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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 03.09.1889
- Erscheinungsdatum
- 1889-09-03
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188909039
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18890903
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18890903
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1889
- Monat1889-09
- Tag1889-09-03
- Monat1889-09
- Jahr1889
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 03.09.1889
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S4S1 «ch Vor»« »»« »eschloW, «<»«« Kr»» »ringen vou Täcksen dir Vrqtn» dieser Bewegung »ach Maßgabe leiuer Na»rnrkmua»»a Im Felde überlaffr». Mn eioer der oberste» deutschen Heere-Ieituug congenialea Sicher. h«t und Neitt de« Blicke« uad schaeivigster Schnelligkeit vollzieht nun Klonprinz Nidert die dem gerade vorhäagnlßvollen Bewegungen, iobald er am «. August drl voutzier« uud Grandpr« die erst« Fühlung mit dem Feind« gewonnen hat. E» ist sicher: dieser hat, trotz leine« dreitägigen Vorsprung« vor de» denischeu Heere», die Mau- »och nicht erreicht, «o nimm» denn unser lkronpriuz am 27. die Maas- Übergänge voa Dun bi« Tieuay in Besitz. Weit nordwärts erst bei Aouzoa u»d uuterdalb dieser Stad! gelingt einigen französischen HeareStheileu der Uebergoag über di« Maas uad der Boimarich »ach Eartgna». Aber die »achsolgenden iverdeu am 29. bei Noaar» sestgehaltea und in Gesechte verwickelt, welche ihre Be- wegu'gen hemmen. Rach ermüdendem Nnchtniarsch wird dann daS iünite fronjäsische Lorp« tu seinem Laaer bei Beaumoat unter Oberleitung der sächsischea Prinzen überfallen und nach verlustreicher Schiacht out Mouzon zarückgeworse». Die zur Aufnahme der qe- schiageae, Truppen herdetetieuden Theile de- nördlichen französtlchen Flügels werdrn ia diese Niederlage mit hineingezogen, während die Lrttl« Armee unter Führung de- deutschen Kronprinzen da- sran. jösische siebente LorvS in nachtheiligeu Linzelgefechten au unterhalb gelegene Mao-Übergänge zurückdrängt. Im Bewub'.ieiu der Unmö tlichkeit, sein lies erschütterte- Heer sogleich noch Metz »u führe», eilt der französische F-ldherr mit dem- setbea »och iu der solgenden Nacht t» die Geicnd von Sedan. Auch die bereu- »ach Lartgnau über die Maas gelangten Truppen de- General- Ducrot müsieu am 31. August sich auf dem westiichca User der Aivonne gegen Sedan zum Maischall zuriickweiiden. Hier sperrt ihm die MaaSarmee, die am nämliche» Doge an beide» LhierS» Usern bi« zur belgischen Grenze sich ausslellt, jeden Durchbruch nach Osten, die Bayer» deu Süden. In Eilmärschen ist der Krrmpriuz von Preußen inzwischen weit voa Südwester« der an die Maas herangezogen und hat cm 31. August den eisernen Ring um Sedan von Südwesten bei Rcinilly bis wrstlich von Douchery geschlossen. Und in der Nacht zum I. September rücken seine unermüdlichen Streiter auch nord westlich von Sedan aus, um den Feind von der belgischen Grenze abzuschnetden. Die g oge EuischciduugSfchlacht kann beginnen! Wahrend wir so die deuticheu Heere und ihre Führer eine der denkbar schwierigsten Ausgaben, welche di« Kriegsgeschichte kennt, mit hingebender Pflirvtelsüllung lösen sehen, — ein Geist, ein Wille, eiue Thals — bietet die französisch« Heere-leltunn schon während de- Anmärsche« gegen die Maa- -in unersrenlicheS BegcnbilS. Aber- malS erst ckt aus Vielem Wege da- politisch« Zwang-qeaol aus Paris jede bessere militairisch- Ansicht de« Marichall». Schon bat er den Besetz! zur nordivesilich-n Rückkehr nach Meziäccs gegeben, als neue Befehle au» Paris den Bormarsch auf Metz immer bestimi»:er und driugender fordern. Und «dermal- fügt sich der Marichall — zu seiner Kaiser« und H-ere- Verderbe» I Aber auch in den l-tzten Siunden der Entscheidnag kommt >n setaem beklommene» Herzen kme befreiende That aus. Die Armee verharrt trotz der rmmer drohender zu Tage treleadea deutschen Ungr>ff-eatwickelung am 31. August unthätig in deu Ttellungeu um Sedan. Dl« letzten und- baren Stunden verstreichen in, Zandern und anscheinender Selbst täuschung über dir verzweifelte Lage. Für da» 1. Septemtzer noch wird iu Sedan der Tagesbefehl art-gegeben »Heute Rahe lÜr die ganze Armee" — so wenig traut man den durch zehntägige ni>. gedeure Märsche, zwei Sch achten uad zahllose Gefechte erschövsten D,«Ischen zu, daß sie am 1. September schon a,«greise» könnten. Aber nun beginnt schon in den erste» Morgenstunden dieses großen Tage« früh um - llbr bel Bazerlle- die Riesenschsacht. Ein Geist, «in Wille, ein» That beseelt auch jetzt alle deutschen Führer und Streiter. Alle Stämme, alle Lorp«, olle Waffen- aatiungeu reichen sich brüderlich die Haud zu einem Ziel: Der Beiiiichtuug de» Feinde«. Keiner achtet Tod und Wunden, Hunger, Durst und Erschöpfung, „Vorwärts, Vorwärts!" ist da- letzte Work an dir Kameraden, mit dem Generale, Osficlere uad Soldaien in de» Heldentod sinken. Stunde um Stunde schreiten die deutschen Hrere über die Leiber ih urer Gefallener enger heran an die de- drängte V'st', von allen Seiten. Hau- um Hau-. Dors um Dorf, Pfe «st seine« »rbfriub »»«glich. Liu« Inschrift über dem Festung»-1 Alles" gesungen, voa den beiden CommerSliederu erwies sich Tdor vou Seda» erinnerte unsere Oificier« daran. Dort stand: I das erste, von E. G. Arnold gedichtete war siebzig, so „ltzi »äguil Dureovs" — Hier ward Turenue geboren — der vor-1 -ur Ernlczetl" al» von hoher patriotischer Begeisterung Uldherr Ludwig'« de« Vierzehnten, drisea Lieben-würdig. I fragen. während das zweite, mehr humoristisch gehaltene -^'uuzrhn Jahre sind verklungen", weiche« in kurzen Zügen Psalz au,« Entsetzlichste zu verwüsten. Auch d.rse alte ReLuun^mußte s ^i« ^'eianisie der beide» lebten Jabrreknte vvrfl wehr der Frnnzosrn, in deutsche Hand. Kerne Äuiopftruiig Hilst den Franzosen mehr. Nutzlos staken ihre Reitermaffen bei Flomg in de» Tod, nutzlos führt General Wimpffen eruize Lnusend der Mutbigste» noch am Spätnachmittag zum Swr« aus Balan. Fast allein muß er hinter die FestungSwälle zurücktveichen. Auch ia diesen Stunden der entscheidende» Schlacht schwankt im sranzöstschea Heerlager der höchste lenkende Wille Schon gegen sech« Lhr Morgen- ist Marschall Mac Mahoa durch eiue sächsische Granate schwer verwundet worden. Sei» Nachsvlger General Ducrot hält de» Durchbruch nach Osten für anmiqltch »ad will nach MeziSre«, oder schlimmste» Falls nach Belgien, «atkommen. Aber nun bean- wrackt General Wimpffen aus Grund eiuer geheimen Pariser Vollmacht uad aiS älterer General deu Oberbesehl uad per- iuwt d-n vergeblichen Durchbruch nach Osten durch der rechte» Flügel de« deutschen Heeres. SIS der Abend über die un selige Stadt und Armee kerrtabricht, starre» alle Höhen von deutschen Geschützen, in die Stadt schmettern die deutschen Granaten, aus engstem Raume drängen sich über ochtzigtauscnd »er- zwe leite und geschlagene Krieger, vierzehntausend Verwundete er- füllen mit ihren Klagen die Luft — e» ist Alle- »u Ende, e« glebt nur einen AuSwe>, die Unterweisung, die Sefaugenschast, die Uebergabe der Festung — sonst ist morgen beim Frührolh, wenn die deutschen Beschütz« von Neuem dounern, ganz Sedan ein Brand- und Trümmerhause, Alle-, war darin lebt, tobt und zerschmettert I So vollzieht sich denn da- Berbäagniß. Der Kaiser uad die ganze Armee ergicbt sich kr,eg«gesangeu. 124000 Man» hat die Schlacht und Lapitulation von Sedan deu Franzosen gekostet, über VS" Geschütze und di« Festung selbst. Aber diese großen Erfolge sind es nicht alleiu, die uns berechtigen, Sedan de» größte» uad «urscheideudstea Steg de- ganzen Kriege« zu neunen. Deaa mit diesem Siege war nicht bis« da« Schicksal der letzten seldtüchtigeu Ar,nee de« Kaiserreich» Frankreich Gesiegelt, auch da« Schicksal voa Metz. Hunger, Kraukheit uad Ent behrung mußte di« dort e,»geschlossenen 200000 Franzosen zur Ergebung zwinge», nachdem da« einzig« sranzSfische Heer, daS ihnen Ersatz briugeu konnte, bei Sedan der deutschen lleberlegenheit »er- falle» und vernichtet war. Und immer uoch «ehr als daS! Der Krieg selbst war mit Veda» scho» entschiede» — so lange er von eiaer erhitzten »ad verblendet eitel» Nation auch uoch fortgesetzt werden fallt« l Heber ieiue» endliche» AuSgaua kvuute nach dem Tage vvu Sedan für Niemauden ein Zweifel mehr sein! Noch wett höher aber, al- diese gewaltinen Erfolge der «inen Schlacht, de« einen Siege« für den ganzen Krieg, erhebt unser deiiische« Herz der Gebaut; au die nationale Bedeutung dieses Tage«. Wie et» Gottesgericht bat dieser Lag eatschtedea zwischen unserer Vach« »ud der Fraukreith-. Sech« Nochen waren erst ver- gange», seitdem Frankreich — der Kaiser gedrängt durch ein ganze« überaiüthige- and sliedhässtge- Volk — Deutschs«»» au« frevlem Borwand de« Krieg erklärt hatte. Gauz Paris, gaaz Frankreich durcktönze nur der Nus ä Serital Die alte» frechen Gelüste uoch der Rheingrenze, nach der Zertrümmerung der Anfänge unserer deutschen Einheit, »ach Unterjochung und Zerstückelung unsere- Lande« und Volke«, wurden in allen Franzosen wieder lebendig. Und der Neffe jene« Kaiser», der einst die liefst« Schmach der Fremdherrschaft über Deutschland gebracht, sollte da» Werkzeug dieser Bolksleiden- ichast werden. Wilde Horden Afrika« hatten die Franzosen, welche „an der Spitze der Eivikisation zu marschtren" Vorgaben, in die erste Reihe ihrer „Nheiaarmee" gestellt, um zu beweisen, daß die amtlich« Drohung de« französischen Heerführer» Ernst fei: „kein Weib und lein Kind solle m Deutichlau» geschont werden". Der Pfalz war die Erueuerung der Melac'sch«» Verwüst»»- zugedacht. Und au» — vier Wochen nachdem die deutsche» Truppe» der sranzö» fische» Grenze genaht waren, sech« Wochen »ach der Kriegserklärung, war scko > die letzte seldtüchrige Armee Fraukretch- überwunden, war der sraozöfisch« Kais« gesäusen und sein Thron selbst zusammen- gebrochen, in Ersüllang de« Dichterwort«-: „Ein Wetter kommt g zogen Heraus mit Donnert»» — Der Teufel hat Dich belogen, Neffe Napoleon!" „Weicke Wendung durch Gölte« Fügung I" schloß der fromme König Wilhelm seine« Schlachtbericht von Sedan an die Königin. Ir, „weiche Wendung durch Gotte« Fügung", wenn der edle König zurückdachte, wie einst die Mutter, Königin Luise, aus der Flucht vor dem sranzösilchen siegreichen Eroberer, in Stettin dem Liieren Bruder nnd ihm ge'aqt hotte: „Weinet künftig in der Erinnerung dieser Stunde über Eure unglückliche Mutter; aber handelt auch. Befreit dann Euer Volk von der Erniedrigung. Werdet Männer und Helden und fordert die Ehre von deu Fra nzoie» zurück: sonst seid Ihr unwürdige Prinze» and Enkel Friedrich'« ce- Großen " Jetzt war die Stund; erfüllt, da er da« stille Gelübde seiner Kindheit «ingelöst, „die Ehre von den Franzosen zurückgeior- den" hatte I Nicht blo- Seine und Seine» HauieS Ehr: — die Ehre de« deutschen Volkes, dessen Freiheit und Sicherheit vor deu srteden-brecherischen Gelüsten de- sroazösischen Volke«. Wie alt an» groß war doch die Rechauug, die Deutlchiand bei Sedan bei Sedan m» ausgeglichen werden, und daß unser eiserner Kanzler sie nicht vergessen halte, bewies er wenige Wochen später dem erstaunie» Juie« Favre, dem er aus die Frage, „mit wem denn eigentlich Deuiichiand nach dem Sturze de- Kaiserreich» in Frankreich noch Krieg führ,?' di« Aalworr gab: „mit Ludwig dem Vier zehnten". Der S ea vou Vedou war deShald von der grüßten nationalen Bedeutung für unser Volk, weil er iu unsichtbarer Schrift über jene verwitterten Buchstaben de- FestungSthoreS voa Sedan die Wort« setzte: „Hier ward da- deutsche Reich geboreul" Dieser Bedanke war es, der au- der heiligen Bluttoaf« von Sedan hervvigiag und die Thläne» trocknete aus den Wangen der Tausende, welche dort Brüder, Söhne. Väter uud Gatte» verloren halten. Denn da- wußte Jeder unter un«, daß der Franzosrnkailrr und sein Volk ihr« Zuve-sicht aus den endlichen Sieg >m Kriege gegen Deutschland weniger setzten aus die Ueberlegenbeit der Kräfte und Waffen Frankreich«, al« aus die uralte deutsche Zwietracht, die erst vier Jahre zuvor noch zu blutigem inneren deutschen Krieg ge führt hatteI Durch vorübergehende Erfolge, durch arglistige, ge heime Verhandlungen mit den Staatrn, die zu Anfang de- Jahr- hundert» dcu Rheinbund gebildet halten, hoffte Navoleou einzelne deutlche Stämme und Fürsten von der deutschen Sache zu löseu. Wenn e« au» aber, nach der einmülhigeu heldenhasieo und IriegSzoruigea Erhebung Gant-Deutschlavd« zu Beginne de- Kriege«, »och eine- Beweise» bedurft hätte, daß nimmermehr »in deutscher Mann, vom Fürste» bi« »um letzten Bürger, von Deutschland sich scheide» lasse, so hatte diesen Beweis der Tag von Sedan gegeben. Dean merkwürdiger Weis» hatten gerade hier zum ersten Male alle deutschen Stämme, mit Ausnahme der wackeren Badenser, welch« die Ehrenwacht von Straßburg hielten, in gemeinsamem heiße» Kamps gerungen, die meist n unter den Augen ihrer Lande-sürsten, Schlesier uud Schwaben, Bayern und Brandenburger. Sachsen und Rheinländer, Pommern »nd Hessen, Holsteiner nun Nassauer, Tdüriiger und Mecklenburger und w>e sie Alle, Alle heiß,» mögen, die hier ia der würgenden Schlacht in brüderlicher Eintracht die letzten Kugeln uud deu letzten B ffen und Trunk mit eioauder theilteu. Da- hier auf der Wahl- statt von Sedan vereint geflossene Blut aller deutschen Stämnie war -in K,tt der denischen Einheit, den keine Menscheukrast mehr sprengen sollte und konnte! In diesem Sinne ward, al» die Nacht über dem Leichenfeld von Sedan herabsank, von Wachtfeuer zu Wachtfeuer, voa allen! deutsche» Kriegern, da- „Nun danket Alle Bott" augestimmt. Da schmerzte keine Wunde mehr, da war Durst. Hunger und Ermattung vergesse» I In diesem Sinn» ward am nächsten Mvrgea voa allen Truppen ring« um Sedan der greis« oberste Krieg-Herr begrüßt, der acht Siunden lang zu Pferde blieb, bi» er allen deutschen HeereStheilen für ihre Tapferkeit gedankt hatte. Da ahnte Jeder: Hier reitet der deutsche Kaller, hier ward da» deutsche Reich geboren! Wir aber, hochverehrte Festgenoffea, wir wisse», daß die jubelnde Ahnung, mit welcher die Sieger von Sedan vor neunzehn Jahre» nach vollbrachtem großen Tagewerk die Auge» schloffen und mil welcher sie am zweiten Sepreinber Morgen« erwachten, zur vollen Wahrheit geworden ist. Denn zum neunzehnten Male seieru wir heute diesen hohea Ehrentag al- ein einiges und freie« Volk» im starke» Friedea vou Kaiser uns Reichs Und iu der lange» Frist dieser Jahre ist auch bei unseru Feinden da« Andenken au diesen Tag ein geheimnißooller Schutz unsere« Frieden« gewesen, ein bleu« Teilst, da- ihnen die vergeltende Hand de« gerechten Botte« in Flammenzeicheu an die Wand schrieb, wenn ihr Rachedurst und Haß gegen Deutschland un« di« schwer errungene Einheit, deu Stolz und die Kraft unserer neue» Kaiserherrlichk.'lt nicht gönnte. Da, so oft sie von^ieuem sreoelhasl unS die Ereignisse der beiden letzten Jahrzehnte verführte, nach jedem seiner Berse stürmische» Betsall hervorrief. Aus vielsacheS Berlangen nach dem Dichter erklärte Herr Hauptl mann, Mitglied de« Hauptou-schusse-, daß Herr H. Roeßler ei» biederer Bogtlänber e» sei, der al» Mitbürger unter unS weile, und brachte ihm ein Hoch. Herr Hauptmann sührte dann in einer kurzen Ansprache weiter au«, dah keine Stadt daS Sedansest so würdig begehe wie Leipzig. Seit 1877 werde da» Fest in gleicher Weise gefeiert. Dank der freundlichen Unterstützung der städtischen Behörden. Alljährlich ergebt vom Ralb an den vorjährigen Hauptau»- scbuß die Aufforderung, di« nvthigen Schritte zu einer würdigen Feier de» Sevanfeste« zu thun. Den städtischen Be hörden. insbesondere Herrn Oberbürgermeister vr. Georgi und Herrn Bürgermeister vr. Tröndlin galt sein Hoch. Gegen t2 Udr schloß Herr vrHeller den Commer» mit solgenden Worten: In Anbetracht de- Umstande», daß die Festilchkeiten de- morgenden Hauptlage- bereit» um ä Uhr beginnen, schließe ich jetzt den Eommer«. Ich dank« Ihnen herzlichst für Ihr freundliche- Erscheinen, Ähre Au-daurr und Ihr echt patriotische» Verhalten. E- gereicht die- unserm I alte» Reudnitz uad Leipzig zur Ehre. Nochmal- herzlichen Dank und aus Wiedersehen l ! * L «iPzig, 2. September. Während im vorigen Jahre der Weckruf am Morgen des Sedanta^e« infolge dienstlicher Abhaltung der hiesigen Mililaircapellen durch diese unter bleiben und andere Capellen hierfür eintreten mußten, war eS der Bewohnerschast Heuer wieder vergönnt, die Reveille durch drei Militaircapellen, di« lS4er, 13Ser und die der Nnterossicierschuiezu Weißens«!«, sowir durch di» Capellen der Herren Musikdirektoren Ködderitzsch und Sterzel au-gesührt zu hören. Am Schluss« ihrer Auf gäbe trafen die drei Militaircapellen aus dem Marktplatz» zusammen und nahmen Schlag 8 Uhr vor dem Sieges« ocnkmal Ausstellung, um daselbst den Choral „Ein' feste Burg ist unser Gott" zu blasen. Di« Wirkung war eine mächtige und erhebende. Nach dem „Torgauer Marsch" traten die Capellen ab. Feier an der FriedenSeiche im Rosenthal und bei Bonorand. * Leipzig, 2. September. Ein herrlicher Morgen brach heute an und in Schaaren pilgert«» unsere Bewohner hioau« daS Roscnlhal, um sich im weiten Kreise um die wieder tag, und dem es Gott wie im Vchlvs gegeben, wesst» wir un» heu» treue», soll de» Wcckrus zum Dauk nicht üverhöieu, vielmehr as« ei» Veimächiniß vou unsLätzbcrem Werth das Empfangene sest- daltea. Möge eS sich erfüllen mit glühender Begeisterung für da« B.ilerlaad und den Charakter sich stählen im Aniüxnien dr« Heldeu- ihum-, da« dieser Krieg hervorgebrvcht, im Anschauca der Lpser, die er gesorderl hat. Ja, theure Festgenosst», eben uoch eine andere Glocke klingt mit tu tiefem, dumpsem Tan. Die rast un« zu: „DieTodten bekla >e ichl" ES ist die Trauerglocke mit der Wehklage: „Wie sind di» H ldeu so gefallen im Streiks" 2. Sam. 1. 2b. — Und wo könnt« sie er greifender uu« an« Herz dringen al- au dieser Stätte mit dem stumme» uud doch so beredten Gedeaksteia, mit den Kränzen, die wir al« kianbiid unser,« Danke» uad uaserer Hoffnung hier uieder- gelegt. Der Würgengel zieht über die Schlachl'eldcr dahia und mähet di« Menschenkinder nieder, w'e der Schnitter mit leiser Sichel d'esaalen. Wena 20 Schlachte», gegen ÜO größere schlochieuähnliche Gescchle gL- ichlagea und 26 feste Plötze de» Feinde» erobert wurden, wer u/ill sich wundern, daß dabei Tausend« uud Abertausende Männer aud Jünglinge gefallen sind? Ach, mit wie viel Bluiströmeu, mit wie viel blühenden Leben, mit wie viel Wütwenklage und Eliernthräuea sind unsere Siege erkauft worden I Wie aus dem ungestümen Meer, wen» e» vom Sturm bi« in die tiefsten Glüode aufgewühlt war, auch nachdem der Sturm vorüber, noch lange die Brandung a>a va» User schlägt, so Hab«, auch wir noch lange die Nach- weheu diese« Kriege- gesuhlt, vielleicht Mancher a,»er na- zählt unter jenen Opfern auch einen liebe» Namen, eine theure Gclialt. Wir danken euch, ihr Gefallenen, mögt ihr nun draußen iu fremder Erde oder aus einem heimischen Friedhoi ruha, die ihr kein Kreuz aus berBi ust. vielleicht nicht einmal eiu hölzerne» aus eurem Grabe habt, ober, wir hoffen e-,ao« Gotte- Haud den onverwclklichea Kranz der Ehren dai,°n« aetragrn. Wir lasst» eure Namen nicht der Bergessenbeü aul^iin- sallea, wir gedenken euer mit der gauzr» Kraft und Liebe ua!er,r Herzen. Iu heißem Streit habt ihr da« Vaterland gerctiet. mit eurem Blut habt ihr deu Friedea errungen. Jen, aber, welche die Tieae-fteude unsere« Volke- mit den iLwersten Opfern hab:n er kaufe» müssen, wir köooeu sie nicht bester trösten, al- we»o w:r da» Wort iu ihre Seele klingen lasten: „Siede, wie sind die Leiden so gefallen im Streit". Al-Heide» sind st« gefalle», tu der Ausübung de- heiligsten Berufe-, iu der Beschirmung de- Vaterlandes. In einem heiltgeo Streit habe» sie ihr Lebe» gelassen. Ihr Blm ist vergasten für Söuig uad Vaterlaud, für dir edelsten Güter unsere« Volke«, sür Wohlfahrt »ad Glück unsere« Lande« De- Herrn Rui war es, der an st« ergaage», ri» Rus de- bedrohte» heimatdlichen BodruS, dem sie grsolgt sind. Darum dürfe» wir ihnen daS eruüe und doch io selige Won de- Herr» zueigneu: „Wer sei» L-bru verliert mn metnetivillea, der wird e« finden." Uud weaa mit ihneu viele Hoffnungen aus eiu thateoreiche- Leben uad Wirken in- Grab gelenkt sind, so wiegt doch, wie ein edler deutscher Dichter sagt. Ein» vielt Thate» aus: „Du- ist mu Detue- Vaterlandes Noth der Heldeutvdl" Elve Siegesfeier, ober im tteiftru Gründe «tue Friedevlkeie« begehen wir! Darum fehlt auch im Feftgelöat, deu Fefioccord tz» vollkedea. die dritte Glocke nicht, die da spricht: „Dir Blitze zer breche ichl" ES ist di« Frteden-glocke mit der Verheißung : „Selig- sind die Frieds;,tigen". Maitis b. S. Uud iu der That, giebi's «tu Mittel, Blitze zu brechen, eine Macht, droheade Wetterwolken kräftig gedeihende FriedenSeiche aufzustellen und Zrug« I ^ machen, s» ist es die Friedeulglockem» th>em harmonischen ewer pietätvollen Ferer zu sein, mit weicher der National-1 Aig,g, so ,st korbender deutschen«usrichiigkett die sri-dsertige,friede». Höh; um Höh« fällt, trotz der tapftrslen und verzweis ltstcn Gearn! I zum Schwett greisen wollten, flammte da« eiue Wort aus, da« sie davon zuruckschreckle. L« hieß: Sedaul So erheben wir un- denn, liebe deutfche Mitbürger, tu dem tiefsten Dankgesühle gegen Gott, gegen die Führer »ud Krieger uniereS Volke-, denen wtr diese« größten Siege«- und Ehrentag danke», zu dem Ruse, iu welchem der Deutsche zusammensaht alle Liebe uad all« Hiagebuag sür sei» Vaterland: Hoch Kaiser uud Reich! Mit sichtlichem Interesse und ungetheilter Aufmerksamkeit nahm daS zahlreiche Publicum die Rede entgegen und stimmte in da- zum Schluß au-gebrachte Hoch aus Kaiser und Reich begeistert ein. Lebhafter Beifall lohnte den geschätzten Redner. Hierauf betrat Herr RalhSasscstor Größe! da» Redner- pult. Er führte etwa Folgendes auS: In zündender Rede und getragen von echter patriotischer Begeisterung, hat un« ver Herr Festredner den Tag von Sedan geschildert und seine Rede in ein Hoch aus Kaiser und Reich auSkiingeu lasten. Allein kein Festtag kann vorüberqehen, ohne baß Dessen gedacht wird, der den besten Sachsen ein leuchtendes Beispiel bietet in Treue zu Kaiser und Reich, Sr. Majestät beS König« Albert. Ost schon ist geschildert worden, wie unser König al» tapfrer Held, als tüchtiger Stratege sicb uu mäiinermordenden Krieg au-zeichnetr. Aber König Alberi ist nickt nur ein lorbeergeschmückler griechischer Heid, er ist auch ein Hort de- Friede»«. Än jenen trüben Tagen, ai- Deutschland in kurzer Zeit zwei Kaiser geraubt wurden, be währte sich König Albert'« Treue. Al« der jugendliche Kaiser zum ersten Male vor die Vertretung de« deutschen Volke« trat, eilte er nach Berlin, um ihm die treue tapfere Rechte zu reichen, und zeigte so den deutschen Fürsten, daß ihr Play an der Seite de« Kaiser« sei. Freiwillig leistete er Verzicht aus den zweiten Platz, der ihm al- dem gesalbten Herrscher ge- bührte. So hält unser königlicher Herr seinem Kaiser die Treue. Treue um Treue, da- bezeugt unser jugendlicher Kaiser. Bereit« viermal ist er nach Sachsen- Residenz zu König Albert gekommen. Vor wenig Monden erst, al- ganz Sachsen die herrliche Wettinseier beging, gab der Kaiser durch seine Anwesenheit ru erkennen, mitwelch lebhafter Freude ihndieser Ehrentag seine« königliche» Freunde« erfüllte. Und diese Freude saab ein Echo bei allen Deutschen, ein wahrer deutscher Herr scher wurde in König Albert gefeiert. Än wenig Tagen wird König Albert dem Kaiser sei» gesammte« Krieg-volk vor- sühren und auch dann wird der König zeigen, baß die Heeres leitung in guten, festen, tapferen »nd geschickten Händen ruht. Treue um Treue, da- sei auch am heutigen Tage unser Wahl- spruch. Vorhin haben wir Kaiser und Reich Treu« gelobt, jetzt gilt e« unserm König und dem engeren Vaterland! Se. Majestät unser allergnädigster König Albert lebe hoch! Brausend fielen Alle in den Hochruf ein, um dann stehend die Sachsendymne zu singen. Durch da« liebenswürdige Entgegenkommen de« Herrn Musikdirector» Kirmse, de« Leiter« der „Teutonia", wurde da« Programm m schönster Weile erweitert. Herr Kirmse trug mit seinen Sängern zwei Lieder: .Wie könnt' ich dein vergessen" und „Zwischen Frankreich und dem Böhmerwalv", vor und weckte damit solchen Beifall, daß er »och ein dritte«: ,,Wa« un« eint al« deutsche Drüver", hinzufügen inußte. Herr Realschul-Director vr. Gelbe betonte hieraus, daß unser Herz un« treibe» müsse. Derer zn gedenken, durch deren Hilfe Kaiser Wilhelm den Sieg errang. Derer zu gedenken, die „och jetzt bi» zum letzten Athemzug für Kaiser und Reich einsteh,.-,;. Wenn unsere Heere geradezu von Sieg zu Sieg flogen, so war vle« darin begründet, daß aus unserer Seite die Geiste-krast war. welche die kühnen Schlachlpläne ent warf : unser Frldmarscball Moltke. Zur AuSsübrung seiner Pläne aber brauchte er kühne und unerschrockene Männer, und diese fand er im deutschen Heer, beim Volk in Waffen. Alle Strapazen und Beschwerden de« Kriege- wurden mit beispielloser Selbstverleugnung, mit kühner TodeSmnlhigkeit ertragen. Darum ist der Sedantag auch ein Ehrentag sür da« deutsche Heer. Wa« aber hätten un» die Siege ge nutzt, wenn nicht die Feder unsere« Kanzler« un« »halten, wa« da« Schwert errungen, wenn unser Kanzler nicht da deutsche Reich aufgebaul und auSgebaut hätte? Hoch darum unser großer Kanzler, unser großer Moltke und unser großes, hoffentlich stet« unbesiegbare« Heer! Än patriotischer Begeisterung stimmte die Fcstversammlung jubelnd in die Hochrufe ein und ans Vorschlag de« Herrn Vr. Heller wurde nunmehr „Deutschlaud, Deutschland über sesttag der Deutschen würdiger kaum eingeleitet werbe» kann. Die Bekränzung der Gedenktafel an der FriedenSeiche erfolgte in der üblichen Weise und unser Thomanerchor stimmte durch seine erhebenden Gesänge zur Andacht. Die Ansprache hatte dielmal Herr Diakon»« vr. Pesch eck von der Motthäikirche bereitwilligst übernommen n»d mit weithin vernehmbarer Stimme sprach Redner Folgende-: „Die Lebendigeu rufe ich, die Tobten beklage Ich, die Blitze brech» ich." Dieje markigen Worte stehen über dem herrlichen „Lied voa der Glocke", uvd wevn wir fragen, theure Festgenoffea, wa« da« sür Glocken sind, die heute geläutet werden über Millionen deutscher Herzen, die heule an Deutschland- Ehrentag durch unser ganze« Volk hinklingen vom Koiscrpalast bi- in die niedrigste Hütte, wenn wir frage» nach ihrem Amt, wa- sie wolle» uud solle», so möchte ch mit unserem LiebliugSdichter antworte»: „Die Lebendigen rufen sie, die Todieu beklagen sie, die Blitze breche» sie." E« stad manui Ge'ühle. die in einer Morgenstunde wie die heutige, a» eiuer Ställe wie diese uad tu eiaem Jahr wie da« gegenwärtige i» unseru Herzen sich kreuzen. Lasset un- diese Gedanken entwirre» uud unterscheiden die Summe» Gölte-, die im Glockenklaag de- Feste« au uu« er gehe». Lastet mich mit Freuden euch deute» da- Festgeläu« de« zweite» SeptemberI Die erste Glocke, deren Lou oa unser Herz schlagen soll, lagt un»: „Die Lebendigen ruse ich." ES ist die Danke-glocke mit dem Lekenntniß: „Ter Herr hat Große- an un- gethaa, deß sind wir fröhlich", Pl. 126, 3. — Jo, Große-, Große« oa uu« und durch unS. — Wer könnte sie vergessen, die große Zeit, vergesse» die Iuli- iage 1870, als die sranzösischc krieg-erkläruag wie ein Blitz au- heilerem Himmel di« ganze Nation in Feuer uud Flammen setzte und Hundecttausende voll heiligen Zorne« und feurigen Kampse-eiser- tunau-zogen zur blutigen Ernte mit der Losung: All- wider einen Feind, alle sür ein Vaterland. Wa- so viele Jahrhunderte laug von deu edelsten Geistern vergeblich gewünscht und erstrebt ward, der Feind hatte cs zu Stande gebracht, ein geeinigte« deutsche- Vater land; und bald regten sich in opserwilliger Liebe tausend Hände, um vier die Kranken zu erquicke», dort die Kämpfenden zu stärken, dort ic Nachrückcnden mit Liebe zu bcheiberge». Ja, da- war auch da» Große an den Ereignissen de- großen Kriege-, daß wie die Krieg« Ilzaten die Tbaten aller Deutschen waren, so auch di« Leide», die der Krieg brachte, voa Allen tief empfunden uud mitgetrageu wurden. Und diese Einheit, die unter den Wehea der frevelhaften HrrauS- iorderung so wunderbar schnell geboren, deren Wiege auf de» Feldern von Weißenburg und Wörlh gestanden, empfing aus deu Höhen von Sedan ihre Weihe. Dort spielte sich da« Geschick zweier Völker gleichsam dramatisch vor aller Welt Auge» ab, oa standen sich die Häupter der Kriegsühreade» persönlich im Kampfe gegenüber. Nie ist der Steg de« Benin« eiue« Volke« über deu de- andere» vollständiger gewesea. Ni« hat eia Sieg unierem nationalen Geiste reichere Kraft »ad Förderung gebracht. „Der Kaiser uud da- ganze Heer gefangen", al- diese Kunde zu uns kam, welch' eiu Jubeln uud Jauchzen, welch' Danke» uud Loben, welch' eia Läuten der Glocke» und Donner» der Beschütze, welch' eiu Strömen zum Hause de- Herrul Unter de» Eindruck oe« unglaublich Großen, da- vollbracht, Ware« dir Herzen «tu» in der Anbeluug der Wege Gotte- «nd verehrten da- göttliche Walten, schauten Millionen wieder aubeteud »» dem al mächtigen Gott empor, von dem der alle Arndt einst gesungen „Der unsrer Feind« Troß zerblitzet, der aosrr Kraft au» schön er- »ent, der über Sterne» waltend fitzet von Ewigkeit z» Ewigkeit. Ich beuge mich vor meinem Gott, schrieb der groß« Sohu der edlen Königin Luise, der mit Botte- Hilfe sei» Volk zum Siege geführt und sei» Haupt bald schmücken durfte mit dem strahlradea Glanz der deutscheo Kaiserkrone. Bei jeder Wiederkehr de- Sedau- tagr« freue» wir un« daher, au di» unverlierbare Herrlichkeit jener Thateu Gotte- erinnert »u werde» und stelle» da- Bild de» Manne« vor uuserea Geifte-vlick, vou dem wir sagea dürfen: ES wird die Spur vou seinen Erdentagen nicht tu Aeoneu untergeha. Wir freuea un-, daß die Begeisterung, welche deu alten deutschen Hader durchbrach, so nachhaltig sich erwiese» uud eia Volk-seft ge- schaffe» hat. welche« alle Stämme, alle Eousesstvueu, jung und alt, hoch und »teder, Manu und Weib zur gemeinsame» Freud« ver- eiuiat. E« ist, al- wölbte sich auch heut« über der ganzen deutschen Lhristenheit eia einziger hoher lichter Gotte-tempel. au« welchem da» Hallelujah zum Himmel tönt: „Der Herr hat Große« an un- gethaa." E« ist die Freude unserer Stadt, vor eeren Thoren der erste Napoleon die Wucht gemeinsamen Widerstande« erfuhr, immer neue uad glänzendere Proben zu liefern, wie sie da« Fest zu schmücken weiß, welche« gleichermaßen deutsche- Nativualgesühl wie frommen Lkr>stenglaubcn stärke» kann. Und zu verooppeller Freude muß da« Sedansest die« »lal uns Sachicn aussordern, da sich an da- Jahr 1889 die Er- innerung der Seguuagen knüpft, die unserem eng,rn Baterlande unter dem Scepter der Wettiner im Laufe vou acht Jahrhunderten zu Theil geworden. Ja. ein Fest sagt'« dem andern und eine Generation soll eS kund thuu der audern: „Der Herr hat Großes an un- gelhon. — Wir sind stolz aus unser» ritterliche» König, ter unvergänglichen Lorbeer um seine Krone gewunden, aus Alle, die Manuesmuth und Manneszucht bewiesen daben in schwerer Zeit. Aber unsere Freude ist Glaubensfreude! Die Danke-glocke ruft: Empor die Herzen; ihm, ten, mächtigen Könige der Ehren, dem Lenker der Völkergeschicke, ihm, der bas Recht beschützt und unserem Volke zum Siege verkolfen, >ei Lob und Dank! Die« unser Erstgesüdl in der schlichten EriiinerungSsrter am grünen Waldessaum, unter freundlich lächelndem Himmel — Uns ruft sie vor Allen, die Danke-glocke von Sedan, die wir deß Zeugen waren, was der Allmächtige Große« an un- gethan, die wir persönlich theilgenommen an jenem Kampfe sür Deutschland« Ehre und Freiheit, oder doch im Geiste uns siirbittend unsere Krieger begleitet aus tbrer Ruhme-bahn von Sieg zu Sieg; aber auch da« neue Geschlecht, weiche rer großen Zeit sich kaum erinnert als eine- Traume- der kinder- IiistendeGesinnung, die da- Berhältiitß zu unser»Nachbarvölkern iu Wek uud Ost bestimmt. Gott Lob, die Friedensglock; hat schau oft uuo nicht vergeblich ihre mahnende Stimme ertönen lassen, weithi» hat man sie vernommen! Besonnenheit, Gerechtigkeit, Nachg ebtgkütt, soweit sie mit der Edrr sich v-rtrug, und der mächtige Friede u-baad, die dreifältig« Schnur gleichsam, die eia« sriedliebende und »ett« blickende Politik gewoben, ist mehr al- einmal der Blitzableiter gewesen, au welchem die Heraursorderuugeu der Frtedeu-störer zu Schanden wurden. W luelm II. wandelt ia den Foßtapse» seiner Väter. Er will eia Mehrer de» Reiche» sein nicht iu kriegerische» Erobeevugea» sondern in Werken de« Frieden- zur bleibenden Wvhlfayrt und Gesittung de- Volke« I — Mag er sein Ohr »eigen zu Dene« im Lande, die vertrauensvoll ihre Noth ihm klagen uud ihn zum SchirdS- und Friedensrichter wühle», »der seine Schritt« leoke» noch lenen Landen, die einst oa« schnöde geraubt wurde», er vergiebt seiner Kaiserwi^rd« nicht», aber er ist etugedeak der Wahrheit: „Um ein Haupt zu beuge», genügt ein Schwelt, »« eia Herz zu beugru, braucht man ein HerzI' — Frstgeuoff ul W«r» Gott eiu Land segnet, jo girbt er ihm rtaeu »eisen Fürstrn »ud eineu langen Friede». Nur im Sonnenschein de- Frieden« kan» blühe» da- Gewerbe, kann wachsen der Handel uad gern Heu die Arbeit aus uoseren Feldern. De- brutsche» Volke- heiligst« Mission, sei» höchster Ruhm ist seine Friedfertigkeit. Sie sei auch die Zierde jede- brutschen Hause-, jedeSEinzelnen im Volk. Wo Parteiung da- Volk zersplittert, wo ein Stand in» Eiserjuchi de» ander» über wacht, wo jene überstürzende Hast sich offenoart, di«, wen» sie nicht alle Wünsche befriedigt sieht, iogl ich zun, Uniechl uad zur G-w-lt- that spricht: Du sollst meine Gehilfin sein, wo dt« Furie de« Streite« durch dt« Familien schreitet und Zwietracht die Gemülhcr zcrlhetl», da kau» von einer gedeihlichen Enlwickclung im Volke nicht die Rede sein. To wollen wir eia Jeder in seinem Kreise uad »ach setuen Kräften dahia wirken, daß Güte und Treue einander begegnen, Gerechtigkeit uud Friede sich küssen, den Gesetzen freudig gehorchen, unsere Leidenschaften zügeln, ivwi« die Tugeadeu pflegen, welche da- Fundament öffentliche,, wie häusliche» Fncdcn- smd. Wahre Eintracht erbaut sia> aus dem Grunde de- Glaube»«. Da» Himmelreich ist der Friede. Die Gotte« Kinder geworden sind und einst Gotte« Kinder heißen wollen, werben auch untereinander Vrüder sein, eia einig Volk rou Brüdern, einig auch i« Höchste», in jenem frommen Glauben, der bereit ist, mitzuopsera und m t- zutragen, wo e« da- Wohl oel Vaterlande«, da« Heil der Brüoer gilt. „Fromm und wohrdaslig sein, behüte« den König", dieser Spruch stehi aus dem Deakmal «S ' Jodann'«! Aber fromm und wahrhaftig sei», behütet auch da« 3oik. DaS deutsche Volk kaun nur dann aus seiner Höh« bleibe», wenn e- ein christliche- bleib« uud allezeit bcdeokt, wa- za seinem Frieden dient. Mit deu Friedfertigen ui« selvea K'Udera wird e« Gott halten, der ein Gott de« Frieden- ist. nnd Lhristu», dessen Kreuz da- Frieden-zeicheu ist für die frirde- bedürsiige Welt. Und so läiiie denn der heutig« Festtag tu uusere Häuser uud Herzen die Mabnunq: Habt Frieden ln euch und untereinander; er stimme un ere Seelen zum Gebet: Herr, erhalte un- deu Frieden, unserem Volke uad seinem stöntg, de», Kaiser und unserem ganzen deutschen Vaterland uad zuletzt schenk« au« Alles dcu ewigen Frieden! Wohlan, theure Festgenoffea l die Leicnoigea rufen die Glocken: „Kommt, betet au; der Herr hat große- an un- gethaa l" Die Tobten beklagen sie un» rosen: „Wie sind die He ben so gefallen im Streit", und die drohenden Wetter brechen sie mit dem Bitirus: „Verleih un- Friedea gnädiglich, Herr Gott, zu u»se-e» Zelte»l" So läute e« IN uu« fort. Da- gäbe da» recht«, da» schöaste Kaiserwetierl Amen. Die große Mehrheit derer, welch« der GedSchtnißfeirr an ter FriedenSeiche behiiivohnen pflegt, versagt sich auch den musika lischen Genuß nicht, welchen ihr durch da-Morgenconeert bei Bonorand varaebotcn wird, vollend« w-nn der Himmel ein so freundliche- Gesicht wie heute macht. Alle verfügbaren Plätze de« weiten Etablissement« mit seinen prächtig«-» An lagen waren heute wieder vom Publicum in Anspruch ge nommen. Einen Claffemmterschied giebt est dabei mchl; eine frohe Stimmung beseelte Alle. Än dankenSwerther Weise hatten sich auch die-mal wieder dje Gesangvereine „Andante", „Harmonia", „Lieder- kreis", „OrpheuS", „PHVntp", „Ouartettverein", ,Eantate", „Symphonia", „Tyalia" und „Tonica" zur ge meinsamen Mitwirkung eingesunven, al« neu aber waren hinzugelreten der Gesangverein „Typographia" und Mit glieder deS „St. MarcuS-Kirchenckore-", allesammt unter Leitung deS Herrn Lehrer Bernh. Jahn, wälirrnd die Musik und orchestrale Begleitung von der Capelle de- Herrn Musikdirector Erdm. Hartmann (vorm. Büchner) auS« geführt wurde. DaS Eoncert war musterhaft und verdiente mit Recht den reichen Beifall. FestisotteSdienst. * Leipzig, 2. Sepiember. Der Festgottesdienst 1 wurde heute Vormittag 9 Nbr in der Malthäikirche ab gehalten. Für die anwesenden Spitzen bez. Vertreter der ! Reich?», der Negierung-- und städtischen Behörde», die Kirchenvorstände rc. waren besondere Plätze in der Nähe de« ^ Altar- reservirt. Die Fcsipredigl hielt Herr I-io. Merbach > und zwar aus Grund de« Texte- Psalm 93. Thema: Unser ^ Dank für das deutsche Reick, da« Gott un« geschenkt hat» I) wir haben mirklick Grund zum Danken, 2) unser Dank muß aber ein demüllftger, 3) und darf auch ein hofsnmigS- ! freudiger und zuversichtlicher sein. Nach den« FeslgotleSdienst sanken vom NalhhauSbalcon herab und vor dem Neuen Theater Musikaussührungea statt.
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