bei uns nur bildlich dis Reclamc- tromniel rührt oder den Tamtam schlägt, — drüben in Westafrikr geschieht dies durchaus wirklich und natürlich. WaS sür eine Summe Geldes könnte doch Io ein Kameruner Kausmann das Jahr über sür Annoncen sparen! Der ganze Bekanntmachung»- apparat besteht nämlich in einer Art von Trommel, einen« etwa zwei Fuß langen, ausgehöhlten Stück Baumstamm. Dieser Hohl- Eylindrr ist aus beiden Seiten durch eingejügte, kreisrunde Bretter geschlossen und trägt oben, aus dem etwas knotigen Theile, zwei fiiigerdreile. handlange Einschnitte hintereinander, etwa wie zwei „Gedankenstriche" (— —). Wir waren in Kamerun angelangt »nid bedurften vcrichiedener Lebensmittel. Zu deren Ankauf hatte ich mich mit unserem Capital» ans Land begeben, und wir hatten dein Ches-Agente» »»serer Faciorei, dem liebenswürdigen Herrn Trelin, unsere Wünsche milgethe lt: ein Dutzend Hühner, 25 Enten, 4 oder 5 Ziegen, Eier, so viel wie möglich und noch einiges Andere. Ei» N»s des Herrn T. brachie den Trommler zur Stelle, eine kurze Auizädlimg des Bcrlangien erfolgte, und alsbald setzte sich der schwarze Tambour aus die Holzplanken der das HouS umgebende» Veranda nieder, legte sein Instrument zwischen die Kniee und begann Irin Eoncert. Bald solglcn die Schläge in kurzen Zwischenpause», bald zwei Schläge link», zwei recht-; jetzt einer recht-, einer linke, jetzt einer rechts und dann drei links, lo klapperte er wohl eine Viertelstunde lang fort; die Handhabung geschah ganz Io, wie eS stc: uuü der Schläger der Kesselpauken macht. AIS er endlich die Tromm,l bei Seite legte, hörte ich bald daraus zn meinem Erstaunen auch öden aus bei» Uebcrbcrge Trommelschlag und bald sah ich einen Schwarzen vor seiner Hütte sitzen und mit dem Ernste eine- prcu- ßülbcn Garde-du-EorpS-Paukeiischtäger- sein Instrument bearbeiten. Mein nicht ganz ungeübte- musikalisches Gehör ließ mich bald einige vorhin gestörte Rhythmen erkennen, und aus eine bezügliche Frage e> stielt ich dann im nichtsnutzigsten Kru-Engliich, der alleinherrscheude, Verkehrssprache, etwa zur Antwort: „Weißer Mann da unten laßt trommeln, schwarzer Mann hier trommelt, schwarze Leute hören, bringen" (nämlich daS Gewünschte). Wir haben eS hier also mit einer ganz vorzüglich ausgebildclen Phono-Telegraphie zu thun, bei welcher die einzelnen Rhythmen, die jedesmalige, wechselnde Ver bindung kurzer und langer, hoher und tieser Töne oder Schläge riuzeluc Laute bedeuten, die dann zu Worte» und Sätzen verbunden werden; gerade wie bei uns ein geübter Telegraphist daS Klapper , n„, Apparat seines Nebenmannes versteht, ohne erst die aus bei» Papicrsirenc» der nächsten Station ansgedrüäte» Zeichen ablesen zu muss». Ich brauche wohl kaum erst h.iizujusügc», daß wir später am User unten die gewünschten Thiere u. s. w. in der verlangten Auzastl vorjauden. Am anderen Tage hatte ich Gelegenheit zu er fahre», daß nicht nur Käufe und Verkäuse, Stellengesuche und An- gebo:c und AehnlicheS aus diesem Wege zur allgemeinen Kenvtinß g,bracht werde», sondern daß auch der „Kameruner Staat-anzeigrr" aus diese störbare Methode verbreitet wird. Der King Bell fuhr aus seinem großen, wohl Kundert Fuß langen, buntbemalten Kriegs- »nd Staats-Kaiwe den Fluß hinaus und ließ von seinem Leib- Tambour die Nachricht vom Tode Kaiser Friedrich'» osficiell ver- kündigen. (Wiederholt.) Literatur. Kaiser Wilhelm und seine Zeit. Von Prof. vr. Bernhard Kn gl er. Reich illustrirl von den ersten deutschen Künstlern. Voll ständig i» ciwa 80 in rascher Folge erscheinende» Hesten zu 50 Lies. 1 und 2. BerlagSanstalt sür Kunst und Wissenschaft i» München (vorm. Fr. Bruckmann). — Wer Kaiser Wilhelm, der Gründer des deutschen Reiche- war, weiß Jedermann von der Höi, der Alpen bis z»m Meerksürande, aber eine genaue Kcantniß vom Lcstcusgaiige des großen HohenzollernkaiserS ist trotzdem mir bei sehr Wenigen zu finden. Wie die ersten beiden vorliegenden Lie fern »gen des Kiigler'schen PrachtwerleS bekunden, wird hier eni walircS Volksbuch geschaffen, welches in trefflicher mustcrgiltiger Er- zästliing und i» zahlreichen vorzüglichen Bildern von der Hand der besten Künstler, wie sie ja ei» Bleibtreu, Camphausen, Menzel. Tliiniiann, A. v. Werner u. a. m. sind, den großen Kaiser Wilhelm u»d seine Z.'il dcm deutschen Belke zn ew gem treuen Gebächtniß vorsührt. tV. » * * Lieder des Herzen» von Alfred Friedmann. Berlin, Roscnbaum L Hart. 1889. — „Mein Bestes Hab' ich hier gegeben, das Beste wünsch' ich Dil», dcr's Nimmt" sagt der Dichter in den Widmungszeilen an seine Freunde. Nun, dies gegebene „Beste" ist jedcnsalls durlst'chnittlich auch wirklich „Guter". Der Hauptsestlce i er Fried,»an,,',chcn Lyrik, daß man sich nämlich gar nicht selten des Eindruckes des Km silichcn. Gemachten in der Stimmung er- weher» kau», tritt i» dieser ncursten Sammlung in der erfreulich ste» Weise sehr in de» Hintergrund und ist nur in vereinzelte» Fällen bemerkbar. Viele Sachen sind in der Tdat prächtig. Welche Frische weht zum Beispicl auS dem Liede „Segcliahrt", Seite 78. Die „Lieder des Herzens" werden den Kreis der Freunde und Ver- ehr er der Friedmannhchcn Muse sicher vergrößern. VV. »rmäsclnilie. Löste tzu»IiMou. Grösste ^nszviilil. 12 kol6L88llL886 12, <1v8 Uai'!it08. X. Hst, Lvikvi'i. sluiMiiei vr«neeRAÄrei>1kbrik k. 8<Mrt. ^uxustu8p1atr 2. ^U§U8tU5p1al2 2. vro88LrtIse ^usutvllunx von voleuelilun^kvipHrn, nlu. Xrmum. Ami>6lIii'oiion ete. kiir elektrlsolie« Igelit, 6a8, Ktn'/en mul um. 6rö88ls unä Isi8tun§8taki§5te kadrik 8aek86N8 in äieLe? öraneke. VerLauk von LnäLsoden Orisinalbr'OQeeQ. llvrvorraKenäe Meuktziten in tixliriielivn 8ac;Ii6n. üovkvIvKLllte ketroleawlLwvev io eckten knsliiliruiiAell. 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