Suche löschen...
Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 03.01.1890
- Erscheinungsdatum
- 1890-01-03
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-189001035
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18900103
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18900103
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1890
- Monat1890-01
- Tag1890-01-03
- Monat1890-01
- Jahr1890
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 03.01.1890
- Autor
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
p«»ßqttt. tza« ist allerding« ein «ßnm,q»volle, Tiesfin», für de» de« profanen Sterblichen alle» Berstänvniß fehlt. Dau» folgt eine große höchst unerquickliche Debatte zwischen dem lulherischen Hospreviq« der Kursürstin-Mutler und den Resormirlen; dieser Gegensatz, der sich so mächtig ankündig,, bteidt sür den Fortaang der Handlung ohne jede Bedeutung. Dir Exposition erscheint un» verfehlt; wenn etwa» von dem ersten Act in den zweiten hlllübergenommen würde, könnte icner ganz gestrichen werden. 2m zweiten erst setzt dir eigentliche Handlung ein. er ist dramatisch lebendiger. 2m dritten tritt die Kuisürstia mehr in den Norder grund — e« folgen die feurigen Scenen zwischen ihr und dem Generalseldobersten; aber die Wukung. welche die Geisterseherei de« somnambulen Mädchen» aus diese» au»Ubt, erscheint al« eine bedenkliche Zulhat, welche jene Scene um ihre Wirkung bringt. Tdeatralisch am wirksamsten ist wohl der letzte Acl; die Lustspielfigur de« Kanzler» Wenzel von Roppa. welcher sich al» zweite der böhmische König anschUeßl mit feinem Haß gegen den Schmutz vom Heerweg. der ihn bedeckt, und mit seiner Eßlust. bi« er dann fröhlich erscheint al» ein König, der sich gewaschen hat (ein etwa» wohlfeiler Spaß für den letzten Act eine» Trauerspiel»), die tragische Episode de» verwundeten, sterbenden Pagen, die Tasetsc>ue. der bestürzt« Ausbruch, die Scene zwischen dem Gen-ratseld- oberstrn und der Kursürstin, der Hereinbruch de« Volke«. d>, Mords«»«, die Abführung de» gefangenen Fürsten, da» bietet «ine Fülle wechselnder Brlder, eine theatralisch bunte Schau, aber erst gegen den Schluß hin tritt die dramatische Steige» rung rin, die dem Schauspiel sonst sehlt. In vielen große» und frappanten Züge» zeigt sich Wil» denbruch'» Talent, e» ist für dramatische und besonder» theatralische Effecte geschaffen: aber seine ersten Dramen ze'gle» weit mehr organischen Zusammenhalt al- die letzten. Der große Erfolg der Quitzow, denen man diesen Zusammenhalt auch nicht gerade nachrühmen kann, scheint den Dichter weiter sortgetneben zu haben aus der Bahn de» Historienhaften. Um die fragwürdige Architektonik diese» Stücke» ranken sich indetz reiche Dichlerblüiben, und nur hier und dort fallen die geeimten Faustverse in» Triviale. Die Aufführung selbst war eine vortreffliche; besonder» hat Herr ^Grünoerger al» Regisseur damit Ehr« ein gelegt. Die Direktion ließ e» an Ausstattung nicht fehlen. Da« Stück ist schwer zu insceniren. e» ist so viel Episodische« gleichzeitig mit dem dramatisch Wichtigen aus der Büvne. iva» seinea rechten Platz verlangt. Dazu die dewegien Masse», scenen; e» ging Alle» glatt und flott, und im letzten Acle war die Massenwirkung eine bedeutende. Herr Borcberdt al»T>äqer der Hauptrolle zeigte wieder jene markige unverwüstliche Kraft, die ihn für heldenhaft. Ausgaben oesäbigt. Sein Johann Georg schließt sich seinem Dietrich Quitzow würdig an: er traf den Ton de« ehrliche» überzeugten Manne«, de» wacker,, Freunde», de» heldenhaften Kämpfer», führte die besonder» dramatischen Scenen mit der Königin im dritten und letzten Acte mit F uer und Energie durch. Frau von Moser al» Elisabeth secundirte mit aleichem Feuer. Die psychologischen Wandel- und Wechsel- oilder de» letzte» Acte» stellte sie glaubwürdig Lar. Ihre Blutscheu und der Jubel der Verzweiflung kamen zu wirk samem Ausdruck. Herr Hart mann al» Frecher v. Dohna war ein schwärmerischer Liebhaber in Len ersten Scenen, und gab allen Contrasten der Empfindung, zwischen denen dieser Cdarokler hin und her taumelt, den geeigneten Au-druck. Der Kursürst von der Pfalz de» Herrn Hänseler war im letzte» Acte höchst ergötzlich, ebenso ter Wenzel von Ruppa de» Herr» Ernst Müller. Fräul. Witt al» Genoveva war ein feinfühlige» Märchen, zart, schwärmerisch, nerven krank; sehr hübsch sprach sie ihre somnambule Prophezeiung. Von den übrigen Darstellern verdient in erster Linie Fräul. Roh de genannt zu werden, welche die kc>ne»weg» leichte Sterdescene de» Pagen von Heiter-Heim mit packender drama tischer Kraft durchsührle. Herr Geidner al» schwacher Kurfürst Georg. Fräul. Fässer al» sein» noch etwa» vom Wochenbett her wehleidige Gattin Elisabeth Charlotte, Fräul Trubn al» W'llwe Anna, eifrige Lutheranerin. Herr Adolj Müller al» ter kaiserlich gesinnte Munster Schwarzenberg, Herr Krause al« der milde DoctorJessenin», Herr Greiner al» der übereifrige Lulheraner Meißner wurden ihren Aus gaben gerecht. Taffelbe gilt auch von den kleineren Rcllen, dem Herzog von Brieg Le» Herrn Matthae», dem Pruck- mann de» Herrn Brost, de» Herren von Berka und Schlick der Herren Kurtscholz und Jordan. Die Pagen bilde» eine Art von Choru», werden aber auch gelegentlich von Liebe«leidenschastergriffen; da» stellten, außer Fräul. Rohde, die Fräul. Flösset, Trabold, von Romberg in ganz naiver Weise bar. Durch beträchtliche Kürzungen Würde da» Trauerspiel sehr gewinnen und der Erfolg de» ersten Abend», der zum Thcil einem sensationellen Tage«ereign,ß galt, auch dem späteren treu bleiben. Rudolf von Gottschatl. Musik. Elfte- Gewandhau-conrert. Leipzig, 2. Januar. Seine musikalische Weihe empfing da» neue Jahr durch da» letzte Gewandhau-conrert: die große vwoU-Fnge von I. S. Bach und die „Fest- und Gebelik sprüche" von I. Brahm» befriedigten jenen Drang der Seele, an diesem Tage einen ernsten prüfende« Blick in die Ver gangenheit zu werfen und mit sinnende« Auge da» Dunkel der Zukunst durchvringen zu wollen. Zumal da» Werk von Bach erschütterte mit seiner Majestät die Herzen der Hörer. Wer würde bei diesen Accorden, di« .wie Heere in die Schlacht ziehen", vermuthen können, daß eine Biolinsonate der Mutterooben gewesen, au» dem sie hervorwuchsen! Wenigsten» ist Gnepenkerl der Ansicht, daß Bach diese Fuge au« der Sonate für Violine solo in 0 moll gewonnen habe, «nd ein Vergleich der beiden Werke giebt dieser vermulhung die Kraft einer Thatfacbe. Aber wie kolossal ist da« neue Znstrumentalbild und wie prachi- voll wußte Herr P. Homeher, dieser vorzügliche Künstler, diese» Bild zu beleuchten! Sicherlich ist Homeher einer der bebcutendstcn Bachspieler der Gegenwart; seine her vorragende technische Meisterschaft auf der Orgel, sein von einer kräftigen musikalischen Empfindung gesättigter Dortrag und seine lichtvolle, überzeugende Weise zu phrasiren und die Constrnction re» Werke« zu erfassen, befähigen diesen Künstler, den Schatz, den Bach in seinen vom Geiste der Erhabenheit durchschauerten Werken polyphoner Schreibart hinterlassen, zu heben und der Gegenwart fruchtbringend zu machen. Herr Homeher erntete für seine stylvolle, nach allen Seiten hin vorzügliche Leistung den leb- haften Beifall der Zudvrer. Die „Fest- und Gedenksprüche" für gewischten Chor entstammen der jüngsten Vergangenheit; Brahm» soll sie geschrieben baden im Banne jener gehobene» Stimmung, in welche die Verleihung der Ebrenbürgerschasl von Hamburg sein Gemüth versetzt hat. Und diese Slimmung muß einen sehr rubigen, abaeklärten und zielbewußten Em- vfindunq«gehalt umschlossen haben. Die „Fest- und Grdenk- sprücbe" sind geistliche» Inhalte«: sie rufen zu dem Herr», dem Retler aü» aller Nolb, dem starken Golt, und erzielen in dein Wohlklange ihrer Dielst mmigkeit, in der Ruhe idrer Bewegung und der Ergiebigkeit der musikalischen Gegensätze, durch die Brahm» die Aufmerksamkeit stei« in Atbem bält, dort bedeutende Wirkungen, wo die Hörer mit dem Style de» Meister» vertraut geworden sind und genug innere Sammlung besitzen, „m rem Componisten folgen z» können. Zugeständnisse macht Brahm« dem nach plastische!, Melodie- sormrn dürstenben Sinn der an italienische Arien Gewöbnien freilich nicht. SeincMelodik ist nicht zündend, aber sie vermag doch zu erwärmen und zu rühren. In der Declamalion erlaubt sich Brahm» einige Absonderlichkeiten; warum er betont: „und eis» Hau« fället über da« andere", ist nicht recht verständlich Dagegen zuck« anch wahr« Geniedlitze auf; so ist jene» longgezogene. erst über legende. dann in die Färbung einer logischen Deduktion stineinspieleude „Aber", welche« die auch von Sallust au»- g'sprocheneu berühmten Worte «iuleitet: „Eia jeglich Reich, so e» mit »hm selbst »nein« wird, da» wird wüste" u. s.«.. von eigenartiger bedeutender Wirkung. Am reinsten und schönste» entfaltete der Geniu« Brahm« seine Schwingen in dem beste» der Sprüche: die Schlußworte „Und sollst Deinen Kindern und K>nde«kindern kund tdun, Amen" sind von ergreifender Schönheit. Die Gesang-stücke wurden von den Thomanern unter der Leitung ihre» hochverdienten Dirigenten de« Herrn Pros. 1)r. W. Rust musterailtig gesungen. Damit ,st Alle» gesagt. Dasselbe Lob gebührt der Au»>übruug der sehr düdsche» Chorlieber von Rubinstein, von denen dir Goadel- ahrt" da- musikalisch bedeutendste und „Dir Heinzelmännchen" da» pikanteste, eine Art Vocalscherzo, sind. Die sehr ichivlerigen Intonationen der Brahmo'schen Gedenksprüche. e»e klare Aussprache der plappernden, mit W>nde»««l, dahinhuschenden Koboldverse, die scdöne, weicht Tongebung, da« Feuer und Temperament der Wiedergabe: alle» da» verlieb den Leistungen der Thomaner, deren intellektueller Urheber Herr P:vs. V. Rust ist, den Stempel einer großen Vollendung. De» Beifall« war kein End«, so baß die letzten zwei Strophe» de» Heinzelmännchenlieve« wiederholt werben mußten. Auch da» Orchester errang sich unter der Leitung de» Herrn Prof. v. Rein ecke hohe Ehren. Mozart'» Notturno für vier Orchester (zum ersten Mal«) wurde ausgezeichnet ge spielt. Di« Compositioa wirkt jedoch «ehr durch die äußerliche G gensätzlichkett der m»t einander scherzenden Orchester, zwischen denen «in lebhafte» Frage- und Antwort- picl gepflegt wird, mehr durch da« Colorit. al» durch Origi- alität der Erfindung und der Ausgestaltung. Beetdoveu'« , bente Sympbonie. jene« Wunderwerk in ^cknr» in «etchem Wagner eine Apoth ose de» Tanz^ sieht, schloß da» geuuß reiche Concert ad; die Aufführung der Sympbonie war in einzelnen Punkten nicht ganz frei von jenen kleinen Unglücke», wie sie selbst den besten Virtuosen nicht erspart bleid-a. Sedr 'chön war jedoch die Wiedergabe de« berühmten Alegretio (Beelboven ärgerte sich oft über dies« Berühmtheit, welche der achten Symphonie lange Zeit den Weg »n die Eoncert- säle verschloß, und pflegte ärgerlich zu sagen, daß die achte Sympbonie weit bester al» die siebente sei); vortrefflich gelang auch der letzte Satz, jener ungarische Bauernlanz, mit dem B eihoven. wie Wagner sagt, „der ganzen Natur ausspielt, so daß, wer diese darnach tanzen sehen könnte, im ungeh-uren Kre>»w>rbel einen neuen Planeten vor seinen Augen entstehe» zu sehen glauben müßte". F. Psohl. U. Leipzig, öl. December. I« Blauen Saale de« Krystali-Palane« hatte gestern Abend Herr Wahl» mtt seinen musikalische» Zöglingen eine Abendnnterhaltung veraaftaliet. welche denselben reichlich Gelegenheit gab, von ihrer Liebe zur musikalischen Kunst Zeuaniß abzul gen. Die vortrefflich e» Herr Wahl» versteh«, die v»le» junqen Kövse unter ein u Hut zu bringen, aas bewies sie gut schoilirte Med rgub« de, bekannten Vach-Äauasd'- schen Meditation sür 26 Biolinta» Violoncello und Pianosorie. Las Ensemble war ausgezeichnet und die jungen Violinisten ginnen mit einer Tavferkeit an ihre Ausgabe, die durch ei» schöne« che- ling n belohn» wurde. Ein saude es Ensemblespiel war auch dem Borirag de« Trio» kür Pianosorie, Violine und Violourello vou Reinecke und der Bach'icheu G»votte uachzurüdmen, dir offenbar »tt Fleiß einstudirt waren. Solostistunaeu für Bivliue waren der „ländliche Tanz" von Remecke da- Eoucertmo von Weder, ein gleiche» vo» Han» Sill (besonder« sein nilancirt). da« Fantasie- Ballet von Beriol. d-ss n r nzela^Ionfigu ea M t größter Sauber- kcit und technischer Fertigkeit jlw Ausprägung kamen, uud eine neu' „Romanze" vou Wahl-, deren zarter, rmpsinoungSvoller Eharakrer glücklich getroffen wurde. Violine und Lianosort« vereinte» sich zu q mein'amer Arbeit bei der Sonate vou Eurhardt und »>»er Sonatine von Krause, während da« Pianosorte allem bei einer Hosmana'sche» Sonatine (vl rhäncig), zwei Stücke» vou Wiuierberger uud emer Huybn'ichcn Sonaie in Tbät'gkeit trat. Die Pianist n zeigte» allen», halben eine gesund» Technik, di» »atürlich durch fleißig« Hebung erhalten und enveiiert sein will. M.orere Schüler der Frau Wohl« traten außerdem mit Besang« uckea aus. Lu» tu»g» Dame wr-r mit dem „Wiegenlied" von Mozart uud dem ftimmuna». volle» Liede „Nach Jahren" von Oskar Paul rech« glückoch. St, s ng correc« und mit Wärme und lstwi « auch bei den spätere» Duellen, die sie im B rein mit einem jugrudliche» Tenoristen sang, vnß sie Iiiusikaliichcs Geschick hat und sich IN guter Schule befindet. Das Letzlere gilt auch von dem Teuoristeu, her sittlich uoch eiwa- mehr aus sich hcrau-gehcu muß. T Leipzig. 2. Januar. Die Coucerle brr Hartmauu'scheu Lavelle im Saale „Bonoraud" gewinne» immer me„r a» Be liebtheit in unserem Lonceripudlicu«. Ist doch auch der Dirigent, Herr E Hartmann, uachbruckuchst und sichtlich bestrebt, leiu musikalisches Repertoire zu erweitern uud »ich« nur die bekannt,» M' isterichSvsungen zu bedenk«,, sondern auch seltener zur Auisübrung g brachte klassische Werke demselben rinzuverleibeu. Auch aus dem Gebieie der v,lkstbüml>chen Unterhalt»» Smusik giebt er den abge spielten Tänzen und Märschen nicht den Vorzug, sondern weiß durch kleinere Nomiälen und hörenSwertde Uaterualtuagsslücke reizvoll abzu- wechseln. Die Ouvertüre zu „N buladuezar" von Verdi» „O Isis und Osiris" aus Mmzart'S „Zauderslöie" uud die Rieuzi-Ouvertu,r von Wagner standen gestern auf dem Programm Die Durch- sübrang der genannten Werke brwir«, daß man denselben ttsrigiie Hingabe und großen Fleiß gewidmet hatte. Alle» war sichtlich erwogen und richtig abgestust. In der schwierigen „Neoukadnezar- Ouvertüre" kam die rcichgestaltige Instrumentation mit Glanz und Farbenpracht zur Geltung, sodas «ne ungetrübt« Wirkung erzielt würbe. Unter den verichiedenarllgen Gaben neuer Componisten war vielleicht daS stimmungsvolle Eharutterstück „Ja der Spionstude" von Eilenberg am anziehendsten. Der ganz glücklichen Tonmalerei, auf deren Beachtung in dem Stück Alle» ankommt, wußte da» Orchester Williamen Au-druck zu geben. Herr Keßner, ein Mit glied de- GewanbhauSorchesters, erfreute (wohl olS«a»?) mit einer Arie sür Clarineite von Bergben, bei deren Durchführung serlen. voller Au-druck mit überlegener Sicherheit in der Technik gepaart zu Tage trat. Da» ganze Concert bat uu» von Neuem dir Urbrr- »eugunq gegeben, baß die Hartmana'iche Capelle schlagfertig ist und sich mit bestem Erfolge bedeutsame Auigaben stellt. » -i- Altrnburg» 31. December. Die auch i» Leipziger Kuast- kreisen bekannte Opernsängern, Frau Pauliue l'Atlemaud, welch« seit längerer Zeit stet- in diesiger Stadt ihren Sommeransenibali nahm, bat in Amerika eia zahlreiche» Künftlerperioaal um sich ver. einigt und sübrt dasselbe unter dem Namen „paulwv l'4Uemumi'o graul Opera compaox" durch die Ver,tniqlen Staaten vo» Nord. a»ie>ika. Die Tour beginnt in Chicago mit „Lucia". Die geiammte amerikanische Presse bezeichn« Flau t'Sllemand al» di« Nachfolge,in e«r Paiti. Die Saison wäbrl — »ach einer Meldung der „Aliend. LandeSztg." — sieben Monate und wird hauptsächlich die südliche» Städte berühren, sowie in Mexiko schließe». <5 Der Breslauer Orcheftervereia, der auch »ach dem Rücktritte vr. Max Bruch'» fortbestebea soll, wird seine» zweiten Ton cericyklu» am 7. Januar beginnen. Da« Haupiwerr, welche» mit H'lfe der Singakademie zur Aunührung gelangt, ist Beethoven'» IX. Symphonie (von der übrigen» drei Sätze auch von G Riemen« ich ne ider in seinem 1. Cymphomeroncerte im Breslauer Concert- bause am 2. Januar auigesührt sind). Außer B-etvove» werdea Mozart, Schubert, R Schumann, Wagner, Gouvv, Raff und E. Grieg unter den Componisten vertrete» tein — al» Müwirkeade werden u. A. die Operniänger n Fräulein Herzog av« Beilin, P>a v. Sicherer au» München, Proiesjor Barth uud Professor Max Dauer, von zur Mühlen genannt. — Die Besetzung der Dirtgentenstelle soll aus Grund von Gasidireltioneo ersolgen. * Ten letzten Flügel Ludwig o»n Beethoven'» ha« kürzlich der Verein Beethove'bans in Bonn ermord». Ta» Instrument ist ei» Welk der I» Wen I85l gestorbenen HosclaviermocherS Conrad G aff, der von Beethoven selbst mit der Aasertigung bet in Rede stehenden Flügel- beousirag» wurde. Derlelbe ist mit Rücksicht aus die Echwe Hörigkeit bet Meister» nicht wie üblich dreichöng, iondern meichörig besaitet. Beethoven benutzte ihn wegen seiner Tonstärke in den letzten Lebeatjabre» iaft ovSichließlich. Die Echtheit de« Flügel« ist urkundlich bckegt und außerdem durch Johannes Brahm»' Autorität bestätigt. "Der bekannte englische Lomponist Sir Arthur Sullivs» ist im Begriff, eine» bedeotiomen Schrstt zu «hon. er w ll sich vo» d-r Operette und der komischen Over der große» Oper zuwende» Natürlich mußte er sich auch »o« Gilbert, sriuem bitderige» »reuen Textdichter, treuor»; da« Libretto wird ihm »o» Julia» Sturgi« GAisilt. Astr di« Ausfähruuß bitter ,roß»u Over »irh i« London tt» neue» Theater errichtet, wetche» in etwa drei Monaten fertig tet» fall, «ädreud Sullivaa feine Oper kaum vor Ende Ociode, fertig haben »ird. S»iet »nd Titel werde», der „N.-Z." zuiolge »och als G«h«tm»iß dewahrk. * Dir Mustkalieadruck-Austalt «ad Vnchdruckerei de» Herrn O»car >r«»dste»«»r tu Leipzig hat aum «ür da» Jahr 18V0 rrae» „musikalilchea Kalender" veröffeutlrchk, deffe» äußerst -elchmackvvlle Aueftnitung Iutereffe erregt. Um eine» großen ijioliaichlüssel in Gold- uud Buntdruck sind musicirende Enqelgrstalt-n gruppirt. Dir Daten der ein,elu«a Monate sind ooi Zetteln ver. sichlet, welch« fymmetrifch, ober doch auscheineud frei, geordn » erscheine» »ud de» übrige» Raum aus dem Blatt au-füllen. Der »ie-jädrigr Vrandstetterlch« musitaliiche Kalender »ft entschieden no« prattischrr uud übersichtlicher eingerichtet ol» der vocjährige uud wird sicherlich situr» Zweck i» bester Weise erfülle». Gerichtsverhandlungen. KD»t>t»che« L««tz>ertch1. IV. Ttr«st«»»er. * Leitzzi», 3t. December. Am Souutag, 20 Oktober, war i« Kwtz'Utzhche» Gaftdofe zu Blumroda Tanzmusik, zu welcher sich auch »me größt,« Anzahl »uechie au» dem deuachdane» alte»« »„ratsche, Threna ttugesuude» hatte. Da« war de» Blumradarr Üuiiche» Utt »ich» rech«, de», dt» Lhrruaer wäre» dafür bekanm, daß sie weaig Uwsttud» machte», wen» es galt, et» hübsche« «ädche» zu« Tanz zu euaagtr». Ihre Mißstimmung wurd, nd-r »och vergiützeit al» st« gewähre» mußten, daß bei einem Streit »»«sch«» eine« Bluwrvdarr uud e»em Thr-uaer der Letzter« ,l.,e West re« de« Erster«» «tue kräftig« Ohrfeig« ver- adreicht». Di» Streitenden w»r eu zwar durch den vrt«d,eaer treu«, st» Saale am, aber alsbald da« Gerücht um. »ach dem Tanze würde» d>» Threuoer verhaue». In dem Bewußtlem, baß Einigkeit stark «ach», hielte» sich dt« Altenburger stet« zuiamme, und verließe» auch gemeiaschastlich »ach Mitternacht de» Gafthos. Uute» «der ritt der Stellmacher Eduard Max Steiudach au« Reg»«: Hurras jetzt Pud alle Vlumrodaer dal »ud ftürzir sich mtt mehrere» Uaderru. dar»»«« auch de» v-kouom O«car Ott» Nitztchr au« Blumroda» aui die abz>edrnd>u Thren-er. Der D,rn»kaecht R. au« Threna, welcher am weitesten zurück« bliebe» war. fiel >v»r» zum Opfer. L> wurde von kieiaiach und R,tzsche. >ow»e »»» auder-u uuermtttelt grdl edeuea Blum odaeru mit .yäufteu aus d-u Kopf grichlage«, vermochte aber >» »tn.m günstigen Augeadttck feturu B rivlgrru zu e»ts»lüp>en uud rannte nach dem aabegel geueu Gafthos. Ader noch ehe er ihn erreichte, wurde er vou dem Handardeiter Heinrich Theodor Thiele -u« Imnitz »eftgehait»» und iemr» Berfolger» ausgeliesirt. Tdieie setdst d tueili^e sich mit «» der ,«» evtstevenden Prügelei, de, weicher M. tu du Straßengraben geworfen wtsidr und ein» schwer» Kopfwunde erhielt. N. vermag U'cht zu sage», wer tdm d»ese Duad deigrbrachi, dagegen debauptete er auf« Be »immtest», Rttzich- habe >ha mit dem Fuß aus den Leib getreten Ruch der Salogrri zeigte e» sich, daß dir Hände und H-mteu von -ltt. buch uud Tdtele voll Blut waren. Der Anklage zuiolge ioll Steiudach de» R- »och außerd m mit «ioeui zugeklappte» Mesje, oder «>»«« andere» harte» «egeuftaud (Schlüssel) aui den KovI geichlagru Hab«»: die BewetSauinaume erbrach!« jedoch nicht du« ,euüge,d« Moterial htersür. Luch Nihsche bestritt aus da- L»t- chiedenste, »ach N- griretea z» hadeu uad gab nur zu. daß er mi> den Hände» zugeschlageu Hab«. Der GerichiShos erkaaute gegen steiudach aus 3 Monate, gegen Thiele und Nitzsch. aus 2 Mo- nute Gesäug» ß. Die Strafen Thiele'» u d Nitzsche'S sind aurch die UutrriuchuugShast Vcrdüßl, Steiudach wurden 2 Monate iu Aurechauag gebracht. D«k Gerichtshof bestand au« de» Herr«» Londgerich»«-Direc«or L-bmanu (Plästd.). LondgrrichtSkälhea Adam. Schudarih-Engelichall uud Affksfolt» vr. Lttßner und 0r. Pöfchmaau. Di« Anklage lüvrt« Hcrr SlaotSa»waltIchasi«-«ff,ssor I)r. Groß. H«,r Recht«, anwall Frrytag 1 hatte die Benyeidtguug Thiele'« uad Nitzsche'S übernommen. t , "Leipzig, A Jaunar. vo» der ersteuStraskammerd^ königl. Laudgertchlü wurde» heute verurthttli: 1) Die Dienstmagd Anna Matte Coldttz au« P>-schkowitz wegen Betrug« zu 2 Jahren 6 Mo- naieu Zuchthau«» »ud 4b0 ^ Geld» oder 60 Tag a Zuchihausstruse, 2) »>r Commt« Artedrich Gotthels Cber«bach uu« Lhrmultz wegen D cbstatzl» zu 4 Juhreu »eiaoguiß. Nachtrag. * Leipzig, 2. Januar. Am heutigen Bormittag Hai durch Herrn Oberbürgermeister vr. G>orgi vor versam meltem Rath«coUeg>um. Mitgliedern der Stadtvervrdneten rc. die seierliche Wlebere»nwrisung der wiedergewählte» Herren Stadlräthe Dürr, Ullrich und Meißner und Einweisung der neugervähtten Stadlräthe, Herren Kaufmann Stadtverordneter Ramdohr und l)r. WlUmar Schwabe stattgesnaden. * Lüipzia, 2. Januar. Heute vormittag fand aus dem Naschmarkte die Vorstellung der berittenen Abt Hei lung der Schutzmann schast vor de» Herren Oberbürger meister vr. Grorgt» Polizrivirector Bretschneiver und Stadtrath vr. Schmiv durch den Herrn Po iizeibaupt- mann Zrhl statt Die Vorstellung, welcher eine zahlreiche Menscheumenge beiwodnte, verlies zur vollen Zufriedenheit der genannten Herren. Im Publicum herrschte nur eine Stimme der Bewunverungllder da« prächtige und schneidige Aussehen von Mann und Roß. — Aus dem Bureau de» Stadttheater». Nachdem der „Genrraiseldobrist" am Abende seiner Erstaufführung in völlig ungekürzter Gestalt auf der Bühne erschienen ist, wir e» auch Wohl der Bedeutung de« Werke» entsprach, sind an demsethen sür die weiteren Wiederholungen nuumebr die nöthigrn Kürzungen vorgenommen, so daß die Dauer de> Auisübrung da« Maß eine» gewöhnlichen Theaterabend» nicht mehr überschreitet. Der „General selb ober st" wird am heutigen Freitag zum ersten Mate wiederholt. — Im Alten Theater findet am heutigen Abende eine Aufführung de« Weihnachtsmärchen« „Klein-Däumling" statt, so daß auch den Erwachsenen, denen ihr Berus den Besuch einer RachmittagS-vorstellung verbietet, Gelegenheit gegeben ist. da« WeihnachiS-Märchen. welche» die Erwachsenen kaum minder fesseln dürfte al» die Kleinen, zu sehen. — Im Kausmännifchen Verein hält heute, Freitag. Abend», d«r Asrikasorscher Herr Paul Reicdard einen Bortrag Uber „Meine Reise in da» Ourllengebiet de» Congo". — Dir Direktion de« Krystall-Palaste» macht bekannt, daß von heute ad, um vielfachen Wünschen zu entsprechen, den Abonnenten und Berein-karteninhabern gegen Vorzeigung ihrer Karten an den Wochentagen Billel« zu Halden Preisen sür die Künstlervorstelluugen in der Alberthalle verabreicht werden (Wann- und Festtag» ausgeschloffen). Diese Vorzug»- dillet» können im Bureau entnommen werden. — Seit Kurzem ist im ersten Obergeschoß eine» Eckhause» der Kurprinz» und Lrplaystraße Neumann'» große« ana tomische» Museum errichtet und dem öffentlichen Besuche zugänglich gemacht worden. Da» Muieum bietet »ach ver schiedenen Richtungen viel de» Interessanten und Sehens- werlhen uad r« rars e»n Besuch desselben recht lohnend ge nannt werden. Neben der Veranschaulichung von physio logischen Vorgängen, wie verschiedener Krankheiten, sind an kunstvollen Dach«präparat«n die ersten Hilfeleistungen bei Ver unglückungen vergeg-nwärtigt; neben den äußerst scharf und sein au-gesührien Charakterköpsen von Veitrelern alle Menschenrassen weist da« Museum eine Anzahl höchst gelungener Automaten. w«e die Loreley, die Feenköniqin, die Gruppe der drei Amorktlen rc.. aus. E» mangelt ver Raum, hier aus alle die vielen Hundert interessanten Gegenstände von Ncumaan'» anatomischem Museum eiuzugehen; nur da» ist noch zu er wähnen, daß die Gegenstände sehr übersichtlich gruppiri si, d und daß eine Broschüre, welche der Besucher an der Catje erhält, die Ausstellung in ihren Einzelheiten erläutert. — Die Familirn-Concerte im „Tivoli", welche sür Vir Bewohner unsere» südlichen SladttbeileS geradezu r>n musikalische» B bürsnjß geworben sind, halten durch die Borbernttwßeu zum Wechnachttsest« und die Festzeit selbst eiue Unterbrechung erfahren. Mit dem heutigen Freitag LL Abend werden diese Concert« wird», «öffnet Da» heutige Concert führt die Eapell« de» 107. Infanterie- Regiment» unter Leitung de» kgl. Musikdirektor» Herrn Walther au«. Derselbe hat ein ebenso reichhaltige« wie aedtkgene- Programm dafür ausgestellt. E« sei noch unter : ffnwei« aus den Anz-iqentbeil aus die ini Interesse de» ' )ubticum« von Herrn Max Busch, dem Inhaber de» be liebten Eladtisiement», getroffene Einrichtung besonder» ans- merksam gemacht, daß Abonnement-bücher mit einer entsprechenden Prei-vergünstigung an den im Aozeigentheil genannte» Bcrtaus-stellen und lm ,Tivoli" selbst abgegeben werden. — Heute Abend veranstaltet, wie an» dem Anzeigrntheil der vorliegenden Nummer ersichtlich, der ..Stammtisch um Kreuz Nr. 125" (Casä Metz) seine Ehrislbescheerung ür arme Kinder. Da» Präsidium ladet zu der Frier, an welche sich Concert und humoristische Vorträge anschtteßrn, Kreuzdrüver und Schwestern und überhaupt Freund« der Sache ein. ) Leipzig, 2. Januar. Vergangen« Nacht brach plötz lich da» Pferd eine» Droschkenkutscher», welcher P ffagiere vom Berliner Bahnbose nach der Stadt subr, in der Ber liner Straße tobt zusammen und mußte vom Caviller weg feschafft werden. — Ein 18iäbttger Schornsteinseger- ebrltng wurde vergangene Nacht im Garten eine- Grund stück» der Frankfurter Straße am Boden liegend ausgesund-n und mittelst W gen» nach dem Krankenhaus» gebracht, woselbst bedeutende Verletzungen am Kopse und «in Bruch de» linken Arme» constatirt wurden. Der Bursche ist vrrmulh- lick, weil er nicht in da« bereit» geschloffene Hau» gekonnt bat, aus «inen am Haus, stehenden Baum geklettert, um von diesem au» in sein Zimmer zu gelanqen. ist hierbei aber fehtgetreten und herabqestürft. — Heute Mittag hat sich in seiner »n ter Kuchengartenstraß« gelegenen Wohnung ein an»wärtiger pen- ivnirter Stadtwachmeister von 8l Jahren au» Leben». Überdruß und Krankheit mittelst Tesching» erschossen; die polizeiliche Aushebung ist erfolgt. s Plauen, 1. Ianubr. Di« Influenza greift in diesiger Stadt gewaltig um sich; auch sind schon drei Tove«. älle aus kiese Krankheit zurückzusüh'en, von denen ,we> auf k> ästige Männer und einer a»s ein Kind kommen. — Wäbrend bei un» nicht an Schlitten dabn zu denken ist, gebt der Schlitten vo« dem nur wenige Stunden von hier gelegenen Reuth nach Mißlareulh, G«s ll, Blintendorf und weiter hinein in» reußiiche Oberland au«grze>ch»et. L Eibenstock, l. Januar. Gestern früh brach in der Wiesenstraße hier Feuer au», durch welche« drei Häuser zerstört wurden. Durch da» Feuer wurde «ine größere Anzahl Häuser gefährdet, zum Glück gelang e» aber den Feuerwehren, da» Element aus seine» Herd zu beschränken. — Dw vom 25.—27. Januar in Kvtzschenbroda stalt- indrnde Verba »dS-Au-stettungsächfischerGeslüget- Züchter, in Verbindung mit der Geflügel-Ausstellung de» dortigen Verein» verspricht eine sehr reich mit seltenen und werthvolle» Exemplaren beschickte Au-stellung zu werde». Wir wollen an dieser Stelle in Erinnerung dringen, daß der A, - melde-Termi» aus den 12. Januar festgesetzt ist. Dem rührigen Kötzscbenbrodaer Verein ist da» beste Glück zu seinen Be strebungen zu wünschen. Dresden. 2. Januar. Se. Majestät der König hat den nachgenannten Osficieren die Erlaubniß zur Anlegung der denselben verliebenen sremtherrlichen OrdenS-Decoralione» ertbeilt und zwar: Ve» Großkreuze» de» großdrrzoglich Sachsen- Weimarlsche» Weißen Falken-Orden»: dem Generaliieutenant und Commanveur der 2. Divsion Nr. 24 von Ho lieben ge», von Nor mann; de» Komthurkreuze» de» kaiserlich und königlich österreichischen Franz Joseph-Orden-: dem Obersttieutenant 4 l» «uito de» 2. Ulanen»Regiment« Nr. l8 und Dirrctor der Militair-Reit-Anstalt Kirchner; de» Ritterkreuze» desselben Orden»: de« Premterlieule- nant im l Ulanen-Regimente Nr. 17 und Aislstenten der M litair-Rttt-Bnstalt von Schvnsbrrg. — Sein« Majestät der König hat den zeitberigen Bau-Oberingenieur der Staals- eiseiidabnverwaltung Kart Paul Preßler zum Finanzrath und Mitglied der Generatdirection der StaatSeisenbahne». den BctriedS-Director Erich Eduard Poppe in Leipzig zum Ban-Odermgenieur der Staat»e>senbahnverwaltung mit dem Wohnsitze »» Drc-den und den Betriebs-Inspektor Max Krauße i» Leipzig zum Betrirb»-Director bei der Bc- «riebS-Obermspecllvn Leipzig I ernannt, sowie dem Briefträger Karl August Lenk in Dre-den da» Allgemeine Ehrenzeichen allergnädigst verliehen. Vermischte«. — Eine schöne WeihnachlSsreud« hat unser Kaiser einem alten Veteranen, dein in Biescnthal wohnhaften Schleußen- meister a. D. Friedrich Niepbagen. Inhaber de» eisernen Kreuze» II. Claffe von 1813/15, bereitet, indem Se. Majestät ibm rin Gnadengeschenk von 300 au» der kaiserliche» Schatulle bewilligte und gleichzeitig verfügt hat, diese Summe alljädrl ch zu Weibnachten an den alten Helden bi» zu d-ffe» Leven-rnve au»zuzahle». Al» derselbe durch den Bürger meister seine» Wohnort» von diesem kaiserlichen Gnaden geschenk in Kenntmtz gesetzt wurde, war der alle Hcrr so überrascht und so lies gerührt, daß er mit Tbräncn in Veit Augen kaum seinen Dank aussprechen konnte. — Theodor Fontane'» Wohnung in Berlin in der PotSdamerstraße 131» war, wie Ludwig Pietsch in der „Boss. Zig." berichtet. am Montag, dem 70. Geburtstage oeü „Sänger- der Mark", der Schauplatz sich uuunterbrocheil folgender festlicher Kundgebungen von Seiten Ver unqezähtten Freunde und Verehrer Fontanc'S. Zuschriften und Depeschen väusten sich in ungehcuker Menge ans den Tischen de« Ge feierten» soweit sie voraus zwiscde» der Masse der Festgaben von allen Gattungen Platz z» finden vermocdten. Die Eigen, ibümer Ver „Boss Ztg." stifteten dem Mitarbeiter eine p ach- tigr Kaminuhr mit reicher Bronzemontirung un Barockstil: die Mitglieder der Redaclion eine stattliche Unzahl mit edlem, aolbigem Wein gefüllter Flaschen. Eine köstliche Gabe h.ckte» die Genossen jene» „Nütlil'undcS" (Künstler, G>ledrte. Scbr sl- steller — die hier ansässigen wie die auSmättigen), welchen Fontane seit reffen Begründung vor bald 10 Jahren an- gedört, dargebracht: rin Albuin in kunstvoll grpreßt-m Leder- Umschlag, da» die photogiaphischeu Bildnisse aller Mitglieder und noch Manches außerdem enthält. Adolf Menzel, daS älteste derselben, hatte eine Titelzeichnnng beigeftigt, — eine der sinnigsten und schönsten, die je von ihm entworfen wurden. Paul H yse, gleichfalls ein Rütligenoss', gab seinem Ackvniß handschriftliche humoristische Verse bei. Bei Otto Roqnelle's Vilvniß lag ein Blättchen mit diesen BerSzeilen: „Und ob ihr Jahre zählt und wägt — WaS wollen Jahre sagen. So lang da» Herz noch liebend schlägt. Wofür rS einst gr ichlage»." Bl»me»sendu»gen von jeder Art in Töpfen, Vale» und Körbe», Pokale, Schrcibemappen, gesammelte Stiche undRavi- rungen, Landkarten, Prachtwerke. — alle» da» und viel Andere» noch, häufte sich aus allen Möbeln jener von P. Heyse charak- terisirten „trauten Zimmer, so prunkloS bürgerlich „och beut, säst w>e zur 18er Zeit". Bo» dem Gefeierten, seiner Gattin, dem jüngsten Sobne, der Tochter »nd Schwiegertochter mit unwidersteblicher Freundlichkeit dazu genvlbiq», ließ sich jeder neue Gast sür kurze Zeit an der reich besetzten Ftttbstückö- tasel nieder, um em Gti» aus de» Geburtslag-kinve« Wohl und noch lange», schassenskräftige» Lcb-n zn leeren. Ader wieder neu eintretcnde Besucher und Besucherinnen — Ex- cellenzen. wie General von Stnibberq. Oisinere. literarische College» und ibre Damen, Maler, Beamte, Bühnenkünstler und Künstlerinnen. Berliner und Prollinzbewohner. alte und junge Freunde VeS Manne«, dankbare Bewunderer de» Dichter» ließen die Tafelnden bald wieder ihre Plätze räumen, um Zeugen wieder neuer Begrüßungen zu sein.
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder