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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 28.09.1889
- Erscheinungsdatum
- 1889-09-28
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188909284
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18890928
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18890928
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1889
- Monat1889-09
- Tag1889-09-28
- Monat1889-09
- Jahr1889
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 28.09.1889
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Erscheint täglich früh 6'/, Uhr. Hed«rti»n und Lkprditio» Iohanne-gasse 8. LprrchKun-en der Nedactiou: Bormiiiagt 10—12 Uhr. Nachmittags b—6 Uhr. «», ««>>»»»»», „»» N» di« «-»«»>«» «ich« »ndu>»i>ch. A««atz«e »er für »te nüchstf-l,«,»» ««»»er b,stimmten In kernt» «« Sachratairrn dt« 3 Nhr Rachmttt««», »» »snn- n»- Festtage» fr»tz »,SUtzr. In den Filialen str Ins.-Annahmr: Ltt« klemm. Untversilät-straie 1. Laut» Lüsche, Katharineastr. 23 pari, und kSatgsplatz 7, nur bis ',,3 Utzr. Anzeiger. Organ für Politik. Localgeschichte, Handels- und Geschäftsverkehr. Abo«ne«»nt»pr<ts . vierteljährlich 4»/, Mk. lack. Vrtnqerloha 5 Mk.. durch dir Vast bezöge» 6 Mk. Jede einzelne Nummer W Ps Belegeremplar 10 Ps. Gebühren für Extrabeilage« (in Taqedlati-Format gesalzt) ahne Postdetörderuag 60 Mk. «it Poftbesördernng 70 Mk. Inserate 6 gespaltene Petitzeile »0 Pf. Grötrr» Schrift«» laut »»s. Preisverzeichnis!. Tabellarischer ». Zlffernsatz »ach HSHerm Parts. Leclmnrn auter dem Nedarttoosftrtch dl« Lgespalt. Zelle 50 PI, Var de» Famtlteinachrichte» die 6 gespaltene geile 40 Ps. Inserate stad stet« an die Erpehttt«, z» lende». — Rabatt »trd nicht gegeben. Zahlung prnavamaraocko »der durch Pest« Nachnahme. ^-271. den 28. September 1889. 8L. Jahrgang. Wegen -er Messe ist unsere Expedition morgen Sonntag Bormittags bis 12 Uhr geöffnet. Lxpeältlon äes L.v1pr1xer ^uxedlattes. Zur gefllligen Veachtung. Um bei Ausgabe der Legitimationskarten zum Abholen des Tageblattes beim Quartalwechsel den Andrang möglichst zu beschränken, haben wir die Einrichtung getroffen, daß Karte und Rechnung bereits von heute an in Empfang genommen werden können. Lxpeältlon äss I^vIpLlxer ^kxedlLttes. Amtliche Bekanntmachungen. VtkaimtMchung. Die Lieferung und daS Verlegen zweier eiserner Ducker rohre unter der Parthe in der Nähe des Parthenschlvßchen« für die Sckönfelver Vorfluthschleuße soll an einen Unter nehmer in Accord verdungen werden. Die Bedingungen und Zeichnungen für diese Arbeiten liegm in unserer Tiefbau-Verwaltung, Rathhaus, 2. Stock wert. Zimmer Nr. 14, au- und können daselbst eingesehen oder gegen Entrichtung der Gebühren entnommen werden. Bezügliche Angebote sind versiegelt und mit der Aufschrift: Lieferung und Verlegen eiserner Duckerrohre für die Dorfiuthschleu-e in Schönefeld versehen ebendaselbst und zwar bi- zum 8. Oktober 1889 Nachmittags b Uhr einzureichen. Der Rath behält sich da- Recht vor, fämmtliche Angebote abzulehnen. Leipzig, deu 25. September 1889- DeS RathS der Stadt Leipzig Id 4S44. Straßenbau-Deputation. Vekliimtmachung. Der Bau einer Borfiuthschleuße für Schönefeld oll an einen Unternehmer m Accorv verdungen werden. Die Bedingungen und Zeichnungen für diese Arbeiten liegen in unserer Tiefbau-Verwaltung, Rathhaus 2 Stock werk, Zimmer Nr. l4 au« und können daselbst eingrsehen oder gegen Entrichtung der Gebühren entnommen werden. Bezügliche Angebote sind versiegelt und mit der Auslchrist: Herstellung einer Vorfluthschleuße für Schönefeld versehen ebendaselbst und zwar biS zum 12. Oktober 1889 Nachmittag» 5 Uhr einzureichen. Der Rath behält sich da- Recht vor, fämmtliche Angebote abzulehnen. Leipzig, den 2b. September 1889. DeS RathS der Stadt Leipzig ld 4544. Straßenbau-Deputation. Srstaiteier Anzeige noch hat Anna Minna Ulrich aus embscheu ihr am 4 Februar 1886 daselbst ausgeslellies LikNst- uch in hiesiger Stadt verloren. Im Aiiifindungsialle ist daS Buch aa uns abzulieseru. Leipzig, am 2b. September 1889. Ta» Poltzetamt der Stadt Lechzt«. V. 542. Breischnelder. M. GmnWiks-vttsttigMlNg. Der zum Nachlasse der Frau Wildrlmtne Nastne gesch. kletnsckmldt, veno. gew. Härtel grd. Wül kling, ehedem tu Sellerhauiea. gehörige, in kannewttz an der Bornoischen Straße gelegene Vauplatz — Fol. 946 der Grundbuchs für Tonnewitz und 7r. 3 des neuen Flurbuchs sür diesen Ort —, welcher ohne Berück- i-vttgung der Oblasteu aus 3600 ^l geschätzt worden ist, soll erb- theilungShalber Sonnadeud, den 23 vctnber 1889, varmttta« 11 Uhr. durch daS Unterzeichnete Nachlaßgericht össentllch aa de« Meist bietenden versteigert werden. Erstehung-lustige haben sich an dem gedachten Tage im Zimmer Nr. 94 de- hiesigen AmiSgerichtS, PeierSsteiaweg 56, einzufinden. Die BersteigerungSdedingungcn können an GcrlchtSftelle eiu- gesehea werden. Leipzig, den SO. September 1889. k-«t,lt»rs AmtS«rrt«t, «bth. V. Seet. 3. vr. Kaltschmidt. ^errtüetwr LeirirkflvereiiL 8lt»ni»L «I. S 4>«t«»I»er, 411»,. E Hier, i« 8»»l« 6er 1. LUrgernckut«. T»geaor6 nang: 1s UvgstMtrnoä«. 2) äV»b> einer Oommieeion nur Lerntbavx 6«r 6en ticken krv- tuoik»oritllllll« kür Zerrte (^llttrL<z 6. ckvowekeu ^errte- versilwdlluüe»). 3) Lerrrtkunx 6er ^utril^e für 6ie Lreisvereioaaaieekllemitrnntx. 4» 2ur Vvrberatkun« event. rvei IVVo-rcko rvr 8ckulkxxieino. b) I-i« Rnutraxe. Or. Xeudert. Bekanntmachung. Die Lieferung von Schleußt»- und Normalsteinen für die Schönrselder Vorfluthschleuße soll an einen Unternehmer in Accord verdungen werden. Die Bedingungen und Zeichnungen für diese Lieferung liegen in unserer Tiefbau-Verwaltung. Rathbau» 2. Stock werk, Zimmer Nr. 14, auS und können daselbst eingesehen oder gegen Entrichtung der Gebühren entnommen werden. Bezügliche Angebote sind versiegelt und mit der Aufschrift: „Lieferung von Schleußensteinen für die Schönrselder Borfluth- schleuß»" versehen ebendaselbst und zwar bis zum 8. Oktober 1889 Nachmittag- 5 Uhr einzureichen. Der Rath behält sich da- Recht vor, fämmtliche Angebote abzulehnen. Leipzig, den 25. September 1889. Id 4544 DeS RathS der Stadt Leipzig Straßenbau-Deputation. Bekanntmachung. Die Lieferung von granitenen Svhlstücken zur Scbvne- felder Vorfluthschleuße soll an einen Unternehmer in Accord verdungm werden. Die Bedingungen und Zeichnungen für dies« Lieferung liegen in unserer Tiefbau-Verwaltung, Rathhau« 2. Stock werk, Zimmer Nr. 14 au- und können daselbst eingesehen oder gegen Entrichtung der Gebühre» entnommen werden. Bezügliche Angebote sind versiegelt und mit der Aufschrift: „Liefern«« von granitenen Sohlstücke« zur Schöuefelder Dorstuthschleuße" versehen ebendaselbst und zwar bis zum 8. Oktober 1889 Nachmittag- 5 Ubr einzureichen. Der Rath behält sich da- Recht vor, fämmtliche Angebote abzulehnen. Leipzig, den 25. September 1889. DeS Rath» der Stadt Leipzig Id 4544 Straßenbau-Deputation. Pro-ucltu-Vörse zu Leipzig, »««wähl in den Schätz««,s-«u»s««h für 188S »etr. Bei den am 17. d. M. vollzogenen Wahlen für den Schätzung-- Ausschuß haben nnr 2 der vorgeschlagencn Landwaten die zur Giltigkeit der Wahl erforderliche absolute Stimmenmehrheit erhalten: die Herren Franz Pa»lt-«naulha>n und Oskar Lenke der. ES bleibt demnach noch das dritte von den Besuchern der Produclenbärle in ln, qu. Ausschuß zu entsendend« Mitglied zu Wählen. Wir ersuchen, unter Hinweis auf den bezüglichen Börseaauschlag, diese Wahl Dtr«-ta«, de« 1. Letnder d. A.. »uniittelbar «ach Börsenschluß in, BoiftaudSzimmer vorzunehmea. Leipzig, de» L3. September 1889. Die Abgeordneten der 3. Abtheiluag de- BSrsenvarsta ndeS: ff. PchMtdt. Georg Schrneder. Louis Strindrecht. Bleyl, BSrsenserretntr. "Bekanntmachung. Wegen Netntgung der ExpedttionSriume oletbt Ea«nndend, den 28. September d. I. da« hiesige Gr«etn»r- und Einndesamt geschlossen. GohliS, am 25 September 18d9. »er Ge»rt»dr»»rft««» ««d Pta«deSdea»te. vtngee. Brgk. Bekanntmachung. An der hiesigen 8classige» »liiilele» Voltojchule ist eine provt- snrtsch« Lehrerftelle zu besetzen. Der Anzustellende, dcssen Ltändtgmachung det zufrtedrustelenden Lerftirngen nicht ausgeschlossen ist, bezieht neben freier Dienstwohnung 900 AnsangSgehalt und 90 Entschädigung sür 2 Uebersiunden. Stäiidt,« Lehrer erhallen nach dem 25. Lebensjahre 1400 .4 Ge- halt, weicher von 3 zu 3 Jahren um lbO biS aus 2400 .6l steigt, BewcrbungSgesuche sind umgehend und späiestenS bis zum 9. Ociober e. anher kinznrciche». Neuschöncseld bei Leipzig, am 27. September 1889. Der «emeinSerath. Weißt, ach, Gem-Borst. Die Silduny einer „nationalen Fortschrittspartei" in Sachsen. Lv. Wenn man, wie ein alter Spruch sagt, von. Feinte lernen soll, so wird man, um die angckündigte Bilkuug einer „nationalen Fortschrittspartei" in Sachsen' ihrer Bedeutung nach recht zu würdigen unv nicht zu unterschätze», nur einen Blick zu wersen brauchen in die Blätter unserer politischen Gegner, der Deutscksreisinnigen und ikrcr Bundes- und Geistesverwandten, der Volkspartci, der Socialdemokralen:c. Im Chor»» fallen sie über die neue Partei und ihren Urheber, den LandtngSabgeordnete» Kurt Starke, her, bald mit ge hässigen, bald mit spöttische» Bemerkungen, und Verrats» dadurch nur zu dcullich, wie unbequem ihnen diese neue Parleibildung ist, wie sehr sie davon, und allerdings mit gutem Grunde, eine Schwächung der Oppositionsparteien nnd eine Verstärkung der rcicbStreue» OrvnimgSparleien befürchten. Und in der Thal bedeutet die Bildung einer .nationalen Fortschrittspartei" sür Sachsen, wenn sie, wie wir hoffe» »nd wünschen, in der geplanie» Weise zu Stande komm!, nichts Anderes, als eine Zersetzung der dcutschi'reisinnigen Partei in unserem Lande. Tenn eS ist wohl sür sicher anzunclimcn, daß Herr Kurt Starke, der zuerst (in der Dresdner Zeitung) den Wunsch einer entschiedene» Ablösung dcS sächsischen Foil- schritlS von dem Berliner Deulschsrcisiim unv seiner Abzwei gung. dem Dcutschsreisinnigen LandeSverein in Sachsen, offen au-sprach unv der jedenfalls die Anregung zu der fraglichen Parlciiieubildung gegeben bat, der Zustimmung und Mit wirkung anderer enifliißreicher Mitglieder der ForlschriltS- sraction gewiß ist, und ebenso wenig steht zu bezweifeln, daß, wenn diese parlamentarischen Führer und Vertreter der Fort schrittspartei sich offen und unumwunden zu der von ihm e»i- geschlagenen Richtung bekennen, ihre Parteigenossen im Lande ihrem Vorgänge folgen werden. Haben dost, (wie wir neuerlich anlhenlisch erfuhren) schon bei den ReichSIagSwahlen von 1887 die Anhänger der alten sächsische» Fortschrittspartei in ibrer größte» Mehrzahl aus denRalh eben jenerihrer pailamenkarischen Vertreter sür die Cartelcandidalcn unv gegen die Social demokraten gestimmt, also schon damals sich tbatsächlich von dem Richter'schen Teutschsreisinn loSgesagl, der eS ja zu seiner Losung erhoben hat: „lieber irgend wen. selbst c nen Social- bemokraten, als einen Cartelgencsien!" Für alle diese Mit glieder der alten sächsischen Fortschrittspartei muß eS, scheint uns, eine wabre Erlösung sein, auS der zwiespältigen und zweideutigen Lage befreit zu werden, in der sie sich bcsenden, indem sie äußerlich noch dem Deulschsreisin» angcbötten, inner lich aber sich ihm eniseemdet suhlten, ja thaliä.blich g gen seine Parteitaktik verstießen, der sie doch eigentlich »och hätten gehorche» müssen. Mit welchem Programm die „nationale Fortschritt-Partei »ervortreten wird, bleibt abznwarten. So weit ihre Stellung ich lheil- schon au» ihrem Namen, theilS au- Aeußerungen und Handlungen ihrer muthmaßlichen Leiter im Voraus er kennen läßt, dürste dieselbe in zweierlei Hinsicht sich von der de- Deutschfrrisinn- scharf abgrenzen, dagegen derjenigen der Cartelparteien nähern. Einmal darin, daß die neue Partei da- nationale Interesse über da- bloße Partconteresse stellt, wie da- die Herren Starke, Schreck, Streit u. A. lhalen, al« sie aus Anlaß der sog. SeptennakSfrage erklärten: .Wo eS die Sicherheit, die Größe, die Wohlfahrt der Vaterlandes gelte, da seien sie bereit, aus die strenge Durchführung sonst von ihnen wertbgedaltener Puncte ihre- politischen Programm» ,u verzichten, sobald diese strenge Durchsübrung derselben dem Reiche oder der Nation Schaden drohe." Sodann aber wird, wenn wir unS nicht täuschen, die neue Partei jener rein oppositionellen, negircndcn, hemmenden Richtung entsagen, in welche der Teutschsreisinn sich leider so sehr verrannt hat, daß dieselbe gleichsam sei» eigenllicheS LedenSelemenl geworden ist. Die .nationale ForlschrittSparlei" — wir schließen dies au» gewissen AuSsprüchen ihrer Führer und auch auS einzeliien Sätze» der unlängst von der FortschrillSsroclion der Ziveilen Kammer erlassenen gemeinsamen „Erklärung" — wird sich vielmehr eines praktischen und productiven Liberalismus befleißigen, indem sie in positiver Thätigkeit an den Ausgaben der ReichSgesetzqebung mitarbellet, ohne dabei ihre liberalen, fortschrittlichen Ansichten zu verleugnen, und sie wird die Genuglhuung haben, diese letzteren auch von den rechts von ihr stehenden Parteien eher berück sichtigt zu sehen, al» wenn sie selbst nur immer negirend sich verhielte. Denken wir un« die neue Partei alS selbstständige Gruppe im Reichstage vertreten (wie daS hoffentlich, wenn sie sich nur erst kräftig entwickelt hat, nicht ausbleibe» wirb), so wird dieselbe in allen nationalen Fragen mit den sogenannten Carlelpaelcien gehen und mit ihnen zusammen eine nationale Mehrheit bilden; in andern Fragen wird sie, indem sie mebr praktisch, und »ach dem Erreichbaren strebend, als boclrinair verfährt, auch de, etwaigen MeinungSunlerschieden sich doch mit den ander» Gruppen der Majorität und mit den Regierungen leichter verständigen und auch ihrem Standpuncle Beachtung verschaffen, alS wenn sie immer nur negirte und dadurch von Hau» auS die Meinung gegen sich erweckte, als sei e« ihr gar nicht darum zu tbun, daß Etwa» zu Stande komme. Hätte die neiuubildrnve Partei bereit» bei den ReichSIagS- wahten von 1887 bestanden, so würden die beiden Parteien, kt« damals im Cartel zusammeniralen, sie gewiß al» einen dritten willkommenen »nd gleichberechtigten Bundesgenossen in diese- Cartel ausgenommen haben. Bei den LanbtagSwalilc» desselben IabreS haben sie die« in Bezug aus jene ange sehene» Milglieder der Fortschrittspartei gclhan, welche schon damals sich von der Richter'schen Opposition loSgesagl hatten. Sie wollten eS diesmal wieder ebenso halten in Bezug aus alle Diejenigen, welche daS Gleiche wie jene Herren lhäle», und nicht ihre Schuld ist eS, wen» von diesem Anerbieten nicht mehr Gebrauch gemacht worden ist. Bei den NejchstagS- wahlen wird c- zwar nickt leickl sein, ledige Sitze für die neuen Bundesgenossen zu finden, allein c» wird und m»ß auch da Alle» geschehen, um ihnen nach Möglichkeit gereckt zu werden. Die Bildung der „nationalen Fortschritt-Partei" ist zu nächst aus Sachsen berechnet. Wir hoffen aber, daß es dabei nicht b-wcnden wird. Gewiß hat da« „Franksurtcr Journal" Recht, wenn eS sagt, rS gebe im übrigen Deutschland viele Deutschfreisinnige, welche der ilndeutschen Politik de» Herr» Richter herzlich müde seien, nur fehle ihnen der M»tb, die» offen zu bekennen und z» bckhätigcn. Run, wenn eine An zahl chrenwerther Männer in Sachsen diesen Mulh hat, so sieht zu hoffen, daß ihr dankenSwerlher Vorgang nicht ohne Nachfolge auch außerhalb der Grenzen Sachsen« bleiben wird, und wenn Sachsen wegen de» glänzenden Ausfälle» der hiesigen NcichSlaaSwahlen 1887 weithin al« nachahmuiigSwertüe- Muster für die anderen beulscheu Länder gepriesen worden ist, warum sollte e- dieS nicht auch werden können in einer Sache, bei der eS sich wesentlich mit um die Sicherung ähn licher Erfolge bei künftigen ReichSIagSwahlen handelt. Zwei russische Denkschriften. Ail Stelle der längst erwarteten ossieiellen Mittheilung von Tag und Stunde der Ankunst des Kaiser» Alexander in Kiel oder Potsdam, überrascht unS die „KölnischeZeitung" durch die IiihallSangabc zweier Denkschriften, welche der russische Chef des GeiieralsiabcS Obrnlschew »nd der Finanz, minister WiscknegradSki an den Käfter gerichtet haben. Obrutsckcw erklärt i» seiner Schrift, daß Nngland im Westen, Südwcsicn, Süden »nd Südosten von Feinden »mzcben sei. DaS rege Treiben im Wetten Europas weise daraus hin. daß demnächst, etwa in den nächsten zwei Jahren, die Bcrhällnisse sich zu», Kriege gestalten werben. Um die »iftilairiscbe Machtstellung dem entsprechend zu entwickeln, sei die R.'gieruiig verpflichtet, auch aus die Gefahr hin, mit einem Deficit brr Finanzen abzuschließen, die nöthige» Ausgaben zu letstcu. So hätte» P.-Ier der Große, Alexander I. und NicolauS gehandelt und dadurch Rußland groß gemacht. Zum Schluß fordert General Obrnlichew die »ölbige» «Summen, um gewisse Bahne» auSz»ba»cn und durch Doppel gleise zu vervollständige», eine Arbeit, welche bis zum »ächfien Mai fertig gestellt sei» müsse. WischnegratSki erklärt dagegen in seiner Tenk'cbrift, daß, wie sür jede» Staat, so besonders für Rußland zunächst eine geordnete Finanzwirlhschast nötbig sei. Uni alle feine Pläne au-zusübren, brauche di» Land Jahre de» Frieden», in denen cs Europa gegenüber seine Bilanz aufrecht Hallen müsse. Unler beide Denkschriften bat Kaiser Al rand r mft eigener Hand die übereinstimmende Bemerkung g Olft: .Iä> iheile vollständig die geäußerten Ansichleii, audinhrlichc Prlftnng derselben ist unbedingt »o!hwendig." Gehandelt aber wirb den Anträgen Obrutschew'S gemäß, denn eS sind acht Millionen Pud Scki.nen uiid 300 Locoincliven in Bestellung gegeben. BiS zun, Mai wirb die Bahn El. P lkrsburg Eydikuhnc,, mil Doppclgleisen versehen sein, desgleichen die Bahne» Wilna- Warschau. Wilna-Rowno und SnamenSka-Fasloiv (Kiew). Die beiden Denkschriste» geben einigen Ausschluß über die Doppelnatur, welche da« Wese» A.exanter'S III. zeigt nnd die >b» theil« al'Panslawist, lh.-j!» als Fr'edki'ssei-ni'd'erscheine» l..g'. Die G-iiciglbeit. alle »billigen ot.r n.ruschen-:w rttcn Vorbereitungen zum Kriege zu treffen, ist noch »ich! gleichbedeutend mit der Absicht, im gegebenen Augenblicke loszuschlagen, wohl aber läßt sie den Wunsch erkennen, sür alle Fälle ge rüstet zu sein. Die Kriegsbereil-schast erscheint dem Kaffer wichtiger al« die Erzielung de- Gleichgewicht» im Stnal«- hanShalt, obwohl er die Aeußerungen de» Finanzminister- al« richtig und der eingehenden Prüsuna bedürftig anerkennt. Denn die Forderungen de« Generalstao-chef-, welche derselbe in Vertretung de- -krieg-minister- gestellt hat, sind, wie die zemachten Bestellungen beweisen, bewilligt worden. Man würde sicher zu weit gehen, wenn man au- der Legung von Doppclgleisen aus einer Anzahl strategisch wichtiger russischer Eisenbahnen aus die Absicht Rußland« schließen wollte, in etwa zwei Iabren lo-zuscklagen. Die kriegerische Wendung der europäischen Verhältnisse hängt so wenig von den per sönlichen Wünschen deö General« Obrutschew allein ab, wie von dem Willen de» Kaiser- Alexander. Dazu ist da- Zusammentreffen von Umständen nothwendig, welche sich jeder Voraii-berechnung entziehen. General Obrutschew wird al« Anhänger de« russisch- sranzösischen Bündnisse« geschildert und diese Angabe wird durch die Thalsache unterstützt, daß er mit einer Französin verheirathet >st, durch welche er lebhafte Beziehungen mit den dortigen leitenden Kreisen unterhält. Da« ändert aber an der Tbatsache nicht«, daß Kaiser Alexander über diese« Bündniß feine eigenen Gedanken hat. welche wahrscheinlich mit denen seine» Generalsiab-ches- nicht Ubereinstimmen. Die Denkschrift deS General» Obrutschew ist zu einer Zeit ver saßt, in welcher noch keine Gewißheit darüber bestand, welche» Ergedniß die Wahlen deS 22. September liefern würben, und e« lst bekannt, daß die Auffassung der maßgebenden russischen Kreise den Sieg der monarchisch-boulangistischen Coalltion sür möglich hielt. Der AuSgang de» Wahlkampfe« ist ein anderer al» der auf dieser Seite vorausgesetzte, unv damit ist auch der Kern der ganzen Denkschrift hinfällig, welcher in der Annahme besteht, daß die Bewegung im Westen Europa« zum Kriege treibe, dessen AuSbruch m etwa 2 Jahren er folgen werbe. Die Denkschrift de« General» Obrutschew hat in der Hauptsache nur die Richtigkeit der Befürchtungen be stätigt, welche Oesterreich-Ungarn bezüglich der KriegSvorbe- reitünge» Rußland- hegt. Die Truppenanhäusungen an der russischen Grenze, der beschleunigte Festung«» und Eisen- babnbau in den Grcnzprovinzen, Welche einst vom „Russischen Invaliden" in den Bereich der Fabeln und Er findungen verwiesen wurden, hatten und haben eint nur zu lhatsäcklicke Grundlage, und wenn Oesterreich-Ungarn und Deutschland danach ihre Gegenmaßregeln treffen, so entspricht da» nur dem Gebot der allergewöhnlichsten Vor sicht. Wenn Rußland da« Bedürfnis empfindet, sich für den Kriegsfall vorzubereiten, so sind seine Nachbar» genöthigt, diesem Beispiel zu folgen Die Spannung in Europa, welche bei Eröffnung der letzten DelegalionSsitzung vom Kaiser Franz Joses als vorhanden erklärt wurde, besteht noch heute unver ändert fort, wenn auch die Assahr einer plötzlichen Friedens störung als abgewenbet, mindestens al- sehr unwahrscheinlich zu betrachten ist. Die Verbündeten Mächte haben seit dem Bestehen de« Bunbe« die Notbwendigkcit erkannt und danach gehandelt, daß sie ihre Armeen aus die höchste Stufe der Schlaqserligkeit bringen und daraus erhalten müssen, wenn sie den Zweck de- Bunte», die Bewahrung de» Frieden», erreichen wollen. Die Zu'ückhaltung Frankreich- und Rußland» hat bewiesen, daß diese Politik die allein richtige war, und keine Anstrengung der beiden Mächte wird hinreichen, um darin eine Aenderung herbeiznftihre» Die Heeresorganisation der verbündeten Mächte ist eine solche, daß jetes FriekenSjahr die Reihen der VaterlandS- vcrtheibiger um ein Bedeutende« verstärkt, der Abgang hält nicht gleichen Schritt mit dem Zuwach-, und wenn auch die Einführung der allgemeinen dreijährigen Dienstpflicht in Frankreich in Bezug aus die Zahl der französischen Soldaten schwer in» Gewicht fällt, so kann doch Frankreich da« nicht >» wenigen Jahren nachholen, wa« wir unter 75jähriger Geltung der allgemeinen Wehrpflicht erreicht haben, zumal wenn wir unsere militairische Leistung-sähigkett fortan in gleicher Weise anfpannen. Auch die beiden Denkschriften de« russischen Generalstab-- ches« nnd de» Finanzministers können unser Vertrauen aus die Erhaltung dcS Frieden» nicht erschüttern, wir erkennen darin nur einen neue» Beweis dafür, baß Rußland sich de» Unver mögens bewußt ist, a»S eigener Kraft oder selbst in Verbin dung mit Frankreich den europäischen Frieden zu stören. Mag Rußland immerhin sein Eisenbahnnetz vervollständigen und dadurch den Aufmarsch seiner Armee an der Grenze erleich tern, unsere militairischcn Autoritäten haben aus alle diese Vorgänge ihr wachsame« Auge gerichtet und sie werde» dafür sorge», daß nickt- versäumt wird, um die russischen Vor bereitungen uuwirksam zu machen. * V » * * Wir geben nachstehend den in Rede stehenden Artikel der „Kölnischen Zeitung" seinem vollen Wortlaute nach wieder: DaS Haupt der panslawistischen russischen Kriegspartei ist bekanntlich neben dem einstigen Botschafter in Konttaiilinopei. Graf Ignaticw, der Cbcf de» GeneralstabS, Obrutschew, einer der eifrigsten russischen Generäle, der in einem künftigen Kriege, sei eS alS Befehlshaber einer HeereS- abtbeilung, sei eS als GencralstabSchcf, sicherlich eine große Nolle sp eien würde. General Obrutschew gehört z» den jenigen, hanpisächiich im G »eralstabe vertretene» Ofsic'cren, welche enieu Krieg IN naher Zeit sür unabwendbar Hallen und daher alle Vorbereitungen zu demselben derart beschleu nige» möchten, daß Rußland, wenn es den Augenblick zu», enlschiekenen Handeln für gekommen erachtet, sei» kamps- bereileS Schwert zur Erfüllung seiner Wünsche in die Waag schale legen könne und nicht einen Zeitpunkt abzuwarlen brauche, rer ciwa den Gegner» geeigneter erscheine. Der General ist auch ein eifriger Anhänger eines engen Bünd nisses mit Frankreich; kuich seine Frau, die Französin nnd in Frankreich ansässig ist. sieht er in nahe» Beziehungen z» dort; augenbiicklich besinvel er sich. Ivie alle Jahre im Herbst, in der Heimalh feiner Frau. Be, seinen Bestrebungen, da» Heer schlagfertig zu machen, sinket er einen Hemmschuh im Finanzminisler W i s ck »egra k ski. der, nickt so kriegerisch schauend n.ne d-r Generalttabschcs zunächst die russische Gcld- wirihschaft in Ordnung bringe» mochte, eine Arbeit, die er ja bereit- not einigen, Erfolg begonnen, in der ihn aber KriivSgischrei und groß- Ausgabe» zu Rüstungen auf's Em pfindlichste stören. Ans diese Weise sind die beiden SlaatS- >nä w '7 i-> ,i„en G-'en»atz getreten, d-r kürzlich noch ver- scharft worden ist G »erat Obriittch-w v-rlrai dielen Lvmmer den KriegSminisler WannowSli während dessen langer Abwesenheit in Frankreich und benutzte diese Stellung,
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