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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 25.12.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-12-25
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188812254
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18881225
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18881225
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1888
- Monat1888-12
- Tag1888-12-25
- Monat1888-12
- Jahr1888
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 25.12.1888
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Erste Geilage M Lchstger Tageblatt und Amciger. 3V0. Dienstag den 25. Deccmber 1888. 82. Jahrgang. - Weihnachten! Hril'ge Nacht l Wie strahlt beruiedrr Na« dem lichter Gnadenstern! Nah wird un» der Himmel wieder, Der uns wurde, ach, so fern. Golbue Engcltflügcl fächeln Saust hinweg der Erde Streit, Nnd eia lindersrohc« Lächeln Strahlt im Angesicht der Zeit. llad die kieke wandelt leise Durch die Nacht von Hau« zu Ha».. Löscht auf ihrer Pilgerreise Aller Zwietracht Flammen au». Und sie pflanzt, gleich einer Sag«, Dir in« Herz ein traute« Bild» Ei» Erdenken alter Lage, Ei» Erinnern, süß und mild. Nnd Du siehst Dich jauchzend wieder Lanzen um den Wcihnacht-baum, Hörst die alten Iugendlicder. Die verrauschten wie ein Traum. Wa» die Äugend Dir gesungen. War da« Glück, — bald schwand sein Licht, Um das Glück hast Du gerungen, Doch Du wurdest glücklich nicht. Denn der fromme -inderglaube. Der Dein sehnend Herz gedämpft. Ward so bald der Zeit zum Raube. Di« mit tausend Zweifeln kämpft. Herz, jetzt lockt der Friede wieder, Wa« Dich auch bedrängen will. Denn der Himmel schwebt hernieder Und er küßt die Erd« still. Und er will sich ihr vermählen Bei den Kerzen heil'ger Nacht. Will ihr lei« in'« Ohr erzähle.,. Wa« allein sie glücklich macht. Und er neigt sich zu der Erde, Spricht versöhnend, mild und weich: ».Wie ein Kind aus'S Neue werden Hhrer ist das Himmelreich!" O s» schwindet, stolze Geister Unsre« Leben», schwindet hin! Denn e« ist der Herr und Meister Heut' ein kindlich froher Sinn. Knieet wie die Hirten nieder Gläubig vor dem WeihnachlSstera» — Nah wird un» der Himmel wieder» Der uns wurde, ach, so fern! Hermann Pilz. Der Laub erring. Bon O. von Oberkamp. u«chdr»a Strll! HänSchen will vorlesen! — HSnSchen'S Publicum aber ist — außer Dir und mir — ein großer schwarzer Kater mit Namen Puck; «in kleine« Mädchen, da« bei dem Ruse „Gretchen" auf zierlichen Füßen herbeigetripppelt kommt, und eine schöne junge Frau, die Mutter HänSchen'S, deren Haar so goldig hell erglänzt, wie die goldenen Fäden, die die Königstöchter im Märchen einst gesponnen an schnurrender Spindel! Kater Zeige. ^^ . zeit zum Schwatzen bereite Zünglein mit dem rosigen Fingerlein im Zaume halten, die ichöne junge Frau lächelt, und Hänschen beginnt mit der Vorlesung auS dem großen Märchenbuch. „ES war aber einmal ein mächtiger König, König Salo mo« genannt, und der besaß einen Zauberring, rer machte ihm unterthan so Land als Leute. Und wo immer auch der Zauberring leuchten mochte, ra kehrte er Nacht in Tag und da wandelte er Weh und Wonne, und wer immer den Zauberring am Finger trug, der mußte unsehlbar zurück- ftnden da« verlorene Paradie«. Der Zauberrina Salomon'S aber war geschmiedet au« der Schönheit, der Hüte und der Weisheit de« großen König«. Diese goldenen Gaben und Tugenden umgürteten den König wie ein strahlender Zaubrrring, und gleich eine« rring auch nahmen sie die Herzen der Söhue und ter Zion'S gefangen. » bann aber kam eine Zeit, da ward der Sinn de« König« trübe, trüb auch ward der Ring — und über die Lippen Salomon'S, die einst so begeistert da« hohe Lied, daS Lied der Lieder gesungen, kamen jetzt nur «ehr die paar Sorte: ,F) Eitelkeit der Eitelkeit!" — Und von der Hand streift« der König den Ring — und schleuderte ihn hinaus und hinein in die Welt — und die ganze Welt. Alt und Äung. Groß und Klein, Männlein und Weiblein, lies »o» hinter vem kostbaren Kleinod drein» denn Jeder wollte den Ring besitzen, der den Besitzer iu« verlorene Parodie« zurückzusühren ver mochte." Ja e« wollte jeder den Ring besitzen, auch HänSchen und Gretchen; da« war selbstverständlich. Herrgott, war da» aber auch ei» Ring! — HänSchen ließ vor Erstaunen da« Märchenbuch fallen, ohne da« wunderbare Märlein zu Ende zu lesen, und Gretchen hatte wohl den Finger au« dem Mäulchen gezogen, aber da» Mäulchen zu schließen, da« balle sie vergessen, und bann, wie Kinder nun einmal sind, ging'» an «in Fragen ohne Env«. und über Frau Salome von Sontheim wurde ein verhör verhängt, als wäre sie die leibliche Urenkellocbter de« großen König« Gaiamon und al« wüßte sie genau Ausschluß zn geben über den ver bleib de« Zauderringe«. „Eie heißt Salome, wie der König geheißen bat. und ver laß Dich darauf, sie hat ihn geerbt", sagte Häutchen altklug. „Ja .. ja. sie trägt ihn am kleinen Frnarr", jubelte klein Erichen aus. Und nun verlegten sich die veida« Kinder aus« Bitten und Betteln, und sie baten so schön und sie baten so süß, bi« Frau Salome den Ring, dru sie am kleinen Finger trug, an Hänschen« Zeigefinger ikeckle. Aber siebe da. dem kleinen Mann erging'«, wie »« den großen Männern ergeht: da« Kleinod, da« errungen» schien mit dem Besitz an Drrtb sür ida verloren zu hobeu, »ad mit der SIrpfi«, di« seinem Geschlecht« eigen ist. frag er plötzlich: „Mutter, ist der Ring aber auch ein Ring, mit »«» »au iu« verlorene Parodie« sich zurücksinde» kauuV" - ' gesponnen an schnurrender Spindel! Doch — still — zum »weiten und letzten Mal. der Kat macht große Augen, Grctcben steckt den kleinen rosigen Zeig finaer m da« rothe Mäulchen, als wolle sie da« allzeit zu Zau Löch Ob Frau Salome von Sonthcim zu lächeln vermochte bei der Frage? Nein, sie klick!« sehr ernst und dann sagte sie: „Für die Menschheit giek! e» nur ein Paradies. mein Kind, ein einzige«, auS den« lein Colt und kein Unglück sic vertreiben kann! »nd die« Parodie« heißt die Erinnerung; der Ring, den ick Dir beule an den Finger gesteckt, ist »irr ein alltäglich, rin armselig Reislein. aber wart' eS ab, mein Knabe, von heute ab in zwanzig Äabren, da wird ter N>ug Zauberinacht »nd Zanberkrasi gewonnen haben n»V Alle«, wa» Du erlebt Hali in dem Zeitraum von zwei Jahrzehnte». Deine Kindheit. Deine Jugend, — die verlorene Liebe und da« verlorene Glück, da« wird sich wiLrr'piegeln in dem Goldglor«; dr» Ringe«, und wärst Du verloren in einer Wüste und wärst Tu verkommen in Noth und Elend, der Zauber ring an Deiner Hand, er wird Dich zurllcktragc» ins Paradies der Erinnerung — denn: Me Da auch vorwärts stürmst und vorwärts drängst. Vergangenheit — sest hält und treu sie Dein Erinnern; von Lonne«, die hiaadgesnnke > längü, WLr'« our ei» Strahl — er zittert fort l» Deinem Inner». Wen» auch da» Glück verweht, wenn auch der Lenz verging: Erimirrmig läßt Dich nicht; wenn alle- Dich verliest». Erinnerung ist wir ei» mäMl'grr Zauberring. Erinnerung erschließt verlor ne Paradiejel' — — — — Da» sprach Fra» Salome i» ,1: r cer W'h- inutb über ihren Knabe» gebeugt. — Und Hänschen ? — — E>. HänSchen wollte nicht zwanzig Äahre aus« ParabreS warten; Gott bewahre; und klein Crelchen natürlich noch weniger. Heimlich, ganz heimlich streiften die Kinder von da ab. täglich mit dem Zauberring nmgürtet, durch Feld und Flur, um kaS verlorene Paradie« zu suchen. Aber, — den kleine» Leuten erging'« just, wie e« den Großen ergeht. DaS Paradie« fanden sie nicht; dafür aber fand man sie eine» TageS verirrt im Walde, weinend und wehklagend, ebne Glück, ohne Stern, ohne Schuhe — und leider auch — ohne Ring; den Zauberring, der sie in» Paradies geleiten sollte, den hatten sie verloren. O Eitelkeit der Eitelkeit! Mancher Mond war*erblichen und manch' Äährlein war hinadgesunke» seit jenem ersten, große» Schmerz Häutchens und GretckenS. Aus HänSchca war HanS und au» Gretchen war Margarethe geworden. Und HanS wollte hinaus in die Welt, batte sich'« in den Kops gesetzt ein großer Maler zu werden. A», letzte» Abend aber unter», HoUuiivtrdujch. in dem die Nachtigall ihr Nest crbaut, da küßte er Margarethe auf den Mund und schwur ihr ewige Trruc. — Ändeß HanS von Sontheim'S Treue wurde nicht viel älter als vie de« Helden Sigurd in ter nordischen Sage. Held Sigurd liebte eine Maid mit Namen Brhnhilbur und er liebte sie heiß und er liebte sie lies; aber al« er dann hinau-gezogen war in die Fremde, zu Kampf und Abenteuer, da entgegen trat ihm Gnmbildur und die kre denzte ihm in goldener Schale de» Zaubertrank de» Ver gessen«. Und auch Han» von Sontyeim crekenzte weiße Hand den Kelch, aus Vesten Tiefe da« Bergesten rubt, und wenn er auch ausschrie. wie Sigurd ausgeschrien nach Haid« geleertem Becher: „Ich habe wa« verloren und 'S war mir lieb, in tiefstem Herzen lieb — O laßt mich'» suchen —" Er leerte den Kelch de« Taumel« ganz, und sinnlose« Ver gessen umfing ihn wie e« jenen Sigurd umsangrn. ES giebl aber ein Vergessen, das dauert Jahre und Jahr zehnte lang. Ei» Vergesse» nicht nur der Liebe und der Treue, sondern auch der Pflicht, ver Ehre und ves Gewissen«. Ein Vergesse», aus dem man endlich auswacht: — müde, alt, elend und gebrochen, um ouSzurufen, wie jener große König auSrief. al» auch er erwachte au« wüstem Taumel tranm. O Eitelkeit der Eitelkeit! ^ ^ Still — nur still! — Da« Atelier stebl ojse», und die schlanke Mcitchengrstalt, die jetzt auf der Schwelle erscheint, nimmt ibr Kleid auf, »m kein Geräusch zu mache». Also da» ist Er?I Mein Gott... mein Gott... wa« haben die Jahre au« ihm gemacht! Sie kann ihn sehen, ge nau sehe». Er sitzt vor der Staffel«, ein Skizzenbuch auf den Knien. Seine Haltung ist gebeugt, sein Prosit ist hager und sein Haar ist ergraut. Allerbarmer dort oben, giebt e< denn keine» Zauber ... keinen aus der weiten Wett, der da« dunkle I-tzt wieder in da« lichte Einst verwandeln, der den gebrochene» Man» dort wieder zurück zu sübren vermag, zurück in da« Eden der Kindheit und der Äugend! Doch — vielleicht. DaS W«b aus der Schwelle streift vom kleinen Finzer der rechten Hand eine» Rmg. Wa« will sie mit de», armseligen Reis, sür den ihr ein Trödler keinen rothe» Heller mehr kielen würde; glaubt sie, baß der balbverrostete Reis ei»^ Wunder zu thun vermag an dem Verlorenen dort? Wer vermag es zu sagen — Niemand, vielleicht sie selber nicht — sie stebt jetzt dinier dem Maler, der zerstreut aus halbvrrwischle Skizzen niederstarrt. Aber da, wa« ist La«? — Auf da« weiße Ski,zenblatt herab gleitet ein R»g — der Träumer lveirdet sich nicht; er sitzt noch immer geistesabwesend; wie in tiefe« Sinne» ver loren; aber gleichviel, ob geistesabwesend oder nicht, sein Auge fällt auf den alten Reis, e« muß daraus fallen. Und seltsam! Leuchtet der alte Reis so wunderbar hinein in die Seele de» Träumer«, oder ist'« die durch den Ring geweckte Erimicrung. die endlich da« Dunkel scheucht: von Sonne», die hroobgelauken längst kär'S »ne rin Strahl — er zittert kort in Deinem Inner» — Ja ... ja — so ist'«. Er bört di« Worte von Neuem erklingen, er sieht da« holde Schattenbild der Mutter wieder Lebe, gewinnen. Und wunderbar, der eine Strahl wächst ,ad steigt und flammt immer höher und höher aus am Horizont seine« Innern. — Gretchen — klein Gleichen, da ist ne wieder und sie jauchzte ibm entgegen — und dann Hand in Hand, zwei selige Kinder, wandeln sie durch Flur und Feld, um heimlich, gnnz heimlich da« verloren« Paravie- zu suchen. Gott, o Gott — da» Paradie«! An der Seite Marga rethen«, — hätte er e« vielleicht gesunden, da« Paradie«. Abn zn spät ... zu spät! Da« versank»«« Glück winkt ihm vergeben« mit weißer nv. und erste Liebe lächelt ihn nmsons. an, au« «reuen uaen Da« Alle« ist verwebt, verrauscht, versunken! Wirklich Versunken? lAbrr der Ring, woher kommt ihm ver? — Und der R „g ist Wirklichkeit, er hält ihn. er fühlt ihn — und sich plötzlich jäh nmwendenb mit dem Ruse: „Margarethe — Margarethe — Du ... D,!?" liegt er mit «wem Mal vor der schlanke» Mädchearrscheiaung aus den Kme». Und die Erscheinung zerfließt «icht — leis« über dem Niedrrgrsunkenen flüstert sie: „Ja ich, Han«, ich!" „Dn . . Du . . . mein Gott. Du . . ruft er außer sich. ..U"° der Ring?" »Ich ^and jhn im Walde, Ha«», drei Tage find'» her. Wehmüthig, düster, — Hoffnung«!»« hat er'« vor sich hin« gemurmelt aber da ist es da- Leuchten de» R n zeS, oder ist c) da» Leuchte» in Margarethen'- Augen, da« deu erlösche» wollenden Slrabl der Hoffnung in der Seele de« Manne« wieder entzündet? Genug — wie dem auch sei. Er springt aus, und ver jüngt. verklärt, in die jubelnde» Worte bricht er au«: „Dir paßt der Ring der verlorene, wiedergesundene Zauberring. Margarethe! Willst Du nun die Führcrin sei»? Willst Lu de» B.rirrlen. dru Verlorenen leiten, und wollen wir'« Hand in Hand noch einmal versuchen, ob wir im Be sitze de« Zauberringe« e« nicht dennoch wiederfinden — da« verloren« Paradie«?!" .Wir wollen!" Mebr vermag sie nicht zu sagen, denn in der nächsten Sccunde halte» sie seine Arme nmsangeii und in Tbräne» ausgelöst liegt sie an seiucr Brust. Wenn nun in Anknüpfung an einen Fall, wo die Alllitairischks. * Berlin. 22. Dccember. Der Umstand, daß um d esc ÄahreSzeit militai rische Uebuugcn in größerem Maß stabe vorgenommen werden, hat hier vielfach überrascht, da di« bezüglichen Anordnungen früher »ie erfolgt waren. E« 'andelt sich bekanntlich ni» die Anwendung de« neuen pereir-NeglementS und um Schießversuche. Nach beiden Richtungen hin widmet der Kaiser den angeordn ten Hebungen die lebhafteste Aufmerksamkeit, und e« verlautet, daß die angestellte» Versuche nach jeder Richtung hin sich der besondere» Zufriedenheit de« Kaisers zu erfreuen hatten. .. * Ucber eine Soldatenfpielerei schreibt man der „Frankfurter Zeitung" unter dem IS. Deccmber au« London: Di: „Times" stimmt eine rührende Wehklage vaiüber an, baß Krieg-minister Slauhope die „Honourabie Artillcrh Eompa»y"'ousgelöst hat. Gestern Abend um ö Nbr wurden von Artilleristen bei reguläre« Armee die Geschütze dies:« Regim:»«- a»S dem Depot in FmSbury abgeholt und nach Woolwick gedrachi und heute melden die Tagesblälter. daß am seiden Tige der Gcneralcopitain, der Prinz von Wales (Feldmarschall), der Oberst, der Herzog von Porlland, uud der Adiuiaiii Boriou ihre Stellen tn dem delress-ndkn Coip- nieder! gen. DaS hat in der Eilt, lange Gesichter obgesetzi. Die Artillerie-GeOllichast ist eine der flotteste» Zünfte, die unter de», Vorwand militai: iichen Eifer- ihre reichen Enikniisie in Picknicks und Banket« verschleudert. Sie soll tn« graue Mnielaller zuruckreichco, Ihaliächlich ,» >edoch ihre Geschichte etwa 3L0 Jahre alt. und in unserem durch strammr» Militari-muS aus gezeichneten Jahrhundert «aln» sich diele Cily-Artillerie, von der mehr Lhanipagnerpfropsen o!S Kanonenkugeln abgeseuert wurde», al- ein arger Anachronismus, al« eine lächerliche Krihwinkelei au«. Dem KiiegS-riinisiee war sie schon längst ein Dorn im Auge. Im letzten Sommer argaorsirten diese flotte» Eity- Artilleristen eine gemüthlickr Spritzfahrt und sraternii'irten »nt ähnlichkil LorpS >» Amerika: aus Kosten der lSeiellichast bc- glelte'ete diele Expedition ein Agent de« „Bureau Neutcr", der die endlose» F>st>elage in Telegramme» schildern mußte. Den Leuten zu Hause wässert» der Mund ob den glänzende» Helsen, tliate» der englüchcn Artilleristen, die sich im Essen und Trinken mit Bruder Jonathan maßen. Der Krieg-miuister Stanhope und mehr noch die Mililairdehörbeu l'äiiistrllea darüber dre Köpfe. Sie waren gerade damii beschästiat, d,n vielgerül mlcn Plo» auS.ru- orbeileu, welcher die englischen Freiwilligen der regelwäb'gen Armee »inverleibte und sür de» Kriegesall dem Krieg-minister daS Reckt gab. die BotuuteerS zur LandeSverlheidigung auizuoieten Die 8<X) Eity-Artilleristen sollten deu Freiwillige,, einverte bt, oder weuigste»- mit ihnen aus die gleiche Stuse gestellt werden. DaS paßte jedoch diese, reiche, Ehampagnerheldcn nickt in den Kram, mit deu Lolunteer-, über bereu schädige Röckle u sich die ümbersrauen in den Parks lustig machen, in denlelbe» Kord geworfen zu werde». Sie behauptete», sie seien etwa- ganz Aparte«, daß ma» ihnen miudtsteuS dir Ehre einer beionderrn Parlamenl-ocl: zuqesteheo müsse und al- da- Krieg-amt sogar au da- Lorp- die Zumuihung stellte. SOO Lftr. jährlich zur Bezahlung dr- Adjuiaalcu aud sonstiger Unkosten zu steuern, gab eS einen „Ansrndr' »» Haupiquartier der modernen Krähwinkler; sie verweigrrtrn die Zahlung — und der Krieg-minisier, dem dieser Anlaß ganz willkommen kam, ließ ihnen ihr Spielzeug, hie schönen Kanonen, wcgnedmrn. Die Gewehre — denn da- Lorp« zähste sechs Compagnien Füsiliere, welche allein dnj öi.chi halte», mtt ausgepstauzten, Bajoi»>t durch die Straßen London- zu marschirea — siad iu» Tower obgcliesert worden. Jur Suellfragk. Jüngst hat ein Zweikamps mit tödtlichem AuS anae die Be rli ner Studentenschaft und auch weitere reise in Betrüb»,iß versetzt. Sicherlich ist e« nur lebhaft zu beklagen (so führt die „Norddeutsche Allgemeine Zeitung" auS), wenn ein Menschenleben, da» der Allge- meinheit Nutze» zu bringen versprach, aus diese Weise er löschen muß'e. aber c« ist auch bedauerlich, wenn an einen solchen, da« Mitgefühl lcbbast erregenden Fall in der Presse Erörterungen geknüpft werden, die am Ende auf nicht« weiter hinauSlauscn, al« auf eine agitatorische Vcrwerthunz eine« traurigen Ereignisse«. Namentlich aus freisinniger Seite wird Gelegenheit genommen, die Duellsrage an sich unter die Beleuchtung de« spcciellc» Falles zu stellen; ;cne Blätter erwägen dabei nicht, daß gerade durch solche Auseinandersetzungen der bekämpften Neigung selber Vorschub geleistet wird. Dabei fehlt e« natürlich nickt o» Angriffe» gegen die Regierung. Die Weser-Zeitung" unterstellt, daß dieselbe vie Durchsetzung der Studentenschaft mit den politischen Gegensätzen de« Tage« fördere, und wa« dergleichen mehr ist. Bor allen Dingen fordert man aus jener Seile eine strengere Bestrafung de« Zweikampfe» mit tödtlichen Waste» und erinnert an den Antrag Reichensperger vom Jahre >886, der da« sogenannte amerikanische Duell mit 5—>0 Jahren Zuchtball« geahndet wissen wollte. Diese verdammeuSivcrthe Form de« Duell« scheint indessen in Deutschland, da sie unserem BolkScharaktcr in keiner Weis« entspricht, vollkommen obgekommen zu sein, so daß eine Erörterung de« Duellwesen« sich lediglich mit den üblichen Formen de« Zweikampfe« befasse» kann. Der äußerste Standpuurt in diesem Falle wünscht schon daß auch die „Mensur" mit einer, ibre Abhaltung un möglich machenden Strafe belegt werde. Der Erfolg würde aber vora»«sichtlich der sein, daß an Stelle de« geregelten Messen» der Kräfte in den Kreisen unserer stubirenden Jugend die Straße der Kampfplatz und der Stock die Waffe werden würde, ein Zustand, der >n sittlicher Beziehung zu ernsten Bedenken Veranlassung geben würde. Daß e« bei vem Zusammenleben so vieler junger Leute, dir nn Verkehr au emauder angewiesen uud doch von Gegensätzen mannig. sachrr Art beherrscht find, bi-weileu abrr auch zu wirklich ernste», die Ehre angrrifenben Auseinandersetzungen kommen kanu, liegt aus der Hand, ebenso daß e« immer einzelne Studenten geben wird, die in einem Zweikamps nicht da» Mittel zum Zweck sondern den Zweck selbst sehen. Daß dadurch Zwei, kämpi« mit gefährlichen Waste» bervorgrrusen werden müssen unterliegt keinem Zweifel, aber e« muß entschieden bestritten werben, daß außerh.iib de» Wesen« der Stutentenschast liegend« Gründe i» nennenswerther Weis« Evufiicle eriegen. Die meisten ernsten Zweikämpfe find Autflüste eine« Kampse« einzelner Verbindungen untereinander; der nicht al« genügend befundene Ausfall einer Mensnr ist öfter di« Ursache erne- Pistnlendurll«, al« in die Oestentlichkrit »ringt. Solch« Eon- flirl« aber, wenn sie auch bekannt «erde« und «ine« tranrigra AuSgang nehme», errege» nicht ta« Interest« der oppositionellen Press«, weil da beim beste» Willen keiu politijche« Moment dt di« Augelegenheit h,an»gebracht werde» kann, «nd «an Hilst sich daun mit den hergebrachte» Redensarten über dir - . , Walde. Ha .Du fandest ihn! . . Ja. Du mußtest ihn finden . . . ^ , Aber warum brachtest Du mir ih» — warum? — Sikh hrr I Sache hinweg, ohne di« Nolhwendigkeit «»er Resorm^de« er «tzfll »zjr »icht «ehr pastrul" - ^ - «Gkaf^fetzbuch« p, bet»»«,. s >u»a an einen Fall, wo die Ursack de« tragisch au-gegangcne» Zweikampfes nicht allein in tc > studentischen Verhältnissen liegt, die freisinnige Presse Von einem fatsche» Geiste redet, der die Studentenschaft beherrsche, wenn sie also in der Frage selbst Partei nimmt, so kann der schließlich? Erfolg nur in einer größeren Verbitterung inner bald der Studentenschaft bestehen, welche zu milder» das Bestreben der Behörden svwol'l al« auch anderer einsichligc Kreise ist und sein muß. Der Abgeordnete Rcichenspcrse. bat leinen Antrag gegen daS Duell, da« von der katholisch Kirche bekanntlich al« ichwere Sünde betrachtet wird, an- rel giösen Gründen gestellt; daß diese bei der freisinnige:, Agilatie. gegen den Zweikamps de» Ausschlag gebe», w rd Nicma». behaupten wollen. Dadurch richtet sich aber dieses Vorgeb von selbst; jene Partei ka»» eben keine und noch so geartt: Geleaenbeil vorübergeben lasten, au« der sie für ihre Zwcch Capital schlage» z» können glaubt; dabei ist bemerken»»» r : , daß die „Weser-Zeitung", welche jene Bclrachluugen anstclll. anerkenne» muß. daß e« Schwierigkeiten baden würde, den Zweikamps im Osslciercorp» zu beseitige»; diese Frag: liegt jetzt eben nicht im Interesse der freisinnigen Ag tat o Verein für Lr-kun-e. Ja der am Ll. Deceiubcr obgehaltene» wisscuschastlichen Sitzung legt: der Vorsitzende. Herr Pros. ttr. Ratze!, die für K Biblivibek de- Ber.iuS eingegauginen Geschenke vor Me per' Reiiedüch-'r von der Türkei und Griechenland (ttjeW »n Egiivieii. Palästina und Syrien (1889! vom Bibliographisch » Institut; Prof. W. Marshall: Die Ticssee und ihr Led (t888s und ttr. O. Finich: Samoa ja hrten, Reisen in Ka Will elmStand und EngliiM-Neuguiuea ja den Jahre» >384 uad l! 3 > an Bord de- deuische» DampserS „Samoa" (1383) von der Hu: ' che:! -Verlag-Handlung; Zum Schnee doni des tl i 11 ma n dscha: , 40 Phoiogrophie» mtt Texi rou Herru Ist. Hans Meyer: p-oolau unä mininn iacko-tr/ ok l.oailrill, , i»ur:>,io, »ii! Ai'a lWashinaio» 1386) voa der v. 3d. ^eolojrienl kurraz': ebtla» -I l» repstblioa ^rg;«0tlna, p»I>lieräe> par ei iu-litiito ue»kräti »rpevtino (8 ono« Aires 1838); etiarts ok tke l>»5 atDouxal an-l aäjsaent «e» nortb ok rbe «oualor, sdenine tbe »peeili «ravitx, temporatur« »oll curreors ol tke sea norstic« vom äleteor»- loLieal lleimrtineot ok tt>« s-vvvroriiend os lulli». Herr Pros. vr. Ratzel gab einige Erläulerungea za dea »eilest n Nachr-chlc» über Emin Pascha. Herr Karlograph Ovitz legt- seine mit l)r. PolakowSkh bcarbeitcle Lupa llv la repüblicu lle tttiile l : 2 bOOlXXI vor, die sür die AuSwaiideruagSageuIuren bestimmt ist. Herr Or. Burgkhardt au- Leipzig sprach über die Höhen- erbreitnng der Bevölkerung >m Erzgebirge. Di-Volk dickiigkcit ist da» Product der verschiedensten, ties in da- Wohl d,r Mcnichen cing ritenden Vorgänge und Zustande, in ihr spiegcui s,ck die sociale» Verhältnisse eines Volkes ab, und sie ist daher auch ci Thenn von uiir:stl üpiuch-r Fülle. Bei der Darstellung derselben eS üblich, die Dichtigkeit der - ewohner von Stoateigebilden zn b rechne» ohne Rücksicht ans Vodeniorm und Bodeiibedeckung. Zweck entsprechender ist aber, die BolkSdichie > solcher von der Notar selig, »-gegrenzter Gebiete, wie z. B. die Gebirge eS sind, zu bestimmen, da die Besiedelung je noch der Höhenlage seiner Tlirile eine se. r verschiedene ist, jedoch immer eine solche, die von unten nach ob,.: geringer wird. Diese Abnahme vom Fuße des Gebirgö bl- zu seinem Kamm giebl also eine Abgrenzung von DiLligkeitSgruppen an die Hand, da- sind die Höbeostiiien, welche von den Isohypsen begrenzt Weeden, sür welche sich Abstände von 100 w am meisten empfehle». Mit Zuhilienotime der Oromelr.c wird euch der Flächeninhalt der einzelnen Hühenschichlen zwüch-n bestimmten Isobypjca geiundea, deren absolute und relative Bevölkerung dar»., gesucht werden kann. Diele- Verfahren wurde angewandt, um die Bevölkerung de« Erz gebirges noch der Höh: ihrer Wohnorle aus Hühenschichten zu ve> «heilen, weil diese- Gebirge allgemein als da- stälkstbevölkerte an- gesehen wird. Im All iemeiuen ergaben die Nateriuchangen. daß aas der Raid- Westseite das Areal von -100—bOO m MeereShöhc das ausgedehntest, ist und 2ü Proc. der ganzen Gebirgsseite umfaßt, und daß die weiter ausiieigenden Zone» >n> Lerhälimß von b. 4. 3. L, 1 ab»ehn: ,. Steigen wir über den Kamm hinweg, so gelangen wir aus die südöst liche Seite de« Gebirges, die sich zur nordwestlichen hinsichtlich de Flächeiirauinc- wie 1:3,d verhält und in Folge dessen ans deu einzelne.! vödenftusen eia viel geringere- Areal hat. Dieser Kamm von 844 m mittlerer Höhe hat d:e Bewohner der beiden GebirgSseite keinr-weqs getrennt oder an-einonder gehalten. Zwischen denselben besteh« vielmehr ein lebhoster Verkehr, c- sübre» mehrere Eisen bahnen über da- Gebirge hinweg, und dasselbe ist bi« aus seine höchste» Theile mit Wo.nplätzeu bedeckt. Aus die ihrem Flächeninhalt nach bekannte» Höhenstliseo wurde nu» die Bivölkenriig des Erzgebirges vertbeilt und vorzugsweise d Bevölkeruiigsdichligkeit derselben untersucht. Die vbioluteri Zahlen werden nach der Höhe kleiner werden, weil die bewohnbaren Räum- nach oben abnehmeii. Die andern Einflüsse, die sich aus die Be siebtlong geltend machen, wie diejenige» der klimatischen Verbältaiisr. drr mit der Höhe zunehmenden Wasserarm»«!, und Unsruchidorlci! des Boden-, der au«gedehnten Waldstreckea u. o. können uur durch Ermittelung der relativen Beoölkerung und der Dickte der Wohn- plätzc i» de» verschiedene» Hvhenzonen au-gedrückt werden. Im ganzen Erzgebirge wohnen 1332 9Ä Menschen. Die Z .b! der Bewohner aus drr Höhenstuse von 2«!0—300 w ist nur ticm (4 Pro«.) und beschränkt sich auf einige allerdings stark bevölkerte Flußthäler. Dir größte Zadl der Menlchen wohnt zwischen 300 b s 400 ui, nämlich 38 Proc. oller Gebirg-bcwobnkr. Von da an nehme» die Zahlen nach obenhio in einer gewissen Regelmäßigke l ab, weiche durch da- Uebergewicht uud de» »ivclllreiiden Einfluß Le: saasl absalleaden Norowestseite hervorgebrachi wird, >m Gegensatz zu der stellen, in ihrer B-siedelung osl «in sehr regellose- Bild dar stellende» Südostseite. Ein relativ geringer Unterschied besteh! zwischen den Höhenzoneri von bOO—600 m. wo 13 Proc.. uud 60i> bi- 700 m, wo nur 10 Proc. wohnen. Der Grund lieg» darin, da» in der Höhe voa 600 w noch eine Stadt vou >3 800 Einwohner»:, Annoberg, gesunden wird. Der Einfluß derselben macht sich in allen Zahlenreihen geltend, denn diele Stadt nimmt ihrer Höhe, Lage »nd Größe noch eine eigenartige Stellung nicht our iu Sachse», sondern eigentlich iu der ganzen Welt ei». Ein großer «Sprung ist zwischen der 7. und 8. HSHenstuse (800 bi- SOO und 900—I000 u>) z» verzeichnen, denn mit 900 m si::l: die Bevölkern»» cus de» vierten Thell von derjenigen der verher gehenden Stufe herab, von 2 Procent aus 0.» Proeeot. Auch da? ist leicht erklärlich, da mtt 900 m der Kamm des Gebirge) über schritten ist und dann die zusomnienhüngeaden bcsiedclungSsäh , n Flächen sehr zusonmieaichmelzen und viele Hübe-inseli, zuin Var ichein kommen. Die Zahl der Menschen jenseits der mittlere» Kommhöhc beträgt 23 608 oder >.77 Procerl aller GebirgS! ewobn-r und die der Orischasea 40 oder 8,3 Proeent aller Wohnplätze. Die letzte und höchste geschloffene Orlschalt de« Erzgebirge« liegt zwischen >000 und NOO m und ist mrrkwurdiqcr Weise eine Stadt, das böhmische GoiteSgab mit >2Zä Einwohner». Zu ihr kommt uock aui derselben Siusc ein einzelnes „Neue« Haus" (1030 m) am Fichtelberg mit 6 BetiHhacra, und diese« ist Sachsen- höä ster be wohnter Pniier. Auch die nächste, also überhanpt die vorletzte Höhenichicht de) Gebirge« (1100—>200 w> ist noch dauernd dewobnl. Am Keilberg findet mau in einer Höhe vou >>b4 w, die Sonuenwirbelhäuser, welcke oliv di» höchsten immer b-wohnten menschiichen Wohnstätte:, de» ErzqediigkS sind (znm vergleich. Brock „Hotel im harz li4.'»>. große Wiisriidoud« 1423 m. Sa. Mario am Ststfser Joch 2Ä3-» ist die höchste dauernd rewo ate Stelle. Oblervot-on-hau« am Soo>.- blick in de» Tonern 309ö w). Einen veiirag zu den kt-mot,scheu Bei bältuiffen und damit zur Schwierigkeit der Leden-verhältniffe dieser Gegend liefert di« Phänologie der Psion,enweli. In Oberwiesen ihnl tritt dir Blülhezr-t der Pflanzen im Durch chnttt 2i> Tn ;e, r > Ingel bei Iodannqeorgenstadt an) auch in Kupf-rbrrg 30 Ta e Iväier all t» Leipzig eia. Neben der Zabl der Mensche», di« da« (j> duege bemohnen. ist anch die Zahl d>: Ocijchalllu d<»elbci>, so wie sic aus dir einzelNr» Höuenschichien vcrihcllt siad, beftiaimi worden (1043 Dörfer uud 166 Städte) Aas der 300—400 w-Stuse liegt »ich« die Mehrzahl, »eil dieselbe ans der Südostime sehr schmal ist, doch sind boennter di« meiste, Siädte nnd großen Dörfer (über 2000 Ew h während »ns der nächsthöhere» Stnse (400—üOOm) bet mehr Bewohnern ' ' ^ M'L'hll ' Städte gesundrn werden. ui»»» der LtzDl
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